<
>
Wird geladen...
Deutsche Zustände

Die Merkel-Gesellschaft: vom deutschen Mangel an Mut zur Freiheit

von Gastautor

10.05.2021

| Lesedauer: 14 Minuten
Die autoritäre Verhärtung im Maßnahmenstaat entmutigt. Doch sie sorgt auch für die Rückkehr der totgeglaubten Republikanertugend. Ein Blick in die Geschichte lehrt: Der Staat profitiert vom Mut seiner Bürger. Er sollte sich nicht auf deutsche Obrigkeitsfrömmigkeit verlassen. Von Ulrich Schödlbauer

In LTI – Notizbuch eines Philologen erwähnt Victor Klemperer eine Bemerkung des Germanisten Wilhelm Scherer, die ihn während der Nazijahre »frappierte und in gewissem Sinn erlöste«. Er zitiert: »Maßlosigkeit scheint der Fluch unserer geistigen Entwicklung. Wir fliegen hoch und sinken um so tiefer. Wir gleichen jenem Germanen, der im Würfelspiel all sein Besitztum verloren hat und auf den letzten Wurf seine eigene Freiheit setzt und auch die verliert und sich willig als Sklave verkaufen lässt. So groß – fügt Tacitus, der es erzählt, hinzu – ist selbst in schlechter Sache die germanische Hartnäckigkeit; sie selbst nennen es Treue.«

1.

An die Sentenz darf sich erinnert fühlen, wer in diesen Tagen mit offenem Mund die öffentliche Debatte um den bescheidenen Versuch einer alsbald wie Schnee an der Sonne dahinschmelzenden Schauspielerriege verfolgte, eine öffentliche Debatte anzustoßen, die mancher stille Zweifler überfällig nennen würde, während eine lautstark herbeiphantasierte Mehrheit sich davon weiterhin überfallen wähnen darf. Der Wahn ist groß, wir sind die Seinen schweigenden Munds – so ließe sich, einen Rilke-Vers variierend, der Vorgang kommentieren. Längst geht es nicht mehr – … nein wirklich, es geht nicht mehr um Sinn und Zweck der einen oder anderen Maßnahme (die ja voraussetzen würde, dass da jemand Maß genommen hätte), ergriffen, um eine Jahrhundertepidemie einzudämmen, der, vergleicht man sie mit den alljährlich wiederkehrenden saisonalen Menschheitsübeln, längst die Schreckenszahlen ausgegangen sind. Im Fokus, um dieses schöne Wort zu gebrauchen, im Fokus der saisonalen Aufmerksamkeit steht ein zunehmend irrationale Züge annehmender Regierungsstil, von dem viele hoffen, die im Herbst anstehende Wahl werde ihm das allfällige Ende bereiten, während argwöhnische Beobachter unken, hier sei peu à peu ein System installiert worden, das dem Land und vor allem seinen Bewohnern noch lange zu schaffen machen dürfte.

ZEIT ZUM LESEN
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Es hat seinen melancholischen Reiz zu beobachten, wie diese Maschinerie, ebenso schwerfällig wie zielstrebig, Zug um Zug Barrieren niederwalzt, die von Medizinern, Staatsrechtlern, Volkswirten, Psychologen, Kinderpädagogen und Richtern seit Monaten in Form von Studien, Artikeln, Deklarationen, Manifesten, hin und wieder auch Gerichtsurteilen aufgerichtet werden, um Sinn und Maß in eine ausufernde Politik zurückzubringen. Spräche sie nicht die allzu vertraute Sprache der Macht, könnte man ihr hin und wieder autoparodistische Züge bescheinigen, etwa im Dialog mit den Medienvertretern des Landes, vulgo Bundespressekonferenz, aber auch bei anderen Gelegenheiten, zum Beispiel im Parlament. Stattdessen bewundert man – still, wie es sich gehört – die Bemühungen einzelner, durchaus nicht weniger Publizisten, gegen einen medialen Druck, der in der Geschichte dieser Republik ohne Beispiel dasteht, von der freiheitlich-liberalen Ordnung und der halbwegs gesunden Psyche seiner Bewohner zu retten, was zu retten ist. 

2.

Die originellste Antwort auf die deutsche Urfrage »Darf man das?« lautet: Nein, denn diese Debatte wird doch längst geführt. Und das ist, in all seiner tückischen Falschheit, nicht einmal falsch. Wenn man es für Debatte hält, auf jeden Schädel einzudreschen, der sich aus den Gewässern der allseits verordneten Seichtheit erhebt, und jede, selbst die unschuldigste Demonstration, die vorsichtig an die Existenz des Grundgesetzes erinnert, mit dem Odium der Verfassungsfeindlichkeit zu belegen, dann ist wie anderswo im Wilden Westen auch hierzulande eine recht lebhafte Debatte im Gange. Seit das Tragen von Hüten außer Mode gekommen ist, verlangen immer mehr Institutionen vom Bürger das Ablegen des Kopfes. Das Beste wäre, er ließe ihn gleich zu Hause, vorausgesetzt, dass dort niemand sitzt, der Anstoß nimmt. Leider gibt es störrische Existenzen, die weiterhin behaupten, der ihre sei mit dem restlichen Körper verwachsen und daher nicht ablösbar. Das ist historisch falsch, wie alle aus der Geschichte der Revolutionen wissen. Und nicht nur historisch: Schließlich ist, wie aus berufenem Mund zu hören, gerade eine Revolution im Gange, die uns alle aus dem Industriezeitalter in eine noch kaum geahnte Zukunft katapultieren wird. Von ihr existieren bisher bloß Blaupausen, was auf eine gewisse Affinität zur Blauäugigkeit auf Seiten derer schließen lässt, die eifrig an sie zu glauben behaupten – oder gerade nicht: »Das glaube ich jetzt nicht.«

Ja was denn dann?

3.

Etwas von jener germanischen Treue muss sich im deutschen Volkskörper erhalten haben. Ebenso halsstarrig wie folgsam nimmt er die fortschreitende und – wie er bald wahrzunehmen Gelegenheit finden wird – unumkehrbare Erosion seiner gewohnten Lebensweise in Kauf –: aus keinem anderen sichtbaren Grund als dem ihm täglich eingehämmerten, das müsse jetzt so sein, in Wahrheit sei das Ausmaß an Selbstzerstörung noch lange nicht ausreichend und er, angesichts der sich abzeichnenden Niederlage im ungleichen Kampf gegen die unerbittlich vorrückenden Zahlenkolonnen des RKI, der eigentliche Versager. Der letzte Wurf gilt immer der Freiheit. Wir hören die Würfel kreisen, wir sehen sie fallen und im Fall vernehmen wir das Zwitschern eines ehemaligen Rechtsexperten einer ehemals liberalen Partei, genug sei nicht genug und nun sei die Zeit reif für den entschiedenen … nein, er sagt nicht ›Schlag‹, er sagt irgendetwas, wie die meisten sogenannten Liberalen, etwas Schlaumeierndes, das sich nach Parteiarbeit anhört und instantan im Malstrom der Geschichte verschwindet, als sei es nie gesagt worden.  

HELDS AUSBLICK 2-2021
Merkels Lockdown-Automat macht die Politik strukturell führungsunfähig
Dass aus dem letzten Liberalen der letzte Germane heraustritt, diese taciteische Pointe der Geschichte lässt auch andere Geschichten wieder aufblühen. In alternativen Kreisen erfreut sich ein Heine-Zitat gegenwärtig großer Beliebtheit: »Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.« Napoleon-Bewunderer Heine mag dabei die französische Usurpation samt dem zweifelhaften Freiheitspathos der monarchisch gesinnten deutschen Befreiungskrieger vor Augen gehabt haben. Rätselhaft bleibt der Sinn des Zitats angesichts der gegenwärtigen Weltlage. Es sei denn, man nimmt Heines Folgesatz gleich mit hinzu, der da lautet: »Der Hund, dem man einen Maulkorb anlegt, bellt mit dem H. . . . n. – Das Denken auf Umweg äußert sich noch mißduftiger, durch Perfidie des Ausdrucks.« Dann allerdings… 

Von Usurpation reden in diesen Tagen viele, vor allem hinter vorgehaltener Hand, von einer Usurpation des Gesundheits- und Rechtssystems, vor allem des letzteren, aber auch der öffentlichen Hände und vor allem der öffentlichen Moral, die bekanntlich von den öffentlich-rechtlichen Medien verwaltet und den Bürgern in passenden Häppchen verabreicht wird – ausgehend von allseits bekannten internationalen Akteuren, denen Big Data und die allgemeine Geschäftsentwicklung der letzten Jahre genügend Assets ins Portefeuille geschwemmt haben, um in staatliche Kernbereiche vorzudringen und dabei mächtige Regierungen zu Handlangern zu degradieren, zu willigen Helfern, um einen vor Jahren gern herumgereichten Buchtitel zu zitieren. Wobei, wie zu Napoleons Zeiten, der Usurpator durchaus mit einer neuen Freiheit aufwarten kann: der Freiheit, sich nach Belieben aus öffentlichen Töpfen zu bedienen, sobald einer es verstanden hat, sich an der richtigen Stelle in die digitalen Informationsflüsse einzuklinken und den Leuten Zukunft pur zu verkaufen, gleichgültig, ob es sich um den KI-bestückten Staubsauger oder die Ideen des 21. Jahrhunderts handelt, für die man die Leute draußen im Lande bekanntlich endlich fit machen muss.  

4.

Um auf Heine zurückzukommen: Sicher nährt sich das aktuelle Missverständnis auch daraus, dass das Wörtchen ›Seele‹ in Aufklärerkreisen umstandslos die Spezialisten fürs Psychische auf den Plan ruft. Verlorene Liebesmüh’ – von jener ›spiritualisierten‹ Psyche, sprich: dem obrigkeitsfrommen Christentum, ist den heutigen Germanen außer der nackten Obrigkeitsfrömmigkeit wenig geblieben. Es sind die Christenvertreter, die mit dem ›Great Reset‹ liebäugeln und denen die Gläubigen darüber in Scharen davonrennen. Dass die Haupt- und Staatskirchen einmal zu NGOs degenerieren und die ehrwürdige Menschheitshoffnung aufs Jenseits für das Linsengericht gelegentlicher Fernsehauftritte Seit’ an Seit’ mit weltverbessernden Anarcho-Teenagern verscherbeln würden, denen die kommenden Politkommissarinnen bereits aus den Augen lachen, hätte selbst den Autor des Wintermärchens verblüfft. Insofern sind diese Kämpfe einfach erloschen. 

OBRIGKEITSSTAAT STATT RECHTSSTAAT
Die Losung lautet: Im Zweifel gegen die Freiheit
Aber auch das heute so genannte ›Psychische‹ ist vielleicht nicht der allererste Ansprechpartner, jedenfalls dann, wenn man der moralisch aufgeladenen Insolenz einer zu Automaten des Zeitgeistes degenierten Massenpopulation samt ihren Scharfmachern und Einheizern auf den Weisheitszahn fühlt. Adorno jedenfalls, zu diesem Komplex identitär fixierter Autoritätshörigkeit befragt, äußerte sich in seinem Wiener Vortrag ausnehmend skeptisch: »Nun, meine Damen und Herren, ich bin nicht so naiv zu glauben, dass man mit dieser Wendung nach innen unmittelbar bei den Menschen, um die es sich handelt, sehr viel erreichen könnte, denn es gehört – ich kann das jetzt nicht mehr im einzelnen Ihnen auseinandersetzen, warum –, es gehört zu diesem Syndrom wesentlich dazu, dass diese autoritätsgebundenen Charaktere unansprechbar sind, dass sie nichts an sich herankommen lassen.« Nein, auch wir wollen so naiv nicht sein, nicht einmal dann, wenn die aktuellen Handpuppen des Autoritarismus sich verbal als Dauerkämpfer ›gegen rechts‹ positionieren. Das kann schneller kippen als gedacht – wohin auch immer (wobei vom ›Denken‹ in diesen Zonen ohnehin nicht viel Aufhebens gemacht werden sollte). 

Fragt man nach den wirklichen Gründen der autoritären Verhärtung, so stößt man früher oder später auf den Mut der sich bedroht fühlenden Masse. Er lässt den im Schutz der Obrigkeit operierenden Gesinnungstäter wahre Herkulestaten verrichten, auch wenn die Mehrzahl davon eher bestialischer Natur zu sein pflegt – kein Wunder, denn es ist der biologische Abwehrinstinkt, der den Einzelnen dabei leitet. Genau gesagt: Der öffentliche Denunziant, der journalistische Scharfmacher, der notorische Verleumder, der dreiste Lügner im Dienste der ›Sache‹, sie alle wollen mit Geld und Privilegien für ihre Heldenstücke belohnt werden. Aber ebenso gewiss nehmen sie den Lohn bereits vorweg, da sie im Moment ihrer Tat vor sich selbst die Stärke des Kollektivs repräsentieren und im Fall des Erfolgs beim Publikum mit ihr verschmelzen. Es sind Machtjunkies, die sich gütlich tun am Wohl des Nächsten, das sie gerade vernichten, während sie bereits nach dem Übernächsten Ausschau halten. Den Angriffen dieser schlagbereiten Truppe standzuhalten, die überall aufkreuzt, wo sich Autorität übermäßig Geltung zu schaffen versucht, erfordert – auch wenn keine Systemschergen hinter ihr stehen, die das Geschäft der Schädigung an Leib und Leben übernehmen – Mut, genauer gesagt: den Mut zur Vereinzelung, da das logische Produkt der Entmutigung der Vielen nun einmal im Ausschluss des Einzelnen besteht. Man kann die ›Entmutigung der Vielen‹ als Verlust der Freiheit, jedenfalls als Verlust an Freiheit verstehen, man sollte sie sogar, denkt man in ethischen Imperativen, als solchen verstehen, weil gerade aus diesem Verständnis eine neue Freiheit entstehen kann: die Freiheit des Nonkonformisten, des Dissentierenden, dessen, der zu seinem einmal gewonnenen Urteil steht und es sich nicht abkaufen lässt. In dieser Zone kommen Mut und Freiheit so nah zusammen wie sonst nirgends. 

5.

Wahrer Mut ist selten. Zum Ärgernis wird die Beobachtung, wenn es sich um die eigene Gesellschaft handelt, jedenfalls solange der Einzelne irgendeine Art der ethischen Verpflichtung mit ihr verbindet. Daher kommt es in regelmäßigen Abständen zu Bewegungen, die schon im Namen – »Aufstehen!« – signalisieren, dass sie einem eingebildeten oder wirklichen Mangel an Zivilcourage abhelfen möchten. Der erste Gegenstand der Empörung ist stets die Trägheit der – vermuteten – eigenen Parteigänger, deren Bild in dem der Masse verschwimmt. Warum ist der Mensch feige? Warum so verwaschen in seinen Urteilen, sobald sie sich einer kritischen Grenze nähern? Warum ist der Duckreflex der hartnäckigste aller gesellschaftlichen Reflexe? Darauf gibt es ein ganzes Bündel von Antworten. Die erste davon lautet: Wir sind so, weil wir so sind. In jedem Menschen nistet die Furcht vor dem Tod, die ihre erste Dependance in der Furcht des Herrn besitzt. Wir sind soziale Wesen und der Zusammenhang zwischen Tod und Herrschaft ist eben das, was die spezielle Sozialität dieser Wesen ausmacht. Wir sind Menschen und damit Produkte unserer genetischen Anlage. Wir wären aber keine Menschen, wenn wir uns nicht zu dieser Anlage verhalten, also zwischen Mut und Feigheit pendeln und in bestimmten Situationen auch wählen könnten. 

DIE USA: TREIBHAUS DES LINKEN ZEITGEISTES
Aus „GO WEST“ wurde „GO LEFT”
Alles, was Gegenstand der Wahl werden kann, unterliegt der Erziehung. Gemeinschaft zieht aus ihren Gliedern heraus, was ihr nützlich erscheint und ihre Fortdauer sichert. Gemeinschaften mit einem starken Ethos erziehen den Einzelnen dazu, Verantwortung zu übernehmen. Sie stärken systematisch den Mut, in gewissen, im voraus definierten Lebenslagen so zu handeln, dass sie daraus einen Vorteil ziehen, auch wenn das Eigeninteresse des Individuums dabei hintanstehen muss. Das erste und einfachste Mittel zu diesem Zweck liegt in den allgegenwärtigen Erzählungen, in denen die Gemeinschaft ihre Identität bekräftigt und die ein jeder sein Leben lang mit sich herumträgt: Das sind wir, das ist unser Herkommen, das sind unsere Vorbilder und Bösewichte, das sind unsere Erfahrungen. Das zweite, ebenso simple Mittel sind Initiationsrituale, deren Aufgabe darin besteht, Schwellenerfahrungen zu vermitteln. Wer eine dieser Schwellen überschritt, ist ein anderer, sein künftiges Verhalten ist, um das leicht in die Irre führende Wort ›geprägt‹ zu vermeiden, gekerbt. Gleich dahinter kommen, was gern übersehen wird, scharf umrissene Geschlechterbilder. Der Grund liegt auf der Hand: Es ist das jeweils andere Geschlecht, das den überwiegenden Teil der Menschen zu sozialen Höchstleistungen motiviert. Dass gerade auf diesem Gebiet so viel experimentiert wird, entspricht dem komplexen Anforderungsprofil von Hochleistungsgesellschaften, die mit ewig gleich gestricktem Personal wenig anfangen können und deswegen immer neue identitäre Erregungen durch die Arena treiben. Ein weiteres Kapitel, dem viel Aufmerksamkeit zu widmen wäre, sind die von jungen Menschen abzuleistenden sozialen Dienste, allen voran der Wehrdienst, der die Bereitschaft des Einzelnen kultiviert, sich im Ernstfall für die Gemeinschaft töten zu lassen und selbst zu töten. 

6.

Gemessen an diesem (unvollständigen) Katalog hat die Merkel-Gesellschaft – als auffällig angepasst agierender Teil der ›westlich geprägten‹ Wohlstandsoase – zielstrebig das niedrigste Niveau des sozialen Zusammenhalts aufgesucht. Sie hat dabei, vom sportiven Mut der Bungee-Springer oder der kriminellen Disziplin des Mafia-Killers abgesehen, systematisch alle massenwirksamen Mutfaktoren entkräftigt. Sie hat die ›Erzählungen‹ auf ein nie dagewesenes Maß zusammenschrumpfen lassen und damit im öffentlichen Raum die ›Riesen‹ zum Verschwinden gebracht, auf deren Schultern, einem beliebten Mythos zufolge, die Nachgeborenen komplexer Kulturen ihre Leistungen vollbringen. Sie hat die Initiationsrituale, soweit ihnen Elemente traditioneller Gemeinschaftsbildung innewohnen, unter Verdacht gestellt und durch identitätspolitische ›Maßnahmen‹ überschrieben, deren gemeinsames Telos, wie sich immer wieder zeigt, in der systematischen Produktion von Feindbildern liegt. Sie hat die kurrenten Geschlechter-Imagines einem frenetischen Gleichheitseifer ausgeliefert, bei dem nur Verlierer und ›Opfer‹ zu erwarten sind, weil ihm kein lebbares Geschlechtermodell zugrunde liegt. Sie hat mit der massenpsychologisch unflankierten Aussetzung des Wehrdienstes, anders als konkurrierende Gesellschaften, in der Psyche insbesondere der jungen Männer ein Vakuum geschaffen, in dem die Vorstellung, ›mein Land‹ könne einmal Forderungen an mich stellen, die übers Steuerzahlen hinausgehen, bis zur Unkenntlichkeit verdampft.

MERKEL 2003: "OHNE FREIHEIT IST ALLES NICHTS"
Die alte Merkel, die „neuen Freiheiten“ – und die böse Macht
Wo die Bilder schwinden, fluten die Zerrbilder. So zu reden setzt zweifellos einen ›normativen Impuls‹ voraus, ohne den Mut nun einmal nicht zu haben ist. Der ansonsten wenig aussagekräftige Ausdruck ›Konsumgesellschaft‹ bezeugt einen bemerkenswerten Abbau der Differenz, durch die sich freiheitsbewusste Gesellschaften von solchen absetzen, in denen gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Der Mut zur Freiheit ist eine klassische Gemeinschaftstugend. Sie kann systematisch gefördert und untergraben werden, letzteres vor allem durch konsequente Urteilsblendung, sprich Propaganda. Nichts geht Regierungen, die zur autoritären Gangart neigen, leichter von der Hand, als den in jeder Gesellschaft anzutreffenden Gemeinschaftselementen die Volksgemeinschaft zu substituieren, also ein Spitzel- und Denunziationssystem zu installieren, das der Propagandarede im Volk der eingeschüchterten oder bloß naiven Mitläufer Nachdruck verleiht. Es spricht für sich, dass der Mut zur Freiheit, vor allem in jungen Jahren, eine anarcho-egoistische Komponente enthält. Autonomie besitzt genau diese beiden Seiten: eine individualistische, die den ›eigenen Weg‹ forciert, und eine gruppenbezogene, in welcher der Freiheitswille der Vielen zusammenkommt. 

7.

Es gibt einen Mut, der unmittelbar dem Pathos des Selbstdenkens entspringt. Der Renaissance-Philosoph Giordano Bruno hat der Welt eine Schrift mit dem Titel Die Vertreibung der triumphierenden Bestie hinterlassen. So ein Titel weckt naturgemäß Erwartungen. Der Verdacht, Bruno habe damit die Katholische Kirche herausfordern wollen, die ihn dann auch bald darauf öffentlich verbrennen ließ, wird durch den Wortlaut des Buches weder bestätigt noch widerlegt. Wohl aber geht es dem Selbstdenker um nicht weniger als den Umsturz eines bestehenden, von ihm als falsch erkannten Weltsystems, verpackt in die lukiansche Allegorie einer Himmelsreform, also die Ersetzung altbekannter, symbolisch aufgeladener Sternbilder durch neue, den Erfordernissen des Denkens und einer philosophisch geläuterten Moral genügende. Diese Umsturzidee schließt alle Institutionen ein, die sich auf der anderen Seite des Denkens befinden, das heißt, dem autoritativen Gehabe und dem Aberglauben, dem glauben zu wissen dort, wo andere vorgeben zu wissen, kurz, der Preisgabe des eigenen Urteilsvermögens durch den Einzelnen den Vorzug geben. Dazu gehört, um in die Gegenwart zurückzukehren, die berüchtigte 95-Prozent-Wissenschaft der teleaffinen Klimaforscher und ihres Greta-Anhangs ebenso wie ein auf Ausschluss breitester Wissenschaftskreise basierendes Beratungssystem, das eine Reihe von Regierungen in der sogenannten Coronakrise bevorzugte und teilweise noch immer bevorzugt, wobei sie vollmundig den blinden Wissenschaftsglauben großer Bevölkerungsteile für sich arbeiten lässt. 

INDIV. AUTONOMIE STATT KOLLEK. REPRESSION
Freiheit ist immer die beste Antwort
Es gehört dazu – und damit stehen durch den laufenden Umbau diverser Teilsysteme der Gesellschaft, allen voran der Öffentlichkeit, aufgeworfene Grundsatzfragen im Raum – das autoritative, verdeckt von diversen Instanzen der Politik geförderte System der ideologie- und interessengesteuerten ›Faktenchecks‹, das sich immer dreister in den Bürgerdiskurs hineindrängt,  vordergründig, um unbedarften Medienkonsumenten Falschinformationen kenntlich zu machen, in der Praxis hingegen ganz unverblümt mit dem Ziel, einen Meinungskorridor mit Überzeugungen auszutapezieren, die von möglichst vielen Zeitgenossen verbindlich geteilt werden sollen – nicht weil sie wahr sind (was von den wenigsten Überzeugungen umstandslos behauptet werden kann), sondern weil sie als nützlich angesehen werden. Es gehört dazu die Umcodierung zentraler Begriffe, mit denen sich die Bürger eines freien Landes untereinander verständigen, darunter der von interessierter Seite willkürlich mit Grenzenlosigkeit assoziierte Begriff der ›offenen Gesellschaft‹, vor allem der Demokratie selbst, die plötzlich als Top-Down-Operation händchenhaltender Erziehungsministerialer erscheint, in der das große Gemeinsame ›eingeübt‹ wird, zu dem wir alle jetzt und in Zukunft den uns zugemessenen Teil beitragen sollen. Nicht zuletzt gehört hierher die biedere Schamlosigkeit, mit der den ›Leuten‹ das Grundvokabular elementarer Lebensvollzüge aus der Hand geschlagen wird (bis hin zu grotesken Scheinsubstitutionen für ›Vater‹ und ›Mutter‹), indem man es unter ›Verdacht‹ stellt, wobei der Sexismusverdacht momentan die erste Geige spielt. Aber das muss ja nicht so bleiben. 

8.

Der Paukenschlag, mit dem Brunos Schrift beginnt, wirkt auf glückliche Nachgeborene eher unspektakulär: Jupiter, der Herrscher im Himmel und auf Erden, ist sterblich. Von Thomas Hobbes hat Europa die Konstruktion des säkularen Staates als eines – im Gegensatz zum unsterblichen Christengott – ›sterblichen Gottes‹ übernommen, der sich alsbald mit den Insignien der Ewigkeit umgab. Gewiss, auch der Staat ist sterblich – was bedeutet, dass er, wie alle Individuen, auf Kritik und Rat angewiesen ist, will er auf Zeit überleben. Kritik und Rat sind aber keine mehr, wenn sie ihren Zuschnitt dem Korridor der zugelassenen Gedanken verdanken. Ein Staat, der sich von der unverstellten Kritik seiner Bürger freistellt, bereitet sich auf mittlere Sicht selbst den Untergang. Es ist keineswegs Zufall, dass der Katalog der von Bruno an den freigeräumten Himmel versetzten Werte eine starke Affinität zu den republikanischen Tugenden aufweist, die in der amerikanischen und dann wieder in der Französischen Revolution zu beherrschender Bedeutung gelangten. Es sind Grundwerte des dem eigenen Urteil vertrauenden und folgenden Subjekts – seit jeher der Dorn im Auge linker und rechter Kollektivisten, die allzu gern davon abzusehen wünschen, dass ihre Existenz auf gerade die Werte gebaut ist, die sie mit Füßen treten. Wer sein Denken abgibt – wie kann der sicher sein, dass dort draußen irgendjemand denkt und nicht einfach eine Repetitionsmaschine ihre Runden dreht, bis alles Leben im Staate erloschen ist?

DER AUSVERKAUF DEUTSCHLANDS GEHT WEITER
Merkels Agenda setzt auf China ohne USA – ein in Hektik gestrickter Vertrag soll es richten
Mut, heißt das, muss ganz oben ansetzen oder er gleitet selbsttätig alle Stufen hinunter bis zur völligen Aufgabe der Selbstachtung und damit der Achtung für alle anderen. Auch heute muss gelegentlich ›brennen‹, wer sich an dieser Tugend versucht. Das ist in vielen Teilen der Welt Usus. Wenn allerdings die Öffentlichkeit eines gerade noch liberalen Landes von Brandgeruch heimgesucht wird, während die Heizer verkünden, jeder, der diesen Umstand erwähnt, sei ein Verleumder und Schwurbler und – was immer sich der Einzelne darunter vorstellen mag – Aluhutträger, dann ist es hohe Zeit, dass die gerade noch individuell genannte Tugend Gemeinschaftscharakter gewinnt. Es ist nicht recht, sein Recht fortzugeben und sich nichts dabei einzufangen als das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche, wie immer biopolitisch verpackt es auf den Tisch kommen mag. Wenn das Angsthaben seine Zeit hat, dann das Muthaben ebenso. Es gibt ein gemeinschaftliches Coming-out jenseits der geschlechtlichen Identität, für das, wie für jenes, gilt, dass jeder Einzelne es für sich leisten muss. Soviel jedenfalls scheinen die sinnigerweise vom Verfassungsschutz unter Beobachtung gestellten Querdenker begriffen zu haben. An unserer Verfassung ist, wie an denen anderer Länder, noch vieles zu lernen, da wäre Beobachtung ein vielversprechender Ansatz. 

9.

Eine spezielle Intonation des Motivs ›Mut vor Fürstenthronen‹ hält staatsaffines Duckmäusertum für eine deutsche Eigenschaft, einen ›genetischen Defekt‹, um sich der Sprache zu bedienen, die in diesen Kreisen gern gesprochen wird. Das erwähnte Heine-Zitat wird deshalb gern von einem Augenzwinkern begleitet: Wir verstehen uns. Es steht auch nicht allein, doch muss man der Wahrheit wegen konzedieren, dass vermutlich die Mehrheit dieser Aperçus der Epoche der verlorenen Illusionen, sprich der Restauration und des Vormärz entstammt und Stimmungen bürgerlicher deutscher Revolutionsfreunde konserviert, die gern die Französische Revolution auf deutschem Boden passgenau nachvollzogen und mit dem Nationalstaat gekrönt hätten. Es kam anders, wie wir wissen, und diese Erfahrung hat sich quasi archetypisch ins deutsche Gedächtnis eingegraben. Doch schon die sozialistische Arbeiterbewegung kultivierte neue Sichtweisen und es ist bezeichnend, dass die überlebende Linke auf ein Kicher-Bonmot aus dem Munde Lenins zurückgreifen muss, um den deutschen Revolutionsgeist in ein ironisches Licht zu rücken. 

ZEITGEIST-WECHSEL
Rot und schwarz, das war einmal, heute ist blass Rotgrün
Aus einer weiteren Perspektive erscheinen die Dinge in einem etwas anderen Licht. Über lange Jahrhunderte war Deutschland das ideologische Schlachtfeld Europas. Das passt nicht recht zum behaupteten Duckmäusertum. Nach dem letzten, etwas läppisch verlaufenen Lutherjahr wurde manchenorts zaghaft daran erinnern, dass die Macht der großen Hure am Tiber auf deutschem Boden von, nun ja, Deutschen gebrochen wurde – eine etwas ungebührliche Sprache im Lande des Konkordats und dennoch… Immerhin wurde in Folge dieses Weltereignisses ein Drittel der deutschen Bevölkerung im sogenannten Dreißigjährigen Krieg schlichtweg ausgerottet. Das sind Zahlen, die selbst bei Mao- oder Pol-Pot-Nostalgikern verfangen könnten. Danach haben wir es mit einer demografisch stark veränderten und von den Erfahrungen dieser Jahre tief geprägten Population zu tun. Durch den Westfälischen Frieden entstand als europäischer Kompromiss das für Deutschland typische, von Napoleon nur oberflächlich gebrochene und in gewisser Weise bis heute im Geflecht von Bundes- und Länderzuständigkeiten lebendig gebliebene System der kleinen Machthaber mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Währenddessen wuchsen in Frankreich und England aggressive Monarchien zu Weltmächten heran. 

Die patriotische Über-Identifikation des deutschen Bürgertums mit dem waffenprunkenden Wilhelminischen Reich – faktisch gesehen der friedlichere Pol der damaligen Weltmächte –, wurde oft beschrieben. Heinrich Manns Roman Der Untertan, der sich gerade wieder gut verkauft, ist ein satirischer Abgesang auf diese Zeit, nicht mehr, nicht weniger. Noch immer lassen die folgenden Ereigniswellen sich am ehesten unter das Wort vom Untergang Europas fassen – eine präzedenzlose Abfolge industrieller Menschenvernichtung, ökonomischer Katastrophen und unfassbarer Menschheitsverbrechen, in deren Verlauf die beiden totalitären Systeme als machtvolle Treiber und Getriebene über weite Strecken federführend die Bühne beherrschten. Angesichts der mentalitätsprägenden Gewalt dieses Nachlasses erscheint der kritische Rückgriff auf die entschwundene Welt des Stockpreußentums zur Erklärung der Merkel-Welt … sagen wir: etwas forciert. Mehr Sorgen bereitet da schon das doppelte Erbe aus westdeutscher Sorglosigkeit, die unter dem Schirm des amerikanischen Imperiums heranreifen konnte, und reflexhaftem Bei-Fuß-Stehen der östlichen Landesteile, in denen viel DDR überlebt hat und noch eine Weile fortleben wird. 

10.

Die Deutschen sind, wie jede moralisch empfängliche Nation, erpressbar. Selbstverständlich erpresst eine Regierung, die so ungebremst wie die gegenwärtige das deutsche Schuldtrauma – nicht zu verwechseln mit den traumatischen Folgen, an denen die überlebenden Opfer des Holocaust litten und heute noch leiden – in den wichtigen Fragen der Nation gegen jede selbstbewusste Opposition ausspielt, damit den wohlmeinenden Teil der Bevölkerung und entzieht ihm den moralischen Kompass, ohne den Freiheitsbewusstsein schlimmstenfalls zur bloßen Hysterie degeneriert. Andererseits zeigt der nüchterne Blick, dass in Ländern wie den USA, Großbritannien oder Frankreich ganz ähnliche Kräfte und Mechanismen am Werk sind. Allein die Leichtigkeit, mit der US-amerikanische Parolen aus den Schubfächern Fake News, Hate Speech, Gender-Correctness, White Supremacy sowie die allgegenwärtige Rede von den alten weißen Männern, welche angeblich die Welt ruinieren, in den Sprachgebrauch hiesiger Behörden und Sprechblasenfabrikanten eingezogen sind, auf dass die Wirklichkeit sich nach ihnen strecke, zeigt an, dass dieser Sturm nicht aus den Tiefen der deutschen Seele bläst. Eher weht er ihr um die Ohren. Auch spricht viel für die Annahme, dass ein so vielfältig abhängiges Land wie Deutschland nicht zwingend zu den Haupt-Strippenziehern der anstehenden Weltveränderung gehört. Umso dringlicher erhebt sich die in manchen weltläufigen Ohren hausbacken klingende Forderung, das eigene Haus in Ordnung zu bringen. In der Sprache Brunos liest sich das so: »Das Schwein will nicht sterben, weil es dann nicht mehr Schwein wäre; das Pferd fürchtet sich am meisten davor, nicht mehr Pferd zu sein. Jupiter fürchtet sich dieser Naturnotwendigkeit zufolge am meisten davor, nicht mehr Jupiter zu sein. Aber die Gnade und Gunst des Schicksals wird seinen Zustand nicht ändern, ohne ihn mit dem Wasser aus jenem Flusse getränkt zu haben.«


Prof. Dr. Ulrich Schödlbauer, geb. 1951, ist Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Essayist. Er war bis 2015 Außerplanmäßiger Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Fernuniversität in Hagen.


Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

50 Kommentare

  1. War dieser Lästerer nicht ein gewisser Heinrich Morgenstern?

  2. Lieber Autor,
    vielen Dank für diesen Artikel und Ihr Engagement. Sie haben sich nicht nur eine Menge Arbeit gemacht, sondern auch viele Wahrheiten ausgesprochen.
    Dennoch denke ich, dass der Artikel für Leser meiner Generation zu anspruchsvoll, zu abstrakt und zu lang ist. Ich will dies nicht als Kritik verstanden wissen, da ich nicht weiß, was Ihre Intention ist.
    Was außerdem bei Tichys Einblick fehlt, sind fröhliche Nachrichten und politisch belanglose Artikel. Für den Sportteil muss ich immer auf die altbekannten Medien zurückgreifen, worauf ich eigentlich verzichten möchte.
    Ich bin allen Autoren auf TE sehr dankbar, auch für ihren Mut in diesen schwierigen Zeiten.

  3. Eine Edition Tichy mit ausgewählten Texten, die eine Verortung im allgemeinen Irrsinn ermöglicht, wäre evtl eine schöne Sache.

    Dieser Text würde mE dazugehören.

  4. „Deutsch sein heißt, etwas um seiner selbst zu betreiben“ -es ist irgendwie im Blut dieser Nation, irgendwelchen politischen Idiotien lemminggleich hinterzurennen, blindlings ab die eigene Überlegenheit zu glauben und das nicht eher einzusehen, als dass das Land in Trümmern liegt.

  5. Was als des Deutschen Schwäche bezeichnet wird, kann unter gewöhnlichen Umständen eine Stärke sein: Die Liebe zur Ordnung und klaren Verhältnissen, die Loyalität zum geltenden Recht und die deutsche Biederkeit sind Eigenschaften, die dem technologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt der vergangenen Zeiten erst möglich gemacht haben. Selbst ein Avantgarde-Künstler ist angewiesen auf eine funktionierende Stomversorgung, gewissenhaften Interpreten, und eine verlässliche Erfüllung von Verträgen. Nur machen diese Charaktereigenschaften leider auch anfällig für die unreflektierte Übernahme von falschen Ideologien, seien sie braun, rot oder grün.

    • Und wir alle haben die Schwächen unserer Stärken… oder: zur Tagseite gehört immer auch die Nachtseite.
      Alles eine Frage des rechten Maßes, also der Vernunft.

    • Die Liebe zur Ordnung und klaren Verhältnissen, die Loyalität zum geltenden Recht..

      Nur machen diese Charaktereigenschaften leider auch anfällig für die unreflektierte Übernahme von falschen Ideologien, seien sie braun, rot oder grün.

      Sehe ich nicht so, denn die linksgrüne Ideologie ist m.M.n. an Konfusität und Unlogik nicht zu überbieten – also: Das Gegenteil von Klarheit und Ordnung.
      Wenn die Loyalität zu geltendem Recht so groß wäre, würde sie nicht so krass uminterpretiert bzw. außer Kraft gesetzt werden können.

  6. ..und ich habe mich mehrmals vertippt nach meinem Nachtdienst und bekomme es besser nicht hin. Ich bitte um, Nachsicht

  7. „Sehr geehrter Herr Heil,

    wieder danke für Ihre Anteilnahme an unserem Beruf! Und wieder: Sie kämpfen da auch gegen Windmühlen. Aber Sie tun es!
    Und versuchen, uns Altenpfleger- und Helfer besser zu stellen.

    Solange die Gesamtheit der Bevölkerung nicht begreift, irgendwann pflegebedürftig zu werden, ist ein solcher Kampf wohl nahezu aussichtslos.
    Da kämpft es sich leichter gegen einen Klimawandel.
    Für etwas zu kämpfen hat noch immer mehr Schönheit und Relevanz als „gegen“.
    Nur für den Nächsten, das kann richtig Kraft kosten und Verluste beinhalten.

    Danke für Ihren klaren, deutlichen Worte gestern bei „Hart aber Fair“. Wenn ich abends zur Arbeit gehe und das erlebe, das so beklagt wird: wegen Hautfarbe oder auch nur Zopf beschimpft zu werden!
    Aber Sie vertreten Ihre Partei damit schon nicht mehr, das wissen Sie auch.
    Sie erscheinen wie „der letzte Mohikaner“, was man ja nicht mehr sagen darf, sowenig Ihr Beispiel ja von „Nicht jeder kann Häuptling sein, manche sind Indianer“ Ihnen hoffentlich nicht von Frau Eskens Seite auf die „Füße fällt.

    Indianerehrenwort, Ihnen vertraue ich noch als Häuptling, Ihrer Partei keinen Zentimeter mehr.
    Um ehrlich zu sein: keiner mehr
    Wenn ich ehrlich bin: heute, wenn ich abends zur Arbeit gehe und auf dem Weg dorthin verprügelt werde oder ständig nach mir gerufen wird: „He, Du schwule Sau“, die ich nicht bin, sondern nur zur Arbeit gehe in Kölns „Mist- Vierteln“,
    weil ich mir eine Wohnung woanders nicht mehr leisten kann- und meine Arbeit mache in diesen „Dreckslöchern“, die nicht sozial schwach sind, in denen nur unterdurchschnittlich verdient wird.
    „Sozial schwach“ sind solche Tagediebe, die eine Virenkrise herbeidichten und dann mit Masken und Impfstoffen reich werden. und Villen kaufen und vorab um Vergebung bitten.

    Faktenchek zu „Hart aber fair“; als APH- Schüler bekam ich Hartz IV. Ohne Zuschüsse für Literatur.
    Ein Kaffee? Ich musste mich einladen lassen mit meinen 45 Lebensjahren damals, weil ich mein Geld anderweitig ausgab. Für Bücher . Und mir blieben 274 Euro zum Leben!!!!!

    Wer bringt Opfer in dieser Gemeinschaft, die unser Land ist, Deutschland?
    Ganz gewiss nicht nicht die, die sie dauernd einfordern.
    Auch Sie verdienen in einem Monat soviel wie ich in einem Jahr.

    Nur: Sie sorgen sich noch.
    Danke dafür.

    Minderbemitteltes Denken wie Kobolde, Netz als Speicher, Desinfikationsmittel, Ludwig Erhardt in der SPD als Gründer der sozialen Marktwirtschaft, Netz als Spreicher…..was braucht es denn noch?
    Was braucht es, dass die SPD wieder klare Worte findet? SPD und Bildungs das ging einbst Hand in Hand Und heute?

    Und die Grünen streichen „Deutschland“ ais ihrerm Wahlprogramm.
    Aber worum geht es, wer ist hier noch für die Arbeitenden? Wer arbeitet hier? Deutsche! Und nur die, die sich als solche fühglen.
    Türken in ihren Kiosken: die fühlen sich deutsch.

    Herrgottnochmal: spaltet Ihr Politiker nicht dauernd, sondern versucht endlich mal, Gemeinsames herzustellen als ein plattes. „Wir schaffen das“ hinaus.
    Denn so schaffen wir es nicht, wie es läuft und Steuern erhöht werden, Abgaben: wir, ja WIR: sind da ínzwischen Fahnenstangende, sogar weltweit.

    Und wofür? Diese Frage meine ich ganz ernst: wofür?

    Für einen Kampf gegen rechts, der alles anfeindet, das anderer Meinung ist.
    Für Flüchtende, also Flüchtlinge, die mehr Geld haben als ein APH.
    Für Politiker, die ein Zehnfaches bekommen dessen, das ich verdiene.
    Wofür eigentlich?
    Die Arbeit wird „ganz unten“ gemacht, das sagen Sie selbst.
    Ich weiß es. Ich tue diese Arbeit „ganz unten“.

    Und ich habe großes Glück, ich bin zu krank, noch die Rente zu erleben, ich werde „sozialverträglich ableben“.
    Sollte ich meinen Renteneintritt wider Erwarten erleben und mit zu versteuernden knapp 1000 Euro, noch ohne Krankenkasse, noch leben müssen, so wäre ich lieber tot.
    Da bin ich ganz bei Frau Merkel: „Dann ist das nicht mehr mein Land.“

    Ganz ehrlich: ich hoffe, ich sterbe bald. 
    In diesem Land gibt es keine Zukunft mehr, weil ich kein Farn bin, sondern nur ein Mensch.

    Eine dieser Dumpfbacken, die den Laden am laufen halten und sich mit Beifall begnügen.
    Einer von Millionen!
    Einer von Millionen, die Sie bezahlen.

    Ziemlich am Ende,
    Melante

  8. Die zitierte germanische Volkstreue kann man durchaus weniger filigran als Kadavergehorsam bezeichnen. Ich denke, dies trifft den Kern und kann dieser Tage erschreckenderweise im buchstäblichen Sinn beobachtet werden. Das vorläufig letzte und sowohl schockierende als auch beschämende Beispiel ist der Massenauflauf am Freiburger Impfzentrum.

  9. Die Willkommenskultur 2015 war rein deutscher Trash. Auch die Affenliebe der Deutschen zur EU ist typisch für Deutschland.
    Aber diese ganze woke Bewegung ist nur ein Abklatsch aus den USA, die in vielen westlichen Staaten stark ist. Hier sind die Deutschen einfach nur die Provinz eines Imperiums. Und was in der Zentrale gilt, kommt irgendwann auch in die Provinz.

  10. Es gibt viele Dinge, über die ich mich in unserem Land aufrege! Dennoch sollten wir nicht dazu übergehen – wie unsere selbsternannten politisch (in-)korrekten Freunde – bei jeder Gelegenheit auf das deutsche Volk ein zu dreschen. Das ist falsch und ungerecht. Aufklärung, Information und konstruktive Vorschläge braucht das Land! Diskussionen, offen und frei sind notwendig! Überlassen wir den Deutschlandhassern nicht die Diskussionshoheit. Ich hoffe immer noch auf einen unabhängigen deutschen Fernsehsender.

  11. Ich bin froh, nicht mehr jung zu sein. So bleibt mir vieles erspart.
    Ich bedauere es, nicht mehr jung zu sein. Zu gern würde ich noch das weitere Schicksal Deutschlands erleben.

  12. an die Deutschen:

    Deutsche Verzweiflung
    Hoffmann von Fallersleben
    1798 – 1874

    In Angst und bürgerlichem Leben
    wurde nie eine Kette gesprengt.
    Hier muß man schon mehr geben,
    die Freiheit wird nicht geschenkt.
    Es sind die glücklichen Sklaven
    der Freiheit größter Feind,
    drum sollt Ihr Unglück haben
    und spüren jedes Leid.
    Nicht Mord, nicht Brand, nicht Kerker,
    nicht Standrecht obendrein;
    es muß noch kommen stärker,
    wenn’s soll von Wirkung sein!
    Ihr müßt zu Bettlern werden,
    müßt hungern allesamt,
    zu Mühen und Beschwerden
    verflucht sein und verdammt.
    Euch muß das bißchen Leben
    so gründlich sein verhaßt,
    daß Ihr es fort wollt geben
    wie eine Qual und Last.
    Erst dann vielleicht erwacht noch
    in Euch ein bess’rer Geist,
    der Geist, der über Nacht noch
    Euch hin zur Freiheit reißt!

  13. Ein schöner Text, nur leider längst nicht für jeden verständlich, der ihn unbedingt verstehen sollte. Es ist leider oft so, dass diejenigen, die versuchen, uns die Ursachen und Folgen unseres Handelns zu erläutern, in ihrer Elfenbeinturmeloquenz, eine Sprache verwenden, der nur die Wenigsten zu folgen vermögen. Seien es nun Literaturprofessoren, oder Juristen, Mediziner oder Angehörige der geistlichen Zunft, auf die Meisten trifft es zu. Warum wohl hat Luther seine Thesen in Deutsch und nicht im allseits üblichen Latein an die Türen zu Wittenberg genagelt? Warum übersetzte er die Bibel in die deutsche Sprache? Nun, die Antwort dürfte auf der Hand liegen. Es steht also zu befürchten, dass diese durchaus in weiten Teilen zutreffende Analyse schnell in Vergessenheit gerät. Des Weiteren muss ich leider darauf hinweisen, dass der Autor selbst scheinbar nicht gerade der Mutigsten einer zu sein scheint, ähnlich derer, die uns in diesem Forum immer mal wieder darauf hinweisen, wie glücklich sie sich schätzen, nicht mehr in diesem Lande zu weilen. Echten Dissidenten will ich dieses Recht ja noch einräumen, aber ansonsten finde ich das Gemaule aus der Ferne doch eher unangebracht. Genauso unangebracht wie Kritik am Mute der Deutschen aus dem Munde eines in sicherer C-2(3),4) Proffessorenpension verweilenden. Hätte er diese Abhandlung aus der Position eines arbeitenden Intellektuellen und somit angreifbaren Person heraus verfasst, wäre sie für mich um einiges glaubwürdiger.

    • Da stimme ich Ihnen zu: Der Text ist anspruchsvoll intellektuell, klug und wortgewaltig, treffsicher in der Analyse und beleuchtet viele Aspekte – und doch ist er metaphorisch nicht als eine köstliche Speise zu bezeichnen, die man genussvoll zu sich nimmt – fein gewürzt, appetitlich angerichtet, gehaltvoll und wohlschmeckend, nahrhaft und nachhaltig, sondern in seiner Opulenz geradezu dekadent – maßlos verschwendend und ausschweifend, zu viel von allem, zu salzig, zu sauer, zu bitter, zu fett und abschreckend in seiner Fülle. Dennoch: ein nahrhaftes Buffet, nimmt man portionsweise kleine Häppchen zu sich, die man in Ruhe verdaut. Eine Fundgrube für Journalisten, die sich hier für ihre Leserschaft bedienen können.

  14. kaum werden Merkels Kinderlein übermütig, schon kommt der erste „Zuchtmeister“ Jens Spahn:“„Das Gefühl ist im Moment besser als die Lage“Der Bundesgesundheitsminister warnt angesichts der sinkenden Corona-Zahlen vor übereilten Lockerungen. Die Inzidenzen in Deutschland seien weiter auf sehr hohem Niveau.“ https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-05/jens-spahn-corona-pk-infektionszahlen-lockerungen-oeffnungen-bundeslaender
    Vor ein paar Tage sagte Drosten, wir sind auf einem guten Weg, aber was in xxx (Tagen, Wochen, Monaten) sein wird, kann er nicht sagen.

  15. Was für ein geiler Text. Da gibt einem jeder Satz ja Stoff für Wochen intensiver Reflexion.

    • Das sagen sie mal dem Lemming der versteht wohin die Herde läuft aber mitgeschoben wird. Der wird auch rufen „Ihr Idioten“ und sein Nachbar sagt dann „Warum immer diese Verallgemeinerungen?“

  16. Freiheit ist Verantwortung, Eigenverantwortung und die erfordert Mut und eine Persönlichkeit und die Bereitschaft und die Stärke, Krisen auszuhalten, daran zu wachsen und nicht das, was heute von vielen praktiziert wird. Dafür haben die meisten Deutschen auch diese und die künftige Regierung mehr als verdient, aber eben nicht alle. Für diejenigen, die den Mut zum Menschsein mit allen Konsequenzen hatten und haben, müssen unter den eklatanten menschlichen Defiziten hierzulande leiden. Was die Empathie gegenüber den Landsleuten auf ein Minimum herunterfährt.

  17. Zum Thema „Mut“: Ich habe schon mal die holländische Motorrad-Abenteurerin Noraly Schoenmaker („Itchy Boots ) erwähnt.
    Sie tut etwas sehr Simples, das aber mit letzter Konsequenz:
    Fährt mit ihrem Motorrad rund um die Welt. Davon gibt es dann in regelmäßigen Abständen kleine Videos. Länderkunde und gelegentlich ein Blick auf besondere Sehenwürdigkeiten ergeben sich quasi nebenbei. Sie ist keine Touristin.
    Was verschafft ihr Hunderttausende von mehr oder weniger begeisterten Followern?
    Ich denke, es ist diese Mischung aus absoluter Eigenständigkeit und nahezu grenzenloser Anpassungsfähigkeit (Unterkunft, Essen..)
    Also Mut plus Realismus. Daneben ein unerschütterlicher Optimismus, die Gewißheit, es werde immer irgendwie weitergehen.
    Letztlich ist es eben die schwer zu definierende „Persönlichkeit“.

    • ……das haben wir auch! nur brauchen wir uns nicht einschränken! bieten doch freiheit genug: die hochsee und eine ranch in südamerika mit jetzt rund einer million ha., und dazu im indian summer kanda und im spätherbst törggelen in südtirol mit freunden ! im sommer ist noch eine rafting tour durch den great canyon geplant!

  18. Danke für diesen tiefschürfenden, in der Seele wohltuenden Artikel, Herr Professor, Dank auch an das Team von TE die ihn abgedruckt haben. Treue als Urgrund der derzeitigen Misere vermag ich allerdings weniger erkennen. Was ich sehe ist Dummheit, Feigheit, Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit, sowie eine gute Portion Kriechertum, gemischt mit dem allüberall vorhanden Hang zur Denunziation. Ich bin fremd geworden in diesem Land!

  19. Diese in jeder Weise als Denkschrift zu bezeichnende Einlassung des Autors, sollte Frau Merkel als Frühstückslektüre verabreicht werden. Soweit sie imstande wäre, was der Autor in seiner umfassenden Darlegung zum Ausdruck bringen möchte, zu verstehen.
    Die Verabreichung des Stoffes sollte in schonender Weise abschnittsweise verabreicht werden, um der Adressatin die Nachfrage zu ihr vielleicht nicht verständlichen Passagen zu ermöglichen. Zu diesem Zweck empfehle ich die Beratung der sonst Unberatbaren durch einen versierten Staatsphilosophen aus nicht heimischen Gefielden, sprich sozusagen eines oder sogar mehrerer Aufklärrer, da dann bei diesem Stoff eine gewisse Objektivität vorausgesetzt werden könnte, die diese Dinge zwar faktisch, aber nicht emotional der Zielperson zur Verinnerlichung näher gebracht werden würden.
    Ist allerdings nur ein gut gemeinter Vorschlag. Ich befürchte allerdings, das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, weil das die konkreten Pläne zur Nachtübergabe im September stören könnte.
    Der Autor sieht meiner Meinung großes Ungemach für dieses Land am Horizont heraufziehen, worin wiederum ersichtlich wird, dass der momentane Weg der bestimmenden
    Politik nicht richtig sein kann.

    • Der Autor ist nicht der Einzigste, der sieht, wie Deutschland mal wieder vor die Wand gefahren wird. Über AM wurde bereits alles gesagt,

      • ……es gibt keine steigerung von einzig!

      • Stimmt, mein Fehler.

    • Versteht Merkel nicht. Dazu ist sie zu eindimensional sozialisiert.

  20. Die aktuelle Genese neuer Religionen, konkret der des „Klimas“ mit dazu passender Apokalyptik, mit partiell nahezu animistischen Zügen der Vergoettlichung von Allem und Jedem, vom alten weissen Mann, dem Belzebub, natuerlich abgesehen, mit Schamanen sowie Hohepriestern scheint hierzulande besonders ausgeprägt zu sein. Passend zu diesem wohlige Ausgeliefertsein liefern die Gruenen qua Allmachtsphantasien die Rettung durch eine gittgleuche Konstruktionsmacht. Danach kann „man“ nicht nur den Menschen (und sein Geschlecht) und die Gesellschaft neu und passend nach Belieben gestalten, die Welt virenfrei machen, sondern auch das neue Klima konstruieren, indem man an den dazu passenden Schraeubchen dreht. Vorher werden wir bereits die Kunst des Regenmachens oder der Trocknung, allgemein die Gestaltung des Wetters, erfahren, nach Anleitung der Hohepriester Latif und Schellnhuber, ob mit oder ohne Opfer wird man sehen. Eine Vorstellung, bei der der Begriff Hybris ein Euphemismus waere, die aber im Kontext mit der neuen Religiosität, der Unbedingtheit des manichaeischen Glaubens, fasziniert. Nun verfolgten auch die (pseudo) religiösen Führer eher selten (ausschließlich) edle Ziele, ganz im Gegenteil. Die absolute Abhängigkeit und Unterwerfung der Schafe mittels einer pseudoerloesenden, Sinn vermittelnden Religion ist ein Motiv, dem der potentiell Herrschende, haeufig selbst psychisch gestöert, kaum widerstehen kann. Bei allen Parallelen im Westen fallen aber, aktuell wieder eher mehr als weniger, durchaus deutliche Unterschiede auf. Der offenkundig zu Extremen, zur Irrationalitaet, zum Irrealimus und zum Kollektiv neigende Deutsche nimmt eine, von ihm natuerlich auch dringend benötigte, Sonderstellung ein. Ob es allein das intensiv gepflegte Schuld – und Boesentrauma ist, oder dem Deutschen frei nach Heine u.. a. gewisse Anfaelligkeiten zu eigen sind, wofür einiges spricht, ist am Ende relativ irrelevant. Er selbst gelangt offenbar nicht zur Genesung und von Aussen ist der psychisch Kranke bekanntlich nicht zu heilen, rational jedenfalls nicht, wie man bei jedem Junkie erfahren darf.

  21. Seit Jahrzehnten wird verbal auf Deutschland eingeprügelt, insbesondere auch von innerdeutscher Seite. Mich beschleicht der Verdacht, dass gerade diejenigen, die am extremsten wüten eben jene sind, die das deutsche Volk für die verlorenen Kriege büßen lassen wollen. Den verbalen Scharfmachern geht es meiner Meinung nach weder um Freiheit, Menschlichkeit, noch Recht. Es geht um Unterdrückung und Maßlosigkeit. Daher auch ihr verbissener Kampf gegen kritische Meinungsäußerungen und offene Diskussionen. Ich bleibe dabei, das deutsche Volk ist mehrheitlich gutmütig und durchaus hilfsbereit, aber leider politisch in weiten Teilen desinteressiert.

  22. Die Bundesrepublik Deutschland ist unter Merkel genauso „erstarrt“ wie die DDR unter Honecker mit seinem Credo: „Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“. Das Ende ist ja bekannt: Mauerfall, Zusammenbruch, Privatisierung, politischer Systemwandel und Währungsreform.
    Dies wird sich in ähnlicher Art wiederholen. Spätestens gestern, wo in dem Staatsfernsehen (ARD) eine eurphemistisch als „Aktivistin“ bezeichnete Millionenerbin („passives Einkommen“) den Ex-VS vor dem Kanzlerkandidaten beleidigen durfte, sollte klar sein, dass der politisch-moralische Konsens am Ende ist.

  23. Mit Genuss zu lesen, nur leider scheint mir, dass das deutsche Bildungsbürgertum nur noch in Rudimenten innerhalb des Landes der Dichter und Denker existiert. Werden bald Bücherverbrennungen auf den Scheiterhaufen ideologisch verbrämter, medialer Meinungsdiktatoren ihre Gleichschaltungsbemühungen fortsetzen? Trotzdem Danke für ihre Wortmeldung Herr Professor, es war wieder einmal geistig erfrischend aus dem Sumpf dumpfer Bevormundung auftauchen zu können.

  24. Nur weil den Deutschen Politik als Streit und Ringen um den richtigen Weg schon immer verdächtig bis abstoßend erschienen ist, konnte es so tief in Passivität und Unterwerfungsbereitschaft sinken.
    Es fehlen die freiheitlichen Traditionen.
    Herrschaft gibt es nicht ohne den Willen der zu Beherrschenden, beherrscht zu werden. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zu der Vorstellung, die Machthaber seien auch mit höherer Weisheit gesegnet.
    Ist dieser Glaube erst mal verinnerlicht, so kann man dem also verdummten Volk schlechthin jeden Irrsinn und jede Bosheit zumuten.
    Priesterherrschaft kann davon jahrhundertelang bequem und auskömmlich leben.
    Um die Menschen gefügig zu machen, muß man entweder Angst oder Hoffnung erzeugen.
    Unsere Regierung weiß das natürlich genau und spielt virtuos auf diesen Instrumenten: erst Freiheiten reihenweise wegnehmen und dann wiedergewähren.
    Es ist das uralte Spiel: böse Mutti, gute Mutti. Ein gutes Kind gehorcht geschwind…
    Die Weigerung, erwachsen zu werden – d.h. sein Leben selbstbestimmt zu führen – findet ihr Ende im Versagen der Machteliten. Eines Tages sagt dir keiner mehr, was du zu tun hast – und du hast das eigenständige Denken und Handeln längst verlernt. Dann ist die Zeit des Diktators gekommen.

  25. „Der Staat profitiert vom Mut seiner Bürger. Er sollte sich nicht auf deutsche Obrigkeitsfrömmigkeit verlassen“

    Ganz ehrlich, aber diesen „Optimismus“ kann ich leider NICHT teilen, zumal ich persönlche Erfahrungswerte habe als ehemaliger „DDR-Bürger“, – denn die heutigen Zustände sind ja bei weiten schlimmer !!! als zu „DDR-Zeiten“.

    In der „DDR“ gab es einige Personenkreise (wie SED-Funktionäre, Stasi- und Polizei-Mitarbeitern, denen man am besten aus dem Weg gegangen ist, – aber ansonsten ….

    Heute dagegen arbeitet (fast) jeder Zug-Schaffner, – (fast) jeder Supermarkt-Kassierer und vor ALLEN sogar der eigene !!! „Arbeitgeber“ und die meisten Arbeitskollegen im Auftrag FÜR Merkel !!!, und besonders das Denunziantentum und die Obrigkeitshörigkeit hat massiv zugenommen.

    • Ich habe nie in der DDR gelebt aber ich denke die schweigende Mehrheit hat die Zustände damals eher ertragen und man war sich im stillen einig welcher Unsinn regiert. In der merkelschen DDR 2.0 die wir bereits erleben dürfen hat man das Gefühl von degenerierten Idioten umgeben zu sein. Dumm, Feige und Träge lassen sie sich zur Schlachtbank führen und stellen auf dem Wege dahin dem Nachbarn ein Bein.

    • Ich kann diesen Optimismus nur unterstreichen: in der DDR hätte ich „Pflastersteine gezählt“ und nun arbeite ich in der IT-Branche bei einem Marktführer. Der Unterschied ist eklatant.
      Aber ich gebe ihnen irgendwie Recht: wir mutieren langsam zu einer „DDR 2.0“. Wenn ich dann doch wieder bei den Pflastersteinen* lande, wird der Staat deutlich Minus machen – er wird weniger Steuern von mir einnehmen und das IT-Zeug kommt dann aus China.

      *in Südeuropa würde ich Frührente gehen

  26. „Der Staat profitiert vom Mut seiner Bürger…:“
    Das Volk profitiert vom Mut seiner selbst!

    Der Staat ist nur ein bürokratisch-juristisch-logistisches Konstrukt, das verschiedenste Obrigkeiten sich zunutze machen.

  27. „Etwas von jener germanischen Treue muss sich im deutschen Volkskörper erhalten haben. Ebenso halsstarrig wie folgsam nimmt er die fortschreitende und – wie er bald wahrzunehmen Gelegenheit finden wird – unumkehrbare Erosion seiner gewohnten Lebensweise in Kauf –: aus keinem anderen sichtbaren Grund als dem ihm täglich eingehämmerten, das müsse jetzt so sein, in Wahrheit sei das Ausmaß an Selbstzerstörung noch lange nicht ausreichend und er, angesichts der sich abzeichnenden Niederlage im ungleichen Kampf gegen die unerbittlich vorrückenden Zahlenkolonnen des RKI, der eigentliche Versager.“
    Ich werde, wenn ich so etwas lese, zunehmend ungehalten, wird doch suggeriert, der Bürger lasse sich freiwillig das Gängelband anlegen, nur weil ihm die Obrigkeit mit dem erhobenen Zeigefinger kommt und die RKI-Zahlen präsentiert. Tatsächlich sind aber Verstöße gegen Verordnungen mit teilweise hohen Strafen verbunden (zumindest im Wiederholungsfall), Demonstrationen werden verboten oder gewaltsam aufgelöst, mutige Richter mit Verfahren und Hausdurchsuchungen unter Druck gesetzt. Es gab schon einmal die Frage in Deutschland: „Warum habt ihr nichts gemacht“. Die Antwort ist einfach: Weil massive Strafen drohten. Aus dem gut abgesicherten Ruhestand lassen sich bequem gelehrte Vergleiche ziehen, so wie der gerne zitierte Heine während der Julirevolution auf Helgoland weilte und sich alsbald ins französische Exil begab, um aus sicherer Ferne den Deutschen den Spiegel vorzuhalten.

  28. Wahrer Mut ist selten.

    Ja, aber auch nicht seltener als bei anderen Völkern und in anderen Kulturen. Das erkennt Professor Schödlbauer ja auch im letzten Absatz durchaus an. Warum aber dann diese Überschrift?!

    […]vom deutschen Mangel an Mut zur Freiheit

    Wiederkehrend und aufdringlich hält sich die Behauptung, wir Deutschen wären besonders obrigkeitshörig, unterwürfig, gefolgsam und würden Freiheit allzuschnell aufgeben. Nichts könnte falscher sein, denn

    • die Idee der Freiheit wurde in unseren Wäldern geboren (Professor Schödlbauer blíckt ja auf die Germanen zurück);
    • die Sachsen wehrten sich gegen die Franken, kämpften für ihre Selbstbestimmung;
    • die Fürsten unterwarfen sich nicht dem Kaiser, sondern sorgten für Wahl, Reichstage und lokale Unabhängigkeit;
    • während der Reformation, in den Bauernkriegen und im Dreißigjährigen Krieg wurde in der Deutschen Nation für die Bekenntnisfreiheit, gegen den Zentralismus und für Individualrechte gekämpft;
    • in den Befreiungskriegen kämpften Deutsche für ihre Nation, für das Recht und ihre Freiheit;
    • 1848;
    • 20. Juli 1944;
    • 17. Juni 1953;
    • unzählige Dissidenten, zum Beispiel Frau Barbe oder Frau Lengsfeld;
    • Montagsdemos 1989 und 9. November 1989;
    • zahllose andere Demos und Initiativen, und ja, auch die Querdenker gehören dazu.

    Wir Deutsche haben keinen „Mangel an Mut zur Freiheit“, ganz im Gegenteil. Wir haben aber viele Intellektuelle, die zu gerne anderen Deutschen „den Mangel an Mut zur Freiheit“ vorwerfen und insbesondere von einem

    […]reflexhaftem Bei-Fuß-Stehen der östlichen Landesteile, in denen viel DDR überlebt hat[…]

    schwafeln (diese Ossis sind übrigens die, die sich ihre Freiheit selber erkämpft haben), aber selber in ihrem ganzen privilegierten Leben nicht einen Meter gegenüber dem uniformierten Staat oder dem gewaltbereiten schwarzen Mob demonstriert haben.

  29. Das was sie Treue nennen ist in Wirklichkeit nichts weiter als treu doof bis in den Untergang.

  30. Das einzige, was mir derzeit Angst macht ist nicht Covid-19, sondern Wahnsinn. Vor allem deshalb, weil der Großteil der Bevölkerung den allgegenwärtigen Wahnsinn nicht einmal zur Kenntnis nimmt geschweige denn etwas dagegen unternimmt.

  31. Habe heute morgen auf DLF ein Interview mit dem Kanzlerkandidaten der SPD gehört.
    Herr Scholz sagte u.a. ganz unverblümt das: (…)…. der vom Menschen gemachte Klimawandel…!
    Ihm wurde vom Moderator nicht widersprochen…!
    Leider, so steht zu befürchten, wird sich das wie das unsägliche Gender-Gegluckse fortsetzen und manifestieren!
    Das Schlimmste daran ist aber, dass das alles von ehemals als leidlich „vernünftig“ wahrgenommenen Menschen völlig widerspruchslos hingenommen wird!
    Es ist einfach erschütternd!

    • Der Moderator wäre, noch vor Ende des Tages, seines Jobs verlustig gegangen, wenn er denn widersprochen hätte!

    • Ja – sehr befremdlich! Die Erde evoluzt sich weiter auch ohne den Menschen. Es grenzt an Blasphemie zu behaupten, der Klimawandel ist menschengemacht. Klima MUSS sich wandeln – hat sich immer gewandelt, und wird sich immer wandeln, mit und ohne Mensch. Das Wort Klimawandel ist völlig überflüssig. Die Aussage von Hr. Scholz erinnert nur daran, wie arrogant und vermessen sich der Mensch an die Spitze der Evolution setzt, und behauptet, er hätte das Klima voll unter Kontrolle!

  32. Der gemeine Deutsche lässt extern über Freiheit denken. Seit Karl Marx haben wir nicht ein Konzept für die Zukunft von innen heraus entwickelt. Und man sehe sich das Konzept von Karl Marx mal an – es konnte nirgendwo in die Praxis umgesetzt werden. Ansonsten streben wir den aktuellen amerikanischen Entwicklungen zu „Woken“, „Gender“, BLM, … hinterher. China ist das Vorbild der Wirtschaft und der Politik und wie selbstverständlich liefern wir dem Islam Raum zur freien Entfaltung, obwohl wir die Aufklärung eher „überstanden“ haben. Deutschland ist und bleibt das Land der Untertanen!

    • Andere europäische Länder sind genauso unter der Vorherrschaft amerikanischer Kultur. Liegt daran dass Europa nur ein Vasall ist.

  33. vom Denken in diesen Zonen – Sie meinen rechts?
    da wird mehr ge- und bedacht als links. Gerade auch vom Ende her. Da kann unsere Vordenkerin einpacken.

Einen Kommentar abschicken