Als ich Manfred Stolpe 1988 kennenlernte, war ich gerade Studienleiter der Evangelischen Akademie in West-Berlin geworden. Bei meinem Antrittsbesuch in Ost-Berlin fragte ich den damaligen Konsistorialpräsidenten, wie ich DDR-Oppositionellen einen Auftritt in West-Berlin ermöglichen könnte. Mit verschmitztem Lächeln schlug er mir vor, eine Tagung zum Thema „Kirche im Sozialismus“ zu machen. „Dagegen kann niemand etwas haben und Sie können unauffällig auch ein paar Kritiker einladen.“
Manfred Stolpe erwies sich nicht nur in diesem Fall als Meister der Taktik. Dass er in der DDR 1955 zum Studium der Rechtswissenschaften zugelassen wurde, zeigte früh seine Fähigkeit zur Anpassung. Nach seinem Diplom ging er in den Dienst der Evangelischen Kirche, wo er 1969 Leiter des Sekretariates und später stellvertretender Vorsitzender des DDR-Kirchenbundes wurde. Fast immer, wenn es knifflig wurde im komplizierten Verhältnis zwischen Staat und Kirche, schickten die Bischöfe Stolpe vor. Und wenn Christen in der DDR Probleme mit der Obrigkeit bekamen, war er es, der noch am ehesten helfen konnte.
Der Kirchenjurist genoss es, ein gefragter Gesprächspartner zu sein – nicht nur in der DDR, sondern auch im Westen. Schon seine sonore Bassstimme sorgte dafür, dass ihm viele vertrauten. Was freilich die wenigsten wussten, war, dass er auch mit dem Staatssicherheitsdienst vertrauensvoll verkehrte. In konspirativen Zusammenkünften berichtete er der Stasi-Kirchenabteilung regelmäßig über kircheninterne Vorgänge. Unter dem Decknamen „Sekretär“ führte sie ihn deshalb zwanzig Jahre als hochkarätigen Informanten im Kirchenbund. Der Journalist Ralf Georg Reuth veröffentlichte bereits 1992 die wichtigsten Dokumente zu Stolpes geheimem Leben. In einem ausführlichen Gutachten warf ihm der Theologe Ehrhart Neubert später einen jahrelangen vorsätzlichen Bruch kirchlichen Rechts vor.
Deckname “Sekretär” – Manfred Stolpe (M.) mit Kirchenvertretern bei SED-Chef Erich Honecker (2.v.r.) 1978 (2)
Dabei war Stolpe ein Strippenzieher ohne eigene politische Agenda. Dass er nach dem Ende der SED-Diktatur bei der SPD landete, war deshalb eher ein Zufall, er hätte genauso gut für eine andere Partei antreten können. Er war ein Mann ohne Eigenschaften, der früh das schmeichelhafter klingende Etikett „Moderator“ oder „Brückenbauer“ verliehen bekam.
Vom Geheimdiplomaten zum Politiker
Die SPD war dankbar, mit ihm einen politischen Profi gefunden zu haben – der obendrein bei der Bevölkerung ankam. Zwischen 1990 und 2002 wurde er dreimal zum Ministerpräsidenten von Brandenburg gewählt. Zu seinem Erfolg trug vor allem bei, dass er sich den entwurzelten Ostdeutschen als verständnisvolle Vaterfigur anbot. „Wir Brandenburger“ wurde zu einer seiner Lieblingsfloskeln.
“Seinen” Brandenburgern ersparte Stolpe auch den schmerzhaften Prozess der Aufarbeitung – nicht zuletzt im eigenen Interesse. Unter ihm gab es weder einen Beauftragten für die Stasi-Unterlagen noch nennenswerte Stasi-Überprüfungen. Stattdessen arbeitete er im Landtag demonstrativ mit dem letzten SED-Chef von Potsdam zusammen, was als “Brandenburger Weg” verkauft wurde. Alte Kader fühlten sich deshalb nirgendwo so wohl wie in der „Kleinen DDR“ – wie Brandenburg damals spöttisch genannt wurde.
In der “Kleinen DDR” – Manfred Stolpe (M.) und Oskar Lafontaine (r.) 1990 im Stahl- und Walzwerk Brandenburg (3)
Erfolgreich war dieser Kurs nicht. Im Gegenteil: Bei vielen wirtschaftlichen Kennziffern trug Brandenburg lange Zeit die rote Laterne. Mehrere hoch subventionierte Investitionsprojekte gingen bankrott. Denn anders als der CDU-Politiker Kurt Biedenkopf in Sachsen hatte Stolpe für den Wiederaufbau Brandenburgs kein Konzept. Auch in seiner kurzen Zeit als Bundesverkehrsminister hat er wenig Spuren hinterlassen.
So bleibt mit dem Namen Stolpe vor allem eins verbunden – die eisern durchgehaltene Leugnung seiner geheimen Beziehung zum Staatssicherheitsdienst. Für viele Spitzel wurde sie zum Vorbild, für den Umgang mit der DDR-Vergangenheit zur Zäsur. Trotz seiner langen Krebserkrankung hat er die Chance nicht genutzt, vor seinem Tod noch reinen Tisch zu machen.
Der Text erschien zuerst in: Die Tagespost vom 3. Januar 2020 und hier.
(1) Bundesarchiv, Bild 183-1990-1026-013 / CC-BY-SA 3.0
(2) Bundesarchiv, Bild 183-T0306-0025 / Koard, Peter / CC-BY-SA 3.0
(3) Bundesarchiv, Bild 183-1990-0919-018 / CC-BY-SA 3.0
Über weite Strecken hatte ich das Gefühl, ich würde einen Artikel über Angela M. aus B. lesen.
Ich frag mich immer nur eines: bei meiner Bewerbung musste ich eine Erklärung unterschreiben, das ich nicht bei der STASI war…
Dasselbe beim Eintritt in diversen Vereinen…
Dasselbe Procedere kenne ich auch von vielen Bekannten hier.
Soweit, so gut – und richtig.
Aber: die, welche hier und heute „unsere“ Regierung stellen, haben in höchsten Ämtern ganz offiziell einen STASI-Hintergrund.
Und dann wagen es dieselben Heuchler, das Wort „Moral“ in den Mund zu nehmen?!
How dare you…!
Ich fasse das bis heute nicht! – Und werde es nie verstehen, dass meine Mitbürger so etwas schweigend und wissend dulden!
„Wenn es eng wird, muß man lügen.“ [J. C. Juncker] — Habt Ihr das in der DDR nicht gewußt? Im Westen wurde seit 1949 gelogen, daß sich die Balken biegen. Am Ende haben wir manches davon sogar selber geglaubt. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Ob Manfred Stolpe wissentlich für die Staatssicherheit gearbeitet hat oder ohne sein Einverstandnis als IM geführt worde, ist nicht gklärt. Es gibt keine Verpflichtungserklärung oder ähnliches. Das Stolpe vielen Leuten geholfen hat, steht ausser Frage.
Was seine Erfolge als Brandenburger Ministerpräsident im Vergleich zu Sachsen betreffen. Sachsen unter Kurt Biedenkopf hatte keine nenneswert niedrigeren Arbeitslosen Quoten, ebenso Massenabwanderung, Niedriglöhne etc.. Diese Probleme hatten und haben alle ostdeutschen Bundesländer, egal in welcher politischen Konstellation sie regiert worden.
Was für eine Verklärung.
Sachsens Vorbild war Bayern, so muss man sich nicht wundern, dass viele Profs an der TU Dresden aus Bayern kamen. Klar hat man auch da Subventionen versenkt, z.b. Solarindustrie. Aber in Brandenburg gefühlt überall, Cargolifter, Chipfabrik, Solarindustrie. Und an der Uni in Frankfurt/ Oder rote Profs., von denen kaum einer in Frankfurt/Oder lebt. Und das Schwänchen mittendrin.
Was soll man / frau da noch sagen ?
Ein ganz übler Finger , wie es so viele von der Sorte gibt !
Viel der „Wessie“-Leser erfahren heutzutage, wie es in der DDR war. Wenn man mit seiner Meinung aneckte, dann sind schnell Karriere, Freunde und gar Familie futsch. Da überlegt man sich seine Meinung zweimal und „heult mit der Meute“.
Oder wer traut sich heute klar anzusprechen, dass die „Flüchtlinge“ massiv die Sozialkassen belasten und die Kriminalitat hochtreiben.
In diesem Sinne war Stolpe auch die Identifikationsfigur für einen neuen Lebensabschnitt nach der „DDR 1.0“ – wie heute doch viele auf Besserung nach „Merkel“ hoffen.
Dies wird aber nur geschehen, wenn es einen Kraftakt gibt, denn wie in der DDR gibt es auch später viele „Ewgig-Gestrige“ wie es in Russland nicht wenige Stalin-Fans gibt …
Schön zu sehen, wie sich die Wessis, die nie in einem solchen System leben mussten, hier austoben. Als Spitzenfunktionär der Kirche hatte Stolpe natürlich Kontakte zum MfS, wie andere auch. Die Frage ist, welchen Menschen hat er geschadet, welchen geholfen. Er verhalf einigen zur Ausreise und vermittelte in Konflikten. Solche Leute wurden zum Teil auch ohne ihr Wissen als IM geführt. Seine Vergangenheit wurde von einer Kommission aufgearbeitet, alle verfügbaren Unterlagen gesichtet. Ein Nachweis ist nicht gelungen. Er hätte sich auch in die Nische zurückziehen können, ohne Möglichkeit, jemandem helfen zu können. Letzten Endes wird es unbekannt bleiben, wie eng oder streng abgegrenzt sein Verhältnis zur Stasi war.
Seine Vergangenheit wurde intensiv durchleuchtet. So etwas hätte man sich in der alten Bundesrepublik gewünscht, als Globke Karriere machte und Adenauer das komplette Außenamt samt Nazi-Botschaftern und Mitarbeitern gleitend übernahm. Zitat von ihm: „Ich kann das schmutzige Wasser nicht weggießen, wenn ich kein sauberes habe.“
Sie haben absolut recht, seine Aktivitäten in der DDR unterliegen anderen Gesetzmäßigkeiten und auch Herr Knabe kann offensichtlich keine konkrete schädliche Aktion benennen, was allerdings zu denken geben muß, ist die absolut vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kadern nach der Wende i.V.m. dem schlechtesten aller Länderergebnisse, ob da ein Zusammenhang besteht, sollen andere beurteilen, im Vergleich zur Klüngelwirtschaft in der SED/PDS/Linke ist die CSU jedenfalls ein Ponyhof und ein zumindest früher, prosperierender dazu.
@Frank Hennig
Ihr Ossis seid ja auch wirklich nie zufrieden. Jetzt verhelfen wir eurer Zonenwachtel schon seit 14 Jahren zur Kanzlerschaft, damit ihr endlich aufhört zu jammern, aber immer noch nicht gut. Nur ein Wort gegen einen von euren DDR-Systemlingen, und schon verfallt ihr in Nostalgie und das Klagelied geht wieder von vorne los. Nicht mal nach 30 Jahren habt ihr die Kraft zuzugeben, dass eure DDR nicht zuletzt wegen Typen wie Stolpe ein sozialistischer Schrotthaufen war.
Stimmt, als Wessi musste ich nie in einem solchen System leben, aber von euch oberschlauen Ossis habe ich auch nie ein Wort der Warnung gehört, Typen wie Merkel & Co. an die Macht zu lassen. Nur endloses Gejammere wie schwer ihr es doch habt. „Kommt die D-Mark nicht zu uns, kommen wir zur D-Mark“. Von wegen Freiheit. Unsere Wessi-D-Mark ist ja dann auch zu euch gekommen, die beste Währung der Welt. Und was haben wir Wessis dafür von euch bekommen? Merkel als Kanzlerin und die D-Mark war weg.
Sie lieber Frank Hennig, haben nie in der Bonner Republik gelebt, und können gar nicht einschätzen und wollen es wohl auch nicht, was wir im Westen damit für die Wiedervereinigung aufgegeben haben. Wir Wessis haben aus unserem Teil Deutschlands eines der erfolgreichsten Ländern der Welt gemacht, ihr aus eurem Teil einen Schrotthaufen. Also erzählen Sie mir nichts von Adenauer.
Es sind DDR-Nostalgiker wie Sie, die tatsächlich auch heute noch glauben sich für die alten Genossen einsetzen zu müssen. Das hat von Beginn an die Wiedervereinigung vergiftet und uns geradewegs in eine DDR 2.0 geführt.
Vielen Dank für Ihren sachkundigen und differenzierten Beitrag. Gejammert habe ich übrigens nicht, es geht mir gut. Dass die Wessis es verabsäumt haben, ihre Demokratie zu verteidigen und heute in Massen Grün wählen, dafür können die Ossis nichts. Wenn sich linksrheinische CDU-Granden von Merkel vom Hof jagen lassen, zeigt das die Schwäche der Partei, nicht die Stärke Merkels.
@Frank Henning
Freut mich, dass Ihnen mein Beitrag gefallen hat. Sie haben sehr richtig erkannt, dass die Wessis es verabsäumt haben ihre Demokratie zu verteidigen, und zwar im Rahmen der Wiedervereinigung. Ein neues Land mit zusätzlich 17 Mio. Nichtdemokraten ist damals entstanden. Das aber durfte im Westen und wollte im Osten nicht thematisiert werden. Augen zu und durch. Ähnlichkeiten mit der heutigen Migrationspolitik sind rein zufällig.
Sicher, Ossis und Wessis sind heute nicht mehr die selben, aber auch das Land ist nicht mehr dasselbe. Die Straßen im Osten sind besser als im Westen und wer Nichtdemokraten sucht, hat im die Westen die größere Auswahl. Aber man darf auch nicht vergessen zu fragen wo sie alle geblieben sind, die mehr oder weniger aktiven Unterstützer des DDR-Apparates. Ein Großteil ist in die Westparteien eingewandert und dort auf vielfach linke Sympathisanten gestoßen. Stolpe ist ein typischer Vertreter der dieser stets systemkonformen „Wiedervereinigungsossis“.
Heute haben wir eine DDR 2.0, das sozialistische Lebensgefühl hat sich in Deutschland durchgesetzt und die Wessis wie auch viele der nach 1980 geb. Ossis möchten das sozialistische Experiment gern noch einmal wiederholen, denn es ist ja bekannt, dass dies funktioniert, wenn man es nur „richtig“ macht.
hehe nu‘ mal halblang, der Merz ist aus dem Rechtsrheinischen…. und der Koch und der Wulf auch und …gut, Al Aschet, der is’n Ööcher Print. 🙂
Eben, der Merz, der ist nach Adenauers berühmter Definition, nach der Ostdeutschland in Köln-Deutz beginnt, eindeutig ein Ossie.
Es ist mir auch aufgefallen, daß in allen diesen Lobhudeleien das wahre Gesicht dieses Kommunisten und Verräters Stolpe nirgendwo erwähnt wurde. Danke für diesen Artikel.
Für mich war dieser Stasi-Sekretär ein Mini-Mielke in der Kirche, von dem auch der gegenwärtige germanophobe weibliche Staatsratsvorsitzendenkanzler bis heute profitiert. Wie der Zeitablauf bis heute zeigt, waren und sind beide Kommunisten an der Macht. Was haben sie gemacht, außer das eigene Volk zu knechten und zu verraten? Alleine die wirtschaftliche Entwicklung in D (die Reichen werden reicher und die Armen werden ärmer) zeigt das menschenverachtende Wirken dieser negativen sozialistischen Kaste.
Es hat nach Ende der DDR-Diktatur nichts gegeben, was der Entnazifizierung nach der Hitler-Diktatur gleichgekommen wäre. Es gab nicht einmal eine „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ wie in Südafrika. Während die politische Korrektheit verlangt, dass sich immer noch ganz Deutschland für die Nazis schämt, die es jetzt nicht mehr gibt, kümmert sich niemand (außer der verfemten „Rächten“) um die Handlanger der DDR-Diktatur, die es sehr wohl noch gibt.
Danke, Autor Knabe, dass Sie nicht müde werden, auf diesen Missstand hinzuweisen.
Dem möchte ich mich anschließen.
Diese Frage stelle ich mir immer öfter…warum gab es nach der Wende keine Aufarbeitung? Keine Verhandlungen a la Nürnberger Prozesse..?
Zur Zeit des Mauerfalls, war ich noch ein Kind & wusste nicht, was das überhaupt bedeutet. Zumal in meiner Familie nie viel über Politik gesprochen wurde. Vllt kann mir das einer von den Foristen mal erklären, oder hat ein paar gute Buchtipps zu dem Thema. Würde mich freuen. Danke 🙂
die Aufarbeitung gab es schon, viele Stasigefängnisse wurden Gedenkstätten, die kann man besuchen. Auch Jugendwerkhöfe z.B. der in Torgau wurde zur Gedenkstätte umgebaut. Im Land Brandenburg gibt es in Potsdam das Stasigefängnis in der Lindenstraße zu besichtigen. Jedoch in keiner dieser Gedenkstätten werden sie die Namen der Täter finden, die blieben anonym, weil man diese Leute im Rechtsstaat BRD gut gebrauchen konnte.
Danke Harzbub & tube 🙂
Es gab keine friedliche Revolution, die UdSSR hat sich einfach von einer Last befreit. Eine Bedingung war die SED Führer nicht zu verfolgen. Darum sitzen die Täter von Gestern noch heute in führenden Positionen. Siehe Gysi und Genossen.
Nun lutherisch paßt hier nicht zu Ihrer Aufzählung. Wenn, hätten Sie Kirche schreiben müssen. Denn es war genau dieser Luther der sich gegen den Hochverrat der Machthabenden am Volke wandte. Das ist heute mit diesem unsäglichen germanophoben Bedford-Strohm, Marx und Co genauso. Statt sich um die Pädophilen in ihren Reihen zu kümmern, verraten auch sie wieder das deutsche Volk.
Dafür haben Sie die heutigen Kommunisten vergessen. Deren Partei nennt sich z.Z. LINKE. Ja früher nannten die sich auch einmal SED, aber auf den Zusammenhang muß man ständig hinweisen, damit er nicht vergessen wird.
@Alter weiser Mann
Lutherisch, ist schon sehr gut in dieser Reihe aufgehoben.
Also geheim war das Leben Stolpes nicht. Ich habe in einem Zeitungsverlag ein Reihe von Jahren gearbeitet. Zu meinem Verlagschef kam dann in bestimmten Abständen außerhalb der regulären Arbeitszeit, die Stasi. Das war über all Gang und Gäbe, wusste auch jeder. Jedes Ratsmitglied, was für einen bestimmten Sektor die Verantwortung trug, bekam regelmäßig Besuch von der Stasi. Geheim war da nichts dran. Da könnte man auch das Leben des ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Herr Tillich durchleuchten mit dem gleichen Ergebnis.
Ein »Mann ohne Eigenschaften« kann keinen »reinen Tisch machen», weil er schlicht nicht weiß, was das ist. Ein Blatt im Wind hinterläßt keine Spuren.
Stolpe und Stasi, Gaug als Wendehals, und so einiges Mehr , ist im Osten wohlbekannt. Und so ist es überhaupt nicht verwunderlich wenn sich die Genossen im Geiste gegenseitig loben und hoch leben lassen. Nur ein großer Teil unserer altdeutschen Mitbürger glaubt halt den Erfahrungen der Ostelbischen nicht – und möchte Diese selber machen. Und wie es ausschaut brauchen wir (sie ) nicht mehr lange darauf warten.
Wo kamen die denn nach der Wiedervereinigung plötzlich alle her, aus den Pfarrdienststellen und Pfarrhaushalten, wo doch dieser Staat von Natur aus so extrem kirchenfeindlich und gefährlich war und es dann trotzdem viele Studierte darunter gab, was man ja eigentlich garnicht vermuten sollte, es sei denn sie kooperierten mit der Partei und dann ganz bestimmt nur in deren Sinne und das ist bis heute das eigentliche Problem.
Nibelung, Alter weißer Mann, meine persönliche Erfahrung im Kontakt zu kirchlich organisierten Kreisen in der DDR vor 1989, und zwar hier die evangelische Kirche war, dass sie nicht so viel anders waren als die ev. Kirche in der BRD oder die heute mit Bedford-Strohm und der EKD.
Ja, sie standen in einer latenten oder offenen Opposition zum System der SED und Stasi.
ABER: Trotzdem waren sie alle links. Infrage gestellt wurden stets und immer nur die SED, die Stasi, aber NIE der Sozialismus. Nicht einmal die deutsche Teilung. Reisefreiheit, ja, Wiedervereinigung? Nur was für westdeutsche Revangionisten. Wenn sie geahnt hätten, wie sehr die Westdeutschen die deutsche Teilung schon in den 80er Jahren goutiert hatten…
WIR SIND EIN Volk (statt DAS) – das war die Parole und der Wunsch der überwiegend atheistischen Kleinbürger der DDR. Die Kirchenleute, egal ob in der Gethsemane-Kirche oder in Leipzig, wollten nur eine „bessere“ DDR, Sozialismus, aber „richtig“. Warum ist ein bekennender Christ wie Bodo Ramelow heute Ministerpräsident von Thüringen und Mitglied der Linkspartei – und keiner findet was dabei?
Aus dem gleichen Grund, warum die Pfarrertochter Merkel Bundeskanzlerin ist, Bischöfe den deutschen Atomausstieg in der Ethikkommission beschlossen haben, und die EKD Migrantenschiffe auf dem Mittelmehr betreibt.
„Hier stehe ich und kann nicht anders!“ Gab es je einen deutscheren Satz?
„Hier stehe ich und kann nicht anders!“ ist eine Paraphrase (ähnlich wie Gorbatschows „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“). Das genaue Zitat lautet:
„Da mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, kann ich und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“
Ein himmelweiter Unterschied, meinen sie nicht auch?
Verehrter Herr Knabe, ich kann Sie beruhigen. Die meisten Mitläufer der Ära Merkel werden nach ihrem Ausscheiden auch sehr wendig bzgl. der künftigen Regierung sein. Nichts Neues unter der Sonne…
Den letzten Satz finde ich geschmacklos.
Finde ich nicht. Wenn Stolpe die Größe gehabt hätte, die er jahrelang in der Politik vorgab zu haben, dann hätte er allen zum Schluss reinen Wein eingeschenkt. Die Zeit dafür hatte er. Aber diese moralische Größe haben leider nur sehr wenige Menschen. Viele nehmen ihre Geheimnisse mit ins Grab.
Wenn man in dieser Position arbeitete, die Stolpe inne hatte, bekam man zwangsläufig Kontakt zur Stasi. Das war Pflichtübung, die zu dieser Tätigkeit gehörte, ob man wollte oder nicht. Jeder Kombinatsdirektor erhielt die Besuche ebenfalls sowie die Leitungsmitglieder der Kommunen und anderer. Das wusste doch aber jeder.
Nur Gesinnungbesuch zu bekommen oder selbst tatkräftig bei der Stasi mitzuarbeiten sind aber zwei Paar Schuhe. Wer in der DDR auf die höchsten Stufen klettern und sich Privilegien schaffen wollte, musste schon mitarbeiten. Da ging kein Weg dran vorbei.
„Kontakt zur Stasi“ und regelmäßige Zuträger/Spitzel-Dienste sind doch etwas anderes.
@Gruenauerin
Hier muss ich doch widersprechen.
Es gab durchaus die Möglichkeit, sich dem zu entziehen – natürlich mit den entsprechenden beruflichen Konsequenzen… (keine weitere Beförderung und vor allem keine dienstlichen Auslandsaufenthalte – das war dann den „Kadern“ vorbehalten).
Meine Erfahrung.
Ha, den möchte ich sehen, der einen ihm angetragenen Posten, z.B. in der Chefetage ablehnt. Mein Verlagsdirektor z.B. hätte nie sehenden Auges seinen Posten aufgegeben. Warum auch. Es war nicht absehbar, dass die DDR so schnell fiel. Herr Tillich hat sich auch für seine Stadt eingesetzt. Dass die Stasi dann bei jedem vor der Tür stand, nun das hat man so hinnehmen müssen und gerade Leitungskräfte haben damit auch die Situation von Kollegen verbessern können. Es war für diese Menschen ein schmaler Grad, auf den sie balancierten. Und dabei ging es auch sehr selten darum, dass man nicht ins westliche Ausland dann fahren konnte. Jeder Popelbetrieb hatte seine monatlichen Besuche. Hinterher sind auf einmal alles Freiheitskämpfer, haben freiwillig auf tolle Jobs verzichtet, nur um Gutmensch zu sein. Was ICH anders gemacht hätte in der Situation in die diese Menschen durch die DDR gekommen waren: Ich hätte keinen Posten im gemeinsamen deutschen Staat angenommen. An dieser Stelle wird es erst für mich fragwürdig. Für das davor, können sie nichts. Die meisten haben es unfreiwillig hinnehmen müssen.
@T Ruebsal
Stimme Ihnen zu. Aber wer im braunen, roten und jetzt grünem Sozialismus hat denn den Charakter Größe zu zeigen. Keiner, denn sonst wären es nicht machtgierige menschenverachtende Verräter.
Der letzte Satz war in der Tat verzichtbar.