Das Jahr 2022 hat in seinen letzten Minuten neuerlich seinen Tribut gefordert. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Silvestermorgen gestorben. Als Theologe und Präfekt der Glaubenskongregation hatte er jahrzehntelang als wichtigster deutscher katholischer Geistlicher gegolten und nicht nur durch seine unterstützende Rolle im Pontifikat Johannes Pauls II. entscheidenden Einfluss besessen, sondern auch durch zahlreiche Bücher die Öffentlichkeit mitgeprägt.
Benedikt war nicht nur ein Pfeiler für Hunderte Millionen Katholiken. Er war auch ein Pfeiler für Christen anderer Konfession, die in ihm jene Standfestigkeit erblickten, die sie bei eigenen Kirchenführern vermissten; oder die in seinen Büchern, Predigten und Enzykliken Wertvolles für ihren eigenen Glauben erkannten. Selbst Agnostiker oder gar Atheisten konnten seinem Denken, seinem Intellekt und seiner Philosophie etwas abgewinnen, wenn er etwa die philosophische oder politische Sphäre streifte. Benedikt war der Papst, der in den Bundestag ging und Augustinus zitierte: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?“
Früherer Papst Benedikt mit 95 Jahren gestorben
Entgegen dem medialen Zerrbild war Ratzinger ein Versöhner. Mit dem Motu Proprio Summorum Pontificum versuchte Benedikt den seit dem 2. Vatikanischen Konzil herrschenden Zwist über den Status des traditionellen römischen Ritus beizulegen. Über Jahrzehnte hinweg hatte die „alte Messe“ einen schweren Stand. Als „außerordentliche Form“ rehabilitierte sie der Papst wieder, und zwar zur „Vermeidung von Zwietracht und der Wahrung der Einheit der Kirche“. Dass sein Nachfolger diese Bestimmung wieder außer Kraft setzte, bedeutete eine Zerstörung benediktinischen Erbes bereits vor dem Ableben. Es ist ein vielschichtiges Bild zum Verständnis des benediktinischen Pontifikats.
Benedikt war der letzte seiner Art. Seine Biografie spiegelt die Erfahrungen des kurzen 20. Jahrhunderts wider. Er begann nicht als Konservativer, sondern als Erneuerer. Das Zweite Vatikanische Konzil war auch sein Konzil; und bis zuletzt versuchte er die Deutungshoheit über die Lehren dieses letzten großen Ereignisses der Una Sancta zu bewahren, indem er Kontinuität predigte, während andere den Bruch herbeisehnten. Benedikt gehörte der Generation an, die Krieg und Leid bewusst und hautnah erfahren hatte; und die beim Wiederaufbau des materiell wie moralisch verheerten Kontinents mithalf. Damit gehörte er zur selben „Greatest Generation“ wie Königin Elisabeth.
Die „taz“ veröffentlicht den Nachruf auf Benedikt vor seinem Tod
Ratzinger, der stets mehr Bayer denn Deutscher war, konnte zeitlebens am eigenen Leib spüren, dass der Prophet im eigenen Land nichts wert war. Nirgendwo war Ratzinger so vielen Angriffen ausgesetzt wie in Deutschland, wo stattdessen die Liberalen und Reformer im Rampenlicht standen. Selbst in den letzten Tagen vor seinem Tod ergab sich die bemerkenswerte Schieflage, dass sowohl in offiziellen wie in sozialen Medien in Deutschland ein bissiger Tonfall gegenüber dem „deutschen Papst“ gehegt wurde, indes man in Italien den Eindruck hatte, dass die Italiener „Papa Ratzinger“ längst als einen der ihren adoptiert hätten.
Benedikt war nicht bloßer Brückenbauer. Er war selbst eine lebendige Brücke, die vielen den Weg wies. Selbst in der Zeit des turbulenten Franziskus-Pontifikats galt er zahlreichen Katholiken als Leuchtturm; und wenn nur aus Nostalgie nach einer vergangenen Zeit. Der Papa emeritus stand für Beständigkeit und Orientierung, während in einigen Teilen der Weltkirche ernsthaft über die Veränderung der Lehre debattiert und abgestimmt wurde. Doch darf dabei nicht übersehen werden, dass Benedikt zugleich etwas Neues eingeführt hat.
Mit der Queen stirbt ein letzter Rest des alten Europas
Dass Benedikt länger „emeritiert“ war, als er als Papst regierte, ließ viele Gläubige mit Unverständnis zurück. Bis heute wabern Spekulationen über die Hintergründe durch die Medien. Für seine Kritiker war der Schritt von Anfang an ein Beleg des Scheiterns. Es sind kirchenpolitische Machtfragen, mit denen Ratzinger zeitlebens eher weniger anfangen konnte, wenn man Biografen und Zeugen Glauben schenkt. Dass für ihn diese weltlichen Belange angesichts des höheren Gerichts eine untergeordnete Rolle spielten, dürfte dabei ebenso klar sein.
Die historische Rolle Benedikts wird wohl erst klar werden, wenn auch das laufende Pontifikat sein Ende gefunden hat und sich herausstellt, ob Benedikt der letzte Konservative seit dem zweiten Vatikanum war, oder sich eher das Pontifikat seines Nachfolgers als Klammer entpuppt. Gegenwärtig bleibt dagegen nur die Einsicht, dass einer der größten Bekämpfer des Relativismus, der Beliebigkeit und der Austauschbarkeit heute seine Augen geschlossen hat. Mit ihm ist unsere letzte Brücke zum alten Europa abgebrochen.
Mir als überzeugtem Atheisten bleibt Herr Ratzinger als bösartiger Demagoge in Erinnerung. Er hat mir und meinesgleichen vorgeworfen, an den Kriegen dieser Welt schuld zu sein, weil wir nicht an Gott glauben und demzufolge zu Empathie und Liebe unfähig seien. Er glaubte das natürlich selbst nicht und schob ganz bewusst eine Gruppe Menschen, die in dieser Hinsicht keine Lobby haben, als Sündenbock vor, um seine Machtbasis zu festigen. Ein böser alter Mann.
Dieser Artikel ist ein vollendeter Nachruf auf diesen großen Menschen.
Man möchte nichts hinzufügen und nichts kritisieren. Wahrscheinlich wird es in den kommenden Jahren vereinzelte subtil gegliederte Biographien über Ihn geben. Aber es tut gut, unmittelbar nach seinem Heimgang, eine ausgewogene, angemessene und gutwillige Zusammenfassung seiner tadellosen Vita lesen zu dürfen.
Zurückbleiben Leuchten wie Marx und Bedford Strohm. Zwerge im Schatten. Papst Benedikt ruhe im Frieden seines Glaubens.
Erst wenn etwas verloren ist, oder nicht mehr existent, wird sich so mancher besinnen und bedauern, dass er/sie/es die Einsicht nicht früher hatte. Aber nicht in diesem Land. Die Selbstwahrnehmung der Deutschen ist zutiefst gestört, bei vielen gar nicht vorhanden bzw. unterdrückt. Benedikt ist nicht der einzige, der von Deutschen permanent verteufelt wird und von anderen viel toleranter, vor allem realistische, gesehen, erlebt und damit behandelt wurde und wird. Bismarck, wieder in aller Munde durch die intellektuelle Elite Deutschlands, Annalena Baerbock, ist ein weiteres Beispiel.
Benedikt war kein wuscheliger Kuschelbär wie Robert Habeck, Benedikt stand unbeirrt für die Werte der kath. Kirche und flatterte nicht herum wie ein verlogenes Fähnchen im Wind. Er hätte am Tempelberg niemals das Kreuz abgelegt. Er stand auch für das alte Europa und hat zu Recht die lateinische Liturgie verteidigt. Man konnte in allen kath. Ländern der Welt zur Kirche gehen und fühlte sich überall sofort heimisch mit dem guten alten Latein, das auch eine Brücke schlug zu den Anfängen des Christentums. Man spürte die 2000 Jahre und die damit verbundene Tradition, in der man stand. Dieses Verbundenheits-Gefühl soll ja nun völlig beseitigt werden: keine Wurzeln, keine Herkunft, keine Tradition, keine Geschichte, damit eine neue, woke, bindungslose Gesellschaft entsteht, die man nach Belieben manipulieren kann. Benedikt verkörperte genau das Gegenteil, auch mit seiner Heimatverbundenheit. Deshalb hassen ihn die linksgrünen Medien dermaßen.
Vielen Dank, Herr Gallina. Bei der Fülle der teilweise gehässigen Kommentare der deutschen Presse ist es wohltuend, Ihren Kommentar zu lesen.
Schon traurig – selbst als Fundmental Atheist sehe ich das so ! Genauso bizarr eine Gemeinsamkeit der BILD Berichterstattung ; sowohl am Todestag der Queen als auch am heutigen Tag vermeldet der Springer Konzern das es in beiden Fällen gesundheitlich wieder aufwärts geht…
Herr Galinas Titel „Mit der Queen stirbt ein letzter Rest des alten Europas“ und „Benedikt:Der letzte seiner Art“ klingen wenn man beide berücksichtigt noch düsterer.
Mich persönlich interessieren Monarchie & vatikanöse Religion inhaltlich rein gar nicht – die Wichtigkeit die ich immer mehr erkenne geht weit darüber hinaus ! Sowohl Monarchie als auch „vatikanöser“ Klerus unterscheiden sich als Machtfaktor im Vergleich zur Demos Krötie in einem fundamental :ein Geburtsrecht ab Geburt und ein der Politik übergeordnetes Recht des Papst als „Gottes Stellvertreter auf Erden“ !
Und beidem „unterwürft“ sich – wenn auch immer widerwilliger die westliche Politik.Genau aus diesem Grund sind beide Institutionen so wichtig – als in die Schranken weisendes Gegengewicht.
Hier sehe ich auch den einzig kritablen Punkt am Wirken Papst Benedikt XVI :wahrscheinlich hat es schon seinen Grund ,macht Sinn das der „Posten des Papst“ unabwählbar da „unfehlbar“ auf Lebenszeit gilt.
Gewiss mag Papst Bendikt gute Gründe für seine „Emeritierung“ gehabt haben ,aber im Sinn des „großen Ganzen“ befürchte ich das er eine Tür die besser verschlossen geblieben wäre eröffnet hat .Künftig könnte die Politik auf vielerlei Ebenen die „Unfehlbarkeit“ des Papst infrage stellen und da einmal erfolgreich werden sie das auch machen.
Grade in Monarchie freien Ländern wäre damit die letzte übergeordnete Instanz der Unterwerfung freigegeben. Genau aus diesem Grund sollten wir „Ungläubigen des Abendlandes“ Monarchie und „vatikanösen Klerus“ schützen ,unterstützen ..immer im Wissen das minimalste „Pseudoliberalisierungen“ ausreichen könnten um alles einstürzen zu lassen.
Niemand war je gezwungen Papst Benedikt`s Ansichten zu teilen – aber Respekt dafür das er sich gegen den Polit Mainstream wehrte ist in unserem eigenen Interesse das Minimum. Am Ende werden es Männer wie der Papst sein die verhindern das „12 jährige weisse Buben“ dem Gendergagawahn geschuldet operativ zu unmännlichen Freaks gemacht werden.
Dazu das „Glashaus der Politik“ – es ist paradox der Kirche Missbrauch anzudichten und dabei völlig ausseracht zu lassen das dieser angebliche Missbrauch zu 99,9% aus homosexuellem Pädokram besteht ! Sogesehen sind die Vorwürfe der beste Beleg das Adoptionen für Ex 175 iger der völlig falsche Weg sind.
98% aller von Homosexuellen Adoptierten unschuldigen Kindern waren Buben – bei den verblieben 2% handelt es sich fast zur Gänze um leibliche Kinder eines Homos die dann der Homopartner adoptierte. Es ist sicher kein Zufall das sich beide Quoten nahezu gleichen.
Selbst den kleikalen Anspruch „kein Sex vor der Ehe“ kann ich nachvollziehen-ich glaube auch nicht das es dabei um „Moral“ geht ,vielleicht ging es zuallervorderst darum die Zahl unehelicher Kinder klein zu halten , de facto ist ein eheliches Kind ein Kind mit einem Erzeuger als Versorgungsbürgen , die Chance deutlich kleiner das es der Allgemeinheit zur Last fällt.
Für so ziemlich jede – vorgeblich rückständige Haltung des vatikanösen Klerus gibt es auch eine sinnvolle Begründung , nicht ständig dem zionistisch medial erzeugtem Mainstream nachzuhecheln ist sicher der bessere Weg …und dafür stand meiner Ansicht nach Papst Benedikt XVI …
R.I.P.
Ein würdiger Kommentar für eine grosse Persönlichkeit. Josef Ratzingers Wirkung liegt im Geistig-Geistlichen.
Hat aber nicht sein Vorgänger Karol Wojtyla mehr für die Menschheit erreicht, indem er (in enger Zusammenarbeit mit Ronald Reagan) den Grundstein für den Zusammenbruch der SU („das Reich des Bösen“) legte?
Ich denke schon, dass Reagan die Hegemonie Amerikas im Auge hatte. Der „Globalismus“ wurde nur befürwortet, solange es seinem Land zugutekam. Sowas heisst man Patrionismus.
Apropos Augustinus „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?“.
Das Recht ist hierzulande schon an einigen Stellen „abhanden gekommen“. Ergo, was sagt uns das über die Bunte Republik Deutschland?
Ein sehr gelungener und m.E.zutreffender Nachruf auf einen Papst, dessen Bedeutung nicht nur als einer der führenden Theologen unbestritten ist, der aber auch als Mensch stark zu beeindrucken vermochte, man erinnere sich u.a. an den Weltjugendtag in Köln, wo sein Auftreten eben auch besonders die Jugend faszinierte .Viele seiner niedergeschrieben Gedanken können auch für Nicht-Katholiken Orientierung bieten in dieser Zeit, die für viele Menschen kaum noch zu verstehen ist geschweige denn positiv bewertet werden kann.
Als Christ, gleichwohl welcher Konfession, darf man auf eine sich über Jahrtausende hinweg erstreckende „Wolke von Zeugnis“ zurückblicken (vgl. Hebräer 11), welche das Alte Testament, das Neues Testament und auch die Kirchengeschichte umfasst.
Ein ungeheurer Reichtum, welcher die eigene, nur wenige Jahrzehnte währende Existenz einerseits relativiert, andererseits jedoch aufwertet: In Jesus Christus ist man Teil dieser Gemeinschaft, welcher ein Mose, ein Jeremia, ein Petrus, ein Augustinus, ein Luther, ein Bonhoeffer, ein Ratzinger und viele, viele andere Bekannte und Unbekannte angehören. Sie gingen nicht unter, sie gingen uns lediglich voraus.
Und es dürfte wohl nicht zuviel ewartet sein, eines Tages im Himmel mit Benedikt unter einem schattigen Baum mit einem kühlen Hellen anzustossen.
Ein würdiger Nachruf, Herr Gallina. Danke dafür.
Am 12. 09. 2016 hielt Papst Benedikt XVI seine Regensburger Rede. Dort sagte er unter anderem:
„Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“
Dies löste in der islamischen Welt eine Welle der Empörung aus.
Jetzt verstehe ich auch, warum der jetzige Papst den Imamen die Füße wusch.
Zitat:“Selbst Agnostiker oder gar Atheisten konnten seinem Denken, seinem Intellekt und seiner Philosophie etwas abgewinnen, wenn er etwa die philosophische oder politische Sphäre streifte. Benedikt war der Papst, der in den Bundestag ging und Augustinus zitierte: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?““
Der Mann war „geradeaus“, wie man so sagt. Und das ist ihm hoch anzurechnen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch an die Regensburger Rede von 2006, mit der er die Wahrheit bzgl. der gewaltsamen Ausbreitung des Islam auf den Punkt brachte. Was natürlich einen Aufschrei der üblichen Verdächtigen auslöste und damit den Inhalt seiner Rede erst recht bestätigte.
Ratzinger hatte schon früh begriffen, was hier passiert.
Ich habe ihn geliebt!
Ein würdiger Nachruf. Bezeichnend, daß dieselben Kreise, die schon die Queen bei ihrem Ableben mit Dreck beworfen hatten, dies im Falle Ratzingers wieder tun, bis hin zur vorzeitigen Todesmeldung. Auch das verbindet beide Persönlichkeiten, die beide in ihrem Feld eine nun vergangene Zeit repräsentierten.
Wichtig ist nicht nur sein Leben, sondern vor allem seine Werke. Dort lebt das Abendland weiter und das klare Denken auch. Es könnte passieren wie mit Sokrates, Platon und Aristoteles: lange vergessen und doch nach vielen Jahrhunderten wieder entdeckt. Keine Ahnung, ob es 50, 500 oder 1.500 Jahre dauern wird, aber eines Tages wird man Josef Ratzinger wieder lesen und staunen.
Mit seiner Regensburger Rede hat Benedikt klare Grenzen zu einem aggressivem Islam gezogen. Der Abhängigkeit der deutschen Amtskirche von staatlichen Fleischtöpfen hat er einen Spiegel vorgehalten und das Augustinus Zitat von der Räuberbande scheint die Devise zumindest dieser Regierung zu sein. Benedikt war kein Freund von zeitgeistiger Beliebigkeit wie sein ach so populärer Nachfolger.
„Mit ihm ist unsere letzte Brücke zum alten Europa abgebrochen.“
Dieser traurige Schluß des würdvollen Nachrufes sollte nicht deprimieren. Wer politisch wirken will, muss von den Beständen ausgehen, die man vorfindet. Und die sind von Destruktion und Subversion gekennzeichnet.
Das christliche abendländische Europa ist schon lange perdu, die bürgerlichen Leistungs- und Verantwortungsträger der hundert Jahre 1860 bis 1960 wurden entsorgt (- wie sie ihrerseits vorher den Adel entsorgt haben), die kurze Zeit der Arbeiter, Gewerkschaften und staatlich-verantwortlich denkenden Sozialdemokraten ist auch vorbei. Jetzt haben wir eine amorphe Masse, die kein Volk mehr ist, sondern Bewohner, Verbraucher (- keine Aufbauer), die keine gemeinsame Kultur mehr hat.
Im Erzbischöflichen Knabenseminar in Traunstein hat der junge Theologe J. Ratzinger mitunter auf dem Podest des Direktors mit den Präfekten und uns gegessen; sein Bruder war Anfang der 60er Jahre unser Chordirektor: sang Einer von uns falsch, sagte er : „Soll das das Ende Deiner Karriere sein?“. In Tübingen begegnete ich dem Prof. Ratzinger als Student der Theologie. Mir galt er als fortschrittlicher denn die Münchner Theologen… Wie ein anderes Jahrhundert, die Zeit, ich meine,noch weiter weg.
Ich lehne als rk christ den papst ab denn außer Petrus wurde kein papst nach ihm von Jesus dazu berufen. Für mich ist hier ein gläubiger christ der rk christlichen gemeinschaft gestorben mehr nicht. Gott sei mit ihm
Benedikt war der Papst, der in den Bundestag ging und Augustinus zitierte: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande?“
Er hatte schon lange geahnt und auch gewusst, was kommt. Schade, dass mit ihm der letzte Aufrechte gegangen ist. Er hinterlässt keine Lücke, sondern einen gähnenden Abgrund.
Benedikt XVI war leise im Ton aber knallhart in der Sache. So etwas wurde von den anderen Weltreligionen respektiert.
Josef Ratzinger war aber kein Herrscher.
Ich bin nach wie vor überzeugt, dass er zum Rücktritt gezwungen wurde. Sein theologischer Streit mit dem Islam passte den westlichen Oligarchen nicht. Die konservative Haltung in Glaubensfragen passte den progressiven Reformern nicht.
Ich gebe dem Autor recht. Nach ihm kam der beginnende Zerfall der katholischen Weltkirche. Er war der letzte seiner Art, ein Theologe des Abendlandes, geprägt von dieser Kultur. Die vom Westen mit Macht betriebene Globalisierung, den Relativmus von allem und jedem im Gepäck, hat ihn zum Rücktritt gezwungen. Der erste Konzern der Weltgeschichte wird nun selbst ein Opfer der Globalisierung.
naja, …. knallhart in der Sache stimmt. Zumindest mit der berühmten Ohrfeige für Dieter Wonka die zu einer Platzwunde führte. Und zwar deshalb, weil er keine Antwort wusste. Man kann das auch mit „leise im Ton“ schönreden.
Macht-Institutionen die sich heute noch von der konstantinischen Schenkung ernähren, gehöent verboten und sollten beim Geld scheffeln nicht steuerlich begünstigt werden.
Atheist bin ich nicht, aber auch nicht Gläubiger. Wohl das, was man so Agnostiker nennt.
Für Papst Benedikt hege ich dennoch allergrößte Hochachtung, seine Emeritierung seinerzeit hatte ich mit Bedauern zur Kenntnis nehmen müssen.
Mit ihm kam auch gewisser Humor in die ganze Kirchendiskussion, alldieweil es teils lustig zu beobachten war, wie linksgrüne Journaille gar keine Worte mehr für ihr Gegeifer fanden, derweil Ratzinger kluge Worte sprach und Leute wie ich ihm mit einem „Papstbier“ zuprosteten. Die Bild mit „Wir sind Papst“ war die einzige Ausgabe, die ich mir von dem Blatt je gekauft hatte, und die, längst vergilbt, besitze ich noch heute.
Möge er nun in Frieden ruhen, und weil ich ja weiß, daß man nicht fluchen oder verwünschen sollte, hege ich nur leise Hoffnung, daß die Hass-und-Hetze-Journalisteusen, die gestern schon vorzeitig das Ableben Benedikts hämisch feierten, ihren Schampus mit Rhizinusöl verwechseln. Das wäre eine durchaus erfreuliche Vorstellung.
Danke für den einfühlsamen Nachruf auf Pabst Benedikt XVI. Einer der wichtigsten Konservativen, nicht nur in der Katholischen Kirche, ist von uns gegangen. Er war wie Elisabeth II. noch von einer Generation deren Werte und Einfluss leider nicht mehr in die heutige Zeit hineinreichen. Ein Grund mehr, diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Früher wurde die Messe in den katholischen Kirchen ja in Latein gelesen. Der überwiegende Teil der teilnehmende Gemeinde konnte dies ja gar nicht verstehen. Auf den dörflichen Bauernhöfen und dem dort lebenden Gesinde, Knechte und Mägden war der Bildungsgrad ja nicht so hoch und umfassend. Man mußte eben glauben was der Herr Pfarrer da so von sich gab.Für Kinder war eine Kirche so etwas wie ein Abenteuerspielplatz. Das helle Gebimmel der Glöckchen in den Händen der Ministranten und dann das unverständliche Latein dazu hat uns immer wieder fasziniert. Ob es dem Glauben diente, da hab ich so meine Zweifel. Es war eher mystisch, unheimlich. Sollte wohl so sein und Eindruck hinterlassen. Alles hat eben seine Zeit.
Ältere Katholiken (aus Polen, Volksdeutsche ebenso wie Geblütspolen, darf man das noch so schreiben?) haben mir das mit dem Latein so erklärt: Das sei völlig egal gewesen, ob man das während der Messe verstanden hatte, was Bedeutung war wußte man ja aus dem Kommunionsunterricht, verstand es auswendig, wie Priester selbst wohl auch, und paar Worte an die Gemeinde zu Themen außerhalb der Liturgie habe der Pfaffe sowieso in jeweiliger Volkssprache geäußert. Oder dann im Anschluß im Wirtshaus, wo zwecks Unterstreichung der Argumentation gern anstelle schwerer Bibel (die verlieb ja im Gotteshaus) der Bierhumpen zum Einsatz gekommen sei, nachdem Wodka- bzw. Korngläser als Wurfmunition ausgegangen war. Es sei teils sehr lustig zugegangen, so berichteten mir meine Gewährsleute.
Richtig. Auf den städtischen Bauernhöfen und dem dort lebenden Gesindel war der Bildungsstand naturgemäß höher, so daß man sich bei Karlheinz Deschner (siehe diesen) über die katholische Kirche informieren konnte. Daher konnte man dort auch nicht wissen, daß der dörfliche wie auch auch der städtische Pfarrer nur die festgelegte Liturgie auf Latein lasen, deren deutsche Übersetzung auch dem Gesinde bekannt war. Gepredigt wurde zu allen Zeiten auf deutsch. Man möchte sogar behaupten, daß der Bildungsstand der Dörfler und ihres Gesindes, zumindest was das politische Geschehen betraf, früher bedeutend höher war als, sagen wir, der der städtischen Putinfreunde heutzutage.
Auf jeden Fall war der Bildungsstand, was das Christentum anging, weit höher als heute.
Ich vermute, dass das etwas zu einfach gedacht ist.
Die damaligen Menschen waren nicht dümmer als heute, ganz im Gegenteil.
Viele waren Analphabeten, das heißt ebenfalls nicht, dass sie das mündliche Latein nicht verstanden. Die Formeln wurden in Generationen überliefert, beim Schulmeister, in den Kirchen, von den Eltern gelernt und diese Formeln wurden immer wieder rekapituliert. Die Leute wussten sehr wohl, worum es geht, so zumindest wurde es mir mal vor vielen Jahren beschrieben.
(Die tumben Blicke mit offenstehenden Mündern sind eher eine neuzeitlich grüne Errungenschaft.)
Die Aliteralität der einfachen Stadt-/Landbevölkerung wurde lediglich durch das Vorlesen kompensiert, Mitsprechen konnten die Leute das Wort für Wort. Dieselbe Taktik wenden heutzutage viele funktionale Analphabeten an, Auswendiglernen, Phantasie, Kombinationsgabe, und kommen damit sogar erfolgreich durchs Leben, nicht optimal in unserem Sinn, aber ausreichend für sie. Heute ist das eine Peinlichkeit, früher war es im einfachsten Volk Standard. Der Großbauer konnte sehr wohl lesen, auch das sollte nicht vergessen werden, selbst wenn es nur die Bibel war, die er zu Hause stehen hatte.
Viel Schlimmer ist die modern gewollte Verdummung der Menschen!
Ich selber bin Atheist. Trotzdem bin ich in Sorge, ob sich das sogenante Abendland halten kann angesichts geschichtsvergessener Beliebigkeit. Die Menschen verlieren Orientierung und Halt. Gibt es nur noch eine Antwort auf die Probleme der Kirchen? Austreten..Austreten…Austreten?
Der Mensch sucht Orientierung. So wie der Glaube an Gott schwindet, wachsen die Ersatzreligionen. Und das kann sehr unschöne Formen annehmen, wie wir sehen. Die Masse läuft ja schon den Klimareligiösen hinterher, die vorgeben, sie könnten die Natur nach ihrem Willen formen, wenn nur alle Individuum wie ein Ameisenvolk gehorchen. Da gibt es Parallelen zum finsteren Mittelalter.
Ich persönlich finde mich eher in fernöstlichen Religion wieder und wenn man sich die ganze Entwicklung auf der Welt so anschaut, dann zeigt sich, dass der Wertekanon der Ostasiaten erheblich beständiger und in der Gesellschaft akzeptierter ist als in der westlichen Welt.
Herzlichen Dank für diesen sehr differenziert verfassten Artikel Herr Gallina. *chapeau*
Vielen Dank für diesen liebevollen Nachruf auf einen Mann, der uns allen so viel gegeben hat. Als evangelischer Christ, der schon lange von seiner Kirche verlassen wurde und deshalb selbst vor Jahren den allfälligen Austritt vollzog, war Benedikt für mich ein Mensch, der Orientierung und Halt geben konnte. Vor allem sein Kampf gegen den unheilvollen Relativismus wird mir wohl in Erinnerung bleiben.
Danke auch für Ihr Gedenken an Elisabeth II. Auch sie war eine Ausnahmepersönlichkeit, die uns das Jahr 2022 genommen hat.