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Auf dem Weg nach Waterloo

Merkel ist am Ende

05.03.2021

| Lesedauer: 3 Minuten
Die letzten Corona-Gipfel offenbaren Merkels Schwäche. Die Pandemie schien sie neu zu beflügeln – aber sie hat den Bogen weit überspannt. Jetzt fällt sie.

2018 schien schon alles vorbei. Bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern verlor die Union jeweils über 10 Prozentpunkte, bundesweit stand sie gerade noch bei 25 Prozent, auf dem Allzeittief. Merkels Rücktritt als CDU-Vorsitzende war notwendig. Öffentlich tauchte sie mehr und mehr ab, ihre Zitteranfälle schienen den Eindruck von Merkels Abstieg zu bestätigen. Sie wirkte immer müder, immer kraftloser. Doch in Wahrheit sollte ihr Rücktritt ihre Allmacht erst vervollständigen.

[inner_post 1] Ihr System war so perfekt, dass niemand ihre Nachfolge antreten konnte, sie hinterließ nur Vakuum – und konnte so auch ohne Partei-Amt einfach weiter nicht nur das Land, sondern auch die Partei regieren. Besser noch: Sie schwebte so weit über den Dingen, dass sie unangreifbar und unerreichbar wurde. Und Corona machte ihre Herrschaft komplett: entkoppelte sie endgültig von Ämtern. Merkel wurde Vorsitzende einer im Grundgesetz nirgendwo erwähnten „Runde“, die ohne Grundlage, über alle Konfliktlinien und Parteien hinweg regierte. Sie hatte ihre Herrschaft endgültig entpolitisiert. Als die Lobespresse über sie hineinbrach, weil Deutschland zum Anfang so niedrige Corona-Zahlen hatte, schien ihr finaler Erfolg zum Greifen nahe.

Doch ein Problem war in diesem letzten Merkel-Hyp von vornherein angelegt: Merkel regierte immer in der Schwebe und im Schwammigen, sie vernebelte die Realität zu ihren Gunsten. Wohlgesonnene Medien ließen die negativen Konsequenzen, die aus ihrem Handeln folgten, in der Öffentlichkeit verschwinden. So konnte sie immer nach kurzfristigen Launen schwenken. Dass aus dem Atomausstieg drastische Strompreiserhöhungen folgten, aus der Grenzöffnung die Kölner Silvesternacht, aus der Euro-Rettung die kalte Enteignung der Sparer – für eine entpolitisierte, und asymmetrisch demobilisierte Bevölkerung war das alles ganz weit weg. Bei Corona schien es zunächst ähnlich: Wie die Panik vor Fukushima oder die Willkommenskultur 2015 dominierte auch jetzt das große solidarische Corona-Zusammenstehen die öffentliche Meinung – und eben nicht die Konsequenzen daraus.

[inner_post 2] Doch jetzt liegen die Dinge nach einem Jahr anders: Das Thema ist nicht mehr Corona, das Thema ist der Lockdown. Selten zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik wurden staatliche Entscheidungen so direkt, so unmittelbar, so konkret erfahrbar. Und für das Konkrete war die Methode Merkel nie geschaffen. Auf einmal kommt es darauf an, ob das Impfen nun klappt oder nicht, und das kann niemand mehr wegdiskutieren. Ihr undurchsichtiger Stufenplan kann nicht mehr alles zu einem großen freudigen Brei vermischen – die Bürger wollen wissen, wann ihre Kinder zur Schule und sie selbst wieder zur Arbeit gehen dürfen. Jetzt. Konkret. Und das ist der Moment, in dem Merkels Methode an der Realität zerbricht, da kann auch der ÖRR nichts dran ändern. Die Ministerpräsidenten sind eigentlich handverlesen, zumindest die der CDU – doch selbst sie rebellieren nun und verlassen das sinkende Schiff. Es war der dritte Gipfel in Folge, bei dem sich Merkel nicht durchsetzen konnte.

Sie hat die Stimmung der Zeit falsch eingeschätzt, sich festgebissen, den Moment, sich an die Spitze der Entwicklung zu stellen, verschlafen. Sie gewann immer, weil sie alles vernebelte und es so schaffte, dass alle Seiten für sie waren. Doch jetzt hat das Spiel sie auf den Kopf gestellt: Wegen ihres ewigen Verklausulierens sind diesmal alle gegen sie – sowohl Lockdown-Gegner als auch Lockdown-Befürworter.

Ihr System zerfällt.

Als Napoleon aus der Verbannung von Elba zurückkam, war er seinem Erfolg so nahe wie lange nicht. Doch seine erneute Herrschaft sollte nur 100 Tage dauern. Die Corona-Zeiten sind Merkels 100 Tage, ihr letztes Aufbäumen. Ihr bleibt nur das, was sie immer tut: verschleppen, verzögern, verschweigen. Aber in der letzten Runde geht sie dabei K.O.. 


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