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3. Oktober

Unerhörter Osten. Über verpasste Chancen zur deutschen und europäischen Einigung

03.10.2022

| Lesedauer: 10 Minuten
Symptomatisch ist, wenn Ilko-Sascha Kowalczuk zum Tag der Deutschen Einheit als „DDR-Experte“ im Interview mit dem Tagesspiegel sich im Grunde für Ostdeutschland schämt und sagt, dass jemand, der so politisch sozialisiert sei wie er, mit vielen Ostdeutschen weniger zu tun habe als mit Menschen, die sonst irgendwo auf der Welt leben.

In dieser Nacht vermochte man Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ in ganzer Euphorie zu empfinden, buchstäblich, mit allen und in allen übertragenen Sinnen. Den Himmel über Berlin illuminierten Feuerwerkskörper, die in Gelb, in Rot, in Blau, in Orange, in einer Vielfalt von Farben und Farbtönen explodierten. Die Augen der Menschen, die sich in dieser Nacht an der Berliner Mauer einfanden, auf das Bollwerk der Teilung kletterten, von dort aus in den Osten und in den Westen weiterwanderten, je nachdem, woher sie kamen, wohin sie wollten, leuchteten sternenklar und sternenhell. Das Gefühl des Glücks, dass die Teilung Europas endete, hatte alle Herzen erfüllt.

Wohl kaum eine Sprache der Welt, die man an diesem erinnerungswürdigen Jahreswechsel von 1989 auf 1990 am Brandenburger Tor nicht vernahm. Menschen, die einander nicht kannten und sich gleich wieder aus den Augen verloren, stießen miteinander mit Sektflaschen an, die sie bei sich trugen. Man wandelte auf einem dicken Teppich, gestampft aus Flaschen und Glasbruch wie über äolische Wiesen. Alles schien damals möglich, der Enthusiasmus breitete seine Schwingen aus und hatte noch nicht mit der Schwerkraft der Wirklichkeit zu kämpfen. Dieses erhabene Gefühl, das aus der Tiefe kam, legte sich wie ein Firnis auf unser Land, wirkte aber nicht in die Tiefe zurück, weil es das nicht konnte.

Inzwischen ist der Lack ab. Zwischen Ost und West kriselt es, in Deutschland und in der Europäischen Union.

ZEIT ZUM LESEN
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Dreißig Jahre nach der Friedlichen Revolution in Osteuropa warb in Deutschland die AfD im Landtagswahlkampf in Brandenburg und Sachsen mit dem Slogan: „Vollende die Wende“ und stellte sich damit in die Kontinuität der epochalen Umbrüche vom Herbst 1989. Obwohl man die Entrüstung über den Versuch, das Erbe der Friedlichen Revolution, vor allem den Revolutionsruf „Wir sind das Volk“ für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen, verstehen kann, offenbaren sich dem aufmerksamen Beobachter doch zwei tiefer liegende Probleme.

Die vehementesten Wortmeldungen gegen die Inanspruchnahme der Friedlichen Revolution durch die AfD kamen, gegen die Montagsdemonstrationen durch ein immer größer werdendes Spektrum der Opposition und des Protestes kommen von einigen ehemaligen Bürgerrechtlern, von denen, die es damals tatsächlich waren, und von denen, die es gern gewesen sein wollten, von denen, die in ihrer Jugend mehr oder weniger Mut bewiesen hatten. Nicht wenige von ihnen wirken in Parteien mit, so dass sie in dieser Frage keine neutrale Position beziehen können, sondern natürlich ihre Partei vertreten. Sie reagieren besonders empfindlich, weil sie zum neuen linksliberalen Establishment gehören.

Symptomatisch ist es, wenn Ilko-Sascha Kowalczuk zum Tag der Deutschen Einheit als „DDR-Experte“ im Interview mit dem Tagesspiegel sich im Grunde für Ostdeutschland schämt, wenn er sagt, dass jemand, der so politisch sozialisiert sei wie er, mit vielen Ostdeutschen weniger zu tun habe als mit Menschen, die sonst irgendwo auf der Welt leben. Das ist die Haltung der Göring-Eckardts, der Birthlers, der Hensels, der Grünbeins, der Schulzes – von Leuten, die sich als die guten Ossis an die linksliberalen Dystopien des Westens hängen, an die woke, grüne Weltanschauung und sich einen Platz im immer noch westdeutschen juste milieu erobert oder zugewiesen bekommen haben. Warum verbindet aber Kowalczuk mit vielen Ostdeutschen wenig, außer mit den wenigen, die wie er so politisch sozialisiert sind, dass sie mit der Bundesregierung übereinstimmen, etwa weil „große Teile der ostdeutschen Gesellschaft die Politik der Bundesregierung und ihrer jeweiligen Landesregierungen ablehnen“?

ENDE MIT „WENDE“
Deutschland ist sinkbar – wie die Titanic
Die Aussage ist mehrfach schief, schief wie nur schiefe Aussagen sein können. Erstens setzt Kowalczuks Vorstellung voraus, dass zwischen der Bundesregierung und den ostdeutschen Landesregierungen eine geradezu monolithische Übereinstimmung bestünde. Man muss nicht auf den Dissens in der Energie- und Russlandpolitik zwischen der Bundesregierung und dem sächsischen Ministerpräsidenten verweisen, auch lässt sich die Distanz zwischen dem Thüringer Ministerpräsidenten und der Bundesregierung, zwischen der Bundesregierung und der Landesregierung von Sachsen-Anhalt erwähnen. Diese Kluft ist übrigens nicht typisch ostdeutsch, denn sie ist auch in West- und Süddeutschland auszumachen, denkt man an die bayerische Landesregierung. Man möchte fragen, wann der DDR-Experte das letzte Mal nach Ostdeutschland geschaut hat, denn, dass zweitens große Teile der ostdeutschen Gesellschaft die Politik ihrer jeweiligen Landesregierungen ablehnen würden, kann er nicht belegen und belegt er auch deshalb nicht.

Reiner Haseloff hat in der letzten Landtagswahl in Sachsen-Anhalt einen beeindruckenden Sieg errungen. Kowalczuk meint, dass die meisten Ostdeutschen die Freiheit und die Wiedervereinigung nur geschenkt bekommen hätten. Doch Änderung geschah erst, als zu den Konventikeln der Opposition immer mehr Bürger stießen und es zu Massendemonstrationen gekommen war. Vielleicht verübelt er vielen Ostdeutschen auch nur, dass sie ihm in seinen gerade entdeckten Ukraine-Patriotismus nicht bedingungslos folgen wollen wie Annalena Baerbock. Schließlich hat er am 27. Februar 2022 in einem Brief an seinen Verleger Jonathan Beck Gabriele Krone-Schmalz, Gerhard Schröder, Gregor Gysi, Sarah Wagenknecht, Matthias Platzeck, Klaus von Dohnanyi und Manuela Schwesig zu „geistigen Brandstiftern“ erklärt:

Erfreut über den Erfolg seiner von den Prinzipien der Freiheit und der Toleranz durchdrungenen Forderung twitterte er dazu: „Heute antwortete er mir und schrieb, dass sie das tun werden (er nannte mir eine konkrete, sehr hohe Summe) – sie werden auch solche Bücher trotz der hohen Nachfrage nicht mehr nachdrucken!“ Ostdeutsch ist das nun wirklich nicht, mit der Demokratie und der Freiheit hat das auch nichts zu tun, es ist so tolerant, wie die Grünen, die die Politik der Ampel bestimmen, tolerant sind, wie es der Grünen-Politiker Konstantin von Notz in zwei aktuellen Tweets gerade unter Beweis stellt:

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Als die SED in Ostdeutschland verhinderte, dass sich eine Demokratie entwickeln konnte, bekämpfte sie brutal alle Demokraten und nannte die Demokraten Feinde der Demokratie, weil die wahre Demokratie für die Kommunisten nicht die bürgerliche, sondern die sozialistische war, die für die SED in der Einheitsliste der Nationalen Front bestand, die von vornherein festlegte, dass die SED in allen Gremien und allen Volksvertretungen die Mehrheit besaß. Es waren dann folglich keine Volksvertretungen mehr, sondern SED-Vertretungen. „Progressiv“ übrigens gehörte, wie der DDR-Experte sicher bestätigen kann, zu den Lieblingswörtern der SED.

Für Konstantin von Notz sind alle, die nicht mit den Grünen, mit den „progressiven Menschen“ übereinstimmen „Rechte“, „Reaktionäre“ und „Rechtsextreme“, Feinde der demokratischen Gesellschaft, weil sie es wagen, nicht #DankeRobert zu der desaströsen Politik der Bundesregierung zu sagen. Demokratie bedeutet jedoch, dass ein politischer Wettbewerb der Ideen stattfindet. Wer aber diesen Wettbewerb aushebeln will, weil er andere Ideen für undemokratisch erklärt, verlässt die demokratischen Spielregeln.

ES IST EINE SELTSAME, BLEIERNE ZEIT
Ein Land führt Krieg gegen sich selbst
Interessanter ist im Rückblick aber auch ein zweiter Aspekt. Auch die Bürgerrechtler besitzen kein Copyright auf den Revolutionsruf, denn er wurde erst zum machtvollen Motto, als das Volk tatsächlich dazu kam und die Plätze und Straßen füllte, in Leipzig, in Dresden, in Halle, in Magdeburg, in Berlin. Die mutigen, doch zahlenmäßig überschaubaren Bürgerrechtler darf man nicht mit dem Volk verwechseln, das auf die Straße gehen musste, wenn das Land revolutioniert werden sollte. Sollte es das? Das Tragische für die Bürgerrechtler bestand womöglich darin, dass an dem Tag, an dem das Volk sich versammelte und skandierte: „Wir sind das Volk“, die Revolution im eigentlichen Sinne erst begann. Eine Revolution brach sich Bahn, die von den Bürgerrechtlern so nicht angestrebt worden war, und die Reform, die sich die Mutigen wünschten, räumte die prosaische Macht des Faktischen ungerührt beiseite. Geschichte ist nicht sentimental. Die DDR wurde nicht reformiert, ein dritter Weg nicht beschritten, das sozialistische Ancien Régime hingegen von den Demonstranten und denen, die das Land verließen, hinweggefegt.

Der Slogan „Wir sind das Volk“ gehört nicht den Bürgerrechtlern, sondern dem Volk, gehört allen. Jeder durfte, jeder darf, jeder wird ihn verwenden dürfen.

Es ist kein Zufall, dass 32 Jahre nach den großen Demonstrationen, die das SED-Regime hinwegfegten und das Tor zur Wiedervereinigung aufstießen, die historischen Ereignisse wie eine unerlöste Geschichte, wie historische Wiedergänger wieder in die Diskussion geraten, weil damals keine Debatte darüber stattgefunden hatte, welches gemeinsame Deutschland die Deutschen sich eigentlich wünschen. Stattdessen hat man einfach fünf Waggons an den Zug Bundesrepublik angekoppelt. Man versuchte bundesrepublikanische Geschichte bruchlos fortzuschreiben. Die geisteswissenschaftliche Elite Ostdeutschlands wurde effizient ausgegrenzt und es wurden Stellen auch für drittklassige Leute aus dem Westen geschaffen, die ihr Glück gar nicht so recht fassen konnten, noch einmal Chefredakteure, Professoren oder Minister zu werden.

Hinzuzufügen ist, dass auch fähige Fachleute aus dem Westen kamen, die in der Tat Beachtliches beim „Aufbau Ost“ geleistet haben. Doch nicht von Ungefähr zeigt eine Reportage des Mitteldeutschen Rundfunks unter dem Titel „Wem gehört der Osten“, dass Ostdeutschland eben nicht den Ostdeutschen gehört. Für viele, ob sie nun gegen die SED-Herrschaft demonstrierten oder sich die großen Demos zu Hause im Fernseher ansahen, ob sie über Ungarn, über Prag oder später über die offene Grenze die DDR verließen, bedeutete das, von heute auf morgen umzudenken. Dreißig Jahre später haben sie sich in der Tat ein neues Leben aufgebaut und sind in der Bundesrepublik angekommen, um festzustellen, dass die Bundesrepublik schwindet. Mit dem Umzug der Regierung nach Berlin wurde die alte Bundesrepublik zu einer Tatsache der Geschichte. Die Spaltung Deutschlands war vielleicht niemals überwunden worden, auch wenn viele in Ostdeutschland das glaubten.

TE-EXKLUSIV
Die europäischen Konservativen treffen sich in Rom – Deutschland bleibt außen vor
Gerade das Juste Milieu der alten Bundesrepublik, das sich in den Jahren nach 1968 herausbildete, und dem die Toskana näher als die Mark Brandenburg war, nahm es den Ostdeutschen übel, dass sie nicht mehr eine Welt ertragen wollten, die für viele Kaviarlinke als das bessere Deutschland galt, in dem man nur selbst nicht zu leben beabsichtigte, dessen Existenz aber für den eigenen Seelenhaushalt konstitutiv war. Längst gehörte deutsche Selbstverachtung zum guten Ton in diesen Kreisen. Im Historikerstreit hatten sie unter ihrem Bannerträger Jürgen Habermas die Deutungshoheit zuerst in den Feuilletons und schließlich in den Medien insgesamt erkämpft. Der von der Friedensbewegung getragene Kampf gegen den Nato-Doppelbeschluss wurde zu ihrer Mobilisierungsideologie wie heute die Klimaapokalyptik der „Fridays for Future“–Bewegung für die Grünen. Freunde der Wiedervereinigung waren sie nie, doch erlegten sich einige ein taktisches Schweigen oder Flüstern auf, während andere absurde Demonstrationen organisierten unter den gespenstischen Motti: „Halts Maul Deutschland“ und „Lasst uns mit den Deutschen nicht allein“.

Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin hatte 1993 in dem Buch: „Gefahr aus der Mitte: die Republik rutscht nach rechts“ die Wiedervereinigung als „Anschluss ohne Befragung der BRD-Bevölkerung“ bezeichnet. Wie abgrundtief Trittins Hass auf die Ostdeutschen, die in einer friedlichen Revolution die Freiheit erkämpften, zu sein scheint, zeigt sich in einem Vergleich, den Trittin insinuiert, wenn er zuvor behauptet, der „Anschluss“ habe stattgefunden, weil „die Bevölkerung der ehemaligen DDR dies wollte“. Damit war der Topos der „rechtsextremen“ Ostdeutschen gefunden, denn den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland hatten die Nazis ins Werk gesetzt. Der Grüne behauptete 1993 schon: „Die Bundesrepublik rutscht nach rechts.“ Nach rechts ist die Bundesrepublik indes nicht gerutscht, dafür unaufhaltsam nach links.

Als der Dramatiker Botho Strauß 1993 den Essay „Anschwellender Bocksgesang“ und ein Jahr später die Publizisten Heimo Schwilk und Ulrich Schacht im Zuge der Wiedervereinigung den Sammelband „Die selbstbewusste Nation“ herausgaben, erlebten sie die ganze Macht des linksliberalen Mainstreams. Im Grunde beabsichtigten sie, eine Debatte zu initiieren, wie sich das neue, wiedervereinigte Deutschland als Staat kulturell, geschichtspolitisch und innen-, sowie außenpolitisch definieren sollte. Diese Debatte wurde durch Ausgrenzung und durch die Verwendung des argumentum ad hominem verhindert. Spätestens da wurde deutlich, dass die neuen Eliten keine Debatten wünschten. Von Anfang an haderten sie mit der wiedervereinigten Nation, weshalb dieses neue Deutschland, bevor es wirklich zu existieren begann, in der EU aufgehen sollte. So gesehen stellt sich die Frage, ob die Euphorie deutscher Eliten für die schnellstmögliche Vertiefung der Brüsseler EU aus dem Trauma der Wiedervereinigung resultiert? Diese Frage wurde bis heute nicht beantwortet.

1984 – ZURüCK IN DIE ZUKUNFT
Krisenrepublik Deutschland: was bleibt von der Demokratie?
Deutschlands politische Achse wurde und wird nach links verschoben, jede Kritik als „Rechtsruck“ dämonisiert und die Kritiker selbst unabhängig ihres politischen Standpunktes als Rechte denunziert, denn „rechts“ wird inzwischen synonym mit „rechtsextrem“ gebraucht. Als stellvertretender Vorsitzender der CDU hatte Armin Laschet in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärt, dass es nicht Ziel der CDU sein könne, „alles, auch programmatisch, zu sammeln, das rechts von der politischen Linken ist”. Rechts von der politischen Linken befindet sich aber die Mitte. Deutlicher als Laschet kann man es kaum formulieren: Der „Kampf gegen rechts“ ist in Wahrheit ein Kampf gegen die politische Mitte, gegen alles eben, „das rechts von der politischen Linken ist“.

Da das Juste Milieu der Wiedervereinigung nichts entgegensetzen konnten, vermochten sie zumindest dank ihres medialen Rückhalts eine gemeinsame Erzählung, einen Gründungsmythos zu verhindern. Es existiert keine verbindende Erzählung, die jede Gemeinschaft benötigt, wenn sie Gemeinschaft sein will. Die Einheit beginnt eigentlich mit einer gemeinsamen Erzählung, einer Gründungslegende oder eines Gründungsmythos, umso mehr, wenn die Geschichte so viel Fremdheit angehäuft hat.

Im Gegensatz zu den Westdeutschen genossen die Ostdeutschen nicht die Segnungen des Marshallplans, sondern die Freuden kommunistischer Herrschaft. Diese Erfahrung teilen sie mit den Polen, den Tschechen, den Slowaken, den Ungarn, den Rumänen, den Bulgaren. Gerade zu Polen, zu Tschechien, zur Slowakei, zu Ungarn und zu Rumänien bestehen in Ostdeutschland auch heute noch starke Gefühle der Verbundenheit. Neben der nationalen Geschichte existiert für die Ostdeutschen eben auch eine Geschichte des Lebens unter dem sowjetischen Imperialismus und seiner einheimischen Satrapen.

Die ostdeutsche Erfahrung der Diktatur auf der einen Seite und das ostdeutsche Selbstbewusstsein, das aus der Tatsache resultiert, dass man die Freiheit und die Demokratie erkämpft und eine Diktatur in einer Revolution gestürzt hat, ging in die Identität des wiedervereinigten Deutschlands nicht ein.

SENDUNG 22.09.2022
Tichys Einblick Talk: Vorbild-Land abgebrannt?
1990 hätte eine Diskussion einsetzen müssen, welchen Gründungsmythos sich das neue, das wiedervereinigte Deutschland geben sollte. Dass die Wiedervereinigung nach dem Artikel 23 und nicht nach dem Artikel 146 des Grundgesetzes vollzogen wurde, hatte zwei zutreffende Gründe. Zum einen wusste damals niemand, wie lange die Tür für Deutschlands Einigung offenstehen würde, sodass es politisch klug war, diese schnell zu vollziehen. Einen Verfassungsprozess in Gang zu setzen, hätte Zeit gekostet. Zweitens bestand aufgrund der hohen Qualität des Grundgesetzes keine Notwendigkeit, dieses zu ersetzen. Unabhängig davon wäre es jedoch notwendig gewesen, darüber eine große Debatte zu führen, wie sich die wiedervereinigte Nation selbst sieht, in welchen Traditionen sie steht, statt das leblose Konstrukt des Verfassungspatriotismus dagegen zu halten.

Patriotismus ist Liebe zum Vaterland, zu dessen Bedingtheiten das Grundgesetz zählt, zu dem aber Geschichte, Tradition und Kultur treten. Eine gelingende Einigung hätte einer gemeinsamen Basis für diesen Patriotismus bedurft. Doch was will man von einem Establishment erwarten, das Patriotismus zum Kotzen findet und mit Deutschland nichts anzufangen weiß?

Was wäre ein besserer, ein tauglicherer, ein haltbarerer und ein konsistenterer Gründungsmythos für das neue Deutschland gewesen als die Friedliche Revolution als Vollendung der demokratischen Revolution von 1848/49? Existiert denn ein schöneres Pathos der Freiheit, als Menschen, die unbewaffnet gegen eine bis an die Zähne bewaffnete Staatsmacht auf die Straße gingen mit den Rufen „Wir sind das Volk“ und „Keine Gewalt“? Sollte denn nicht die Freiheit das verbindende Element der Deutschen in Ost und West, in Süd und Nord sein? Hätte dieser Gründungsmythos nicht einen optimistischen, nach vorn gerichteten Blick ermöglicht?

TE-FORUM ENERGIE AM 10. OKTOBER 2022
Expertenforum in Dresden: Wie retten wir uns vor der Energiewende?
Und in Europa? Hat nicht auch die Europäische Union darauf verzichtet, sich neu zu begründen, anstatt ebenfalls ein paar Waggons mehr an den Zug zu koppeln? Stecken wir nicht in einer Krise der EU, weil in Brüssel, in Paris und Berlin, der gleiche grundlegende Fehler gemacht worden war wie zuvor in Deutschland? In dem Wort „Osterweiterung“ steckt das ganze Problem. Es ging dem Westen um eine Erweiterung des eigenen Macht- und Wirtschaftsbereiches, anscheinend nicht um mehr. Hätte man nicht auch hier eine große Debatte über den Gründungsmythos des neuen Europas, das nicht mehr durch eine Mauer geteilt wurde, eröffnen müssen? Gib es denn eine erhabenere Erzählung als die von der Selbstbefreiung der Völker Mittel- und Osteuropas? Haben nicht die Ostdeutschen das Tor für die Wiedervereinigung aufgestoßen, waren es denn nicht die Osteuropäer, die alle Türen nach Westeuropa aufsprengten, damit aus Ost und West ein Europa werden könnte? Hat dieser schwere und opferreiche Weg nicht in Polen in den achtziger Jahren begonnen, nach dem wir alle die Erfahrung der Unterdrückung gemacht hatten? Wurden wir denn nicht 1953, 1956, 1968 vom Westen im Stich gelassen? Haben wir denn nicht erlebt, wie die Freiheit der Staatsräson untergeordnet worden ist?

Man gewinnt den Eindruck, dass ein junges und ein altes Europa existiert. Jung scheint Europa im Süden und im Osten zu sein, alt dagegen im Westen. Inzwischen wurden Polen, Ungarn, Tschechien auch wirtschaftlich erfolgreiche Staaten, die stolz auf das Erreichte und Geleistete sein können und demzufolge in Europa selbstbewusst auftreten, mit dem Bewusstsein eines Selbst, das sie sich in den letzten Jahrzehnten hart erarbeitet haben. Es wäre an der Zeit, will man die Entfremdung überwinden, die eingesetzt hat, über die wirkliche Gestalt Europas und Deutschlands nachzudenken. Kosmopolitismus muss durch Geographie geläutert werden. Europa kann nur von seinen Regionen und von seinen Nationen her, wie das Charles de Gaulle einmal als Europa der Vaterländer skizziert hat, entstehen. Es benötigt einen Gründungsmythos, der in der Freiheit besteht, in der Erinnerung an die Friedliche Revolution von 1989, die jene Mauer, die Europa teilte, zum Einsturz brachte. In dieser Revolution wurde die Freiheit des Einzelnen als auch das Recht der Völker auf nationale Selbstbestimmung erkämpft.

Die verdrängten Debatten von 1989/1990 kehren mit großer Energie zurück. Wir täten gut daran, sie jetzt zu führen.


Erweiterte und aktualisierte Fassung eines Textes, der zum ersten Mal am 20. September 2019 auf dem deutsch-polnischen „Dialog Forum. Perspektiven aus der Mitte Europas“ auf Deutsch und Polnisch erschien.

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41 Kommentare

  1. Ein sehr wertvoller Artikel, lieber Herr Mai. Dringend notwendig und essentiell sinnstiftend. Eigentlich müssten sie die Reden fürs Bundespräsidium schreiben, das wäre dann schon die halbe Miete.

  2. „Die verdrängten Debatten von 1989/1990 kehren mit großer Energie zurück. Wir täten gut daran, sie jetzt zu führen.“
    Zu spät.
    Deutschland ist jetzt schon keine nationale Einheit mehr. Ganze Landstriche und Viertel sind fremdkulturell, und da meine ich nicht nur Zugereiste, sondern auch Grünenkultur, antinationallistisch dominiert. Ob das zu kitten geht bezweifle ich. Es wird Restregionen deutscher kultureller Identität geben und davon abgegrenzt MultiKultiregionen mit jeweiligen Landesführern/Parteien. Warum diese so realistische Version viele nicht war haben wollen, ist verständlich. Es müsste ein jahrelanges Scheitern durch Nichtstun und Anpassen zugegeben werden. Und das kommt selbst bei alternativen Medien ( na, wo ist denn die Heimat der meisten Macher?) nur schwerlich aus der Feder oder über die Lippen. Entsprechende Beiträge werden/wurden gerne ignoriert.
    Wäre glücklich, würde ich mich irren.

  3. Herr Mai, ich habe bisher sehr selten so einen tiefgründigen Artikel über die deutsche Einheit gelesen. Bravo! Und nun noch ein paar Worte zu Ilko-Sascha Kowalczuk. Ich selbst denke, wir haben ~83 Mio. verschiedene Meinungen und Einstellungen. Jeder für sich ist an irgendeiner Stelle zu irgendeiner Zeit nach links bzw. rechtes abgebogen oder gar geradeaus gegangen. Und dieser Herr sagt, dass jemand, der so politisch sozialisiert sei wie er, mit vielen Ostdeutschen weniger zu tun habe als mit Menschen, die sonst irgendwo auf der Welt leben. Er irrt. Er ist in dem gleichen Meinungsgefängnis des Totalitären gefangen wie seine damaligen Peiniger und konnte es bis heute nicht aus eigener Kraft verlassen, Was er will, das ist eine Einheitsmeinung, er will einen Retortenmensch. Und das wollten die damals auch, den sozialistischen Menschen, ohne eigene Meinung, ohne Rückgrat. Heute scheint man teilweise schon weiter zu sein, oder täusche ich mich?

  4. Herr Mai, ich habe bisher sehr selten so einen tiefgründigen Artikel über die deutsche Einheit gelesen. Bravo!

  5. Die Polen, Tschechen, Ungarn mussten sich wie die anderen Osteuropäer auch, ám eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen.
    És gab kein anderes Staatsgebiet mit denen sie sich hätten vereinigen können.
    Ám Anfang ihres harten , lángon und mühseligen Weges haben diese Völker die Mitteldeutschen oft beneidet.
    Inzwischen ist dieses Gefühl mit vollem Richter, einem Stolz auf die eigene Leistung gewichen.
    Die Ungarn haben in den letzen 12 Jahren ein regelrechtes Wirtschaftswunder geschafft mit Wachstumsraten über 5% und inzwischen Vollbeschäftigung.
    Die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse sind stabil. Die 2/3 Mehrheit der konservativen FIDESZ-Partei bei den Wahlen im Ápril dokomentiert dieses eindrucksvoll.
    Wo jahrelang in Bezug auf Buntland Bewunderung für die wirtschaftluchen Leistungen vorgeherrscht hat, reibt man sich ob der gegenwärtigen Zustände ungläubig die Augen.
    Und das was és über Jahre nicht mehr gegeben hat, man macht wieder Unterschiede in der Beurteilung der Deutschen.
    Viele Ungarn glauben , nach dem Auftreten und Benehmen meiner Landsleute dort, sofort zu wissen aus welchem Landesteil der Bestreffende kommt.
    Das die Mitteldeutschen dabei besser wegkommen, hat sicher nicht nur damit zu tun, dass eine gemeinsam erlebte 40 jährige Besetzung durch die Russen , verbindet.
    Nein, die Magyaren registrieren sehr genau,
    wo die Zeitungsredaktionen und die anderen Medien ihren Sitz haben und wer die Leute sind, auch in der Politik, die nicht müde werden ihr Land zu verunglimpfen, zu beleidigen , Lügen über Ungarn zu verbreiten und auch in Brüssel immer ganz vorn mit dabei sind die Ungarn an den Pranger zu stellen.
    Egál ob Anhänger der Oppositio oder der FIDESZ, man weiss, dass dieser Hass auf ihr Land nicht in Dresden, Rostock oder Leipzig geschürt wird. In Berlin schon.

  6. Ich habe 30 Jahre realexistierenden Sozialismus miterlebt, dann kamen 20 Jahre soziale Marktwirtschaft die die letzten 12 Jahre in einen Ökosozialismus abgleitet. Ich kann mich also mit Fug und Recht als Experte beider Systeme bezeichnen. Als erstes, eine Disskusion oder Debatte von den Linksgrünrotverwirrten ist nicht erwünscht. Sie würde unausweichlich die Fehler des Ökosozialismus in die Öffentlichkeit tragen was unbedingt verhindert werden muß? Kenne ich: Keine Fehlerdiskussion! Auch gibt es seltsame Parallelen zwischen Ost und West. Es gab auch im Osten bis in die 70iger viele Intellektuelle, Schriftsteller, Regisseure uva. die die Fehler des Sozialismus und der Partei diskutierten. Kritische Filme wurden gedreht aber meißt gleich verboten z.B. Spur der Steine. Von vielen Filmen wurde das Zelluloid zu Kämmen verarbeitet, wie Stefan Heym sakastisch feststellte. Stefan Heym war auch immer Mahner, sein Buch „Nachruf“ von ihm erzählt viel von dem Kampf mit den Genossen. Er hat allerdings nie die Systemfrage gestellt. Es gab verschiedene Etappen, als erstes wurde die Landwirtschaft kollektiviert. Dann die Intelligenz eingehegt. Dann der Mittelstand zerstört. Dann fühlten sich die Genossen mitten der 70iger im Alleinbesitz der absoluten Macht und konnte sogar den Rest der Kritiker aus dem Land ekeln. Kolonnen von Künstlern und Intellektuellen verließen das Land. Von da an waren die Genossen entgültig unter sich und auch die letzten eventuell korrektive Kräfte waren beseitigt. Von da an begann der eigentliche Abstieg des realexistierenden Sozialismus. Dem DDR Bürger war das ja alles nicht unbemerkt geblieben wobei auch die westlichen Medien ihren Anteil hatten. Mindestens 80 % konsumierten regelmäßig Westfernsehen und Radio. Da der Bürger keine Chance sah etwas zu ändern flüchtete er ins Private. Richtig hübsch Bürgerlich, mit Kleingarten und Datsche. Man arrangierte sich mit dem System und nahm was man kriegen konnte. In der Familie und mit Freunden wurde offen geredet auch mit dem Wissen, daß, wenn drei Leute zusammenkamen, einer ein Stasizuträger war. Daß wir alle nur unterdrückt geflüstert haben ist genauso falsch wie, es gab keine offene Kritik. In Berlin kamen genug Eingaben und Beschwerden an. Der Unmut regte sich nicht, weil es politsche Spannungen gab sondern, weil die DDR Bürger immer mehr begriffen, daß der Sozialismus den Wettlauf mit dem Kapitalismus verloren hatte. Es war der Konsum der die Bevölkerung nicht mehr zufrieden stellen konnte. Die D-Mark war längst zur zweiten Währung geworden und der Schwarzmarkt, den es offiziell nicht gab, blühte. Während sich Tausende einfanden den 40. Geburtstag zu bejubeln, trafen sich einige Straßen weiter Tausende um für mehr Demokratie und Freiheit zu demonstrieren. Richtig gelesen, Demokratie und Freiheit! Von der D-Mark war da noch nicht die Rede. Gorbatschow mit seiner Peristroika, wer zu spät kommt den bestraft das Leben! Also wenn sogar unser großer Bruder das fordern kam warum wir nicht auch? Mit einem Mal wurden die Leute gläubig und rannten in die Kirchen, weil dort von Demokratie und Freiheit gesprochen wurde. Dann wurde aus „Wir sind das Volk“, „Wir sind ein Volk“ und letztendlich „Kommt die D-Mark nicht zu uns kommen wir zur D-Mark“! War das Geheimdienstlich gesteuert? Vieles spricht dafür. Damit war das Schicksal der DDR endgültig besiegelt. Die allermeißten DDR Bürger waren doch keine Dissidenten oder Menschenrechtler, die allermeißten wollten einfach ein besseres Leben. Freiheit, besonders Reisefreiheit, eine starke Währung in der Tasche, westlichen Wohlstand und auch Demokratie wie wir sie verstanden, als Herrschaft des Volkes. Nun, jeder weiß, davon sind wir heute Meilenweit entfernt und bei vielen, auch bei mir ist die Enttäuschung und auch der Zorn groß.
    Heute geschehen die Dinge, die in der DDR Jahre brauchten, in kürzester Zeit. Die Landwirtschaft wird nicht kollektiviert sondern von Konzernen übernommen. Der Mittelstand wird nicht enteignet, man läßt ihn Pleite gehen. Nicht Kombinate bestimmen bald was und wie viel wir kaufen dürfen sondern Konzerne. Nicht Moskau bestimmt was die Konzerne, wann, wie viel zu produzieren haben sondern Brüssel. Unsere kompletten Medien sind gleichgeschaltet wie zu besten DDR Zeiten leider ohne Westfernsehen dabei. Kritiker werden nicht oder selten verhaftet, man macht sie Mundtod in dem man ihre berufliche und soziale Existenz vernichtet. Berufs und Auftrittsverbote, Kontoauflösungen usw.
    Also was bitte unterscheidet die BRD von der DDR? Ich weiß, rethorische Frage aber ein Grund mal darüber nachzudenken was gerade mit uns, unserem Land und der EU geschieht.

  7. Wir erleben die Dominanz einer linken Attitüde, in der die eigene materielle und intellektuelle Sattheit mit der Verachtung des eigenen Herkommens und der eigenen Kultur einhergeht.

    Diese Verachtung Deutschlands spürt man überall. Sie zerstört dieses Land und seine Demokratie: Durch die Einwanderung von Menschen, die unsere Kultur ablehnen; durch eine Energiepolitik, die die materiellen Grundlagen zerstört; durch eine Europapolitik, die die Demokratie zugunsten einer autoritären Bürokratie abschafft. Der so verursachte Niedergang Deutschlands wird die Selbstverachtung nicht weniger werden lassen: ein Teufelskreis.

  8. Einen funktionierenden Dritten Weg, wie es sich viele so-genannte Intellektuelle erträumen, gibt es nicht. Es ist zerstörerisch, nach einem solchen zu suchen.

  9. Herr Kowalczuk wurde, wenn ich der allwissenden Müllhalde Wikipedia glauben darf, am 4. April 1967 geboren. Er war also im Herbst 1989, als die DDR endlich zusammenbrach, noch nicht einmal 23 Jahre alt – und so jemand wird uns von den Systemmedien als „DDR-Experte“ präsentiert? Das ist an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten.
    Folgt man Wikipedia, so hat Kowalczuk von 1983-85 eine Lehre als Baufacharbeiter absolviert und anschließend von 1986-88 als Pförtner gearbeitet. Das qualifiziert ihn sicherlich, die ehemalige DDR als „Experte“ beurteilen zu können. Da ich älter als dieser Herr bin, in der DDR geboren wurde, dort gelebt und gearbeitet und auch den Wehrdienst in der NVA abgeleistet habe (was eine furchtbare Erfahrung war, um die Herr Kowalczuk sich offenbar drücken konnte), deklariere ich mich nun ebenfalls zum „DDR-Experten“ und erwarte, künftig von den Qualitätsmedien befragt zu werden, wenn es um die DDR geht …

  10. Europa ist eine geographische, nicht eine politische Kategorie. Es muß nicht entstehen, es ist bereits da. Was entstehen kann, ist eine Region, in der die in ihr belegenen Staaten friedlich, eigenverantwortlich, selbstbestimmt und von Fall zu Fall gemeinsam demokratisch ihr Schicksal bestimmen. Das Wichtigste wäre zunächst, dafür zu sorgen, daß die europäische Erde den Europäern bleibt, statt von Afrikanern und Arabern überrannt zu werden.

  11. Bravo!!!
    Sie haben in so vielen Punkten den Nagel getroffen.
    Zwar bin ich Wessi und erst seit 1990 gelegentlich, seit 1997 dauerhaft Ossi geworden, habe aber meine Erfahrungen in vielen Fragen und Anmerkungen wiedergefunden.
    Zweifellos ist unsere aktuelle Berliner Republik, also der korrekte, öffentliche Teil dieser Politik+Medienblase weit überwiegend die Erben der alten „Linke“ des Westens, in irgendeiner Pop oder Vulgärvariante.
    Unser Juste Milieu könnte auch prima aus Washington DC oder Portland in den USA stammen, man singt heute wieder global die gleichen Lieder von Unterdrückung, Klimakrise, Demokratie – in einem sehr kleinen, hoch privilegiertem Milieu, staatsnah oder staatlich versorgt.
    Der arme Bettellinke und Taxifahrer der 6070er Jahre, der aber sattelfest in Marx, Lenin oder Makuse war, existiert heute wenn überhaupt noch in düsteren Seminaren, aber nicht mehr in der Politik.
    Millionärstöchterchen können sich heute als Aktivisten darstellen und verkaufen und geistig insolvente Journalisten geraten in Verzückung, wenn Schiffsladungen an Gratismut und Binsenweisheiten oder schlicht dummes Zeug verkündet werden.
    Diese Verzückung über sich selbst prägt zahllose Akteure des öffentlichen Politik-Spektakels, es bleibt kaum Abstand zu päpstlicher Unfehlbarkeit, je Grüner und verwirrter, umso unfehlbarer und allwissend. Offensichtliche Dummköpfe werden zu Energieexperten, selbst wenn ihnen die Kobolde durchs Hirn schwirren. Ökonomische Analphabeten werden zu Wirtschaftsministern und tragische Damen sollen Verteidigungsminister simulieren.
    Dass diese Realsatire im Westen gut ankommt, irgendwie nett wirkt, ist offensichtlich. Nirgendwo sonst können weltfremde Grüne und Aushilfs-Sozialisten auf derart viel Rückhalt und Wahlstimmen zählen, wie in den Westdeutschen Bundesländern. Das Klischee der Wohlstandsverblödung ist primär ein westliches.
    Weil man sich selbst wenigstens aber für großartig und total wissend glaubt, kommt der schnöde Amateur-Weltretter aus „Westdeutschland“ aber regelmäßig endlos belehrend und Selbstverliebtheit daher, irgendwas zwischen Hedonismus und Marvel-Superheld steckt in jedem „Aktivist“, Haltungswunder, Welt+Klimaretter. Und wie psychisch labile Leute reagieren sie höchst empfindlich und sehr aggressiv, wird ihnen nicht ausreichend gehuldigt, sie gar kritisiert oder ihnen Kompetenz abgesprochen. Ob die Vorwürfe zutreffen ist dabei völlig gleichgültig, die kleinen Egos vertragen keine Kritik. Mikroaggressionen sind mindestens so unverzeihlich wie ein Mord oder Vergewaltigungsversuch, nur anders, irgendwie…
    Kurzum: der von mir erlebte Osten ist viel bodenständiger, realistischer, politisch mißtrauischer. Meine alten Landsleute träumen noch viel und fest, der Wohlstandsvorsprung rechtfertigt subjektiv noch eine gewisse Überheblichkeit und Toleranz, Probleme bleiben ja regelmäßig in ausreichendem persönlichen Abstand. Aber die westliche Komfortzone kriegt grad Beulen und Blessuren ab, der von Grünen geplante und durchgezogene Wohlstandsabbau trifft den Westen viel massiver, als den eh ärmeren Osten, in dem eh viel weniger Industrie überlebt hat.
    Wenn die Westdeutsche Linke grüner Prägung den Westen erfolgreich vergrault hat, haben Vernunft, Pragmatismus etc evtl wieder eine Chance in Deutschland, vorher wohl nicht.
    Ich bin jedenfalls sehr froh, seit über 25 Jahren in Ostdeutschland zu leben.

  12. Gehört Ostdeutschland den Ostdeutschen? Das ist eine merkwürdige Frage. Gehört denn Westdeutschland den Westdeutschen? Eigentumsverhältnisse sind sicherlich deutlich komplexer, als diese Fragen vermuten lassen. Die großen Aktiengesellschaften gehören ihren Aktionären, die sind mehrheitlich oftmals nicht einmal Deutsche. Handwerksbetriebe gehören ihren Inhabern, im Osten wie im Westen. Es wäre mehr als seltsam, wenn man die Eingangsfrage bejahen könnte.

  13. Noch einmal der Versuch, eine Mitte zu verorten bei denjenigen, die glauben, politische Mitte zu sein? Es gibt nur noch Extreme in der Mitte. Der Fahrplan ist bereits gemeißelt. Der Zug fuhr ab zu Zeiten, als alle Parteien in der politischen Mitte um deren Stimmen buhlte. Dadurch wurde die politische Mittewählerschaft zunehmend extremer, weil keine Partei sich inhaltlich von anderen noch unterschied. Die Gesellschaft plan- und ziellos sowie irritiert.

  14. Vielen Dank für diesen sehr guten Artikel, Herr Mai! Deutschland muss klären, wo es stehen will, nicht nur, wo es stehen darf. Das Überwinden des ehemals Eisernen Vorhangs durch die Völker im Osten Europas, hat die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglicht, sowie eine Öffnung Russlands nach Westen. Damit haben sich die bisherigen politischen Verhältnisse in Europa verändert. Die Länder West-, Süd- und Osteuropas, inklusive Russlands, müssen ihre gemeinsame Rolle neu finden. Noch steht Deutschland unsicher in der Mitte, scheinbar ein Spielball globaler Player. –
    Wer den urdemokratischen Satz „wir sind das Volk“ zu verunglimpfen sucht, hat offenbar nicht mitbekommen, dass schon die Präambel zur amerikanischer Verfassung mit den Worten beginnt: We, the people… Aber woher sollen Ilko-Sascha und seine Freunde das auch wissen…

  15. Ich erinnere mich gerne an den denkwürdigen Tag im November, als die ersten Steine aus der Mauer fielen und die Helden des Tages über diese Mauer in den Westen sprangen.
    Wir lebten damals in der Schweiz, und verfolgten am Fernseher auf dem gemütlichen Sofa die Ereignisse des Tages, und unter Freudentränen musste ich unserer damals 15-jährigen Tochter erstmal erklären, was für eine Bedeutung dieser Tag hatte. Mein Mann und ich, in Ostwestfalen aufgewachsen, hatten eigentlich keinerlei persönliche oder verwandtschaftliche Beziehungen zur DDR. In der Schule packten wir Weihnachtspakete mit Kaffee, Zucker, Mehl, Trockeneipulver, und was man sonst noch glaubte, woran die „armen Brüder und Schwestern in der Zone“ (OT unser Pfarrer, Entschuldigung) Mangel hätten.
    Ich erinnere mich auch an die legendären Reden Willi Brandts als Regierender Bürgermeister von Berlin jeweils am 17. Juni. Das war bei uns Pflichtprogramm.
    Im fortgeschrittenen Geschichtsunterricht der Oberstufe befassten wir uns natürlich dann ausführlich mit dem Thema. Wir hatten auch etliche Lehrer, die „abgehauen waren“, solange das noch gut möglich war. Meine damalige Geschichtslehrerin, auch aus der DDR, erklärte uns, der Sozialismus wird daran scheitern, daß der Mensch an sich nicht sozialistisch veranlagt ist, sondern für sich selbst und die Seinen etwas erreichen möchte.
    Die Abi-Reise machten wir dann kurz nach dem Mauerbau in das geteilte Berlin. Entlang der Mauer waren im Westen Podeste aufgebaut, über die man auf das Brandenburger Tor schauen konnte und den menschenleeren Pariser Platz. Wir waren dann auch im Osten unterwegs, Museumsinsel usw., die U-Bahn wurde ja von der DDR betrieben, hielt nur an vielen Stationen einfach nicht. In den Stadtvierteln abseits der Vorzeigemitte sah es trostlos aus.
    Ja, ich habe mich sehr gefreut, als die Mauer fiel, und ja, es hätte viel mehr daraus werden können.
    Deutschland in der Mitte Europas, als Mittlerin zwischen Nord und Süd, zwischen West und Ost, vielleicht sogar bis zum Ural.

  16. Vielen Dank für diesen Artikel. Er spricht mir aus dem Herzen. Ich war beim Mauerfall erst sieben, merke aber als Ostdeutscher, wie stumpfsinnig viele Westdeutsche sind, wenn es um dieses Thema geht. Entweder reagiert man mit Abneigung als wär man erstmal des Rechtsextremismus verdächtig, oder mit Belustigung, als wäre das eine eine kultige Zeit gewesen, mit Rotkäppchensekt, Trabi und Halloren-Kugeln. Mich regt es auch auf, wenn überhaupt Rotkäppchensekt und Halloren-Kugeln als „Ost-Produkt“ oder „DDR-Produkt“ bezeichnet. Das gab es bereits im 19. Jahrhundert. Oder dieser küchenpsychologische Blödsinn, als wenn die DDR-Zeit die größte Determinante gewesen wäre, als wären Menschen aus der DDR nicht genauso Erben der einer Jahrhunderte alten deutschen Kulturgeschichte. Haben 30-jähriger Krieg die Hyperinflation von 1923 und die beiden Weltkriege nicht einen viel größeren Stellenwert?
    Ich habe es auch schon erlebt, wie sich ein Russlanddeutscher darüber echauffierte, dass er und seine Eltern den Soli für die Ossi zahlen müssen, dabei weiß doch jeder, dass das in den allgemeinen Haushalt fließt und das die Integration von Russlanddeutschen für den Staatshaushalt wohl weit belastender war, alleine schon wegen der sprachlichen Defizite. Das werfe ich nicht vor, ich werfe ihm aber vor, dass er dumm daherschwätzt und das muss er ja irgendwoher her haben.
    Die Kollegen in meinem Alter oder jünger wissen nichts über über 17. Juni 1953 geschweige denn von den anderen Aufständen im Ostblock. Und ja, ich fühle mich auch Tschechen und Polen verbunden. Ich bin mir sicher, dass viele einfach nur die Nase rümpfen, wenn ich den einen oder anderen Film aus Tschechien (bzw. Tschechoslowakei) oder Polen empfehle. Bin jetzt nicht der große Filmkenner, aber aber keine Berührungsängte. Natürlich kann man auch alte Filme aus der DDR empfehlen. So sah ich vor einem halben Jahr „Solo Sunny“ und es ist wirklich ein guter Film, der auch Erinnerung an meine Kindheit in den 80ern weckte. Ich bin mir sicher, dass viele diese Film alleine deshalb ablehnen, weil er aus der DDR ist.

  17. Eine Wiedervereinigung auf dem Papier, denn nur Russland hat Deutschland quasi freigegeben, die anderen drei, vor allem die USA und Frankreich, mästen sich immer noch am deutschen Kadaver und werden es tun, so lang hier noch eine Kartoffel übrig ist. Was die Deutschen angeht, sie waren sich nie einig, sie sind es heute nicht und werden es nie sein. Politdarsteller wie Merkel und die Hampelampel rennen mit ihrem Framing und ihrer Hetze nur offene Türen ein. Andere Nationen haben die Welt erobert bzw. sich Teile davon unter den Nagel gerissen, haben die Welt erforscht und die Deutschen? Haben sich die Schädel eingeschlagen. Zu Beginn von Corona haben die Franzosen Rotwein und Kondome gehamstert, die Deutschen Klopapier. Das alles sagt einiges aus, aber nichts gutes. Dass die „geschenkte“, oder besser uns im Westen aufgezwungene Wiedervereinigung nicht bis unter die Haut ging, sondern an der Oberfläche blieb, ist irgendwie nicht verwunderlich und symptomatisch für die vergangenen Jahrzehnte.

    • Die Deutschen sind keine Seefahrernation, sie haben nie ernsthaft Kolonien in anderen Erdteilen gegründet. In der Mitte Europas liegend haben sie keine Länder erobert, sie haben Wissenschaft, Forschung, Bildung und Kunst vorangetrieben und sich Jahrhunderte lang bemüht, Kontakte nach Osten auf zu bauen, zum Schrecken unserer Freunde im Westen mit der großen Kolonialerfahrung. Deutschland war und ist Jahrhunderte lang ein föderales Gebilde geblieben mit Fürstentümer, Königreichen, reichsfreien Städten, Hansestädten, usw. Deutschlands Gundstruktur ist föderal, nicht zentralistisch.

  18. Die Ostdeutschen haben sich Freiheit und Demokratie 1989 ebensowenig erkämpft, wie die Westdeutschen 1945.
    Ronald Reagan brachte das Sowjetimperium an den Rand des Abgrunds und Gorbatschow wurde dann dessen Konkursverwalter.
     

    • Die DDR ist gescheitert in mehreren Etappen. Eigentlich leistete man am 13.August 1961 den Offenbarungseid.
      Aber ganz entscheidend war die Erfindung des Microchips.
      Hier konnte die DDR nicht mehr mithalten.
      Robotron Dresden und Halbleiterwerk in Frankfurt/Oder waren schon veraltet,
      Bevor die Produktion begann.
      Eindrucksvoll siegte Individualität und Schöpferkraft über sozialistische
      Kollektivierung.
      Und so werden es auch die Enkel der 68er lernen müssen.

  19. Maueröffnung und Wiedervereinigung waren Geschenke der Geschichte, die uns hätten glücklich machen können. Mich haben sie glücklich gemacht (- was das Bewusstsein as Deutscher angeht). Und ich Ausland habe ich von so vielen Menschen gehört, dass sie diese wunderbaren Ereignisse auch als solche erkennen und unsere Freude verstehen – und teilen.
    Etwas ist wieder NORMAL geworden.
    Seit 1990, seit der Vereinigung zu einem (westlich geprägten) Staat haben tausende politisierende „Medienschaffende“, die sich um ihre Utopien vom Sozialismus gebracht sahen, gegen Deutschland und gegen das Deutschen Volk gewühlt. Sicher ist ökonomisch und Gesellschaft etliches schief gegangen, über viele Treuhand-Entscheidungen kann man nur den Kopf schütteln, und es gab sicherlich auch Korruption in großem Umfang.
    Gab es je große politisch-gesellschaftliche Ereignisse, wo das nicht der Fall war?
    Tragisch finde ich, dass seit längerer Zeit die Gegner der Wiedervereinigung und „die mit Deutschlands noch nie etwas anfangen“ konnten, regieren. Das ist nicht nur seit dieser Regierung so, der Wandel der SPD zur Gaga-Partei und die Merkelisierung der CDU verdeuten für mich 17 Jahre Wühlarbeit gegen Deutschland.
    Wir haben so eine schöne Nationalhymne, die 3. Strophe des Tetes von Hoffmann von Fallersleben – man sollte die Zeilen durchdenken und sich fragen, was davon heut Realität ist:
    „Einigkeit und Recht und Freiheit …“

  20. Die (Mittel-) Ostdeutschen haben sich ihre Freiheit selbst erkämpft.
    Die brauchten Mut, um auf die Straße zu gehen, nach Jahrzehnten der SED-Herrschaft.
    Der Westen wurde erst gründlich zerbombt und in Rheinwiesenlagern eingesperrt. Dann gab es Care-Pakete, Währungsreform und Wirtschaftswunder.
    Keiner musste sich Freiheit und Demokratie erkämpfen.
    Sie fiel vom Himmel, wie Jahre zuvor die amerikanischen und britischen Bomben.
    Am 02. Oktober 1990 hatte die DDR eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Um einen zu hohen ökologischen Preis. Der Westen auch.
    32 Jahre später ist das alles zu Staub zerfallen.
    Da kommen viele aus dem Staunen nicht mehr raus.
    Wie kann es sein, dass nach 32 Jahren Freiheit und Demokratie die existentielle Absicherung der Mittelschicht nicht mehr funktioniert ?
    Wie kann es sein, dass die SED die Masse der Bevölkerung in existentiellen Fragen besser versorgen konnte, als die Topdemokraten seit der Wende ?
    Querdenker waren weder hier noch damals gerne gehört und gesehen.
    Wenn aber 60 % der Menschen keinerlei Ersparnis bilden können, dann wird die Mittelschicht heute ärger strapaziert, als von der SED.
    2 große Versprechen waren 1989/1990 auch für viele in Ostdeutschland anziehend.
    Wohlstand für alle – Ludwig Erhard
    Mehr Demokratie wagen – Willy Brandt
    Beide Versprechen werden nicht mehr eingehalten.
    Armut für alle funktioniert auch ohne hohle Ansprachen von Bundespräsidenten.
    Da können wir uns dann auch gerne am 07.Oktober irgendeine Funktionärsrede von Stalins Erben anhören.
    Wer die existentielle Absicherung der Bevölkerung nicht mehr leistet und statt dessen Waschlappen empfiehlt, der delegitimiert den Staat und die Demokratie.
    Was ist eine Demokratie wert, in der demnächst 60 Prozent der Bevölkerung am Existenzminimum leben und sich darauf einstellen müssen, zu frieren ?
    So war Deutschland im 19. Jahrhundert.
    Deutschland im 21. Jahrhundert hatten sich die Deutschen in West wie Ost so nicht vorgestellt.
    Wählt die Grünen, um Waschlappen zu benutzen.
    Wählt Scholz, damit ihr frieren müsst.
    Wählt Lindner, damit Energie unbezahlbar wird.
    Wählt die Merkel-CDU, damit 20 Millionen Haushalten der Strom abgeklemmt wird.
    Völlig verpeilter Dreck wird hier als Politik verkauft.
    Das können sich die Regierenden und Ex-Regierenden gerne rektal servieren.

    • So etwas von wahr!
      Und die Bürger der ehemaligen DDR haben 40 Jahre SED hinter sich. Und unter Merkel hat die Gründung der neuen SED in der Bundesrepublik begonnen und wird jetzt auf fatale Art und Weise fortgeführt. Der Abstieg einer der reichsten Industrienationen schreitet mit großen Schritten voran. Meine Frau ist Soloselbständige, ich pensionierter Beamter. Wir haben uns mal zum unteren Mittelstand zugehörig gefühlt. Jeden Monat haben wir Geld zurückgelegt, da meine Frau nach über 20 Jahren abhängiger Arbeit (also vor dem Gang in die Selbständigkeit) gerade mal 600,00 € Rente zu erwarten hat. Diese Ersparnisse werden nun peu a peu aufgebraucht, um die exorbitant gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten aufzufangen. Aber für Unterstützung vom „Amt“ haben wir natürlich noch zu viel. Und dann kommen die Tipps dieser arroganten, nichtswissenden, ideologisch verbrämten Politiker, wie man durch die Krise kommen soll. Und um diese tollen Ratschläge dem Volk auch klarmachen zu können, hat man sich selbst natürlich noch einen Schluck aus der Pulle gegönnt und die Diäten erhöht. Ich habe für diese neue SED (CDUCSUSPDGRÜNEFDPLINKE) nur noch Verachtung über. Und die total bescheuerten Niedersachsen lernen auch nicht dazu und werden eine halbwegs funktionierende Koalition aus SPD und CDU abwählen und durch die SPD mit den linken Grünen ersetzen. Und um das zu garantieren wird der Kinderbuchautor seinen Parteifreunden ein vorübergehendes Geschenk machen, AKW Lingen wird „abgeschaltet“. Nach der Wahl kann man ja dann das Geschwätz von gestern vergessen (so wie unser offensichtlich an Demenz leidender BK) und es wieder weiter laufen lassen.

  21. Zunaechst wuerde ich in der Rueckschau nicht 1989 beginnen, sondern spaetestens 1945. In der Zeit danach wurden von “ einflussreicher“ Seite die Ursachen gelegt, die eine heute erfolgreiche Transformation zumindest massiv begünstigen und nicht unerheblich dazu beitragen, dass man heute allein mit dem Ausruf „rechts“ jeden Widerstand gegen die Aufloesung einer Nation und die Zerlegung der Gesellschaft erfolgreich unterbinden kann. Dass man heute eine Staatsform Demokratie nennt, die sehr wenig damit zu tun hat und mit dem Demos, ohne dessen Widerstand, totalitaer verfährt, „entstand“, unter Nutzung bestimmter deutscher Besonderheiten, nach 1945. Natuerlich kann auch eine gute Verfassung einen Staatsstreich von oben am Ende nicht verhindern, sie kann aber die Taeter dazu zwingen, sich und ihre Ziele zu, „outen“, das Regime zu noch offenkundigeren Mitteln veranlassen. Dieses alles andere als demokratisch gelungene GG ermöglichte es den Parteien und am Ende sogar einer Person, legal, sicher nicht legitim, die totale Macht zu erlangen. Dass diese Person „fuehrerinnentypisch“ dazu noch bejubelt wurde, hat mit den psychokognitiven Besonderheiten zu tun, verstärkt durch diverse „ismen“. Bei einer Verfassung mit Sicherung – und Abwehrregeln, sogen Kautelen, haetten sich nicht zuletzt das BVerfG groessere Begruendungsprobleme in seinen Politurteilen aufgetan. Insoweit besteht kein Anlass, auf den (vorsaetzlich?) missglückten Art 20 IV sei hingewiesen, dieses GG ueber Gebühr zu loben. Was man mit den Grundrechten ungestraft „machen“ kann, durften wir seit Merkel hautnah erleben. Das, was nach 1989/ 1990 geschah, ist nicht nur auf 1968 ff, sondern auf 1945 ff zurückzuführen. Es ist das zweifelhafte Verdienst der deutschen Politiker, sehr wenig zur Bildung einer demokratischen Nation beigetragen zu haben ,fast logisch gipfelnd natuerlich in der finalen Zerstörung durch Merkel und ihre gruenen Nachfolger. Es ist immer anzuraten, Prozesse und moeglichst vor dem bitteren Finale deren zwangslaeufiges Ende zu erkennen.

  22. Schöne Bewertung und eine starke Vorlage für künftige Debatten, sofern wir diese überhaupt noch führen können und wollen. Ohne den Lockruf der Deutschmark und mit dem jetzigen Selbstbewußtsein der „Ossis“ wäre ich mir jetzt nicht mehr so sicher, ob die Wiedervereinigung so zügig bzw. überhaupt SO stattgefunden hätte. Ich persönlich würde jetzt darauf pochen, was im Grundgesetz als Schlußparagraph steht: „Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.“

  23. Was hätte aus Deutschland werden können…ein Friedensprojekt im wahrsten Sinne des Wortes. Und eine friedensstiftende Verbindung zwischen dem eurasischen Teil der Welt, Russland, Europa und ein Scharnier zwischen Russland, Europa und den USA.
    Nein, ich bin kein weltfremder Phantast!
    Ein Chance, die versemmelt, verplempert ist. Wahrscheinlich für immer.
    Stattdessen Depression, Rezession in Deutschland, in ganz Europa, Verzweiflung allenthalben bei den Menschen. In Ost und West, in der Ukraine, in Russland. Chance vertan, Nur Zwist und Zwietracht. Völlig sinnlos. Nur Zerstörung.

  24. Ein wunderbarer Artikel.Als Wossi, dessen Zeitenwende im Jahre 1987 im Alter von 29 Jahren im Auffanglager Gießen begann, wundere ich mich immer wieder über diesen Hang der Westdeutschen Linken zum Absolutismus.
    Sie haben ja nicht erlebt, was es bedeutet, den Sozialismus zu ertragen.
    Aber jetzt werden sie das Klima retten durch Verzicht und Askese, Waschlappen
    und Minimaltemperatur, Wumms und Schattenhaushalt.
    Die Ostdeutschen speziell die Ostdeutschen alten weißen Männer und Männerinnen sind denen einfach nur 40 Jahre zeitlich voraus.
    Bald wird kalt. . (Satire off)

    • Die Links-Rot-Grünen haben es nie verwunden und kreiden es den Menschen Mitteldeutschlandsbis dato an:
      Sie haben ihre sozialistischen Phantasiewelten als das enttarnt, was sie sind, :MURKS und und haben die Genossen angstfrei hinweggefegt.

  25. Grandioser Text! Ist deckungsgleich mit meinen Empfindungen als
    Ossi, der im Westen lebt, aber mit den Jahren weiser geworden ist.
    Es ist heute längst nicht mehr das Leben, welches wir uns als Ossis
    von der Vereinigung erhofften. Malle, Haribo, Audi und „Spiegel“ –
    geschenkt. Und Bürgerrechtler waren die, die Ausreiseanträge stellten,
    in Bautzen und Hoheneck einsaßen und ihre Stimme vor dem Fall
    der Mauer erhoben. Einen Herrn Gauck mit dem Titel „Bürgerrecht-
    ler“ zum Ritter zu schlagen, spricht der Dissidentenbewegung in der
    DDR Hohn. Mich, als Ausgereistem mit Berufsverbot und 6 Jahren
    Wartezeit mit schwerem Psychoterror (Olympiateilnehmer und Trai-
    ner im Leistungssport), nennt keiner Bürgerrechtler.

  26. wer kennt Sascha Kowalschik – so gut wie niemand. Die geistigen Verirrungen ehemaliger Bürgerrechtler regen im Osten niemanden mehr auf. Auch bei unserem Dunkelpfarrer Gauck und bei Frau Birtler haben sich ähnliche Symptome gedanklicher Verwirrtheit entwickelt. Und zwar schon Jahrzehnte vor den Impfungen.

  27. 32 Jahre Krise und Nonsens – mehr fällt mir zu der sogenannten Wiedervereinigung, die in Wirklichkeit nur ein Anschluss meiner Heimat an die mit Krediten und Schulden aufgehübschte BRD war, nicht ein. 
    Die DDR hatte wenigstens einen – allerdings sehr grossen – Vorteil: Man musste nicht ständig bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit das völlig unwichtige Gesülze des Pfaffen Gauck, eines Kowaltschuks oder ähnlicher Gestalten (ohne DDR wären diese Typen noch weniger wichtig als heute) ertragen …

  28. Das Problem ist doch, absolut niemand sieht den 03.10 als Tag der Einheit.

    Ich werde am 09.11 wieder am Grab meiner Großeltern stehen, mich an deren Gesichter der Freude am 09.11/10.11, inklusiver der Tränen der Freude erinnern.

    Der 03.10 Amtszeremoniell, ohne emotionalen Bezug.

    Und ein nationaler Feiertag der Nation muss genau dies haben, einen emotionalen Bezug zu den Ereignissen.

  29. Zum Glück hat man mit so „Uncle Tom – Ossis“ wie diesen Kowalczuks, oder wie die anderen Genannten heißen, nichts direkt zu tun. Gruselige Gestalten, kleine Denunzianten wie Kowalczuk und große Hetzer wie der Notz, die heute noch über die Verbesserung der DDR sinnieren würden, wenn die Geschichte sie nicht überrollt hätte, leider nicht nachhaltig und gründlich.
    Heute Teile der Reden von Ramelow und Bas gehört, die üblichen Mustertexte und Vereinnahmungen, auch für die tickt die uhr und rollt die Geschichte schon an. Von daher „Danke Robäääärt“ reite den Laden richtig in die Grütze und wir haben hoffentlich wenigstens ein paar Jahre Ruhe vor Grünen in der Regierung.

  30. Aus meiner Sicht !!!
    „Deutschland einig Vaterland“ war neben dem Slogan „Wir sind das Volk“ die Haupt-Parole in der Wendezeit und natürlich stand die „D-Mark“ als Zahlungsmittel mit an erster Stelle auf der Wunschliste.
    Demokratie, Freiheit, darunter eine freie Presse und Meinungsfreiheit war der Wunsch der (ehemaligen) DDR-Bürger – aber davon ist NICHT !!! mehr viel übriggeblieben.
    Zu DDR-Zeiten war es Moskau, heute ist es Brüssel, was diktiert, – aus der stolzen National-Währung „D-Mark“ wurde der butterweiche „Euro“ und alle relevanten Medien sind auf Linie gebracht worden, wie in der sozialistischen „DDR“ und agieren gegen das Volk.

    NEIN, – schrecklicher ist die Naivität der „Westdeutschen“, – die bis heute die Realität nicht erkennen, das sie in den letzten 20, 30 Jahren verkauft worden sind, an Brüssel und an die „Globalisten“ – und glauben, das ein „Nationalstaat“ jetzt das absolut BÖSE ist.

  31. „Symptomatisch ist es, wenn Ilko-Sascha Kowalczuk zum Tag der Deutschen Einheit als ‚DDR-Experte‘ im Interview mit dem Tagesspiegel sich im Grunde für Ostdeutschland schämt, wenn er sagt, dass jemand, der so politisch sozialisiert sei wie er, mit vielen Ostdeutschen weniger zu tun habe als mit Menschen, die sonst irgendwo auf der Welt leben.“
    Wer in der WELT die Kommentare unter dem Text „Viele halten Wiedervereinigung für wenig geglückt“ gelesen hat, stieß auf sehr harsche negative Einstellungen und Distanzierung („Die Wiedervereinigung war ein großer Fehler. Zwei deutsche Staaten wären mir viel lieber.“) Man fragt sich zuweilen, ob diejenigen, die Ostdeutschland für zu teuer und letztlich politisch-kulturell nicht vereinbar mit dem Westen ansehen, auch Migranten aus aller Welt, die in Deutschland leben, ähnlich kritisch sehen. Oder ob das Ostdeutschen-Bashing (die sind mir so fremd) akzeptabler erscheint als potenzielle kritische Anmerkungen zur Migration.

  32. Man muss einfach nur aus diesem unsäglichen Euro aussteigen. In kürzester Zeit hätten wir ein ganz anderes Deutschland, aber das geht nicht mit dieser Klasse von Berufspolitikern, die dieses Land zum Fußabtreter anderer Länder verkommen lassen.

  33. Die Qualität des Grundgesetzes verhindert nicht dessen Misbrauch.
    Den Nutzern mangelt es an menschlichen Qualitäten.

  34. Ich kann nur sagen, die (früher) bedeutsame sog. Subsidiarität (von EU-Maßnahmen) ist völlig verloren gegangen, ja, mit zT. fadenscheinigen Begründungen reißt die EU-Kommission jedes noch so unwichtige Thema an sich um dann eine superkomplizierte und vom Schutzniveau her meist bzw für viele eher schlechte Lösung zu lancieren. Hinzu kommt eine fragwürdige DE-Bundespolitik, wo man sich selbst bei Maßnahmelücken freiwillig zurücknimmt, eine (Pseudo-) EU-Lösung anstrebt mit der Folge von erst langem Nichtstun und dann auch wieder der schon angedeuteten C-Lösung. Bei den ihre freie Nation noch nicht lange zurückgewonnenen MEO-Staaten kann man die Bedeutung von Subsidiarität gut erkennen. Wird darauf gepocht, wird von EU, DE-Bundespolitik und MSM kräftig Öl ins Feuer gegossen und alle in die rechte Ecke gestellt. Und da man noch nicht mal mehr drüber reden kann, ist, wie auch bei den in DE drängenden hausgemachten Themen Coronakrise, Energiekrise, Sozialmigration etc. jedwede Lösung und sei sie noch so schlecht mal ganz weit entfernt.

  35. Es war politisch gewollt, dass Ost und West nicht zusammenwachsen. Aber hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn genau jetzt in diesen Zeiten sehen wir, dass genau das passiert. Je mehr die Politik sich durch ihre Fehlsteuerung entblößt, desto mehr wachsen wir zusammen. Mein Respekt gilt als Wessi vor allem den Regionen in Mitteldeutschland (Sachsen), die unermüdlich in großer Zahl die Montagsspaziergänge unterstützen. Von dieser Courage können wir Wessis und eine dicke Scheibe abschneiden, denn die Wessis sind definitiv noch im Tiefschlaf. Die Parole muss lauten: Wir lassen uns nicht spalten, wir halten zusammen!

  36. DAS EINZIG GUTE AN DER „“DDR“:

    (und ich füge hier hinzu, dass ich als konservativer Wessi ein erklärter Gegner des Sozialismus in all seinen Formen und Ausprägungen bin) dass sich in der sozialistischen Mangelwirtschaft (die vermutlich von vielen DDR-Bürgern als leidvoll erfahren wurde) bestimmte Dekadenzerscheinungen nicht entwickeln konnten, von denen weite Teile der westdeutschen Gesellschaft (von der ich mich in diesem Punkt ausdrücklich distanziere) nicht „angesteckt“ waren.

    Die Ossis sind, so gesehen, die besseren Deutschen. In seiner „Germania“ idealisierte der römische Geschichtsschreiber Tacitus unsere Vorfahren, die Germanen, wegen ihrer reinen, unverdorbenen Lebensweise und hielt sie seinen in die Dekadenz abrutschenden Landsleuten als leuchtendes Beispiel vor Augen. In diesem Tacitus’schen Sinne sind dann eben die Ostdeutschen besser, weil sie typisch deutsche Eigenschaften besser bewahrt haben.

    Eine der Dekadenzerscheinungen der westdeutschen Gesellschaft war die linke Studentenbewegung im Dunstkreis der sog. 68-er. Sie ist auch für das Wiederaufflammen des Kommunismus/Sozialismus nach 1989 verantwortlich und letztendlich auch für die linke Mediengleichschaltung, die wir im Moment zu durchleiden haben.

    Dabei ist „links“ sprachlich durchweg negativ konnotiert, nicht nur, aber auch in der deutschen Sprache: er ist linkisch (ungeschickt), er hat 2 linke Hände, das war eine linke Tour, etc. Im Unterschied dazu ist „rechts“ durchweg positiv konnotiert: das Herz auf dem rechten Fleck haben, wem Gott will rechte Gunst erweisen, auch „richtig“ kommt etymologisch gesehen von „rechts“.

    Im Lateinischen heißt „links“ „sinistra“ und dies hat auch die Nebenbedeutungen „unheilvoll, dunkel, ungeschickt“. „Rechts“ heißt „dexter“, und es hat die Nebenbedeutungen „hell, geschickt, segensbringend.“ Das passt zur Natur von links, wenn man bedenkt, dass der Sozialismus wirtschaftlich nie etwas auf die Reihe bekam: man vergleiche z.B. ein Produkt der DDR-Mangelwirtschaft wie den Trabbi, Baujahr 1988 mit einem 3-er BMW desselben Baujahres.

    Und dennoch: die Ossis sind letztendlich die besseren Deutschen: ihre leidvolle Erfahrung mit dem Sozialismus kann jetzt Gold wert sein, uns den Hals retten. Der Sozialismus muss jetzt endgültig besiegt werden, unser Land muss aus dem Linksdrall heraus, und das schaffen die Ossis, weil es in der „DDR“ zwar (für alle sichtbar versagenden) Sozialismus gab, aber eben keine 68-er (die sind letzten Endes nur eine dekadente Wohlstandserscheinung).

    Die Wende ist noch längst nicht vollendet, sie wird erst dann vollendet sein, wenn Deutschland wieder eine (überwiegend auf bürgerlich-konservativen Werten basierende) Demokratie ist, die auf Tugenden wie Fleiß, Ordnung und Tüchtigkeit basiert. Die dazu notwendige politische Erneuerung kann nur aus dem Osten kommen.

  37. Nach der Vorstellung vom Herrn Notz bin ich ein rechtsextremer Demokratiefeind und für meine Vorstellung ist er ein geistesgestörter Soziopath. Die Spaltung ist perfekt. Da führt kein Weg zusammen.

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