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Beate Klarsfeld ist als Rednerin die falsche Wahl

18.01.2020

| Lesedauer: 2 Minuten
Die Einführungsrede zu einer Bundestags-Ausstellung aus Anlass der Befreiung des KZ Auschwitz soll ausgerechnet Beate Klarsfeld halten. Obwohl längst bekannt ist, dass sie nach ihrer Ohrfeige gegen Kiesinger 1968 Geld der Stasi angenommen hat.

Am 29. Januar 2020 eröffnet Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble im Paul-Löbe-Haus die Ausstellung „David Olère. Überlebender des Krematoriums III – Eine Ausstellung anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Namensgeber der Ausstellung ist mit David Olère (1902 – 1985) einer der sehr wenigen Häftlinge, die die KZ-Hölle von Auschwitz-Birkenau überlebten, und zugleich der einzige, der seine Erfahrungen in Gemälden und Zeichnungen festhielt. Kurz nach Kriegsende fertigte David Olère eine Serie von 70 Zeichnungen an; es sind minutiöse Aufzeichnungen der Vernichtung und der Szenen aus dem Leben von KZ-Häftlingen.

Anlass der Ausstellung ist der 75. Jahrestag der Befreiung des KZs Auschwitz-Birkenau. Sie wird unterstützt vom Rundfunk Berlin Brandenburg, Kuratorin und Co-Kuratoren sind Agnieszka Sieradzka, Marc Oler, Serge Klarsfeld (Gatte von Beate Klarsfeld – siehe nachfolgend), als Organisator firmiert Jürgen Kaumkötter.

So weit, so gut und so notwendig in einer Zeit, in der sich bei Jung und Alt nicht nur ein historischer Analphabetismus, sondern eine historische Demenz breitmacht. Demenz scheint auch angesagt gewesen zu sein, als man als Einführungsrednerin dieser Ausstellung ausgerechnet Beate Klarsfeld (*1939) bestimmte. Sie und ihr Mann Serge Klarsfeld mögen ihre Verdienste haben, wenn es um die Aufdeckung von NS-Greueltaten und NS-Verstrickungen ging. Dafür sind sie mit Preisen überhäuft und von Mitterrand bis Sarkozy gewürdigt worden. Zuletzt bekamen sie im Juli 2019 den Deutsch-Französischen Journalisten-Preis für ihren Einsatz für Menschenrechte.

Erinnern sollte man sich aber auch an folgendes: Beim CDU-Parteitag am 7. November 1968 ohrfeigte Beate Klarsfeld Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU, 1904 – 1988) und rief „Nazi, Nazi, Nazi!“. Klarsfeld wollte damit spektakulär in Erinnerung rufen, dass Kiesinger im Februar 1933 der NSDAP beigetreten und später Vizeabteilungsleiter in der Rundfunkabteilung des Auswärtigen Amtes war. Mit Kiesinger aber hatte sich Klarsfeld den Falschen ausgesucht. Laut einem Protokoll des berüchtigten Reichssicherheitshauptamtes soll Kiesinger beispielsweise „antijüdische Aktionen gehemmt und verhindert“ haben.

In gewissen Kreisen gilt Klarsfeld wegen der Ohrfeige bis heute als Heldin. Zum Beispiel für die Partei „Die Linke“, die Klarsfeld für die einzig wahre anti-faschistische Partei hält. Diese Partei nominierte sie 2012 gegen Joachim Gauck als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten. Apropos „Linke“ und deren Vorgängerpartei SED: Es ist längst bewiesen, dass auch in der DDR Tausende ehemalige NSDAP-Mitglieder teilweise in Funktionen aufstiegen. Auch der Mitarbeiterstab der SED war durchsetzt von früheren Parteigängern Hitlers.

Das Pikante an der Ohrfeige freilich ist: Dafür wurde sie von der Stasi in der Hoffnung auf weitere Aktivitäten mit 2.000 DM belohnt. Das Geld soll Klarsfeld auf einem verschlungenen Weg erhalten haben – getarnt als Honorar für einen Zeitschriftenartikel. In einer Stasi-internen Hausmitteilung heißt es dazu: „Diese Unterstützung wird ihr aus Sicherheitsgründen offiziell als Honorar ihres Artikels gegeben, den sie für die Auslandszeitschrift ,DDR-Revue‘ geschrieben hat.“ Klarsfeld war von der DDR sogar ein Historiker zur Seite gestellt worden, damit sie kompromittierende Papiere aufspüren könne. An anderer Stelle steht in Stasi-Papieren: „Mehrfachen Bitten von Beate Klarsfeld, ihre Aktionen finanziell zu unterstützen, wurde nicht entsprochen.“

An all dies will sich Klarsfeld nicht erinnern können. Auf eine Anfrage von „Welt Online“ Anfang März 2012 antwortete sie: „Ich kann mich an den Vorgang nicht erinnern.“ Im übrigen – so ihre Antwort – sei sie „empört“ über die Anfrage.

Klarsfeld hin oder her: Wolfgang Schäuble, Bundestagspräsident und Hausherr der Ausstellung, hätte es nicht akzeptieren dürfen, diese umstrittene Dame in Szene zu setzen. Der Würde des Anlasses wird das nicht gerecht.

P.S.: Wie sehr die Ausstellung mit heißer Nadel gestrickt wurde, erkennt man auch am Titel: „Überlebender des Krematoriums“. Die Achtung gegenüber den Opfern verbietet es uns, diesen Titel näher zu beleuchten.

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48 Kommentare

  1. Schäuble… Schäuble? … Schäuble… !

    Who the f… is Schäuble?!

  2. Sie vergleichen Äpfel mit Blumenkohl. Der Unterschied war: Grass gehörte der Flakhelfergeneration an, hat seine Waffen-SS-Zugehörigkeit im Alter von 17 Jahren zu Anfang nicht verschwiegen. Aber das hat – aufgrund seines jugendlichen Alters – damals niemanden interessiert. Kiesinger hingegen saß in der NS-Zeit an den Schaltstellen der Macht, war 23 Jahre älter als Grass und trug als Propagandist und stellv. Chef der Rundfunkpolitischen Abteilung des Reichsaußenministeriums Verantwortung.

  3. Wenn man sich anschaut, in welchem Maße es die nach heutigen Maßstäben (allein aufgrund der beschränkten damaligen technischen Mittel) dilettantisch vorgehende Stasi schaffte, nahezu jedermann, der im Westen irgendetwas zu sagen hatte, auf ihre Gehaltsliste zu bekommen, fragt man sich natürlich, was in 50 Jahren über unsere Zeit zu lesen sein wird und wer da auf wessen Gehaltsliste gestanden sein wird. Vielleicht wird der eine oder andere von den Jüngeren hier im Forum noch die zu erwartenden chinesischen Bücher mit Titeln wie „Milliarden aus Öl, Erz und Sklaverei und ihre Rolle beim Zusammenbruch Westeuropas: Ein Rückblick auf die Jahre 2000-2030“ in der Hand halten.

  4. Tatsache ist, Kiesinger war lupenreiner Nazi. Können Sie bei Albert Norden nachlesen – gewöhnungsbedürftige Formulierungen – aber Fehlerquote laut Götz Aly gerade mal im Promillebereich. Wenn Sie jemanden weißwaschen wollen, haben Sie sich den Falschen ausgesucht – und nicht Frau Klarsfeld mit ihrer Ohrfeige. Daß er angeblich „antijüdische Aktionen gehemmt“ haben soll, wußte er selber nicht, bis das denunziatorische Dokument auftauchte. Hintergund war lediglich Kompetenzgerangel zwischen AA und dem Reichsministerium für Volksaufklärung sowie Kiesingers Kritik, bei antijüdischer Propaganda nicht zu plump vorzugehen, um nicht die eigene Glaubwürdigkeit zu riskieren.

    Der eigentliche Skandal ist auch nicht die nachträgliche Anerkennung durch die Nazijäger der Stasi, sondern, daß der Holocaust aktuell dazu mißbraucht wird, die konzernfreundliche und gesellschaftsfeindliche Politik der Masseneinwanderung vermeintlich zu legitimieren. Das ist an Perfidie schwer zu überbieten.

    • Nachtrag – Zitat: „Es ist längst bewiesen, dass auch in der DDR Tausende ehemalige NSDAP-Mitglieder teilweise in Funktionen aufstiegen. Auch der Mitarbeiterstab der SED war durchsetzt von früheren Parteigängern Hitlers.“ Tausende? Zu dieser wenig professionellen Geschichtsklitterung verweise ich auf meine Renzension zu Olaf Kappelts bemühtem Versuch eines Braunbuches:

      https://www.amazon.de/gp/customer-reviews/R1IED2CEEZIA96/ref=cm_cr_dp_d_rvw_ttl?ie=UTF8&ASIN=3939929123

      Äpfel und Birnen: Es ist schon entscheidend, welche Funktion man vor 1945 hatte und ob man Verbrechen begangen hat. Und genau diesen Punkt blendet Kappelt vorsätzlich aus. Wenn man insbesondere auch die einfachen Mitglieder der Massenpartei NSDAP (insgesamt 7,5 Millionen Mitglieder – die größte Partei hat heute gerade mal 419.000), die entweder Flakhelfer oder kleine Lichter waren, zusammenzählt, kommt man laut Kappelt auf eintausend (Stand 2009). Der Unterschied ist, daß Albert Norden in seinem Braunbuch BRD 1.800 Leute beschrieben hat, die nach UND vor 1945 zur Elite gehörten bzw. Verbrechen begangen hatten. Und das war Stand 1965 – also außerdem ein Unterschied im Forschungsstand von 44 Jahren.

      • Dann graben Sie mal tiefer. Die SED war bei ihrer Gründung eine Kopie des Bolschewismus. Da wurden hohe Lieder auf Stalin gesungen. Anna Seghers sinngemäß zum Tode Stalins“, daß sich Millionen Menschen verwaist fühlten“. Was dieser auf dem Kerbholz hatte kann Ihnen nicht entgangen sein. Millionen Russen mussten unter Stalin ihr Leben lassen. Im übrigen ist es uninteressant wie viele Mitglieder eine Regierungspartei hat. Es kommt darauf an, wer , wie entscheidet. Leider auch bei uns.

  5. Seine „Vergesslichkeit und meisterhafte Verdrängung“ in eigener Sache, läßt Herrn Schäuble über Schwächen von Menschen seinesgleichen hinwegsehen. Menschen, die sich „über den Dingen“ stehend glauben, treffen ihrem Selbstverständnis entsprechende Entscheidungen. Auch darin ähneln sich Schäuble und Klarsfeld durchaus.

  6. Seht zu uns auf und ehrt uns, so gut, gerecht und menschlich, wie wir sind.

  7. „Ich kann mich an den Vorgang nicht erinnern. Im übrigen – so ihre Antwort – sei sie „empört“ über die Anfrage“.

    Wieder mal wird moralische Empörung statt eines Arguments ins Feld geführt und sich vor einer inhaltlichen Stellungnahme gedrückt. Man darf die Linken einfach nicht mehr mit ihrem moralinsauren Gesülze von „Empörung“ davonkommen lassen. Man muss sie stellen!

  8. Josef Kraus gehört jedenfalls zur ersten Wahl, möchte man klare Worte zu einem Thema lesen. Immer wieder gut.

  9. Dürfte doch keinen verwundern. Es gilt das Narrativ von der permanenten Bedrohung dieses Staates von Rechtsaußen aufrecht zu erhalten, unter allen Umständen,
    schließlich ist das das Mittel um alle Kritiker mundtot zu machen und von den Fleischtrögen der politischen Verantwortung fern zu halten!
    Wer wäre dazu wohl besser geeignet als die berühmteste „Ohrfeigerin“ der Nation von Stasis Gnaden?

  10. Ich würde mir wünschen, dass Eli Wiesel die Rede hält:

    Wiesel begleitete den amerikanischen Präsidenten Barack Obama bei dessen Besuch im Konzentrationslager Buchenwald am 6. Juni 2009. In seiner Rede anlässlich dieses Besuches sagte Wiesel:

    „Die Welt hat nichts gelernt aus den Schrecken von Buchenwald: Wie kann es sonst ein Darfur, ein Ruanda und ein Bosnien geben?“

    In diesem Satz steckt viel mehr Wahrheit, als in den Standardphrasen „nie wieder“ und “ aus der Geschichte lernen“.

  11. Mir war bisher auch nicht bekannt, daß Frau K. auch auf der Lohn/Judasliste der Stasi war.Erich hat das G€ld seines ausgepressten Volkes wohl gut angelegt? OdeStA, läuft.

  12. Aufgrund dieses Artikels von Ihnen, lieber Herrr Kraus,
    habe ich mich in der weltweiten „Vorratskammer“ nach
    David Olère umgesehen. Beiträge, Videos, seine Werke.
    Mehr zu sagen, verbiete ich mir.

  13. Linksgrünes, neonationalsozialistisches System trifft es wohl noch besser.
    Je lauter die schreien, desto mehr entlarvt sich die Ähnlichkeit.

  14. Tja, der Mahler, will heute keiner von wissen… alles so widerwärtig verlogen!

  15. Vielleicht gerade deshalb, weil sie der Stasi „beruflich“ sehr nahe stand ist sie die Eröffnung – Rednerin.
    DDR 2.0 lässt solidarisch grüssen

  16. Unabhängig vom Anlass, zu dem sie als Rednerin geladen ist, die Frau redet so schnell und silbenverschluckend, dass ohnehin die Hälfte des Inhalts unverständlich bleiben dürfte.

  17. Altlasten wohin das Auge schaut. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang der Name Mahler und sein Wechsel von links nach rechts.

  18. Top-Artikel, Herr Kraus, danke! Der von Ihnen zitierte und aufgespießte Titel der geplanten Gedenkveranstaltung „Überlebender des Krematoriums“ lässt mich vermuten, dass man bei diesem Gedenken nicht mehr ganz bei der Sache ist. Gedenkroutine macht sich offenbar breit – und erzeugt Gedankenlosigkeit. Martin Walser bekommt wieder einmal recht. – Oh, jetzt werde ich unsicher – darf man in diesem Zusammenhang heutzutage öffentlich „Martin Walser“ sagen? – Keine Ahnung, Ehrenwort!

    • „Gedenkroutine macht sich offenbar breit“ – wie man ja anhand der „Verschismuss“-Petitesse erkennen konnte. Manche lesen wohl nicht mal mehr, was auf den Abwurfkränzen geschrieben steht, ehe die mit staatstragender Miene zum „Gedenkort“ geschleppt werden.

  19. Danke für die Aufklärung. Ich habe immer angenommen Beate Klarsfeld kommt aus der DDR. Mag daran liegen, daß ich zum Zeitpunkt der Ohrfeige noch Kind war.

  20. Interessant. Das war mir nicht bekannt. Das wirft ein sehr fahles Licht auf Frau Klarsfeld und ihr Engagement. Es ging also nicht um Gerechtigkeit, sondern wohl eher um Denunziaton. Wie heute auch wieder. Sollte einem zu denken geben.

  21. Ich würde mich als Jüdin NIE für diese deutsche Regiereung zu Verfügung stellen und ich muss mich immer wieder wundern, wie viele jüdische Mitbürger sich, in diese, judenfeindliche und israelfeindliche Regierung angagieren, was haben sie nur für Werte , oder sind sie ahnungsloss, merken sie nicht die differenz zwischen Taten der Regierung und dem was sie labern? Merken sie nicht, wie sich das jüdisches leben in den letzten Jahren verschlimmert hatte und das sicher nicht wegen der AFD. Merken sie nicht die deutschen Abstimmungen in der UN, die sich samt gegen Israel richten? Ich könnte verzweifeln.

    • Und deswegen steht die „Gedenksäule“des sog. „Zentrum f.Politische Schönheit“=Ableger des linksgrünvers*** AgitProp-MSM mit Asche von angeblichen jüdischen ua. KZ-Opfern immer noch(!)vor dem Reichtag/Volkskammer 2.0, weil eben auch der sog. „Zentral“Rat effektiv/lukrativ schweigt?

    • Der Zentralsowjet wird doch üppig geschmiert und Peter Feldmann weiß sich selbst zu bedienen. Des Rätsels Lösung.

  22. Ich glaube die Wahl der Rednerin sagt mehr über jene aus, die sie bestellt haben, als über die Person selbst. Irgendeine Greisin wird hier noch einmal vor die Kameras gezerrt um ein wenig moralisches Tam-Tam aufzuführen. Die altbekannte und wenig erfreuliche Nummer, irgendwo zwischen „Nie Wieder“ und „Hütet den Anfängen“ und „Gerade heute, wo Rechte wieder erstarken“ etc.

    Für mich eher ein Armutszeugnis unserer Obrigkeit.

  23. Wird man Klarsfeld in einigen Jahren etwas vorwerfen zu müssen meinen, dann kommt von linker Seite sicher der Hinweis darauf, dass der rechte Schäuble Klarsfeld ja im Jahr 2020 mit voller Absicht und wegen ihrer Verdienste für diese Rede ausgewählt hätte.

    • dass SCHÄUBLE rechts sein soll, erstaunt mich. Vermutlich war er das einmal – lang ist’s her. Seit Jahren fühlt er sich in der linksgrünen Gesinnung offensichtlich ganz wohl.

  24. Suchte Josef Kraus nach dem Haar in der Suppe und fand eines? Er beginnt seinen Beitrag doch – wenn auch widerwillig – ganz redlich mit den Verdiensten der Klarsfelds.

    Ja, der Verdienst von Beate Klarsfeld um die Aufdeckung vertuschter Nazi-Verbrechen und -Identitäten ist so tiefgreifend, dass es mir nahezu egal erscheint, ob sie auf nicht nachvollziehbaren Umwegen tatsächlich 2.000 DM von der Stasi erhielt oder nicht. Ich glaube aber kaum, dass sie je darum gebeten hat.

    Die Klarsfelds trugen mit ihrer Arbeit dazu bei, uns Deutschen die Würde zurück zu geben. Dafür bin ich beiden noch heute dankbar.

    Mit Dreck zu werfen, nur weil jemand aus dem linken Lager kommt, ist mir zu billig.
    Genauso billig, wie wenn es umgekehrt geschieht. Für letzteres Geschehen ist Tichys Einblick ein wichtiger weil seltener Anwalt, daher schätze ich ihn grundsätztlich sehr.

    • Es kommt doch schon seit geraumer Zeit nicht mehr über die absoluten Gewichtungen einer Person oder deren Handlungen an.

      Gewöhnen wir uns doch bitte daran, dass auf den Ruf „Sozi, Sozi, Sozi!“ sofort eine mediale Hetze ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Gegebenheiten beginnt.

      Hier müsste allerdings der einfache Ruf „Erzheuchler!“ genügen.

    • Sie argumentieren so naiv wie einst Ulli Hoeness von Bayern München. Der versuchte auch zeitweise seine strafrechtlichen Taten mit den angeblich vielen guten Taten zu rechtfertigen. Das eine wiegt niemals das andere auf. Auch wenn jemand viele Leben gerettet hat, erlang er auf keinen Fall die Genehmigung zu einem Mord. Falls Sie auch nur ansatzweise verstehen sollten was ich damit meine. Bei Ideologen ist das nämlich so eine Sache.

    • Zusammenarbeit mit den Schergen der Stasi, die ihr Terrorregime gern auch auf ganz Deutschland ausgedehnt hätten, wenn „der Sozialismus gesiecht“ hätte, ist kein „Haar in der Suppe“!

    • Nur mal ein wenig Nachhilfe: Bereits Anfang der 1960er Jahre gab es zum Beispiel die Frankfurter Auschwitzprozesse.

      • @Josef Kraus: Nur mal ein wenig Nachhilfe: „Die Zahl der gegen Kommunisten gefällten 6688 Urteile war im Zeitraum 1951–1968 fast siebenmal so hoch wie die 999 Urteile gegen NS-Täter.“ (Foschepoth) Das ist Ausdruck der Elitenkontinuität in der Bundesrepublik nach 1945. Daran ändern auch einzelne Auschwitzprozesse 18 Jahre nach Kriegsende(!) nichts, die Fritz Bauer gegen den MASSIVEN Widerstand der Justiz anstrebte, welche im Wesentlichen selbst aus alten NS-Juristen bestand. Fakt ist, in sämtlichen gesellschaftlich relevanten Bereichen blieben die alten NS-Eliten bis auf wenige Ausnahmen an der Macht – das gilt für Justiz, Polizei, Verwaltung, Bildung, Regierung, Politik und für die Wirtschaft sowieso. Die Bundeswehr wurde mit 40.000 Offizieren und Unteroffizieren der Wehrmacht gegründet (zum Vergleich: bei der NVA waren es 2000, wovon fast alle Offiziere bis Ende der 50er pensioniert wurden). In diesem Klima der NS-Kontinuität waren solche Fälle wie der des SS-Generals und Kriegsverbrechers (Schlächter von Warschau) Reinefarth, den man zum Landtagsabgeordneten und Bürgermeister machte, anstatt in an Polen auszuliefern oder ihm selbt den Prozeß zu machen, nicht Ausnahme sondern symptomatisch.

    • @Stefan W.
      Meinen Sie das tatsächlich so, wie Sie es formuliert haben?
      Wenn also jemand Geld von einem Verbrecher, meinethalben von einem Bankräuber, annimmt, ist es entscheidend, ob er darum bat oder nicht? Ich befürchte, das könnte der Staatsanwalt deutlich anders sehen!
      Klarfeld hätte problemlos dieses Schmiergeld ablehnen können. Da Sie es nicht tat, bekannte sie sich zu den Machenschaften der Stasi und sollte eher nicht als Vorbild gefeiert werden.

    • „Mit Dreck zu werfen, nur weil jemand aus dem linken Lager kommt, ist mir zu billig.“ Mit Dreck zu werfen, nur weil jemand aus irgendeinem Lager kommt, ist billig. Da bin ich ganz bei Ihnen. Dieses billige Verhalten findet man auch hier in den Kommentarspalten leider genau so häufig wie bei der Antifa. Politischer Analphabetismus ist offenbar kein Alleinstellungsmerkmal irgendeiner politischen Ausrichtung. Was zählen sollte, sind einzig und allein Argumente. Die gibt es leider viel zu selten

  25. Ja, das ist noch witziger: Ein hohes Mitglied der Partei, die diese Mauer gebaut hat, hält eine Festrede zur Feier des Falls dieser Mauer.

  26. Sie haben leider Recht. Es war ein Riesenfehler das man die SED nach dem Zusammenbruch der DDR nicht verboten, sondern durch mehrfache Metamorphose Gelegenheit gegeben hat, ihre kriminelle Vergangenheit schön zu reden.
    Eines sollte sich jedenfalls verbieten – sich von diesen Kriminellen vorschreiben zu lassen, wer politisch salonfähig ist.

  27. „Obwohl längst bekannt ist, dass sie nach ihrer Ohrfeige gegen Kiesinger 1968 Geld der Stasi angenommen hat.“:
    Mir war das nicht bekannt. Und vermutlich auch den meisten anderen nicht. Dann wäre es gut, das bekannt zu machen. Aber ob sich selbst die AfD das traut, bezweifele ich.

    • Die WELT hat es aufgedeckt, und TE daran erinnert!

      • Sehr geehrter Herr Kraus, denken Sie daß die anscheinend sinistrophlile „Welt“ das heute auch noch tun würde? Schönen Sontag, H.M.

    • Warum sollte die AfD so dumm sein, sich an Frau Klarsfeld abzuarbeiten? Das hätte nur zur Folge, daß man einen Anlaß hätte, ihr mal wieder ideologische Nähe zum Nationalsozialismus zu unterstellen. Und was wäre damit zu gewinnen?

  28. Gegen Nationalsozialismus zu sein zeichnet jeden vernunftbegabten und denkenden Menschen aus, auch und gerade Konservative.
    Klare Fehleinschätzung von Wolfgang Schäuble, wenn er meint dafür linksaussen Fanatiker notwendig zu haben.
    Das ist nicht deren Erbhof.

  29. Schäuble hat sich sicherlich (ebenso wie Steinmeier in der Sache Feine Sahne Fischfilet) niemals mit den Hintergründen und der Bedeutung ihrer Handlungen beschäftigt. Schon gar nicht mit der dadurch ausgelösten Symbolik. Schäuble ist m.E. seit seinem Attentat nicht mehr real, man sieht ja worüber er sich im BT äussert (und er besser geschwiegen hätte; si tacuisses…)
    Ähnliches Schweigen würde ich mit von Steini wünschen, wenn sich der Mund öffnet kommt selten was nicht SPD-mässiges raus. Staatstragend wäre m.E. anders.

  30. Lieber Herr Kraus,
    diese Huldigung linker stasiverstrickter Akteure und deren nahtlose Integration in die Nomenklatura unserer Bundesrepublik ist doch mit ein Grund für den Niedergang der SPD und CDU und den Aufstieg der AfD.

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