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Kaukasus-Konflikt

Aserbaidschan greift Armenien an – und die EU hat ihren Anteil daran

13.09.2022

| Lesedauer: 6 Minuten
Noch im Juli hatte von der Leyen den aserbaidschanischen Machthaber Ilham Alijew als „vertrauenswürdigen Energielieferanten“ bezeichnet. Wegen des Ukraine-Kriegs wechselte man den einen Autokraten gegen den anderen aus. Baku dürfte das als Ermunterung gesehen haben, um das christliche Armenien neuerlich anzugreifen.

Aserbaidschan attackiert Armenien – und die Welt schaut zu. Dabei sind die Konstellationen verblüffend. Der Angreifer hat nämlich erst vor kurzem seine Energiepartnerschaft mit der Europäischen Union und Italien gefestigt. Schon damals stand bei TE: „Dasselbe gilt für die Entscheidung Italiens, mehr Gas aus Aserbaidschan und Algerien zu importieren, obwohl beide Länder als mit Moskau verbündet und damit als unsichere Partner gelten; im Falle Aserbaidschans muss man sich zudem fragen, ob man damit nicht den nächsten Krieg gegen Armenien mitfinanziert.“

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Es war damit ein Angriffskrieg mit Ansage. Noch mehr als Italien war es die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die dem aserbaidschanischen Machthaber Ilham Alijew die Hand reichte. Um sich moralisch von Russland abzusetzen, das einen Angriffskrieg gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen hatte, legte sich die EU mit einem Autokraten ins Bett, der erst im Herbst 2020 einen Krieg geführt hatte.

Von der Leyen twitterte im Juli: „Die EU setzt auf vertrauenswürdige Energielieferanten. Aserbaidschan ist einer von ihnen. Mit der heutigen Einigung verpflichten wir uns, den südlichen Gaskorridor zu erweitern, um die Gaslieferungen aus Aserbaidschan in die EU zu verdoppeln. Das sind gute Nachrichten für unsere Gasversorgung in diesem Winter und darüber hinaus.“

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Die Kurzsichtigkeit dieser Entscheidung war von Anfang an klar. Die EU signalisierte Aserbaidschan damit, welche Prioritäten sie setzte. Mit der Gasabhängigkeit gab man Baku das geeignete Instrument in die Hand, den Kontinent unter Druck setzen zu können, wollte man die eigenen Machtinteressen im Kaukasus durchsetzen. Dabei lag dem Spiel von Anfang an eine zweifelhafte Doppelmoral zugrunde. Russisches Gas wollte man nicht, weil daran das Blut von Ukrainern klebte; das aserbaidschanische Gas, an dem armenisches Blut klebte, kommt dagegen von „vertrauenswürdigen Energielieferanten“.

Die EU finanziert den Krieg Alijews mit. Und das alles für einen „Green Deal“ bzw. eine Energiewende, die heimische Kohlekraftwerke durch Wind- und Solaranlagen ersetzen und Atomkraftwerke abschalten will – weil man in Ermangelung einer grundlastfähigen Energiequelle auf Gasimporte angewiesen ist. Die heimische Förderung oder ein Autarkieprogramm im Sinne der französischen Nuklearstrategie nach den Erfahrungen der Ölkrise ist ein Tabu. Irgendwann, so träumen Berliner wie Brüsseler Eliten, sollen Gaskraftwerke auf Wasserstoff umgerüstet werden. Doch für die Zwischenzeit gibt es keinen Plan – irgendwo müssen Strom und Wärme dann doch herkommen.

VON DER LEYENS DEAL MIT ASERBAIDSCHAN
Die EU und das Erdgas – von einer Abhängigkeit in die nächste
In einer naiven Verkennung geopolitischer Realitäten hat man im Falle Aserbaidschans erneut Energiepolitik und Außenpolitik der Klimapolitik untergeordnet. Statt sich die Hände mit CO2 oder „radioaktivem Abfall“ schmutzig zu machen, importiert man weiterhin Gas aus fragwürdiger Hand. Das ist im Übrigen keine moralische Frage. Kann Deutschland ein außenpolitisches Interesse an einer Instabilität der Kaukasus-Region und des Nahen Ostens haben – insbesondere angesichts der Erfahrungen aus dem syrischen Bürgerkrieg?

Der neu entfachte Kaukasus-Konflikt ist ein Vorgeschmack auf das außenpolitische Chaos, wenn das Gleichgewicht der Mächte kippt. Man muss kein Russlandfreund sein, um zu begreifen, dass ohne den russischen Einfluss im Kaukasus und Nahen Osten ein neuer Flächenbrand entfacht werden könnte; ähnlich, wie der Westen erst nach dem irakischen Zerfall begriff, was für ein Pulverfass Saddam Hussein zusammengehalten hatte. Dass Russland durch seine Intervention in Syrien auch das Leben zahlreicher christlicher Minderheiten rettete, die ansonsten den islamistischen Gotteskriegern ausgeliefert gewesen wären, ist ein in Deutschland totgeschwiegenes Thema.

Letzteres gilt mit Abstrichen auch für Armenien, dessen einzige Schutzmacht Russland ist. Das gilt allerdings mit Abstrichen auch für Aserbaidschan, mit dem Moskau eine wechselhafte Beziehung pflegt. Aus diesen Erwägungen heraus hat Aserbaidschan auch nicht die Sanktionen gegen Russland unterstützt. Andererseits ist Armenien anders als Aserbaidschan Teil der OVKS, dem russisch-dominierten Militärbündnis, dem auch Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan angehören.

Bisher konzentrierten sich die Auseinandersetzungen auf Bergkarabach, das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, de facto jedoch von einem armenischen Regime verwaltet und kontrolliert wird. Große Teile dieser „Republik Arzach“, die selbst von Armenien nicht offiziell anerkannt, wenn auch unterstützt wird, gingen bereits im Bergkarabach-Krieg im Herbst 2020 verloren. Für Armenien hat das Gebiet nicht nur aufgrund seiner ethnischen und kulturellen Zugehörigkeit eine große Bedeutung, sondern auch aufgrund seiner Gebirgspässe und als Vorposten gegen den feindlichen Nachbarstaat.

Wie wenig die Aserbaidschaner die Eigenheiten des nominell unter ihrer Herrschaft stehenden Bergkarabachs achten, haben sie in der Vergangenheit immer wieder gezeigt. So beschossen aserbaidschanische Truppen die damals noch armenisch kontrollierte Ghasantschezoz-Kathedrale – völlig unmotiviert. Nach der Eroberung der Kirche und ihres Umlandes „restaurierte“ Aserbaidschan das beschädigte Denkmal, um zu zeigen, dass sich das Land an internationale Standards hält. Doch stattdessen wurde das Dach der Kathedrale verkleinert – und das Kreuz entfernt. Im April 2022 raffte sich das EU-Parlament dazu auf, eine Resolution gegen die von Aserbaidschan betriebene „Auslöschung armenischer Geschichte“ zu verabschieden. Das Regime in Baku hat der UNESCO verboten, die beschädigten Kirchen, Klöster und historischen Gedenkstätten zu besuchen, um die Zerstörung zu dokumentieren.

Der Konflikt zwischen dem muslimischen Aserbaidschan und dem christlichen Armenien hat keine primär religiöse Komponente, doch die christliche Identität spielt für Armenien, das als ältester christlicher Staat der Geschichte gilt, eine dominante Rolle. Die Bekämpfung des Christentums ist damit ein Instrument zur Tilgung der armenischen Identität und damit des armenischen Selbstbewusstseins. Man kann die Aversion erahnen, nimmt man eine Äußerung des aserbaidschanischen Präsidenten aus dem Jahr 2015 als Beispiel: „Armenien ist nicht einmal eine Kolonie, es ist nicht einmal würdig, ein Diener zu sein.“

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In der letzten Nacht griffen aserbaidschanische Soldaten jedoch direkt armenisches Kerngebiet an. Fast 50 Soldaten starben bei den Gefechten. Das ist einer der Gründe, weshalb der neue Konflikt über das hinausgeht, was man von den bisherigen Grenzkonflikten kennt, wie sie zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten an der Tagesordnung sind. Armenien rief gar den Bündnisfall der OVKS aus. Prinzipiell hat das christliche Kaukasusland damit nicht Unrecht: In der Vergangenheit hatte sich die OVKS in ähnlichen Fällen aus der Affäre gewunden, weil Bergkarabach nicht Teil des Territoriums war.

Gleich, ob die heutigen Angriffe der Beginn einer Invasion oder bloße Machtdemonstration sind: Es sind Tests, um zu sehen, inwiefern die alte Ordnung besteht. Seit dem Ende des letzten Bergkarabach-Krieges hat Russland Friedenstruppen in der Region stationiert. Die Türkei hat Friedensinspekteure vor Ort. Der Status quo hängt daher direkt mit der Stabilität Russlands zusammen. Die ukrainischen Erfolge an der Ostfront könnten Baku den Anlass gegeben haben, auszutesten, wie stark Russland noch ist – und wie es reagiert.

Bisher beließ es Moskau beim Ruf nach einem Waffenstillstand. Sollte Aserbaidschan jedoch deutlicher gegen Stellungen in Armenien vorgehen, muss sich Wladimir Putin die Frage gefallen lassen, welche Rolle die OVKS noch spielt; Ähnliches gilt für die anderen Mitgliedsländer. An der Armenien-Frage hängt nichts weniger als der russische Einfluss im Kaukasus und im Nahen Osten. Sollte Putin schweigen, dürfte es nur eine Frage der Zeit bleiben, bis in Syrien neue Unruhen geschürt werden. Auch der Iran dürfte sich mit einer Zuschauerrolle nicht begnügen.

Sollten Russland und OVKS dagegen aktiv werden, würde Ankara sich einschalten. Die Türkei gilt als wichtigster Bündnispartner Aserbaidschans. Ankara erkennt den Völkermord an den Armeniern bis heute nicht an, nimmt den kleinen störenden Nachbarn mit Baku seit Jahrzehnten in die Mangel. Wie so oft treibt das Nato-Mitglied sein eigenes Spiel in der Region und hat bisher keine Möglichkeit ausgelassen, um Aserbaidschan zu stärken und Armenien zu schwächen. Von der EU und der Nato hört man zu solchen Vorgehen freilich wenig. Dass Erdogan wegen der nahenden Präsidentschaftswahl selbst unter Druck steht – die Umfragen sehen derzeit düster aus –, könnte ihn dazu motivieren, aus dem Konflikt außenpolitisches Kapital schlagen zu wollen.

Anders als das arme Armenien hat Aserbaidschan noch andere Optionen. Den Öl- und Gasreichtum des Landes hat Alijew über Jahre ausgenutzt, um über die „Kaviar-Connection“ Verbündete im Westen zu finden. Die CDU hat dabei eine unrühmliche Rolle gespielt. Bereits im letzten Krieg zeigte es sich materiell und technologisch überlegen. Baku strebt offenbar eine Rolle als kaukasische Mittelmacht zwischen der Türkei, Russland und dem Iran an. Neben Bergkarabach hadert das Land mit der Exklave Nachitschewan: Zwischen dem aserbaidschanischen Territorium und dem Mutterland liegt der armenische Staat. Eine aufstrebende Macht darf eine solche Situation eigentlich nicht dulden.

Zudem hat sich Alijew abgesichert. „Das Gesamtvolumen der Lieferungen nach Europa im Jahr 2022 wird zwölf Milliarden Kubikmeter betragen“, erklärte der aserbaidschanische Energieminister Parwis Schabasow auf Twitter. Bis August sei auch die Produktion in diesem Jahr um fast zehn Prozent auf 30,6 Milliarden Kubikmeter gesteigert worden. Das war einen Tag vor dem Angriff. Der Protest aus Brüssel, Berlin oder Rom dürfte daher verhalten bleiben. Einzig Paris, das einen guten Draht nach Eriwan besitzt, schaltet sich zumindest diplomatisch ein. Aber Frankreich kann sich auch aufgrund seiner Energiepolitik einen solchen Luxus erlauben.

In Deutschland hingegen dominiert eine Berichterstattung, die von Gefechten „zwischen Armenien und Aserbaidschan“ sprechen, in der bekannten Art und Weise, die nicht Täter und Opfer benennen will. Die aktive Rolle Aserbaidschans wird so heruntergespielt, am Konflikt sind eben irgendwie beide schuld, obwohl die ethnischen Säuberungen in Bergkarabach keine zwei Jahre her sind. Es geht nämlich nicht um „Grenzkonflikte“ in Bergkarabach, sondern die Nichtanerkennung Armeniens durch die beiden großen Nachbarländer. John Eibner, der Chef der christlichen Hilfsorganisation CSI, hat dies bereits beim letzten Krieg in einem lesenswerten Interview prägnant auf den Punkt gebracht:

„Das Muster einer ethnisch-religiösen ‚Säuberung‘ der Armenier in ihrem anatolischen und transkaukasischen Heimatland ist klar. […] Sollte Russland – aus welchen Gründen auch immer – seine Rolle als Beschützer der Armenier aufgeben, dann ist ein sofortiger Ausbruch der anti-armenischen Gewalt anzunehmen.“

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28 Kommentare

  1. Aljiew hat doch schon beim von Russland erzwungenen Waffenstillstand angekündigt, dass das erst der Anfang war. Und er hat auch klar gemacht, dass es ihm eben nicht nur um Karabach geht, sondern auch um das armenische Kernland, um eine durchgehende Landverbindung nach Nachitschewan und zum großen Bruder Türkei zu bekommen. D.h. mind. die armenischen Südprovinzen um Sangesur stehen auf seiner Wunschliste, aber realistisch betrachtet wird er wohl ganz Armenien erobern wollen, inklusive kompletter ethn. Säuberung aller Armenier. Es war immer klar, dass sobald Russland schwächelt, Armenien aufs Schafott kommt – und jetzt schwächeln sie, was ja allenthalben, auch bei TE, bejubelt wird. Was sind da schon ein paar Millionen Armenier? Auch der Westen hat sich bei all seiner Parteinahme für Aserbaidschan immer stillschweigend auf Russland verlassen, damit dieses die groß angekündigten Vernichtungspläne von Aljiew (und Erdogan als heimlichem Partner im Bunde) verhindert. Selber ist man dazu genausowenig wie 1915 in der Lage. Ganz schlimm auch die Georgier die als einziges weiteres christliches Volk der Region, sich von Türken und Aseris für ein paar Silberlinge kaufen lassen, und die Armenier wegen ein paar Grenzstreitigkeiten und aus kurzsichtigem Russlandhass über die Klinge springen lassen, obwohl sie wissen müssten, dass sie die Nächsten sein werden und das armenische Brudervolk eigentlich ihr einziger natürlicher Verbündeter in dieser schwierigen Region ist.

  2. Herr Gallina, ihre Artikel werden immer besser! Vielen Dank für diesen neutralen und alle Seiten beleuchtenden Artikel genau so geht sehr guter Journalismus! Bitte weiter so!

  3. Das ist doch ganz einfach oder haben die Medien kein Memo aus Washington bekommen? Die Aserbaidschaner sind gut weil State Dep. sie unterstützt.
    Aber keine Sorge – so lange es Demokratie nicht installiert wird, werden keine große Massaker zu sehen. Kleine, wie anscheinend in der Großoffensive in Ukraine jetzt, ist normal und akzeptable. Nicht wahr?
    Es ist schon interessant wie das alles gedreht wird.

  4. Interessant zudem: wiki bietet zwar Informationen zum Autokennzeichen, zur Telefonvorwahl und Ähnlichem, aber nicht zur Religion. Weder bei der Ukraine, Armenien noch bei Aserbaidschan.

  5. Wie immer!
    Unsere Wortgirlanden zu Werten und Co sind nicht das Papier wert, auf das sie gedruckt werden. Es ist PR-Ramsch!
    Aserbaidschan besitzt reichlich Öl und Gas, das fest in Hand sehr weniger verwaltet und wirtschaftlich ausgebeutet wird. Statt klassischer Oligarchen gibt’s eher Clans oder Sippen, das übliche tribalistische Muster muslimisch geprägter Staaten. Unseren „Werten“ ist Aserbaidschan ähnlich nahe wie eine Mischung aus Iran und Venezuela.
    Aber wie heißt das Sprichwort so schön: in der Not frisst auch der Teufel Fliegen – unsere EnergiewenderInnen brauchen Gas, sonst fliegen ihnen tausend erneuerbare Träume um die Ohren. Und überall lauert toxische Männlichkeit und jede Menge Patriarchat, egal, FrauInnen frieren nicht gerne, insbesondere jene nicht, die gerne Chefin spielen.
    Putin lacht sich vermutlich seit Wochen krank und scheckig, über unsere Alphafrauen, in Berlin und Brüssel…

  6. In nahezu jedem der weltweiten Kriege und/oder „Konflikten“ spielt die Religion eine sehr große Rolle, ob Asien oder Afrika. Und bei fast allen steht auf der einen Seite ein Land, in dem der Islam vorherrscht. Und wir holen uns seit 2015 massenhaft (aber auch schon in den Jahren zuvor viel zu viele) Menschen mit diesem Glaubenspotential ins Land. So etwas kann nicht gut enden. Und die schlechteste Bundeskanzlerin aller Zeiten wird dafür noch mit 122000,00 € belohnt. Unfassbar!

  7. Der völkerrechtsidriger Angriffskrieg von Aserbaidschan gegen Armenien wird jetzt sicherlich von der westlichen Wertegemeinschaft strengstens verurteilt und umfangreiche Sanktionen gegen den brutalen Aggressor Aserbaidschan verhängt. Die feministische deutsche Außenpolitik verlangt, dass wir auf Energielieferungen aus Aserbaidschan verzichten. Unabhängig von aserbaidschanischem Gas, lautet die Devise. Jetzt ist frieren für Armenien angesagt. Wir sind schließlich moralisch überlegen.
    Aber halt, wir sind ja mit dem Aggressor verbandelt, dann überlegen wir uns das nochmal.

    Übrigens soll laut russischem Außenministerium ein Waffenstillstand verhandelt worden sein. Moskau ruft beide Parteien zur Mäßigung auf. Man wird jetzt bald sehen, ob der russische Einfluß in Aserbaidschan noch zählt.

  8. Wir sehen einen Konflikt zweier verschiedener multinationaler Interessenlager.
    Auf der einen Seite geht es um Energie, auf der anderen Seite um Kultur.
    Dummerweise sind diese Lager nicht deckungsgleich. Wir finden also im Lager „Energie“, wie auch im Lager „Kultur“ jeweils sich gegenüberliegende Interessen des einen Lagers vereint im jeweils anderen Lager.
    Das wird unweigerlich schief gehen, es sei denn, beide Lager werden deckungsgleich neu geordnet.
    Die EU sollte sich genau überlegen, ob es zum Zwecke der Energieversorgung sinnvoll ist, das aserbaidschanische Lager zu unterstützen, dass kulturell und von den Gebietsansprüchen andere Interessen vertritt als wir. Aserbaidschans Nähe zur Türkei ist für uns überaus problematisch, denn die Türkei ist für uns ein massives Problem, was hier keinerlei weiterer Erklärung mehr bedürfen sollte. Die Russen sind mit den Armenieren hingegen in ihrem eigenen christlichen Interessenlager vertreten, haben aber den Iran mit an Bord, der zwar Feind des (Wunsch-)Feindes USA ist, aber ebenso eine religiös-kulturelle Interessenlage vertritt, die mit der christlich-orthodoxen Vorreiterrolle Russlands massiv kollidiert.
    Man möge sich nun gut überlegen, was letztlich wichtiger ist:
    Eine kulturelle Nähe, die langfristig eine friedliche und machtvolle Allianz garantiert, oder kurzfristiges Gewinnstreben und vernagelte Ideologie, die bestimmte Energieträger aus Prinzip ablehnt.
    Wir haben eigentlich keinen Ost-West Konflikt im alten Sinne mehr. Dessen Wiederaufflammen dient einzig der inneren Stabilisierung der USA.
    Wir haben eher einen Nord-Süd Konflikt, der sich an religiöser Deutungshoheit festmacht und nicht so sehr an vergangenen Konfliktlagern.
    Während das eine Interessenlager sich in der Vergangenheit festgefressen hat und die Situation danach beurteilt, setzt das andere Lager seit Jahren neue Fakten.
    Der Westen hat das Problem weitgehend noch nicht verstanden.
    Der Osten ist da gedanklich schon weiter.

  9. Hier flammt auch der Konflikt der Türkei und der Völkermord an den Armeniern auf. Die Türkei steht an der Seite von Aserbaidchan. Es ist unfassbar, dass das christliche Armenien immer wieder bekriegt wird. Von Deutschland und dem Rest der EU hat Armenien nichts zu erwarten. Als damals der Völkermord an den Armeniern durchgeführt wurde, hat Deutschland genauso weggeschaut, weil es andere Interessen mit der Türkei verfolgt hat (Bagdadbahn). Jetzt geht es um Rohstoffe aus Aserbaidchan und wieder schauen alle weg. Meine Gedanken sind bei den armen Armeniern, die in ihrer Region in Frieden leben wollen und es leider nicht können.

  10. Die Vorlage hatten wir schon für diesen Konflikt . Damals gings um Erdölfunde im Zweistromland , heute um Gas. Der erste Weltkrieg begann und wurde von den Türken, auf Seiten der Deutschen unterstützt. Opfer diese Krieges wurden die Armenier….mehr zu diesem Thema auch im Buch die 40 Tage des Musa Dag . War vor über 100 Jahren der Bau der Bagdad Bahn ein Konfliktpunkt , so ist es heute wohl die neue Seidenstraße. Die EU verhält sich wie der Wolf im Schafspelz auf Kosten der christlichen Kultur Armeniens .

    • Das Meisterwerk von Franz Werfel „Die vierzig Tage des Musa Dag“ , wo ein heldenhafter Abwehrkampf einer Gruppe von Armeniern beschrieben wird, die sich auf eine Berg, Musa Dag, verschanzt hatten, um dem türkischen Genozid etwas entgegen zu setzen, und schließlich vor der Übermacht scheiterten, habe ich vor vielen Jahren einmal gelesen. Hoch beeindruckend. Die Lektüre kann man gerade heute wieder empfehlen.

  11. Sie wollen jetzt nicht im Ernst behaupten, daß uns ein Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien irgendetwas anginge, oder?
    Wenn Deutschland eine Verpflichtung den Christen gegenüber hätte, müßten wir uns dann nicht erst einmal die muslimischen Einwandererscharen vom Hals halten, die darauf aus sind, Deutschland zu islamisieren?

    • Wie im Artikel beschrieben – wollen Sie das mit vertriebenen christlichen Einwadererscharen aufwiegen, weil unsere Regierung nicht fähig ist, die eigene Energieversorgung aufrechtzuerhalten?

      • Es gibt da nichts aufzuwiegen.
        Interessen führen zu Handlungen und diese haben Konsequenzen. Unsere linksliberale Tradition hat das Thema Handlungen und Konsequenzen weitgehend verdrängt, ewiges Palaver wurde und wird mit Handeln verwechselt. Das scheint eine Folge antiautoritärer Pädagogik zu sein, die man privat evtl befürworten kann, aber Inder Politik wenig Sinn macht. Andere Staaten sind keine kleinen Kinder, die man sich irgendwie zurechterziehen kann, egal wie unterschiedlich das wirtschaftliche oder militärische Potenzial sein mag.
        Allerdings behandelt unsere linke Tradition insb arme Länder gerne als Kinder, denen man helfen können und müsse, eine „korrekte“ Variante von Kolonialdenke. Dabei wird chronisch übersehen, dass an moralische Bedingungen geknüpfte Hilfen regelmäßig nur Verlogenheit fördert. Erst bei den Armen, die natürlich jede Hilfe brauchen und nehmen, und dann bei den Gebern, die zum Wegschauen verdammt sind, wenn hinterher alle moralischen Zusagen zerbröseln. Dieses Spielchen geht schon seit Jahrzehnten so, Scheitern von Wertepolitik ist die Regel, nicht die Ausnahme.
        Und kann man auf die politischen Partner nicht hinabschauen, wird der Eiertanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit grenzenlos. Bezüglich Russland führte das zur Kernschmelze im Westen, China könnte folgen und viele kleinere Mittelmächte führen unsere Wertepolitik regelmäßig vor.
        Dies gilt insbesondere für jene Mittelmächte, von denen wir was wollen, die nicht von unseren Glasperlen und Almosen abhängig sind.
        Von Iran über Türkei bis Saudi Arabien geben viele Länder einen feuchten Dreck auf unsere „Werte“, wenn damit so etwas wie Wohlfahrtsstaat, linksliberale, antiautoritäre Pädagogik, Gendergaga, Identitätsstuss, Feminismus 4. oder 5. Welle etc gemeint sein könnte.
        Toxische Maskulinität und Patriarchate sind nirgends so lebendig, wie bei unseren „Werte-Partnern“ im mittleren Osten – die dummerweise auf sagenhaften Öl-Reichtum sitzen.
        Faktisch Bedeutungslose Bio-Gärtner wie in Sri Lanka können von uns erfolgreich in den Werte-Ruin beraten werden – wo es aber um echtes Geld geht, schauen dessen Besitzer schon etwas genauer hin, wer ihnen die Welt erklären will.
        Und Prüselisen wie zb UvdL oder Baerbock sind Garantinnen dafür, international keine Sekunde ernst genommen zu werden, wo toxische Maskulinität auf Ölquellen sitzt.

    • Deutschland und die EU haben sich in eine Situation manövriert, die keine Handlungsoptionen erlauben. Wir haben zu viele Moslems bei uns, die Probleme machen könnten, ja eigentlich schon machen. Wir sind energiepolitisch von autokratischen Regimen, weil wir unbedingt eine „Energiewende“ durchziehen mussten. Man kann nicht als Ordnungsmacht auftreten, wenn man die Karren derartig an die Wand fährt. Die Situation wäre wesentlich besser, hätten wir die Kernkraftquote wie Frankreich und dann könnten wir – richtigerweise – Armenien zur Seite springen. Nicht militärisch, aber schon mit guter Waffentechnik. Woher das Geld kommen soll? Wir hätten ja mehr Geld, weil wir von Energieimporten unabhängig wären. Außerdem könnte man die Zahlungen an die „Palästinenser“ komplett streichen. Wie viel sind das? 400 Millionen? Wenn das die Terroristen weniger und dafür die Armenier ein paar Drohnen und Raketen mehr hätten, dann wäre die Welt ein Stück besser und gerechter.

  12. „Der Konflikt zwischen dem muslimischen Aserbaidschan und dem christlichen Armenien hat keine primär religiöse Komponente, doch die christliche Identität spielt für Armenien, das als ältester christlicher Staat der Geschichte gilt, eine dominante Rolle. Die Bekämpfung des Christentums ist damit ein Instrument zur Tilgung der armenischen Identität…“ Sie bringen es auf den Punkt, verehrter Herr Gallina. Aber: Kümmert es denn den sogenannten Westen oder Europa überhaupt, wenn – wie derzeit – Exponenten des „Wahren Glaubens“ Christenblut vergießen? Ganz anders sieht es im umgekehrten Fall aus, wenn es etwa den armen Rohingya oder den bedauernswerten Uiguren zu Leibe geht (u.a. tagesschau, 24.05.22 oder arte tv, 01.09.22): Da ist das Wehgeschrei unserer Politikdarsteller und ihrer mainstream-medialen Resonanzverstärker tränenreich und unüberhörbar! Ich will mit Blick auf Myanmar und den Westen Chinas nichts beschönigen oder relativieren – aber das Messen mit zweierlei Maß springt schon ins Auge, ist aber auch angesichts dessen, was sich in Europa in Riesenschritten vollzieht, nicht verwunderlich…

    • Die einzige Religion, die vom Westen geschützt werden muss, ist der Islam. So er denn eine Religion ist? Christen sind selbst von Mitgliedern des Deutschen Bundestages unbeliebt. Die wollen in freier Gemeinschaft leben, arbeiten und ihre Familie ernähren. Das passt in sozialistische Gehirne gar nicht rein.

  13. Das sieht alles nicht so richtig gut aus. Eine EU – vorneweg natürlich Deutschland – die sich im Klimawahn selbst geschwächt hat. Und ein Personal, das genau dazu passt wird noch so manchen Machthaber veranlassen, sein Mütchen zu kühlen.

    • Im Moment sind alle Türen und Tore offen für jegliche Art von kriegerischen Auseinandersetzungen. Und die Waffenindustrie in USA, Deutschland und Frankreich reiben sich die Hände.
      Merkel hat’s möglich gemacht!

  14. „Irgendwann, so träumen Berliner wie Brüsseler Eliten, sollen Gaskraftwerke auf Wasserstoff umgerüstet werden. Doch für die Zwischenzeit gibt es keinen Plan – irgendwo müssen Strom und Wärme dann doch herkommen.“

    Dieses irgendwann wird ebenso wenig passieren wie die Energiewende. Hat man diesen Pappnasen nicht erzählt, dass weder das Gasnetz noch die Gaskraftwerke dafür ausgelegt sind reinen Wasserstoff zu transportieren und zu verbrennen? Doch klar hat man dass, man müsste einfach die diesbezügliche Arbeit des eigenen Wissenschaftlichen Dienstes betreffend „Grenzwerte für Wasserstoff (H2) in der Erdgasinfrastruktur“ von 2019 zur Hand nehmen. Da steht auf Seite 4 bei der Einleitung:
    „Wasserstoff, der durch Wasserelektrolyse erzeugt worden ist, und synthetisch erzeugtes Methan1 können ins Erdgasnetz eingespeist werden, Methan in unbegrenzter Menge. Bei Wasserstoff, der mittels Elektrolyse erzeugt wurde, liegen die Grenzen derzeit bei 1-10 Volumenprozent.“

    Des Weiteren steht da auf Seite 5 unter Kapazitäten:
    „Da Gasturbinen mit schadstoffarmen Vormischbrennern „empfindlich“ auf Wasserstoff reagieren können, setzen Gasturbinenhersteller die Grenze bei 5 bzw. auch 1 Vol.-%.“

    Alles klar soweit?
    Sonst noch mal zum Mitschreiben für alle Politiker und übrigen grünen Schwachmaten:
    Mehr als 10% Wasserstoff im Gasnetz: Scheisse, funktioniert nicht
    Mehr als 5% Wasserstoff im Gaskraftwerk: Scheisse, funktioniert nicht

    Aber scheinbar ist das zu Kompliziert, oder sie haben es eh nicht gelesen und auch sonst keinen Plan.

  15. Die Azeris beschießen mittlerweile auch das armenische Staatsgebiet. Armenien ist in einer ziemlich aussichtslosen Lage, um mal realistisch daran zu gehen. In einem einfachen 1 gegen 1 haben die Azeris mittlerweile alle Trümpfe in der Hand, sowohl was Manpower (Geburtenraten), als auch Ressourcen angeht. Dazu kommt die Türkei im Westen. Die russische Schutzmacht ist nun sowohl entzaubert, als auch real überdehnt. Der Iran ist zu schwach und hat wahrscheinlich auch kein existenzielles Interesse an der armenischen Sache. Sonst hat Armenien keine Verbündeten.

  16. Außenpolitik und deutsche Politikerinnen sind Gegensätze biblischer Dimension.
    Aber vielleicht gibts mal eine Zeit, in der ehrlich aufgearbeitet wird, welchen Anteil unsere auf Krawall gebürstete Außenministerin und der Shooting Star unter den Influencern Selesnkyi, daran haben, dass Putin just kurz nach Annalena Besuch bei ihm zum Angriff auf die Ukraine geblasen hatte. Welche Flüstertöne Ursula von der Leyen in Annalenas Öhrchen pfiff, vorgeträllert von US Präsident Biden.
    Ich mochte Merkel nie und ich war immer gegen ihre Politik. Aber ich bin überzeugt, mit ihr als Kanzlerin wäre der Krieg in der Ukraine schon vorbei, wenn er denn überhaupt angefangen hätte. Der Preis, den wir jetzt bezahlen und den die Kriegsopfer, ukrainisch, russische, jetzt aserbaidschanische und armenische, bezahlen, ist möglicherweise höher, als das Geld, das Merkel verschenkt hätte.

  17. Die Merkel Vergötterin hat bisher nur Schaden angerichtet, zuerst als Familienministerin , dann hat sie die Bundeswehr zum größten Kindergarten Europas gemacht und jetzt macht sie gleich ganz Europa platt. Und das als Nichtgewählte, von Macron und Merkel im Alleingang installierte Führerin Europas . Warum machen des alle anderen Europäischen Länderchefs mit ? Ich verstehe das jedenfalls nicht .

  18. Offensichtlich muß man sich ernsthafte Sorgen machen um die mentale Verfasstheit der Brüsseler Bürokratie, die nicht in der Lage ist, hochkomplexe Beziehungs- Rivalitäts- und Interessengemengelagen verschiedener Akteure in dieser Region über den Kaukasus hinaus bis nach Kurdistan und Syrien einerseits mit Einschluss der Türkei, so zu analysieren, um andererseits entsprechende Schlüsse zu ziehen, die europäischen Interessen angemessen ist.
    Schaun wir mal,was jetzt passiert. Russland ist traditionell der Protektor von Armenien. Wenn Armenien angegriffen wird und Russland schaut nur zu, ist dessen Glaubwürdigkeit als handlungsfähiger Akteur mehr als angezählt. Dass Aserbaidschan gerade jetzt angreift, wo Russland seine Wunden leckt bezüglich der millitärischen Erfolge der Ukraine ist kein Zufall, genau so wenig wie die neuerlichen massiven Drohgebärden der Türkei bezüglich Griechenlands.
    Die Hemmschwelle für Millitäraktionen ist abermals herabgesetzt durch die Gesamtlage hinsichtlich des millitärisch ausgetragenen Konfliks Russland /Ukraine, den als „Sonderaktion“ zu bezeichnen wirklich „besonders“ ist, nämlich besonders unglaubbwürdig. Hier ist Krieg und diese kriegerischen Aktivitäten haben das Potential sich vom jetzigen Schauplatz noch einmal massiv auszudehnen.

  19. Herzlichen Glückwunsch, Herr Gallina zu diesem aktuellen Beitrag. Es offenbart sich dagegen klassisch die mediale Gesinnung in unserem Land, alles Christliche zu demontieren. Bei Konflikten wird passend gemacht, was passen muß. Außer TE ist die BerichtBESTATTUNG Normalität geworden.

  20. Sollte es nicht heißen: Der völkerrechtswidrige brutale Angriffskrieg Aserbaidschan gegen Armenien? In der ganzen Region brodelt es gewaltig, Bosnien und Kosovo händeln auch miteinander. Wird Russland sich aktiv einmischen? Ich denke nicht, die Russen haben gerade ganz andere Probleme.

  21. Tja, die EU setzt eben ein weiteres Mal auf die unverhandelbaren Werte, die in der Brüsseler Clique hochgehalten werden.

  22. Türken und Aserbaidschaner nennen sich gegenseitig „Brüder“…die EU hat beim letzten Gemetzel weg gesehen,trotz aller „theaterreifen Verurteilung“ des Genozids an den Armeniern durch die Türken ab 1915…
    WENN die Russen intervenieren,würde mich interessieren,wer die Aserbis aufgestachelt hat. Die Türken im Auftrag der USA? eine zweite Front aufzumachen,um die Russen zu schwächen?
    Wundern würde es mich bei der „moralischen Supermacht“ hinter dem Atlantik kein Bisschen

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