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Auto-Industrie Deutschland 1. Halbjahr

Der Auto-Boom ist da

16.06.2021

| Lesedauer: 3 Minuten
In der Industrie haben die Auftragseingänge aus dem Ausland wie aus dem Inland in einem Ausmaß zugenommen, wie seit der Weltfinanzkrise 2009 nicht mehr. Die Werte des Jahre 2020 werden bei Produktion und Zulassungen mit Sicherheit deutlich im zweistelligen Bereich überschritten.

Bei der Beschreibung der aktuellen Konjunkturlage in der deutschen Wirtschaft muss man unwillkürlich an den berühmten „Immergrün“ der Comedian Harmonists denken, die auf diese Weise vor 100 Jahren den Ausbruch des Frühlings besangen. Mit dem Unterschied, das im Lied nicht der Frühling sondern zur Jahresmitte 2021 der langersehnte Boom ausgebrochen ist…, beide Male scheint die Welt wie verhext – auch in den Planungsabteilungen der Hersteller.

Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft hat sich mit weltweiter Lockerung der Corona-Restriktionen auf breiter Front und in immer mehr Industriesektoren rapide fortgesetzt. Rohstoffe werden knapp, fehlende Halbleiter bremsen die Autoproduktion zunehmend ein. Die Immobilienpreise sind weiter im Anstieg, die Aktienkurse auch (aber natürlich nicht überall und bei jedem). 

Alle Konjunkturindikatoren stehen auf anhaltende Erholung. In der Industrie haben die Auftragseingänge aus dem Ausland wie aus dem Inland in einem Ausmaß zugenommen, wie seit der Weltfinanzkrise 2009 nicht mehr. Zuwachsraten der Realen Orders von + 80 Prozent insgesamt, davon 93 Prozent aus dem Ausland und 62 Prozent aus dem Inland sind ungewöhnlich. 

Altgediente Konjunkturanalysten sehen sich damit voll bestätigt. Der prognostizierte Nachfragstau bricht sich Bahn, die Party hat begonnen…

Autoindustrie im Boom

Der Ordereingang bei den deutschen Autoherstellern incl. Zulieferern hat sich ungewöhnlich verstärkt . Zuwachsraten von über 200 Prozent aus dem Inland wie dem Ausland sind selbst in Post-Corona-Zeiten nicht häufig. Wichtiger als die Zuwachsraten ist dabei der Umstand, dass inzwischen der vorherige Höchststand von 2018/2019 damit nicht nur erreicht (Inland), sondern sogar deutlich übertroffen wurde (Ausland). 

Die Wettbewerbsfähigkeit er deutschen Automobilindustrie hat während der Corona-Krise offensichtlich nicht gelitten. Wohl aber die Autoproduktion. Teils unverschuldet – weltweite Knappheit an Chips für Bauteile – teils selbst verschuldet wegen zögerlicher Auftragsvergabe an die Wertschöpfungskette, haben dazu geführt, dass alle Hersteller Aufträge nicht abarbeiten können, die Bestände unerledigter Aufträge sind größer denn je. Allerdings wird das niedrige Vorjahresniveau erheblich überschritten. (siehe Schaubilder)

Angesichts der bestehenden Materialengpässe ist es augenblicklich noch sehr schwierig Jahresprognosen abzugeben. Die Werte des Jahre 2020 werden bei Produktion und Zulassungen allerdings mit Sicherheit deutlich im zweistelligen Bereich überschritten.

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32 Kommentare

  1. Hört sich nach „Pfeifen im finstern Walde“ an. Aus so einem Desaster heraus sieht alles nach Boom aus. Und wir leben besser mit solidem konstantem Wachstum, als mit Strohfeuern.

  2. „Dies ist ein Appell an die Klugen und Reichen, oh bitte bitte lasst euch doch erweichen: Und habt Mitleid mit den Dummen, Erbarmen mit den Armen, Mitleid mit den Dummen, Erbarmen mit den Armen.
    Die sind nicht so clever wie ihr, die verstehn nicht was passiert, denn eure Komplotte sind so hart gesotten und viel zu kompliziert. Die leben von Tag zu Tag und behalten keine Mark und wenn sie doch Geld haben, kaufen sie sich nen Wagen, sind sofort wieder blank…“
    (Die Antwort)

  3. Wenn es tatsächlich so kommt – stürmische Nachfrage bei hinkender Produktion – dann sollten die Preise durch die Decke gehen und eine Lohn-Preis-Spirale lostreten.

  4. Der boomt allenfalls durch Zulassungen zur eigenen Verwendung oder um die eigenen Parkplätze oder die der Autovermieter zu füllen, ansonsten wird da nicht viel daraus, denn eigene Beobachtungen im Umfeld bei der kaufkräftigen Klientel ist mehr als mager und auch viel zu teuer und zu aufwendig um daraus neue Freude zu generieren.

    Was macht man nun daraus, eine Not zur Tugend und fährt das alte Fahrzeug weiter bis zum geht nicht mehr und allenfalls die Treibstofferhöhung auf herkömmlicher Basis kann die Zahlen noch nach oben treiben. wobei auch hier so manches dagegen spricht, die Alten für die Staatskarossen sterben aus, die im Mittelalter sind weit höheren Risiken ausgesetzt um lang anhaltende neue Verpflichtungen einzugehen und die Jungen neigen zur Enthaltung oder zum Minimalismus und das alles fördert keineswegs den Absatz und nun müssen sie halt ihr Geld anderweitig verdienen, sie sind ja nicht umsonst schon überall hin ausgewandert um dort ihr Glück zu versuchen, weil es in der Heimat schon lange nicht mehr ausgereicht hätte um eine lohnende Produktion aufrecht zu erhalten.

    Hinzu kommt noch eine Wackelpolitik die so viele Überraschungen in sich bergen kann, daß man von den Vorzügen eines Wechsels hin zu Unwägbarkeiten genau überdenkt und somit bleibt der Wunsch der Vater des Gedankens, da kommt nichts mehr, zumindest nicht bei uns, allenfalls woanders und dann braucht man uns nicht mehr und der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.

  5. Das taten bisher alle Artikel des Autors. Wundert mich schon lange, dass er der einzige ist der bei Tichys zu diesem Thema publiziert.

  6. Ich erlaube mir mal zu fragen,
    warum diese unnötigen Tabellen mit
    Vergleichen zwischen 2021 und 2020 ?
    Wenn es denn wenigstens 2021 und 2019 wäre.
    Was nützt es zu wisssen, dass die Auftragseingänge bzw. Umsätze
    um X-Prozent höher sind als im Lockdown-Jahr 2020 ?

  7. Es ist wirklich beeindruckend. Die Wirtschaft boomt, die EM startet, die Olympiade steht vor der Tür, die Inzidenzen fallen, die Masken fallen, der Lockdown wird beendet .. das perfekte Sommermärchen. Ach ja und fast vergessen. Im September wird gewählt.

  8. Wir als ü60’er werden uns auch noch in diesem Jahr einen neuen Zuverlässigen holen. Der reicht dann bis zur Abgabe des Führerscheins. Die Grünen zwingen die Leute förmlich zu solchen Entscheidungen und ich bin mir sicher, dass dieser „Aufschwung“ zum großen Teil aus der Ablehnung gegenüber E-Autos resultiert.

    • bin auch Ü60 und wenn ich in D bleiben sollte, dann kauf ich mir noch rechtzeitig einen Verbrenner. Jetzt ists mir zu früh, Chip Engpass und hohe Auftragslage treiben die Preise.

    • Wir sind auch Ü60 und fahren unseren Verbrenner, bis er auseinanderbricht.
      Das war’s dann mit Autofahren.

  9. Na, da hat die vielgescholtene doch (wieder) alles richtig gemacht, oder?

  10. Zufällig suche ich gerade nach einem Gebrauchten und war deshalb in den letzten 14 Tagen in etwa 8 renomierten und großen BMW-Autohäusern im Raum Stuttgart. Wenn es dort gerade einen Boom gibt, dann hält er sich gut versteckt.

  11. Nachdem man die Basis auf 0 gefahren hat, geht es in Anteilen zweistellig nach oben. Surprise, Surprise. Hört sich an wie Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht. „Die Front im Osten wurde begradigt.“
    Das Inlandsgeschäft sieht, wie bereits 2019 weiterhin erstaunlich mau aus. Bei dem bereits recht hohen Flottendurchschnittsalter und der einjährigen Bremse hätte ich mit deutlich höheren zahlen gerechnet. Vor allem da einem die Finanzierungen nachgeschmissen und der Markt auch noch mir Subventionen (der E Quatsch) geflutet wird.

    Bei den Auslandsaufträgen würde mich mal interessieren wie die gezählt werden. Konzern AE oder nur das was tatsächlich in D produziert und dann physisch exportiert wird.

    Die Verlagerung von Geschäft und Produktion Richtung Ostasien scheint also fröhlich weiter zu gehen. Auch das ist jetzt nicht wirklich eine Überraschung. Und mir als Investor ist es auch egal wo Geld verdient wird. Hauptsache es wird verdient.

  12. Werter Herr Dr Becker, sorry aber als Beschäftigter der Automobilindustrie kann ich Ihren Optimismus so gar nicht teilen. Im Gegenteil, nie waren die Aussichten so düster wie heute. Vor weniger als zehn Jahren haben wir noch doppelt Autos pro Tag oder auch Jahr produziert wie heute. Seit drei Jahren laufen Abfindungsprogrammen mit dem Ziel die Anzahl der Mitarbeiter zu reduzieren. Ende nicht in Sicht. Der von Ihnen beschriebene „Boom“ mag ein kurzer Strohfeuer sein. Ein letztes Aufbäumen aber der Daumen zeigt nach unten.

    • Meine vollste Zustimmung. Das „letzte Aufbäumen“ ist eine gute Beschreibung. Einige kaufen sich jetzt noch gute Verbrenner, bevor auch damit Schluß ist bzw. er ausschließlich nur noch im Ausland produziert wird und die grüninfizierten Automobilmanager das Modell-Angebot reduzieren.

  13. „Die Immobilienpreise sind weiter im Anstieg, die Aktienkurse auch (aber natürlich nicht überall und bei jedem)“
    Also alles so wie es schon immer war… lol

  14. Die Bestellungen + der Absatz sind ja nicht alles … Wie sieht es mit der Bezahlung aus ???
    Auslandsbestellungen = Lieferungen auf Kreditbasis zu Lasten der Target-2-Salden, zu Lasten der EZB, des CORONA-Fonds ???
    Der deutsche Michel zahlt für neue Fahrzeuge ausländischer Kunden ???
    Inlandsbestellungen = ???
    Der deutsche Michel zahlt für neue Fahrzeuge inländischer Kunden ???
    Für neue Elektro-, Hybrid- + Verbrennerfahrzeuge gutsituierter Privatpersonen, Behörden, Unternehmen + Konzerne ???
    Dem Michel – ob Arbeitnehmer oder Rentner – der ohnehin seine Lebenshaltungskosten schon längst nicht mehr bezahlen kann, wird nicht nur sein Altfahrzeug genommen, sondern er wird auch noch dazu genötigt wohlhabenden Aus- + Inländern über staatliche Subventionen Neufahrzeuge zu finanzieren !!!
    … wenn er kein Brot hat, soll er doch Kuchen essen …
    Es gibt nicht genug Bäume + Laternen …

    • Da muss ich jetzt mal eine Lanze für die Unternehmen brechen. Die tragen betriebswirtschaftliche und keine volkswirtschaftliche Verantwortung. Die trägt die Politik und damit der Wähler. Und noch kann jeder Alternativen (womit ich jetzt keine bestimmte Partei meine) wählen.

      Bei der letzten Landtagswahl haben 60% gar nicht gewählt, sind mit der Situation also total zufrieden. Von dem Rest hat die überwältigende Mehrheit den alten Club bestätigt. Also kein Grund rumzuheulen.

      Alles geliefert wie bestellt.

      • Na ja, ob die Nichtwähler alle Zufriedene waren/sind …? Ich frage mich wie, hoch der Anteil der Resignierten/Resignierenden ist! –

  15. „Die Party hat begonnen.“ Angesichts der Zockerei und dem Wahnsinn auf dem Aktienmarkt….wird Dr. Becker nicht in die engere Wahl kommen, wenn ich mir mal einen neuen Vermögensberater suchen muß. Das Ganze ist so ungesund wie der Euro, gepuscht, nicht ohne Beatmung lebensfähig.

  16. Das werden die Grünen schon zu verhindern wissen, dass die Wirtschaft weiter so wächst. Und die völlig verblödete CDU wird den Kanzler stellen und dumm zusehen, weil sie nicht wissen woher die Einschläge kommen. Das wird ein Sterben auf Raten. Aber am 40 Republik-Geburtstag leitem wir dann wieder eine „Wende“ ein. Meine Güte ist das Volk verdummt vor lauter Luxus….

  17. Ich kaufe ein Auto wenn keiner Autos kaufen will. Ich kaufe Aktien wenn keiner Aktien kauft ( sofern ich Cash habe )

  18. Gratulation zur richtigen Entscheidung. E-Auto ist was für junge Fahrradfahrer. Auto in der Garage lassen und mit dem Drahtesel die Getränkekästen transportieren.
    Sollte es mal einen richtig kalten Winter geben, macht der Akku ohnehin schlapp.

  19. Ja is‘ denn schon wieder Wahlkampf, dass die guten Konjunkturdaten der Regierung nur so herauspurzeln?
    Gemach! Es gab einen Kaufaufschub der Kundschaft wegen Corona. Wenn der abgearbeitet ist, wird es nicht mehr so rosig aussehen. Die E-Autos sind teuer und die Akkus haben ihre Feuerprobe bezüglich Lebensdauer noch nicht bestanden. Schau’n mer mal! Die Deutschen haben noch Ersparnisse auf der hohen Kante.
    Wenn der Kaufrausch mal durch ist und die Wahl vorüber und alles viel teurer, noch teurer, werden wird, werden die galoppierenden Staatsschulden und die Kosten der Klimaideologie zur Dauerkonjunkturbremse. Wetten dass?

    • Zutreffend!!!
      Ich frage mich – und das wird oben garnicht aufgeschlüsselt – wie hoch der Anteil der „Subventionierten“ (E & Hybride aller Art) ist. Und was die WIRKLICHE Motivation zum Kauf war/ist. Ich tippe eher auf Subventionsmitnahme bzw. „Geiz ist geil“???

  20. Wie im Lied des ÖR Kinderchors “ Meine Oma ist eine Umwelt Sau“. So werde auch ich Oma meinen Diesel weiter nutzen, bis er auseinander fällt. Immerhin hat mir der Händler doch vor vier Jahren versichert, er wäre sauber, weil er einen Katalysator hat. Wer hat da wen beschissen?

  21. Genau. Schon vor einiger Zeit, weil ich die Faxen dicke hatte. Pickup, 8 Töpfe, 400 horsepower, 2.6t, LPG.

  22. Elektroautos?
    Wohl eher nicht so. Man deckt sich wohl eher noch schnell mit einem modernen Verbrenner ein. Oder mit Zwei, oder mit Drei….

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