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Vereinte Leidenschaft zur Küchenpsychologie

Bei Illner: Das psychische Innenleben von Wladimir Putin

23.09.2022

| Lesedauer: 5 Minuten
Norbert Röttgen sagt: „Wenn Russland irgendwie auch gewinnt, wird die Welt die Erfahrung machen, dass sich Krieg lohnt. Dann wird Putin weitermachen. Deshalb muss Russland verlieren und die Ukraine gewinnen.“ Selbst Nietzsche müsste staunen – ob so einer haarscharfen Analyse.

Putin hat schon wieder eine Rede gehalten. Rund 300.000 Reservisten hat er darin zu den Waffen gerufen und mit einem Atomkrieg gedroht – „Das ist kein Bluff“. Nun könnten diejenigen, die in unserem Land dafür zuständig sind, so etwas zur Kenntnis nehmen, dies tun und alle anderen Kräfte sich um die akuten Probleme kümmern, die es in Deutschland gerade zu bewältigen gibt – was ja auch nur die Lebensmittel- und Stromversorgung des ganzen Landes ist.

Doch dürfte schon seit Donald Trump spätestens klar sein: Unsere Außenpolitikexperten haben alle den Beruf verfehlt. Die Großmächte dieser Welt sind nur ihre zweite Passion, denn ihre wahre Leidenschaft liegt darin, Ferndiagnosen auf Basis des Liebeshoroskops der Brigitte und dem überflogenen Wikipedia-Artikel über die Biographie Freuds (immer abwechselnd intensivere Lektüre, wenn es wieder um Sex geht) zu erstellen. Und deshalb war die gestrige Illner-Sendung auch zu einem Thema, das Deutschland wirklich bewegt: „Der Krieg eskaliert – wie gefährlich ist Putins Schwäche?“

Es ist eine außerordentlich volle Runde an diesem Abend, an jeder Seite hat Illner gleich drei Gäste sitzen, der Tisch wirkt beinahe überfüllt. Besetzt wird der von dem altbekannten Norbert Röttgen, Lars Klingbeil, Parteivorsitzender der SPD, Rüdiger von Fritsch, der ehemalige deutsche Botschafter in Moskau, Sabine Adler, langjährige Osteuropa-Korrespondentin, dem Militärexperten Carlos Masala und der ZDF-Auslandsreporterin Katrin Eigendorf.

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„Es ist eine Eskalation und man sollte sie ernst nehmen“, beginnt Illner die Sendung. Aber keine Sorge: Diese Sendung läuft nicht auf das Fazit hinaus, dass die deutsche Armee sich jetzt einschalten sollte. Denken Sie daran, wofür alle hier sind: ihre vereinte Leidenschaft zur Küchenpsychologie. Und ob da Wunschdenken reinspielt, womit wir wieder irgendwie bei Freud wären, oder nicht: Jedenfalls hat von den anwesenden Gästen keiner mehr so wirklich Angst vor Putin. „Ich glaube, die Gefahr eines Einsatzes von Nuklearwaffen hat sich nicht erhöht durch diese Rede“, sagt Masala ganz trocken dazu.

Es sind sich alle einig, dass Putin sehr schwach ist. Damit ist die siebenköpfige Runde im Studio nicht allein. Schon dass Aserbaidschan erneut Armenien angegriffen hat, lässt sich auf den Gedanken zurückführen, dass der armenische Verbündete Russland aktuell schwer zur Hilfe eilen kann. Da obendrauf kommt jetzt die ominöse Rede Putins. Die von ihm ausgerufene Teilmobilmachung hat den Krieg erst so richtig in seine Bevölkerung gebracht. Bisher scheinen viele in Russland nicht mehr mit dem Ukraine-Konflikt zu tun gehabt zu haben als wir, die ja eigentlich unbeteiligt sind. Der Ruf nach Hunderttausenden Reservisten hat vielen Angst gemacht, einige beginnen bereits, das Land zu verlassen, um dem Krieg, in dem es aktuell nicht gut zu laufen scheint, zu entkommen. Und dann auch noch ein Krieg, der – wenn man Putin glaubt – in einen Atomkrieg ausarten kann.

„Putin wird 300.000 schlecht ausgebildete Männer an die Front schicken und damit jede Menge Kanonenfutter“, ist die Einschätzung des Militärexperten Masala. Eine Aussicht, die kein Russe sich wünschen dürfte. Masala glaubt, dass Putin sich daher mit dieser Aktion ein Eigentor geschossen hat. Nicht nur zeigt er damit, dass seine Mission in der Ukraine nicht so glimpflich verläuft, wie zunächst propagiert wurde, andererseits verspielt er damit Sympathie und Rückhalt in der Bevölkerung.

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Der ehemalige Botschafter Rüdiger von Fritsch diagnostiziert: „Putin war noch nie so unter Druck wie jetzt. International wie auch innenpolitisch. Das führt zu dem tragischen Schluss, dass Putin diesen Krieg nicht verlieren darf, denn er kämpft um seine eigene Macht.“ Aber während bei von Fritsch wieder die Angst vor dem in die Enge getriebenen Irren mit dem Atomknopf durchscheint, sieht Kollege Röttgen das Ganze gelassener: „Ich glaube, dass seine Schwäche weniger gefährlich ist als seine Stärke.“ Die Stärke ist gefährlicher als die Schwäche – ein Gedankengang, der auf so vielen Ebenen gleichzeitig geschieht, dass wir die Sphäre des Freud eigentlich schon längst überschritten haben und uns eher schon auf Kant zubewegen.

Doch er setzt sogar noch einen drauf: „Wenn Russland irgendwie auch gewinnt, wird die Welt die Erfahrung machen, dass sich Krieg lohnt. Dann wird Putin weitermachen. Deshalb muss Russland verlieren und die Ukraine gewinnen.“ Nietzsche kann nur staunen – ob so einer haarscharfen Analyse. Ach, was rede ich – Sätze wie solche hörten wir so zweifellos zuletzt bei Sokrates und sie suchen heutzutage vergeblich ihresgleichen. Niemand hat eine Lage jemals so psychologisch, strategisch und philosophisch brillant zugleich durchschaut und auf den Punkt gebracht.

Was daraufhin folgte, war ein Duell für die Geschichtsbücher. SPD und CDU – jahrelang vereint unter der großen Angela Merkel, nun in der Opposition gegenübergestellt. Stromkrise, Wärmekrise, Inflationskrise und ein Krieg, der gerade viel interessanter ist, lassen sich mehr oder weniger direkt auf ihr gemeinsames Handeln zurückführen. Wie werden sie reagieren? Die Antwort ist klar: Keiner war es. So wälzen Röttgen und Klingbeil die Verantwortung ab, bis Letzterer die Hand zur Versöhnung ausstreckt und schlussendlich sagt: Wir waren das beide.

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So viel Verantwortung hat zuletzt nur Julius Caesar übernommen, als er unverhofft zum Bundeskanzler gewählt wurde, nachdem er bereits totgeglaubt war – durch seine Skandale ermordet. Und obwohl man den ehemaligen Vizekanzler zum Staatsoberhaupt ernannt hatte, erhofften sich die Römer eine neue Regierung, Caesar wollte sich völlig neu erfinden. Doch er gestand seine Fehler in seiner berühmten Ansprache bei Waterloo ein und wir alle wissen, wie das für ihn endete. Klingbeil ist somit zweifellos in große Fußstapfen getreten.

Diese wird er auch hervorragend füllen, denn er fährt nach dem Motto direkt fort: „Wir müssen eine neue Ost-Politik entwickeln, in der wir beispielsweise Polen und das Baltikum mehr mit einbeziehen.“ Ein Vordenker, der sich kaum vergleichen lässt. Warum nicht schon längst die Zusammenarbeit mit Polen? Was sollte dem im Weg stehen, die deutsche Politik ist der polnischen Regierung schon lange engstens verbunden, seit dem Kniefall von Olaf Scholz in Warschau, das muss man wissen. Niemand hat jemals ein schlechtes Wort über Polen oder die dortige Regierung verloren, keiner hat etwa die dortige Rechtsstaatlichkeit in Frage gestellt und tut jetzt so, als wäre nichts gewesen, weil man zufällig die gleichen Verbündeten hat. Dass Klingbeil nun also für noch engere Zusammenarbeit plädiert, ist längst überfällig.

Rüdiger von Fritsch sieht derweil bei seinem Fernpatienten Putin noch Heilungs- und Therapiemöglichkeiten: „Es war und es bleibt grundsätzlich richtig, zu versuchen, gemeinsam mit Russland Zukunft auf der eurasischen Landmasse zu gestalten.“ Zuvor hatte er eine These auf- und Diagnose gestellt, die nicht nur nachträglich den Zweiten Weltkrieg gleich nochmal beendet, sondern auch den Welthunger ungeschehen gemacht und der NASA ermöglicht hat, Kontakt zu Außerirdischen aufzunehmen: „Putin ist nicht verrückt oder irrational. Er handelt nach einer anderen Rationalität und in dieser ist er sehr rational. Und dazu gehört auch die mögliche Nutzung von Nuklearwaffen.“

Lesen Sie bald sein großes Werk: „Niemand hat von sich jemals geglaubt, der Böse in der Geschichte zu sein“, er könnte da etwas ganz Heißem auf der Spur sein. Auch Sie werden froh sein, Ihre Zeit mit dem Innenleben von Putin verbracht, statt von unseren Politikern gar eine Lösungsmöglichkeit für Ihre immer weiter steigenden Stromrechnungen vorgelegt bekommen zu haben.

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22 Kommentare

  1. Würden die Planer im Pentagon Putin derart bedrängen, wenn sie irrationale Handlungen seinerseits bis hin zum Atomkrieg befürchten müssten?

    Die Nordkoreaner inszenieren ihren Irrsinn viel schlauer, bis hin zu bescheuerten Frisurengesetzen, wo es z.B. für Männer 10 erlaubte Haarschnitte gibt, der Look von Kim Yong Un für Untertanen aber bei Strafe verboten ist.

    Dem irren Kim traut man alles zu, und deshalb tritt ihm niemand auf die Füße.

    Putins Schwäche ist seine Rationalität. Man glaubt ihm nicht, daß er im Zweifel Rußland zu opfern bereit wäre. Andernfalls würde sich die USA aus der Ukraine heraushalten.

  2. Interessanter, amusant geschriebener Artikel!
    Ich „blocke“ immer, wenn jemand behauptet, er wüsste was ein anderer (z.B.Putin) denkt. Halte das für Arroganz & Dreistigkeit!
    Diesen Fehler macht Frau David nicht ?
    Eine Rund, bei der alle einer Meinung sind („Putin ist schlecht-wir „gut“) bringt eh meistens nichts..
    Weiter so, Frau David! ??

  3. „Putin ist nicht verrückt oder irrational. Er handelt nach einer anderen Rationalität und in dieser ist er sehr rational. Und dazu gehört auch die mögliche Nutzung von Nuklearwaffen.“

    Der Satz ist durchaus richtig.
    Putin handelt eben nicht rational gemäß „unserer Werte“= Selbstabschaffung.
    Er handelt rational gemäß der „alten Werte“ = Selbsterhalt.

  4. Zitat(e) 1: “ ein Gedankengang, der auf so vielen Ebenen gleichzeitig geschieht, dass wir die Sphäre des Freud eigentlich schon längst überschritten haben und uns eher schon auf Kant zubewegen.“

    +

    “ Nietzsche kann nur staunen – ob so einer haarscharfen Analyse. Ach, was rede ich – Sätze wie solche hörten wir so zweifellos zuletzt bei Sokrates und sie suchen heutzutage vergeblich ihresgleichen.“

    > Och mennoooo, Frau David, müssen Sie denn immer so gehässig und böse sein und unsere arme „Politelite“ mit ihren Sarkasmus überziehen -mhh??!

    Die armen „Damen“ und „Herren“ tun doch nun wirklicg schon alles damit es uns Deutschen gut geht und da könnten Sie dann doch bütte auch mal ein wenig Anerkennung und Dank zeigen -mhh?

    (Sark/Iro off)

    – – – – – –

    Zitat 2: „Putin wird 300.000 schlecht ausgebildete Männer an die Front schicken und damit jede Menge Kanonenfutter“

    > Und kann man den gezeigten TV-Bildern und den übersetzten Worten glauben, dann werden es nicht nur diese nun einberufenen 300000 Russen sein. Denn so sagte Schoigu „das er für die Einberufung von 300000 Soldaten gessorgt habe UND dass das KEINE einmalige Aktion wäre“.

    Womit bei mir der Gedanke aufkam, ob Schoigu vielleicht schon selber den Glauben an seinn Soldaten und der millitärischen Technik verloren hat ODER ob Putin je nach Kampf-Verlauf am Ende dann doch nochmal auf Kiew zwecks Entnazivisierung und Entmilitarisierung zumarschieren will?

    – – – – – –

    Zitat 3: “ „Wir müssen eine neue Ost-Politik entwickeln, in der wir beispielsweise Polen und das Baltikum mehr mit einbeziehen.“

    > Hahaha……. welch Scherz aber auch wieder von Röttgen. In welcher fernen Welt oder welchem Jahr lebt dieser Mann eigentlich?!

    Hier hätte eher gesagt werden müssen, dass wir dankbar sein soll(t)en wenn Polen UNS mit einbezieht. Denn mal abgesehen davon das sich dieses Land der Dichter & Denker dank einer linken und grünen „Politelite“ zum Drittweltstaat und Shithole-Countrie RÜCKentwickelt während sich Länder wie Polen und das Baltikum politisch und wirtschaftlich ENTwickeln und schon bald mit Deutschland -vorerst- gleichziehen werden, so sind die Polen auch grad durch massive Einkäufe auf dem besten Weg innerhalb der EU zur Militärmacht mit den größten Panzerverband zu werden und dann selbst auch hier Deutschland mit seiner kaputt gesparten Bundeswehr helfen müßte.

  5. Das Problem liegt ganz woanders: Politiker der Blockparteien sprechen sich einhellig dafür aus, allen Russen, die sich nun dem Wehrdienst entziehen wollen, “ großzügig“ humanitäre Visa auszustellen. Mit anderen Worten: nach der Million Ukrainerin kommen demnächst dann Zehntausende von Russen ins Land. Daß nicht jeder, der keinen Bock auf Wehrdienst hat, unbedingt ein Putin- Gegner ist, spielt dabei nur eine Nebenrolle.

  6. Als deutscher Politiker wäre, müsste ich mich zumindest fragen, ob ein Misstrauensvotum der Wähler zu überleben sei. Und ich müsste mich als Politiker fragen: Ist eine Revolution zu überleben? Die ist möglich, weil die Menschen das Vertrauen in ihre Regierung verloren haben. Sind sie hungrig, frierend und wütend? Darüber würde ich mir als deutscher Politiker Sorgen machen, nicht über das, was in der Ukraine vor sich geht. Aber die Frage, die sich Deutschland stellen sollte, ist: Kann Deutschland überleben? Diese Frage ist durchaus berechtigt.
    Der Termin war gerade bekannt gegeben worden, da führten die deutschen Gazetten alle zeitgleich den Begriff des „Scheinreferendums“ ein. Allen Redakteuren der Republik fiel im gleichen Moment und völlig unabhängig voneinander die gleiche, kreative Wortschöpfung ein, welche die geplanten Referenden für die Leserschaft als Fake einordnet. Das ist schon sehr erstaunlich. Die etwas wahrscheinlichere Erklärung für dieses Wunder der Inspiration ist allerdings eher, dass dies erneut ein Beleg für die Gleichschaltung deutscher Medien ist. Die deutsche Presselandschaft ist sich in ihrer Einschätzung einig. Das bedeutet nicht, dass sie richtig ist.

  7. Die konsenssüchtigen Deutschen wollen einfach nicht begreifen, daß Krieg ein (letztes) Mittel der Politik sein kann und immer sein wird.
    Militärische Einsätze werden als „Friedensmissionen“ verkauft.
    Weltpolitik in den Kategorien von Familienserien betrachtet….

  8. Ein Krieg wird es erst, wenn die durchgeführten Referenden in den Gebieten mit mehrheitlich russisch-stämmiger Bevölkerung, die jetzt beginnen, zu Gunsten eines Beitritts zu Russland ausgehen.
    Allerdings sind Referenden in Lugansk wie in Donesk bereits 2014 mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit von der Ukraine so ausgegangen, dass man danach begann, insbesonders die russisch-stämmige Bevölkerung zu jagen und zu malträtieren. Mit dem „Erfolg“ von 14000 Toten – bevor die „Spezialoperation“ einsetzte. Wird halt hier nicht berichtet – Militärexperte Masala zumindest sollte das wissen.
    Und über das Telefonat Putin-Scholz berichtet die russische Botschaft ausführlicher, unter anderem das:
    „…Angesichts der aktuellen Situation im europäischen Energiesektor betonte Wladimir Putin, dass Russland ein zuverlässiger Energielieferant sei und bleibe, der alle seine vertraglichen Verpflichtungen erfülle. Betriebsstörungen, z. B. bei der Nord-Stream-1-Pipeline, seien durch antirussische Sanktionen verursacht worden, die die Wartung der Pipeline behinderten. Im Anbetracht der Blockade der Gaslieferungen via Ukraine und Polen durch die Regierungen der entsprechenden Länder und mit Blick auf die Weigerung, Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen, sehen die Versuche, die Schuld für die europäischen Energieversorgungsprobleme auf Russland zu schieben, durchaus zynisch aus.
    Es wurde vereinbart, den Austausch fortzusetzen.“
    https://russische-botschaft.ru/de/2022/09/14/praesident-wladimir-putin-telefoniert-mit-bundeskanzler-olaf-scholz/
    Putin würde also liefern – aber die Sanktionen auf die Pipelines (USA, GB, Kanada, Polen, Ukraine) verhindern das. So war das jedenfalls noch Stand letzter Woche. Inzwischen erkennen sie in Russland allerdings, dass „wir“ durch die Lieferung von Waffen Krieg gegen sie führen.

  9. Man könnte es auch umdrehen. Die Ukraine gewinnt den Krieg…was uns wiederum zeigt das sich eine Nato Osterweiterung lohnt. Röttgen scheint ja wohl damit einverstanden zu sein. Nicht falsch verstehen…aber meiner Meinung nach ist ein Angriffs Krieg genauso verwerflich wie ein von Geheimdiensten arrangierter Komplott samt Destabilisierung eines Landes.

  10. Die von der Autorin gezeigte Mischung aus Ironie, Zynismus und Sarkasmus ist die einzig adäquate Art und Weise, mit der man den inkompetenten Wichtigtuern und Politikern im öffentlich-rechtlichen Volkserziehungsfernsehen begegnen kann.

  11. Liebe Frau David, Sie sollten eine eigene Talkshow bekommen… Sie würden garantiert die richtigen Schwerpunkte setzen.
    Der Ukraine-Krieg ist das eine Ablenkungsmanöver, Corona wird das andere sein.

  12. Das Orakel von Delphi war nichts gegen diese talk-Runden im Fernsehen – egal, welches Thema sie dort auch in den Mittelpunkt stellen.
    An der Treffsicherheit der Aussagen und deren Gültigkeit für die Zukunft scheint deutlich nachgearbeitet werden zu müssen. Wenn der dort ausgebrütete Sermon nicht gleich in Gänze verworfen werden muss.
    Ach so: Die komplette Rede des Präsidenten findet man bei Röper auf deutsch. Spiegel wie Zeit behaupten zwar auch, komplett abzudrucken, lassen aber aus. Und wie es zu dem regionalen Debakel dort im Donbass kam bis heute weiter geht ist dort ebenfalls in Kürze festgehalten.
    Damit lässt sich dann auch besser verstehen, wo diese Darsteller im öffentlich-rechtlichen unter Auslassung von Tatsachen zu tanzen belieben. Der „Militärexperte Masala“ wird mir hinsichtlich dieses Auftritts unvergesslich bleiben.
    Danke Frau David. Anders als derart zu beschreiben ist das, wie sie sich dort selbst öffentlich auf die Schippe nehmen, nicht mehr möglich. Ihr, die ihr das lest: hört endlich auf zu zahlen.

  13. Ja, dass war wieder ein Schauspiel… Aber zum Kern des Themas: Da wir nur über solche Kaliber an Politiker, „Experten“ und Diplomaten verfügen, ist die Situation wie sie aktuell ist. Ein Typ vom Format eines Kohl, Genscher oder sogar Trump wäre auf Augenhöhe und hätte das Problem am runden Tisch geklärt. Dazu gehört natürlich auch, sich mit den Fakten und Beweggründen der Gegenseite unbefangen zu beschäftigen. Schließlich ist Putin nicht morgens aufgewacht und dachte sich „So, heute ist die Ukraine fällig weil ich Bock auf Apokalypse hab….“ Und bevor man da Partei ergreift – und auch alles, was die Ukraine betrifft vergisst wie Korruption, Verhältnis zu Banderas und andere Eskapaden – muss man alle Seiten und Fakten kennen. Auch, was es mit der Beteiligung der USA und der Bidens auf sich hat. Und da gibt es ganz viele Unbekannte in der Rechnung, die man aufmacht. Und deshalb eskaliert es täglich mehr. Und da ist der Punkt, wo ich mich persönlich raus nehme, denn ich habe keinen dieser Damen/Herren/Dings je gewählt sondern bin unter Zwang und angeblicher „Demokratie“ unterstellt und muss unter Zwang und Abzocke diese auch mit finanzieren. Das alles unter Protest aber wohl nur bis zum bald kommenden Ende, denn diese Ideologie und Politik mit Doppelmoral bis Lobbyismus als Staatsreligion sind in den letzten Zuckungen. Darum Zähne zusammen beissen bis es vorbei ist….

    • Danke für Ihren Kommentar! Im Ergebnis hat der Einzige, der durch eine langjährige Erfahrung mit der russischen Mentalität und Denkstruktur vertraut ist, Herr von Fritsch, vor all zu grosser Überheblichkeit gewarnt und betont, dass man Putin sehr wohl sehr ernst nehmen sollte.Damit hat er nur ausgesprochen was jeder vernünftige, lebenserfahrene Mensch sowieso von der Angelegenheit denkt!

  14. Eigentlich wollen alle wollen FRIEDEN, keiner redet drüber! KRIEG ist das Thema! Genau wie bei Corona. Statt darüber zu reden wie man sein Immunsystem stärken kann, werden (Zwangs)maßnahmen ergriffen, die das Immunsystem NACHWEISLICH schwächen! Das Gleiche bei der Klimahysterie! Anstatt sich auf die natürlichen Schwankungen einzustellen, steht man mit dreist geschwellter Brust auf der Empore und sagt dem „Klimawandel“ den Kampf an! Das eigentlich schöne Leben ist grad echt schwer zu ertragen!

  15. „Putin wird 300.000 schlecht ausgebildete Männer an die Front schicken“ Offensichtlich hat der „Experte“ an einigen Reservisten-/ Reservistinnenübungen der russischen Armee teilgenommen um sie alle als schlecht ausgebildet zu klassifizieren.
    Gegen wen kämpfen die Russen denn dort? Doch wohl auch nur gegen Reservisten/innen!
    Experten im ÖRR? Würg!
    Und da wir keine wirkliche Idee haben warum wir uns für wen einsetzen, wird hier eben eine Idee konstruiert. „Wenn Russland gewinnt, wird dies „Schule machen“. Endlich haben wir ein Ziel! Ein hypothetisches/ dogmatisches, aber ein Ziel. Politisch und abstrakt und somit nicht nachprüfbar
    Am besten aber ist die Quintessenz ! „Wir haben den deutschen Wagen eben beide vor die Wand gefahren“! Und bzw. aber! Wir sind bereit für neue Fehler! Persönliche Verantwortung war gestern.
    Die Lösung mit Leuten die in dieser Größenordnung versagt haben weiterzumachen, lässt nicht auf Besserung hoffen. 

    • Schule macht eher, dass „wir“ uns in die Ukraine „verbeißen“, die uns genau so wenig angeht wie Armenien – wir dort aber nicht einen Finger rühren, um die Armenier gegen Aserbaidschan aufzurüsten und zu unterstützen wie diesen Selenskyj seit dem Maidan.
      Auf youtube laufen clips, da sprechen die Soldaten dort im Donbass englisch miteinander. Kümmert sich halt hier keiner drum, was für welche dort die Bomben vielfach in Bereiche mit Zivilisten werfen. Oder hat sich der „Militärexperte Masala“ dazu geäußert, wer sich in Truppen auf Seiten Selenskyjs zusammen gefunden hat?
      Wird ja auch schwer für die Ukraine, sich alleine gegen die Russen zu stemmen. Der Staatshaushalt seit 2014 marode, die Kassen leer. Ohne Milliarden wie Waffen von außen wäre so ein Krieg gar nicht möglich!
      40 Millionen Menschen sollen dort in der Ukraine vor dem Krieg gemeldet gewesen sein. Inzwischen flohen Millionen, viele weitere Millionen sind welche mit russischem Stammbaum, Alte, Kranke, Frauen, Kinder wie „Unabkömmliche“ und solche, die sich von der Landesverteidigung frei kaufen, muss man zudem abziehen.
      Auf welche Kämpfer kann also Selenskyj weiter zurückgreifen, wenn er bis zur letzten Patrone auch die Krim wieder unter die Landesfarbe blau-gelb bringen will?
      Weshalb kam das dort in der Runde, die uns neutral über beide Seiten zu berichten hätte, so gar nicht zur Sprache?

  16. Frau Baerbock hat doch eh gesagt (richtig?- ich finde es nur nicht mehr): „Ein Sieg Russlands ist inakzeptabel“.
    DAs bedeutet, so ich es sehe, dass sie bei einem Sieg Russlands Deutschland gen Russland marschieren lässt. Das wissen wir, wie das ausgeht. Sie hat vier Töchter. (Also erst einmal sollte die Wehrpflicht natürlich auch auf Frauen ausgedehnt werden- Off-topic- ein bisschen aber nicht).
    Putin darf innerpolitisch nicht verlieren und auch sonst nicht, sonst hat er die Atomraketen vor der NAse. (siehe mein Beitrag unten)
    Der Ukrainische Botschafter hat ja 2021 im April in Deutschland (!) gesagt: „Entweder wir dürfen in die NATO oder wir holen uns selbst Atomraketen“.
    Tja: Wenn die Ukraine in die NATO käme, hätten sie auch Atomraketen.
    Also muss Putin aus seiner Sicht die Ukraine plattmachen. Und die Teilmobilmachung war die logische Konsequenz. Und wenn es so weitergeht- gibt es eine Vollmobilmachung.
    Wie Putin psychologisch tickt- interesssiert mich nicht. Er sagt aber ganz genau, wie er die Welt sieht – was in den Westlichen Medien gekürzt wird: Spiegel sagt: „Das ist die Rede Putins“. – Quatsch – die Hälfte ist weggelassen!
    Man muss nur lesen, was er gesagt hat – und dann weiß man, was er macht. Das sind aus seiner Sicht ganz logische Schritte. Zuverlässig wie eine Atomuhr.
    da muss man wiede mal gleich einen Disclaimer draufsetzen: Ich sage nicht, dass er die Wahrheit gepachtet hat. Da halte ich es mit Watzlawick: „Wenn die Lösung das Problem ist“ (YT).

    Was wird er wohl machen? Naja: Mit modernem Kriegsgerät Kiew von der Außenwelt abschneiden. Jetzt kommen die Sukhois etc. die besten Flieger der Welt. Ein bisschen kann ich das beurteilen. Ich hab‘ das studiert.
    Er wird alle Kraftwerke lahmlegen. Und dann gehen auch hier die Lichter aus.
    Und wenn Baerbock mit LEOs anrückt, sagt Putin „danke. Jetzt haben wir ein Muster, woran wir kucken können, wo die Schwachstellen sind!“

  17. Nicht nur die Öffentlichen haben Experten! Hier ein Zitat aus einer anderen Rezension der Sendung an Ihren Herrn Tomas Spahn:
    Diplomat von Fritsch brachte mitten in der Sendung eine wichtige Erklärung, die auch einiges über die russische Seele offenbart. Er warf die Frage auf: „Zum Vorwurf des Faschismus, der immer wieder auftaucht in der Debatte: Warum taucht das immer wieder auf? Warum spielt das eine solche Rolle, so einen groben Unfug zu behaupten?“.
    Die Antwort gab er sich selbst: „Weil es einer der letzten Punkte ist, auf die sich Wladimir Putin mit seinem Volk einigen kann. Das ist, was das Volk einmal geeint hat – der Kampf gegen Faschisten. Er muss behaupten: Da stehen wir wieder“, analysierte von Fritsch.
    Das nennt man glaube ich Spiegelung.

  18. Sehr lustiger Text.
    Trotz oder vielleicht sogar wegen meiner Abstinenz vom Deutschen Fernsehen fühle ich mich voll informiert.
    Und nun zum Wetter.

    • Ja, oder Ironie: hilft halt nicht weiter.
      Wo sind ernsthafte Bemühungen, wo ausgebildete, der Sache gewachsene Duplomaten?
      Alle auf Tauchstation? Es kann doch nicht sein, dass Leute wie Bärbock unsere Geschicke leiten sollen (in anderen Bereichen sieht es ja genau so aus).

  19. Frau David, Sie sind wirklich ein großes Ausnahme-Talent!
    Und man hofft aufrichtig, in Zukunft noch recht viel von Ihnen hören und lesen zu dürfen.

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