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Automobil-Report Deutschland Nr. 10/21

Deutschlands Automobilindustrie ist auf Talfahrt 

18.11.2021

| Lesedauer: 7 Minuten
Die deutsche Autoindustrie erlebt einen Herbst des Missvergnügens. Ausschlaggebend sind ausschließlich Chip- und Materialmangel in der Produktion sowie Lieferengpässe in der Logistik – ein globales Phänomen.

Der Abwärtstrend beim Automarkt wie bei Herstellern und Zulieferern selber hat im Oktober unvermindert angehalten: Alle Markt- und Branchendaten (Quellen: VDA, KBA, Automobilwoche) sind tiefrot. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren aber – anders als in den vergangenen Monaten des Lockdown – nicht Corona oder ein allgemeiner Abwärtstrend im Autozyklus, sondern ausschließlich Chip- und Materialmangel in der Produktion sowie Lieferengpässe in der Logistik –ein globales Phänomen. Kurz: Corona hat auch zwei Jahre nach Ausbruch und fortschreitender Impfung die Welt fest im Griff.

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Das ist neu: Plötzlich ist die Misere nicht fehlender Nachfrage geschuldet, sondern fehlendem Material am Band. Lieferzeiten für neue Automobile von inzwischen bis zu einem Jahr feiern im deutschen Autohandel wieder fröhlich Urstände. Es ist so, als ob Wartezeiten von mindestens einem Jahr auf einen Neuwagen, wie sie letztmalig unter Daimler Vorstandsvorsitzendem Prof.  Joachim Zahn Ende der 60iger Jahren für erstrebenswert gehalten wurden, in der DDR hielten sie sich bei Trabbi und Wartburg bis zu deren Ende 1989, wieder normal würden. 

Überlagert wird diese missliche Situation  von spektakulären Unternehmens-Meldungen aus dem Innenleben oder über kommende oder drohende Umstrukturierungen bei den deutschen Branchen-Leuchttürmen Volkswagen und Daimler:

  • Bei Volkswagen wurde das Stück Kabale und Liebe aufgeführt. Hier endete ein spektakuläres Kompetenzgerangel zwischen VW-Chef Herbert Diess, der schmerzhafte Personaleinschnitte zur Effizienz Steigerung mit dem drohenden Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen in den Ring warf – der letzte Kahlschlag unter Wolfgang Bernhard von 20.000 Stellen lag fast 20 Jahre zurück und endete mit dessen Ablösung –  und zwischen der frisch gekürten Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo, die den CEO Diess zum Erscheinen und zur Rechenschaft vor die Betriebsversammlung zwang. Das Ganze endete -vorerst unentschieden-  mit dem Kompromiss, in Nähe des Stammwerkes in Wolfsburg ein völlig neues Wer zu bauen, in dem das für 2026 angekündigte VW Nobel-Elektroauto Trinity gebaut werden soll. Auf diese Weise würde auch das Stammwerk „elektrifiziert“ und „Arbeitsplätze Zukunft sicher gemacht“.
  • In Stuttgart wurde der Autokonzern Daimler, ehemals Daimler Benz geheißen, Monument der deutschen Industriegeschichte, sang- und klanglos unter dem Jubel der Aktionäre zerschlagen und vom Jung-Schweden und CEO Ola Källenius in drei Teile aufgeteilt und verselbständigt. Nicht-Unternehmensberater J.W. Goethe hätte zum Gegenteil geraten: „Was du ererbt von deinen Vätern,  erwirb es, um es zu besitzen!“ Von Verscherbeln hat Goethe nicht gesprochen.

Gleichzeitig verkündete Daimler Chef Källenius den Abbau von 7000 Arbeitsplätzen.

Um das Maß voll zu machen wurden von allen deutschen Wirtschaftsforschungs- Gremien die BIP-Wachstums-, vom VDA ebenso die Zulassungsprognosen, nach unten, die Corona-Inzidenz-Zahlen des RKI dagegen ständig nach oben korrigiert.

Fazit: eine kurzfristige Besserung der Lage ist nirgendwo in Sicht, im Gegenteil, der Winter verspricht für die Autoindustrie sehr hart zu werden. Auch die auf der Klimakonferenz COP26 in Glasgow getroffene Vereinbarung der Weltgemeinschaft, sich aus der fossilen Verbrennung zu verabschieden und damit dem Verbrennermotor „den Saft“ abzudrehen, bedeutet für die Autoindustrie hohe Anspannungen auf lange Sicht. 

Automarkt im Oktober 2021

Die Neuzulassungen in Deutschland fallen auf den niedrigsten Oktoberwert seit der Wiedervereinigung fallen. Alleiniger Grund: mangelnde Verfügbarkeit von Speicherchips. Der bisherige Zulassungs-Tiefststand aus dem Vorjahr wird damit auch nach zehn Monaten nicht aufgeholt sondern ausgeweitet.

Dazu im Einzelnen: 

  • Im Oktober wurden in Deutschland 178.700 Pkw neu zugelassen, 35 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Damit gingen die Verkäufe im vierten Monat in Folge weiter gegenüber dem Vorjahr zurück. einen Rückgang gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat. Damit wurden in den ersten zehn Monaten lediglich noch 2,2 Mio. Pkw neu zugelassen; der Vorjahreswert in diesem Zeitraums wurde um 5 Prozent unterschritten. Verglichen mit den durchschnittlichen Neuzulassungen der ersten zehn Monate der Jahre 2015 bis 2019 ergab sich ein Einbruch von fast 24 Prozent.

  • Der Markt für Elektroautos expandiert weiter. Die Neuzulassungen nahmen im Oktober um 13 Prozent auf 54.400 Einheiten zu. Der Anteil von E-Pkw an den gesamten Neuzulassungen betrug somit 30,4 Prozent. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem September nochmals deutlich übertroffen. 

Die Neuzulassungen von rein batterieelektrischen Pkw (BEV) legten mit 30.560 Einheiten um 32 Prozent zu, und erreichten einen Rekordmarktanteil von 17,1 vH. Volumenmäßig ist dies allerdings kein Höchststand. Der bisherige Rekord aus Dezember 2020 liegt bei 43.671 Neuzulassungen.

Erstmals fielen die die Plug-in Hybride mit 23.734 (-4,5 Prozent) Neuzulassungen deutlich hinter die BEV zurück. Sie erreichten einen Marktanteil von 13,3 vH. Dies ist  zwar der höchste jemals registrierte Wert, liegt aber deutlich unter dem der BEV.

Dieser Rückgang kam für Experten überraschend. Dazu mag beigetragen haben, dass eine weitere Förderung für Plug-in-Hybride fraglich geworden ist. Konkret sehen Pläne des Wirtschaftsministeriums zudem neue Vorgaben für die Förderung von Plug-in-Hybrid-Modellen vor. Danach sollen ab 2022 solche PHEV-Autos nicht mehr gefördert werden, die lediglich eine rein elektrische Reichweite von mindestens 40 Kilometer nach dem WLTP-Zyklus haben.. Künftig könnte diese Mindestreichweite auf 60 Kilometer erhöht werden, damit Käufer eines Plug-in-Hybrid-Modells eine Förderung erhalten. Vor diesem Hintergrund mögen mache Käufer die Anschaffung vertagt haben, um auf die neuen PHEV Modelle zu warten.

Die normalen Hybride büßten gegenüber dem Vorjahr 27,5 Prozent ein. 27.593 Neuzulassungen bedeuteten einen Marktanteil von 15,4 vH, deutlich weniger als in den vergangenen Monaten. 

  • Alle alternativen Antriebe zusammen erreichten im Oktober einen Marktanteil von 46,5 Prozent und lagen damit etwas unter dem Höchststand von 48,2 Prozent aus dem Vormonat. Der Vergleich mit Oktober 2020 zeigt ein deutliches Plus von 14,6 Prozentpunkten.
  • Der Dieselmarkt scheint nach steilem im Sturzflug über Monate hinweg so etwas wie eine Bodenbildung erreicht haben. Diesel-Pkw kamen nur noch auf knapp 31.000 Neuzulassungen und büßten gegenüber dem Vorjahresmonat fast 56,7 Prozent ein. Der Marktanteil fiel auf 17,3 Prozent. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 26 Prozent. Es ist der niedrigste Marktanteil in einem Oktober seit 1997.

Der Höhenflug des Elektromotors scheint vorerst gestoppt.

 

  • Die Marktschwäche im Oktober geht von allen Käufergruppen gleichermaßen aus. Wie stark die Wirtschaft getroffen ist zeigt sich daran, dass die rd. 110.000 gewerblichen Neuzulassungen das niedrigste Oktober-Ergebnis seit 26 Jahren abbilden. Der Privatkundenanteil erreichte mit 38,1 Prozent das Vorjahresniveau und liegt knapp drei Punkte über dem mittleren Wert der Jahre 2015 bis 2019.
  • Der Markt für gute Gebrauchtwagen ist leergefegt, die Entwicklung der Besitzumschreibungen macht das deutlich. Nach hohen Umsätzen in den Vormonaten nebst Rekordwert vor einem Jahr ergab sich im Oktober 2021 ein Minus von 16,3 Prozent. Nach zehn Monate liegen die Besitzumschreibungen 3,4 Prozent unter Vorjahresniveau. Damit sank der Handel mit Gebrauchtwagen auf das niedrigste Ergebnis seit dem Jahr 2009. 

Der Jammer des Handels, zuvor über zu hohe Gebrauchtwagenbestände ging nahtlos über in den Jammer über leergefegte Läger.

Lage der Autoindustrie (Hersteller + Zulieferer) im Oktober 2021 

Im Gegensatz zum Einbruch bei Produktion, Absatz, Export und Beschäftigung bewegt sich die eigentliche Autokonjunktur weiter auf hohem Niveau. Die Nachfrage nach neuen Automobilen blieb bislang trotz aller Störeinflüsse auf den Markt weitgehend intakt, sieht man einmal davon ab, dass viele Neubestellungen bei den inländischen Herstellern angesichts deren langen Lieferzeiten erst gar nicht getätigt wurden. Viel Nachfrage wanderte vermutlich an ausländische Hersteller mit besseren Liefermöglichkeiten. Darauf weisen jedenfalls die Oktober-zulassungen rein ausländischer Marken hin, die sich relativ besser als Inlands Marken entwickelten. 

  • Wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte gingen die neuen Aufträge aus dem Inland m Oktober leicht um 1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Seit Jahresbeginn liegt jedoch ein Plus von 3 Prozent vor. Das Auslandsgeschäft gab im Oktober deutlich nach: Hier verbuchten die deutschen Hersteller einen Rückgang der Order von 27 Prozent. Seit Januar gingen jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 7 Prozent mehr Aufträge aus dem Ausland ein. 
  • Lt. VDA wurden im Oktober in den deutschen Werken 237.000 Pkw produziert, 38 Prozent weniger als vor einem Jahr. In den ersten zehn Monaten belief sich die Inlandsproduktion auf knapp 2,6 Mio. Pkw (-8 Prozent). Lieferengpässe bei Halbleitern waren im abgelaufenen Monat erneut das bestimmende Produktionshindernis.

  • In den Export gingen im Oktober 177.700 Pkw, ein Minus von 39 Prozent. Nach zehn Monaten liegen sowohl die Produktion als auch der Export acht Prozent im Minus. Im bisherigen Jahresverlauf wurden knapp 2,0 Mio. Pkw (-6 Prozent) an Kunden aus aller Welt ausgeliefert. 

Der Pkw- Export hat sich damit innerhalb von zwei Jahren halbiert. Die Öffentlichkeit nahm dies nahezu teilnahmslos hin, Folge der bestehenden und wiederholt verlängerten Kurzarbeiterregelungen, die die Beschäftigten in der Autoindustrie auf Pump des Staates bislang vor schmerzhaften Einkommenseinbußen bewahrten. – Ein Dauerzustand kann das aber nicht sein.

Ausblick 2021/2022

Es ist nahezu tragisch: Eine weitere Beherrschung der Covid-19-Pandemie in Deutschland vorausgesetzt hätte eigentlich alles für eine deutliche Erholung der Automobilkonjunktur im Herbst 2021 und danach gesprochen. Das öffentliche Leben hatte sich wieder normalisiert, der Konsum boomte, die Händlerbetriebe offen und bei den Neuzulassungen war aufgrund von Nachholeffekten ein post-pandemischer Boom erwartet worden. 

Allerdings ist nun klar, dass die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern hat diese Erholung zunichtegemacht hat. Aus dem erwarteten Boom wird nichts. Und die vierte Corona –Welle ist im Anrollen: Ergebnis offen!

Ob und wann die Mangelsituation endet, darüber herrscht selbst unter Kennern der Materie große Unsicherheit und Unkenntnis. Die einen sprechen von Mitte 2022, die anderen verlängern die Notsituation bis weit 2023 hinein. 

Über allem hängt zudem das Damoklesschwert möglicher politischer Handelsrestriktionen, da alle Speicherchips + deren Zutaten wie Lithium etc. bislang aus Asien importiert werden.

Fakt ist, dass nicht nur die ursprüngliche Prognose von 3,1 Millionen Neuzulassungen für 2021 Makulatur ist. Die Erwartungen wurden von der Automobilwoche  zunächst auf  2,6 Millionen Neuzulassungen gesenkt (-  10,9 Prozent gegenüber Vorjahr); es wäre das niedrigste Jahresergebnis seit der Wiedervereinigung. Das mittlere Ergebnis der Jahre 2015 bis 2019 würde damit um rd ein Viertel unterschritten. 

Fraglich ist, ob es dabei bleiben wird. Bis einschließlich Oktober wurden in Deutschland 2,179 Millionen Neuzulassungen registriert. Da mangels Masse diesmal eine Zulassungs-Kehraus seitens des Handels nicht erfolgen kann, sind 2.5 Millionen in 2021 als Jahresergebnis wahrscheinlicher.

In 2022 sollte im zweiten Halbjahr mit besserer Versorgung mit Halbleitern der Markt sich langsam wieder erholen. Mehr als 2.85 Millionen Zulassungen sind absehbar aber nicht zu erwarten.

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21 Kommentare

  1. Dabei ist die gewollte Abschaffung des eigenen PKW noch gar nicht enthalten. Wie sagte doch Klaus Schwab so untreffend?
    „Sie werden nichts mehr besitzen und Sie werden glücklich sein“.

  2. Im Gegensatz zum Einbruch bei Produktion, Absatz, Export und Beschäftigung bewegt sich die eigentliche Autokonjunktur weiter auf hohem Niveau.

    Ein bemerkenswerter Satz!
    Das akademische Niveau bricht offensichtlich auch ein.

  3. Komisch.
    Toyota fährt die Produktion wieder hoch. Trotz „Chipmangel“.
    Ich denke der „Mangel“ sitzt anderswo. In den Vorstands-Etagen.

  4. der Niedergang der Automobilindustrie ist von Greta, Luisa und ihren Anhängern so gewünscht. Wenn halt Kinder die Politik bestimmen.
    Dank CO2 Gratiszertifkaten der EU, wird der Gewinn mit Emmissionshandel gemacht und nicht mehr mit Produktion. So ists halt, wenn Kinder die Politik bestimmen.
    Blöd wirds für die Kohleindustrie, die wird auf Wunsch der Kinder abgeschafft, dann gibts leider auch keine Gratiszertifikate mehr

  5. Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Was für die einen Missvergnügen ist für die anderen erfolgreiche Politik.

  6. Die Zukunft hat begonnen:
    Weg mit der Automobilindustrie, sie ist böse, von alten weißen toxischen Männern erschaffen. Wir retten den Planeten mit Eselskarren und Lastenfahrrädern.
    BMW, Daimler und VW produzieren dann weiterhin Automobile, sogar Verbrenner, nur neben anderswo, z.B. in China und USA.
    Das macht alles so viel Sinn, dass einem übel wird.

  7. Läuft alles im Sinne der Klimaeifernden Ökosozialisten. Ob das Ganze eventuell bewusst gesteuert ist von Klimalobbyisten? Nur werden die sich wundern wenn trotz Corona und weniger neuen Autos auf den Straßen erneut der CO2 Ausstoß nicht zurückgeht. Allerdings wird auch das nicht zu einem Umdenken der Klimafetischisten führen, zu viel Geld ist hier im Spiel!

  8. Lustig, früher hammer 15 Jahre auf den Trabbi gewartet, jetzt wartmer eben so lange auf den VW. Und die Gebrauchtwagenpreise solider Autos nähern sich langsam aber systematisch den ehemaligen Neuwagenpreisen wieder an. Eine Erfahrung, welche Altbundesbürger nie gemacht haben. Die Gleichnisse mit der DDR liegen quasi auf der Straße, man muß sie nur aufsammeln und als Ganzes zusammenfügen. Ich bin mittlerweile über der Phase des Empörens hinweg, ab jetzt gibts nur noch Popcorn und zusehen, wie das Land weiter vor die Hunde geht.

  9. Ich lese die Beiträge von Dr. Becker mit Interesse, auf seine Deutung einer Angebotskrise bei Halbleitern lasse ich mich aber nicht ein. Selbst in der Finanzindustrie tätig und international vernetzt, höre ich durchaus auch andere Geschichten.

    Das nahezu gesamte Know-How und damit die Wertschöpfung liegt beim Elektroauto im Batteriemanagement. Der Rest ist normale Autotechnik, wie sie heute problemlos selbst in Nigeria oder Peru gefertigt werden kann. Im Gegenteil, da BEV eine absehbar deutlich geringe Laufleistung haben werden und zum Schnellfahren kaum genutzt werden, kann, wie man sowohl bei Tesla als auch den ID-Volkswagen sieht, automechanisch auf Billigtechnik zurückgegriffen werden und die MBF gegenüber dem Benziner und Diesel halbiert werden – auf gut Deutsch, wir erleben die Renaissance der Klapperkisten. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an Ignacio Lopez und wie er mit dem Astra II Opel ruinierte, die Marke hat sich davon nie wieder erholt. Nach PIechs Spaltmaßenfetischismus nun also Trommelbremsen und die Rückkehr der Rennpappe, ironischweise wieder aus Zwickau.
    Abgesehen davon, daß Tesla auf dem Feld der Batteriesteuerung einen Vorsprung hat, der zwar schmilzt, aber noch zwei, drei Jahre halten dürfte, ist die eigentliche Bremse bei den BEV nicht der Mangel an Halbleitern, sondern die nicht vorhandenen Auflademöglichkeiten. Insbesondere in den Städten ist dies auch langfritisg nicht darstellbar. Nur deswegen gibt es ja auch so einen technischen Schwachsinn wie den Hybrid, der als BEV zu kurzatmig ist und ohne Batterie nur ein untermotorisierter Benziner ist. Mein Büronachbar hat sich vor drei Jahren einenj Prius als Dienstwagen bestellt, er ist heilfroh, daß das Leasing abgelaufen ist. Der Nachfolger, schon bestelt, ist eine Mercedes C-Klasse, ganz konventionell mit Dieselmotor.

    Was ich aber auch aus China höre, ist, daß die KP dort einen gewissen Indutrienationalismus antreibt. Nachdem es die Chinesen geschafft haben, nahezu die gesamte moderne Massenindustrie in ihr Land zu ziehen, denken sie nicht daran, die Konkurrenz wieder hochkommen zu lassen. Never let a good crisis go unchecked. Jene Bereiche, in denen gerade die Deutschen bisher lästige Konkurrenz waren, also Maschinenbau, höherpreisige Autos, aber auch Premium-Marken wie Miele, an der weltweit bisher kein Hersteller vorbeikommt, kann man nun ganz bequen am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Ich warne davor, die mangelnde Verfügbarkeit von Chips als vorübergehenden „Lieferkettenproblem“ zu betrachten. Keiner kann die großen Chiphersteller in Asien dazu zwingen, ihre Produkte nach Deutschland zu liefern. Mit der Aufgabe der Halbleiterfertigung haben wir uns in eine fatale strategische Abhängigkeit begeben, aus der es kein Hinaus gibt, wenn man nicht wieder auf eigene Produktion umstellt.
    Doch was wird passieren? Volkswagen wird sich bis 2030 in Deutschland in eine fast reine Vertriebsorganistaion verwandeln. Produziert wird in Asien. Nur in Asien.

    Es macht mich schon etwas fassungslos, wie leichtfertig sich die deutsche Wirtschaft in diese Abhängigkeit begeben hat. Ich meine,das ist doch fast so, als hätte Hitler seine Panzer damals in den USA geleast und die Motoren von General Motors importiert, um sich dann zu wundern, daß Roosevelt ab 1940 nicht mehr geliefert hätte..
    Oder, um in der Historie zu bleiben, der Erste Weltkrieg. Was war sein tieferer Hintergrund, mal nicht in der Deutung von Steinmeier oder Maas?
    Deutschland war 1910 das, was China in den 2010ern geworden ist. Die absolute Wirtschaftweltmacht mit Ambitionen nach mehr. Wir haben damals mehr als alle anderen produziert, besser als alle anderen und oft zu niedrigeren Preisen. Franzosen, Briten und sogar die Amerkaner konnten nicht mithalten. Das war für sie nicht hinnehmbar.
    Die Westmächte benötigten zwei Weltkriege, um Deutschland einzuhegen. Mit Millionen von Toten.
    Diese Kriege sind Geschichte. Heute geht das anders. China reichte eine Labormannschaft in Wuhan, und den Westen dranzukriegen. Aber ich weiß, Verschwörungstheorie, Trump..

  10. Daimler hat damit unter dem Dänen seine Pläne aus 2017/2018 umgesetzt.
    https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/neue-holding-struktur-daimler-strebt-dreiteilung-des-konzerns-an/20235086.html
    https://www.pressreader.com/germany/thuringische-landeszeitung-gotha/20180727/281681140676121
    „Für Autos und Vans soll es von 2020 an die Mercedes-Benz AG geben, wie Daimler berichtete. Mit der Daimler Truck AG wird das Geschäft mit Lkw und Bussen zusammengefasst. Die Finanzdienstleistungssparte als dritte Säule, die rechtlich eigenständig ist, soll zudem 2019 in Daimler Mobility AG umbenannt werden. Den 177 000 Mitarbeitern in Deutschland hat der Konzern zugesichert, ihre Jobs bis Ende 2029 zu erhalten.“
    Auch das Spalten und Vereinen läuft in Wellen ab. Ist das schon verscherbeln?

    • Das ist doch bei Bosch und Siemens genau so abgelaufen. Dann wurden die Perlen an „Investoren“ verhökert und der marode Rest ging Pleite und musste vom „Staat“ mit Milliarden, der Arbeitsplätze wegen, die danach so wie so weggefallen sind, gepampert werden. Dieses seltsame Land läuft doch schon lange auf der „Sozialismus“ Schiene.

  11. Anfrage an den Sender Jerewan: „Ist es möglich, in der Sahara den Kommunismus einzuführen?“ Antwort: „Im Prinzip, ja. Aber nach spätestens 5 Jahren wird der Sand knapp werden.“

  12. Lieber Herr Becker, seit geraumer Zeit verfolge ich hier Ihre regelmäßigen Reports und sehe Ihre Verzweiflung, ob des Niedergangs der deutschen Automobilindustrie. Auch in China wird zwischenzeitlich der Niedergang der deutschen Automobilindustrie diskutiert. Auf CnEVPost (Electric Vehicle News from China) gibt es einen Beitrag mit der Überschrift „Will German luxury car brands face same fate as Nokia in smartphone era?“. Festgestellt wird dabei, dass dort die herkömmlichen Hersteller mit ihren EV nicht mit den neuen Autoherstellern (XPeng, Tesla etc.) mithalten können. Als Beleg wird angeführt, dass von Januar bis September bspw. der BMW iX3 weniger als 1600 mal verkauft wurde, der Mercedes EQC weniger als 425 mal und der Audi e-tron nicht einmal 200 mal. Ohne Zweifel, auch Ihre Tabellen zeigen, die Zeit des Verbrennungsmotor neigt sich dem Ende zu. Die Rohstoffe, Elektronik und auch die AI oder KI für die Elektroautos hat ihren Sitz in China, aber eben nicht in Deutschland. Von daher scheint mir der Vergleich der deutschen Automobilindustrie mit Nokia oder Kodak nicht allzuweit her geholt. Es bleibt spannend.

  13. Passt doch. Läuft. Baerbock wird sich freuen.

  14. Mit einem angeblichen Chipmangel hat das nichts zu tun, und dürfte wohl eher an den restriktiven Abgasvorschriften liegen, die den Automobilherstellern auferlegt werden. Hier drohen hohe Strafen, wenn die Fahrzeugflotten zu viel CO2 ausstoßen. Also werden die Fahrzeuge nicht gebaut, und das Märchen vom Chipmangel erzählt.

  15. Desweiteren: die derzeitige Energiepolitik schafft nicht die Grundlage fuer eine
    „Transformation“ in die e-Mobilität, weil A: keine Speichermöglichkeit wie z.B. ein 80 l Dieseltank, da bräuchten sie einen 2 t Akku. umweltfreundlich ist das ohnehin nicht und
    B: die Leute glauben aber, das e- Mobilität ihnen denselben Komfort, Reichweite und Wärme bietet, wie ihr Benziner.Ergo warten sie auf die nächste Schnäppchenorgi, die wird aber nicht kommen, es kommt
    C:Autofahren ist nicht mehr erwuenscht. Nach den Impfgegnern kommen die Autofahrer drann, dann die Harleyfahrer und Fleischesser und ganz zum Schluss kommt…ok, wer weiss denn sowas (Scherz)

    • Es ist gar kein „80l Dieseltank“ (wo soll der übrigens in welchem Auto verbaut sein?) notwendig, da die Effizienz inkl. Wärmepumpe hier der ausschlaggebene Faktor ist. Sicherlich ist das nicht umweltfreudlich, aber ungleich umweltfreundlicher als sich schönzureden dass der Verbrenner sauberer ist.
      B) Die Leute glauben es nicht nur, sie wissen es sogar. Ein E-Auto bietet weitaus mehr Komfort. Kein Lärm, keine Vibration, Drehmoment ohne Ende, keine Zugkraftunterbrechung beim Beschleunigen, Energie-Rückgewinnung statt bremsenverschleiß, viel stärkere Heizleistung ab Sekunde 1 im eiskalten Auto, Standklimatisierung und viel mehr.

      • Hallo Herr Petersen,
        Bei allen alten Mercedes konnte man noch die Tankgröße wählen. Meiner hat ja schon 68 l und der ist normal. Und das einer der Beiden (Motorarten) besser sei ist doch hinlänglich bekannt. Der Diesel gewinnt. Ist die Energierückgewinnung nicht erst beim Bremsen wie in der Formel 1? Die Komfortargumente sind nicht zu widerlegen. P.s. ein Auto ohne Sound ist für mich nicht der Pfifferling wert.

  16. 833.000 Beschäftigte in der Automobilindustrie, davon hunderttausende absolut staatsentscheidende(!) technische Ingenieure, IT Spezialisten, technische Fachkräfte und sonstige Techniker!

    Woher die vielen Nachwuchskräfte insbesondere für diese absolut entscheidenden Berufsgruppen zukünftig überhaupt herkommen sollen?

    Eine SEHR berechtigte Frage, finde ich!

  17. „Das ist neu: Plötzlich ist die Misere nicht fehlender Nachfrage geschuldet, sondern fehlendem Material am Band“
    Falsch: Es sind die Vorboten der Inflation, ausgelöst durch das ungehemmte Gelddrucken bzw. Aufkaufen von Schulden durch die EZB. Die Warendecke ist duenn geworden. Dabei geht es nicht um Gummispielzeug oder Plastikgeschirr,es geht um HighTech Bausteine und Rohstoffe. Die Autoindustrie verlangt von Käufern mittlererweile Inflationsausgleich, wenn das Fahrzeug in einem halben Jahr geliefert wird. Ich nenne Ihnen gern den Namen des Herstellers.

  18. DDR-MANGELWIRTSCHAFT JETZT WELTWEIT!

    Und das nennt man Fortschritt. Der Linksrutsch hierzulande wurde durch einen mit zweifelhaften Methoden ins Amt gepushten linken US-Präsidenten weiter verschärft. Der Westen in der Linksdrall-Spirale nach unten. In den USA sagt man in so einer Situation auch: THERE GOES THE NEIGHBORHOOD!

    DOWN THE DRAIN!

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