Während und nach den im November des Jahres 2010 von Heiner Geißler (CDU) moderierten Schlichtungsgesprächen zu dem Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 galt Boris Palmer, der damalige grüne Wortführer der Projektgegner in diesen Gesprächen, in- und außerhalb seiner Partei als ein ebenso kenntnisreicher wie redegewandter Hoffnungsträger grüner Politik in Deutschland. Der Posten als Oberbürgermeister von Tübingen, den er im Jahr 2006 erstmals erobert hatte, sollte ein Sprungbrett für noch höhere Weihen auf Landes-, gegebenenfalls auch auf Bundesebene sein. Winfried Kretschmann (Grüne) galt als sein Freund und Förderer. Rund zehn Jahre später steht Palmer nun allerdings vor dem Scherbenhaufen eines möglichen Ausschlusses aus seiner Partei, beantragt von deren Landesvorstand in Baden-Württemberg.
Der von ihm inzwischen ins Netz gestellte, von einer Kölner Anwaltskanzlei formulierte, vierunddreißig Seiten umfassende Antrag auf Parteiausschluß liest sich über weite Strecken wie ein Antrag auf Ehescheidung aus Zeiten, als es dabei noch vorrangig um Schuldvorwürfe ging. Der betrogene Ehepartner will sich von dem untreu gewordenen Partner trennen und listet deswegen detailliert dessen „Sünden“ auf, die ihn zu diesem Schritt veranlassen. Palmers Sündenregister umfasst eine Vielzahl „umstrittener Äußerungen“ in den Medien und seinen Büchern zu fünf Bereichen: der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik, der Integrations- und Ausländerpolitik, der Menschenrechtspolitik, dem Erstarken des Rechtspopulismus sowie zur Unterstützung einer Kandidatin der CDU bei den Bürgermeisterwahlen in Aalen in diesem Jahr.
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Aufgeführt werden in dem Antrag unter anderem Palmers Forderungen nach einer zahlenmäßigen Begrenzung der Asyl-Zuwanderung und der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber in ihre Herkunftsländer, desweiteren seine Kritik am UN-Migrationspakt, der „eine einseitige Sicht auf Migration, die ausschließlich positiv ist“, propagiere sowie sein Versuch, gewalttätig gewordene Asylbewerber in Tübingen gesondert zu erfassen. Hinzu kommt seine Kritik am Adoptionsrecht für homosexuelle Paare, am Verbot des Wortes „Mohrenkopf“ sowie an den „Meinungstyrannen“ in seiner eigenen Partei, denen er eine „antidemokratische Debattenverweigerung“ vorwarf.
Das Faß zum Überlaufen gebracht haben aus Sicht des grünen Landesvorstands schließlich seine Kritik an der amtlich praktizierten Corona-Lockdown-Politik, sein Verhalten gegenüber einer transsexuellen grünen Politikerin, die er weiterhin mit ihrem männlichen Namen ansprach sowie die satirische Verwendung des Wortes „Negerschwanz“ zur Verteidigung eines ehemaligen schwarzen Spielers der Fußballnationalmannschaft. Hinzu kommt sein Vorwurf an die eigene Partei, sie habe mit ihrer Politik sowohl den Brexit wie den Aufstieg der AfD mit befördert. Abgeschlossen wird Palmers Sündenregister schließlich mit seiner Teilnahme an einer Diskussionsveranstaltung der CDU anlässlich der diesjährigen Bürgermeisterwahlen in Aalen zur Frage „Was macht eine gute Bürgermeisterin aus?“ Dort hat sich Palmer positiv über die CDU-Kandidatin geäußert, obwohl sich die Grünen in Aalen vorab schon hinter den Kandidaten der SPD gestellt hatten, der schließlich das Rennen machte.
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Dessen ungeachtet zeugt der Antrag jedoch von einer über die Jahre gewachsenen, tiefen Entfremdung zwischen dem Tübinger Oberbürgermeister und seiner Partei in wesentlichen Bestandteilen der grünen DNA jenseits der Umwelt- und Klimapolitik. Sie wäre selbst dann nicht mehr zu bereinigen, gäbe Palmer klein bei und würde öffentlich Abbitte leisten wie einst die verfemten Parteigenossen der KPdSU oder der SED und jüngst die Berliner Grüne, die dummerweise öffentlich bekundet hat, als Kind gerne ein Indianerhäuptling gewesen zu sein. Danach sieht es bei Palmer allerdings nicht aus, wie man dem Antrag ebenfalls entnehmen kann. In ihm werden nämlich nicht nur seine Sünden aufgelistet, es wird auch ausführlich dargestellt, wie umfangreich und erfolglos alle bisherigen Anstrengungen der Parteiführung gewesen sind, ihn wieder auf den vorgegebenen migrations- und identitätspolitischen grünen Tugendpfad zurückzubringen. Der Antrag auf Parteiausschluß endet daher mit der ebenso klaren wie eindeutigen Feststellung, er sei „angemessen, um Bündnis 90/Die Grünen von einem hartnäckigen Störer der innerparteilichen Ordnung und Verletzer der Grundsätze der Partei zu befreien.“
Umgekehrt ist es aber auch Palmer nicht gelungen, mit seiner öffentlichen Kritik die von ihm gewünschte innerparteiliche Debatte über die seiner Meinung nach falsche Ausrichtung der Grünen in Fragen der Migrations- und Identitätspolitik in Gang zu bringen. Nach deren Wiedereinzug in die Bundesregierung stehen die diesbezüglichen Zeichen, wie man dem neuen Koalitionsvertrag entnehmen kann, weniger denn je auf Kurskorrektur, sondern vielmehr auf Weiterverfolgung und Verschärfung unter dem Banner eines vermeintlichen gesellschaftpolitischen Fortschritts. Unabhängig vom Ausgang des Ausschlußverfahrens wird sich Palmer daher die Frage stellen müssen, was er noch in einer Partei verloren hat, die die von ihm abgelehnte migrations- und identitätspolitische grüne Programmatik in den kommenden vier Jahren schrittweise in Gesetzesform gießen wird. Mit einem Parteiaustritt käme er nicht nur den Schergen der Parteiführung zuvor, sondern würde sich auch ebenso zeitraubende wie demütigende Befragungen und Rechtfertigungen vor egal welchem grünen Schiedsgericht ersparen. Gewinnen kann er in und mit der grünen Partei jedenfalls nichts mehr.
Ich habe den Antrag der Grünen auf Parteiausschluss Herrn Palmers mit zunehmender Erheiterung gelesen.
Die lustigen Formulierungen dieses Antrages der Grünen übertreffen jede Satire. Köstlich !!!
Wann hat das eigentlich bei den Grünen angefangen, dass sie so weltfremd und autoritär wurden?
Die kamen damals doch so nett in Turnschuhen, mit Strickzeug und Blumen ins Parlament.
Die Grünen können sich diesen Umgang mit Palmer politisch gerade sehr locker leisten. Sie haben festgestellt, dass sie keine intelligenten Politiker brauchen, um gewählt zu werden, sondern mit Leuten wie Bärbock und Hofreiter etc. ausreichend gut zurecht kommen. Deswegen tun sie das. Wie konnten Sie speziell in Ba-Wü in diese Position kommen? Fragen Sie den Kurzzeitministerpräsidenten der CDU, Mappus.
Tja, entweder du bist für mich oder du bist ein Feind, der vernichtet werden muss.
Und je dümmer die Bestimmer, umso rigoroser der Hass, der von ihnen ausgeht.
Ich wünschte, dass die erfolgreichen, klugen deutschen Menschen, die zur Zeit in Scharen das Land verlassen, bleiben würden um zu kämpfen. Aber dafür sind sie wahrscheinlich tatsächlich viel zu klug.
Fazit: Als Mitglied bei den linken Grünen darf man keine eigene Meinung mehr haben. Alles muss den Ideologien der Partei unterwürfig untergeordnet werden.
Und wer es dann noch wagen sollte seine eigene Meinung öffentlich zu schreiben oder sagen, der soll von der grünen Partei ausgeschlossen und ausgegrenzt werden. Dessen Karriere, Reputation, Familie usw. wird nachhaltig und komplett zerstört und ruiniert.
Selbst Schuld wer in solchen linksextremen Parteien Mitglied ist.
Die nationalen Sozialisten sind, siehe Sarrazin, auch kein Haar besser.
Palmer braucht die GrünInnen schon lange nicht mehr. Er spricht das aus, was viele denken. Und eckt damit massiv an. Sicher muss man nicht alle seine Äußerungen gut heißen. Aber unsere ÖR passen solche Statements, die nicht in ihrem Erziehungsauftrag entsprechen, mal gerne an. Oder auch gerne genommen werden dann Äußerungen von kritischen Mitbürgern wie Palmer und in einem anderen Kontext eingebaut. So dass es den MSM passt.
Herr Springer, in Ihrem letzten Absatz erwähnen Sie den fehlenden innerparteilichen Diskurs hinsichtlich der Flüchtlings- und Identitätspolitik bei den Grünen.
Den gibt es doch aber nur, wenn überhaupt, bei einer Partei – ansonsten sind sie alle nach innen und außen ganz still (sogar im Wahlkampf!) – öffnen aber hinter unserem Rücken und zu unseren Lasten in ungeahntem Ausmaß Tür und Tor immer weiter.
Jegliche Debatte, egal wo, könnte dem Bürger schwanen lassen, was da zu seinen Ungunsten seit Jahren im Gange ist.
Ich wünsche mir, dass es genau an diesem Punkt nicht nur vor Gericht deutlich „scheppert“ und ein wenig Realität in der uns zunehmend bescherten „Utopie“ Fuß fassen kann.
Palmer hat Wahrheiten und Realitäten angesprochen, das ist für die Grünen, aber für alle Systemparteien sowie für die meisten Medien, der gröbste Verstoß, den man sich in diesem Land erlauben kann. Schlimm, aber wahr! Man sollte aber bei allem Wohlwollen gegenüber Palmers Realitätssinn nicht vergessen, dass er im Grunde immer noch ein Hardcoregrüner ist.
Bezeichnender ist doch, dass die Grünen keinerlei Widerspruch haben wollen und schon gar nicht dulden. Die Aussage Habecks über den Unterschied zwischen den chinesischen und den demokratischen Entscheidungswegen war doch klar und deutlich!
Ebenso wie Merkel ist Palmer in der falschen Partei. Eine Rochade vor 20 Jahren hätte Schlimmes verhütet …
Wer den Vater kennt, der sich von Nazis und Nachkriegsbonzen nie unterkriegen ließ, weiß, dass Boris Palmer in keine Partei passt, höchstens in eine BPP. Die Urabstimmung über seine Kandidatur hat den Vorteil, dass man daran den Anteil der Hardcore-Ideologen bei den Grünen schwarz auf weiß nachlesen kann.
Im Grunde genommen ist Palmer im Kernbereich der Grünen, der Klimapolitik, ein 150%iger Grüner, der ausser Windrad und Fahrrad keine Alternativen mehr kennt.
Es geht eigentlich nur um die Flüchtlingspolitik, und da hat er als Bürgermeister wahrscheinlich jede Menge Erfahrungen gemacht, die der offiziellen Sicht der Grünen diametral entgegengesetzt sind. Und es liegt im Naturell der Palmer-Familie, dass sie da dann schon ihre Meinung kundtun.
Palmer ist ein Grüner, dem das selbständige Denken noch nicht ganz abhand gekommen ist, und sowas geht bei dieser Partei gar nicht, 100% Parteilinie ist Voraussetzung für eine Parteikarriere.
Mit Freuden würde ich doch dieser Partei den Rücken kehren, wenn ich endlich begriffen habe, dass dies keine grüne Partei ist, sondern eine, die den totalitären Sozialismus als Ziel hat und grüne Themen nur vorgeschobene Gründe sind, um den Sozialismus voranzubringen.
Boris Palmer als Chamäleon
facebook: Die Tochter von Ulrike Meinhof, Bettina Röhl, kämpft für die Zwangsimpfung und zitiert Boris Palmer, der auch vehement für die Zwangsimpfung kämpft.
Zitat Boris Palmer:
(…) Es ist so unfassbar mühsam die immer gleichen offensichtlich falschen Argumente widerlegen zu müssen.
Palmer gehört zu den wenigen Grünen, die man noch ernst nehmen und mit denen man über brisante Themen wie Migration, Islam und Genderquatsch relativ offen und kontrovers diskutieren kann. Er steht in diesen Fragen vielen bürgerlichen Politikern (liberal-konservative CDU-Politiker und auch AfD-Mitglieder) näher als den meisten seiner eigenen Partei, die überwiegend nur aus linksradikalen Ideologen und Weltverbesserern besteht. Er hat im Gegensatz zu seiner Partei längst erkannt, daß ein Weiter so in der Migrationspolitik langfristig in die Katastrophe führen wird. Daher ist es nur konsequent, wenn er diesen grünen Spinnerverein verläßt. Ich würde Palmer als einen Mann der linken Mitte einordnen, der teilweise ganz vernünftige Ansichten vertritt, natürlich nicht überall. In Sachen Corona steht er ganz auf Regierungslinie.
Herr Palmer ist eine ambivalente Persönlichkeit. Wer weiß, welchem schwäbischen Clan er entstammt, ahnt auch, daß dieser Mann nicht klein beigeben wird. Es geht doch längst nicht mehr darum, ob und inwieweit Herr Palmer mit den Zielen der Grünen Partei übereinstimmt. Es geht darum, daß sich Herr Palmer nicht einfach so hinausbefördern lassen wird. Er wird sich wehren und dabei gegebenenfalls auch Porzellan zerschlagen, ob nun eigenes oder solches der Grünen. So springt man nicht mit einem Palmer um!
Einerseits ist mir sein schwäbischer Starrsinn sympathisch, andererseits aber auch nicht ganz geheuer. Es gibt Punkte, in denen ich politisch mit ihm übereinstimme (Fragen der Migration), andere, wo ich ihm vehement widersprechen möchte (Fragen der Klimapolitik). Ist er von etwas überzeugt, neigt er zu radikalen Lösungen, die tief in die Freiheitsrechte der Menschen eingreifen. Das paßt mir an ihm überhaupt nicht. Auf der anderen Seite bewundere ich seine Standfestigkeit. Wie gesagt – eine ambivalente Persönlichkeit.
„galt Boris Palmer,…. als ein ebenso kenntnisreicher wie redegewandter Hoffnungsträger grüner Politik in Deutschland.“
Kenntnisreiche Menschen, die ihre Meinung auch noch aufgrund von Fakten fortentwickeln, können Ideologen und Haltungsfuzzies ja nun überhaupt nicht brauchen.
Um sich mit kenntnisreichen Leuten auseinanderzusetzen müsste man ebenfalls kenntnisreich sein. Deswegen wurde der Dialog und die Opposition in Deutschland komplett abgeschaft.
Ein Kenntnisreicher, früher auch mündiger Bürger genannt, ist sozusagen der natürliche Feind des verordneten und nicht zu hinterfragenden Narrativs
schauen Sie mal,wo die baden-württembergischen Spitzenpolitiker so ideologisch herkommen(nicht die Mitglieder,die Spitze!) und sie wundert gar nichts mehr
Bei Boris Palmer ist es nicht anders als bei Hans-Georg Maaßen, Arnold Vaatz, Sarah Wagenknecht oder Hans-Peter Willsch, und vergessen wir nicht Thilo Sarrazin, auch wenn er zuletzt nicht mehr in der Berufspolitk war. Sie alle sind (waren bis zur Pensionsgrenze) Berufspolitiker. Sie sind es in einem Parteienstaat, in dem ausschließlich Parteien (und nicht Wähler und auch nicht die Medien) darüber befinden, wer politische Karriere macht (also Macht und Geld erlangt) oder wer nicht. Daraus ziehen sie die Konsequenz, lieber in einer Partei zu bleiben, die nicht zu ihnen paßt oder in der sie isoliert sind, die aber zum Machtkartell zählt, als sie zu verlassen. Oder eine andere zu gründen. Um das zu erklären, ist leider ein kleiner Exkurs nötig.
Parteien sind, auch in Deutschland, leicht gegründet. Doch das bis in die Zeit zwischen 1945 und 1949 zurückreichende Establishment der großen Parteien hält vielfältige Barrieren bereit, mit denen es sich seinen exklusiven Zugriff auf diese Resourcen absichert.
Es bedarf schon des Zusammenkommens vieler glücklicher und sich teilweise regelrecht widersprechender Umstände gleichzeitig, damit eine Partei nicht nur zu Wahlen zugelassen wird oder über die Schwelle des Kassenwartes und erste Regionalverbände hinauskommt, sondern auch wirklich machtrelevant wird. Neben den schon vor 1948 etablierten drei Formationen Union, SPD, FDP ist es bisher nur ein einzige (!) Mal gelungen, eine weitere Partei im Machtkartell zu verankern – die Grünen.
Die AfD zählt nicht dazu. Von den rechten Kleinparteien wie NPD. DVU, Republikaner usw. unterschiedet sie sich – weniger in ihrer Ausrichtung als vielmehr in ihrer Stellung im Parteiensystem – nur dadurch, daß sie es seit längerem und bundesweit schafft, die Fünfprozenthürde zu überspringen. Doch es hat sich rasch gezeigt, gerade an ihrem Beispiel, wie hoch die Resilienz des (westdeutschen) Parteienkartells ist.
Wie jedes Kartell kann es nicht beliebig erweitert werden. Es spielt für die AfD keinerlei Rolle, ob sie bei Wahlen 5,2 oder 32,5 % der Stimmen erlangt. Es reicht für das Vierparteienkartell Union, SPD, Grüne und FDP immer, eine Mehrheit zu organisieren. Da, wo es eng wird, hat man sich die Linkspartei dienstbar gemacht. Doch letztere dürfte sich kaum der Illusion hingeben, daß dies irgend etwas anderes ist als oppotunistisch und jederzeit widerrufbar.
Das Kartell benötigt wie jedes Kartell eine Schein-Konkurrenz, um den kriminellen Charakter seiner Operation nicht allzu augenfällig, bzw. für die desinteressierte Masse erst gar nicht erkennbar zu machen. Diese Rolle, und keine andere, spielen in Deutschland die AfD und fallweise die Linkspartei.
Ich möchte hier keine Diskussion führen, ob die AfD es, wie die Grünen, geschafft hätte, in das Kartell vorzustoßen, wenn sie „moderater“, mehr in der Linie ihrer Gründerväter wie Lucke, Henkel. Starbatty et al. verblieben wäre. Aus meiner Sicht ist dies zu bezweifeln. Zwar existierte um 2011/12 eine kritische Masse im liberal-konservativen Bürgertum im Westen, die innerlich mit der CDU und FDP gebrochen hatte, noch eklatanter am Scheitern der FDP in der Bundestagswahl 2013 erkennbar. Sie reichte, um den Aufbau einer tragfähigen Organisation namens AfD zu ermöglichen – gewiß keine Kleinigkeit und auch nicht gerade billig, aber sie hatten ja alle genug Geld – doch die Wahl 2013 mit den 4,8 % der AfD (egal ob „nachgeholfen“ wurde oder nicht) bewies, daß es in Deutschland unmöglich ist, im bürgerlichen Lager eine weitere kartellbrechende Partei zu installieren. Denn gleichzeitig fuhr Angela Merkel bei den Wahlen 2013 das höchste Ergebnis ihrer 16 Jahre ein, und auch die tote FDP fand noch ebenso viele Wähler wie die neue AfD. Die Regierungskoalition, die sich daraus fand, hatte, einmalig nicht nur in der deutschen Geschichte, im Bundestag eine Zweidrittelmehrheit.
Weitsichtige und im Parteienstaat gewandet und gewiefte Politiker im Zentrum der AfD hätten damals bereits die Notbremse gezogen und das Projekt AfD wieder beendet. Es wäre aussichtsreicher gewesen, sich den Markennamen FDP zu sichern, diese Partei zu unterwandern oder zu okkupieren und auf diesem Ticket in die Machtkartelle einzudringen. Stattdessen griff ein junger Linksliberaler namens Christian Lindner zu, ging durch die wüste Ebene von vier Jahren außerhalb des Parlaments, sammelte Gelder in deutschen Vorstandsetagen ein, das die Exkommunizierten Lucke oder Henkel, trotz oft gleicher Freundeskreise und Golf- und Rotary-Club-Mitgliedschaften, nicht mehr bekamen, und ist heute Minister. Was immer er macht, neue Schulden oder freie Abtreibung oder Einwanderung – er KANN es. Er ist drinnen – Gauland, Weidel und Co. sind draußen, auch wenn das Bundestagsmandat ein kleines finanzielles Trostpflaster sein mag.
Indem man das jedoch genau nicht tat, dem Trugbild einer „Partei von Unten“ mit innerparteilicher Rede- und Gedankenfreihet frönte, vergab man endgültig und auf sehr lange Zeit die Chance, das Parteienkartell, das seit den 1970er Jahren immer weiter nach links rückt und heute rein linksliberal ist, zu penetrieren. Es gibt in Deutschland keine Opposition mehr.
Was Lucke und seine Freunde nicht erkannten oder wahrhaben wollten, sehen alte Parteihasen wie Palmer und die anderen, sie einem so in den Sinn kommen, sehr klar. Sie sind kleine und oft schon verdammt alte Wölfe im Rudel, indem sie nur mitheulen und mitlaufen können. Für ein neues Rudel reichen die Jagdgründe in den Wäldern nicht, und ins Zentrum können sie nicht vordringen.
Was ihnen bleibt, ist ein Posten mit gutem Pensionsanspruch und Andy Warhols Gleichnis von den 15 Minuten Ruhm. Wer provokant genug ist, kann sich am Haß und der wilden Fratze der Gegenseite laben – aber es bleibt ein schales Ergebnis, denn die linke Karawane zieht unerbittlich weiter. Es ist auch nicht jedermanns Hobby, ständig mit Personenschutz herumzulaufen oder sich mit der Versicherung nach dem dritten abgebrannten Auto zu streiten.
Ich kann nicht sagen, wann wir wieder in ein Zeitfenster wie 2011/12 kommen werden, in dem ein Einbruch in das Parteienkartell möglich ist. Kann sein, daß das Platzen der Rentenkasse so um 2026 bis 2028 dieses Jahrzehnts so ein Datum ist, vielleicht auch nicht. Und bis dahin bleiben Palmer, Willsch und all die anderen auf ihrem Posten auf dem Narrenschiff des Linksliberalismus, helfen mit dem Deckschrubben und sehen dem Alter entgegen. Wie es in ihnen selbst dabei aussieht, kann man nur erahnen, aber, am Ende des Tages sind wir alle käuflich.
Die Marke FW ist gerade in weiten Teilen des Landes ungenutzt. In Hamburg geht man noch nicht einmal ans Telefon oder beantwortet Mails und hat trotzdem 2-3%.
Ich wünsche der „Anklageschrift“ eine möglichst breite Leserschaft. Denn aus ihr ergibt sich im Umkehrschluß der ganze Irrsinn der grünen Ideologie, inkl. des totalitären Ungeistes, der in der Partei der Bessermenschen herrscht.
Wobei ich den Grünen ausnahmsweise beipflichten muß. Eine Person wie Palmer, der immer wieder sehr realistische Standpunkte vertritt, einen nüchternen Blick auf die Realitäten hat, passt einfach nicht in eine Partei ideologisch völlig verpeilter, in der es nur noch die eine, reine, wahre Lehre gibt. Palmer passt so wenig zu den Grünen wie Sarrazin zur SPD oder Wagenknecht zur SED (man könnte auch noch Maaßen und die CDU nennen…).
Ich verstehe bei allen 3 Personen nicht, warum diese unbedingt in „ihrer“ Partei verbleiben woll(t)en, wenn sie sich aufgrund ihres Realismus längst davon verabschiedet haben. Was soll diese Nostalgie Palmers, der immer wieder darauf verweist, daß er sich den Grünen wegen der Ökopolitik angeschlossen hat?
So ganz wird man den Verdacht nicht los, die Leute kokettierten nicht ungern mit ihrem Dissidenten- und Opferstatus, weil der Kontrast zum Wahn ihrer Parteien ihr Licht umso heller strahlen läßt (und den Absatz ihrer Bücher befördert…). Schade natürlich, wenn diese Leute nach dem Parteiausschluß keine politische Heimat mehr haben, wobei bei den zitierten Reizthemen die Kongruenz mit der AfD die größte sein dürfte.
Vielleicht führt der öffentlichkeitswirksame Ausschluß Palmers dann dazu, daß viele Wähler und Mitglieder ihrerseits freiwillig dieser Partei den Rücken kehren.
Der Mob kann die Intelligenz nicht leiden und schlägt auch hier zu. Es geht Palmer mit den Grünen wie Sarrazin mit der SPD, Maaßen mit der CDU und Wagenknecht mit den Linken. Deutschland wie es singt und lacht.
Deutschland vertreibt seine besten Leute aus der Politik und wird sich bald wundern, dass es verkommt. Mein Kompliment geht an Herrn Palmer und die Standhaften, meine Schritte gehen in Richtung Ausland und meine Träne an Deutschland.
Wenn er sich in der Öffentlichkeit nicht mehr „Grüner“ nennen darf, erhebt sich die Frage, ob „Grüner“ (m/w/d ) ein eingetr.WZ ist o.ä.
Ich überlege, mir einen grünen Anzug zuzulegen. Dann kann meine Frau rufen: „Da kommt mein Grüner.“
Und wie steht es mit dem „Grünen Heinrich“ von G.Keller?
Ich halte nicht all zu viel von Palmer. Der sagt heute so und morgen so. Seine Provokationen sind substanzlos und dienen wohl eher dazu, dass man ihn nicht ganz vergisst.
Boris Palmer ist Sympathieträger und genießt auch außerhalb dieser Partei Respekt, auch meinen.
Dann muss man sich die Frage stellen, wer will ihn da raus haben? Die Basis? Wohl kaum! Nach meiner Meinung sind es die Leute, die in diesem trojanischen und grün angestrichenen Pferd sitzen. Anarchisten, die keine andere Meinung dulden als die ihrige.
„,,, warum er überhaupt noch Parteimitglied bleiben will.“
Erinnert mich an Sarrazins Sturheit.
Aber: Welche Partei denn sonst?
Ohne diese störende Mitgliedschaft bei der Partei der Heiligen würde man ihn natürlich sofort einen Rassisten schimpfen und ihn bürgerlich zerstören. So läuft das Spiel doch.
wer Palmer’s Familie und vor Allem den Einfluss des Vaters kennt,weiss,das Palmer Junior in KEINER Partei ein fügsamer Parteisoldat waere…
In Sachen Corona ist Palmer derweil schon mal eingeknickt. Seit einigen Wochen bekennt er sich offen zu einer Impfpflicht, die er bislang rigoros abgelehnt hat.
In größter Not neigen wir dazu, in Zwergen Riesen zu erkennen.
Die Revolution frisst ihre Kinder, gefällt mir irgendwie …