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Georg Gafron antwortet an Leser

Warum Biden nicht Putin oder Xi ist

15.05.2021

| Lesedauer: 5 Minuten
Warum Deutschland sich entscheiden muss und warum es die Wahl hat - Und warum die Entscheidung über „Nordstream 2“ der Moment der Wahrheit ist. Eine Replik auf kritische Leserzuschriften.

Das große Verdienst von „Tichys Einblick“ besteht insbesondere darin, dass hier Kommentare, Berichte und Standpunkte publiziert werden, die fast schon ein Alleinstellungsmerkmal im ideologisierten Einheitsbrei der veröffentlichten Meinung darstellen. An den vielen Zuschriften, die täglich bei TE eingehen, sieht die Redaktion eine Aufforderung zum Weitermachen und freut sich über jede Zustimmung. Gleichzeitig lernen wir durch geäußerte Kritik. Mit dieser, insbesondere an meinen Beiträgen zum deutsch-russischen Verhältnis, möchte ich mich heute auseinandersetzen.

Vorgeworfen wird mir von Vielen eine einseitige Betrachtung der russischen sowie der chinesischen Politik und der innenpolitischen Verhältnisse in diesen Ländern. Regelmäßig wird behauptet, ich betrachtete das Vorgehen Moskaus und Washingtons nicht ausgewogen und mit ungleichem Abstand. Ebenso wirft man mir eine Nichtbeachtung deutscher Interessen, bei gleichzeitiger Unterbewertung russischer Motive für das Verhalten Moskaus vor.

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Zu meiner Grundposition: Bei der Beurteilung anderer Staaten, aber auch des eigenen Landes, ist für mich die Einhaltung bestimmter Grundregeln eines zivilisierten Zusammenlebens der Maßstab. Hierzu gehören die Legitimation staatlicher Herrschaft durch freie und geheime Wahlen, das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Bewahrung und Achtung der grundlegenden Menschenrechte, wie sie in der Allgemeinen Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen festgelegt sind, die Freiheit der Presse, sowie der Kultur, Freizügigkeit beim Reisen innerhalb und außerhalb des Landes, Rechtsschutz durch eine unabhängige Justiz, sowie eine Verwaltungsgerichtsbarkeit, die den Widerspruch zu staatlichem Handeln garantiert, Zustände in den Haftanstalten, die der Menschenwürde und damit internationalem Konsens entsprechen und, last but not least, das Recht zu Demonstrationen und einer Garantie für Verhältnismäßigkeit beim Vorgehen der Polizei.

Meine Kritiker werden mir kaum widersprechen können, wenn ich behaupte, dass weder Russland noch die Volksrepublik China auch nur eines dieser Kriterien erfüllt. Im Gegensatz zu den Staaten des Westens, und dazu zählen natürlich die Vereinigten Staaten von Amerika, in denen freilich auch in Abständen gegen einzelne Kriterien verstoßen wird, gehören in den besagten Diktaturen das Nichteinhalten dieser Essentials zum allgemeinen Staatsverständnis. Ich füge hinzu, dass kritische Vorgänge dieser Art in den westlichen Demokratien in aller Regel nicht auf längere Zeit verborgen bleiben. Dafür garantiert schon das Vorhandensein freier und miteinander konkurrierender Medien, wie auch durch die Abbildung der Meinungen verschiedener Interessengruppen selbst innerhalb der Eliten.

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Nun könnte man meinen, was gehen uns eigentlich die Vorgänge in anderen Ländern an? Schließlich haben diese eine eigene historische Entwicklung und oftmals gänzlich andere kulturelle und religiöse Traditionen. Dazu gehört beispielsweise die unserem Werteverständnis widersprechende anhaltende Unterdrückung der Frauen in weiten Teilen des islamischen Kulturkreises. Erwähnt sei hier auch die gesetzlich geschützte Möglichkeit in Russland, seine Ehefrau zu verprügeln. Letztlich ist das alles auch deren innere Angelegenheit. Und wenn die Uyguren wegen ihres islamischen Glaubens in China in Konzentrationslagern landen und viele dort umkommen, ist das letztlich auch deren Sache, die uns nichts angehe. Ja, wenn man sämtliche moralischen, menschlichen Motive für die Bewertung Dritter beiseite schiebt, ist eine solche Haltung aus Gründen des Eigennutzes sogar verständlich und bei dem allgemein in der Welt herrschenden Zynismus auch nachzuvollziehen.

Nehmen wir mal an, Deutschland zöge sich aus dem Bündnis mit den USA zurück. Das käme der Aufgabe des nicht zuletzt nuklearen Schutzes durch die NATO gleich. Na und, höre ich jetzt viele sagen. Wir sind doch ein wirtschaftlich starkes Volk und hegen keinerlei kriegerische Absichten gegen auch nur irgend jemanden auf diesem Planeten. Warum sollten wir uns die Finger für andere Interessen mitverbrennen? Auch dieser Gedanke ist nachvollziehbar.

Russland zum Beispiel braucht Deutschland als Erzeuger wichtiger Produkte aller Bereiche seines Landes, wenn sein völlig marodes und unreformierbares Wirtschaftssystem nicht über Nacht zusammenbrechen soll. Wir brauchen Russland aber auch, denn von dort kommen so wichtige Rohstoffe wie Öl und Gas; und wenn hierzulande in absehbarer Zeit auch der Strom ausgeht, zusätzlich reichlich Atomstrom von den russischen Brüdern und Schwestern. Außerdem, und auch das stimmt, sind sich die Mentalitäten unserer beiden Völker weitaus näher als der „American way of Life”. Das meine ich jetzt gar nicht abschätzig, denn in der Geschichte und bis heute bewertet eine Mehrheit der Russen und der Deutschen die Rolle des Staates und die staatliche Fürsorge für sein Leben wesentlich höher als die individuelle Freiheit und die damit verbundenen Grundrechte. Die Ursachen dafür reichen weit in die Jahrhunderte zurück. Also, auf geht’s. Deutschland als Handelsnation in einer win-win-Abhängigkeit für beide Seiten und vor allen Dingen mit einer friedlichen Zukunft – was kann es Besseres geben?

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Wenn da nicht die alte Weisheit wäre: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“. Zu Sowjetzeiten begründete man die eigene Aggressivität mit dem historisch unabwendbar notwendigen, weil wissenschaftlich begründeten, weltweiten Sieg des Sozialismus, der seine Vervollkommnung in der klassenlosen Gesellschaft und sich durch die Gleichheit aller im Kommunismus erfahre. Mit dem Untergang der UdSSR war dieses Kapitel vorerst beendet.

An die Stelle der Ideologie ist heute in Russland der alte Großmachtanspruch der Zaren-Zeit mit den imperialistischen Ambitionen des 19. Jahrhunderts getreten. Die Basis dafür ist ein übersteigerter und militanter Nationalismus, der auch in der offenen Missachtung anderer Ethnien zum Ausdruck kommt. Ich empfehle hierzu das nur eintägige Verweilen auf dem für das Inland bestimmten TV-Kanal „Planeta“. Neben umfassenden Dokumentationen über die ständige Einsatzbereitschaft der russischen Armee, füllen endlos lange Kriegsfilme Tag für Tag den Schirm. Die gesamte Jugenderziehung ist in puncto Militarisierung längst auf dem Niveau der Stalinzeit angekommen.

Nicht mehr die hehren Ziele des Marxismus-Leninismus bestimmen die offizielle Propaganda. Die neuen Ziele sind ein starkes Russland und die Glorie der russischen Nation zumindest theoretisch auf der ganzen Welt. Die Annexion der Krim, die Muskelspiele auf ukrainischem Territorium, die ständigen Drohungen gegen die baltischen Staaten mit Verweis auf den Schutz dort lebender russischer Minderheiten, aber auch die Annexion von Teilen Georgiens zeigen, wohin solches Denken unter Missachtung des Völkerrechts führt. Wenn es um seine Interessen geht und darauf ankommt, kann aus dem Partner Russland jederzeit auch ein böser Nachbar werden.

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Eine weitere Erkenntnis der Geschichte ist, dass Diktaturen sich nach innen, außer durch Zwang und Repression immer auch durch das Versprechen einer besseren Zukunft behaupten. Je unwahrscheinlicher das Erfüllen dieser Verheißung sich erweist, umso dringender wird nach diversen Säuberungen gegen erklärte „Sündenböcke“ ein äußerer Feind für das Regime notwendig. Was daraus folgt, dürfte jedem klar sein. Im Falle Chinas kommt zu alldem noch hinzu, dass schon bis zum Jahre 2050 die absolute Dominanz auf diesem Planeten angestrebt wird, und noch viel besser: das chinesische Gesellschaftssystem soll nach und nach auf die ganze Welt ausgedehnt werden. Die Voraussetzung dafür zu schaffen, bemüht man sich schon jetzt in Peking in globaler und nicht selten aggressiver Weise.

Andererseits, auch China hat einen riesigen Markt und braucht Länder wie Deutschland. Was aber passiert, wenn eines Tages der Partner Deutschland eigene Interessen formuliert oder einfach nur Kritik an bestimmten Entscheidungen übt. Übernimmt man dann die Industrie, schafft eigene Kontrollgremien fern von zu Haus oder sackt die Länder einfach ein? Die Antworten auf diese Fragen geben Deutschland & Co dann nicht mehr. Ihr Schicksal liegt in fremden Händen. Real gesehen ist das ja schon jetzt so, nur dass die Schutzmacht bisher USA heißt – und das ist eben bei allem Widerwillen ein Land von Freiheit und Demokratie. Die geschilderte Alternative dazu kommt manchem vielleicht sogar zwingend vor.

Wie sollte sich Deutschland denn schon angesichts eines Pazifismus, der zur Staatsräson wurde und in Abwesenheit jeder wehrfähigen militärischen Komponente verteidigen? Wäre es nicht besser, in vorauseilendem Gehorsam, die Bundeswehr aufzulösen und die Amerikaner aus dem Lande zu jagen? Eine Mehrheit dafür hätte man. Auch wie sollte ein Staat, der schon bei der Bereitstellung von Impfstoffen und einer angeblich so tödlichen Bedrohung wie der Pandemie vollständig versagt, der Herausforderung des riesigen militärischen Kolosses der Russen standhalten? Hinzukommt, dass der eigentliche Niedergang der deutschen Wirtschaft durch den ökologischen Umbau beginnend im Herbst noch bevorsteht.

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Die Stunde der Entscheidung, welche Zukunft unser Land bevorzugt, wird schneller kommen, als viele denken. Noch hält Merkel an „Nordstream 2“ fest. So wie die USA strikt dagegen sind, würde diese zweite Pipeline doch die Abhängigkeit von Russland wesentlich verstärken. Dort könnte der eigentliche Bruchpunkt liegen.

Zum Schluss noch ein Gedanke, der vielen fremd erscheinen mag, nämlich der an unsere unmittelbar östlichen Nachbarn. Kaum zu glauben, dass die Polen ein weiteres Mal in der Geschichte zwischen Russland und Deutschland zermalmt werden wollen. Nur dass diesmal die Russen das Geschäft mangels deutscher Truppen allein durchziehen müssten. Monate der Freude werden das für uns auch nicht gerade sein. Doch was bleibt uns anderes übrig, als verständnisvoll zu nicken, brauchen wir doch jeden Hauch Gas und andere Rohstoffe, nebst Atomstrom, um den Laden hier am Laufen zu halten.

Kurzum – vielleicht konnte ich mich Ihnen ein wenig verständlich machen. Meine politischen Überzeugungen entspringen weder materiellen Zuwendungen Dritter noch anderer niederer Instinkte – sie sind das Ergebnis des eingehenden Studiums historischer Prozesse und Einsichten. Ansonsten freue ich mich auch weiterhin über jede Meinungsäußerung zu meinen Positionen. Denn sie zeigen Ihr Interesse und die Bereitschaft zu konstruktiver Kritik und Diskussion. In diesem Sinne, Ihr Georg Gafron

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25 Kommentare

  1. Der großen Mehrheit ihrer Ansichten und Grundüberzeugungen kann ich vorbehaltlos zustimmen. Was Russland und dessen Entwicklung betrifft allerdings nicht. Und empfehle ihnen die Bücher/Schriften von Gabriele Krone-Schmalz. –
    Ich denke, ein Land wie Russland das 70 Jahre und mindestens zwei Generationen lang „erzogen/umerzogen“ wurde kann – ohne eine längere längere „Zwischenzeit“ – nicht in einem Schritt zu einer Demokratie in unserem Sinne werden. Es braucht einen „klugen Diktator“ um diese Zwischenzeit – wie lange die auch immer sein mag wage ich nicht abzuschätzen – zu bewältigen, zu überbrücken. Andernfalls würde es ganz zweifellos in Anarchie verfallen. (Analog gilt das auch fürChina.) Dass das dazu notwendige Tun (Zensur, Ukraie, Krim, Uiguren usw.) uns nicht „schmeckt“ ist daher zu akzeptieren.
    Einfach deshalb, weil die Alternative für diese Länder (=vollständiges Chaos) ein noch w e i t größeres Unheil für die Menschen dort bedeuten würde. Und ganz nebenbei auch für uns. In Form von vollständiger Unberechenbarkeit der jeweiligen und zeitweiligen „Führungen“. –
    Dass die jetzigen Führungen der beiden Länder auch sich mir Versprechungen einer großen Zukunft „nach innen“ Ruhe u. Motivation für ihre Pläne verschaffen müssen ist nur eine Selbstverständlichkeit. Anders ist der jeweilige „Laden“ nicht über zig Jahre hinweg aufzubauen und zu stabilisieren. –
    Hinzu kommt erschwerend, dass unsere westliche Demokratie in den letzten Jahren ausgesprochen „schwächelt“. Nicht nur in D. und EU, auch USA! Ich charakterisiere das als „Endzeitstimmung“. Was es R. und C. leicht macht sich dieser „Stimmung“ selbstbewusst entgegen zu stellen. Quasi mit ihrem Tun und Lassen zu artikulieren: Wir haben das überlegene System! –
    Und letztlich stimmt das ja sogar. Siehe Politeia, Staatenzyclus: Auf eine immer weiter degenerierende Demokratie folgt zwangsläufig die Ochlokratie (Pöbelherrschaft). – Genau DA sind wir jetzt! Gehen zumindest darauf zu. Und dann das Chaos. Aus welchem sich unweigerlich – dann, wenn „das Volk“ des Chaos gründlich genug überdrüssig ist – „auf Zuruf“ ein Tyrann erhebt um wieder Ordnung zu schaffen. Usw. im Zyclus nach Platon. –
    (Wenn sie einmal die Idee des „Staatenzyclus“ auf Russland und China (dort natürlich zeitversetzt!!!) anwenden, werden sie zweifellos zu vergleichbaren Ergebnissen kommen wie ich. – Geschichte wiederholt sich zwar nicht, wird aber fortlaufend zitiert.) –
    Mit ganz freundlichen Grüßen …

  2. Danke lieber Herr Gafron, für Ihre direkte Ansprache an die Leser. Die von Ihnen behandelte Kritik der Leser bei Artikeln zu weltpolitischen Themen, namentlich Russland, trifft Sie ja nicht als einzigen Autor auf TE.

    Es ist ein allgemeines Problem der Sichtweise, wie sie sich zwischen Autor und Leser auftut. Der Autor schreibt öffentlich, der Leser anonym. Dementsprechend ist der Leser freier, der Autor mehr an einen, zu unterschiedlichen Anteilen, selbst- oder fremdbestimmten Meinungskorridor gebunden. Beispielhaft sind hier die zu Anfang Ihres Artikels abgesteckten Maßstäbe, die Sie zur Beurteilung des eigenen Landes wie auch anderer Staaten anlegen. Damit haben Sie bereits einen Meinungskorridor abgesteckt, wie er in der westlichen Welt Konsens ist.

    Aber genügt es, sich zur Beurteilung einer Lage oder eines Sachverhaltes auf einem derart abgesteckten Feld zu bewegen? Ich meine nicht.

    Es stellen sich hier zwei grundlegende Fragen, zum einen in wieweit es legitim ist, die eigenen Wertvorstellungen auf andere zu übertragen, und zum anderen, die noch wichtigere Frage, ob es sinnvoll ist.

    Wie falsch es sein kann, hat uns der „Arabische Frühling“ gelehrt, der dahingehend fehlinterpretiert wurde, dass dieser ein Verlangen nach den von Ihnen postulierten Werten war. Ergebnis war die komplette Destabilisierung des nahen Ostens mit unkontrollierten Migrationströmen nach Europa, welches nun in dem Glauben an die Übertragbarkeit dieser Werte auf andere Kulturen im Namen der „Integration“ munter weiter macht und die gleiche gesellschaftliche Destabilisierung erfährt.

    Ob im persönlichen Leben, als Autor, auch als Leser und besonders gern als Poliker tappt man in eine „Gutseinsfalle“ die man nur schwer wieder verlassen kann, weil man nicht verstehen kann, das diese „guten Werte“ von anderen nicht angenommen werden und daraus folgert, dass diese dann ja nur „böse“ sein können.

    Um aus dieser Falle herauszukommen hilft der Versuch sich selbst einmal ein wenig ehrlich zu machen und einzugestehen, dass man als Person ja auch nicht immer ein Heiliger ist. Gilt für alle Lebensbereiche, für den einen mehr, den anderen weniger. Blickt man auf erfolgreiche Menschen – alles Heilige? Wohl kaum.

    Also was ist nun mit diesen Werten, die wir so hoch halten? Kann ein Staatschef eines autoritär geführten Landes morgens aufwachen, es sich anderes überlegen und eine Demokratie nach westlichen Vorbild einführen? Natürlich nicht. Allem Anschein nach, können es nicht einmal jene, die diese Werte ständig vor sich her tragen, wie wir derzeit in Europa erleben.

    Was also wollen wir einem Putin erzählen, was ihm vorwerfen? Das er unsere Werte nicht umsetzt, obwohl wir selbst es kaum können? In einem Land wie Russland, an das wir unsere Maßstäbe gar nicht anlegen können, dass zerfallen würde, in Bürgerkrieg und Chaos, sollte man es versuchen. Das kann nicht in unserem Sinne sein.

    Wenn man sich zwischen der Lebensweise westlicher Staaten und der autoritärer Gesellschaften entscheiden soll, ist es klug sich für den Westen zu entscheiden, das ist richtig. Aber muss das heißen, zum einen unnötig und dilettantisch das Verhältnis ausgerechnet zu Russland zu belasten und sich im gleichen Atemzug von diesem abhängig zu machen? Niemand kann Besserwisser, Musterschüler und Weltverbesserer leiden. Dummköpfe übrigens auch nicht. Auf diesem Weg findet man nicht zueinander und wird auch nichts bewegen.

    Wer darüber hinaus wie die EU vorgibt nur im Sinne der Menschen und der Freiheit ohne eigene Interessen zu handeln, der wirkt verlogen und dem traut man nicht, zu recht. Gerade diese Unehrlichkeit, weckt das Misstrauen, dass schließlich zu präventiven Massnahmen der Gegenseite führen kann. Aber selbst diese Vorstellung gebiert eher aus eigener Unsicherheit und Schwäche der Europäer, die sich selbst nicht trauen – ebenfalls zu recht.

    Wer die eigenen Werte nicht lebt und sie lediglich dazu nutzt anderen vorzuhalten, muss sich nicht wundern, wenn sein Einfluss stetig schwindet.

  3. Ihren Beitrag habe ich mir kopiert und danke Ihnen für Ihre Darstellung.

  4. Das postkommunistische Russland war,ist und
    bleibt gefährlich. Wie überall waren auch hier die
    Bürgerrechtler die Verlierer der Wende.Die Macht
    lag auf der Strasse,da die Buergerbewegten „nur“
    Gerechtigkeit wollten.Die,welche sie aufhoben,
    waren die früheren Parteikader,hauptamtlichen
    Funktionaere der Jugendorganisation“ Komsomol“ und die KGB-Seilschaften.Im gnaden-
    losen Kampf um die Resteverwertung des Staats-
    kadavers „Sowjetunion“ brachten sie sich auch
    gegenseitig um oder betaetigten sich als rueck-
    sichtslose Fruehkapitalisten.Wessen Geistes
    kind sie waren,wurde im „SPIEGEL“ Nr.28 vom
    8.Juli 2002 am Beispiel des auch im Westen
    glorifizierten Komsomol-Funktionaers Michail
    Chodorkowski anschaulich beschrieben:“Sacha-
    row oder andere Dissidenten sagten ihm nichts,
    statt verbotener Samisdat-Literatur liesst der
    Jungkommunist mit Begeisterung Staatstragen-
    des,etwa Nikolai Ostrowskis Heldenepos ‚Wie
    der Stahl gehärtet wurde‘ aus der Zeit des Auf-
    baus der Sowjetunion:’Ich glaubte damals wirk-
    lich,so aufopferungsvoll muesse man leben-und
    rücksichtslos.Wenn es sein muesste,eben auch
    dem Gegner den Hals brechen‘.Skrupel sind dem
    Durchsetzungskraeftigen fremd,der sich frueh in
    asiatischen Kampfsportarten staehlt“.Ueber das
    Verschieben von Parteigeldern in den Westen
    hieß es in dem SPIEGEL-Artikel:“Nach dem miss-
    glueckten Coup gegen Gorbatschow und Jelzins
    Aufstieg im Sommer 1991 haben sich innerhalb
    weniger Wochen die beiden letzten Schatzmeis-
    ter der Kommunist.Partei in den Tod gestürzt –
    Selbstmord,sagt man.KP-Barvermoegen und KP-
    Guthaben verschwinden auf Nimmerwiederse-
    hen“.Russland-Kenner David E. Hoffmann ueber
    Chodorkowski:“Kann es sein,dass dieser begabte
    junge Mann zum Rettungsanker der Kommunis-
    ten wurde,dass er fuer die Parteibosse und den
    KGB die Reichtümer auf auslaend. Konten trans-
    ferierte?Er hatte die Fähigkeit und das Netzwerk“.
    Übrigens :Auch zwei Finanzakteure der PDS ka-
    men kurz nach der Wende unter ungeklärten
    Umständen ums Leben,bevor sie aussagen konn-
    ten.Fuer mich ist am interessantesten,wie sich
    in heutiger Zeit die linkskonservativ-autoritaeren
    roten Kader mit den rechtskonservativ-autoritae-
    ren Popen der Russisch-Orthodoxen Kirche ver-
    buendet haben,um gemeinsam die einfache Be-
    voelkerung -wie gehabt-in Dummheit,Bloedheit
    und Untertaenigkeit zu halten.Jedoch auch ein kritisches Wort zu den USA:Dieses Land wird auch in Zukunft jedes gesetzliche u n d unge-
    setzliche Mittel anwenden,um sicherzustellen,das
    es weltweit die Militaermacht Nr.1 bleiben wird
    und durch keine andere Macht der Welt angegriffen werden kann.

  5. Soweit ich weiß, ist es doch so: Das Gas aus Russland kommt derzeit doch auch schon. Nur über andere Rohleitungen. D.h. ob Nordstream 2 nun kommt oder nicht: Der Grad der Abhängigkeit von Russland hängt nicht von dieser Leitung ab, sondern wieviel Gas von Russland irgendwie zu uns kommt. Und vor allem, was bei uns wäre, wenn es nicht mehr kommt.
    Nachteilig wäre Nordstream 2 für Polen und die Ukraine, weil Russland uns weiterhin Gas liefern könnte, diesen Staaten aber nicht mehr.
    Grundsätzlich halte ich Affenliebe zu Russland, USA, China oder wem auch immer für dumm. Politik ist ein mieses Geschäft, und Moral und Werte sind nur für Propaganda mit anderen Mitteln. Ein knochentrockener pragmatischer Ansatz (einem Bismarck nicht unähnlich) ist das einzig vernünftige in der Welt.

  6. Völlig richtig. Es stellt sich doch dabei eine einzige völlig reale Frage? Weshalb sollte Rußland Polen angreifen? Was hätte es davon, wo läge der Nutzen? Selbst unabhängig von milit. Aspekten (Nato usw.). Weshalb also sollte Rußland das tun? Man könnte weiter fragen, weshalb sollte Rußland die Ukraine oder irgendeinen baltischen Staat angreifen? Unabhängig von allen dann eintretenden milit. und polit. Konsequenzen? Weshalb? Und weshalb wird vom Westen und der Nato immer wieder die Psychose geschürt?, wie im Kalten Krieg. Es gibt weder einen logischen noch einen psychologischen Grund. Die entscheidende Frage in der Politik ist immer „Wem nützt es“. Wem nützt also diese Kriegspsychose außer den USA?

  7. Sie haben in der Grundaussage völlig recht, verehrter Herr Gafron. Es stellt sich nur die Frage, weshalb in diesen Betrachtungen Ihrerseits und auch sonst nicht, auch nur einmal die These auftritt, daß ein starkes, selbstbewußtes und souveränes Deutschland Partner Rußland werden und was damit alles auch für unser Land gewonnen würde. Immer sind wir in diesen Gedankenspielen nur Spielball von USA, Rußland und China. Das müßte nicht so sein, war auch schon geschichtlich anders, aber dann wird es wohl heutzutage wieder zu nationalistisch. Aber genau da sind wir dann beim Problem an sich…Und wie Herr Schäuble schon sagte, seit 1945 haben wir ein „Souveränitätsproblem“ 😉 Die USA sind weit weg, Rußland und Deutschland liegen auf einem Kontinent und bekanntermaßen wollen die USA nicht erst seit dem 2.WK jede deutsch-russische Verbindung schon allen aus wirtschaftlichen Gründen mit aller Macht verhindern, wie nicht nur Nordstream2 aktuell wieder zeigt. Aber vielleicht hatte Bismarck doch mehr Weitblick, als alle heutigen Politiker zusammen.

  8. Der Koreakrieg ging von der Sowjetunion aus, am 25.Juni 1950 begann der Angriff von Nordkorea aus! Dieser Krieg und der Kriegsverlauf waren der Grund warum die USA so Sowjetunion als Feind ansahen, es gab mehr als 35000 tote US-Amerikaner. Den Korea-Krieg als von den USA verursacht anzugeben ist schon sehr propagandistisch.

  9. Der böse Nachbar. Die USA haben Russland mit Milliardeneinsatz seit ca. Mitte der 90er böse gemacht. Wegen des Dilemmas mit den in der ehemaligen UdSSR verstreuten Atomwaffen, hat man sie genötigt das Budapester Memorandum zu unterschreiben, obwohl schon damals, einschließlich Alexander Solschenizyn, deutlich war, dass die Russen den Zerfall von Kern-Russland nicht akzeptieren werden. Belo-Russia ist Russland und Ukraine und Krim sind Russland. Es wäre die Aufgabe der dortigen Eliten der überwiegenden Mehrheit der Bürger, und nicht nur den vom Westen bezahlten Aktivisten und Nutznießer zu beweisen, dass die Zukunft als eigenständiges Land besser ist. Mir scheint, dass dies bisher weitgehend misslungen ist. Die Balten und damit die Nato ärgert man gern, aber jeder Russe weiß, dass das Baltikum zwar längere Zeit unter zaristischer und sowjetischer Souveränität, aber nie kulturell russisch war. Die Russen haben auch kein Interesse Polen zu besetzen. Am Balkan haben nicht die Russen Krieg geführt, sondern die Nato hat bewiesen, dass sie mit selbst gebasteltem Narrativen, nach langjährigen, ignoranten Versäumnissen, auch militärisch aggressiv sein kann und eben nicht nur eine “ Verteidigungsgemeinschaft“ sein will. Europäische Nachkriegsgrenzen wurden erstmals mit der Kreation von “ Kosovo“ zugunsten der vormaligen UCK-Terroristen und der albanischen Mafia verändert. Das aggressive, interventionistische Muster hat sich dann in Afghanistan, Irak, Assad-must-go, und Libyen wiederholt. Eine Studie der Brown-University / Watson Institut / Creating Displacement, vom September 2020, hat ermittelt, dass die USA seit 9/11 für mindestens 37 Millionen Flüchtlinge wesentlich verantwortlich sind. Die politischen Kulturen von Ländern sind wie sie sind. Positive Entwicklungen werden eher nach der Idee von “ Wandel durch Handel “ gefördert, als, seit Kuba, nicht mit Sanktionen, weil diese die machtpolitische Behauptung von repressiven Regimen immer nur verhärtet haben, aber nie zu einer demokratischen Selbstbefreiung von Völkern führen kann, die in ihrer eigenen politischen Kultur keine solide Basis dafür haben. Wir sollten von friedlicher Koexistenz und Weiterentwicklung von gemeinsamen Interessen reden, aber nicht von heuchlerischen Werten. Beim moralischen Zeigefinger auf andere zeigen drei Finger immer auf uns selbst.

  10. Nicht zu vergessen die Frage, welche Nachbarn relevant sind und welcher Nachbar auf welches „Macht“mittel reagiert. Aber dafür muss man den Nachbarn verstehen und davon Abstand nehmen, die eigene Sicht dem anderen aufdrücken zu wollen.
    Russland z. B. ist ein riesiges Land mit vielen verschiedenen Völkern. Es braucht – wie jeder andere Staat auch – einen gemeinsamen Mythos, damit es nicht auseinanderfällt. Den zelebriert Putin mit Pomp im Militärshows. Und natürlich verlangt es der Mythos Bär, dass er sich zur Wehr setzt. Das entscheidet Putin anhand der russischen Machtinteressen und innerer Befindlichkeiten. Auf der Krim traf m. E. beides zusammen.

  11. Vielem von dem was Sie sagen, Herr Gaffon, kann ich zustimmen. Manchem nicht.
    Die USA sind kein Hort der Demokratie. Dort herrscht seit Jahrzehnten eine Oligarchie der Milliardäre und Millionäre als aggressive Militärmacht auf einem ethnischen Pulverfass. Sie haben denselben Impetus die Welt zu beherrschen wie China. Russland hat das im Gegensatz zur UDSSR nicht mehr. Weil Putin seine Grenzen gut kennt. Dennoch treiben die USA mit ihrer Politik Russland in die Arme von China. Und das, nachdem Putin dem Westen und insbesondere den Europäern in seiner Rede 2007 vor der UN, ein echtes Angebot für friedliche Zusammenarbeit gemacht hat. Natürlich mussten die Vassallenstasten der USA das ablehnen. Stattdessen findet unter Missachtung der Zusagen in den Helsinki-Protokollen eine aktive Einkreisung Russlands unter Führung der NATO statt. Warum berichten denn die deutschen Medien nur am Rande über die großen Militärmanöver des Westens an den Grenzen Russlands?
    Russland hat sich nun vom Westen ab- und dem Osten zugewendet, nachdem es aus dem Kreis der G7 ausgeschlossen wurde. Warum? Weil es die vom Westen angezettelten Farbenrevolutionen in Georgien und der Ukraine nicht dulden wollte. Vor allem nicht den strategisch bedeutsamen Verlust seines Schwarzmeerhafens auf der Krim. Ist das geopolitisch nicht äußerst verständlich? Ich finde, jede Weltmacht muss die territoriale Integrität der anderen achten, wenn das Spiel gut ausgehen soll. Und wenn da gesündigt wird, ist es vor allem der Westen, der seine geopolitischen Ambitionen gern hinter dem Motto Demokratie und Menschenrechte verbirgt, aber aggressiv in den „weichen Bauch Russlands“ hineinträgt. Und natürlich seine Ambitionen, wie die anderen auch, hinter einem Schwall von Propaganda versteckt. Natürlich ist Russland unter Putin keine Demokratie, sondern ebenfalls eine Olgarchie. Aber, in einer engen wirtschaftlichen Kooperation mit Russland hätten nicht nur ökonomische Chancen gelegen, sondern auch die Chance, Russlands politisches System zu „demokratisieren“. Das ist, wie wir alle wissen, der Alptraum der Amerikaner.
    Ergebnis der Politik des Westens ist nun, dass China und Russland zusammenarbeiten und die USA und die NATO frontal dagegen stehen. Dass China ein zutiefst autoritärer Staat ist, der den Kampf um die Vorherrschaft auf der Welt mit allen Mitteln führt, steht wohl außer Frage. Diese Mittel sind totalitär und autoritär und für die Welt gefährlich. Klar gesagt: Die Chinesen werden vor keiner Schandtat (Bilogische Waffen, Cyberkrieg und Wirtschaftskrieg) zurückschrecken, um ihr Ziel zu erreichen.
    Deutschland und Europa sind natürlich seit dem Desaster des Zweiten Weltkriegs im westlichen Bündnis gefangen. Sie müssen die amerikanische Politik mittragen. Sowohl das Kooperationsverbot mit Russland, als auch die aggressivere Politik der US-Administration gegen China. Das ist besonders gefährlich für Deutschland, das in typisch Bismarkscher Pendelpolitik lange Zeit versuchte, sich zwischen den Grossmächten zu bewegen und dabei Profit durch Handel zu machen. Die 70 Mrd Außenhandel mit Russland sind weitgehend verloren. Die Gasversorgung durch NS 2 steht auf der Kippe. Deutsche Konzerne produzieren mehr Autos in China und für China als jedes andere Land. Ebenso die Maschinenindustrie. China hat diesen Wissenstransfer brutal für sich ausgenutzt und wird das auch in Zukunft tun. Deshalb gehen die USA unter Trump und nun auch Biden auf Konfrontationskurs. Für Deutschland bedeutet das nichts Gutes. Deutschland muss sein gefährliches Exportmodell schnellstens korrigieren, sonst werden in dieser Konfrontation der Grossmächte seine Verluste immens sein.
    Das ist meines Erachtens in groben Zügen ein vernünftiger Rahmen, dem eine Kommentierung der aktuellen Geopolitik folgen sollte. German Foreign Policy ist übrigens ein guter Leitstern, um hinter die geopolitischen Scharmützel der Weltmächte zu gucken. Ihre Kommentierung folgt dagegen oft dem Narrativ: Wir sind die Guten! Wallerstein hat in seinem kurzen Essayband alles Wichtige zu dieser Position gesagt.

    • Immanuel Wallerstein, Die Barbarei der Anderen, Verlag Wagenbach

  12. Ds Stellung und die Aufgabe unseres Kanzlers ist gelinde gesagt, nicht beneidenswert. Zwischen den USA und Russland. Und China. Und islamischen und afrikanischen Staaten. Russland unser räumlicher Nachbar, die USA unser demokratischer Nachbar. Wobei sich die westliche Demokratie gerade in unruhigen Wassern bewegt. China ein wirtschaftlicher Nachbar. Islamische und afrikanische Staaten stellen viele unserer Mitbewohner.
    Wir sollten Entscheidungen in D in meinen Augen nicht nach der Moral entscheiden. Die Diskussion um wieviele Kriege angezettelt, wieviele Dikaturen befördert, ist m. E. nachrangig. Dann müsste man schon mal damit anfangen, ob der Schah oder Khomenie „besser“ ist. D sollte auf seine Interessen schauen. Ist D bzw. die EU überhaupt weltpolitisch ein ernst zu nehmender Faktor? Warum? Wegen Ds industriellen Macht? Wegen unseres fachlichen Könnens und Wissens? Wegen unserer Waffenmacht? Wegen unseres möchtigen Geheimdienstes? Unserer Sondereinsatztruppen? Und wenn wir diese Gründe kennen, dann wäre der nächste Schritt zu überlegen, ob dieser Grund auf Sand gebaut ist, sich gerade auflöst. Und was dann geschieht. Denn ein Machtvakuum wird es nicht geben. Welcher Grund bleibt, sich D und die EU (?) einzuverleiben?

  13. Den vorliegenden Kommentaren hier gibt es nichts hinzuzufügen außer, das hier die in der Überzahl sind, die das Spiel begriffen haben.
    Das genau ist die Nervosität mit der der“Westen“ zu kämpfen hat. Die Leute lassen sich nur eine Weile ein x für ein U vormachen, aber nicht dauernd.

    • Ich meine, Lincoln kannte die Deutschen nicht gut genug…

  14. Lieber Herr Gafron,
    ein paar Fragen bleiben offen.
    Wer überzieht die Welt mit Kriegen, die Russen, oder die USA und der Westen?
    Korea, Vietnam, Jugoslawien, Irak, Afghanistan, Syrien, Libyen, Jemen für die USA und Afghanistan für die UDSSR, was aber eine von der CIA gestellte Falle war. Mit welchem Leid waren diese Kriege verbunden.
    Welches Land hat Atombomben eingesetzt obwohl feststand, das Japan kapitulieren wollte. Welche dieser Kriege erfolgten unter Berücksichtigung des Völkerrechts? Was war mit den vielen Terror-Regimen, die von den USA eingesetzt wurden? Im Iran vor Komeni, in Süd-Amerika? Die Welt muss sich nach objektiven Zahlen deutlich mehr vor den USA fürchten, als vor den Russen. Das die Russen sich vor den USA fürchten mussten und reagiert haben, so dass sie sich jetzt nicht mehr fürchten müssen, ist eine respektable Leistung. Klar das die USA Putin dafür hassen.
    Wer erpresst denn Deutschland gerade aktuell? Die Russen oder die USA? Gerade Nordstream2 macht deutlich, wer internationales Recht achtet und wer es nicht tut.

    Die westlichen Demokratien sind seit Jahren keine Demokratien mehr, die den Bevölkerungen nutzen. Die wird allenfalls ausgepresst, um das gute Leben einer kleinen Oberschicht zu finanzieren. Zu der die Politiker insbesondere in den USA dazugehören. Die meisten dieser Demokraten stecken sich in erster Linie selbst die Taschen voll, während immer größere Teile der Bevölkerung verarmen.
    Was ist den bei uns noch übrig vom Meinungspluralismus und Demokratie? Gerade jetzt in der angeblichen Pandemie sieht man es besonders deutlich.
    Die Vielfalt der Bevölkerung, die sich im Parlament widerspiegeln sollte wird durch die Parteien und den Fraktionszwang verkleinert. Das Gewissen müssen die Abgeordneten dafür beim Fraktionsvorsitzenden abgeben, der dann dafür sorgt, dass einheitlich abgestimmt wird. Die Regierung sitzt mit im Parlament und hat die Regierungsparteien über den Koalitionsvertrag „im Griff“. Das oberste Kontroll-Gericht (BVV) wird mit Regierungsfreunden besetzt. Das ist doch eine Diktatur von einer Kleingruppe um Merkel herum.
    Die Leitmedien sind lange mit viel Geld und Besatzer-Rechten auf Linie gebracht. Das war das einfachst von der Welt. Die GEZ-finanzierten Staatsmedien sind es schon lange. Das wird ja wohl bei TE von allen so verstanden.

    Strategisch war es eine große Dummheit Russland in Chinas Arme zu treiben. Was passiert denn, wenn Russland seine Rohstoffe alle nach Asien liefert? Dann können sie Europa einfach abklemmen. Pech gehabt. Da war die Strategie von Brandt, Schmidt und Kohl vom „Wandel durch Annäherung und wirtschaftliche Verflechtung“ deutlich geschickter, als jene der Konfrontation. Klar, für die USA ist die Konfrontation und die Trennung besser. Sonst würden sie ja da weit weg von Eurasien einfach von allen ignoriert werden. Das wollen die natürlich nicht so gerne. Aber warum wir da mitmachen sollen, erschließt sich mir nicht.

    • Kühl und treffend analysiert. Eine absolut notwendig gewesene FESTSTELLUNG der echten Fakten. Dieser Kommentar ist die einzig richtige Antwort auf die Einlassung in eigener Sache von Herrn Gafron. Der Kommentar ist deshalb angebracht, weil in einem solchen Fall
      Pro und Kontra zwei Seiten der selben Medaille
      sind.

    • Der Koreakrieg ging von der Sowjetunion aus, am 25.Juni 1950 begann der Angriff von Nordkorea aus! Dieser Krieg und der Kriegsverlauf waren der Grund warum die USA so Sowjetunion als Feind ansahen, es gab mehr als 35000 tote US-Amerikaner. Den Korea-Krieg als von den USA verursacht anzugeben ist schon sehr propagandistisch.

      • Gut der Krieg wurde von Nordkorea begonnen um die Teilung aufzuheben. Indem die Sowjetunion, nachdem sie sich aus Nordkorea zurückgezogen hatte, allenfalls den Einmarsch der Nordkoreaner zugestimmt hatte. Beteiligt war Stalin nicht und er wollte da wohl nach den Aussagen der Archive wohl auch nicht hineingezogen werden. Letztlich hat ja wohl auch eher China den Nordkoreanern beigestanden als die Sowjetunion.
        Das krasse ist, wie der Krieg seitens der USA geführt wurde.
        35.000 tote Amerikaner bei insgesamt ca. 4 Millionen Toten.
        Nordkorea verlor 2,5 Millionen Menschen davon sehr sehr viele Zivilisten, weil völkerrechtswidrig gezielt die Städte flächendeckend bombardiert wurden (so wie Dresden von den Alliierten oder Hiroshima und Nagasaki). China verlor eine Million Menschen genau wie Südkorea. Selbst viele dieser eine Million Südkoreaner wurden von den US-Truppen getötet, weil man vermutete oder wusste, dass sie Kommunisten waren.Die USA selbst haben 300.000 Getöte (von einer Million) dokumentiert, die auf diese Weise umkamen, weil sie stolz darauf waren Kommunisten eliminiert zu haben.

    • Das mit der Kapitulation ist richtig, aber es wurde bereits über die Bedingungen der Kapitulation verhandelt. Und Japan hatte sich von den noch laufenden Verhandlungen eine Verbesserung der Bedingungen erwartet, war aber grundsätzlich zur Kapitulation bereit.
      Selbst US-Militärs wie General Dwight D. Eisenhower, General Douglas MacArthur, Flottenadmiral William D. Leahy, General Carl Spaatz und Flottenadmiral Chester W. Nimitz waren der Meinung, das der Abwurf nicht nötig und militärisch nicht sinnvoll war.

  15. Entschuldigung, aber ich glaube Sie idealisieren die westlichen Demokratien nicht nur ein wenig. Dinge wie Rechtsstaatlichkeit, freie Presse, eine faire Wahl… Das gibt es doch nur noch in Teilen und was noch da ist, verglüht in rasendem Tempo. Und während wir die unbestreitbaren Vorteile dieser Staats- und Gesellschaftsform einbüßen, erhalten wir deren Nachteile.

  16. Autor Gafron hat völlig recht. Es ist naiv, zu meinen, Putin sei aggressiv, weil „der Westen“ seine Sicherheit bedrohe und würde friedlich, wenn man sich nur genug entwaffne. Eigene Entwaffnung wird Putins Russland stattdessen zu aggressivem Verhalten bringen.

    Die Welt ist nicht der liebe, pazifistische Stuhlkreis, den Deutschland sich ausmalt. Und wenn dort einer dem anderen den Teddy wegnimmt, wird keine Kindergärtnerin den Teddy zurückbringen und dem bösen Jungen ins Gewissen reden, denn – Überraschung! – solche eine Kindergärtnerin gibt es in der großen Welt nicht.

  17. Ich bin ja, gerade was Rußland und Putin betrifft, gern mal anderer Ansicht – aber genau darum lese ich doch TE. Meine eigene Ansicht kenne ich ja, drum lese ich gern andere Sichtweise. Sofern die fundiert vorgetragen wird, also nicht nach Relotius-Machart, und den Anspruch erfüllen Sie, Herr Gafron.
    Bis zum nächsten Artikel, freue mich schon drauf wieder was zu meckern zu haben 😉

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