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Stephans Spitzen:

God save the Queen – Ein Loblied auf die konstitutionelle Monarchie

20.09.2022

| Lesedauer: 4 Minuten
Die konstitutionelle Monarchie ist ein Anachronismus und ihre Riten sind Folklore. Aber den Ländern tut sie gut, weil sie für Zusammenhalt sorgt. Einen Staat kann man schätzen, seine Politiker muss man ertragen, aber einen Monarchen kann man lieben und verehren.

Auch hierzulande hat die Queen ihre Anhänger, und keineswegs nur naive Verehrerinnen, die in ihrer Jugend Prinzessin gespielt und Krönchen getragen haben. Manch einer ist sogar neidisch auf die britische Monarchie mit ihrer beständigen, verlässlichen, dem Land und dem Commonwealth dienenden Queen, mit deren Tod eine Epoche endet. Der Lichtblick ist die Königin, die manch dunklen Fleck in der Geschichte der Nation ausgeblendet hat.

Ihre Kritiker verweisen natürlich auf die Absurdität einer Erbmonarchie: Die gekrönten Häupter sind schon als Baby royal, sie werden weder einem Intelligenztest unterworfen noch gewählt.

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Doch ist das wirklich ein Manko? Offenbar fällt es leichter, 70 Jahre lang ein Staatsoberhaupt zu lieben und zu verehren, gerade weil es den Schäbigkeiten der Politik enthoben ist. Eine Symbolfigur, die sich nicht in Jahren der Ochsentour jenen Stallgeruch hat aneignen müssen, der größtenteils nach Opportunismus stinkt. Die sich nicht alle Jahre wieder in Wahlkämpfen verrenken muss, damit die gewünschte Koalition auch zustandekommen kann. Das macht soeben der einstige Hoffnungsträger der CDU Friedrich Merz durch, der den Grünen vorausschauend so weit in den Allerwertesten kriecht, dass es ihm womöglich selbst die Luft nimmt. Und was wäre, wenn der Bundespräsident nicht einer wäre, der aus Parteienproporz in Bellevue gelandet ist, um das Volk mit sozialdemokratischem Mahnen und Warnen zu beglücken? 

Nicht jeder, der nach demokratischen Regeln gewählt wird, erweist sich als Glück für Land und Volk oder gar als Hüter seines Wohlstands und Wohlbefindens. Die Parteiendemokratie hat ihre Grenzen – zumal dann, wenn das Parlament unter Konsenszwang zum Abnickverein heruntergekommen ist und eine Kanzlerin alternativlos durchregiert. 

Nicht zuletzt fehlt unserer nüchternen Republik ein bisschen vom Pomp und Prunk, worauf sich die konstitutionelle Monarchie in Großbritannien stets so blendend verstanden hat. Nicht zuletzt übrigens, was die Armee betrifft und die Wertschätzung, die man britischen Soldaten geradezu ansieht: Was haben sie für farbige Uniformen! Und Straußenfedern auf den Helmen! Bei uns sind selbst die Ausgehuniformen puritanisch grau.

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Gut, einem, der hierzulande schon beim Großen Zapfenstreich Schnappatmung bekommt, dürfte selbst das schon zu viel sein. Soldaten haben hierzulande unsichtbar zu sein, wenn es sie nunmal geben muss. Und wer will schon unseren Kaiser Wilhelm wiederhaben! Wir haben, im Unterschied zu den Briten, keine nationale Identität und Kontinuität, es gibt einen Bruch in der deutschen Vergangenheit, der nicht zu heilen ist.

Und es stimmt ja: Die konstitutionelle Monarchie ist ein Anachronismus und ihre Riten Folklore, eine Touristenattraktion, die immerhin hilft, die Kosten der Royalty ein wenig zu dämpfen. Dabei wird gern übersehen, dass die königliche Familie einer Arbeit nachgeht, die den Spielraum recht klein hält, in dem ihre Angehörigen ihren Reichtum genießen und verprassen könnten. 

Nicht, dass man nun Mitleid empfinden müsste. Aber irgendwie sind die Royals doch erheblich unterhaltsamer als die Leuchten unserer parlamentarischen Demokratie, die sich nicht nur das im Verhältnis zur Größe des Landes mitgliederstärkste Parlament und demnächst das monumentalste Kanzleramt der Welt gönnen. Ganz ohne die Steuerzahler mit ein wenig Protz und Pomp zu entschädigen, die sich womöglich schon länger fragen, wofür man den gefräßig wachsenden Apparat eigentlich braucht, während Schulen verkommen und Infrastruktur zerfällt. 

Also noch einmal: Wozu ist die Monarchie gut, abgesehen vom Spektakulösen? Für so etwas wie den Zusammenhalt der Nation. Gerade weil der Monarch über den Parteien steht, keinem Lager zuzurechnen ist, nicht vom Wohlwollen des Wahlvolks abhängig ist, kann er Auseinanderstrebendes zusammenhalten. Wie manch ein ansonsten unsentimentaler Brite sagen würde: Eine Königin kann man lieben und verehren. Einen Staat kann man schätzen. Die meisten Politiker aber muss man leider ertragen.

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Doch genau das, das Zusammenhangstiftende der Queen, geriet ihr jüngst in der Talkshow von Markus Lanz zum großen Manko. Die Queen überdecke etwas, verhindere Veränderungen des Klassensystems, halte zusammen, was nicht zusammengehöre. Das dürfe nun endlich diskutiert werden. Und in bester klassenkämpferischer Manier tönte der Moderator, dass Großbritannien in der Hand von wenigen Großgrundbesitzern sei, die unermessliche Reichtümer anhäuften. Die Korrespondentin assistierte: Die Ungerechtigkeiten seien in England deutlich schreiender als in Deutschland, weil, Achtung, an der Spitze des Landes ein „nichtgewähltes Staatsoberhaupt“ stehe.

Ob das auch für die EU zutrifft? Help me out: Wurde Ursula von der Leyen im wahrsten Sinne des Wortes gewählt oder eher ausgewählt? Und wie steht es mit dem Bundespräsidenten, ist dessen Wahl mehr als eine formelle Bestätigung des vorher Vereinbarten? Und inwieweit ist ein Parlament von Vorteil, das auf Konsens getrimmt ist und die einzige Opposition systematisch ausgrenzt?

Der britische Autor Douglas Murray schätzt nicht nur den konstitutionellen Frieden, den die Monarchie bringt, sowie Einheit jenseits von Politik, sie schütze auch vor einer Politikform, die von sich behauptet, meritokratisch zu sein, aber alles andere ist als das.   

Und womöglich hat es die vierzehn Premierminister, die sie begrüßt und verabschiedet hat, ein wenig Demut gelehrt, wenn sie allwöchentlich vor der Queen sozusagen auf die Knie fallen mussten, um berichtend womöglich zugleich zu reflektieren, was wichtig und richtig ist und was nicht. 

Man nennt es: Rechenschaft ablegen. Das ist hierzulande dringend weiterzuempfehlen. Vielleicht verbunden mit dem Eingeständnis von Fehlern und der Buße dafür. In manchen Fällen wäre Rücktritt der erste Schritt in die richtige Richtung.



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30 Kommentare

  1. Es ist ernsthaft gelebte Tradition, die die Bürger als Mitglieder einer Familie ernstnimmt und ihnen Halt durch Zusammengehörigkeitsgefühl gibt. Pompös? Ja, mit allgegenwärtigen Zeichen, dass sie alle ein Volk sind, ergänzt durch das Commonwealth.
    Was ist dagegen ein Land, das sogar seine Nationalfahne in den Papierkorb wirft (Merkel), die Nationalfussballmannschaft nur noch „Die Mannschaft“ nennt – wer hat daran noch Interesse? Was hat dagegen ein Steinmeier zu bieten, der ideologiebasierte Parteipolitik betreibt und – in völligem Gegensatz zu UK – alle ausgrenzt, die nicht linksgrün ideologisiert sind?
    Der augenfällige Gegensatz ist: UK ist gelebte und geliebte Tradition, Deutschl. redet viel von Werten, hat aber keine und keine Zusammengehörigkeit stiftende Tradition.
    D. ist keine Nation, die Linksgrünen wollen kein Deutschland, s. Habeck, der noch nie etwas mit D. anfangen konnte – warum ist er dann in der Regierung, zum zerstören? -, andere schreien laut: „D., ein Stück Scheiße“, lassen sich von der „Scheiße“ aber bestens bezahlen. In UK, wo die Einwanderer auf sich selbst gestellt sind, schreit, sagt, schreibt das niemand, keiner benimmt sich so.
    D. und UK unterscheiden sich grundlegend. In UK würde sich das Volk aber so etwas niemals bieten lassen!

  2. Die englische Monarchie ist nicht die einzige in Europa; als da wären noch Norwegen, Schweden, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Liechtenstein, Luxembourg, Spanien, Monaco.
    Das sind nicht wenige und ich vermute, dass es in der Tat zutun hat mit der FÄHIGKEIT zu einem dauerhaften Konsens und FREIWILLIGER UNTERWERFUNG unter ein führendes Haus.
    Es würde mir im Traum nicht einfallen, dies etwa einzufordern oder selbst zu leisten.
    Die ehedem germanischen Stämme sind nicht so verfasst?
    Was Sie, Frau Stephan, als bei uns so blass und „schlingernd“ beschreiben, das leuchtet für mich, das nimmt mich mit, unsere verfasste parlamentarische Demokratie.
    FREIWILLIG selbstbestimmt und solidarisch vereint, das schaffen eventuell nur ganz wenige Staaten.
    Ich bin sehr stolz auf die Bundesrepublik Deutschland und sie scheint mir mit diesem politischen System ganz bei sich und ihren Möglichkeiten.
    Das Einigende ist auch die integrative und gleichzeitig sehr offene Kultur.
    Die Queen war auch ein sehr hübsches Oberhaupt, das am Rande.
    Lieben wir weniger als die Engländer, gleich woher sie kommen?
    Ich glaube, dass wir mehr zu RESPEKT neigen, zu ANERKENNUNG, die aber im Einzelnen auch auf Liebe gegründet sein kann.
    Wechsel an der politischen Spitze bedeuten noch lange kein Aus für die Politiker; sie treten zurück in die Gesellschaft, werden ziviler und gerne Berater der Gesellschaft.
    Der Adel kann zu alledem beitragen.
    Ich leite unsere verfasste Gesellschaft nicht so sehr aus einem ohne Zweifel stattgefundenen Bruch ab, sondern als Bewahrung unserer besten Möglichkeiten.
    Wir haben jetzt auch einen demokratischen Adel usw.
    In den USA verkörpert das m.E. sehr gut Barack Obama.
    Das kann nicht jeder und nicht jede, aber es hat viel mit Respekt zu tun und Anerkennung.

  3. Das Empire wurde durch den Eintritt der USA 1917 in den 1. Weltkrieg beendet. Da blieb nur noch Nachlass-Verwaltung.

  4. In diesen Zeiten mag mancher wehmütig werden und sich einreden, dass damit alles besser wäre. Nichts ändert eine Monarchie, ausser, dass sie eine Menge Geld kostet und missbraucht wird und werden kann. Die Monarchie ist längst aus der Zeit gefallen.

  5. Sie schreiben durch die Kriege die Deutschland angezettelt hat gäbe es eine groß e Wunde in der deutschen Vergangenheit die nicht heilen könne. Dass stimmt aber Wunden können heilen, das Problem ist nur wir haben Politiker und Medien die die Wunden immer wieder aufreissen und nicht wollen, dass sich eine neue deutsche Identität entwickelt. Man könnte und sollte das Zusammengehörigkeitsgefühl über Parteigrenzen hinweg fördern wenn man in der Öffentlichkeit steht.
    Wenn man aber, wie Teile der jetzigen Ministerriege, nichts mit Deutschland anfangen kann und gegen dasn eigene Volk Politik betreibt ist das schwierig!

  6. Echt jetzt? Will die Autorin tatsächlich wieder Adel und Herrschaft in Amt und Würden bringen. Der recht kurzsichtige Artikel oben, vergisst die Klassengesellschaft in Britanien die kurz vor dem überkochen ist. Die Upper Class die sich vor allem aus „altem Adel“ rekrutiert ist heute noch der Meinung, dass man mit dem „Pöbel da unten“ nichts zu tun haben möchte und Britanien wieder Großmacht werden könnte. Da hilft auch keine „Volksnahe Königin“. Will man tatsächlich in Erbfolge wieder das Knie vor einem Herrscher beugen? Will man das hier bei TE? Ich knie vor niemanden….außer ich bekomme einen Gewehrkolben in die Kniekehlen. Royals sind Relikte der Vergangenheit….wir haben uns glücklicherweise von ihnen befreit….die Briten haben das noch vor sich. Ein Satz oben ist entlarvend….“mehr Unterhaltungswert“….also darum geht es? Yellow Press a la Windsor, Monaco und Mette-Marit? Scheinbar weiß man bei TE den Wert einer Republik nicht zu schätzen…naja….die MSM sprechen ja beim Bundespräsi auch gern vom „ersten Bürger“….Falsch! Richtig ist: Ein Bürger unter Bürgern!

  7. Echt jetz? Ein Clan, wie viele andere auch, welcher Reichtum und Macht auf Verbrechen über Jahrhunderte an seinen Untertanen begründet hat? Es ist bedauerlich, dass Blut abwaschbar ist, sonst würde man auch augenscheinlich erkennen, dass diese Herrschaften alles andere als blaublütig sind.

  8. Es gibt nur einen Unterschied zwischen Ländern wie Grossbritannien mit Monarchie und Ländern ohne wie Deutschland: in den ersteren hat sie wie z.B. in Schweden, Spanien oder Dänemark in der Vergangenheit funktioniert; in den anderen wie Deutschland, Russland oder Frankreich haben es die Herrscherfamilien verbockt.

    Aber das ist eine Einbahnstraße; es gibt im 21. Jahrhundert keine Rückkehr. Und daher wird jeder Grossfehler in einer Monarchie zu weiteren Umwandlungen führen. Spanien hat schon mal gewackelt und auch Grossbritannien war in den 90er Jahren gefährdeter. Und selbst im Falle des Fortbestands schrumpft die tatsächliche Macht wie z.B. in Japan oder Thailand in den letzten 100 Jahren.

    Den letzten Rest geben dem Gottesgnadentum der permanente Niedergang des Christentums in Europa und das ständige Heiraten von Bürgerlichen; der Hochadel ist immer weniger miteinander verwandt. Das ist nicht schlimm; wir brauchen keinen Adel. Nirgendwo auf der Welt.

  9. Eine Erbmonarchie widerspricht natürlich jeder Demokratie und jedem Rechtsstaat, auch wenn sie konstitutionell sein sollte. Auch vermeintlich moderne Verfassungen tragen auch immer Anachronismen und Widersprüche in sich. Bei uns sind es zum Beispiel das Beamtentum, Kanzler, die theoretisch lebenslang regieren können oder Bundespräsidenten, die sich als gewählte Monarchen verstehen. Kein politisches System ist ohne „Altlasten“ denkbar. Jeder stellt sich demonstrativ in eine populäre Traditionsreihe: Hitler hinter Friedrich den Großen und die heutige BRD hinter das Paulskirchenparlament. Beide liegen aber falsch, da sie nur genehme Eigenschaften der vermeintlichen historischen Vorbilder in den Vordergrund rücken und die unpassenden einfach unter den Tisch fallen lassen.

    • Ach so und diese Clowns, die in „unserem Rechtsstaat“ als „Regierung“ in irgendwelche dubiosen „Koalitionen“ völlig abseits des Wählerwillens, geschweige denn durch irgendwelche Beeinflussung des Souveräns in Hinterzimmern ausgewürfelt werden, entsprechen Ihrer Meinung nach demokratischen Grundprinzipien?

      • Nein, natürlich nicht! Jede noch so gute Verfassung braucht Politiker UND Volk, die sich dieser verpflichtet fühlen und danach handeln. Im vorliegenden Fall hat sich die „Elite“ des Staates bemächtigt. Das Volk, besser: JEDER EINZELNE hatte im Jahre 2021 ( die Bundestagswahl habe ich dabei nicht im Sinn!) die Chance durch sein ganz individuelles Verhalten dies zu verhindern! Die Mehrheit hat sich aber für eine nicht vorhandene Sicherheit entschieden. Eine mögliche Korrektur dieser verheerenden Entscheidung wird ohne „Schrammen“ nur schwerlich denkbar sein.

  10. Ausgezeichneter Beitrag von Cora Stephan aus einem interessanten Blickwinkel und mit ordentlichen Spitzen an den richtigen Stellen.

  11. Queen Elisabeth II war eine Idealbesetzung. Die Art und Weise, wie sie die Rolle ausgefüllt hat, auf die konst. Monarchie an sich zu übertragen, funktioniert m.E. nicht. Und dem neuen König und dem nächsten Thronfolger traue ich nicht zu, die Rolle ebenso gut auszufüllen, u.a. weil beide viel zu sehr dem Zeitgeist hinterher rennen.
    Charles Moore hat am 08.09.2022 im Telegraph in einem Nachruf darüber geschrieben, was so besonders an QEII war und was der Unterschied zwischen einer Königin von ihrem Format und einem Politiker ist, siehe https://www.telegraph.co.uk/royal-family/0/queen-elizabeth-ii-matriarch-death/
    „The Queen was loved because, for more than 70 years, she did what she had promised
    Her Majesty was perhaps the most faithful person ever to sit as head of state of a nation.”
    In dem Nachruf wird Bezug genommen auf eine lesens- und sehenswerte Ansprache der damaligen Prinzessin an ihrem 21. Geburtstag, Text siehe https://www.royal.uk/21st-birthday-speech-21-april-1947
    und Video siehe https://www.youtube.com/watch?v=6yDDqO4dH3c
    “On This Day: 21 April 1947 – Princess Elizabeth’s Incredibly Powerful 21st Birthday Message”
    Das ist es, was leider mit ihr gestorben ist.

  12. Für so eine Lobeshymne sind unsere Vorfahren 1848 nicht aufgestanden. Wer Lust auf Monarchie hat, greife beherzt ins Regal und lese bei Anette Droste-Hülshoff nach: „Er lässt die Hand küssen“. Ich schlage das Schweizer Modell vor, solange es noch funktionierte. Die Demokratie kann verbessert werden: Ehrenmandate, jährliche Fluktuation. Die Position der Parteien ist nicht mal im Grundgesetz vorgesehen. Dort steht nämlich nichts von Parteiendiktatur, sondern nur von „Mitbestimmung“. Es ist zwar verständlich, wenn man vom Präsidialsystem angewidert ist, aber wir waren auf dem Weg zu Freiheit und Selbstständigkeit schon ein paar Schritte weiter in der alten BRD.

    • „1848“ und alte BRD in einem Satz. Da bekomme ich immer Magengrummeln: sicherlich war das Bestreben einen demokratischen Rechtsstaat einzuführen ein Hauptmotiv dieser Bewegung, aber ganz entschieden als Nationalstaat. Nationalstaat bedeutete damals: das GESAMTE ZUSAMMENHÄNGENDE Siedlungsgebiet eines durch gemeinsame Sprache und Kultur definierte Staatsvolk in einem Staat zusammenzufassen (siehe „Lied der Deutschen“ und auch – für mich noch interessanter- die in der Paulskirche durch ihre Abgeordneten vertretenen Wahlkreise). Natürlich wie jede Staatstheorie barg auch diese damals neues Konfliktpotenzial: wie sollte man mit den nichtdeutschen Bevölkerungsteilen in Österreich UND auch Preußen umgehen. Das war ein Grund – vielleicht der Hauptgrund – für das Scheitern der „48er“. Die alte BRD war der Zusammenschluss der westlichen Besatzungszonen eines nach zwei verlorenen Weltkriegen gestutzten Groß-Preußens, das nur durch einen prosperierenden Wohlfahrtsstaat seine REALE Legitimität erhielt.

      • Aufgrund einer sehr persönlichen Erfahrung am „Deutschen Binnenmeer“, dem Bodensee, glaube ich, dass es ganz genau darauf hinausläuft: dass sich die Menschen als Sprachgemeinschaft neu sammeln werden. Ich definiere es so: jede/r, der eine Sprache beherrscht, ist automatisch und ohne Brief und Stempel ‚Mitglied‘ der Lebensgemeinschaft, vulgo Volk (vollkommen unabhängig von der Herkunft). Ob man das dann so, napoleonisch Nation oder römisch Staat nennt, ist eigentlich fast egal. Feinere Differenzierungen im Sinne von Ulrike Guérot sichern die Grundlagen ab. Drumherum wird – schon allein aus demographischen Gründen – die Scharia herrschen nach dem Weltwirtschaftszusammenbruch, der aufgrund von Hybris, Hyperkomplexität und allgemeinem Wahnsinn wohl unvermeidlich ist. Warum? Weil nach einem Zusammenbruch der jetzt staatlichen Strukturen die Neubürger mit ihren Familienclans die stärksten Einheiten sein werden, während wir deutsch geborenen außer der Sprache fast gar keinen Zusammenhalt mehr haben. Übrig bleibt der slavische Streifen (plus Ungarn) von der Ostsee bis nach Kroatien als „Puffer“ zwischen den beiden großen islamischen Siedlungsgebieten im Osten (Russland) und Westen (Frankreich) der eurasischen Platte. Dazu hat Spengler den Abgesang geschrieben und Minarette sind dafür das Symbol in Paris, Köln und Moskau. Die USA werden einige Jahrzehnte brauchen, um aus ihren inneren Streitigkeiten – um ein harmloses Wort zu benutzen – wieder „neu“ zu werden. Das passiert bereits ab 2028.
        Was die alte BRD angeht, haben Sie natürlich Recht; dennoch gilt für 1848: „Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt/Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.“

  13. Ich verstehe noch immer nicht, wie Hunderttausende vor Ort oder gar Millionen an den TV Geräten einem Clan und dessen nun abgetreten Oberhaupt huldigen, der seine Macht und seinen Reichtum, an welchem Blut klebt, auf Mord und Totschlag, selbst in den eigenen Familienreihen, Verbrechen, Versklavung, Ausbeutung und Unterdrückung der ‚Untertanen‘ über Jahrhunderte begründet hat. Und das auch noch in einer Zeit, in welcher selbig winkende, trauernde Menschen nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen im Winter. Und diese zähe, widerliche Rumkutschiererei der Verstorbenen, die den Steuerzahler Millionen kostet. Die menschliche Dummheit scheint unbegrenzt und jene beweinten und bejubelten Angehörigen der ach so märchenhafte Instanz, sowie auch die dekadente Politkaste hierzulande, kommen vor Lachen nicht in den Schlaf. Denn das Volk bückt sich freiwillig und glaubt an das Gute in der Knute des Königs, denn sie haben unter der Knute der ‚demokratischen‘ Politschranzen vergessen, dass es dieselbe ist.

    • Das zu verstehen ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man bedenkt, das es nur solange Schönes und Erhabenes auf der Welt gibt, wie man darauf verzichtet, alles und jedes bis auf die Toilette zu verfolgen.

  14. Geht man nach dem Verfassungskreislauf von Polybios, dann ist eine Mischform wie eine konstitutionelle Monarchie eingebettet in eine Demokratie duchaus empfehlenswert, stabilisieren sich beide doch gegenseitig. Das, was wir haben, zerfällt ja gerade zur Ochlokratie, wie von ihm vorhergesagt. Wenn ich dazu Wiki zitieren darf:

    „Die drei Verfallsformen entstehen zwingend durch den moralischen Verfall (die Sicherheit ihres Lebens als Herrschende verursacht bei ihnen Habsucht, Überheblichkeit, Ungerechtigkeit und Herrschsucht) und den daraus folgenden Machtmissbrauch des jeweils Herrschenden oder der jeweils herrschenden Gruppe,… „

    • Und genau deswegen bezweifle ich auch, dass im 21. keine Rückkehr zur Monarchie möglich ist, qie die geschätzte Autorin vermutet. Sie geht (bei aller Kritik an der aktuellen Politik) von einem linearen Geschichtsbild aus, in dem Demokratie das Ende der Geschichte bildet. Aber heute schon sehen wir zunehmenden Machtmissbrauch durch die Poltikaste, die sich in der Ochlokratie gebildet hat, und eine wachsende Unmündigkeit der Bürger. Der Wunsch nach Führung wächst, das logische Endresultat wäre nach einigen Jahrzehnten des Chaos eine Monarchie. Also genau wie im Verfassungskreislauf vorhergesehen.

  15. Liebe Frau Stephan, eine Sache haben Sie noch vergessen.
    In der ARD gab es gestern um 20.15 eine Zusammenfassung des Begräbnisses. Ich könnte mich nicht erinnern, dass in diesem ÖRR-Laden in so kurzer Zeit so oft die Worte „Jesus Christus“ und „Auferstehung“ gefallen wären, und wenn auch nur, weil man die Predigten und Gebeten übersetzen musste. (Ich habe natürlich vorher schon die gesamte Übertragung durch die BBC gesehen, von 11 bis 18 Uhr).
    Keine Monarchie ohne religiöse – christliche – Fundierung (ohne die Religion selbstverständlich zu missbrauchen).

  16. Gut, dass dieser Artikel heute erscheint. Natürlich bei TE.
    Am Montag haben 200 Staaten an den Trauerfeierlichkeiten in London teilgenommen. Kein Land der Erde würde es wagen, an diesem Tag so eine talk-Sendung, wie die ARD mit „Hart aber fair“, abzuliefern. Egal, wie man zur Monarchie steht, aber dieses Lästern und dümmliche Herablassen von Leuten mit Halbwissen und Irokesen-Schnitt, ist zum fremd-schämen. Unser Land ist gespaltener, denn je. Wir werden von Politikern regiert, denen Deutschland nichts bedeutet. Wir schänden mit unserem Gender-Blödsinn die 1200 Jahre alte deutsche Sprache, die von Goethe und Schiller für die Ewigkeit veredelt wurde. Die Briten würden solche Leute in den Tower sperren, die sich an der Sprache Shakespeares vergreifen würden. Die Ideologen-Runde bei „Hart aber fair“ hat bei ihrem Monarchie-bashing nur eines vergessen, warum uns die Briten so wenig leiden können – wir haben sie mit zwei Weltkriegen versucht von der Landkarte auszulöschen. Das wurde gestern nicht einmal erwähnt. ARD eben.

  17. Sehr schöner Kommentar.
    Das Königshaus ist natürlich „nur“ ein Symbol hinter dem sich ein Volk zusammenfinden kann. Gerade in schweren Zeiten und dabei gibt es dann keine Unterschiede mehr. Der Premier Minister ist ebenso Untertan wie eine Showgröße, ein Journalist oder der Taxifahrer. Das ist die große Klammer der Monarchie, sie macht alle gleich.

  18. An Stelle eines FWS kann ich mir auch einen Hohenzollern vorstellen. Der würde wahrscheinlich nicht abtauchen und in der gegenwärtigen Krise die Politik zur Mäßigung auffordern.

    • Ich bin von Herzen Monarchist! Aber bloß keinen Hohenzollern!
      Wittelsbacher, Albertiner, Habsburger: ja. Hohenzollern: die sollen bleiben, wo der Pfeffer wächst.

    • Royals werden ja in ihre spätere Rolle hinein von Kind auf erzogen – und obwohl das auch da schief gehen kann, bringen sie eben doch andere Grundlagen mit als so ein FWS.
      Insbesondere hinsichtlich der NEUTRALITÄT. Die geht dem im Bellevue ja vollkommen ab.

  19. Für die Völker, die die konstitutionelle Monarchie haben wollen ist sie nicht anachronistisch. In Belgien, Niederlande und den skandinavischen Monarchien auch nicht. Auch nicht in Japan. Die Monarchie und damit die Familie sind, auch wenn es links und rechts menschelt, der Anker des Staatsmythos, der nationalen Identität. Solange sie distanziert sichtbar bleiben, und ein ausreichendes Maß an Würde erhalten können, bleiben sie auch relevant. Nur wenn katastrophale Ereignisse, wie bei uns der Erste Weltkrieg, fundamentale Brüche in der nationalen Identität zur Folge haben, für die der Monarch mindestens als mitschuldig angesehen wird, wendet sich das Volk von der Monarchie ab. Deshalb müssen wir uns eben mit der demokratischen Republik abplagen.

  20. Man kann einer Bevölkerung nicht ständig einreden, dass alles an ihr nur mies sei, ohne auch nur einen Punkt anzubieten, auf den man auch mal stolz sein kann. Wenn in England die Queen dieses Bedürfnis erfüllt hat – sie repräsentiert ja auch die große und ruhmreiche Geschichte des Königtums – dann hat sie damit ihrem Land über all die Jahre Rückgrat gegeben. In Deutschland war man, wenn schon nicht auf den letzten Kaiser, dann doch wenigstens auf hervorragende Technologie, eine funktionierende Verwaltung, ein gutesSchulsystem, hervorragend ausgebildete Ärzte und Handwerker und von mir aus auch auf schöne Landschaft, auf Dichter und Musiker stolz. Das alles darf es nicht mehr geben (Nazi), und was davon noch übrig ist, wird gerade gründlich geschreddert. Ein Land, das angeblich mies, ungerecht, faschistisch, rassistisch, Frauen- und Schwulenfeindlich ist, das selbst die eigenen Politiker zum Kotzen finden… ja du meine Güte, wer will da eigentlich noch etwas erwarten? Wo soll denn da noch irgendein Zusammenhalt herkommen? Ein Land, das sich selbst hasst und von seinen Politikern verlassen wird, ist wirklich arm dran.

  21. Monarchien sind keinesfalls ein Anachronismus. Neben der britischen sind alle nordischen Länder, mit Ausnahme Finnlands, Moarchien, die Niederlande und Belgien haben ihre Könige. Luxemburg immerhin einen Herzog , Lichtenstein ist ein Fürstentum und Spanien hat wiederum einen König. Außerhalb Europas ist wohl der japanische Tenno, also Kaiser, von wichtiger Bedeutung für die Identität dieses Landes, in Buthan, dem Land mit dem besten „Glücksindex“ dieses Planeten, ist der König hochbeliebt und respektiert. Insgesamt kann man sagen, dass in Monarchien Menschen besser leben als da, wo es nur Präsidenten als Staatsoberhäupter gibt, die zudem ausgewechselt werden, wie saisonale Moden.

    • Tatsächlich gehört die Monarchie zu den stabilsten und besten Regierungsformen, sofern der Adel es nicht übertreibt. Leider hat es unserer letzter Kaiser übertrieben und dieser Faden ist ab. Man kann ja von der Queen und der Krone halten was man mag, aber ich beneide die Briten für diese Instanz.

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