Australien, Dänemark, Griechenland, Israel, Neuseeland, Singapur, Tschechien und Österreich selbst zählt Kanzler Kurz auf als Staaten, die seiner Meinung nach enger zusammenarbeiten sollten. Weil sie mit ähnlichen Größen ihrer Einwohner jetzt in Corona-Zeiten leichter operieren können beim Wiederanfahren der Wirtschaft.
Was Kurz noch nicht sagt: Weil kleinere Staaten regelmäßig andere und durchaus ähnliche Interessen haben als größere. Was Kurz noch lange nicht öffentlich aussprechen wird und was sein grüner Koalitionspartner mit Sicherheit nicht hören wollte: Die EU ist strukturell (ebenso wie die UNO) die Agentur der großen Staaten (und Konzerne). Den kleineren Staaten droht dabei immer, sich den Interessen der größeren unterordnen zu sollen. Da bietet es sich an, Gegengewichte zu entwickeln – und das am besten weltweit, auch an den Giganten USA und China vorbei. Motto: Zusammen sind wir stärker. Die Geschichte ist übrigens voller sehr erfolgreicher Beispiele.
In der Pressemitteilung des Bundeskanzleramts in Wien liest sich das kluger Weise ganz harmlos:
»Mit Scott Morrison (Australien), Jacinda Ardern (Neuseeland), Benjamin Netanyahu (Israel), Mette Fredriksen (Dänemark), Andrej Babis (Tschechien) und Kyriakos Mitsotakis (Griechenland) habe er auch darüber beraten, „wie man die Länder bestmöglich hochfahren, die Wirtschaft wieder ankurbeln und gleichzeitig das Virus unter Kontrolle halten kann“, sagte der Bundeskanzler. Die geografische Lage dieser Staaten sei zwar höchst unterschiedlich, „aber es sind alles kleinere Länder, smarte Länder“, so Sebastian Kurz. Diese Staaten hätten alle rechtzeitig reagiert und könnten nun ihre Wirtschaft früher wieder hochfahren. Ebenfalls Teil der Gruppe sei Singapur, dessen Regierungschef aber aus terminlichen Gründen nicht an der Videokonferenz habe teilnehmen können.«
Den Interessen des Standorts Österreich dient die Initiative des Strategen Kurz auch ganz unmittelbar, was seine Initiative unangreifbar macht:
»Um eine enge Kooperation bei der Forschung an einem Impfstoff und Medikamenten sowie bei der Produktion von Schutzausrüstung aufzubauen, sei eine Zusammenkunft von Verantwortlichen im Forschungsbereich in Wien vereinbart worden. „Ziel ist es, dass die kleineren Staaten autarker werden“, betonte Sebastian Kurz. Österreich wolle auch von den Erfahrungen jener Staaten lernen, die früher vom Coronavirus betroffen waren. Daher sei die Zusammenarbeit mit diesen Ländern bereits in den vergangenen Wochen und Monaten intensiviert worden.«
Und wie Sebastian Kurz eine solche Kooperation zum Nukleus einer konstruktiven Reformstrategie für die EU machen kann, das schauen wir uns in den kommenden Jahren an. Ein Kooperationsverbund, in dem die Hälfte der Staaten außerhalb von Europa liegt, das hat strategisches Potential. Und es muss ja nicht bei diesen acht smarten Staaten bleiben.
Ein schönes Beispiel wie sinnvolle Regierungspolitik abseits wilhelminischer Großmannssucht aussehen kann!
Sebastian Kurz ist ein m. E. begabter Politiker mit Plan und Vorausschau, als gewiefter Taktiker ist er Merkel ebenbürtig, mit dem gravierenden Unterschied, dass er sein Land und die ihm anvertraute Bevölkerung an die erste Stelle setzt, bei Merkel ist es einzig und allein der Machterhalt und die Kontrolle.
Sebastian Kurz mischt sich bewußt ofter unters „normale“ Volk, geht z.B. bei großen Gruppen mit wandern, spricht mit möfglichst Vielen um von Ihren Nöten zu Hören und was sie wollen. Danach richtet er dan Sein politisches handeln, wie das in eriner Demokratie normal ist, das Volk bestimmt.
Merkel / unter Merkel wird es dagegen anderst herum gemacht. Wie sagt Merkel? Man müsse machen was gemacht werden muß um seinme Ziele zu erreichen unmd dürfe sich nicht nach dem willen des Volkes richten. Durch die richtige Propaganda könne man den Wählern / volk dann schon beibringen, da0 das was man gemacht hat richtig war. Meistens wenigstens. Manchmal würden die Wähler es auch einfach nicht begreifen. Vieleicht begreift ja aber auch die Führerin Vieles nicht. Es gibt für Alles immer / fast immer mehrere lösungen. Wer bei allem / fast Allem sagt es sei altenativlos ist meist halt nur etwas Beschränkt und es reicht nicht um auch anderes durchdenken / erfassen zu können.
Wie soll z.B. Helmut Schmidt gesagt haben? Das Problem dieser Welt sei, daß sich die Dummen ihrer Sache immer ganz sicher sind und die Gescheiten voller Zweifel
Kurz muß jedenfalls etwas im Auge haben, was nur außerhalb der EU oder an ihr vorbei zu verwirklichen ist.
Das mit dem Stimmen-Ungleichgewicht ist schon richtig. Davon profitieren auf den ersten Blick die Kleinen. Aber was haben sie davon? Bestenfalls die Verhinderung von einstimmigen Beschlüssen.
Die Großen geben die Richtung vor, mischen sich in die Innenpolitik kleiner Mitglieder ein, drohen mit Mittelentzug.
Gerade die kleinen Staaten werden immer wirtschaftliche Vorteile gegen Eigenständigkeit abwägen.
Eine Erneuerung der EU oder ein Rückbau zur reinen Wirtschaftsgemeinschaft könnte nur von den Großen ausgehen. Aber die haben bestimmt kein Interesse daran. Besonders Deutschland träumt noch immer den Traum vom Verschwinden in einem „Europa“ („Staatsräson“ – daß die Selbstaufgabe zur Staatsräson gehören soll, hat man auch noch nicht erlebt).
Und Frankreich, Italien usw. sind dringend auf ein zahlungskräftiges (ändert sich gerade) und -williges Land wie Deutschland angewiesen. Da appelliert man dann mal an die Solidarität (wg. schlimmer Vergangenheit) oder entwirft Visionen von einem wunderbaren zukünftigen Europa.
Und wenn es in Deutschland nichts mehr zu holen gibt, wirft man es weg wie eine schlappe Wurstpelle. Es wird dann sehr einsam dastehen.
An Kurz kann man sehen, daß zur Politik (im Sinne von „Staatskunst“, wie man früher sagte) eben auch Talent gehört – wie zu jeder Kunst.
Nicht zuletzt deswegen ist er den bloßen Technikern der Macht suspekt bis verhaßt.
Niemand kommt in etablierten Parteien nach oben, der nicht fest verdrahtet und erpreßbar ist. Kurz ist zweifellos ein politisches Talent, aber an Fäden hängt auch er.
Kurz ist die seltene Ausnahme, er hat einen Tiefpunkt der ÖVP strategisch genutzt.
Wenn Sie recht haben, wäre es gut. Bislang regiert und verkauft er sich gut. Einen Vergleich mit Deutschland würde ich allerdings als beleidigend empfinden. Was wir haben, ist politisches Niveau-Limbo.
Aber das ist doch selbstverständlich. Allerdings würde ich nicht jeden Aufstiegswilligen nun gleich für „erpreßbar“ halten. – Das Problem ist, daß ich nur über eine Partei zur Macht gelangen kann und dabei doch meine Grundsätze und Leitmotive nicht opfern darf. Das gelingt am leichtesten, wenn ich nicht von der, sondern für die Politik lebe. (Vgl. auch Max Weber, Politik als Beruf – zeitlos gültig)
>>Die EU ist strukturell die Agentur der großen Staaten<<
Ich bin unsicher, ob man das so sagen kann. Denn wie lange schon leistet es sich beispielsweise Griechenland, hauptsächlich von 'unserem' Geld weiter zu leben (und dadurch längst überfällige Reformen im eigenen Land noch stets nicht anzugehen)? Ich habe den Eindruck, dass die EU eine Institution ist zwecks a) eigenem Machterhalt und Machtvergrößerung der mehr als feudal 'vergüteten' Eurokraten, b) beabsichtigte Umwandlung der gesamten EU-Region in ein "multiethnisches Siedlungsgebiet" und c) permanenter (und immer höher werdender) Daueralimentierung der angeblich 'bedürftigen' Länder durch die wenigen angeblich 'reichen' (u.a. um längst überfällige Änderungen/Reformen bei den 'Bedürftigen' weiterhin zu eliminieren?).
Herr Goergen, Corona als mögliche Initialzündung für einen Neustart Europas als ein funktionierendes Netzwerk der Vaterländer? Das ist ein provokanter Schuss in den Busch?
Na ja – hoffen kann man, träumen auch. Voraussetzung wäre allerdings der Zusammenbruch der jetzigen EU – klar wünschenswert. Denn ein Krisenmanagement der jetzigen EU ist nicht existent.
Klar ist auch, ein Erneuerungsansatz für die marode EU kann nicht von den „Großen“ kommen.
Jetzt müsste das Pilotprojekt von Kanzler Kurz nur noch funktionieren.
Schon vom Anfang an haben die V4 Staaten regelmäßig konsultiert. Auch mit Slowenien, Kroatien, bis Westbalkan. Österreich und Ungarn haben ERFAHRUNG in Mitteleuropa Wenn noch dazu Skandinavien und Estland-Lettland, Litauen zukommen, dann ist es gut.
Die V4 sind so viel, wie Frankreich, plus die Baltische Staaten und Skandinavien, Österreich, Kroatien, Slawonien, Slowenien.
Nun dran!!!
Frankreich ist von der Einwohnerzahl gleich groß wie V4 und hat darüber hinaus ein nominell deutlich höheres BIP.
Und Slawonien gehört zu Kroatien 😉
Kurz sieht voraus, daß Corona und vor allem die Folgen – nach dem Brexit – der zweite Sargnagel der EU werden wird. Denn wie schon bei den Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung wird sich jeder selbst der nächste sein. Mit dem Wiedererstarken der Nationalstaaten ( die ja nur in der von Brüssel erzwungenen Quarantäne waren) wird die gute alte Bündnispolitik wieder modern. Da schaut man nach gleichgelagerten Interessen, im Zeitalter der Globalisierung gleich weltweit. Geographische Nähe ist nicht mehr so wichtig.
Unsere Große Vorsitzende wird das gar nicht freuen.
In Wikipedia ist zu lesen:
„Die österreichische Neutralität ist seit ihrer Beschlussfassung am 26. Oktober 1955 – dem Tag, an dem zum ersten Mal keine Besatzungstruppen nach dem Krieg mehr im Lande waren – ein grundlegendes Element in der österreichischen Außenpolitik. Seit 1965 ist der 26. Oktober in Erinnerung daran der Nationalfeiertag Österreichs. Die Neutralität Österreichs wurde allerdings durch den EU-Beitritt am 1. Jänner 1995 und durch weitere seither beschlossene neue Verfassungsbestimmungen de facto eingeengt.“
Österreich ist neutral, Deutschland ist es nicht.
Österreich ist nicht neutral, Österreich ist strategisch irrelevant.
Auch mit diesem Leser-Pseudonym sollte man strategisch nicht aufs Militärische reduzieren. Dass Österreich mental nie neutral war, stimmt.
Ach, der »user«, den habe ich dereinst einmal auf einem Schachserver genutzt und mich dann daran gewöhnt. Daß er hin und wieder zu Assoziationen an MdSU Georgij S. verleitet, nehme ich allerdings billigend in Kauf. 🙂
Und „strategisch“ hatte ich weniger bis gar nicht auf militärische Belange gemünzt. Da sind viele Mitspieler, einschließlich wir selber, nur Staffage. Aber AUT hat eben auch wirtschaftlich, bevölkerungsdynamisch und rohstoffseitig kein wirkliches Gewicht. Daraus schließe ich eine geringere Einflußnahme von außen, als bspw. in der Ukraine oder in Deutschland. Sollte Sie mein pointierter und damit zwangsläufig verkürzender Kommentar gekränkt haben, bitte ich ausdrücklich um Verzeihung. Darum ging es mir nicht. Wenn überhaupt, dann galt der Nadelstich der dogmatischen Feststellung im lezten Satz des Kommentars von @Karli.
MfG
Gereon Stupp
Ein Einzelner kann unabhängig von allen materiellen Ressourcen, die natürlich immer von großem Gewicht sind, sehr viel bewirken – in unserer Zeit der schnellen Medien noch viel mehr als immer schon.
Ich will auch in einem
kleinen Land leben . . .
Schluss mit der Großmannsucht!
(Was passiert, wenn man „zur Größe
kommt“, dafür ist Meuthen
das beste Beispiel.)
Nur als Zusatzinfo zur Geschichte: Dass es in Europa überhaupt noch Kleinstaaten gibt, liegt daran, dass sich die Großen gegenseitig nicht das Schwarze unter den Nägeln gegönnt haben. GB wollte die Benelux-Staaten haben. GB unterstützte Portugal. Österreich sollte souverän bleiben, damit Deutschland nicht zu stark wird. Ohne die USA würde es die baltischen Staaten morgen nicht mehr geben. Eventuell gilt das sogar für Weißrussland und die Ukraine.
Genialer Ansatz, genialer Kanzler. Weiter so.
„Die Geschichte ist übrigens voller sehr erfolgreicher Beispiele.“: Könnten Sie die vielleicht auch nennen, wenn sie es schon sagen?
Was Kurz noch nicht sagt: „Weil die EU ein untergehendes Schiff ist !!“
So müßte es korrekterweise lauten. Kurz hatte immer eine feine Nase für Entwicklungen und Trends.
Wir stehen schon bis zum Hals im Wasser. Auch ohne feine Nase ist der Trend recht klar erkennbar.
Bravo! Ich bin begeistert – jetzt werden die Köpfe in Brüssel und Berlin aber rauchen. Das ist das Aus mit Subsidarität und ähnlichen diktatorischen Werkzeugen.
Schließe mich Ihrer Begeisterung an! Eine hochinteressante Entwicklung! Die EU „hat fertig“ und der kluge Sebastian Kurz weiß dies natürlich. Dank an Fritz Goergen für diesen Beitrag! Klingt alles wie ein Befreiungsschlag, fühlt sich an wie frische Luft in einer vermoderten Kammer …
Danke!
Das Gleiche habe ich auch gedacht.
Der Kurz macht ein Fenster auf und frische Luft strömt in die Moderbude EU.
Ist das wirklich so, dass die EU für die grossen da ist und kleineren Länder unter die Räder kommen ?
Das mag für Frankreich zutreffen, aber sicher nicht für Deutschland.
Da ist doch wohl eher das Gegenteil ist der Fall, oder ?
Ihre Stimmen zählen bei Europawahlen mehr.
Besetzen alle Posten, Kommissare gleich stark. Hatten ein Vetorecht.
Profitieren enorm von der Gemeinschaftswährung, auf Kosten Deutschlands.
Die meisten, obwohl wohlhabender als Deutschland, zahlen pro Kopf weniger in die EU ein, auch Österreich.
Luxemburg war früher ärmer als Deutschland, heute hat es uns um ein Vielfaches abgehängt.
Da ich ebenso wie der Autor, allerdings als Deutscher, in Ö geboren bin, erinnere ich mich auch an früher, vor dem Beitritt war Österreich ein besseres Schwellenland mit einer Bananenwährung aus Aluchips, welche erst unter Kreisky um 1980 durch die Bindung an die DM stabilisiert werden konnte.
Nein, Österreich ist nach Luxemburg und zusammen mit den anderen kleineren Ländern der Hauptprofiteur der EU.
Der Verlierer ist das grösste Land Deutschland und nicht die kleinen.
Geht es nicht schlicht um die Idee, dass die größeren finanzstarken (Geber-)Länder den Kurs der EU stark bestimmen können, den Nehmer-Ländern auch dezent Vorgaben machen? Wenn sich neben der EU noch ein freiwilliger Interessenverband fände, der in einigen Punkten ähnlich denkt und sich gegenseitig stärkt, wäre das m. E. nicht dramatisch.
„Der Verlierer ist das grösste Land Deutschland und nicht die kleinen.“ Und das ist auch der Grund, warum die „kleinen“ sich perspektivisch anders orientieren wollen. Warum sind denn größere Staaten Staatenbünde oder Kolonialreiche in der Vergangenheit auseinandergebrochen? Weil der Vorteil, der vom dominierenden Teil ausging (entwickeltere Technologie, Kapital), irgendwann keiner mehr war.
Das wäre nichts für Schwurbel. Die braucht die Weltbühne. Darunter geht nix.
Kurz erwartet von der UN und der EU nichts mehr, die UN von China, USA und Rußland, sowie den Vasallenstaaten in Afrika dominiert wird. Dass sich die UN reformiert ist heute nicht absehbar, zu sehr hat sich eine Funktionärskaste entwickelt, die am Tropf der Geberländern hängt. Die EU wird von Deutschland und Frankreich, sowie BeNeLux dominiert. Mit den Vizegrad Staaten hat sich ein Bündnis innerhalb der EU gebildet, zu dem Kurz ebenfalls gute Beziehungen hat. Da ist es nicht weiter verwunderlich, wenn er über ein neues Bündnis weitere Unabhängigkeit von der EU sieht. Mit Australien wäre ein G20 Staat mit dabei. Das ist gute alte österreichische Diplomatie.
Dass die EU von Deutschland dominiert wird, das ist mir jetzt aber völlig neu.
Von den Zahlungen her schon,aber das Sagen haben Andere
„Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.“
Felix Austria! Knapp ein Jahr, nachdem die Regierung Österreichs von Deutschland aus gestürzt wurde, ist Kurz wieder da. Und besser aufgestellt als zuvor. Alles Glück der Welt für Sie, Kanzler Kurz! Und sehnsuchtsvolle Grüße aus Deutschland.
Die letzte Regierung wurde mitnichten von Deutschland aus gestürzt, das hat Kurz schon selbst besorgt. Österreich lässt sich schon lange nicht mehr vom großen Nachbarn dreinreden, und wenn mal was über die Grenze weht, so ignorieren wir das nicht mal.
Kurz ist einfach ein fähiger Politiker, schade, dass wir dieses Potential nicht haben.
Was wir neben zahlreichen, höflich ausgedrückt, Diätenprofis ohne nennenswerten Bildungsabschluss haben, ist an der Spitze eine ausgefuchste Machiavellistin, immer bereit unliebsame Kollegen ins Knie zu treten.
Sehr vernünftig, denn eigentlich koppelt sich Herr Kurz hier gerade von Deutschland ab, das seine Staatsfinanzen für die nächsten Jahrzehnte ohne Kontrolle an Südeuropa abgibt und dabei seine Nachbarn mitreißen wird. Österreich ab heute etwas weniger. Noch ein paar solcher Schritte und ein Umzug nach Österreich wird immer interessanter, zumindest ein Hauskauf.
Eine sehr interessante Perspektive, die da aus Österreich kommt. Viel Erfolg!
Leider läuft die Entwicklung in Deutschland in die entgegengesetzte Richtung. Merkel baut den föderalen Bundesstaat zielstrebig in eine zentral gelenkte Autokratie um. Alle Macht soll von ihr ausgehen.
Siehe auch den massiven Ausbau des Kanzleramts zur Machtzentrale. Das Parlament ist so gut wie ausgeschaltet. Wie alles in ihrem Machtbereich wird mit Geld und Privilegien bestochen bei Drohung mit Ausschluss wenn nicht gespurt wird.
Die Idee des Commonwealth. Australien und Neuseeland sind unbedingt auf eine derartige Zusammenarbeit angewiesen da sie sonst Gefahr laufen Satelliten Chinas zu werden.
Wenn das seine Idee war, dann zum wiederholten Male: Hut ab vor Herrn Kurz.
Im wahrsten Sinn des Wortes aus der Not eine Tugend zu machen, ist dies der ideale Weg, die Kräfte der „Kleinen“ zu bündeln.
Ich wünschte, Deutschland hätte nur einen strategischen Kopf unter seinen Politikern, aber weit und breit nur Steuergeldgießkannenschwenker.
Worin besteht der Unterschied, wenn mehrere kleine Länder konzertiert vorgehen, und ein großes Land geschlossen nach demselben Verfahren vorgeht?
Nicht zu verstehen wäre, warum eine große Verwaltungseinheit grundsätzlich nicht vernünftig können sein soll. Es kommt nicht auf die Größe an sondern auf die Politik. Ideen dazu kommen sowieso immer von Individuen.
Ich würde Sebastian Kurz so verstehen, dass er von der EU mehr praktische Vernunft erwartet und dafür ein wenig mit Außenbeziehungen droht. Kurz will ja nicht aus der EU austreten.
Ich hatte einen Bekannten, der beim Besuch eines Autohauses immer Prospekte der anderen Marken im Auto sichtbar liegen hatte. Man sollte bei einem Handel immer klar machen, dass es auch Alternativen gibt.
Doch, es kommt auf die Größe an.
Wenn Sie fünf Dörfer mit Wasser versorgen wollen, ist es vielleicht effizient, ein großes Wasserwerk für alle zu bauen, statt fünf kleine. Aber ein Wasserwerk für ganz Deutschland wäre bekloppt.
Komplexe Systeme sind nicht beliebig skalierbar. Das gilt für physikalische Systeme ebenso wie für gesellschaftliche.
Sehen Sie sich das Verhalten, nicht die Einstellungen oder Werte der Menschen an: Im System der eigenen Familie ist jeder Kommunist. Im System der ganzen Welt ist es keiner. Der größte Kapitalist und Sozialdarwinist, der dem armen Pack nur Verachtung entgegenbringt, weil es nichts leistet, hat sehr viele „Sozialleistungen“ Marke Porsche für seinen nutzlosen Sprößling übrig. Der Kommunist, der glaubt, alle Menschen sollten sich gleichen wie Insekten, hält es ebenso. Ein paar sollen gleicher sein, der Sohnemann bestimmt.
Ein System, dessen Agenten alle unmittelbar verbunden sind, funktioniert immer anders, als eines, wo es einen oder mehrere Zwischenschritte gibt.
Wir Menschen können maximal 100 Leute kennen. Wer 10.000 Freunde auf Facebook hat, hat keine. Oder eben höchstens 100, wie jeder andere auch.
Dass wir überhaupt größere Gesellschaften bilden können, liegt an einem Trick: Wir abstrahieren und kategorisieren. Wir nutzen bestimmte Merkmale, um Zugehörigkeit zu erkennen, ohne das Invidiuum kennen zu müssen. Aussehen, Sprache, Körperschmuck wie z.B Stammestätowierungen.
Wird eine Gesellschaft aber zu groß, wird es schwierig. Je mehr Zwischenschritte zwischen zwei beliebigen Individuuen liegen, umso schlechter funktioniert es. Es bilden sich Subsysteme. Regional, weltanschaulich, kulturell, ethnisch. Und ganz egal, ob es „unethisch“ ist, wir Menschen bauen unsere Wertehierachien in der Praxis immer vom Konkreten zum Abstrakten: Meine Familie, meine Nachbarn und Freunde, mein Dorf, meine Region, meine Nation, Europa, Rest der Welt, Rest der Galaxis.
Das ist oft kurzsichtig und erscheint dumm oder unvernünftig. Und unmittelbar ist das auch oft. Aber im größeren Kontext ist es vernünftig, es hat sich evolutionär bewährt.
Wenn das nicht für Politik möglich wäre, würde nie eine konsistente Ordnung zustandekommen, ein für alle gleichermaßen gültiges Recht. Die Politik arbeitet mit Subsidiarität, wobei die Übergeordneten Dinge NUR von oben kommen können.
Die große Politik würde nicht über den Standort von Wasserwerken entscheiden sondern über die Standards der Wasserqualität – zumal wenn sie für Produkte eine Rolle spielt, die über Grenzen hinweg gehandelt werden.
Was sich in der biologischen Evolution bewährt, muß das nicht zwangsläufig auch in der kulturellen. Und die kulturelle Evolution unterliegt seit grob 200 Jahren einer enormen Beschleunigung. Napoleons Heere bewegten sich im gleichen Tempo wie Cäsars Legionen. Heute drückt einer in Ramstein auf’n Knopf und in Pakistan fällt ein Mullah tot vom Fahrrad. ?
Wer sagt, daß wir da unbegrenzt mithalten und ohne Folgen für Körper, Geist und Seele?
Wieder einmal ein sehr gescheiter Beitrag. – Alle menschlichen Beziehungen beginnen in der Nähe, also zwischen Blutsverwandten. Eine entscheidende Frage ist, wie man auch mit Nichtverwandten ein Gemeinwesen aufbauen und erhalten kann. Es ist ein langer Weg, bis sich Vertrauen (das wichtigste Bindemittel), gemeinsame Traditionen, verinnerlichte Normen etabliert haben.
Dieser Weg führte zu funktionierenden Staaten und gedeihlicher wirtschaftlicher Entwicklung. Er ist Stammes- und Clangesellschaften prizipiell verschlossen.
Das Gewaltmonopol des Staates ist dabei von entscheidender Bedeutung. Und schließlich der Rechtsstaat mit seinen Garantien, der auch die Mächtigen bindet.
Demokratie ist dagegen nicht unbedingt notwendig.
Sind die Voraussetzungen erfüllt, dann können auch große Verbände stabil sein und lange existieren.
„Welten im Kopf“ dagegen zerfallen irgendwann.
Ich frage mich, wie der geschätzte Herr Goergen diesen Kooperationsverbund mit einer Reform der EU zusammenbringt. Ist diese Reform tatsächlich die Agenda von Herrn Kurz oder ist da eher der Wunsch Vater des Gedankens?
Die einzig vernünftige Reform der EU heißt: Eindampfen bis nur noch eine Freihandelszone bleibt. Der Rest ist teuer, überflüssig und nicht reformierbar.