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Bruch mit dem Linksliberalismus

Sahra Wagenknecht räumt die LINKE und die SPD ab. Lesenswert

23.05.2021

| Lesedauer: 8 Minuten
Sahra Wagenknecht, bricht in ihrem Buch "Die Selbstgerechten" mit der linksliberalen Ideologie ihres eigenen Milieus. SPD und LINKE haben ihre Wähler verraten - und werden verzwergt. Ein Plädoyer für Nationalstaat, Familie und Gemeinschaften statt für erfundene Minderheiten.

Ihrem äußeren Erscheinungsbild nach erweckte Sahra Wagenknecht schon immer einen bürgerlich-konservativen Eindruck. Der wollte nie so recht zum Bild des linken Bürgerschrecks passen, das die frühere Wortführerin der Kommunistischen Plattform und spätere Vorsitzende und Fraktionsführerin der SED-Nachfolgepartei Die Linke mit ihren Angriffen auf die aus ihrer Sicht geld- und raffgierigen Kapitalisten lange Zeit, gewollt oder ungewollt, bediente. Mit ihrer jüngst unter dem Titel „Die Selbstgerechten“ als Buch veröffentlichten, radikalen Abrechnung mit dem heutigen Linksliberalismus ihrer eigenen Partei, der SPD und, beiden voran, den Grünen, bestätigt sie diesen Eindruck. Sie präsentiert sich darin inzwischen als jemand, der nicht nur bei seinem Outfit, sondern auch in seinen politischen Ansichten althergebrachte bürgerlich-konservative Werte und Normen all jenen Werten und Normen vorzieht, die in der westlichen Welt das kosmopolitisch geprägte Weltbild und Selbstverständnis des linksliberalen Milieus von heute ausmachen.

Diesem Milieu fühlt sich Wagenknecht offenkundig nicht (mehr) zugehörig, obwohl sie in der deutschen Öffentlichkeit bislang wohl als die prominenteste Vertreterin und Wortführerin eines linksliberalen Zeitgeistes wahrgenommen worden ist, der sich seit dem Jahr 2005 daran abarbeitet, erneut eine Koalition aus SPD und Grünen, möglichst unter zusätzlicher Beteiligung der Linkspartei, an die Regierung zu bringen. Dieses Vorhaben hält Wagenknecht rechnerisch inzwischen für aussichtslos, da viele der früheren (Stamm-)Wähler der SPD und der Linkspartei, die überwiegend der Unterschicht und der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen, industriell geprägten alten Mittelschicht entstammten, sich von diesen beiden Parteien abgewendet hätten. Beides täten sie, weil die SPD wie die Linkspartei ihre politischen Ideologien und Agenden vorwiegend an der Weltsicht und den Interessen einer neuen Mittelschicht ausrichten würden. Diese sei im Zuge der allmählichen Herausbildung einer postindustriellen Dienstleistungsgesellschaft entstanden und bestehe aus meist akademisch qualifizierten Fachkräften, deren Eltern noch vielfach Arbeiter oder kleine Angestellte ohne Hochschulausbildung waren.

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Ihren Lebensunterhalt verdienten die Angehörigen dieser neuen Mittelschicht zum einen in einem deutlich vergrößerten öffentlichen Dienst bis hin zu den immer zahlreicher werdenden staatlichen und halbstaatlichen transnationalen Organisationen; zum zweiten aber vor allem in den rasant wachsenden, alten wie neuen Dienstleistungsbereichen einer globalisierten und digitalisierten Wirtschaft. Wagenknecht sieht sie, neben der wirtschaftlichen Oberschicht, als Gewinner der in den 1980er Jahren unter Margaret Thatcher und Ronald Reagan einsetzenden und von Tony Blair wie Gerhard Schröder übernommenen, neoliberalen Umgestaltung der westlichen Marktwirtschaften. Ihnen stellt sie die Angehörigen der alten Mittelschicht und einer neuen Unterschicht gegenüber, die im Zuge einer rigorosen Deregulierung der Arbeitsmärkte und Arbeitsverhältnisse entstanden sei. Die Einkommens- und Lebensverhältnisse dieser Bevölkerungsgruppen haben sich im Zuge der neoliberalen Öffnung der Finanz- und Produktmärkte und der damit einhergehenden Verschärfung des globalen Wettbewerbs laut Wagenknecht in den letzten Jahrzehnten nicht verbessert, sondern deutlich verschlechtert. Was für die Oberschicht und die neue Mittelschicht also eine Erfolgsgeschichte sei, bedeute für die alte Mittelschicht und die Unterschicht ein Desaster.

Dieses Desaster äußere sich nicht nur im wirtschaftlichen und sozialen Abstieg dieser Bevölkerungsschichten, sondern auch in der Abwertung ihrer an Gemeinschaftssinn, Sesshaftigkeit, Leistung, wirtschaftlicher und sozialer Sicherheit ausgerichteten konservativen Werte und Normen durch die neue, kulturell inzwischen dominierende Mittelschicht. Diese verbreite, unter tatkräftiger Mithilfe der herrschenden Medien, eine sich progressiv gebende Erzählung (Narrativ) der Weltoffenheit, der Diversität, der Selbstverwirklichung und individuellen Ungebundenheit, die mittlerweile den nicht nur von den Grünen, sondern auch von der SPD und der Linken repräsentierten heutigen Linksliberalismus auszeichne. Er bilde in den Ländern des Westens die inzwischen vorherrschende (hegemoniale) Ideologie, nachdem die Vorherrschaft der neoliberalen Ideologie aufgrund der Finanzkrise der späten 2000er Jahre ins Trudeln geraten sei.

Wagenknecht betont, dass der heutige Linksliberalismus sich maßgeblich von jenem unterscheide, den das Regierungsbündnis aus SPD und FDP der 1970er Jahre auszeichnete, in dessen Focus noch die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Arbeiter und des unteren Mittelstandes gestanden habe. Davon könne heute bei den Grünen, der SPD und der Linken, die sich in Deutschland als die politischen Vertreter eines neuen Linksliberalismus präsentieren, keine Rede mehr sein. Im Zentrum ihrer Politik stünden vielmehr überwiegend die Interessen von wirtschaftlich saturierten (Hochschul-)Lehrern, Sozialarbeitern, Marketing- und Werbefachleuten, Unternehmensberatern, Personalvermittlern, IT-Experten und anderen Vertretern der vor allem in den (Groß-)Städten wachsenden neuen Mittelschicht, aus deren Reihen sich auch zunehmend die Mitglieder und Funktionäre der drei linksliberalen Parteien rekrutierten.

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Der heutige Linksliberalismus ist laut Wagenknecht vor diesem Hintergrund nicht links zu verorten, sofern unter links eine Politik verstanden wird, die überwiegend die Interessen der „kleinen Leute“ vertritt und deren kulturellen Werte repräsentiert. Da die einstmals linken Parteien in- und außerhalb Europas dies zusehends weniger täten, sei in vielen Ländern eine politische Repräsentationslücke entstanden, die inzwischen sehr erfolgreich von rechts-populistischen Parteien besetzt und ausgefüllt werde. Wagenknecht bezeichnet die AfD in diesem Zusammenhang als die einzige „Arbeiterpartei“, die den Wählern aus der gebeutelten alten Mittelschicht und der deklassierten neuen Unterschicht in Deutschland noch verblieben sei. Mangels eines aus ihrer Sicht ernstzunehmenden Angebots der SPD und der Linken an diese Wähler, gelinge es ihr, zunehmend im einstigen Wählerreservoir dieser beiden Parteien zu punkten, von dem diese sich auch soziokulturell weitgehend entfremdet hätten.

Ihren Niederschlag finde diese Entfremdung vor allem in der Übernahme der kulturellen Werte und Normen der neuen Mittelschicht durch SPD und Linke, verbunden mit dem Ziel, diese Werte und Normen mittels Vorschriften und Verboten (Political Correctness und Cancel Culture) zu allgemeingültigen Denk- und Verhaltensstandards zu erheben, gegen die nur noch um den Preis gesellschaftlicher Ächtung und Ausgrenzung verstoßen werden könne. Wagenknecht bezeichnet den heutigen Linksliberalismus daher als einen Linksilliberalismus, der darauf aus sei, jeglichen Widerstand gegen eine Ideologie im Keim zu ersticken, die auf allen Kanälen immer lauter und aggressiver das hohe Lied der Weltoffenheit, der kulturellen Diversität, des Weltbürgertums, der Transnationalität, der Bindungslosigkeit und individuellen Selbstverwirklichung intoniere.

Wer in dieses Lied nicht miteinstimme, sondern, wie die meisten Angehörigen der alten Mittelschicht und der neuen Unterschicht, an konservativen Werten und Normen des Zusammenhalts und Schutzes festhalte, die zum Beispiel Familien und Nationalstaaten den Bürgern böten, sei gemäß der Vertreter der linksliberalen Ideologie nicht mehr nur hoffnungslos altmodisch und rückständig, sondern eine Gefahr für den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Fortschritt. Sie stimmten laut Wagenknecht in dieser Hinsicht mit den Vordenkern und Vertretern des Neoliberalismus überein, die für ihre globalisierte, deregulierte und flexibilisierte Wirtschaftsweise auch auf die rigorose Durchsetzung eines von allen traditionellen gemeinschaftlichen Bindungen befreites Wirtschaftsnomadentum setzten. Besonders sichtbar werde dies an der Migrationspolitik, bei der Neoliberale und Linksliberale an einem Strang zögen, um so in den entwickelten Wirtschaftsnationen unter anderem die Zuwanderung von Arbeitskräften aus den Armuts- und Kriegsregionen dieser Welt in die Märkte für einfache Dienstleistungen zu forcieren.

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Nutznießer dieses Zusammenspiels seien, so Wagenknecht, die Gewinner der Globalisierung aus der Oberschicht und der neuen Mittelschicht. Zur Deckung ihrer gestiegenen geschäftlichen wie aber auch persönlichen Bedarfe an einfachen Dienstleistern könnten sie mittels der Zuwanderung über ein stark erweitertes Angebot verfügen, während die Arbeitnehmer der alten Mittelschicht und der neuen Unterschicht sich gleichzeitig einer verschärften Konkurrenz an den Arbeits- und Wohnungsmärkten ausgesetzt sähen. Die linksliberalen Parteien hätten insofern die Seiten gewechselt und würden inzwischen nicht mehr die Interessen der wirtschaftlich Unterprivilegierten, sondern der wirtschaftlich Privilegierten vertreten. Das gelte namentlich für die SPD und die Linke, während die Grünen als das parteipolitische Baby eines sich links gebenden neuen Mittelstands laut Wagenknecht noch nie an der Seite der Unterprivilegierten gestanden hätten.

Um dies zu kaschieren, hätten die Linksliberalen von heute der tatsächlichen oder auch nur erfundenen Diskriminierung der Frauen, der Homosexuellen, der Lesben, der Transsexuellen, der Migranten und neuerdings der People of Colour (PoC) den Kampf angesagt. Sie hätten sich so gleichsam ersatzweise eine eigene, jederzeit erweiterbare Klientel an verschiedenen Opfergruppen gesellschaftlicher Diskriminierung geschaffen, für deren Interessen sie mittlerweile im Namen einer linken Identitätspolitik immer lautstarker eintreten. Ihren Schützlingen solle durch Fördermaßnahmen bis hin zu Quotenregelungen der Zugang zu Bildung und Beruf erleichtert werden und sie so vor den Hürden und Zumutungen eines wirtschaftlichen und sozialen Aufstiegs durch Leistung zu bewahren. Den Linksliberalen gehe es laut Wagenknecht deswegen gar nicht um die rechtliche Gleichstellung von Minderheiten im Sinne von mehr Chancengleichheit, sondern um deren gezielte Privilegierung im Wettbewerb mit anderen.

Die Unternehmen störe diese Art von Kampf gegen Diskriminierung nicht, da er sich nicht gegen Lohndumping und verschlechterte Arbeitsbedingungen richte, sondern sich für mehr Frauen und PoC in Führungspositionen oder für die Anwendung einer gegenderten Sprache in der Unternehmenskommunikation einsetze. Ganz im Gegenteil könnten die Unternehmen laut Wagenknecht in aller Ruhe durch Deregulierung, Standortverlagerung oder Outsourcing sogar den wirtschaftlichen Druck auf die Beschäftigten erhöhen und sich gleichzeitig nach innen wie außen als weltoffen, divers und gendergerecht und somit als identitätspolitisch fortschrittlich (progressiv) präsentieren. Sie gelangt deswegen zu dem für ihre Genossen wenig schmeichelhaften Ergebnis, den Linksliberalen gehe es trotz aller Anti-Diskriminierungsrhetorik gar nicht um das „Ringen um Gleichheit“, sondern um die „Heiligsprechung von Ungleichheit.“

Das müsse und könne sich laut Wagenknecht nur ändern, wenn die politische Linke mit dem Linksliberalismus breche und sich stattdessen einem erst noch zu schaffenden links-nationalen Konservativismus verschreibe, der nicht mehr die die Interessen und Wertvorstellungen gesellschaftlicher Minderheiten, sondern der gesellschaftlichen Mehrheit ins Zentrum seiner Politik rücke. Gebildet werde diese Mehrheit, so Wagenknecht, nach wie vor von der alten Mittelschicht und der neuen Unterschicht, deren Mitglieder, wie Umfragen zeigten, den politischen Forderungen der linksliberalen Parteien überwiegend skeptisch bis ablehnend gegenüberstünden. Tatsächlich bestehe unter den deutschen Wählern eine Mehrheit für eine linke Politik, die ungenutzt bleibe, solange die SPD und die Linke ihren linksliberalen Irrweg weitergingen.

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Im zweiten Teil ihres Buches beschreibt Wagenknecht deswegen die Grundrisse einer Politik, die die politische Linke von diesem Irrweg weg- und zu einer Politik im Interesse der gesellschaftlichen Mehrheit wieder hinführen soll. Er beginnt bezeichnenderweise mit einer Eloge auf das Zusammengehörigkeitsgefühl, das Vertrauen, die gegenseitige Kooperation und Verpflichtung, wie man sie vorwiegend in überschaubaren Gemeinschaften wie der Familie, der Gemeinde, der Kommune aber auch dem Nationalstaat vorfinde, kaum jedoch in multikulturellen Metropolen, Vielvölkerstaaten oder transnationalen Staatenbünden wie etwa der Europäischen Union (EU). Anknüpfend an die wertkonservativen englischen Philosophen Edmund Burke und Roger Scruton plädiert Wagenknecht für eine Wiederbelebung traditioneller Gewohnheiten, Sitten und Gebräuche. Auf sie könne eine auf Egalität, sozialen Ausgleich und Loyalität ausgerichtete Gesellschaft ebenso wenig verzichten wie auf „die Wertschätzung von Eigenschaften wie Anstand, Maßhalten, Zurückhaltung, Zuverlässigkeit oder Treue.“

Neben der Übernahme solcher konservativer Werte und Tugenden schlägt Wagenknecht ihren Genossen aus der der Linken und der SPD die Übernahme noch weiterer politischer Ideen und Forderungen vor, die im linksliberalen Milieu als „rechts“ und somit als absolutes No Go gelten. So plädiert sie unter anderem anstelle einer weiteren Vertiefung der Integration der EU für deren Umbau „zu einer Konföderation souveräner Demokratien“, für eine restriktivere Asyl- und Migrationspolitik sowie für eine Assimilation von Migranten an die Werte und Normen ihrer jeweiligen Aufnahmeländer. Diese müssten in der Pflege und Verbreitung ihrer „kulturellen Überlieferung, Geschichte und nationalen Erzählungen“ auch unter Migranten stärker ihren leitkulturellen Ausdruck und Niederschlag finden. Ein Affront für die linksliberale Rede von der ständigen Aushandlung gemeinsamer Werte zwischen Migranten und Mehrheitsbevölkerung.

Einzig dort, wo es laut Wagenknecht um die Beendigung der „Herrschaft des großen Geldes“ geht, dürfte sie mit Forderungen wie etwa einem Schuldenerlaß überschuldeter EU-Staaten durch die Europäische Zentralbank (EZB), einer Vermögensabgabe für Reiche zur zusätzlichen Begleichung überbordender Staatsschulden sowie ihrem Konzept eines „Leistungseigentums“, das den Einfluß fauler Erben und fremder Kapitalgeber auf  unternehmerische Entscheidungsprozesse beenden soll, im linksliberalen Milieu weitgehend offene Türen einrennen. Trotz solcher Forderungen läßt ihr gesamtes „Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt“ die linksliberalen Herzen ihrer Genossen aber gewiß nicht aus Freude, sondern aus Entsetzen deutlich höherschlagen.

AUS DER MISANTHROPISCHEN BEWEGUNG
Baerbock gegen Palmer: Ein Ausschlussverfahren, das heiter werden kann
Ein Mitglied des Bundesvorstands der Linken hat Wagenknechts Buch, mit dem sie sich in eine Reihe mit anderen linken Kritikern des Linksliberalismus wie Nancy Fraser in den USA oder Christoph Guilluy in Frankreich stellt, deswegen als eine Abschiedserklärung an die eigene Partei und „eine Liebeserklärung an die rechten Kräfte im Land“ bezeichnet. Und in der Tat erweckt die einstige Ikone der politischen Linken in Deutschland in ihrer ebenso kenntnis- und facettenreich wie reflektiert und spannend geschriebenen Abrechnung mit dem neuen Linksliberalismus, dessen Vertreter sie in unverkennbar polemischer Absicht als bornierte „Lifestyle-Linke“ abqualifiziert, nicht den Eindruck, sie hege große Hoffnungen, die Führungskader ihrer eigene Partei oder gar der SPD von ihren politischen Vorstellungen überzeugen zu können – ganz zu schweigen von den Grünen, die in Wagenknechts Augen nachgerade die Inkarnation des lifestylelinken Lebens- und Politikmodells sind.

Dies dürfte unter anderem den Erfahrungen geschuldet sein, die Wagenknecht vor ihrem Ausscheiden als Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Jahr 2019 mit ihrer Initiative „Aufstehen“ gemacht hat. Mit ihr sollte aus Anhängern ihrer eigenen Partei, der SPD und der Grünen zusammen mit Globalisierungsgegnern zum Beispiel von Attac eine linke Protestbewegung entstehen, die den vernachlässigten Interessen der Opfer der Globalisierung wieder eine mehrheitsfähige Stimme verleiht. Diese Initiative ist seitens des linksliberalen Establishments der drei Parteien auf erbitterten Widerstand gestoßen, da Wagenknecht und ihre Mitstreiter sich schon damals unter anderem für eine restriktivere Asyl- und Migrationspolitik stark machten, wie sie heute beispielsweise die dänischen Sozialdemokraten schon betreiben und die schwedischen Sozialdemokraten inzwischen ankündigen.

Offenkundig hat sie aus diesen Erfahrungen gelernt und erkannt, dass, anders als in Dänemark und Schweden, der linksliberale Zug nicht nur bei den Grünen, sondern auch bei der SPD und der Linkspartei schon längst abgefahren ist und sich nicht mehr stoppen lässt, zumal, wenn es, entgegen Wagenknechts Erwartungen, nach der kommenden Bundestagswahl doch für eine linksliberale Regierungskoalition unter Führung der Grünen reichen sollte. Mitstreiter für ihren links-nationalen Konservativismus wird sie daher wohl eher außerhalb des linksliberalen Milieus suchen und finden müssen. Nicht auszuschließen ist freilich, dass ihr demnächst, sollte sie sich für ihre „Rechtsabweichung“ nicht öffentlich entschuldigen, sondern, wie vor ihr schon Thilo Sarrazin und Boris Palmer, stur weiterverbreiten, ohnehin ein Parteiausschlußverfahren drohen könnte, das in diesem Milieu in letzter Zeit, wie einst in der Sowjetunion und der DDR, gegen Dissidenten vermehrt in Mode kommt.

Sahra Wagenknecht, Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt. Campus, Taschenbuch, 416 Seiten, 15,00 €.


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50 Kommentare

  1. Ich denke nicht das ihr Sinneswandel vom Hummeressen, das sie zu verschleiern suchte, kommt. Wahrscheinlich ist schon eher die sinngemäßen Lebenserfahrung: „Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch ist, hat kein Hirn„.
    Vielleicht lautet dann der Titel ihres nächsten Buches: Warum ich keine Linke mehr bin! Jan Fleischhauer hat mit Unter Linken und Manfred Klein-Hartlage mit wortgleichem Titel fulminant vorgelegt….

  2. Ich habe nie verstanden wieso sich Sozialisten aller Couleur ungestraft als liberal bezeichnen dürfen, oder wieso man den Neoliberalismus welcher in unseren Breitengraden im Wesenskern gleichbedeutend mit dem Ordoliberalismus der Freiburger Schule ist, als Liberalismus verstehen kann. Die toxische Mischung aus tiefem Staat in enger Verbindung mit Antikapitalistischen Konzernen und einem Geldsystem das auf Umverteilung beruht, hat nicht einmal im Ansatz etwas mit Liberalismus oder Kapitalismus gemein. Die Kleptokraten in Politik und bürokratisch organisierter Scheinwirtschaft langen einfach in die Taschen der Bürger und ist man nicht bereit sich bestehlen zu lassen „erfindet“ man einfach wieder einige neue Gesetze oder einen Klimawandel um teuren und in einer freien Marktwirtschaft unverkäuflichen Schrott und Produkten zum Durchbruch zu verhelfen. Dabei lässt man sich von der Politik ordentlich schmieren, sprich subventionieren, eine win-win-Situation für Politik und Firmen welche den freien Markt, wirkliche Innovation und Konkurrenz fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Der Steuerzahler und Unternehmer könnte ja plötzlich auf die blöde Idee kommen das er diese ganze Mischpoke gar nicht benötigt und alles besser funktioniert wenn ihm niemand am Zeug flickt.
    Das einzige was L. Erhard machen musste um ein zerstörtes Land in kurzer Zeit wieder zu einer reichen Nation werden zu lassen war die Aufhebung der Preisbindung, sprich keine Subventionen und keine Eingriffe in die Souveränität der Marktteilnehmer und voila der Wohlstand aller, sowie dass Unternehmertum wächst und gedeiht ganz von selber. Aber da braucht es ja gar keine Politiker für, nicht einmal Frau Wagenknecht….. Daher wird auch eher die Hölle zufrieren als das Politiker den Bürgern und Steuerzahlern, an deren Eigentem sie sich laben, etwas brauchbares erzählen. Die Halbwahrheiten einer Frau Wagenknecht erscheinen einem bei der Beobachtung des üblichen Politikgedönses bereits wie die reinste Wahrheit.

  3. Wagenknecht sollte ihre Ansichten auf offener Bühne vor versammeltem Volk kundtun. Aber da gehört mehr Mut dazu, als sich mit einem weiteren Buch aus dem Off zu melden. Wo sind die Taten? Es fehlt offenbar der Wille an den von ihr kritisierten Zuständen etwas zu verändern. Sonst müsste sie ihre Komfortzone verlassen.

  4. Die Häutungen von Links zu Bürgerlich-Koservativ haben viele der Nachkrieg-und 68ziger Generation hinter sich. Das Sein prägt das Bewusstsein, so der alte Charly Marx. Die Enttäuschungen des Lebens, die Begegnung mit den Realitäten schaffen den Wandel. Da bleibt wenig Platz für Träumereien und romantischen Idealismus, zumal auch die von Links begangenen Massenverbrechen ins Bewusstsein gelangen. Stalin,Mao,Pol Pot, usw.

  5. Wagenknecht ist eine Linke, wie sie im Buche steht: Absolut brilliant im Beschreiben des Problems und ein kompletter TOTALAUSFALL bei den Lösungsvorschlägen.

    Aber diese Beschreibung trifft auch auf viele Konservative zu. Einzig die intellektuell noch gut beschlagenen 68er haben die Wahrheit erfasst, die da lautet: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Was wir heute erleben, sind die Früchte des sich über Jahrzehnte erstreckenden „Marsches durch die Institutionen“. Das hält man nur durch, wenn man eine starke Erzählung hat, die den Konservativen nach wie vor fehlt.

  6. Wenn Wagenknecht in meinem Wahlkreis antreten würde, würde ich das „undenkbare“ wählen: Erststimme Linke, Zweitstimme AfD.

  7. Wagenknecht bricht in Teilen mit ihrem Milieu. Sie verdankt ihre gesamte berufliche Existenz, ihre Bezahlung und soziale Versorgung auf Lebenszeit, und auch einen wesentlichen Teil ihrer intellektuellen Entwicklung dem links-doktrinären Milieu. Noch für ihre Dissertation durfte sie sich bei relativ fürstlicher Bezahlung auf den Nichtstuer-Job einer EU-Abgeordneten zurückziehen, um sich intellektuell weiter zu entwickeln. All dies relativiert für mich ihre heutige Positionierung. Ob sich die Linkspartei ein Ausschlussverfahren antut, kann ich nicht einschätzen. Sollte die Linkspartei in eine Regierungskoalition kommen, dann halte ich es unverändert für möglich, dass Wagenknecht in die Bundesbank und/oder die EZB gehievt wird. Dann wird die Bezahlung/Versorgung erst richtig Erste Klasse, und sie kann weiterhin kluge Bücher schreiben.

  8. Diesen ganzen Sahra Wagenknecht-Kult samt ihres Fanclubs halte ich für einfach nur armselig. Die gute Frau ist im Grunde nichts anderes als eine Annalena, nur etwas gereifter, die jetzt Geschmack am bürgerlichen Leben gefunden hat, statt an kommunistischer Plattform.

    Es ist schon ein echtes Trauerspiel, wieviele Foristen hier über das Stöckchen springen, wenn nur ein klein wenig ihre Wunschvorstellungen bedient werden. Ein beredtes Beispiel für die Manipulierbarkeit des sich für bürgerlich haltenden und in Wirklichkeit viel linker stehenden Lagers als es der eigenen Selbstwahrnehmung entspricht.

  9. Frau Wagenknecht ist keine schlechte Politikern und sollte sich mehr Gehör verschaffen und vielleicht auch von der Linken austreten, die Partei passt einfach nicht mehr zu ihr.

  10. Frau Wagenknecht hat fast vollumfänglich Recht, nur eines stört mich gewaltig: Was zum Geier soll „linksliberal“ sein?
    „Liberal“ bedeutet für mich ersteinmal Eigenverantwortung und die damit gewonnene Freiheit.
    „Links“ bedeutet Sozialismus, was genaugenommen nur eine Schmusebezeichnung für Kommunismus ist.
    „Das einzig wahre Menschenrecht ist das Recht, in Ruhe gelassen zu werden“ schrieb einst Roland Baader.Kurzum: „Linksliberal“ ist ein Oxymoron.

    • Es gibt mehrere Definitionen von „links“ und „rechts“. Alle davon sind schlecht. Eine eher auf der linken Seite verbreitete Definition ist „links: für Arbeiter und Kleinstunternehmen“, „rechts: für Großkonzerne“.
      Wagenknecht denkt warhscheinlich an diese Definition (deshalb hängt sie auch an der linken Seite fest, auch wenn ihre Ideen von denen der heutigen Linken abweichen).
      Danach ist Linksliberal kein Oxymoron — Eigenverantwortung und Freiheit, aber nicht nur die Regierung, sondern auch durch die Großkonzerne, die meistens von den rechten Parteien alleine gelassen werden.

  11. Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler wird dringend empfohlen, sich mit den ‚Selbstgerechten‘ vertraut zu machen und nicht darüber zu urteilen, bevor sie das Buch gelesen haben.
    Sie könnten von Frau Wagenknecht im Wahlkampf für ihre Partei, wenn sie ihnen denn am Herzen liegt, – die Partei – eine Menge lernen.
    Mein Hinweis soll nicht den Eindruck erwecken, dass mir ein tolles Wahlergebnis der Linken am 26.September besonders am Herzen läge. Der Tipp für die beiden gegenwärtigen Linken-Vorsitzenden war lediglich ein fairer Hinweis, mehr nicht. Aber die Damen schwimmen wohl in ihrem eigenen Saft, der einen Blick über den Tellerrand hinaus nicht zulässt.
    Wen überhaupt jemand, dann könnte nur Frau Wagenknecht, die außerhalb ihrer Partei beinahe mehr Achtung genießt als unter ihren elitären Genossen, die Partei aus der gegenwärtigen Misere führen.
    Was ganz Deutschland erwarten würde, wenn Rot/Rot/Grün eine Regierungsmehrheit zusammenbrächte, sieht man in Berlin, Bremen oder Hamburg, wo die neue PKS die höchste Kriminalitätsrate aller Bundesländer feststellt.
     

  12. Na ja, „de Oskar“ ist ein typischer Lifestyle Linker, der einen Hang zum Kommunismus hatte, die DDR schönlog und Antiwestlich ist.

    • Nicht „antiwestlich“ sondern „antitransatlantisch“. Als Taxifahrer musste ich mal einen gutsituierten Herrn zur „Brücke“ fahren. Er empfahl mir, die „Brücke“ mal zu besuchen.Das war vor zwanzig Jahren. Damals wusste ich noch nicht, was es sich mit der „Brücke“ auf sich hat. Der Einladung dieses Herrn bin ich nicht gefolgt und würde es mit dem heutigen Wissen über die „Brücke“ nicht tun. Da bin ich mit Oskar gemein. Warum er die DDR „schönlog“ hatte bestimmt mehr aussenpolitische Gründe. Und er sah die finanziellen Kollateralschäden durch die Wiedervereinigung deutlich.

  13. Das Wort Linksliberal paßt überhaupt nicht zu den Grünen und Linken. Das sind überzeugte Linksradikale bis Linksextreme, die unsere Demokratie abschaffen und durch ein multiethnisches Vielvölkergemisch ersetzen wollen, aber keine Linksliberalen. Die sind – wenn überhaupt – noch in der FDP und in der Union, teilweise noch in der SPD. Ansonsten schätze ich Frau Wagenknecht für ihre Ehrlichkeit und Standhaftigkeit. Sie ist keine Kommunistin mehr, sondern eher eine linke Patriotin, die den Bürgerlich-Konservativen nähersteht als den linksradikalen Globalisten von Grünen und Linken. Kommunisten sind eher Globalisten wie Habeck, Baerbock, Neubauer, Wissler, Hennig-Wellsow und viele andere Grüne und Linke, die ein anderes System wollen, ein Rätesystem nach Leninschem Vorbild.

  14. Was Frau Wagenknecht, die ich für eine sehr kluge Frau halte, so ausdauernd links-liberal nennt, nenne ich mittlerweile linksextrem.

  15. Sehr guter Artikel ueber ein sehr gutes Buch einer sehr intelligenten, nicht korrupten Frau. Habe SW, ein halbe Perserin, mehrmals getroffen.
    Im Gegensatz zu Frl. Prof. Dr. hc. hc. Anna, dem Lehnchen, hat sie einen M.A. der Uni Groningen (1996, Thema: Marx’s Interpretation of Hegel), 2012 schloss sie ihren Dr. phil I (oder Dr. oec) an der TU Chemnitz ab.
    By the way, Iran : Persien, eine der ganz alten Weltkulturen, und Persien hat viele hervorragende Naturwissenschaftler hervorgebracht, im Gegensatz zu den Arabern.
    Fragt eine Jounine , Anna-L, was ueber Hegel….sagt Anna: „Sie meinen den Hagel….aus meiner Kompetenz heraus weiss ich, dass der Hagel oefters wg. der Klimakathastrophe auf tritt!“……
    Schade, dass es soviel miss-muetige und uebelgelaunte Comments ueber die Frau gibt……

  16. Chapeau: Frau Wagenknecht hat das sehr genau analysiert. Und wie Kurt Tucholsky schon 1921 wusste: „nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.“ -Mut hat sie also auch.
    Nur eben: In den „Haltung vor Nachdenken“-Parteien wird das einzigste, was ihr Buch provoziert, eine Ächtung ihrer Person und ein Parteiausschluss aus der LINKEN sein. Die SPD und LINKE rasen derweil weiter (verdientermaßen) in die Bedeutungslosigkeit. Erstaunlich bleibt da nur, dass die ebenso ideologisch verblendeten GRÜNEN nach wie vor im Umfragehoch stehen.

    • Dafür sind zu mindestens 50% die Medien verantwortlich,oder haben sie von den Grünen schon mal was vernünftiges für den Umweltschutz oder andere Problemfelder gehört?

  17. LIebe Sahra Wagenknecht, Kommunismus führt ins Elend. Ansonsten wilkommen in der AFD. Du mußt es Dir nur noch eingestehen. Was soll die krampfhafte Abgrenzung? Das ist doch albern.

    Ein Rechtstaat mit den Rahmenbedingungen einer sozialen Marktwirtschaft, statt einer völligen Auflösung von wirklich Allem. Zum angeblichem Wohle der gesamten Welt (inkl. fortlaufendem Rechtsbruch). Welche Partei steht als einziges dafür? Na, klingelt’s? Und ich meine jetzt nicht die Dissidenten oder Grüppchen in ihren jeweiligen Parteien (einschl. Dir).

  18. Habe wahrscheinlich seltenst oder nie eine so bis ins Detail treffende Analyse gelesen.

    Die Scheidung Wagenknecht – PdL ist nur noch eine Frage der Zeit

    • Die Scheidung wird aber von „DieLInke“ ausgehen, mit Renegaten kann man dort sehr schlecht umgehen.

  19. Sahra Wagenknecht ist eine Stalinistin. Daraus hat Sie nie einen Hehl gemacht. Kommunisten unterwandern andere Parteien und Denkschulen um sich diese zu Eigen zu machen oder sie zu zerstören. Aus den bürgerlichen Grünen der Anfangsjahre wurde durch Unterwanderung durch die so genannten K-Gruppen das wir heute ertragen müssen. Die Piraten wurden nachhaltig zersetzt. Die SPD bis zur Selbstzerstörung infiltriert. Bei meinem besten Willen – Nein! Die Analyse Wagenknechts bringt nichts neues. Ihre Conclusio ist alter Wein, in so gar nicht neuen Schläuchen. Es gibt genug kluge Köpfe in diesem Land. Es braucht Frau Wagenknechts Weisheiten nicht.

    • „genügend kluge Köpfe“
      Merz?
      Nenne Sie doch bitte mal eine erklägliche Zahl dieser klugen Köpfe mit Politikerbezug“
      Danke

  20. Wenn man die Rezension so liest, ohne die Primärquelle zu kennen, gewinnt man den Eindruck, daß Fr. Wagenknecht nicht nur sprachlich, sondern in erster Linie intellektuell ein ganz anderes Kaliber ist, als die „Vordenker“ von Grünen, SPD und der LINKEN. Ganz offensichtlich ist sie ein Kopf, mit dem die argumentative Auseinandersetzung sich wirklich lohnt, auch wenn man an diversen Punkten anderer Meinung sein mag. In der heutigen Politik ist allein das ja schon zur Seltenheit geworden.
    Eine Anmerkung noch zum Terminus „Links-nationaler Konservativismus“: Es lohnt sich, in Kenntnis der Geschichte darüber einmal etwas länger nachzudenken.

  21. Habt Acht vor dem betörenden Gesang der schönen Sirene, sie lockt nur die vorbeifahrenden Schiffer, um sie zu töten.

  22. Ihr Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite hochinteressant. Ich teile einige Ansichten von ihr nicht aber die Schlußfolgerungen die sie zieht sind durchdacht und konsequent. Natürlich wird sie in den eigenen Reihen totgeschwiegen und das Buch plus ihre Person vorsorglich mit dem Etikett „Rächts“ versehen. Unbequeme Wahrheiten liest man nicht gern schon gar nicht wenn sie aus den eigenen Reihen kommt. Ihre „aufstehen“ Initiative ist genauso Mundtot gemacht worden wie die WerteUnion, beiden haftet der Vorwurf der Rückkehr zu alten bewährten Politik an. Jede Partei für sich meine ich, die einen zur Traditionen die Arbeiterschaft und die armen Dienstleistenden, die sie immer wieder mit nennt, zu vertreten. Die anderen eben eine konservative Politik mit konservativen bewährten Inhalten als Gegengewicht zur Linksgrünlastigkeit der CDU zu gestalten. Sie ist eine Linke, vielleicht linker als die meißten der Linken, aber sie wird ihrer Partei und Idealen treu bleiben. Den Frontwechsel als Verrat wird sie nicht wagen. Was ich mir wünschen würde, wäre eine Diskussionsrunde mit Frau Wagenknecht, M. Broder, Sarrazin, Palmer, Maaßen mit dem Titel: Wohin steuert Deutschland? Ob sich Illner, Maischberger, Lanz oder Plasberg da ran trauen würden? Trauen vielleicht schon aber dürfen dürften sie nicht, vielleicht bei Hangar 7 oder Links.Rechts.Mitte?

  23. Danke für diese sehr ausführliche und gelungene Besprechung. Allerdings wäre noch zu betonen, daß Wagenknecht ihre Kritik an der heutigen Linken (incl. Grünen) immer damit verbunden hat, daß deren Entwicklung und aktuelle Ausrichtung die (extremere) Rechte (das fängt bei ihr mit der AfD an) stärke, was sie ausdrücklich ablehnt. Insofern werden Links-Grüne mit Wagenknechts Kritik wohl nicht allzu viel anfangen können, denn die wollen ja (wie eigentlich immer schon) sowohl recht haben als auch die politische Rechte kleinhalten.

  24. „…der SED-Nachfolgepartei Die Linke…“
    Sehr wichtig: „Die Linke“ ist nicht die Nachfolgepartei der SED. Die SED hat sich lediglich umbenannt in PDS und später „Die Linke“. Die Linke IST die SED.
    Journalisten der NOCH freien Presse dürfen auf keinen Fall das Spiel mitspielen und solche Verschleierungstaktiken stillschweigend akzeptieren. Bitte bleiben Sie konsequent bei den historischen Tatsachen.

  25. Erst einmal vielen Dank, Herr Springer, für die sehr gute und ausführliche Zusammenfassung. Selten liest man eine Zustandsbeschreibung der politischen Gegenwart so konzentriert auf den Punkt, wie bei Wagenknecht. Sie hat’s halt drauf! Schon immer. Der Kerngedanke: Die neue Lifestyle-Linken aus CDSPGRÜNE haben die Institutionen, die Medien und die Politik gekapert. Ihre neue Querfront bezieht mühelos die Globale Industrie mit ein, da sie weder links noch liberal ist, sondern im Gegenteil mit ihren Sprechverboten Herrschaft absichern hilft und den Unternehmen erlaubt, weiter Profite zu machen – auch mit der Beseitigung oder Verhinderung von Umweltschäden unter grüner Flagge. Den Linksliberalen geht es gar nicht um Gerechtigkeit, sondern um die „Heligsprechung der Diversität und Ungleichheit“. Um davon abzulenken, und gleichzeitig politisch davon zu profitieren, machen sie sich für Minderheitenziele (Von Klima bis Transen) stark, vernachlässigen jedoch total die im Globalismus Abgehängten traditionellen Wähler der Linken. Ein Nebengedanke, den man selten liest, ist der Hinweis auf den Grund für diese neue Querfront: Es sind auch die aus dem Arbeiter – und Angestelltenmilieu Aufgestiegenen neuen Wohlstandskinder, die neuen Salonsozialisten in den Medien und der Politik, die diese Querfront attraktiv finden, weil sie links zu sein scheint, was sich mit ihrer Herkunft deckt, und gleichzeitig globalistisch ist, was ihren neuen Berufsbildern entspricht. Nur liberal ist sie auf keinen Fall. Ihre Vorschläge zur Lösung der Probleme klingen sehr links: Schuldenerlass für die überschuldeten EU -Staaten, Vermögensabgabe für Reiche. Und der Gedanke des „Leistungseigentums“, der den Einfluss des großen Geldes und der „faulen Erben“ (die früheren „Couponschneider“) begrenzen soll. Nur, auf die eine oder andere Weise müssen sich auch Liberale und Konservative mit den dahinter stehenden Problemen auseinandersetzen. Den Schuldenerlass für die Südländer gibt’s schon, nur wird er anders genannt. Die wirklich Reichen müssten nur einen Teil von dem Nachzahlen was ihnen der Schuldenstaat (Streeck) in den letzten vierzig Jahren an Steuern nicht abgenommen hat. Und der Gedanke den Einfluss des Großen Geldes (von Sorros über Gates bis Bertelsmann) auf die Politik zu begrenzen, ist dringend nötig. Wenn wir jetzt die Nationalstaaten nicht stärken, werden wir in der totalen, wenn nicht totalitären, Welt der Globalisten aufwachen. Ein böses Erwachen, gerade für die, welche sich als Linksliberal dünken.

  26. Die Wagenknecht’sche Analyse des Zustands der Linksparteien trifft in einigen Punkten ins Schwarze, aber machen wir uns nichts vor. Sarah Wagenknecht ist und bleibt eine Hardcore Kommunistin.

    • 6 Punkte fuer einen solchen Quatsch ??!
      Publizieren Sie einen 50 seitigen Artikel, in dem Sie ihre ‚Behauptung‘ darlegen.

  27. Eine Sara Wagenknecht in der AfD wäre ein absoluter Skandal. Aber irgendwie passen würde es schon. Die Werte und Vorstellungen einer lebenswerten Gemeinschaft sind, zumindest bei diesen Ausführungen, gar nicht so weit voneinander entfernt.

  28. Frau Wagenknecht hat ein Buch geschrieben, in dem sie die ganze Scheinheiligkeit der Lifestyle-Linken entlarvt und ihnen deren Lügen um die Ohren haut. Danke dafür!

    • Wenn das nicht wieder Applaus von der „falschen“ Seite ist 😉

  29. Die von mir hochgeschätzte Frau Wagenknecht ins bürgerlich-konservative Lager schreiben zu wollen, ist völlig verfehlt. Und bestätigt nur meinen schon länger bestehenden Eindruck, daß sich in der Öffentlichkeit lediglich zwei verschieden geprägte Seiten einer Münze gleichen Wertes um die Deutungshoheit streiten. Diese Münze kann im nächsten Gully entsorgt werden, meiner Meinung nach.

  30. Das ist Sprengstoff!
    Das wird bei den Salonkommunisten und den urbanen Latte-Macchiato-Hippstern einschlagen wie eine Bombe! Das Geschrei wird ohrenbetäubend sein, und ein Parteiausschlußverfahren nur noch eine Frage der Zeit. Sahra Wagenknecht, eine Frau von Format und Niveau, und Intelligenz, wovon eine Hennig-Wellsow, Wissler, Esken, Baerbock und Co., samt ihrer männlichen Gefolgsleute, nur träumen können, rechnet gnadenlos mit dem linken Mainstream ab. Man darf nicht vergessen, dass hat nicht irgendwer geschrieben, sondern das vieljährige Aushängeschild der Linkspartei schlechthin. Es dürfte kaum einen anderen geben, welcher das „Unterdeck“ dieser Partei besser kennt als sie. Ohne Wagenknecht wäre die Linkspartei wahrscheinlich schon Geschichte, aufgerieben und zu Staub zerfallen. Selbst von Leuten, welche mit linken Ideen nicht das geringste am Hut hatten, konnte man gelegentlich hören: „Die ist gut, nur in der falschen Partei!“. Nach dieser Ansage, welche einer Abkehr Wagenknechts von der Linkspartei gleichkommt, wird „Die LINKE“ im Osten weiter an Boden und damit Wähler an die AfD verlieren. Fällt Wagenknecht als Identifikationsfigur aus, dürfte für manchen Traditionswähler dieser Partei der letzte Grund für die Wahl linker bzw. sich links gebender Parteien entfallen. „Die Linke“ und die SPD haben fertig, es gibt seit langem nichts mehr, was diese Parteien dem von ihnen verratenen, verkauften und auch verachteten Wählern der produktiven Mittelschicht noch zu bieten hätten. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Sturmtruppen des aktuellen Zeitgeistes im Fall Wagenknecht die Füße still halten.

    • Rededuell Wagenknecht vs. Baerbock, drei Tage vor der Bundestagswahl, und die Grünen müssten um den Wiedereinzug fürchten 😉

  31. Vielleicht bin ich ein Träumer, aber wenn die Realpolitiker Wagenknecht, Palmer, Maaßen, Sarrazin eine gemeinsame sozial-liberal-konservative Partei gründen würden wäre ich gern dabei.

    • Wiese neu erfinden, die AfD gibt es doch bereits.

    • Träumen Sie ruhig weiter, aber wählen Sie unbedingt AfD, wenn Deutschland eine Demokratie bleiben soll.
      Neue konservative Parteien stützen nur die links-grünen Blockparteien, indem sie von der AfD Wählerstimmen vernichten, weil sie die 5% Hürde nicht überschreiten, siehe Landtagswahl in Baden-Württemberg im März 2021!

    • Sie gehen auch den Spaltern auf den Leim … Wozu überhaupt eine NEUE Partei gründen ??? Als Gegenpol zu den Blockparteien aus CDUCSUSPDFDPLINKEGRÜNE : geschlossener Übertritt von Maassen + Anhängern, Sarrazin + Anhängern, Palmer + Anhängern, Wagenknecht + Anhängern & aller Konservativen aus allen Parteien zur AfD !!!
      Die Ausrichtung dieser Partei, die nur geringfügig korrigiert werden müsste, läßt sich – von innen heraus – viel einfacher bewerkstelligen, als eine Korrektur der Blockparteien !!!
      Alles andere ist ein vorsätzlicher Verrat dieser Personen an ihren potentiellen Wählern, die nur diese Gallionsfiguren sehen + prompt die falsche Partei wählen, die das absolute Gegenteil der von ihnen gewünschten Politik umsetzt !!!

  32. Hervorragend untersucht und zusammengefasst. Der auch von SPD&Grünen neu geschaffenen Unterschicht und der alten Mittelschicht bleibt aus purer Notwehr gegen SPD&Grüne&Linke nichts anderes übrig, entweder nicht mehr wählen zu gehen oder eben AfD zu wählen.

    • Wer nicht wählen geht unterstützt ebenfalls das „weiter so“.

    • Zusammenfassung:
      Die politischen Vertreter des neuen Linksliberalismus bei den Grünen, der SPD und der Linken verfolgen die neoliberale Politik, durch Migration das Arbeitskräfteüberangebot im prekären Niedriglohnsektor noch weiter zu erhöhen und so Lohndumping, Lohnkürzungen und die Schröpfung der Arbeitnehmer weiter zu verstärken. Sie verstehen sich nicht als  „Interessenwalter der Arbeiterklasse“. Neoliberale und Linksliberale ziehen an einem Strang, um die Zuwanderung von Arbeitskräften aus den Armutsregionen dieser Welt in die Märkte für einfache Dienstleistungen zu forcieren. Nutznießer dieses Zusammenspiels sind die Gewinner der Globalisierung aus der Oberschicht und der neuen Mittelschicht. Zur Deckung ihrer gestiegenen geschäftlichen wie aber auch persönlichen Bedarfe an einfachen Dienstleistern könnten sie mittels der Zuwanderung über ein stark erweitertes Angebot verfügen, während die Arbeitnehmer der alten Mittelschicht und der neuen Unterschicht sich gleichzeitig einer verschärften Konkurrenz an den Arbeits- und Wohnungsmärkten ausgesetzt sähen. Die Neubürger stehen in Konkurrenz zu Arbeitskräften, die momentan im Niedriglohn-Sektor beschäftigt sind. Oft sind das Alt-Immigranten. Deren Löhne werden von den neuen Immigranten gedrückt.
      Die linksliberalen Parteien hätten insofern die Seiten gewechselt und würden inzwischen nicht mehr die Interessen der wirtschaftlich Unterprivilegierten, sondern der wirtschaftlich Privilegierten vertreten. Die SPD und die Linke haben die Unterprivilegierten aufgegeben, während die Grünen noch nie an der Seite der Unterprivilegierten gestanden hätten. Um den Verrat an den Unterprivilegierten zu kaschieren, hätten die Linksliberalen von heute sich ersatzweise eine eigene, jederzeit erweiterbare Klientel an verschiedenen Opfergruppen gesellschaftlicher Diskriminierung geschaffen, für deren Interessen sie mittlerweile im Namen einer linken Identitätspolitik immer lautstarker eintreten, und der tatsächlichen oder auch nur erfundenen Diskriminierung der Frauen, der Homosexuellen, der Lesben, der Transsexuellen, der Migranten und neuerdings der People of Colour (PoC) den Kampf angesagt.

  33. Arbeiterparteien, die sich mehr den Interessen der Finanz- und IT-Milliardäre zugrhörig fühlen als denen der Berufstätigen mit wenig bis mittleren Einkommen, betreiben Etikettenschwindel.
    So wie die Neue Rechte nicht mehr die Alte Rechte ist, hat die Neue (Woke) Linke das Habitat gewechselt.
    Dass Frau Wagenknecht ihre stalinistische Phase und die Verteidigung Walter Ulbrichts (gegen die konsumorientierte Honecker-Politik) verlassen hat, ehrt sie. Irrtümer sind menschlich.
    ich bin gespannt, wohin ihr politischer Weg sei noch führt.

    • Solange sie Mitglied der SED/Linkspartei bleibt, wird sie politisch nichts mitgestalten können. Sie verschwendet ihre Möglichkeiten ebenso wie Maaßen, Palmer und T. Sarrazin, die allesamt Außenseiter in ihren Parteien sind bzw. waren und deshalb innerparteilich kaltgestellt sind.

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