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unverbindliche Einigung zu Nord Stream 2

Die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und den USA schwinden

22.07.2021

| Lesedauer: 2 Minuten
Der Konflikt über Nord Stream 2 ist nur zugepudert, die Interessengegensätze zwischen Berlin und Washington und der EU bleiben. Aus dem Bild des Gentleman-Biden kann für Berlin schnell ein Schmuddel-Trump werden.

Zumindest vom Hören-Sagen kennt fast jeder die Situation der Versöhnung nach einem Seitensprung. Der betrogene Partner vergibt und die Person, die das Treue-Gelöbnis einer Ehe gebrochen hat, bedauert und verspricht, diese Ruchlosigkeit nie mehr zu wiederholen. Dann legt das Paar Verhaltensregeln für die Zukunft fest und fällt sich anschließend entspannt mit neuem Optimismus in die Arme. Dabei weiß doch jeder, dass dieser Sprung im zarten Porzellan eines einst gegebenen Versprechens nie wieder vergessen und auch nicht geheilt werden kann. Ein, wenn auch noch so kleines, Stückchen Misstrauen bleibt und der Partner wird nie wieder mit den gleichen Augen gesehen wie zuvor. Nach außen hin aber gibt sich das Paar, als sei alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen!

Genauso ist es jetzt zwischen den USA und Deutschland – zur Zeit repräsentiert von Joe Biden und Angela Merkel. So hat man Deutschlands Gas-Tête à Tête mit Russland professionell zugepudert, gab sich gleichzeitig aber mit vagen Bekundungen zu Strafmaßnahmen im Falle russischer Schikanen gegenüber der Ukraine zufrieden. Absichten, die so wenig Garantien bieten wie das Funktionieren eines Gebrauchtwagens ohne Motor. Washington wird nie vergessen, mit welcher Raffinesse und Kaltblütigkeit Merkel die Iran-Sanktionen unterlaufen hat und Bidens Versuch, die USA wieder zum Meinungsführer des Westens gegenüber Moskau und China zu machen, durch den Coup eines Gipfeltreffens der EU mit Putin vereiteln wollte. Dass er nicht gelang, ist dem Widerspruch nicht nur der mitteleuropäischen EU-Partner zu verdanken.

Aber es ist eben wie bei jeder Scheidung: Vor diesem gravierenden Schritt müssen auch die Folgen bedacht werden. Da gibt es gemeinsame Verpflichtungen, da müssen materieller Schaden und Nutzen für jeden gegeneinander abgewogen werden, und nicht zuletzt muss jeder für sich die eigenen Möglichkeiten in der Zukunft bedenken. Und so ist das auch hier.

Die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und den USA sind in Wirklichkeit viel kleiner geworden, als man nach außen zugibt. Die nahezu unverbindliche Einigung zu Nord Stream 2 kann jederzeit in neue Konflikte münden.

Die nächsten Monate werden zeigen, ob ein Neubeginn der Beziehungen wirklich gelingen kann. Merkel und ihr Umfeld stehen mental möglicherweise Russland näher als jede politische Führung der Bundesrepublik zuvor. Diese Vermutung darf zumindest für die Siegerin der Russisch-Olympiade in der DDR und spätere Studentin im Sowjetparadies, Angela Merkel, gelten. Anders ist vieles nicht zu erklären.

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Dies führt natürlich zu unterschiedlichen Beurteilungen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, steht Angela Merkel damit in Deutschland nicht allein da. Nicht zuletzt viele Kommentare unserer Leser legen nahe, dass das Verständnis von Freiheit und Souveränität hier anders ausgeprägt ist, als in Großbritannien und den USA. Kurzum, es herrscht eine Mischung aus Illusionen über und Verklärungen des Gesellschaftsverständnisses und der Weltsicht im Kreml. Sonst würde man den Schutz der USA, insbesondere durch nukleare Kapazitäten, nicht so achtlos beiseiteschieben.

Oder wollen sich die Deutschen gar durch eigene Atomwaffen schützen? Der Rest Europas würde das, schon mit Blick auf die Geschichte, zu verhindern wissen. In der aktuellen Situation braucht es nur wenige Irritationen, und schon wird aus dem Gentleman Biden für die Deutschen ein etwas gepflegterer Trump. Immer mehr Unordnung herrscht auf dem europäischen Kartentisch. Nur mal so zum Nachdenken: Was wäre denn, wenn Ungarn und Polen als Antwort auf die angedrohten Sanktionen ihren Austritt aus der EU beantragten? Neue Partner, die mit Geld und Interessen das Vakuum füllen könnten, stehen mit Sicherheit bereit.

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26 Kommentare

  1. Warum immer die Erbschuld-Karte nur bei den Deutschen gezogen wird? Die Franzosen, die Briten, die Russen, die Spanier uvm, nur um mal Europäer aufzuzählen. Ich glaube, es wäre einfacher aufzuzählen wer friedlich in den letzten Jahrhunderten war. Nun gut, andere Thema.

    Nordstream stehe ich persönlich positiv gegenüber. Russland war bisher ein verlässicher Partner was die Stromlieferung angeht. Eine gewisse Abhängigkeitsgefahr ist natürlich immer vorhanden. Aber, wenn wir das Gas der Amis kaufen würden, inwiefern wäre die Abhängigkeitsgefahr geringer?

    Das Deutschland auf eigenen Beinen stehen will, befürworte ich ebenfalls. Aber auch hier, gibt es ein aber… die politische Ausrichtung, die von Merkel in Europa forciert wird, ist autokratisch und ein gewisser Spitzname, die EUDSSR komnt nicht von ungefähr.

    Momentan erleben wir mit dem Wokismus in den westlichen Staaten eine erhebliche Gefahr für die Demokratie. Diese Bewegung ist amerikanisch, doch ironischerweise nahezu komplett antiamerikanisch bzw rassistisch gegenüber Weiße eingestellt. Wahrscheinlich sind es wieder die Amis die uns alle retten werden.

  2. Mit dem meisterlichen „Unterlaufen“ (?) der Iran-Sanktionen hatte Merkel lediglich früh erkennbar werden lassen (Peter Scholl-Latour war wohl der eigentliche geistige außenpolitische Stichwortgeber in D dieser Jahre), dass geostrategische Überlegungen nicht zu ihrem politischen Toolset gehören. Das Agieren von George W. Bush wurde noch von fast allen Staaten nach 9/11 unterstützt (wobei „die“ Saudinnen allerdings nach ungebührlicher Maßgabe maximal verschont wurden. Al Kaida war immerhin ein Ableger „der“ saudischen Wahabitinnen). Nicht anders verhielt sich noch Schröder (Verteidigung am Hindukusch).
    Seine linksdrehende Nachfolgerin musste sich aber noch nach Kräften profilieren und die deutsche Exportwirtschaft (überwiegend „Siemensianerinnen“ mit Korpsgeist und Sinn für profitable Haltungen) besetzte ja traditionell freiwerde Leerstellen sofort am Markt ohne jede politischen Skrupel. Gelegenheit macht „Diebe“, weiß der Volksmund in ähnlicher Situation zu sagen. In diesem Kontext sind Diebe aber eher als dreiste Ignoranten zu verstehen, die im freien Wettbewerb kaum keinen Stich zogen und somit immer zupacken mussten, wenn sich de facto eine Opportunität am politischen Horizont auftat.
    Anders ist das Agieren der deutschen Konzerne nicht zu verstehen, früher zB in Pakistan nach dem Auseinanderbrechen des indischen Großreichs oder gegenwärtig in Rotchina, wobei Merkel tatkräftig, nebenbei gesagt offensichtlich gutgläubig, mitmischt. Vor 2 Jahren empfahl sie noch in China ein vielversprechendes segensreiches Wirken von Wirecard. Merkel ist, wie es scheint, immer von relativ (in)kompetenten Einflüsterinnen umgeben. Das „große Ganze“ bleibt ihr aber allerdings stets ein Rätsel, weil sie von Wirtschaft vermutlich nur die Grundbegriffe, eher zufällig, bei Wagner in Bayreuth aufschnappen durfte. Die Bilderberger (?) wissen schon, was sie Merkel zumuten dürfen, ohne sie zu überfordern.
    Plausibilität und Verhältnismäßigkeit scheinen ihr Fremdwörter geblieben zu sein, ebenso fundiertes Nachfragen und Begründungen aufzusuchen. Das „raffinierte“ Agieren der Dr. Merkel ist also keinesfalls eindeutig positiv zu bewerten. Dieses ergibt sich imgrunde immer rein zufällig, aber stets relativ alternativlos, kurzfristig, und ohne das Ende abzusehen…

  3. Der Autor meint offenbar, dass Deutschland Schutz vor Russland brauche und daher jeden Wunsch der Amis zu erfüllen habe. Warum aber sollten die Russen eigentlich bei uns einmarschieren? Technisch könnten sie vermutlich den Laden in einer Woche übernehmen – aber warum? Was gibt es hier noch zu holen? Welche alten Rechnungen wären noch zu begleichen? Welches Großmachtstreben auf unserer Seite gilt es einzudämmen? Kann mir jemand helfen?

  4. Uns ist nicht gedient, wenn die Russen wirtschaftlich noch näher an China rücken, wozu wir sie derzeit mit unseren Sanktionen praktisch drängen.

    Während Merkel und damit die Bürokraten EU ebenfalls in Richtung China rücken. Die keinen Spaß verstehende kommunistische Partei China wird damit gestärkt. Im Grunde verrät Merkel gerade den Westen und die freiheitliche Ordnung. Siehe Punktesystem und (Idioten) Planwirtschaft.
    Das „wunderbare“ China, das gerade angekündigt hat sich Taiwan einzuverleiben und Japan und sonstige potentielle Beschützer des wehrlosen, kleinen Landes, mit Atomraketen droht.

  5. Wie bei allem gilt es pro und contra zu vergleichen. Ich tue mich schwer damit. Aber ich muss zugeben, dass ich Amerika gewogener bin als dem Kreis der ehemaligen Sowjetunion.
    Mein Ehemann ist Anfang der Achtziger aus der DDR geflohen. Er lehnte dieses Land und seine Politik total ab. Trotzdem hat die Sozialisierung in der DDR bei ihm seine Spuren hinterlassen – bis heute steht er Amerika extrem mißtrauisch gegenüber, obwohl auch er zugibt, dass es in Amerika weit demokratischer zugeht als in Rußland.
    Ich bin überzeugt davon, dass merkel in Wahrheit niemals diese DDR-Sozialisation überwunden hat. Ihre Taten sprechen für sich und unterstreichen ihre antidemokratische Einstellung.
    Ich persönlich hätte von Anfang an eine diplomatische Lösung vorgezogen, die alle drei Länder zufrieden stellt. Aber für so was hat Deutschland nicht genug kompetente Menschen in der Politik.

  6. Über den gedanken einer Äquiistanz Deutschlands zu USA und Russland sollte man durchaus diskutieren. Die strikten Ablehnung der CDU und der Grünen und deren Treueschwüre zu den USA verkennen, dass die Interessen jenseits des Atlantiks nicht identisch mit denen der Euopäer, auch nicht der EU-27 sind.
    Schade, dass die EU, insbesondere Deutschland und Frankreich, die Briten aus der EU geekelt haben. GB hat die beste Armee und ist mRE unverzichtbar für ein Sicherheitsbündnis der EUropäer unterhalb der oder ganz ohne die NATO.

  7. Ich bin alles andere als ein Merkel-Fan, aber Nord Stream 2 ist eins der wenigen Themen, bei denen sie weitgehend richtig gehandelt hat.
    Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wurde nicht von Russland verursacht, sondern von den Ukraine (die schon lange unrechtmässig Gas aus Pipelines abzapft) und den westlichen Geheimdiensten, die die letzte (zwar nicht perfekte, aber legitime) Regierung der Ukraine (Yanukovitch) gestürzt und durch radikale Russlandhasser ersetzt haben.
    Auch das Minsker Abkommen wird nicht etwa von Russland (das gar kein Unterzeichner davon ist), sondern von der Ukrainischen Regierung dauerhaft missachtet.
    Speziell im Zusammenhang mit Deutschland bietet Russland billigeres und umweltfreundlicheres (nicht aus Fracking — also ein echtes Problem und nicht CO2-Panik) Gas an, als was die USA liefern können. Auf einem halbwegs freien Markt ist klar, dass sich das Nord Stream 2-Angebot durchsetzen muss.
    Den „Schutz“ durch Atomwaffen braucht nur, wer ständig andere gegen sich aufbringt, indem er Angriffskriege führt und/oder versucht, die Regierungen von anderen Ländern zu stürzen. Die Schweiz, Österreich, Liechtenstein uvm. kommen auch sehr gut ohne den „Schutz“ durch NATO-Atomwaffen klar.
    Trump hatte recht, als er die NATO als „obsolete“ bezeichnet hat. Die NATO ist ein Relikt aus dem kalten Krieg, das seit der Auflösung des Warschauer Pakts nicht mehr den Frieden sichert, sondern die Kriegswahrscheinlichkeit deutlich erhöht.
    Eine bessere Zukunft gibt es nur mit europäischen Ländern, die sich – wie jetzt schon die Schweiz, Österreich und Liechtenstein – sowohl mit den USA als auch mit Russland verständigen, mit beiden Handel treiben, und sich aus den Konflikten zwischen diesen Ländern weitestgehend heraushalten.

    • Wenn Deutschland so konsequent wie Frankreich die Kernkraft ausgebaut hätte, bräuchten wir Nord Stream 2 nicht. Merkel wird von ihren eigenen Fehlern eingeholt.

  8. Ich würde das eher als Bewegung des Westens bezeichnen. Noch habe ich nicht den Eindruck, dass die US-Regierung diese woke Bewegung z.B. in Europa durchdrücken will. Deutlich stärker die EU in Polen und Ungarn. Privatpersonen aus den USA schon, aber noch nicht die US-Regierung. Ist jedenfalls mein Eindruck und kann sich auch ändern.

  9. Von folgenden Grundannahmen gehe ich aus, ohne dass ich irgendeinen Staat toll oder mies sehe:
    1.) Die EU als Ganzes oder auch nicht die einzelnen Staaten der EU wären in der Lage „Europa“ zu verteidigen ohne die Hilfe irgendeiner anderen Großmacht. Und das bleibt auch so bis auf weiteres.
    2.) Sollten sich die USA jemals aus Europa zurückziehen, würde hier ein Machtvakuum entstehen, in das andere außereuropäische Großmächte vordringen würden.
    3.) Kurz gesagt: Die europäische Staaten sind Klientelstaaten, die irgendeine Großmacht brauchen, um die sie sich gruppieren.
    4.) Was die USA langfristig machen werden, weiß ich nicht.
    5.) Ob China oder weitere Großmächte versuchen werden, mehr Einfluss in Europa zu bekommen, weiß ich auch nicht.

  10. Und wo ist der Unterschied der Abhängigkeit von Russland wenn das Gas durch die Ukraine fließt oder direkt über die Ostsee zu uns? Mir kommt es eher so vor als ob die USA über die Ukraine die Möglichkeit haben will Deutschland das Gas abzudrehen.

  11. Der Tag ist nicht mehr fern, wo den Amerikanern schmerzlich aufgehen wird, dass sie die Russen im geopolitischen Wettbewerb auf ihrer Seite haben sollten. Russland ist kein gefaehrlicher Gegner fuer die USA, China ist es. Auch fuer die Russen ist China der Gegner. Ein rohstoffreiches und duenn bevoelkertes Sibierien auf der einen Seite, ein rohstoffhungriges und ueberbevoelkertes China auf der anderen Seite. Und in Sibirien eine Bevoelkerung, die den Chinesen ethnisch naeher steht als den europaeischen Russen. Putin wusste das alles schon immer. Die Amerikaner brauchen noch ein Weilchen, um es zu begreifen.

  12. Die gegen Nordstream 2 vorgetragenen Argumente widersprechen einander und verschleiern nur das Interesse anderer Parteien. Ukraine und Polen wollen den Umsatz durch Gastransit, die USA wollen ihr eigenes Fluessiggas verkaufen.
     
    Durch Nordstream 2 steigt die Abhaengigkeit von Russland? Ja wie denn, wir muessen das Gas gar nicht kaufen, nur weil wir eine Zapfstelle im Land haben. Je mehr Laeden im Dorf sind, desto geringer die Anhaengigkeit von einigen wenigen. Wuerde denn die Abhaengigkeit von Russland geringer werden, wenn das Gas erst durch Polen und die Ukraine muss? Im Gegenteil, die Gaslieferung ist dann zusaetzlich von weiteren Parteien abhaengig, die den Hahn zudrehen koennen.
     
    Ich verstehe das Interesse der Ukraine an den Umsaetzen durch die Gasdurchleitung, aber muss das von deutschen Verbrauchern oder deutschen Steuerzahlern getragen werden? Wenn die USA aus geopolitischen Erwaegungen die Ukraine staerken will, soll sie der Ukraine selbst das Geld geben aber nicht die Deutschen durch den erzwungenen Gastransit bezahlen lassen.
     
    Aber richtig Herr Gafron, die USA und Deutschland oder auch Europa haben nicht die gleichen Interessen. Sollen wir uns denn immer wegducken und alles schlucken, auch wenn es uns gewaltig zum Nachteil gereicht?

  13. Ich glaube nicht, dass Merkel ein Putin-Fan ist. Da ist sie eher dem „wahren Kommunisten“ Xi aus China zugetan, dessen Machtfülle sie gerne für sich auch beansprucht hätte.
    Sie Wird alles in ihrer Macht stehende tun, den Westen zum Untergang zu bringen und China als Vorbild für die neue Weltordnung preisen.
    Auch dafür gibt es hier genügend Kommentare, die dem folgen. Wozu brauchen wir Freiheit, wenn wir wirtschaftlichen Erfolg haben. Man muss sich doch nur einmal den (angeblichen?) Erfolg Chinas bei der Pandemiebekämpfung ansehen. Dabei stapeln sich dort in einem Hafen gerade viele Container, die wegen eines Corona-Ausbruchs unter Hafenarbeitern nicht verladen werden können und zu einem Warenmangel in der EU führen.

  14. Merkle hinterlässt nicht nur Deutschland als Trümmerhaufen, auch international werden wir doch nur noch belächelt. Der 2015 geprägte Spruch, über Afrika lacht die Sonne, über Deutschland die ganze Welt, trifft mehr zu denn je. Und dann stellt diese Unperson sich hin und lässt sich auch noch feiern, anstatt in Sack und Asche das Weite zu suchen, in der Hoffnung, dass sie nicht irgend ein Irrer doch noch zur Rechenschaft zieht. Ihre Jahre in der DDR haben ihr wohl sämtliches Selbstvertrauen genommen. Zu glauben, dies aber mit der Zerstörung eines ganzen Landes, allerdings des Siegers, kompensieren zu können, zeigt, wie angeschlagen sie wirklich ist; und eigentlich immer war.

  15. In Foren und Medien, die linkslastig sind, ist eine eher feindliche Haltung gegenüber den USA zu bemerken. Dies gilt auch gegenüber Israel. Stattdessen werden Sozialismus oder Kommunismus eher verklärt. Und dies gilt auch in der Politik Deutschlands und der EU gegenüber China und dem Iran. Biden ist nicht Trump. Aber er vertritt aussenpolitisch ähnliche Interessen, nur diplomatisch netter verpackt.

  16. Deutschland (als freie Nation) hatte (und hat) nie die gleichen, nicht mal ähnliche Interessen wie die USA. Das traf letztlich sogar für die West-Bundesrepublik zu, die jedoch kein souveräner Staat war. Der Verzicht auf die Wahrnehmung eigener Interessen war eine der Bringschulden, die die westlichen Kriegssieger dem deutschen Weststaat auferlegten, damit er wieder wenigstens halbsouverän in Westeuropa, NATO und EWG existieren durfte. Erst damit wurde für seine Bürger als Staat überhaupt im Sinne eines Staates annehmbar, wenngleich unter dem relativierenden Konstrukt des postnationalen Verfassungspatriotismus und neuerdings der multikulturellen Willensnation. Für die DDR galt das analog natürlich genauso. Ihre vermeintliche Souveränität wurde nicht einmal vorgetäuscht, so wie in der BRD.
     
    Beiden gemein war und ist auch unverändert seit der Wiedervereinigung 1990, daß dies mit einem auf Bequemlichkeit, Infantilismus und Dekadenz gründenden Pazifismus verbunden war, der zwingend die Akzeptanz einer schützenden Vormacht bedingt. Die USA hat diese Rolle für die alte BRD und in Grenzen auch für das Nach-1990-Deutschland übernommen – freilich ebenfalls um den Preis, daß Deutschland damit auf die Formulierung oder Wahrnehmung eigener Interessen verzichtet und die der USA oder „des Westens“ übernimmt. Damit, und nur so, aber können die Deutschen, was ihnen nach der Katastrophe des 3. Reiches so wichtig ist, „unschuldig“ bleiben, nicht mehr, nie wieder „Täter“ sein. Wo immer auf der Welt Realpolitik über Moral triumphiert – und das tut sie immer – können sie sich darauf zurückziehen, moralische besserwissende Hochmeister zu sein, und preiswert die Vormacht denunzieren, von Vietnam über den Irak bis hin in die Gegenwart. Die Militäraktionen nach 1990, so in Jugoslawien, Afrika oder Afghanistan, sind oder waren nicht von deutschen Interessen getrieben, sie folgen keinem außenpolitischen Konzept, sondern nur irgendwelchen „Bündnisverpflichtungen“ oder moralischem Popanz. Verweigert man den Gehorsam doch, wie im Falle des Iraks 2001, so wird dies nur im einem hochfliegenden Moralismus begründet, aber nicht, welche Vorteile der deutschen Nation daraus erwüchsen.
     
    Deutschland ist eine europäische Kontinentalmacht. Sie begrenzt den Einfluß Rußlands nach Westen und den der Westmächte (USA, GB, F) nach Osten. Das macht sie zu einem janusköpfigen Außenseiter, der sich auch nach innen im Gegensatz Preußen vs. Österreich (nur aufgelöst durch endgültige Trennung) bzw. den katholisch-westeuropäisch geprägten Regionen, die bis 1989 weitgehend die BRD bildeten, bemerkbar macht. Dieser Gegensatz verhinderte sehr lange die Herausbildung eines deutschen Nationalstaates und beschränkt bis heute das Nationalbewußtsein. Somit ist es für die Deutschen schon schwer, sehr viel schwerer als für die West- oder Südeuropäer, sich selbst zu definieren und daraus Interessenlagen abzuleiten. Die „deutsch-französische Freundschaft“ war immer nur ein Konstrukt, das Attraktivität nur in den vom napoleonischen Frankreich beherrschten rheinischen Regionen entfaltet hat – aber in Form des Paneuropäismus aka EU zur Staaträson für alle Deutschen verbindlich gemacht worden ist. In Ostdeutschland, seit man sich dort seit 1990 wider seiner selbst vergewissert, hat das zu spürbaren Widerständen geführt und einer Forderung nach Hinwendung zum Osten, also Rußland. Das hat nichts mit der AfD zu tun, die das nur als einzige nicht-westdeutschstämmige Partei artikuliert, sondern mit der traditionell antiwestlichen, ostelbischen Herkunft und Kultur Preußens, die in den östlichen Bundesländern, anders als der Name Preußen, keineswegs untergegangen ist, sondern weiterhin wirkungsmächtig ist. Doch beide Varianten haben gemein, daß sie nicht „deutsch“ sind, als nicht von der deutschen Nation ausgehen, sondern separate Befindlichkeiten reflektieren, zu denen auch der Wunsch gehört, die Lasten von Sicherheit und Verteidigung an eine Vormacht outzusourcen, um die eingesparten Gelder für Konsum und Renten ausgeben zu können. Auch Adenauer opferte bereits 1955 die Rücklagen der Rentenkasse zugunsten des dysfunktionalen Umlagesystems, um damit den Aufbau der Bundeswehr (den er selbst ablehnte) finanzieren zu können. Das sich daraus ergebende System war eine Lüge, die jedoch notwendig war, weil die Westdeutschen sonst nie bereit gewesen wären, die Gelder für die neue Wehr bereitzustellen. Diese monetäre Komponente des deutschen Pazifismus, meist sich in der Lust zum Appeasement äußernd, besteht fort. Die Demographie, also die Überalterung Deutschlands, kommt hinzu.
     
    In diesem Umfeld haben die Deutschen verlernt, eigene nationale Interessen zu erkennen und zu verfolgen. Das gilt für die Breite des Volkes und nicht nur die herrschende Eliten, die ja immer auch aus diesem Volk kommen. Alles, was notwendig wäre, um wieder souverän nationale Interessen zu vertreten (was keineswegs bedeutete, wie immer wieder erzählt wird, Kriege zu führen) wird von den Deutschen abgelehnt. Man will unschuldig, klein und unwichtig bleiben. Bis auf das „Zeichensetzen“ gegen Klimawandel, LBQTI und Gender. Wie hieß nicht umsonst einer der Erfolgsfilme der 50er Jahre? „Kleiner Mann ganz groß“ da sind wir ganz bei uns.
     

  17. Die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und den USA schwinden…..DAS fing doch schon unter Kohl an….der da aus der CDU da….Kohl hat sich Russland ja angebiedert um als der große staatsmann dazustehen und dann kam GAZprom Schröder….der da aus der SPD da….und dann diese Merkel da….da aus der CDU da….die ja ganz offensichtlich in ihrem herzen russisch-kommunistisch ist….so erzogen wurde als kind/jugendliche….verführt wurde 😉

  18. „Um der Wahrheit die Ehre zu geben, steht Angela Merkel damit in Deutschland nicht allein da. Nicht zuletzt viele Kommentare unserer Leser legen nahe, dass das Verständnis von Freiheit und Souveränität hier anders ausgeprägt ist, als in Großbritannien und den USA.“

    Komplett richtig erkannt!

    Ich bin immer wieder erstaunt über die paradoxe Situation, dass zwei derart gegensätzliche politische Lager – Merkels CDU und die AfD – sich in einem komplett einig zu sein scheinen: „Putin gut, Uncle Sam schlecht!“

    Ich war regelrecht entsetzt über die zahlreichen Leserkommentare hier auf TE im Zuge der Berichterstattung über die erzwungene Zwangslandung der Ryanair-Maschine in Minsk, bei der hier massenweise größtes Verständnis über den brutalen Diktator Lukaschenko und seinen Best Buddy, den Auftragsmörder Wladimir Putin, bekundet wurde.

    Und jetzt lasst es „Daumen-runter-Bewertungen“ regnen, liebe Putin-Fans!

    • Was ist an „Putin böse, Uncle Sam gut!“ besser?

      • Diese Frage können Sie sich selbst beantworten: Würden Sie – rein politisch und nicht geographisch gesehen – lieber in Russland oder in den USA leben?

      • Ich würde in beiden Ländern gleich ungern leben. Der Westen hätte aber eine Menge dazu beitragen können, die Verhältnisse in Russland zu verbessern. Es wurde eine historische Chance vertan, als man Putins ausgestreckte Hand vor zwanzig Jahren schnöde ausschlug. Und das aus einem einzigen Grund: Weil es die Amerikaner so wollten, aus rein machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen.

    • Es geht meines Erachtens weder um personalisiertes pro/ kontra Putin oder pro/ kontra Biden schon gar nicht um pro/kontra USA oder pro/kontra Russland, sondern um nüchterne Abwägung von geopolitischen, ökonomischen und sicherheitpolitischen Interessen, ausgehend von einer realistisch analytisch fundierter Lagebestimmung gegenwärtiger Interessen aller Staaten in Europa.
      Die z.Z. beiden maßgeblichen Staaten in der EU nach dem Austritt UK, Frankreich und Deutschland haben wenig Interesse an einer konfliktbeladenen Situation EU/Russland sondern sind eher interessiert Konfliktpotential abzudämpfen als hochzufahren. Die geostrategische Annäherung von Russland an China ist dazu ein Situation, die nicht unbedingt im Interesse von EU-Europa ist sondern möglichenfalls neutralisiert und ausbalanciert werden sollte.
      Bidens gemäßigter Kurs in Sachen Nord.Steam2 könnte ebenfalls gedeutet werden als Annäherung an Russland um den geostrategischen Ausbau der Achse Moskau/Bejing nicht noch mehr zu befeuern.
      Keine Frage ist, dass Deutschland als Land ohne Atomwaffen (Im Gegensatz zu Frankreich) sicherheitspolitisch auf die Nato angewiesen ist, wenigstens solange wie keine europäische Armee mit einem gemeinsamen Generalstab und gemeinsamer Sicherheitspolitik in Ausicht ist.

      • Deutschlands Interessen und unsere Freiheit werden seit nunmehr 76 Jahren von den USA geschützt. Und das freiheitliche Gesellschaftssystem der USA steht mir allemal näher als die russische Diktatur, in der Dissidenten niedergeknüppelt, heimtückisch vergiftet oder weggesperrt werden.

        Überschrift eines Artikels auf welt.de vom 18.07.2021: „Über 30 Millionen Russen wollen auswandern“ – Warum wohl?

  19. Man schämt sich, diese Frau als Vertreterin Deutschland ansehen zu müssen.

  20. Vor Monaten geschrieben und meine Meinung steht immer noch. Polen und Ungarn erschaffen mit GB einen neuen Wirtschaftraum, Le Pen kommt vielleicht dazu. Deutschland bezahlt für den verbleibenden Rest als linksgrüne Migrations-Untergangsgesellschaft.

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