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Dubiose Äußerungen von Klinikchef

Kerzen vor Krankenhäusern: Pfleger-Protestaktion gegen Impfpflicht in Sachsen

29.11.2021

| Lesedauer: 2 Minuten
Vor einer Chemnitzer Klinik protestierten u.a. Pfleger gegen die drohende Impfpflicht für sie. Die Klinik wollte den Mitarbeitern die Aktion offenbar verbieten - und drohte gar mit arbeits- und strafrechtlichen Konsequenzen.

Nach Aufrufen in den sozialen Medien kam es vor Kliniken in Chemnitz, Freiberg, Aue, Schneeberg, Zschorlau, Zwönitz und Zschopau am Samstag zu Protestaktionen: Es wurden u.a. Kerzen aufgestellt und Plakate niedergelegt, die sich gegen die Impfpflicht für das Pflegepersonal wendeten. An der Aktion waren laut von der Freien Presse zitierten Augenzeugen viele Pfleger beteiligt. Nach Polizeiangaben nahmen in Chemnitz rund 300 Personen an der Aktion teil. Auf den Plakaten stand u.a. „Mit jedem Kerzenlicht erlischt eine Pflegekraft“ und „Nein zur Impfpflicht, ja zum Nürnberger Codex“. Zur Veranstaltung selbst hatte u.a. die Partei „Freie Sachsen“ aufgerufen – Teilnehmer betonten mehrfach, sie seien nicht rechtsextrem. U.a. wird sich über den wachsenden Druck auf das Pflegepersonal beschwert, manche kündigen an im Falle einer Impfpflicht ihren Beruf aufzugeben.

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Ministerpräsident Kretschmer verurteilte die Aktion scharf. Er sagte: „Es ist absolut schäbig, was wir an einigen Stellen an diesem Wochenende in Sachsen erlebt haben, etwa dass die Zufahrt von Krankenhäusern blockiert wird, von Leuten, die Corona leugnen“. In der Polizeimeldung ist allerdings nicht davon die Rede, dass Demonstranten versucht hätten, Zufahrten zu blockieren. Dort ist lediglich die Rede davon, dass in Chemnitz nach Abstimmung mit der Klinikleitung „ein Betreten des Klinikgeländes durch die Einsatzkräfte verhindert“ wurde. Insgesamt verlief die Aktion friedlich und ohne weitere Behinderung des Klinikbetriebs.

In einem TE vorliegenden Schreiben richtete Dirk Balster, Klinikchef in Chemnitz, drastische Worte an seine Mitarbeiter. In „einschlägigen rechtsradikalen Foren“ sei zur Demonstration vor der Zentralen Notaufnahme aufgerufen worden. Balster schreibt: „Eine Teilnahme wird hiermit untersagt und wird arbeits- und strafrechtlich verfolgt“, da diese im Widerspruch zur Sächsischen Coronaverordnung stünde. Eine Klinikleitung, die ihrem Personal das Demonstrieren gegen ihren möglichen Jobverlust untersagen will?

Auf TE-Anfrage wollte man den Vorgang nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. Offensichtlich ist der Sachverhalt damit richtig wiedergegeben und die Klinikleitung hofft, irgendwie davon zu kommen. Angesichts einer friedlichen Protestaktion scheint eine solch scharfe Drohung ohnehin nicht haltbar. Es ist offenbar der Stil, den das Klinikum seinen Mitarbeitern gegenüber für angemessen hält: Bevormundend, autoritär, aggressiv. Gute Pflege braucht andere Voraussetzung. Und es ist wenig vertrauensbildend, wenn medizinisches Fachpersonal sich gegen die Impfung entscheidet – und der Klinikleitung dazu nur Drohungen statt Argumente einfallen.

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