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Hallo, Du/Sie/Ihr Wähler!

Wie Parteien auf Wahlplakaten das Volk anreden

04.09.2021

| Lesedauer: 4 Minuten
Deutschland steht vor Bundestagswahlen, und das ist öffentlich am sichtbarsten in den Wahlplakaten: Sie sollen die politische Botschaft einer Partei kurz und griffig in einem Slogan zusammenfassen. Diese Botschaft, die oft zusammen mit dem Bild des Spitzen- oder Wahlkreiskandidaten präsentiert wird, richtet sich an das Wahlvolk, konkret: 60,4 Millionen wahlberechtigte Deutsche. Aber wie redet man dieses Volk an?

Das moderne Deutsch kennt zwei pronominale Anredeformen: Du bzw. (für mehrere Personen) Ihr und Sie. Wer mit jemanden zum ersten Mal kommuniziert, muss sich – außer bei Kurzkontakten, wo man die Anrede vermeiden kann – für eine Form entscheiden. Geduzt werden allgemein Kinder und Verwandte (Familien-Du); tendenziell Freunde (Freundschafts-Du) und Angehörige derselben Gruppe (Gruppen-Du): Studenten, Arbeitskollegen, Vereins- und Parteimitglieder , Disco-Besucher usw. Ansonsten ist, insbesondere bei größerem Altersunterschied, das Sie die Regel. Einseitiges Duzen unter Erwachsenen gilt als beleidigend.

In den letzten fünfzig Jahren, genauer seit der Studentenbewegung von 1968, hat sich die Duz-Zone stark ausgeweitet: Zunächst gingen die Studenten – die vorher zweihundert Jahre lang einander siezten – zum „solidarischen“ Du über; dann folgten andere Gruppen, seit den 1990er Jahren auch die Wirtschaft (Firmen-Du) und die sozialen Medien. Ein Du zwischen zwei Erwachsenen, die nicht verwandt sind, bedeutet also meist nicht mehr, dass es sich um „Duzfreunde“ handelt: In politischen Parteien (SPD, GRÜNE), deren Mitglieder sich automatisch duzen, kann ein „Parteifreund“ durchaus zum „Duzfeind“ werden.

Das neue, erweiterte Du konnte allerdings das alte Sie nur zurückdrängen, nicht ersetzen. Wer sprachlich vor den 1970er Jahren sozialisiert wurde – 39 Prozent der Wahlberechtigten sind über 60 Jahre alt – kennt noch aus eigener Erfahrung die traditionelle Anrederegel, dass Du Nähe und Vertraulichkeit ausdrückt, Sie hingegen Höflichkeit und Respekt.

„Respekt für Dich“

Der Wahlkampfslogan 2021 der SPD verbindet einen konservativen Begriff mit einer – zumindest für konservative Wähler – unkonventionellen Anrede: Über einem Foto des Spitzenkandidaten Olaf Scholz steht (in Großbuchstaben) RESPEKT FÜR DICH. Diese – werbetechnisch vermutlich gewollte – sprachliche Dissonanz zwischen Anrede und Ansage fiel im Netz sofort auf und wurde zum Beispiel so kommentiert:

● „Respekt und dann Duzen. Die spinnen!“
● „Also ich kann mich nicht erinnern, Olaf das „DU“ angeboten zu haben. Trotzdem duzt er die Leute. Zeugt so etwas von Respekt“? Zum Lachen!“

Die Forderung nach mehr „Respekt“ gehört seit den 1990er Jahren zum Diskriminierungsdiskurs zahlreicher Gruppen (aktuell der „Black lives matter“- Bewegung). In Deutschland wird dabei immer wieder beanstandet, dass Mitglieder dieser Gruppen von Amtspersonen geduzt werden.
Inhaltlich konkretisiert die SPD den programmatischen RESPEKT als „Soziale Politik für Dich“, etwa bei der Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro pro Arbeitsstunde. Für andere Einkommensgruppen zahlt sich dieser versprochene Respekt finanziell allerdings nicht aus, im Gegenteil: Manche werden dafür höhere Steuern zahlen müssen. Respekt!

„Bereit, weil Ihr es seid“

Der – gereimte – Slogan der GRÜNEN redet die Wähler mit Ihr an. Es handelt sich um eine Gruppenanrede, die weniger direkt wirkt als ein individuelles Du, und deshalb kaum als „beleidigend“ oder „respektlos“ aufgefasst werden kann. Das Ihr bzw. der Imperativ Plural (Wählt!) betont – im Unterschied zum Plural-Sie – die Zusammengehörigkeit einer Gruppe und eignet sich deshalb als Appell zu gemeinsamen Handeln. Dieses appellative Ihr wurde in den Wahlslogans der Weimarer Republik (1919-1933) und der frühen Bundesrepublik gerne verwendet:

● Frauen! Wählt sozialdemokratisch! (1919; die SPD hatte das Frauenwahlrecht gefördert)
Wählt CSU! (1949)
● Wählt FDP, dann wählt Ihr Deutschland! (1953)

Die Wendung bereit sein bedeutet, Vorbereitungen für etwas abgeschlossen zu haben. Wozu sind die GRÜNEN „bereit“? Das Spitzenpersonal für die Regierung; die Wähler, das Ihr, für ein neues, grünes Zeitalter. Damit erinnert der Slogan an Bibelstellen, in denen die Jünger und frühen Anhänger Christi aufgefordert werden, sich auf seine Wiederkehr einzustellen:

● Darum seid bereit und stellt euch ganz und gar auf das Ziel eures Glaubens ein. (Petrus 1, 13; Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“)
● Darum seid auch ihr bereit (lateinisch: estote parati)! Denn der Menschensohn [= Christus] kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint. (Matthäus 24, 44; Luther-Übersetzung)

Der Slogan der Grünen hat also einen bibelsprachlichen Hintergrund, und dazu passt auch die Anrede Ihr; denn in der Bibel, genauer: ihrer deutsche Übersetzung, kommt Sie nicht vor. Auch Gott wird geduzt.

„Deutschland gemeinsam machen“

Der Slogan der CDU enthält keine direkte Anrede, wendet sich aber indirekt an alle, die es betrifft (hier: die Wähler), so wie ein „Bitte zurückbleiben!“ auf Bahnhöfen oder Gebrauchsanweisungen für Nutzer: „Das Sauerkraut in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze ca. 3 Min. erwärmen“. Dieser „imperativische Infinitiv“ funktioniert als Sparform, welche die grammatisch kompliziertere Formulierung mit Anredeformen überflüssig macht und das Du/Sie-Problem umgeht.

Beim Brustbild des Spitzenkandidaten Armin Laschet wird der Slogan leicht abgewandelt zu „Gemeinsam für ein modernes Deutschland“. Hier stellt sich kein Anredeproblem, weil es sich um eine verblose Äußerung handelt. Inhaltlich wurde der Slogan übrigens schon 1969 von der SPD verwendet: „Wir schaffen das moderne Deutschland“.

Die Schlüsselbegriffe der beiden CDU-Slogans sind „gemeinsam“ und „Deutschland“. Das Wort gemeinsam appelliert an ein Wir-Gefühl, aber wen meint „wir“? Die „Deutschen“ können es nicht sein; denn im politischen Diskurs von CDU, SPD und GRÜNEN kommen sie praktisch nicht mehr vor. Ein Sprachbeobachter von einem anderen Stern käme nach der Lektüre der Parteiprogramme zu dem Ergebnis, dass die Staatsbürger Deutschlands heute Menschen heißen bzw. Menschen in Deutschland. „Deutsche“ gibt es zwar noch, aber nur im Ausland oder als historische Erinnerung. Vor einem halben Jahrhundert war dies ganz anders: Damals, 1972, gewann die SPD unter dem Bundeskanzler Willy Brandt mit dem Slogan

Deutsche
wir können stolz sein auf unser Land

die Bundestagswahl und erzielte mit 45,8 Prozent ihr bestes Ergebnis.
Ob die „Menschen in Deutschland“ ein gemeinsames Wir-Gefühl entwickelt haben, ist fraglich. Auch die CDU scheint sich nicht sicher zu sein, denn sie hat Varianten ihres Slogans schon früher bei Bundestagswahlen verwendet: „Gemeinsam für Deutschland“ (2002), „Gemeinsam für unser Land“ (2009), „Gemeinsam erfolgreich. Für Deutschland“ (2013), „Erfolgreich für Deutschland“ (2017).

*******

Der Altmeister der Wahlkampf-Forschung, Peter Radunski (Wahlkämpfe. Moderne Wahlkampfführung als politische Kommunikation, 1980) stellte für die Wirksamkeit eines Wahlslogans drei Kriterien auf: 1) sprachliche Verständlichkeit und Einprägsamkeit, 2) Glaubwürdigkeit (der Slogan muss zum Spitzenkandidaten und der Partei passen), 3) Relevanz (er muss ein für die Wähler wichtiges Thema ansprechen). Ob und wie die vorgestellten Slogans diese – auch heute noch gültigen – Kriterien erfüllen, mögen die Leser und Wähler beurteilen.

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20 Kommentare

  1. Natürlich kann man trefflich über die Wahlplakate diskutieren und allerlei hineininterpretieren, aber man sollte sich trotzdem immer bewusst machen, dass sie nichts weiter sind als Werbung. Und Werbung hat frei von jeglicher Moral das Ziel, den Absatz eines Produkts so effektiv wie möglich zu fördern. Die einzige juristische Leitplanke ist meines Wissens nach das Verbot von vergleichender Werbung – also die Konkurrenz namentlich zu erwähnen und als Mist zu bezeichnen . Ansonsten kann gelogen werden, dass sich die Balken biegen. Ich sehe Werbung nicht grundsätzlich als etwas schlechtes. Zum einen kann sie unfreiwillig für große Erheiterung sorgen. Und zum anderen empfinde ich so manche Werbung, seit vielen Jahren besonders der Parfum Branche, als echte Kunstwerke. Und erst kürzlich habe ich von einem Antiquitäten Händler eine Mappe geschenkt bekommen , in der zehn Werbegrafiken aus den 50 er und 60 er Jahren auf edlen Hochglanzpapierbögen abgebildet sind. Und es ist faszinierend, welche tiefen Einblicke sie geben in die damaligen Wünsche und Träume. Die meisten sind gezeichnet, manche sind stark bearbeitete Fotos – sozusagen mit Photoshop – Analogversion, aber genauso beeindruckend. Ähnliches gilt auch für diverse LP – und CD-Cover. Interessant ist hier wiederum der Rückgriff der Covergestalter auf die oben erwähnte Ästhetik der 50/60er Jahre, deutlich erkennbar bei Rammstein und bei Kraftwerk – um 2 bekannte Beispiele zu geben.
    ABER: Werbung und Produkt sind zwei Paar Schuhe. Auch hinter der genialsten Verpackung kann völliger Schrott lauern. Und damit bin ich wieder bei den Wahlplakaten. Isoliert ästhetisch betrachtet finde ich die SPD Plakate gelungen und eine wohltuende Abwechslung. Aber das war es dann schon – die Texte und Personen befinden sich für mich hinter einer unüberwindbaren Mauer – aber um jetzt darauf einzugehen, dazu ist mir meine Zeit einfach zu schade. Zumal mehr als die Hälfte meiner Leserbriefe an TE aus mir unerfindlichen Gründen im Mülleimer landen.

  2. Habe den Eindruck, die Parteien reden mittlerweile ihr Wahlvolk genauso an, wie sie es einschätzen: Trottel und Vollpfosten. Vor meinem Fenster (mit grandiosem Schwarzwaldblick) hängt ein Grünen-Plakat an der Laterne: „Für mehr Grün im Schwarzwald“ die abgebildete Kandidatin ist auch noch grün im Gesicht – so, als wenn ihr übel wäre . Das ist noch nicht mal als Wortspiel lustig – einfach nur infantil. Aber die Grünen-Wähler hier finden es toll.

  3. Beim Slogan der Grünen halte ich es für übertrieben, ihn auf biblische Deutungsmuster herunterzubrechen. Generell ist er mit ziemlicher Sicherheit in einer der grünaffinen Werbeagenturen in Hamburg oder Berlin erdacht worden. Das bedeuet, dass sind alles so Leute im Alter von 25 bis 35 Jahren. Also die ersten Generation der digital sozialisierten Deutschen, als Kinder ev. noch ohne Internet und Mobiltelefon aufgewachsen, aber spätestens seit ihren Teeniejahren in dieser Welt lebend. Mit dem Internet schwappte eine erneute und mit großer Wucht daherkommende Welle der Anglizismen oder Verenglischung des Deutschen herein, zumal die meisten modernen Begriffe der digitalen Welt, zumindest in Deutschland, nicht mehr übersetzt oder auch bloß germanisiert werden.
    Damit einher ging der Siegeszug der Streaming-Dienste (seht Ihr, wer kennt ein deutsches Wort für „Streaming“) und der US-Serien, mehr denn je. Wer Englisch kann und die linken Medien-Milieus gehören dazu, so wie das halbe Austausch-Jahr in den USA oder Irland, der schaut diese Serien auf Englisch. In immer mehr Firmen wird im Büro- oder auch Wissenschaftsbereich nur noch Englisch kommuniziert.

    Und so ist der angesprochene Wahlkampf-Slogan, der ansonsten auf Baerbocks Buch referenziert, nur eine schlechte Verballhormung der englischen Redewendung „Ready, when you are“ Das kann man wörtlich nicht übersetzen, weil wir Deutschen das eigentlich anders ausdrücken, zumindest bedeutet es: „Wir können anfangen, sobald Du dazu bereit bist“. implizierend, dass man es selbst bereits ist.

    Auch das infantil wirkende „machen“ der CDU (Deutschland machen, wie bescheuer kling das denn) kommt aus dieser Ecke, denn es sind ja die gleichen Milieus, in denen alle wie Klaas Heufer Umlauf oder Christian Drosten oder Katrin Bauernfeind aussehen, die für die CDU die Slogans ausdenken.
    Womit auch ich dem Anglizismus Genüge getan habe, denn wie sagt man auf Deutsch „Slogan“? Mir fallen viele Worte ein, aber keins passt so richtig. Soweit sind wir also.

  4. Das ist ein Druckfehler bei den GRUENEN:
    Es heisst eigentlich:
    „BREIT, weil ihr es seid!“

    Bewusstseinsveraendernde Drogen …. oder ganz simpel i.S. der Propaganda:
    „Getretener Quark wird BREIT, nicht stark.“

  5. Das mit dem Wir und Wir-Gefühl ist eigentlich ganz einfach: Es motiviert dann, wenn es um eine klar definierte Gruppe geht, zu der man sich zugehörig fühlt. Es geht nicht darum zu sagen, dass andere Gruppen schlecht sind, sondern dass es „toll“ ist, zu dieser Gruppe zu gehören, dass man Teil dieser Gruppe sein will und dass das Werte mit sich bringt. Diese Gruppe kann aber nicht beliebig sein. Entweder man ist Teil der Gruppe oder nicht. Einfach jeden zu der Gruppe dazu zählen, der mal vorbeischaut, ihm Mitsprache einräumen, macht die Gruppe unattraktiv, denn eine Mitgliedschaft hat keinen Wert mehr. Wenn jeder Teil der Gruppe ist, dann ist es keine Gruppe mehr, dann gibt es keine spezifischen Werte, Vorteile, Pflichten, Rechte, kein Wir-Gefühl mehr. Auf die Gruppe der Deutschen (Staatsbürger) bezogen heißt das: Es muss attraktiv und exklusiv sein, deutscher Staatsbürger zu sein, für selbige, aber auch für Nicht-Deutsche. Wenn jeder jederzeit Teil dieser Gruppe ist mit allen Rechten und Privilegien, hat es keinen Wert mehr. Dann macht es selbst für Deutsche Sinn, sich nach anderen Staatsbürgerschaften umzuschauen. Der Verlust der deutschen ist dann keiner mehr. Man kriegt sie jederzeit kostenlos zurück.

    • Richtig. Aus Verlegenheit nicht abgeschobene Personen, geduldete Abgelehnte sollten nie Teil Deutschlands werden.
      So sollte man es halten.
      Staatsangehörigkeit sollte nicht Bestandsteil der humanitären Hilfe werden. Auch nach Jahren nicht.
      Wenn DE nichts mit dem Verlust von Staatsangehörigkeiten mancher Personen zu tun hat, sollte es den deutschen Pass nicht als Ersatz anbieten. Verlorene Dokumente und Pässe für die Kinder sind Familienthemen und Angelegenheiten zwischen den jeweiligen Personen und Staaten. DE sollte sich hier raushalten.
      Reguläre Einreise sollte Voraussetzung für die Bewerbung für die Staatsangehörigkeit sein.

  6. Egal ob ungefragtes Du oder Sie. Solange Scholz unsere Währung, unser Eigentum, unsere Grundrechte und unser Land verschenkt, fragt man sich wo dieser Typ „Respekt“ vor einem hat.

  7. „Wozu sind die GRÜNEN „bereit“?“
    In den Slogan „Bereit, weil Ihr es seid“ haben sich gleich zwei Fehler eingeschlichen.
    Der erste Fehler ist das großgeschriebene „Ihr“, natürlich muß das klein, „ihr“, geschrieben werden. Es handelt es sich bei einem Plakat schließlich nicht um einen Brief.
    Den zweiten Fehler werden sogar Anhänger der „Grünen“ leicht erkennen – da ist ein „e“ zu viel, dafür ist der Satz völlig verunglückt.
    „Breit, wie auch ihr es seid“ soll es wohl heißen und an die Berufskiffer der Wählerschaft dieser Sekte appellieren.

    Zum Geduze: Man kann ja fast schon mit Rührung dankbar zur Kenntnis nehmen, daß man nicht in dritter Person angeherrscht wird, „er wähle gefälligst mich“. Angesichts der Abgehobenheit der politischen Kaste hätte mich das nicht sonderlich überrascht.

    In jedem Falle vielen Dank für den Artikel. Jetzt weiß ich, daß das Wahlplakate sind. Ich hatte nur oberflächlich draufgeschaut und war mir nicht sicher, ob das Kinofilmwerbung ist (Scholz in Neuverfilmung von „Der Pate“) oder es sich um Fahndungsplakate handelt, wie sie zu RAF-Zeiten in jeder Bankfiliale zu sehen waren.

  8. Der Grünen Slogan „Bereit, weil Ihr es seid“ ärgert mich besonders. Das impliziert, dass der grüne Totalitär- und Spinnermumpitz meinen Interessen entsprechen würde. Das berühmte „wir“, wenn man gegen die Interessen der Anderen etwas durchmauscheln möchte.
    Glaubet und werdet selig oder haltet wenigstens so lange still bis wir eure Lebensgrundlage irrevesibel kaputt gemacht haben.
    Die „religiös“ Marketing Masche. Wie von der Leyen, die sich gerne in Jesuspose ablichten lässt. Milde lächelnd, mit nach vorne gestreckten, nach oben gewandten, „gebenden Händen. (Würg)

  9. Die respektlose Anrede auf in den Wahlplakaten ist doch nur die sprachliche Fortsetzung des respektlosen Umgangs der Politiker und Parteien mit dem Souverän (der sich das aber kommentarlos gefallen läßt).
    Im übrigen nehme ich Wahlplakate genau so zur Kenntnis wie Waschmittelreklame: Überhaupt nicht. Ich hatte vor der Wahl 4 Jahre Zeit, das Handeln der Politik zu beobachten. Nur das zählt.

    • Die können soviele Plakate mit noch so tollen Sprüchen kleben, ich weiß genau was ich wähle. Die Plakate sehe ich höchstens als Belustigung oder gar als Abschreckung an, wenn ich diese fürchterlichen Fotos und diese ganzen verlogenen Parolen sehe. Die erzählen da was von Klimaschutz und verschmutzen die Umwelt alle paar Meter mit denselben Plakaten. Von Politikern möchte ich jedenfalls auf keinen Fall geduzt und auch nicht mit „ihr“ angeredet werden. Eher noch umgekehrt, denn sie haben dem Volk zu dienen.

  10. Der ehrlichste Slogan wäre doch: Wir wollen Dein Geld und sei Ruhig!

  11. Spontan fällt mir eine gewisse Gruppe ein, die Respekt explizit einfordert und nicht als gegeben voraussetzt.
    So etwas Selbstverständliches erwarte ich nicht auf dem Plakat. Respekt ist wie Pünktlichkeit und Höflichkeit Standard im Umgang miteinander.
    Ich fühle mich nicht angesprochen.
    Vielleicht bin ich aber auch nicht die Zielgruppe, die explizit mit Respekt angesprochen werden soll.
    Übrigens, wie genau definiert SPD diesen Respekt? Das strikte Einhalten des Grundgesetzes sowie anderer Gesetze sowie deren Vollzug ohne Ausnahme würde mir als Zeichen des Respekts genügen.
    Auch CDU spricht mich leider nicht an. Da alle Wähler in der Polizeistatistik als Deutsche geführt werden, da sie deutsche Staatsbürger sind, sollte es kein Problem sein, sie als solche anzusprechen. Wer sich nicht als Deutscher bezeichnen lassen will, sollte den Pass zurückgeben. Jegliche Überlegungen darüber, ob ein Zugewanderter sich durch die Bezeichnung „Deutscher“ beleidigt fühlen könnte, sind falsch.
    Nicht die „Menschen in Deutschland“ dürfen wählen, sondern deutsche Staatsbürger. Die Deutschen dürfen und sollen es.

  12. Für mich wirkt dieses Duzen irgendwie übergriffig, ja, respektlos. Es gehört sich schlicht nicht. Besonders verstörend wirkt es auf mich, wenn auf jenen Plakaten Wahlbewerber abgebildet sind, die locker mal zehn Jahre älter sind als ich und die, so sollte man meinen, in ihrer Erziehung noch klassische Umgangsformen erlernt haben müssten. Aber quer durch die Parteien wird der Wähler angesprochen, als hätte man zusammen schon im Sandkasten gespielt. „Dr. Peter Müller. Für dich in den Bundestag“ (CDU-Plakat in meiner Heimatstadt, Name geändert). Ich bin da immer drauf und dran, aus dem „dich“ ein „mich“ zu machen. Das würde zumindest den Wahrheitsgehalt steigern.

  13. Ich habe in einem Leserbrief darauf hingewiesen, dass die Formulierung „Respekt für dich“ entweder falsch oder unverständlich ist. Wenn man zu jemandem sagen würde, „Ich habe Respekt für dich“, dann wäre das doch schräg, oder? Ich habe Respekt vor dir, klänge schon besser, finde ich zumindest.

    • Ich habe Respekt vor dir, klänge schon besser, finde ich zumindest.

      In heutigen Zeiten erinnert mich der Satz fatal an den Migranten „Speak“, bei dem „Respekt“ eigentlich Angst vor den Konsequenzen von einmal falsch Kucken heißt.
      Solange mich Scholz ungefragt Duzt ist es mit seinem Respekt sowieso nicht allzu weit her.

  14. Was mir bei der Wahlwerbung der Parteien auffällt:

    Der Lindner von der FDP schaut auf den Wahlplakaten stets zur Seite, er will den Wählern nicht in die Augen schauen.

    Was wollen die FDP-Marketingleute damit vermitteln?

    Seinem Gegenüber, was ja hier die Wähler sind, nicht in die Augen schauen wollen, wegblicken, das macht üblicherweise jemand, der nicht ehrlich ist, der nichts Gutes im Schilde führt.

    Vielleicht wollen die FDP- Wahlstrategen uns mit dieser Darstellung auf etwas aufmerksam machen?

  15. Die Kriterien Peter Raadunskis stammen aus einer Zeit, da Wünschen (und eine idealistische Brille auf der Nase des Forschers) noch geholfen hat…

  16. In meinem früheren Beruf haben mich viele Kunden mit Du angeredet, die ich dann auch mit Du angesprochen habe. Aber es gab auch welche, die haben es mit dem Sie gehalten. Ich dann ebenso, da waren dann auch welche darunter, die ich immer mit Sie angeredet hätte.
    Heutzutage halte ich mir bestimmte Leute mit dem „Sie“ auf gehörigen Abstand.
    Aber was mich aufregt, ist das Kumpelhafte „Du“ der Politiker. Wenn ein Politiker vom „Sie“ ins „Du“ wechselt, ist es zum „Er“ nicht mehr weit.

    • Das kommt für mich auf die jeweilige Person bzw. die Situation an, wie ich das „Du“ bzw. „Sie“ empfinde. Manchmal sehe ich ein „Du“ auch als Kompliment an, wenn mich jemand für deutlich jünger hält als ich tatsächlich bin und deshalb zum „Du“ greift. Andererseits finde ich es auch manchmal seltsam, wenn mich Leute mit „Sie“ anreden, die ich schon länger kenne. Von irgendwelchen Vorgesetzten, Beamten, Staatsdienern und natürlich auch Politikern möchte ich aber keinesfalls geduzt werden, denn das empfinde ich schon als abwertend und beleidigend.

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