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Politischer Wortschatz

Verschwörungstheoretiker

03.06.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
In der Coronakrise macht ein achtsilbiges Wort politische Karriere, das vorher nur wenig in Diskussionen auftrat: Ver-schwö-rungs-the-o-re-ti-ker. Was bedeutet es, und wer verwendet es zu welchem kommunikativen Zweck? Eine linguistische Analyse.

Niemand bezeichnet sich selbst mit dem Wort, es ist eine abwertende Fremdbezeichnung und schreckt ab: „Ich glaube nicht“, meinte Ministerpräsident Söder in einer Talkshow (ARD 20. Mai 2020), „dass es Sinn macht, mit einem Verschwörungstheoretiker ein ernsthaftes Gespräch zu führen“. Die diskursive Abwertung wird auch deutlich in sonstigen Bezeichnungen für diese Personengruppe: „Spinner“, „Esoteriker“, „Rechte“ oder – so ein Online-Kommentar (TE 21. Mai: Die schalltote Kammer) – „Verschwörungstheoretiker ist das neue Nazi!“.

Nicht diskussionswürdig

Die kommunikative Funktion des Wortes ist also, bestimmte Personen und deren Meinung als nicht diskussionswürdig abzustempeln. In diesem Sinne meinte ein Leserbriefschreiber (ZEIT 28. Mai) zur aktuellen politischen Kommunikation über Corona:

„Die Bundesregierung hat es mit demokratischen Mitteln geschafft, die Medien gleichzuschalten [und] anderslautende Meinungsäußerungen als Verschwörungstheorien zu titulieren.“

Achtung: Verschwörung!

Warum haben Verschwörungs-theoretiker einen so schlechten Ruf? An der Wortform kann es nicht liegen; denn die nach demselben Muster gebildeten Rechts-, Sprach- oder Wissenschafts-theoretiker gelten als respektable Forscher. Bleibt der Unterschied im ersten Bestandteil dieser Wortzusammensetzungen (Komposita), hier: Verschwörung. Unter einer „Verschwörung“ versteht man im allgemeinen Sinn einen geheimen (früher unter Eid geschlossenen) Bund mehrerer Personen zur Erreichung eines gemeinsamen Zieles. Diese weite Definition macht es allerdings schwierig, „Verschwörung“ und „vertrauliche Absprache“ abzugrenzen. Zur Verschwörung im engeren Sinne gehört, dass der geheime Bund – wie es das Wörterbuch der deutschen Sprache von Jacob und Wilhelm Grimm (1905) formuliert – „feindselig gegen andere“ gerichtet ist und „einer bösen Sache“ dient.

ZEIT ZUM LESEN
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Die Verschwörung im Sinne „dunkler Mächte“, die sich in böser Absicht „gegen das Gute“ verbünden, ist ein schlagendes Argument, um den politischen Gegner als „Feind“ zu bekämpfen, ja zu vernichten: Während der Französischen Revolution wurde 1793 König Ludwig XVI. wegen „Verschwörung gegen die Freiheit der Nation“ (conspiration contre la liberté de la nation) hingerichtet. In der DDR gab es in den 1950er Jahren Todesurteile wegen „Verschwörung gegen die DDR“, und der Mauerbau 1961 wurde damit gerechtfertigt, „Westberlin [sei] das Zentrum der gesamten Verschwörung gegen die DDR“. Kurzum: Das Verschwörungsargument ist ein Kampfbegriff, der den Gegner – religiös gesprochen – zum „Teufel“ macht, der ausgetrieben werden muss.

Ein missverständlicher Begriff

Verschwörungstheoretiker sind keine Verschwörer. Aber was tun sie? Dem Wortsinne nach müssten sie – so wie der Versicherungstheoretiker die Risiken einer Versicherung modelliert – ein Erklärungsmodell für die Faktoren geben, welche eine Verschwörung auslösen und beeinflussen. Im tatsächlichen Sprachgebrauch meint Verschwörungstheoretiker aber „Personen, die Verschwörungstheorien vertreten und/oder verbreiten“.

ALLES LüGE ODER WAS?
Politische Intransparenz fördert Verschwörungstheorien
Dieser Wortgebrauch wird – ebenso wie der von Verschwörungstheorie – in der Wissenschaft häufig als „missverständlich“ kritisiert; denn der Begriff „Theorie“ beinhalte eine rationale Erklärung. Stattdessen solle man von „Verschwörungsfantasien“, „Verschwörungsmythen“ oder – bestenfalls – „Verschwörungsthesen“ sprechen und ihre Vertreter nicht als „Theoretiker“ bezeichnen, sondern „Anhänger“ oder „Gläubige“. Diese Kritik ist berechtigt, ändert aber nichts daran, dass sich das Wort Verschwörungs-theoretiker im Sprachgebrauch durchgesetzt hat: Bei Google hat es über zwei Millionen Einträge, die Alternativen Verschwörungs-anhänger bzw. -gläubige kommen nur auf einige Tausend.

Verschwörungstheoretiker für „Kampf gegen rechts“ gesucht

Trotz des missverständlichen Wortgebrauchs gibt es auch „echte“ Verschwörungstheoretiker, die sich analytisch mit Verschwörungen befassen, was im heutigen Deutschland in erster Linie heißt: Die (angebliche) Verschwörung von rechts. Seit 2015 führen Regierung, Sicherheitsbehörden und Medien einen intensiven „Kampf gegen rechts“, der auf dem Wege ist, zur Staatsdoktrin zu werden – wie einst in der DDR der „Kampf gegen den Faschismus“.

DER IDEELLE KREDIT SCHWINDET
Die schalltote Kammer
Verschwörungstheoretisch ist der „Kampf gegen rechts“ durchaus ernsthaft gemeint: So wurden beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) 400 neue „zivile“ (also nicht kampfeinsatzfähige) Stellen geschaffen, um Soldaten, die dem „rechten Spektrum zuzuordnen sind“, zu „finden und zu entfernen“ (O-Ton Bundeswehr). Das Ganze erinnert an Don Quijote, der mit eingelegter Lanze gegen Windmühlen galoppiert und vorher mit wohlgesetzten Worten begründet, dass es sich um eine Verschwörung vielarmiger Riesen handelt.

Don Quijote wird übrigens von seinem Wahn zu Ende des Romans geheilt. Die DDR blieb unheilbar: Sie endete 1989, nach vierzig Jahren und trotz ihres 1961 errichteten „antifaschistischen Schutzwalls“ (vulgo: Mauer), durch das eigene Volk, das die Regierung stürzte und dann abwählte. Erich Honecker, der langjährige Staatchef (1971–1989), sah das rückblickend anders: Es habe eine „internationale Verschwörung gegen die DDR“ gegeben. Noch ein Verschwörungstheoretiker!

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40 Kommentare

  1. „Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen.“
    JEDE UNERWÜNSCHTE KRITIK HAT ZU UNTERBLEIBEN !
    Es würde weniger Verschwörungstheorien geben, wenn wir eine Justiz mit mehr Biss hätten und das Trennungsgebot zur Politik beachtet würde!

  2. Ich würde mal Richard Sennett als Ausnahme nennen. Er ist zwar Soziologe und kein Aktivist, aber die NZZ schreibt z.B. in einer Rezension: „ …Hauptverantwortlich dafür seien drei Faktoren: erstens eine fortschreitende soziale Ungleichheit, zweitens ein Wandel in der Arbeitswelt und drittens eine zunehmende psychische Neigung zum Rückzug. Die ersten beiden Thesen vertritt Sennett in politisch dezidiert linker Manier.„

  3. Die CIA hat diesen Kampfbegriff politisiert. Es sollen Menschen damönisiert werden, ohne das näher begründen zu müssen oder auf deren Argumente einzugehen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Ohne Einlassung (zur Sache) ist das Ganze nicht justiziabel.

  4. „Verschwörungstheoretiker“ sind einfach schrecklich — vor allem die, die immer noch glauben, dass sich 2001 19 Flugzeugentführer verschworen haben, um das World Trade Center anzugreifen, oder die, die denken, dass sich jetzt gerade die Bevölkerung gegen die Coronamaßnahmen verschwört…

  5. Der Begriff Verschwörungstheorie (conspiracy theory) ist ein von der CIA, im Zusammenhang mit der Ermordung Kennedys, in die Welt gesetzter Kampfbegriff der Zweifler an der Einzeltäterschaft diskreditieren sollte. Weil die CIA selbst unter Verdacht geriet in den Fall involviert zu sein, stellten sie Zweifler an der offiziellen Version als nicht ernst zu nehmende Spinner hin.
    Der Begriff ist keinesfalls missverständlich. http://www.jfklancer.com/CIA.html

  6. Das war doch sonnenklar: nachdem „Nazi“, „Rassist“,“ Klimaleugner“, „Coronaleugner“ kaum noch ernsthaft Aufmerksamkeit erregen können, muss es nun der „Verschwörungstheoretiker“ oder auch „Aluhut“ als Steigerung (obwohl die meisten Menschen damit gar nichts anfangen können, aber es hört sich gut an) sein, mit dem Kritiker des Regierungshandelns, oder noch schlimmer Merkel-Kritiker abgekanzelt werden, und zwar schon dann , wenn sie nur die einfache Frage nach der Sinnhaftigkeit z. B. bestimmter Coronarestriktionen fragen und daran erinnern, doch den Grundrechten wieder Wirkung zu verschaffen. Wir dürfen gespannt sein, was als Nächstes an Steigerung kommt, der Fantasie sich offensichtlich keine Grenzen gesetzt.

  7. Und wer ist der Erfinder des Verschwörungstheorie? Der Sozi!
    Die Sozialisten wissen schon seit Urzeiten, wer an Armut, gutem Wetter, Fußpilz und sonstigen Ungemach auf der Welt verantwortlich ist:
    Die Wallstreet, die Hochfinanz, die Industrie, die Kapitalisten!

  8. Was ist die Kern-Intension der neuen Diffamierungs-Welle? Ganz einfach:
    – Erhalt des Deutungsmonopols
    – Vermeidung von Konkurrenz

    Wenn sich immer mehr Menschen außerhalb der GEZ/ Mainstream-Filterblase bei tichy, telegram etc. informieren, dann passiert folgendes:
    – Widersprüche werden für diese Menschen sichtbar
    – Einnahmen / Zuschauer (rechtfertigen sowohl GEZ als auch Werbeplätze) sinken

    Die Prio ist daher:
    – Möglichst viele Menschen weiterhin in der Mainstream Filterblase halten
    – Niemand soll sich mit als „VT“ gelabelten Inhalten (!!) beschäftigen.

    Für Mainstreamhörige, die blind vertrauen, dass die VTs (pauschal) böse und gefährlich sind, glauben dies und wollen mit VT-Inhalten bei „verbotenene“ oder „rechten“ Seiten nichts zu tun haben.

    Natürlich funktioniert dies immer weniger, aber für meinen GEschmack könnte dieser Prozess schneller ablaufen!

    Telegram > Mainstreamhörigkeit pdf zeigt dies ganz gut.

  9. Die Verschwörungstheoretiker und Coronaleugner haben doch tatsächlich behauptet unsere unbrauchbare Regierung würde wegen Corona unsere Wirtschaft lahmlegen und Ausgangs- bzw. Kontaktsperren für die Menschen anordnen.
    Wie wurden diese Leute wegen dieser angeblich unhaltbaren Verleumdung und bösartigen Unterstellungen deshalb von den Corona-Lügnern, der Politik und der L-Presse diffamiert und beschimpft.
    Und wie ist es gekommen ?

  10. Das Wort „Verschwörungstheoretiker“ ist heutzutage stark verwässert. Da werden Leute, die berechtigte Kritik an die Politik äußert mit den Spinnern zsm geworfen, die meinen Stimmen zu hören, weil Aliens und der Geheimdienst Sender in ihrem Kopf verpflanzt haben.

    Das ist auch der Sinn und Zweck dieses Wortes: Wer an der Politik zweifelt, kann ja nur verrückt sein.

    Allerdings ist selbst dieser Sinn obsolet, wenn man sich anschaut welch linke Verschwörungen kritiklos zugestimmt wird, wo das Patriachat Frauen unterdrückt, böse weise Männer die Afrikaner hungern lassen und ominöse rechte Trolle im Netz ihre dubiosen Geschicke lenken.

  11. HINZU kommt hier ja auch noch, dass der/die „Verschwörungstheoretiker“ gerade anfangs auch immer -mal mehr oder weniger- zusammen mit Rechte, Rechtsextreme, die AfD, Pegida, Identitäre uäm genannt wurden und das dann auch daher der/die „Verschwörungstheoretiker“ als etwas ganz schlechtes und böses standen.

  12. Eine sehr naheliegende Frage ist, wie es sich denn mt den Verschwörungspraktikern verhält. Die werden leider bisher nicht so genannt. Angefangen von der Hannover Konnektion, die auf durchaus nicht gerade demokratische Weise Einfluss auf so manche Postenbesetzung genommen hat. Muss man das nicht eigentlich auch als Verschwörung bezeichnen. Oder, dass es erstaunlich viele Personen aus dem SED Stasi Umfeld weit im politischen Aperat aufgestiegen sind. Sind das „nur“ Seilschaften oder duch ehr eine Verschwörung? Überhaupt, wenn eine Verschörung (im weitesten Sinn) an die Öffentlichkeit kommt. Dann bingt man am besten eine weit übertriebene Variante mit leicht zu widerlegenden Elementen im Umlauf. Dann widerlegtman die absurde Variante und sagt dann das alles wären absurde Verschwörungstheorien.

  13. Begriffe können aber auch kippen und sich ins Gegenteil verkehren. Dann ist man „in“ wenn man ihn für sich anwendet. Kommt noch.

  14. Soll ich erklären, was eine Verschwörungstheorie ist? Das hat mit „links“ und „rechts“ nix zu tun. Also z.B. die Geschichte von Mondlandung, Kennedy-Mord, Barschel, Oktoberfestbombe, Amri, Charly Hebdo, egal. Also, schon von anderen oben genannt, Kennedy wird erschossen, ein Selbstmord wird ausgeschlossen. Es wird daraufhin ein Verdächtiger festgenommen, der selbst sagt, er war es nicht. Der Verdächtige wird kurz darauf erschossen, von irgendjemandem. Der Täter soll ein Nachtclubbesitzer gewesen sein, spielt keine Rolle, Motiv mehr oder weniger unklar. Dieser Mörder wird auch erschossen, auch kurz darauf. Also, zumindest ist die Theorie der Polizei, das der erste, Oswald, der Täter war, nicht mehr ganz hundertprozentig zurück zu verfolgen, denn er ist tot, sein Mörder auch. Egal, also die Behörden betrachten den Fall als geklärt, der eine, Oswald, war der Mörder. Im übrigen verschwinden, unbestritten, viele, ich glaube sogar mehrere Millionen beschriebene DIN-A4 Seiten Ermittlungsmaterial in irgendwelchen Bunkern der amerikanischen Geheimdienste, die ansonsten nur der Präsident, ich glaube nicht sehen, zumindest aber kontrollieren darf.

    Gut. Schwenk in die Gegenwart. Hier beginnt unsere Verschwörungstheorie:

    1. Eine Person, z.B. ein Bürger, von mir aus in Deutschland, bildet sich die Meinung, dass er die Darstellung der Behörden bzgl. des Kennedy-Mords so nicht glaubt. Wer der wahre Schuldige ist weiss er allerdings auch nicht. Er äußert diese Zweifel in einem Leserbrief, Internetforum oder Stammtisch.

    2. Nun kommt unser „Experte“. Er ist „Experte“, der seit vielen Jahren an der Uni Duisburg, Erlangen, Tübingen, Witten-Herdecke oder ganz egal wo über Verschwörungstheorien (u.ä.) forscht. Er schreibt ein Buch und wird im Radio interviewt. Er übernimmt die Zweifel unseres Bürgers an der behördlichen Darstellung des Kennedy-Falles und verwandelt sie in eine sogenannte Verschwörungstheorie, an die der Bürger angeblich glaubt. Damit…

    3… ist vorerst der „Experte“ selbst der Urheber der Verschwörungstheorie, denn der Bürger hatte keine Theorie geäußert, lediglich angemeldet, dass er die Version der Behörden/ Polizei nicht glaubt. Auch von einer Verschwörung hatte der Bürger nichts gesagt, höchstens die Verbreiter der behördlichen Darstellung als nicht glaubwürdig eingeschätzt.

    4. Der Experte beschäftigt sich fortan nicht mehr mit dem Fall, oder der Verschwörungstheorie und ihren Hintergründen. Womit er sich beschäftigt ist die psychische und seelische Verfassung des Bürgers, dem er die Verschwörungstheorie in den Mund gelegt hatte. Der hatte Zweifel an einer offiziellen Darstellung geäußert, worauf ihm der „Experte“ eine Anfälligkeit für Verschwörungstheorien attestiert, die in aller Regel daraus resultiert, dass es sich bei diesem Bürger um eine labile Persönlichkeit handelt, die mit der heute sehr komplexen Wirklichkeit nicht mehr zurechtkommt, Ängste und Ohnmachtsgefühle entwickelt, und sich daher nach einfachen Antworten für komplexen Fragestellungen sehnt. Diese findet er bei bösen, dunklen Mächten, die bevorzugt im Internet nach solchen leichtgläubigen Gemütern suchen um ihnen einen „Resonanzraum“ unter Gleichgesinnten anzubieten. Wer verbreitet also jetzt hier eine Verschwörungstheorie?

    Nun ist häufig das Gegenteil der Fall. Beispiel: Die „Behörden“, beispielsweise, oder Polizei, Regierung, Presse lassen verlautbaren, das ein derartiger „Fall“ gelöst sei, Täter und Motiv seien bekannt (der vorgebliche Täter am liebsten tot, durch das versehentliche Verlieren seines ungefälschten Personalausweises am Tatort aber einwandfrei identifizert). Dies ist nicht im geringsten „komplex“! Hier sind Behörden, Polizei, Regierung, Presse die Verkünder der „einfachen Antworten“. Die Komplexität wird erst durch diejenigen aufgedeckt, die Ungereimtheiten ansprechen. Nochmal: Die Erläuterung von Ungereimtheiten zu fordern, hat nichts zu tun mit dem Erfinden einer Verschwörungstheorie. Das eine schließt das andere nicht aus, aber erst mal liegt der Ball bei der Partei, die die Ungereimtheiten zu erklären hätte. Weigert diese sich nun, oder verstrickt sich in Widersprüche, dann ist die Grundlage gelegt, auf der dann meinetwegen Verschwörungstheorien entwickelt werden können. Danach erst geht es dann um die Frage: ist die jeweilige Verschwörungstheorie denn richtig oder falsch?

    Unseren „Experten“, fechten diese Probleme nicht an. Auf die Ungereimtheiten eingehen muss er nicht. Die „komplexe Wirklichkeit“ erklären kann uns der „Experte“ leider auch nicht. Das wird von ihm auch nicht verlangt. Es genügt, dass er erklären kann, dass der einfache Bürger diese nicht versteht.
    Behördliche Darstellungen, offizielle Stellungnahmen, Pressemitteilungen oder Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Medien kritisch zu hinterfragen hält der Experte sowieso nicht für nötig, denn diese verlautbaren ja die Wahrheit.

  15. Die Begriffe nutzen sich ab – die Probleme bleiben in Amt und Würden. Mittlerweile werden die Gerichte durch Extremisten unterwandert.

    Wer glaubt, dass das gut geht, der ist KEIN Verschwörungstheoretiker, sondern ein „Klatschhase“ wie er als Spiegel-Leser gesucht wird. Bitte Abo abschliessen, denn irgendwann ist das Augstein-Erbe aus dem Fenster geworfen . Und nicht nur das …

  16. Wem darf man denn auf gar keinen Fall eine Verschwörung unterstellen?

    • Den Herren Harbath und Haldenwang, denen würde das gar nicht in den Kram passen.

  17. Als Wissenschaftler habe ich grundsätzlich Respekt vor jemandem, der eine Hypothese formuliert, denn sie könnte sich bestätigen. Deshalb lehne ich den Begriff Verschwörungstheoretiker ab. Allerdings gibt es auch Leute, für die es keinen wie auch immer gearteten Unterschied zwischen Hypothese und direkter Beobachtung bzw. Tatsachenfeststellung gibt, und mit denen jeder Dialog über Realitätsprüfung extrem anstrengend wird (selber z.B. schon mit „Chemtrail“-Proponenten erlebt). Zu diesem Spektrum gehören „Rechte“ wie „Linke“ wie auch die sogenannte „Mitte“, und meiner Schätzung nach umfasst es größenordnungsmäßig mindestens etwa die Hälfte der Bevölkerung.

    Für mich ist es dabei grundsätzlich erst mal nicht relevant, ob die Abkürzungen des Denkprozesses zu übertrieben pessimistischen (Verschwörungstheorien und Weltuntergangsprophezeiungen) oder übertrieben optimistischen Zukunftserwartungen („Flüchtlinge sind eine Bereicherung“, „Corona ist eine harmlose Erkältung“) führen. Wenn jemand offensichtlich nicht im Ansatz willens ist, Pro und Contra gegenüber zu stellen, dann ist der Respekt, den man ihm entgegenbringen kann, derjenige gegenüber einem Kind.

    Es ist allerdings erschreckend, zu beobachten, dass viele derer, die sich im öffentlichen medialen Diskurs in besonders lauter Weise intellektualisierender Ausgrenzungen befleißigen, selber offensichtlich nicht mal der elementarsten Denktechniken mächtig sind. Und da reden wir dann doch leider auffällig oft vom eher linken Gesinnungskreis.

    Da muss ich ehrlich sagen, liegt mir ein Idiot mehr am Herzen, der eine einfache, wenn auch irrtümliche Behauptung vertritt, als ein Idiot, der seinen Mangel an Substanz mit heuchlerischer Rethorik aus Klasse 12 Gemeinschaftskunde bedeckmänteln möchte.

  18. Eine uralte Verschwörungstheorie, die im deutschen Sprachraum wohl jeder kennt:

    Geld regiert die Welt.

  19. Der „Verschwörungstheoretiker“ soll mit dieser Benennung außerhalb des Diskussionsfähigen gestellt werden, ein bißchen der Lächerlichkeit preisgegeben, ohne dass es eine Notwendigkeit gibt, auf seine (spinnerhaften) Argumente einzugehen. Und tatsächlich gibt es Menschen, deren Denkweise zu bestimmten Themen so absurd ist, dass dieser Wertung vermutlich eine große Mehrheit zustimmen würde. Der Begriff wird aber gerne eingesetzt, um Menschen als nicht zurechnungsfähig darzustellen, die Fragen stellen, die weder gestellt noch beantwortet werden sollen, am besten nicht mal gedacht, z.B. wenn es um verborgene Interessen und Absichten von Akteuren in der politischen Debatte geht. Wie ist jemand genannt worden, der 2012 behauptet hat, dass sich die Geheimdienste der „Five Eyes“ verbündet haben mit dem Ziel, möglichst die Kommmunikation der gesamten Welt abzuhören und auszuwerten?

  20. Es gibt unter Verschwörungstheoretiker noch Untergruppen, die die Verschwörungstheoretiker in bestimmte Segmente einteilt. So sei als Beispiel der Klimaleugner oder Umweltsau, wie aus dem netten Lied der Staatsfunke WDR.

    • Ach, das lässt sich alles unter dem Begriff Endsieg-Leugner zusammenfassen. In der milderen Form heißtdas dann Endsieg-Zweifler. Der Begriff hat sich zwar in der Öffentlichkeit noch nicht durchgesetzt, aber eigentlich beschreibt er sehr treffend was gemeint ist.

  21. Heute gab (und gibt es immer noch) bei n-tv (online) eine interaktive Karte über die aktuelle Coronavirus-Lage. Dort konnte man mit dem Cursor auf seinen Landkreis ticken und schon erfuhr man, wie hoch die Zahl der aktuellen Neuinfektionen (innerhalb von 7 Tagen) pro 100.000 Einwohner ist. In meinem Landkreis war die Zahl 0,4. Da mein Landkreis etwa 300.000 Einwohner hat, bedeutet das rechnerisch, dass sich 1,2 Menschen neu infiziert haben. 1,2 BEI CA. 300.000 EINWOHNERN!!! Und dafür werden hier Maßnahmen an Schulen, Unis, in Vereinen, in der Wirtschaft, im gesamten gesellschaftlichen Leben durchgezogen, die einfach nur kompletter Irrsinn sind. Man müsste schon mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn man annähme, dass es bei dem, was wir gerade in Deutschland erleben, um den Coronavirus geht. Für mich ist jeder, der NICHT an diesbezügliche „Verschwörungstheorien“ glaubt, ein Ignorant.

  22. Der Verschwörungstheoretiker ist der Nachfolger vom Nazi und dem „HassUndHetze Bibabutzemann“. Darüber darf dann bei Maischberger, Will und Konsorten mit den üblichen Verdächtigen „diskutiert“werden.

  23. „Verschwörungstheorie“ ist ein Kampfbegriff, der von der CIA im Zusammenhang mit Ermittlungen zum Mord an J. F. Kennedy in Umlauf gebracht wurde:

    „Im April 1967, nachdem in dem von Staatsanwalt Jim Garrisson in New Orleans angestrengten Prozess um den Kennedymord erstmals die Geheimdienste ins Visier der Justiz gerieten, sandte die Abteilung für psychologische Kriegsführung ein Memo an alle CIA-Stationen.

    In diesem Schreiben wurden Hinweise gegeben, wie mit Kritikern umzugehen sei und der bis dahin gebräuchliche Beriff ‚Assassination-Theories‘ (Attentats-Theorien) durch ‚Conspiracy-Theories‘ ersetzt. Das bis dahin neutrale Wort „Verschwörungstheorie“ wird zu einem Kampfbegriff umgemünzt und Kritikern unterstellt, dass sie als ‚Verschwörungstheoretiker‘ allein aus staatsfeindlichen und/oder kommerziellen Gründen unterwegs sind.“

    http://taz.de/Kommentar-50-Jahre-Kennedy-Mord/!5054431/
    http://www.realhistoryarchives.com/collections/assassinations/jfk/cia-inst.htm

    • Interessanter Link zur TAZ. Ich frage mich allerdings, ob der Autor des Artikels von 2013 das heute nochmal so schreiben würde, da das, was er hier den „Rechten“ (CIA) unterstellt, also die Begriffsumdeutung zum Zweck der Diskreditierung, mittlerweile zu einer festen Strategie der „Linken“ geworden ist. Offensichtlicher könnte man ja nicht im Glashaus sitzen.

  24. Da Nazi und Rechtsextremer ja schon für die politischen Demonstrationen verbraucht und ausgelaugt waren, musste ein hinreichend verachtendes Wort für diese Menschen gefunden werden. Pack war auch schon besetzt, also warum nicht „Verschwörungstheoretiker“. Das Wort erzeugt genug und den Framinganweisungen entsprechend Angst und drückt gleichzeitig aus, dass es sich wiederum um Menschen außerhalb der normierten Gesellschaft handelt. Demonstrationen im herkömmlichen Sinne, gibt es nur noch bei den Linken, den Aktivisten, der Antifa, die als einzige klammheimlich Verbündeten der Anspruch gemäß Versammlungsrecht zugestanden wird; auch wenn danach die Stadt brennt.

  25. Hinterzimmer Politik ist eine Verschwörung.

  26. Der Begriff „Verschwörungstheoretiker“ wurde von der CIA nach der Ermordung von JFK in den MSM „erfunden“ und verbreitet, weil schon nach kurzer Zeit die Mehrheit der Amerikaner nicht an das Märchen von Oswalds Alleintäterschaft glauben wollte. Zu diesem Zeitpunkt waren die US-Medien bereits weitgehend von der CIA infiltriert worden. Der durchschlagende Erfolg dieser Kampagne diente als Blaupause für zahlreiche weitere Verschwörungen der US-Nachrichtendienste. Das Muster blieb gleich und wurde von anderen Staaten übernommen: Wer immer der staatlich verordneten „Wahrheit“ (Lüge) widersprach, wurde zum „Verschwörungstheoretiker“ erklärt.

  27. Abweichende Meinungen und Erklärungen nicht in Betracht zu ziehen, sondern von vornherein abzulehnen, bedeutet nichts weiter, als die Borniertheit zum Prinzip zu erheben – bei Söder nicht überraschend, für Journalisten und Wissenschaftler ein Armutszeugnis. Wer nicht das Unwahrscheinliche und manchmal auch das vermeintlich Absurde zumindest in Betracht zieht, gibt die geistige Unabhängigkeit und Offenheit, die Voraussetzung neuer Einsichten ist, auf, und bewegt sich nur im Spiegelsaal seiner vorgefassten Meinung. Nicht wenige der großen Ideen beruhten auf dem Mut, das scheinbar Undenkbare zu denken.

    • Nennt sich auch „Gedankenexperiment“. Was, wenn die Erde wirklich eine Scheibe ist/wäre und es Bielefeld gar nicht gibt/gäbe?

  28. Wenn ich von jemanden als Verschwörungstheoretiker bezeichnet werde fühle ich mich geehrt. Wohlwissend dass die irrigen „Verschwörungstheorien“ wirklich zumeist von Idioten mit kruden Vorstellungen vertreten werden.
    Geehrt weil komischweise alle „Theorien“ an die ich selbst „gelaubt“ habe(wenige in der Zahl) sich früher oder später als weitestgehend wahr herausgestellt haben.
    Geehrt weil die Bezichtiger selbst den vermeintlich dummen Verschwörungstheoretikern in punkto Minus-Intelligenz meist selbst in nichts nach stehen.

  29. Für mich ist es eine Verschwörungstheorie, dass unser westlicher Lebensstil für Klimawandel, Artensterben und Umweltprobleme verantwortlich ist.

    Das Hauptpreblem ist und bleibt aber die Überbevölkerung der Erde.

    Bei einer Biokapazität der Erde von 11,8 Milliarden gha können auf dieser Erde, bei einigermaßen gerechter Verteilung der Ressourcen, nachhaltig leben:
    1. Zwei Milliarden Menschen auf unserem Niveau (6 gha / Person)
    2. Zehn Milliarden Menschen auf dem Niveau eines der 250.000 Slums (1 gha / Person)

    Aber die Verschwörungstheoretiker wollen uns einreden, dass auf dieser Erde bald 10 Milliarden Menschen gut leben könnten, wenn wir uns nur einschränken würden.

    Wobei ich keinesfalls der Verschwendung das Wort reden will…..

    #BirthControlForFuture

    • Bezüglich Überbevölkerung bin ich genau Ihrer Meinung. Ob man die Auswirkungen allein dem „westlichen Lebensstil“ anlasten möchte, ist sicher diskussionsbedürftig. Tatsache ist aber, dass wir durch unseren vergleichsweise hohen Ressourcenverbrauch zu einem guten Teil zum Artensterben und zu Umweltproblemen beitragen. Daneben natürlich auch noch die Chinesen mit ihrem TCM-Hokuspokus, Brasilianer mit ihrer Landgewinnung, etc. pp. Aber das entwertet ja auch nicht das Überbevölkerungsargument, sondern im Gegenteil, stützt es!

  30. Das sind doch alles nur Bezeichnungen, Bewertungen und Stempel welche aus einem Mangel an einer fundierten Argumentation verwendet werden. Wer in der Sache gut aufgestellt ist und mit guten Argumenten vortragen kann, benötigt diese Form nicht.
    Persönlich wird nur der welcher sachlich nicht kann. Aber es passt in das Gesamtbild.

    • Wenn es nur ein Mangel an einer fundierten Argumentation wäre. Es geht auch immer darum, diese Gruppe von den „normalen devoten Bürgern“ zu separieren und zu verachten. Devide et impera.

  31. Wenn die Nazi-Keule ihre Wirkung verfehlt, wird halt das neue Zauberwort „Verschwörungstheoretiker“ gegen (meiste Rechte) Kritiker eingesetzt. Ich sage klar: Es gibt keine Verschwörungstheoretiker. Es gib nur Leute, die eine Meinung haben – wenn sie auch komplett absurd sein mag. Ist es nicht ein Menschrecht, eine eigene Meinung zu besitzen?

  32. Ich habe mit Verschwörungstheorien wenig am Hut außer dem üblichen Amigo-System in Politik und Co.
    Aber mir ist es lieber, jemand glaubt an das Reptilienmonster von Aldebaran als er glaubt weiterhin an Tagesschau und Co.
    Beim Reptilienmonster von Aldebaran kann ich nicht überprüfen, ob es stimmt. Bei Tagesschau und Co habe ich schon öfters überprüft, ob es stimmt.
    Die Wahrheitswaage schlägt hier eindeutig zu Gunsten von Aldebaran aus.

    • Das würde Uli Gellermann mit „Die Macht um Acht“ glatt unterschreiben.

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