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Fußball-Bundesliga: Die Pleite könnte trotz Geisterspielen noch kommen

09.05.2020

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Ära der Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga beginnt am 16. Mai. Mit dieser ungewollten Realität kann sich des Deutschen liebster Sport vor dem Aus retten - vorerst. Denn ein Ende der Pandemie ist noch lange nicht in Sicht.

Nach 66 Tagen Zwangspause werden die 36 Clubs der ersten und zweiten Bundesliga ihre Geisterspiel-Tortur wieder beginnen. Leere Ränge, Quarantäne, unzählige Coronatests und Disziplin aller Beteiligten werden bis Ende Juni dafür sorgen, dass der Profifußball in Deutschland nicht vor die Wand fährt. Vorerst ist des Deutschen liebsten Kind gerettet. Als erste Profiliga weltweit wird der Betrieb wieder aufgenommen. Das medizinische Konzept hat die Politik und die Gesundheitsämter überzeugt und dient auch als Blaupause für alle anderen Wirtschaftsbranchen in Deutschland und die anderen großen Profiligen in England, Spanien oder Italien. Die Bundesliga verzichtet ganz auf Staatshilfen, finanziert die zahlreichen Tests, Überwachungen und Organisation aus der eigenen Tasche und rettet mit diesen akuten Maßnahmen mindestens 13 der 36 Clubs vor der Insolvenz. Denn mit der letzten Instanz “Geisterspiele” ist garantiert, dass die letzte von vier Raten aus dem Fernsehvertrag für diese Saison noch zur Auszahlung kommt. Die Rede ist von knapp 225 Millionen Euro.

Nur kurzfristige Gedankengänge bis Ende der Saison

So weit so gut. Es werden nach Beendigung der Saison die Antworten fehlen, wie es im schlimmsten Fall der Fälle weitergehen wird. Geisterspiele bis Ende des Jahres, Geisterspiele für die kommenden Jahre? Bis Ende der Spielzeit 2020/21 werden nochmals knapp 1,3 Milliarden Euro aus dem bestehenden TV-Vertrag an die Vereine ausgeschüttet. Große Teile dieser Gelder sind bei zahlreichen Clubs schon jetzt fest verplant in Spielergehälter, Schuldentilgungen oder Transfers. Doch ein weiteres Bangen und Hoffen auf die tatsächliche Überweisung der TV-Gelder, wie nun im Mai nach dem Stopp des Spielbetriebs beispielsweise bei einer zweiten Welle der Pandemie können sich die angeschlagenen Clubs nicht mehr leisten. Schon jetzt müssen sie die Gürtel enger schnallen, schon jetzt müssen sie Spielergehälter nach unten anpassen und ihre Kader verkleinern. Im Sommer laufen mehr als 400 Spielerverträge aus. Die Chancen auf einen Arbeitsplatz sind mit Corona gesunken.

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Obwohl die Medienpartner weiterhin auf die Übertragung der Geisterspiele nicht verzichten werden, stehen die Clubs vor anderen schwerwiegenden Problemen. In der Regel starten die Profivereine im Mai jeden Jahres mit dem Saisonkartenverkauf und müssen diesen nun erst einmal aussetzen, denn Planungssicherheit gibt es in Zeiten von Corona nicht. Das trifft vor allem die kleineren Vereine, bei denen der Anteil des Ticketings im Gesamtbudget höher ist als beispielsweise bei den Großclubs aus München, Dortmund, Gelsenkirchen oder Mönchengladbach. Aus dem DFL-Wirtschaftsreport 2020 geht hervor, dass alleine in der Bundesliga 520 Millionen Euro aus dem Ticketverkauf eingenommen werden.

Eine unbekannte Größe bei Fortdauer der Geisterspiele ist auch das Sponsoring, das immerhin im Schnitt 21% des Gesamtbudgets der 36 Clubs ausmacht. Das Sportsponsoring zwischen Club und Unternehmen beinhaltet neben klassischer Bandenwerbung auch Business-Seats, Logen oder sonstige PR-Auftritte bei den Heimspielen. Rund 80% der Werbekunden in der Bundesliga fehlen bei einem “Versammlungsverbot” in den Bundesligastadien und das wirkt sich auch auf die Summen aus, die von den Vereinen oder ihren Vermarktern aufgerufen werden.

Sponsorensuche bereitet Probleme

Der Lock Down hat auch die deutsche Wirtschaft in Schockstarre versetzt – mit entsprechenden Wirkungen ins Sportsponsoring. Jüngstes Beispiel ist der Ausstieg von Volkswagen Nutzfahrzeuge beim Traditionsverein Hannover 96 nach mehr als 13 Jahren. Schon jetzt ist klar, dass zahlreiche Sponsoren ihre zum 30. Juni 2020 auslaufenden Verträge aus finanziellen Gründen nicht verlängern können. Für Clubs und deren Vermarkter brechen harte Zeiten an. Seit Monaten ist Borussia Mönchengladbach auf der Suche nach einem neuen Trikotsponsor, nachdem die Postbank bekanntgegeben hat, dass sie nach dieser Saison aus wirtschaftlichen Gründen das Engagement beenden muss. Das Unternehmen zahlte pro Spielzeit rund 6,5 Millionen Euro. Diese Summe wird den Rheinländern fehlen, denn einen neuen Trikotsponsor haben sie bisher noch nicht gefunden. Die Beispiele für eine bisher erfolglose Suche nach Sponsoringgeldern könnte endlos fortgesetzt werden.

Geisterspiele retten keine 56.000 Arbeitsplätze

TE 06-2020
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Profifußball mit Fans ist auch das Salz in der Suppe für die lokale Wirtschaft. An der Bundesliga hängen etwas 56.000 Arbeitsplätze. Caterer, Gastronomie, Zulieferer, Hotels, Gewerbe oder öffentlicher Verkehr. Mit der Fortsetzung von Geisterspielen würde es auch hier zu keiner Entspannung kommen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, doch ein Ende der Krise ist noch nicht in Sicht. Bundesliga-Fußball vor leeren Rängen rettet einige Vereine kurzfristig vor der Insolvenz, doch sonst hat der Entscheid für die Geisterspiele eigentlich nur Verlierer: Die Fußballfans, die TV-Anstalten, Sponsoren, Vereine und ihre Spieler.

Einzig Christian Seifert ist aus der Krise als Gewinner hervorgegangen. Wie der Geschäftsführer der DFL das Schiff Bundesliga durch die Irrungen und Wirrungen der vergangenen Wochen und Monate gelenkt hat, war vorbildlich. Eloquent, ehrlich und kommunikativ hat er sich als Retter des Milliardengeschäfts entpuppt, aber gleichzeitig den Finger gehoben, dass der Profifußball in Deutschland einen weiteren Crash nicht überleben werde. Der 50-jährige Badener weiß, dass Geisterspiele vorerst nur dafür sorgen werden, dass einige Clubs nicht kollabieren. Er weiß aber auch, dass Geisterspiele in den kommenden Monaten für den nächsten finanziellen Crash sorgen können. Die von ihm ins Leben gerufene Task Force “Zukunft Profifußball” soll es richten. Das Credo: Ohne Starallüren, Überheblichkeit und mit viel Vernunft. Sonst droht die nächste Pleite. Die Ideelle. Und dann hätte das Produkt Bundesliga sein Haltbarkeitsdatum überschritten. Das Opium fürs Volk hätte ausgedient.

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27 Kommentare

  1. Zweikampf und Kopfballduell werden zum üblen Foul und mit glatt Rot bestraft – und die Hälfte aller Spiele wird vorzeitig beendet, weil vor lauter Platzverweisen zu wenig Spieler übrig sind … 😉

    Scherz beiseite, ich freue mich auf – echten – Fußball mit „Nähe“, „dichter“ Atmosphäre – und Fans. Auf Alibi-Veranstaltungen verzichte ich lieber, alleine schon, um Druck zu machen, der gerne von DFL, Vereinen, Sponsoren etc .an die Politik weitergegeben werden darf …

  2. Jetzt ist auch durchgedrungen, dass die 3Liga ebenfalls Geisterspiele absolvieren sollen. Nur die Clubs haben nicht Milliarden wie einige andere Klubs der 1Liga und werden mit Sicherheit in die Insolvenz gehen. Es besteht der Verdacht, dass dies auch so gewollt ist. Vor allen bei den Ostclubs ist die Gefahr groß. Hinzukommt kein Spieler ist hundertprozentig fit egal ob 1 oder 3 und wenige Woche holen das fehlende Training nicht auf und somit sind schwere Verletzungen vorprogrammiert und können ein aus bedeuten. Das alles schert die Verantwortlichen nicht, haben Angst um die Millionen aus der Werbung. Dann müssen die Millionen keine Millionen verdienen sondern eine Null weniger.

  3. Was wär das schön, wäre der Wunschberuf afrikanischer Bereicherung Nummero Uno einfach vom Platz geweht von unserer Mary Flu.
    Gibt es eigentlich etwas was dieser Wundervirus nicht kann?

  4. Selbst gespielt habe ich bis 30. Natürlich in der Kreisklasse. Auf Asche überwiegend. Dann fielen die Wunden an meinen Händen (trotz Bodybuilder-Handschuhen) sowie die Schonhaltung aufgrund der eiternden Wunden an den Knien (trotz Radfahrerhosen ließen sie sich nicht vermeiden) meinen Kunden peinlich auf. Tennis usw. ist bis heute kein Ersatz. Mit anderen,total unterschiedlichen Jungs in der Kabine stehen und auf den Platz gehen – wunderbar! Es kam nie darauf an, wer du bist, wie viel Geld du verdienst, welchen Schulabschluss du hattest – es kam nur darauf an, wie gut du spielst!

    Bundesliga, CL oder EL schaue ich schon seit 8 Jahren nicht mehr. Sozialisiert in Zeiten eines schweigsamen Ernst Hubertys müsste ich den Ton abstellen, um das Geschrei der Männer und das dumme Geschwätz der Kommentatorinnen nicht mitzubekommen. Fachlich sind deutsche Fernsehkommentatoren unter aller Kanone. Kein Vergleich zu englischen. Ich sehe, was auf dem Platz passiert, ich brauche keine Bildbeschreibung. Eine fachliche Analyse fehlt, weil die Herren und vor allem die Damen das Spiel nicht lesen können. Dabei ist es nur Fußball.

    Die bereits angesprochene Langeweile ist ein Grund, Helene Fischer in der Halbzeitpause des Pokals ein weiterer, Vorberichterstattung, Eventbubble, all das. Der Einzug der political correctness kommt hinzu. Fischer von der Eintracht will keine AfD-Wähler, Tönnies-Bashing beim FC Meineid. Alles lächerlich. „Rassismus“ ist schlecht fürs Geschäft, das ist alles. Gegen den zynischen Kinderhandel mit bereits 11-jährigen hat hingegen keiner was.

    DFB-Spiele mag ich eigentlich nicht mehr, seit aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft „Die Mannschaft wurde“. Der Opportunist, der dafür verantwortlich ist, wird bestimmt noch Minister. Das haben Mama und Papa ihm beigebracht, wie das geht.

    Den Confed-Cup 2017 habe ich hingegen genauso gern geschaut wie Horst Hrubeschs letzten Auftritt mit seiner U19. Hrubesch ein Stadion-Held meiner Kindheit. Junge, unverbrauchte Spieler, die noch Lust haben. Toller Sport.

    Als Löw dann mit seiner Rentnertruppe auflief und Özil mitnahm, habe ich das Kapitel für mich abgeschlossen. Özil und Gündogan hätten niemals mitfahren dürfen. Ich habe kein einziges Spiel der WM gesehen und weiß nicht einmal, wer Weltmeister wurde. Kein Witz!

    Wer sich nicht alles für Fußball interessiert! Und mitreden will. Outet sich jemand als Stadiongänger, lasse ich mich auf das Gespräch ein. Kennt jemand Fußball aus dem Fernsehen, wechsele ich das Thema oder setze mich woanders hin.

    Mitglied in meinem Heimatverein sowie in meinem Herzensverein – unterhalb der 3. Liga – bin ich und bleibe ich. Spiele der ersten Mannschaft verbinde ich mit Besuchen bei Verwandten und Freunden. Die Spieler sind überwiegend Deutsche aus der Region, natürlich gibt es auch viele Spieler aus dem Ausland im Kader, die Stimmung ist überwältigend gut. Viele sehen es dort wie ich und schauen weder die Sportschau geschweige denn Kabelfernsehen. Der Fußball ist gut, wenn auch langsamer als der aus dem Fernsehen. Die Leidenschaft, die Taktik, die Spielidee – all das ist auf einem anderen Niveau als in den Neunzigern. Spektakuläre Ballverwertungen a la Götze im WM-Finale gibt es natürlich nicht. Muss man aber auch nicht haben.

    Die ersten drei Ligen werden ein Drittel ihrer Vereine in die Insolvenz entlassen. Konstrukte mit einem Hauptsponsor werden sterben.

    Vereine mit einer echten Fan-Basis könnten die Gewinner sein, wenn man politisch gegen die Fußball-Finanzierung aus den zwangsweise abgepressten Gebühren vorginge und diesen Wahnsinn endlich beenden würde.

    Vielleicht hätte das zur Folge, dass Fußball wieder ein Sport für deutsche Kinder und Jugendliche wird. Auf dem Dorf und in der Kleinstadt ist das noch so, in westdeutschen Großstädten regiert oft die Gewalt des Islams. Hier haben die Verbände seit 25 Jahren versagt. Gewalt gegen Spieler oder Schiedsrichter müssen mit Sperren von nicht unter einem Jahr bestraft werden. Gegen Zuschauer, die Spieler attackieren müssen – wie in Bayern üblich – überall Haftstrafen ohne Bewährung verhängt werden.

    Dann würden unsere Kinder und Enkel wieder den Fußball als Schule des Lebens kennenlernen, als ein Miteinander, als integrative Kraft, die soziale Unterschiede überwindet und Freundschaften schafft.

    • Sie haben alles gesagt, was ich eigentlich selber schreiben wollte. Danke dafür!
      Die „Radlerhosen“ hat meine Mutter jedoch selber genäht aus abgetragenen Trainingsanzügen, waren deutlich reibungsresistenter auf dem Hartplatz.
      P.S. FIFA*-Weltmeister 2018 ist übrigens das Land Frankreich geworden mit überwiegend Spielern von einem anderen Herkunfts-Kontinent; *muss man ja dazu sagen

  5. Es müssen Millionen an Menschen abstriche machen, dann halt auch der Fussball. Ich sehe darin keine Systemrelevanz, sondern eine Freizeitbeschäftigung. Viele müssen auf eine Nullstellung gehen.

  6. Profi-Fußball (mit Millionären als Akteuren) ist irgendeine Branche wie viele andere auch. Warum deswegen soviel Aufhebens gemacht wird ist mir schleierhaft. Selbst wenn 56.000 Arbeitsplätze dran hängen … an anderen wichtigeren Branchen hängen auch viele andere vor- und nachgelagerte Jobs.
    Wenn ein „Verein“ (eigentlich Wirtschaftsunternehmen Fußball) wegen ein paar Wochen ohne Einnahmen Pleite geht hat er wohl schlecht gewirtschaftet – so ist es bei anderen Unternehmen auch schon mal. Aber es gibt eben (zu) viele hochbezahlte „Funktionäre“ mit guten „Kontakten“ … die werden schon dafür sorgen, daß kein „Verein“ Konkurs anmelden muß …
    Die vielen Fifa-Funktionäre werden sicherlich gerne mithelfen, diese „Branche“ und die „Vereine“ am Leben zu erhalten … gerade die verdienen sich ja auch die Taschen voll und wollen das nicht missen.

    • Fußball hat sich eine gesellschaftsrelevante Position erspielt. Trainer und Spieler reden inzwischen wie Politiker. Herr Löw, wenn er nicht gerade popelt oder an seiner Imtimregion schnüffelt, geriert sich, wie ein Beauftragter der Regierung. Brot und Spiele sind die Säulen der Volksberuhigung/ -belustigung. Wobei man „Brot“ durch „Alkohol“ ersetzen kann.
      Trotzdem: Fussball kann meinetwegen weg. Braucht eigentlich kein Mensch, bis auf die, die davon fürstlich leben.

      • „Fußball hat sich eine gesellschaftsrelevante Position erspielt“
        Stimmt – weil es ungefähr das Gleiche ist wie Geld drucken …
        … und außer den „Akteuren“ und „Funktionären“ haben die ÖR-Medien und Zeitungen / Magazine kräftig mitgewirkt und andere (interessantere) Sportarten in den Hintergrund gedrängt, die man nur noch bei Pay-TV zu sehen bekommt (die andere Art der Abzocke).

  7. Ich bin kein Fussball-Fan. Als Junge war ich es mal, heute nicht mehr. Fussball als Zuschauer ist einfach nur Unterhaltung (aktiv betrieben ist es Sport). Wie Frauen-Catchen, Splatter-Filme oder Farbe beim Trocken zuschauen.
    Wenn ein Unterhaltungsformat nicht mehr funktioniert, werden sich 1.000 andere Ersatzformate finden.
    Fussball als Unterhaltung bleibt erhalten, wenn die Leute weiterhin Fussball sehen wollen. Dann bekommen die Spieler halt ein Gehalt mit ein paar Nullen weniger.

  8. Die Pleite des Profifussballs wird dann kommen, wenn die Brot-und-Spiele-Gesellschaft insgesamt an ihre Grenzen kommt. Das könnte schon bald der Fall sein. Bis dahin werden sinkende Werbeeinahmen den Vereinen mehr zusetzen als fehlende Zuschauer im Stadion.

  9. Falls es so käme, würden wohl erstmalig die Beliebtheitswerte der Regierenden nach unten korrigiert. Immerhin handelt es sich hier um des Deutschen liebstes Kind! Falls auch die BuLi (DFL) in der jetzigen Form in die Pleite marschiert, ist das dann allerdings vermutlich nur eine Branche von vielen, die gnadenlos abschmiert. Und sollten sich die Regierungs „FakeNews“ (heir bei Tichys bereits thematisiert) weiter verbreiten, wird es wohl doch noch schnell ungemütlich in Deutschland!

  10. Fragt sich ob man sich nicht auch darüber freuen sollte. Könnte man sich nicht von Fußball Millionären verabschieden? Von Clubs die Milliarden Umsätze machen? Wie wäre es mit effektiver Förderung des Breitensports? Wie wäre es, statt in 40 Tausender Stadien zu gehen, zum regionalen Club der Amateure? Klar hängen viele Arbeitsplätze auch am Fußball….aber der ist weit davon entfernt Systemrelevant zu sein. Für die Politik sieht das natürlich anders aus….Brot und Spiele….wenn der Deutsche sich als FAN nicht mehr auspowern kann, kommt er vielleicht auf die Idee sich mal für Politik zu interessieren….wie unangenehm für die Protagonisten.

    • Der Fussballfan wird sich nicht plötzlich für Politik interessieren sondern randalieren, laut werden, seine Frau verdreschen oder sich vor der Glotze alte Spiele ansehen. Er wird aufsässig, unzufrieden und faul. Und mag nicht mehr so gerne malochen gehen. DAS ist die Gefahr, die die Politik sieht.

  11. im „Covid-19 Organisations-Rundschreiben Sonderspielbetrieb“ steht, dass etwa „gemeinsames Jubeln, Abklatschen und Umarmungen“ zu unterlassen seien, „kurzer Ellenbogen- oder Fußkontakt ist erlaubt.“
    In einem Vollkontakt-Sport, in dem eh jeder jeden schwitzend anfasst, darf aber beim Torjubel nicht abgeklatscht werden?

    Also, beim Eckball wird gedrängelt, geschubst, am Trikot gezogen, kein Problem.
    Wenn der Ball ins Tor geht, darf der Schütze seine Kameraden aber nicht umarmen!
    Lächerlich!

  12. Meine Pronose für die Zukunft: Der Profifußball in seiner bisherigen Form wird die Corona-Krise nicht überleben. Ähnlich wie in der freien Wirtschaft kommt das große Sterben erst in der 2. Jahreshälfte und in 2021.
    Das große Aber, das dabei anzufügen waäre, ist im Grunde das gleiche wie auch in der übrigen Wirtschaft (und nicht nur sonstigen Showbranchen): Die Krise war vorher schon da, wurde nur negiert oder verdrängt oder eben mit phantastischen Geldsummen weggekauft. Doch sie war da – und einer der Symptome war der scheinbar nur schwer nachvollziehbare Furor der Anhänger der „Traditionsvereine“ gegen Parvenüs wie RB Leipzig oder Dietmar Hopp und sein Hoffenheim. In anderen Ligen deckten die TV-Verträge diese auch dort bestehende Scheiflage nur zu, doch ebenso klar trotz des beinahe weltweiten Bahoos um den „Clasico“ Real Madrid geegn SC Barcelona war, daß nicht nur diesen beiden Vereine die Primera Division gewinnen konnten, sondern das sie sosnt deswegen so langweilig und vorsehbar gewesen war wie die Bundesliga. Fußball ist in Wahrheit in Europa schon längst von einem Breiten- und Massensport zu einem Freizeit-Unterhaltungsangebot für die Mittelschicht geworden. Die eigentlichen Protagonisten sind koloniale Importe (oft noch im Kindesalter – Lionel Messi war 12 Jahre alt, als sie aus Buenos Aires wegschleppten!) aus Afrika, Lateinamerika oder vom Balkan, oder die migrantische Unterschicht aus den Großstadtghettos. Spieler, die so sind, wie die Masse der Zuschauer (weiß, autochthon, abgschlossene Schulbildung, Beruf) gibt es kaum noch oder sie tarnen sich mit Tätowierung und Protzautos als Edel-Prolls im Stile ihre ausländischen Kollegen oder verfallen in grünlinkes Tugendgetue. Dazu passen dann Vereinsbosse wie Herr Fischer hier von Eintracht Frankfurt, der den Kampf gegen den FC Bayern schon lange aufgegeben hat, den gegen die AfD umso härter führt. Nicht, daß das die Adler nun retten würde. Auch beim Profifußball mit seinem Fans-Hype gilt immer: Die Show ist nur so lange gut, so lange sie die stillen Sehnsüchte der Zuschauer befriedigt. Gnadenlos werden daher Teenie-Stars von ihren (meist weiblichen) Fans in genau dem Moment fallengelassen, in dem sie anfangen „richtige“ Musik machen zu wollen, hatten sie doch nicht erkannt, das Mädchen ihre Teenieidole dann fallenlassen, wenn sie den ersten BH kaufen müssen. Diese Gesetz schlägt nun beim Profifußball genauso zu. Auch Ramon Roselly wird es noch vor Jahresende zu spüren bekommen.

    Was wir bis Mitte 2021 erleben werden, ist meiner Erwartung nach die Aufwertung der beiden Europa-Ligen CL und EL zu den „eigentlichen“ ersten und zweiten Ligen der relevanten europäischen Fußballnationen (diesmal Rußland möglicherweise inkludiert). Im Grunde sind sei da sheute schon, denn dem FC Bayern ist es am Ende völlig egal, ob er Deutscher Meister wird, Dritter ist auch gut, dann ist man in der CL dabei – und nur das zählt, für Spieler wie Fans. Die ersten Fünf der Bundesliga, also FCB, Dortmund, Leipzig, Gladbach und entweder Schalke und/oder Hertha BSC, damit Deutschland nicht das einzige Land ohne Hauptstadtverein sein muß, werden Teil dieser Liga, der Rest wird fallengelassen. Denn die nationalen Ligen werden als Profiligen entweder aufhören zu existieren oder soweit eingedampft, daß die Zahl der Vereine massiv sinkt. Die 1. Bundesliga wird dem Namen nach noch bestehen bleiben, aber nur das Niveau der heutigen 2. Liga haben, die damit wiederum überflüssig werden und entfallen wird. Landesregierungen werden Vereine wie Mainz, Rostock, Dresden oder Hannover und natürlich „NUR der HSV“ sicher finanziell retten, doch am Ende werden sie zu Halbamateurvereinen herabsinken. Rostock hat das schon hinter sich.

    Man könnte versucht sein, darin eine überfällig, katharsische und damit begrüßenswerte „Reinigung“ des zum Milliardenshowgeschäft verkommenen Fußballs sehen. Aber wohlgemerkt: Fußball ist nur dem Umsatz nach noch ein deutscher Massensport. Es gibt weit mehr aktive Handballer, Freizeitläufer, Skifahrer und Radfahrer als Fußballer. Wer in einer Stadt wie Frankfurt oder Köln oder eben auch Gelsenkirchen die Augen offenhält, der weiß, daß die Basis der Fußballs hierzulande längst die Türkiyemspor- oder Jugo-Vereine sind, jene, gegen die deutschen Mimosen in den Amateurligen nicht mehr antreten wollen, weil die Schiedsrichter gerne verprügelt werden. Die Deutschen sind ein gealtertes Volk, demzufolge walken oder wandern sie, oder fahren E-Rad. Die Zeiten eines Gerd Müller oder Rudi Völler, Legende des Fokuhila, sind vorbei, ein für alle mal.
    Corona wird, wie auch auch anderswo, manche Lebenslüge offenlegen. Kein Probkem. Die nächste steht schon bereit, geglaubt zu werden. Let’s Dance mit Cindy aus Marzahn!

    • Genau! Denn es kommt ja die zweite Welle, nicht die, welche der Tierarzt Wieler meint, sondern die Pleitewelle. Für uns alle incl. Staat! Dann kassieren wieder die Miliardarios und die Steuerzahlios werden bluten!

    • Sehr interessanter Text.
      Meine Ergänzung: ich vermute, der Profifussball wird sich nach China verlagern. Da werden bereits heute telweise höhere Gehälter bezahlt als in Europa. Die Differenz ist noch nicht hoch genug um den Großteil der Spieler rüber zu ziehen, wird es aber in Zukunft sein. Das wird die Entwicklung dann nochmals beschleunigen: -> geringere Einnahmen -> geringere (Spieler)gehälter-> weniger Topspieler (und Trainer) -> weniger Zuschauer -> geringere Einnahmen…usw.

  13. Gebt doch jedem Akteur einen Ball, dann müssen sie sich nicht um den einen streiten. Wenn die Leute keine anderen Sorgen haben als sich über die Gewinn -und Verlustrechnung der überhoch dotierten Balljongleure und dessen Brötchengeber Gedanken zu machen, dann haben sie die ganze Tragweite der Koalitionsentscheidung noch nicht so richtig registriert und Vereine dieser Art sind nun mal ergebnisorientierte Unternehmen und unterliegen den gleichen Gesetzen wie alle anderen und ohne ein Spiel kann man leben, ohne Arbeit und Einkommen aber nicht.

    Deshalb sollte man derzeit nur an sich selbst denken, denn die haben sicherlich ausgesorgt, während der Normalverdiener viel verlieren kann, was erst noch so richtig auf uns zukommt und keiner hat die Traute es zu verkünden und die über sechzigjährigen fallen mit einem Wähleranteil von ca. 38% noch vielen Arbeitenden in den Rücken indem sie auch noch die Schwarzen derzeit hochhalten um ihre eigenen Ansprüche zu erhalten und zu retten und die Kinder und Enkel scheinen sie weniger zu interessieren, denn die leiden mit Sicherheit darunter, was sich noch in der nächsten Zeit beweisen wird.

  14. Ich bin kein Fußballfan, aber auch kein Fußballverächter. Ein schönes Spiel sehe ich auch gern. Ich habe heute gehört, welche Restriktionen in dieser Sportart gelten sollen. Unter diesen Bedingungen macht Fußball überhaupt keinen Sinn. Jemand, ich weiß nicht mehr wer, hat schon den Witz gemacht, dass man doch mit Einkaufswagen das Spiel absolvieren sollte, wegen des Abstandes. Ich erwarte, dass Corona bis zur BTW21 noch weiter gepusht wird. Das würde im Auge der Politik Sinn machen. Ich irre mich gern.

  15. Etwas pessimistisch der Artikel.
    Erstens. Fusball hat nicht ausgedient.
    Zweitens: Es zeigt sich, dass Corona gewaltig überbewertet wurde und der Lockdown nicht zu rechtertigen gewesen ist.
    Drittens: Das gute ist, dass es 2020 keine Wahlen mehr gibt, dafür 2021 die Bundestagswahl. Die Parteien werden die Speerungen schneller aufheben als man gucken kann.
    Spätestens im Juni, Juli läuft alles wieder normal. Die Kolateralschäden sind jetzt schon nicht mehr erklärbar. Und wenn in Schweden die Saison mit Zusachuern wieder losgeht brennt hier und im Resteuropa nicht nur der Baum.

    • Zu erstens: Ich hoffe es auch
      Zu zweitens: Dto., aber das hieße, auf Vernunft, Einsicht und das Eingestehen von Fehlern seitens der Gottkanzlerin etc. zu hoffen – was für mich aktuell undenkbar erscheint
      Zu drittens: Siehe zweitens – die Politik gewöhnt sich allzu gerne an die (All-) Macht ohne lästige Bürgermitwirkung
      Schließlich: Hoffentlich behalten Sie – und die Schweden – recht. Hierzulande erhofft man sich ja beinahe schon, dass die Schweden den Verzicht auf den lock-down mit Bergen von Toten bezahlen.
      Und selbst wenn – es wird sich die Frage stellen, ob es der Politik gelingt, eine erneute Kehrtwende zu kaschieren und insgesamt weiter im Notstandsmodus zu durchzuregieren, wenn denn „Brot und Spiele“ wieder funktionieren…

  16. Fußball hat längst die Funktion der Gladiatorenkämpfe im alten Rom übernommen. Die Eliten wissen, dass sich ein abgelenktes Volk leichter regieren lässt. Es würde mich nicht wundern, wenn die öffentlich-rechtlichen Anstalten weitere Übertragungsrechte erwerben und damit die Vereine vor dem Konkurs bewahren würden. Die finanziellen Möglichkeiten dürften auf Grund der hohen Zwangsgebühren vorhanden sein.

  17. Die Frage ist nicht nur fuer die Bundesliga, sondern alle Veranstaltungen mit Zuschauern, erst recht in geschlossenen Räumen, sehr interessant. Auch vor dem Hintergrund einer evtl. noch lange ausstehenden Impfung und /oder ganz gemeinen Mutationen des Virus, von „Kombinationen“ mit Influenzaviren oder gar einem neueren Typ aus China ganz abgesehen. Da sind wir doch auf die Lösungen der groessten Kanzlerin aller Zeiten gespannt. Bekanntlich „darf“ Niemand an Corona und Co. sterben. Auf das öffentliche Leben darf man dann gespannt sein. Vielleicht sollte man ueber den Absolutismus in diesen Zeiten nachdenken, was aber leider am Image der groessten Retterin von Allem, der Allmächtigen, kratzen koennte. Da braucht es noch ein passendes Narrativ wie die vom. Glauben an die Göttin Abgefallenen, die nun dafuer bitter bestraft werden (muessen) . Man kennt es von Religionen und Ideologien.

  18. „An der Bundesliga hängen etwas 56.000 Arbeitsplätze. “
    An der Automobilindustrie mit den Zulieferfirmen hängen viel mehr Arbeitsplätze und dennoch konnte die DUH, konnten die Grünen und die Freitagskinder das Auto zum Staatsfeind Nr. 1 machen. Fast niemanden hat es interessiert. Dass die Chemie- und Pharmaindustrie aus Deutschland vertrieben wurde, hat auch niemanden interessiert. Medikamentennotstand interessiert noch immer nur wenige.
    Aber Gott Fußball schafft einen kollektiven Aufschrei im Land.
    „Panem et circenses“ stammt vom römischen Dichter Juvenal. „Juvenal kritisierte in seiner Satire, dass das römische Volk in der Zeit des Prinzipats, entmachtet von den Kaisern Augustus, unter dem die Wahlen der Magistrate zur bloßen Formalität verkamen, und Tiberius, der sie völlig dem Volk entzog und dem Senat übertrug, sich nicht mehr für Politik interessiert und nur noch diese beiden Dinge gewünscht habe: Brot und Spiele. “
    https://de.wikipedia.org/wiki/Panem_et_circenses

    • Wir tun bitte was??

      Amerika holt die Industrie zurück ins Land. America First. Sie bauen eine Mauer gegen unkontrollierte Einwanderung, betreiben Atomkraftwerke für sichere und billige Energieversorgung, leisten sich das stärkste Militär der Welt, leisten sich aber weder überbordendes Sozialgedöns noch Staatsfernsehen, gewähren den Bürgern das Recht auf Waffen, singen mit Inbrunst ihre Nationalhymne, sprechen den Fahneneid, garantieren Eigentum, und kämen nie auf die Idee, dem Bürger 70% Abgabenlast zuzumuten.

      Gott, wär das schön, wenn wir dieses Erfolgsmodell endlich mal kopieren würden. Die sind nicht Dekarbonisiert, Deindustrialisert aber dafür Humanitäts- und Naivitätsweltmeister.

    • Eines möchte ich bei der Aufzählung der Deindustriealisierung noch hinzufügen: Der Atomaustieg und damit ein rießiger Schritt für die „Energiewende“ in ein Subventionsmonster.

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