<
>
Wird geladen...
Wahlkampf bei der ARD

Anne Will gibt es noch und mit ihr eine Sendung ohne Neuigkeiten

30.08.2021

| Lesedauer: 2 Minuten
Bei Anne Will belauern sich CDU (Ziemiak), SPD (Kühnert) und Grüne (Özdemir) und taktieren. Ziemiak versucht gegen ein drohendes Links-Bündnis zu polarisieren, Kühnert wiegelt ab und Özdemir erteilt der Linkspartei eine klare Absage.

Deutschlands müder Teil der TV-Nation hat sie wieder. Nach zehnwöchiger Pause erschien gestern Abend – sichtlich erholt – Anne Will wieder auf der Mattscheibe. 10 Wochen Pause – so viel Urlaub gibt es nur bei der ARD. Das Thema ist, wie kann es anders sein, der Bundestagswahlkampf, dazu Spitzenvertreter der Parteien mit Ambitionen auf das Kanzleramt als Gäste. Verstärkung auf der journalistischen Seite hatte Will sich von zwei Kolleginnen von Spiegel und Zeit mit in die Runde geholt, der Urlaub reicht wohl immer noch nicht – und da saßen sie nun: der streiterprobte SPD-Linke Kevin Kühnert, CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak und der früh und ohne Erfolg gealterte Grünen-Veteran Cem Özdemir.

Özdemir gegen Die Linke allein zu Haus

Wenn es nach Sympathiepunkten ginge, wäre der Grüne mit seinem Schmusekurs des ewigen Schwiegersohnkandidaten wohl als Sieger des Abends hervorgegangen. Mit seiner Emotionalität und seiner klaren Absage an ein Bündnis mit der Linkspartei wirkte er ebenso überzeugend, wie mit seinem Bekenntnis zu westlichen Werten, der Nato und der Bundeswehr. Anne Will freilich genügte das nicht und sie hakte immer wieder nach, denn nur mit der Linken sei ja eine rot-dunkelrot-grüne Koalition möglich. Sichtlich verärgert reagierte Özdemir: „Wenn die Linke ihr gesamtes Programm umschreibt, müsste man neu bewerten. Damit ist wohl aber nicht zu rechnen.“ Im übrigen ist er mit dieser Haltung ziemlich alleine und war deshalb der wohl Bemitleidenswerteste in der Runde, musste er doch immer wieder die Kandidatin Baerbock verteidigen. Die will sehr wohl mit Links koalieren, wen schert schon Özdemir.

SCHMUSEKäTZCHEN SCHNURRT
Im ARD-Sommerinterview meckert Söder am Wahlkampfstil – aber bringt wenig
Nicht minder schwierig, wenn auch aus anderen Gründen, war die Lage für CDU-General Ziemiak. In der CDU haben die miserablen Umfragewerte nach einem Moment der Schockstarre eine Explosion der Verzweiflung ausgelöst. Ziemiak kündigte für den Endspurt des Wahlkampfes einen harten Konfrontationskurs an. Deutschland dürfe nicht nach Links kippen. Rot-Rot-Grün sei die Wunschvorstellung, was immer Özdemir hier auch sage. Anne Will stellte die einzige jetzt zwingende Frage. „Aber Herr Ziemiak, Sie verantworten doch den Wahlkampf – warum jetzt diese Wendung?“ Was sollte er da bloß sagen? Jeder in der Union weiß, dass jeder Slogan, jedes Plakat, jede Äußerung von der Chefin Merkel abgesegnet werden muss. Nicht selten wird dabei noch mal weichgespült. Laschet, Merkel treu ergeben, bleibt nur die Ausführung. Asymmetrischer Wahlkampf, bloß nicht polarisieren, bloß keine Ideologie, war bisher in allen Wahlkämpfen Merkels die Devise. Entsprechend langweilig und nichtssagend sind die Plakate. Jetzt soll das Ruder bei voller Fahrt herumgerissen werden. Dass Paul Ziemiak das kann, bewies er mit scharfen Tönen gegen Ende der Sendung. Man hätte ihn eben nur lassen müssen. Kreide gefressen hatte hingegen der sonst immer polemisch-kämpferische SPD-Linke Kevin Kühnert. Jetzt, wo es so gut läuft, bloß keinen Fehler machen, den Ball flachhalten, wie es der Kandidat Scholz vormacht. Die bürgerliche Maske fällt früh genug, mag sich der Jung-Star der Genossen gedacht haben. Keine Ausbrüche, keine emotionalen Attacken und überwiegend ruhig. So ist das wohl, wenn man Wahlkampf machen will gegen die selbst verantworteten letzten 16 Jahre.

Die erholte Gastgeberin Anne Will musste sich gestern nicht allzu sehr bemühen. Die Runde war zu kontrolliert, als dass es irgendwelcher Lenkung auch nur bedurfte. Unverkennbar natürlich ihre Sympathien für das linke Lager. Ein besonders schöner Moment der Sendung war, als sie Ziemiaks Beschwörung einer Links-Regierung entgegenhielt, dass die Kanzlerin die extrem linke SPD-Vorsitzende Esken sogar möge, worauf dieser nur ein „Das stimmt nicht“ über die Lippen brachte.

Vergeudung von Sendezeit, da nichts Neues. Insgesamt gesehen bot die gestrige „Will“ ein gutes Spiegelbild der derzeitigen Gefechtslage im Wahlkampf und zugleich eine Vorahnung auf vielleicht doch noch interessante vier Wochen Endspurt.

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

22 Kommentare

  1. Eine erbauliche Sendung für Hochbetagte und auch Denkfaule, wo man alles in netter Atmosphäre serviert bekommt und die Entscheidung jedem abgenommen wird, weil man den Feind schon kennt oder ihn erst garnicht eingeladen hat.

    Das ist TV vom Feinsten, wo Politik schön garniert angeboten wird und man muß nur noch zugreifen, weil die Guten ja stets zu Wort kommen und die Wahl dann für den Unbedarften leicht fällt und das geht sogar soweit, daß man die größte Oppositionspartei erst garnicht erwähnt und das nennen sie ausgewogene Berichterstattung, kein Wunder wenn wir uns in dieser grauenvollen Situation befinden, die haben ganze Arbeit geleistet und das im Rahmen der eigenen Statuten der unvoreingenommenen Berichterstattung zur Willensbildung der Bevölkerung.

    Das einzige an deren Sendungen ist zumindest im politischen Bereich die größte Volksverdummung der Geschichte und in anderen Bereichen sind sie auch nicht weit entfernt, bei der Geschichtsklitterung fast täglich angefangen bis hin zu den projektierten großen Katastrophen, die allein in deren Hirn stattfinden und dann auf andere übertragen wird um über die Mehrheiten der Blöden am Ruder zu bleiben,

    Eigentlich ein ganz einfaches Prinzip, wenn man den Boden dafür vorfindet um darauf die eigene Zukunft zu bauen, der Rest ist ihnen egal, hauptsache es funktioniert.

  2. Anne Will‘s Talkshow hat so ungefähr den Unterhaltungswert eines Fußball- Freundschaftsspiels Deutschland gegen Andorra

  3. „Deutschland dürfe nicht nach Links kippen. “
    Sorry, ist der Ziemiak erst gestern zur Welt gekommen????
    Wer hat denn der CDU den linksdrall verpasst und wer bitteschön hat das zugelassen, was laut Ziemiak nicht passieren dürfe??? Man muss schon mit einer hehren Menge an Dummheit und Naivität geschlagen sein, um das nicht zu erkennen.
    Und immer mehr kristallisiert sich die Kernfrage heraus: Was haben 16 Jahre Merkel und CDU positives für dieses Land bewirkt????

  4. Eine typische Will-Runde. Einer -Ziemiak- gegen alle! Und dann auch noch Jana Hensel, die beim Anblick von Habeck Schnappatmung bekommt. Kyrie eleison…

  5. Bin beim Durchzappen kurz hängen geblieben.
    Eine sichtlich angewiderte Moderatorin wiederholte offenbar das vorhergesagte eines Herren mit auffälligen schwarzen Haaren, dass Deutschland ein Linksruck droht. Worauf sie mit einem Blumenstrauss von Stichworten das Wort einer auffälligen blonden Dame weitergab, die nun offenbar begründen sollte warum das nicht so sei.
    Weiter umgeschaltet und eine Naturdoku auf dem Schweizer oder Österreicher geschaut. War echt sehenswert.

  6. Aber doch geringfügig schöner als das, was Ihnen gestern auf RTL – finanziert und bereichert durch Werbung, die wundervolle „Diversity“ zu bieten hatte – in der sogenannten „Analyse“ präsentiert wurde….

  7. interessant wie dieser grüne Cem immer wieder auf dieses 1,5° Ziel des IPCC hinweist. was er aber immer wieder verschweigt ist die Tatsache dass selbst der IPCC darauf hinweist dass all diese Aussagen abhängig davon sind dass diese Daten aus mathematisch formulierten Modellen extrapoliert wurden. Dies unterstellt dass alle Daten in diesen Modellen den tatsächlichen Entwicklungen der chaotischen Klimaentwicklung entsprechen.Fehler in diesen Modellen extrapolieren sich ebenso. Dies zu erkennen ist grünen Ideologen nicht zu vermitteln. Die grüne Klimaklempnerei ist lediglich ein Vehikel um an die Fleischtöpfe zu gelangen und dort möglichst lange zu verweilen. Am weltweiten Klima wird sich da überhaupt nichts ändern.Was Herr Özdemir an grüner, wertebasierter Außenpolitik versteht (auch so ein auswendig gelernter Politikerspruch) konnte man unter der Außenpolitik Fischer’s erleben. Unterstützung eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges unter Verwendung von DU-Munition, die ganze Landstriche verseucht hat. Besser wäre es gewesen hätte Herr Özdemir Klartext gesprochen. Grün bedeutet die Unterstützung fremdgesteuerter, bellizistische Kriegspolitik mit geächteten Waffen. Mehr Heuchelei geht nicht.

  8. Es gibt im Grunde nur die Entscheidung zwischen weiterer Massenzuwanderung samt Refugee-Welcome-Propaganda und der AfD.

  9. „Sichtlich verärgert reagierte Özdemir: „Wenn die Linke ihr gesamtes Programm umschreibt, müsste man neu bewerten. Damit ist wohl aber nicht zu rechnen.““

    Verstehe ich nicht, den Cem. Die Linke ist doch den Grünen ähnlicher als irgendeine andere Partei. Da braucht er sich doch nicht zu ärgern! Woher hat er als Schwabe nur dieses immerzu Aufbrausende, dieses Impulsive?

    • Die BaWü- Grünen müssen ihr Programm schon umgeschrieben haben. Nur so ist es zu erklären, dass in und um Bad Urach – Özdemirs Heimatort- nicht eine einzige Windmühle zu finden ist….

    • Siehe Kretschmer, der in gewissen Situationen ebenso reagiert und dabei seine Gesinnung zeigt!

  10. Schön allein das Faktum, daß solche Gestalten es wagen dürfen ihr hirnloses Gelaber über einen zwangsfinanzierten Sender abzulassen, spricht Bände über den Zustand der „Demokratie“ in diesem Land.

  11. Das Thema war „Wählen in Krisenzeiten – wem trauen die Deutschen das Kanzleramt zu?“.
    Man hat also erkannt, dass die Zeiten nicht einfach sind und in naher Zeit Lösungen gefunden werden müssen. Diese Erkenntnis, Krisenzeiten ist zumindest positiv zu werten.
    Das man dann einen Herrn Kühnert, einen Herrn Ziemiak und einen Herrn Özdemir eingeladen hat um darüber zu diskutieren, relativiert die gewonnen Erkenntnis dann wieder. Welche Lösungen erwartet man denn von diesen Diskutanten? Ich erwarte hier nicht viel.

    • „…und in naher Zeit Lösungen gefunden werden müssen.“
      Ich habe das nicht herausgelesen.
      Vernünftig denkenden Menschen wäre daran gelegen, ja, sie hätten es erst gar nicht so weit kommen lassen – aber die Uckermärkische hat uns mit ihrem Kabinett genau dahin gebracht, wo wir uns jetzt befinden.
      Alternativlos. Kurz vor der Wand.

  12. Mit Kühnert, Esken und Nowabo ist Die Linke schon in der Regierung drin. Da braucht es die entsprechende Partei nicht mehr. Den Rest erledigen die Grünen.

    • das erstaunliche aber ist, dass die wenigsten wissen, dass die SPD die reichste Partei Deutshclands ist. Kevin schwärmt von Enteignungen und seine Partei hat den größten Immobilienbesitz aller Parteien.
      Vermögen der SPD 2019
      ►… 202 Millionen Euro Parteivermögen (CDU/CSU: 195 Mio.; Linke: 31,29 Mio.; Grüne: 41 Mio.; FDP besitzt 7,2 Mio.; AfD: 11 Mio.).
      ►… Regional- und Lokalzeitungen, Radiostationen, Marketing- und Werbefirmen bundesweit – allein die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft DDVG (100% SPD) verfügt über 60,5 Mio. Euro Eigenkapital.
      ►…106 Mio. Euro SPD-eigenem Haus- und Grundbesitz in der Bilanz (Union: 67 Mio.; Linke: 4,8 Mio.; Grüne: 14 Mio.; FDP: 3,4 Mio.; AfD: 0).
      https://www.bz-berlin.de/deutschland/sie-ist-die-reichste-partei-muss-sich-die-spd-selbst-enteignen
      Die bz ist nun wahrlich keine Intellektuellen Zeitung. Jeder der möchte, kann es wissen.

      • Ist diese SPD damit aber nicht eigentlich ein propagandistisches Sprachrohr mit anhängender Partei, die zu eigenen Gunsten agiert?

      • und nun?

    • Und falls Scholz doch wider Erwarten Kanzler spielen darf, werden es genau diese Parteigenossen sein, die ihm das Kanzlerleben versaue(r)n! Hatten wir bei Schmidt schon einmal!

  13. Anscheinend geht es den Parteien nur noch um die eigenen Befindlichkeiten.
    Die wichtigsten Themen, nämlich Migration/Flüchtlinge und Corona-Maßnahmen, werden schon mal gar nicht angesprochen.
    Und natürlich wird man sich hüten, jemanden von der AfD einzuladen.
    Es ist von allen etablierten Parteien beabsichtigt, die Bürger weiterhin die Suppe, die die Politiker uns eingebrockt haben, auslöffeln zu lassen.
    Aber das wird immer noch von den meisten Menschen verdrängt, die dann genau wieder die Parteien wählen, die keine Lösung anbieten wollen.

  14. Kevin, Paul und Cem, leider schon etwas gealtert sollen die Zukunft der deutschen Politik sein. Da kann man nur noch sagen: „Gute Nacht Deutschland“.

Einen Kommentar abschicken