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Marco Wanderwitz

Merkels Anti-Ostbeauftragter und die CDU

29.09.2021

| Lesedauer: 3 Minuten
Der sächsische CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz hatte als Merkels "Ostbeauftragter" Bürgern der neuen Länder Demokratieunfähigkeit bescheinigt. Nun ist er bei den Wählern abgeblitzt (aber dennoch im Bundestag). Ob die CDU aus seinem Fall die richtigen Schlüsse zieht, könnte über ihr Schicksal entscheiden.

In dem erlauchten Kreis derjenigen, die sich um die Nachfolge von Armin Laschet drängeln (wie Jens Spahn und Norbert Röttgen), obwohl sie sich beim Anrichten des Wahldesasters verdient gemacht haben, fehlt Marco Wanderwitz. Es wäre doch wirklich ungerecht, ihn hier auszuschließen. In der Leitung eines Ortsvereins dürfte er Erfahrung besitzen. Und auf diese Größe könnte die CDU schrumpfen, wenn sie so weiter macht.

Erinnern wir uns: Nachdem Christian Hirte als Ostbeauftragter in bester demokratischer Tradition dem frisch gewählten Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen Kemmerich gratuliert hatte, wurde er von der Bundeskanzlerin im Zuge der Flurbereinigung geschasst. Schließlich war sie gerade damit beschäftigt, eine demokratische Wahl, die ihrer Ansicht nach „unverzeihlich“ war, rückgängig zu machen. Den Job des Ausputzers übernahm für sie Christian Lindner, der sich zwecks „rückgängig machen“ sogleich nach Erfurt begab, seinen Parteifreund zum Rückzug drängte und damit den Weg frei machte für den Linken-Politiker Bodo Ramelow. Es sei nur in diesen Tagen daran erinnert, in denen Christian Lindner wieder jemanden zum Regierungschef machen will.

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Obwohl nach damaliger Absprache inzwischen längst der thüringische Landtag neu gewählt werden sollen, wurde der Wähler verschaukelt. Neuwahlen? Pustekuchen. Bodo Ramelow bleibt in bester SED-Manier einfach im Amt. Vielleicht ist es sogar am besten, im Osten die Wahlen ausfallen zu lassen. Schließlich könnten die Ostdeutschen wieder die Falschen wählen.

Schließlich hatte der (Anti-)Ostbeauftragte Wanderwitz mit schneidender Intelligenz in einem Interview klar erkannt: „Wir haben es mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind.“ Nur ein geringer Teil der AfD-Wähler sei „potentiell rückholbar“. Er sehe „keinen Lösungsansatz mehr, außer die Brandmauer möglichst hoch zu ziehen“.

Damit hatte er die Brandmauer aber auch zwischen vielen potentiellen CDU-Wählern und der CDU hochgezogen. Wie man am Wahlergebnis in Sachsen sieht, hat Wanderwitzens Brandmauer sogar vorzüglich gehalten. Böse Zungen fragten deshalb schon, ob Marco Wanderwitz Wahlkampf für die AfD mache, oder gar der beste Wahlkämpfer der AfD im Osten wäre?

In den ostdeutschen Landesverbänden rumort es seitdem. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im Umgang mit demokratischen Wahlen nicht eben zartbesaitet ist, ging diese Äußerung aus taktischen Gründen zu weit. Wanderwitz dürfte die CDU im Osten vor allem deshalb Stimmen gekostet haben, weil Wähler den Eindruck bekamen, dass er nur aussprach, was man im Parteiapparat der CDU über den Osten denkt.

Seinen Wahlkreis verlor Wanderwitz an die AfD. Doch man muss sich keine Sorgen um ihn machen, denn er rutscht über die Landesliste ins Parlament. Sozial ist Marco Wanderwitz abgesichert. Den Preis dafür hat die sächsische CDU und haben viele Abgeordnete entrichtet, die nicht so komfortabel auf der Landesliste wie er abgesichert worden waren. Eigentlich müsste Wanderwitz nach allem sein Mandat zurückgeben.

Statt Marco Wanderwitz übernimmt den Vorsitz der sächsischen Landesgruppe der CDU im Bundestag nun der Zwickauer Carsten Körber. Laut Sächsischer Zeitung soll Wanderwitz die Sitzung ohne Aussprache mit seinen Kritikern verlassen haben.

Dass nun Krokodilstränen um ihn ausgerechnet in Blättern vergossen werden, die nicht unbedingt als unionsfreundlich gelten, sagt im Grunde alles aus. Martin Machowetz hat früher das Ost-Ressort der Zeit geleitet und nun das Ressort „Streit“ übernommen, eigentlich ein überflüssiger Job im grünen Wohlfühlmagazin, in dem man mit niemandem spricht, der rechts von grünen und roten Positionen ist. Machowetz twitterte zum Beispiel: „Hatte immer viel Kritik an @wanderwitz. Hab mich häufig über seine Thesen geärgert. Ich wünsche mir, dass dieser sehr begabte und schon auch mutige Politiker nicht allein für das Ergebnis verhaftet wird, das sehr in Berlin verantwortet wird. Und dass er stark zurückkommt #Sachsen“. Man muss wohl schon bei der Zeit arbeiten, um zur Erkenntnis zu kommen, dass Marco Wanderwitz begabt und mutig sei. Was Machowetz Mut nennt, ist nur die Tatsache, dass sich Wanderwitz als 150-prozentiger Merkelianer einfach verzockt hat. Mutig wäre es gewesen, den Job des Ostbeauftragten nach dem Umgang mit Hirte abzulehnen.

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Aber natürlich passen die Thesen des Marco Wandewitz so sehr zur Zeit, dass man glauben könnte, er hätte sie dort aufgelesen. So hatte Zeit-Autor Christian Bangel beispielsweise schon vor längerem empfohlen: „Wer den Osten dauerhaft stabilisieren will, der muss vor allem für eines kämpfen: Zuwanderung. Massiv und am besten ab sofort. Zuwanderung aus dem Westen, Binnenzuwanderung aus den großen Städten in die ländlichen Räume, und ja auch gezielte Migration aus dem Ausland.“ Heißt: Wenn uns das Wahlergebnis nicht gefällt, wird ohne Pardon aus- und umgesiedelt, bis eine Bevölkerungsstruktur erreicht ist, die genau die Wahlergebnisse bringt, die wir von der Zeit uns wünschen.

Der CDU stehen Tage ins Haus, die einen Richtungsstreit unumgänglich machen. Ob der Richtungsstreit stattfindet oder ob ein Parteiapparat, der sehr von Angela Merkel geprägt wurde, ihn verhindert und die Linie Röttgen und auch Wanderwitz sich durchsetzt, wird man sehen.

Das Wahlergebnis – und da sollte man sich in der CDU nichts vormachen – hat eines gezeigt: Die Geduld – vor allem der Wohlwollenden – mit der Partei ist definitiv zu Ende. Sie hat ihr Konto mehrfach überzogen und steht gesellschaftspolitisch vor der Insolvenz.


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31 Kommentare

  1. Dass es nicht zu Jamaika kommen könnte, zeigt auch folgende aktuelle Meldung, in der sich Frau Katrin Göring-Eckardt gegen ein Bündnis der Grünen mit der CDU ausgesprochen habe:

    Keine Chance für Jamaika? Göring-Eckardt positioniert sich klar: Union nicht regierungsfähig (infranken.de)

    Ein ganz großer Teil der grünen Mitglieder soll auch gegen Jamaika sein. Habeck sprach auch am Montag von einer Mitgliederbefragung, die man nach einer Koalitionsvereinbarung durchführen wolle.

    Es gibt also schon eine gewichtige Stimme innerhalb der Grünen, die auf gar keinen Fall zusammen mit der CDU eine Regierung bilden will.

    Herr Habeck spricht ja auch von einem Neuanfang für die BRD, also einer neuen Politik, die umgesetzt werden soll. Ob das mit einer angeschlagenen CDU, die eigentlich auf die harte Oppositionsbank müßte, so möglich ist ?

    Die CDU ist doch mitverantwortlich dafür, dass die BRD in vielen Bereichen zurückliegt und sich hier über Jahre durch Untätigkeit ein Reformstau angesammelt hat ?

    Warum also wieder den Bock zum Gärtner machen ?

    Zwar betont Habeck auch immer wieder die Geschlossenheit der grünen Spitze, allerdings sollen sich Frau Baerbock und Herr Habeck bei den Regierungsposten schon vorab ohne interne Abstimmung geeinigt haben, was einige bei den Gründen verstimmt haben dürfte:

    Postendiskussion: Grüner Ärger über Habeck und Baerbock | tagesschau.de

    Mal schauen, ob Trittin, Habeck und Kretschmann Jamaika gegen große Teile der Grünen so durchsetzen können ?

  2. Herr Herles hat im TV das Richtige zu Merkels Charakter gesagt. Egozentrisch.

  3. Dem Hinterbänkler Wanderwitz sollte man gar keine Plattform bieten.Der könnte noch nicht einmal eine Vereinsführung hinbekommen!Der bayrische Bürger kann es in vierzehn Tagen vormachen,wie mit schlechten politischen Fachkräften zu verfahren ist !

  4. Die Schleimer und Opportunisten bekommen die Rechnung präsentiert. Das Sachsenbashing geht in etlichen Foren noch weiter. Immer noch wird den Sachsen das Nazietikett angehängt. Es mag in der AfD seltsame Mitglieder geben, wie Höcke, solche die keinen EU Staat wollen und den Nationalstaat erhalten möchten. Und die, die sich der Deutschen Nation verpflichtet sahen. Die hat es früher auch in der CDU und in der FDP (Mende) gegeben. Eine Kanzlerin die auf öffentlicher Bühne unsere Flagge entsorgt (Winkelement) ist für mich und viele Andere sicher kein Vorbild.

  5. Lieber Herr Mai,
    wenn man sich diesen wandelnden Witz vor dem CDU-Plakat anschaut, dann freut es mich außerordentlich, dass die CDU-Wähler diesen Aufruf der CDU in Sachsen ausgesprochen gerne und aktiv wahrgenommen haben: „Unsere Heimat braucht Macher, anstatt Spalter“.
    Bravo und Herzlichen Glückwunsch!

    P.S. Soviel Gesunden Menschenverstand wünscht man sich im Rest der Republik …

    • Wenn Bürger mit ca. 25% die AfD in einer demokratischen Wahl wählen – immerhin eine Partei die seit Jahren im Parlament ist- und diese Partei so systematisch beschimpft und übergangen wird, was es übrigens noch nie in Deutschland gegeben hat – muss man die Demokratie hierzulande infrage stellen. Es sollte nur um Demokratie gehen und nicht darum, ob uns einige Personen dort nicht passen.

  6. Das Ergebnis für Wanderwitz und Folgen für ihn, der Einzug in den Bundestag auf Landesliste zeigt nur, dass die schnelle Umsetzung der Neustruktuierung des Bundestag( Verkleinerung) und ein angepaßtes Wahlsystems umgehend angegangen werden muß. Auch sollte darüber nachgedacht werden, wie einer Selbstbedieungsmentalität unter deutschen Politikern entgegen gewirkt werden kann. Über Zuwanderung nur soviel, gerade am Beispiel NRW ist zu erkennen, was eine unkontrollierte Migration bewirkt. Auch im Osten gibt es Migration, nur ist diese nicht so erheblich wie in manchen westl. Bundesländern. Das mag auch daran liegen, dass die Clanstrukturen hier noch nicht so verfestigt sind, „Fortschritte“ sind aber erkennbar. Auch sollte endlich damit begonnen werden, diesem gesprochenen Schwachsinn von der „wir brauchen Einwanderung“ entgegentreten. Deutschland braucht eine „qualifizierte Einwanderung“, wovon wir aber hier weit entfernt sind. Seit 2012 gibt es die Blue Card Germany für akademische Fachkräfte, es gibt seit 2020 ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz für Deutschland, was hat es denn gebracht?. Es kommen hauptsächlich Menschen, die die Einwanderung in die Sozialsysteme anstreben. Diese Entwicklung ist von der CDU mit der Spitze Merkel hauptsächlich zu verantworten und der große Teil der Politiker schwieg dazu. Und jetzt zur Endzeit der merkelschen Diktatur gibt es auch noch als Schmankerl einen Merkel-Teddy. Verkehrte Welt in Deutschland

  7. Das mit dem Arrangieren wird kaum klappen, da die CDU voll mit Wanderwitzfiguren ist. Inoperabel sage ich als Mediziner.

  8. Bangel: „…und ja auch gezielte Migration aus dem Ausland.“ 
    Was der „Zeit“-Bangel da von sich gegeben hat, ist doch reinster Rassismus. Eine Art neuer „Generalplan Ost“ – sogar der Name passt – nur unter umgekehrtem Vorzeichen.

    • Von den Chinesen lernen, heißt Siegen lernen. Nach der Okkupation Tibets wurden Millionen Han Chinesen nach Tibet umgesiedelt. Tibet wurde Umgevolkt.

  9. Sicherlich wollte der Parlamentarische Rat, der zwischen 1948 und 1949 das GG entwickelte, wollte ein gerechtes Wahlsystem.
    Da verliert 2021 ein CDU-Abgeordneter haushoch, weil er von den Wählern in seinem Wahlkreis auf grund seiner verschiedenen Äusserungen nicht als der Mann gesehen wird, der seinen Wahlbezirk in Berlin erfolgreich vertreten wird. Seine Bemerkungen über Bürger der ehemaligen DDR waren ehrabschneidend, gemein usw. Untragbar!
    Aber die Nichtwahl macht dem CDU-Vertreter nichts aus: Er hat einen sicheren Platz auf der Landesliste und kann lachend wieder ins Parlament einziehen.
    Eine unsägliche Situation für die Wähler! Sie hätten sich die Wahl „schenken“ können!
    Herr Wanderwitz kann für sich einen Schwachpunkt des Wahlgesetzes nutzen.

    • So ist es – weg mit der Zweitstimme! 299 Abgeordnete im Bundestag reichen, nämlich diejenigen, die demokratisch die meisten Stimmen auf sich vereinen. Die können auch jeder zugelassenen Partei oder eben gar keiner Partei angehören, das würde den ganzen Parteienfilz mal richtig ausvertikutieren und hätte zudem den Vorteil, dass der Steuerzahler weniger als die Hälfte den Abgeordneten bezahlt wie jetzt.

  10. Dieser arrogante Wanderwitz steht für alles, was in der CDU generell und im Speziellen im Umgang mit den Ost- oder besser Mitteldeutschen (Sachsen, Anhaltiner und Thüringer) seit Jahrzehnten schief läuft. Durch die unverhohlene Rückbombung in gesellschaftliche Verhältnisse wie in der DDR (Grenzschließungen, Ausgangssperren, Auftritts“verbote“, Gewerbeuntersagungen und de facto Berufsverboten, Denunziation, ja und mittlerweile auch wieder Mangelwirtschaft) gibts für die Generation der ab Mitte der 60er Geborenen ein Deja Vue. Deren Kinder habens auch ansatzweise in den Genen und ziehen zumindest moderat mit (siehe U18 Wahlen). Das erklärt sehr viel vom Zustandekommen des „blauen Bandes“ vom Mansfelder Land und der Wartburg bis hin zum Fichtelberg und der Görlitzer Landeskrone. Ich hab nur noch keine echte Erklärung dafür, warum Brandenburg so stoisch an den Spezialdemokraten festhält. Ich kanns mir nur noch mit dem Nachwirken der einzigartigen Regine Hildebrand erklären.

  11. Als Merkel 2017 bezüglich dem Einzug der AfD mit 13 % in den Bundestag befragt wurde, antwortete sie patzig sinngemäß „Wir haben doch noch 87 %.“
    In dieser Denkweise hat Marko Wanderwitz alles richtig gemacht. Die Beschimpfungen waren doch nicht an die Ossis gerichtet, sondern an die Wähler im Westen. (Das erste Interview in der FAZ) Motto : Nur Dumme und in der Diktatur sozialisierte wählen AfD, aber ihr doch nicht, welche schon seit Adenauer demokratisiert wurden.
    Der Plan ist aufgegangen. Die AfD hat im Westen massiv Stimmen verloren und Merkel könnte heute verkünden: “Wir haben 90%“.
    Die Verluste der CdU sind dabei nicht von Belang, so lange der Weg des großen Reset weitergeführt werden kann.
    Das die Ossis das nicht honorieren war klar, deswegen auch der Listenplatz 1 für den Marko. Der wird in Berlin noch gebraucht.

  12. Ich sehe das globaler, gesellschaftlicher. Wanderwitz steht für ein ganz altbekanntes Phänomen: Konvertiten sind immer die reinsten im Glauben.
    Um in Deutschland – als Ostdeutscher – Karriere zu machen, und das gilt nicht nur in der Politik, muß man sich, zumindest nach außen, verwestdeutschen, ich nenne das mal so. Die Art zu sprechen, aufzutreten, Tabus zu empfinden und einzuhalten. Mein erstes Erlebnis dieser Art hatte ich (Wessi) 1993 auf Rügen, als es um das Thema FKK-Strand ging. Die gab es nämlich im Osten nicht. Da lief jeder am Strand so rum, wie er wollte, spltternackt oder voll bedeckt wie bei Kaiser Wilhelm. Das ging für die Westdeutschen, die die Insel, zur Freude einheimischer Hoteliers, bald regelrecht überrannten, nun mal gar nicht. Also wurden von der Kurverwaltung in Binz oder Göhren flugs die Strände geteilt, 75 % textil, 25 FKK. Und schon konnte man erkennen, wer woher kam, denn die Ossis strebten alle zum FKK. Aber wehe dem Sachsen oder Mecklenburger, der dann da die Badehose anließ…

    Heute hat sich das wieder gelegt. Die Besucherinnen aus dem Rheinland oder Bayern lassen nach wie vor das Oberteil an, aber sie lassen die Ossis nackt sein, ohne sie dabei zu stören. Doch das war ein langer Weg.

    Das ist jetzt ein eher anekdotisches Beispiel. Ohnehin gelten auch im Westen feste Regeln, was wer darf oder nicht. Dialekt, ob im Fernsehen oder im Geschäftsleben, dürfen in Deutschland nur Süddeutsche, also eigentlich nur Bayern sprechen. Schon Schwaben (so man sie versteht) haben ein Problem, alles andere ist no go, proll, Hinterwald Nr. 4. Reden Sie mal Sauerländer Platt, wenn Sie sich in einer Bank in Frankfurt vorstellen. Und dann erst recht SACHSEN. Wer sächselt, den trifft der Bannstrahl gleich mehrfach, da ist die Heute Show noch nett dagagen.

    An Wanderwitz entlädt sich das alte Paradigma, das es nicht erst seit 1990, sondern schon seit 1949 gibt, daß Deutschland nur so wie Westdeutschland sein darf. Es war wohl der Preis an die Rheinländer und Süddeutschen, die Sezession von 1923 1990 nicht zu wiederholen, und wer Wolfgang Herles liest, weiß, daß sich damit längst nicht alle abgefunden haben.

    Wer als Ossi nach 1945 in den Westen ging, darunter waren auch meine Eltern, für den hieß es: Klein machen, anpassen, assimilieren, nicht auffallen. Westler werden. Gut, viele wollten das auch, bekamen es gut hin (meine Eltern auch, auch wenn das leise Heimweh nach der Prignitz blieb), andere hatten keine Wahl, manche sind daran zerbrochen. Ihnen wurde als weiße Deutsche das abverlangt, was man Italienern, Jugoslawen, „Rußland-Deutschen“ und vor allem den Türken oder Arabern nie abverlangt hat. Es hat im Westen nie ostdeutsche oder sächsische Parallel-Communitys gegeben. Erstaunlichweise findet man solche von Westdeutschen sehr wohl in Leipzig, Dresden oder Magdeburg, auch wenn es langsam verschwimmt. Besucht mal die Wahlpartys der Grünen. Aber immer noch sicheres Merkmal im Osten, ob ein Kind West-Eltern hat: Es macht die Jugendweihe nicht, sondern Konfirmation. Das Ossi-Kind wird nur jugendgeweiht, und die Konfirmation, bei den wenigen Religiösen, verschämt versteckt. Fragt mal nach.

    Da finden wir den Kollegen Wanderwitz. Was ich ihm rate, wenn er demnächst in seinem Zweiraum-Appartment in diesem Bundes-Ghetto in Moabit abends sitzt: Mach Youtube auf, suche Dir „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens und höre dem Text gut zu. Selten hat es einer besser dargestellt, die Einsamkeit des angepaßten Fremden, der nie ankommen wird. Das ist jetzt sein Schicksal.

  13. Alles ganz einfach. Der dringendste Wunsch der Sachsen, Thüringer…..war „Nie wieder Sozialismus!“ Das war ernst gemeint. Unter der Nationalen Front der „Demokraten“ von Kommunisten bis hin zu den Christdemokraten hat sich der wohlbekannte Mief wieder ausgebreitet. Alsowählt man Opposition, wen denn sonst!

    • Zudem, wer lässt sich auch gerne als deutscher Patriot und überzeugter Demokrat gerne von der BRD-Obrigkeit in Berlin als Nazi beschimpfen ?

      Wählerbeschimpfung und Verachtung des Wählerwillens geht gar nicht, da das Votum des Souveräns in einer echten Demokratie am Ende nach der Auszählung der Stimmzettel zu akzeptieren ist.

      Gerade die Thüringer gelten als sture Dickschädel. Da wird dann schon aus Trotz heraus das Kreuzchen bei der AfD gemacht.

  14. „Sozial ist Marco Wanderwitz abgesichert.“
    Sicher doch, und die werte Lebensabschnittsgefährtin Ivonne Magwas hat es auch noch mit 0,9% Vorsprung vor dem AfD- Kandidaten wieder in den Bundestag geschafft, es hat also Gott sei Dank keine Not bei unseren Volksvertretern für „Fremde Völker Ost“.
    Und Einsicht und Demut für das demokratische Wahlergebnis in Sachsen ist auch da:
    Originalzitat Ivonne Magwas (aus Freie Presse- Interview 28.09.2021)
    Welche Rolle spielte bei Ihrem Ergebnis die Nähe zu Marco Wanderwitz und dessen umstrittene Aussagen als Ost-Beauftragter der Bundesregierung?
    Zum einen hat er differenziert, andererseits habe ich das Direktmandat geholt und auch zahlreiche Rückmeldungen erhalten, in denen es hieß: ,Ihr Mann hat eindeutig recht‘.
    Ein Brandmaurer und seine Gesellin, unsere Steuergelder bei der Arbeit.
    Da fühlt sich doch der Souverän> Sachse> Vogtländer würdig vertreten!

  15. Es wird sich NICHTS ändern. Mit DIESER CDU schon gar nicht. Die sind ausgebrannt. Aber mit der CDU verhält es sich wie mit allen Deutschen im Vergleich zu einem Junkie: Auch letzterer muß erst komplett am Boden sein, bevor er seinen Fehler erkennt. Mit den aktuellen Figuren wie Laschet, Söder etc. wird das niemals funktionieren. Sie sind zu sehr mit der Ära Merkel verhaftet. Neue Konservative sind nicht in Sicht – wer jung, konservativ und heimatverbunden ist, ist bei der AfD. Die CDU hat sich sehenden Auges selbst überflüssig gemacht – sie wird den Weg der italienischen Demokrazia Christiana gehen (müssen).

    • Hätte Maaßen für die AfD kandidiert, wäre er jetzt im Bundestag. Die AfD Wähler haben ihr Original gewählt und der AfD Kandidat wollte wohl nicht auf die Kandidatur verzichten. Auf Seite der „ Fortschrittlichen Kräfte“ hat der Anti Maaßen Wahlkampf gereicht einen blassen Radfahrer als Polit-Marionette in den Bundestag zu hieven.

  16. Man kann den Sonderbeauftragten fremde Völker Ost natürlich als running Gag der CDU abtun, die Behauptung, die Diktatursozialisierung mancher Ostdeutscher habe diese demokratieunfähig gemacht, erscheint mir gleichwohl eine nicht ganz abwegige Charakterisierung unserer Gottkanzlerin zu sein.

  17. Merkel hätte dem Beispiel Ramelows folgen sollen, Wahlen sind höchstes Infektionsrisiko, Verschiebung bis zum Pandemieende – sprich: Bis alle Menschen geimpft sind, weltweit. Merkwuerdig, dass sie nicht darauf gekommen ist.

  18. Es fällt schon schwer, mit dem Namen des Ostbeauftragten keine Witzchen zu machen. Machen wir es mal nicht auf die billige Art. Man sagt ja, „jemand hat Witz“ oder „jemand ist gewitzt“. Dann ist das anerkennend gemeint, ganz im Sinne von „jemand ist schlau“. Und damit sind nicht die abwägenden und durch langes Nachdenken gefundenen Weisheiten eines Philosophen gemeint, sondern daß man mit schneller Auffassungsgabe eine kühne und erfolgversprechende Idee hat. Ganz wie der kleine Wickie, der den starken Männern durch seinen „Witz“ immer wieder aus der Patsche geholfen hat.
    Nun verbindet man mit Herrn Wanderwitz alles andere als diesen „Witz“. Kann man es überhaupt anders denn als „dumm“ bezeichnen, wenn man die eigene Kundschaft beleidigt? Wenn der Marktleiter beim Edeka seinen Markt herunterkommen läßt und immer mehr seiner Kunden zum Aldi wechseln, ist es dann schlau, wenn der Marktleiter in der Zeitung eine Werbung schaltet und sämtliche Aldi-Kunden als „niveaulose Primitivkunden, die auf Billigangebote abfahren“ beschimpft? Wäre es nicht besser, seinem Markt einmal einen ordentlich frischen Anstrich zu geben, attraktives Personal in sauberer Kleidung einzustellen und ein breites Angebot ansprechend zu präsentieren? Auf so eine Idee kommt Herr Wanderwitz schon gar nicht. Als die dummen „diktatursozialisierten“ Sachsen noch den König Kurt gewählt hatten, da waren sie recht und bei der CDU herzlich willkommen. Und jetzt? Da paßt ganz der adaptierte Brecht’sche Spruch: „Das sächsische Volk hat das Vertrauen der CDU verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die CDU löste das Volk auf und wählte ein anderes?“

  19. Die Insolvenz muss warten.

    Mal erst steht die -eigentlich strafbewehrte- Insolvenzverschleppung an, und zwar egal ob in der Regierung oder in der Opposition !

  20. Schade Herr Wanderwitz- schade für uns „diktatursozialisierte Menschen“, dass Sie doch über die Landesliste im Bundestag gelandet sind.
    Aber wir, „die selbst nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind“, geloben Besserung. Beim nächsten Mal wird es auch mittels Landesliste nicht klappen!
    Gruß aus Ihrem Wahlkreis 163.

  21. Wie schön für Herrn Wanderwitz, dass ihm die Umdeutung seines Amtes in einen Ost(beschimpfungs)beauftragten nicht wirklich geschadet hat. Wer kommt denn demnächst in einer künftigen Ampelkoalition, die Ostdeutschen volks-zuerziehen. Laut BILD ist Sachsens Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident, Martin Dulig (SPD) als Wanderwitz-Nachfolger im Gespräch. Zu fragen wäre allerdings, ob wir Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung wirklich noch einen Ostbeauftragten brauchen, da wir ja auch keinen Westbeauftragten küren oder Nord-, Mittel und Süddeutschlandbeauftragte. Nur der Osten scheint für immer betreuungsbedürftg. Amt kann weg. (?)

  22. Da haben wir noch ganz andere, z. B.
    Freund Robert Habeck: “Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht!”
    Oder die SPD Orientblume Aydan Özoguz; Staatsministerin;
    Eine spezifisch deutsche Kultur ist jenseits der Sprache schlicht nicht identifizierbar.
    Weiter gehts im Text:
    und dass man Einwanderern „keine Anpassung an eine vermeintlich tradierte Mehrheitskultur per se verordnen“ kann, weil diese Kultur nur eine Fiktion ist, „schlicht nicht identifizierbar“.
    Da haben wir von der Orientblume unserer teutonisches Fett weg.
    Da ist der CDU Mann noch ein kleines Licht mit seiner Beschimpfung, bloß im Osten hat er damit Pech gehabt, im Westen hätten sie ihn die Füße dafür geküsst.

    • In der Sammlung fehlt noch der Spruch von Habeck vor den Wahlen in Thüringen 2019: „Wir versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird, ein ökologisches Land.“

  23. Ausgerechnet der Herr Wanderwitz, der oberste Kolonialherr der östlichsten Kolonien hier in Deutschland!

    Als äußerst renegates CDU Mitglied und Wessie, der als Niedersachse sogar eigens nach Sachsen abgewandert ist, um deren(!) Heimat tapfer zu verteidigen, nur soviel :

    Der Herr Wanderwitz ist und bleibt auch weiterhin eine absolute Schande für die gesamte CDU CSU!

    Der Mann sieht sich selbst persönlich als den obersten Kolonialherr der östlichen Bundesländer an!

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