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Neun-Euro-Ticket

Wie teuer soll das Fahren in Bus und Bahn künftig sein?

09.08.2022

| Lesedauer: 4 Minuten
Die Zahlen für den Juli stehen immer noch aus. Trotzdem überschlagen sich die Befürworter des Neun-Euro-Tickets mit Vorschlägen für dessen Zukunft – doch die Realität ist komplexer als eine PR-Kampagne.

Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket sind zeitgleich an den Start gegangen. Doch während die Steuererleichterung auf Benzin schnell als Flop geframt wurde, galt die Subventionierung von Bus- und Bahnfahrten als Erfolg. Die Befürworter in ARD, ZDF und politisch befreundeten Medien hatten den hohen Bekanntheitsgrad und die guten Verkaufszahlen genutzt, um die Sympathie fürs Neun-Euro-Ticket zu festigen. Der Tankrabatt wirkte sich zäher und weniger sichtbar aus. Als es soweit war, war die öffentliche Meinung schon rechtlich.

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Eine große Bewährungsprobe für das Neun-Euro-Ticket steht aber dieser Tage an: Wie viele Dauerkarten wurden im Juli verkauft? Der Juni-Wert von 21 Millionen Tickets lief hoch und runter in den Medien. Wegen des Juli-Wertes fragte TE Anfang vergangener Woche beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) nach: „Die Zahlen für Juli stehen in der Tat noch nicht fest, da wir dafür auf die Zulieferung der Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde angewiesen sind. Und da auch dort Urlaubszeit herrscht, werden wir die Julizahlen wohl frühestens Ende dieser Woche, eventuell aber auch erst Anfang kommender Woche kommunizieren können“, lautete die Antwort des VDV. Das wäre dann an diesem Dienstag oder am Mittwoch.

Die PR fürs Neun-Euro-Ticket war im Mai wolkenkratzerhoch. Entsprechend ließ sich die Nachfrage im Juni erklären. Nun melden Wissenschaftler und Bahn-Gewerkschafter gleichlautend, dass es nur selten Pendler waren, die vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen sind. Meist seien mit dem Neun-Euro-Ticket Menschen unterwegs gewesen, die das Schnäppchen aus Neugier nutzten, oder um mal günstig durch die Republik zu kommen. Auch ausländische Touristenbüros warben für das Ticket. Allerdings führte die zusätzliche Nachfrage zu überfüllten Zügen und damit zu Abwicklungsproblemen und einem Anstieg der Verspätungen – aber auch dazu, dass Fahrgäste aus allzu vollen Zügen buchstäblich herausgeschmissen wurden. Es bleibt abzuwarten, ob das im Juli die gleiche Reiselust geweckt hat.

Und selbst wenn nochmal 21 Millionen Tickets verkauft worden sind – oder sogar mehr. Dann ist immer noch nicht klar, wie es mit dem Angebot weitergehen soll. Vorschläge gibt es reichlich: 365-Euro-Ticket. 69-Euro-Ticket, 29-Euro-Ticket – wer bietet weniger? Doch Finanzminister Christian Lindner (FDP) winkt ab. Das sei nicht zu bezahlen. Außerdem sei er gegen „Gratismentalität“.

Der Begriff ist höchst unglücklich. Derzeit stehen zahllose Haushalte vor Existenzkrisen, weil die Ernährer nicht wissen, wie sie die explodierenden Gaspreise bezahlen sollen – ebenso wenig wie die stetig steigenden Preise für Strom und Lebensmittel. Gleichzeitig nimmt der Staat in dieser Krise der Privathaushalte so viel Steuergeld wie noch nie ein. Da erinnert Lindners „Gratismentalität“ stark an die „spätrömische Dekadenz“ des einstigen FDP-Chefs Guido Westerwelle.

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Doch in der Sache liegt Lindner gar nicht mal so verkehrt: Schon jetzt wird der öffentliche Nahverkehr staatlich subventioniert. Es gibt kaum städtische Verkehrsbetriebe, die schwarze Zahlen einfahren – vom Land gar nicht zu sprechen. Ein Neun-Euro-Ticket würde immer zusätzliche Kosten bedeuten. Und das bei einem Staat, dem trotz Rekordeinnahmen das Geld bei weitem nicht ausreicht. Eine dankbare Ausgabe ist diese Subventionierung zudem nicht für die Verantwortlichen. In der DDR hielt der sozialistische Staat die Preise für Bus und Bahn künstlich niedrig. Doch da sich die Menschen bald an die kleinen Preise gewöhnt hatten, nahmen sie die als selbstverständlich – und nicht als Bonus des Staates. Wenn DDR-Bürger Bus und Bahn nutzten, lag das weniger an den niedrigen Preisen für den öffentlichen Nahverkehr, sondern daran, dass Autokäufer ohne SED-Parteibuch zehn oder 15 Jahre auf ihren Trabi warten mussten.

Jetzt stellt sogar der Spiegel in einem Beitrag den oft beschworenen Nutzen des Neun-Euro-Tickets für den Klimaschutz in Frage: Es führe „zu zweifelhaften Effekten“. Erste wissenschaftliche Auswertungen ergäben, dass der Autoverkehr nur um wenige Prozent zurückgegangen sei. Getestet wurde das zudem nur in Städten, mit einem dichten Netz an Bus und Bahnen – sowie mit attraktiven Angeboten. Etwa München mit seiner U-Bahn. Ob auf dem Land wirklich ein Pendler morgens das Auto wegen des Neun-Euro-Tickets stehengelassen hat – dafür gibt es keine Belege.

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Es kommt noch dazu, dass Vorschläge wie ein 29-Euro-Ticket aus einer Politikszene stammen, in der mathematische oder betriebswirtschaftliche Studienerfahrungen nicht gerade weit verbreitet sind. Wer für das 29-Euro-Ticket oder Ähnliches ist, rechnet meist den zusätzlichen Preis mal 21 Millionen Tickets und denkt, diese Summe stünde dem System öffentlicher Nahverkehr dann jeden Monat zusätzlich bereit. Doch so einfach ist das nicht. Der Erfolg des Neun-Euro-Tickets beruht zum einen auf der unglaublichen Gratis-PR, die dem Angebot vor dem 1. Juni zuteil wurde. Zum anderen darauf, dass der Preis unter einer wichtigen Schwelle liegt. Schon eine Erhöhung um einen Euro würde die Verkaufssituation psychologisch ändern.

20 Euro Differenz mögen in der Berliner Politblase zudem nicht viel sein. Er entspricht vielleicht einem Nachmittag in einem Szenecafé. Doch für Familien, die unter hohen Preise für Strom und Lebensmittel leiden – von Gas gar nicht zu sprechen – könnte das den Unterschied ausmachen zwischen: Ticket kaufen und sich ein paar Freizeittouren gönnen oder das Geld in Essen, Kleidung oder Energie stecken.

Müsste der Staat das 29-Euro-Ticket oder Ähnliches finanzieren, würde das Geld binden. Derselbe Staat müsste dann zusätzliches Geld für die Infrastruktur aufbringen. Für mehr Personen- und Güterverkehr auf der Schiene ist das Netz zu klein. Zudem ist es marode, was zu Baustellen führt, die wiederum Kosten verursachen und Zugausfälle. Außerdem ist das Personal mit dem zusätzlichen Verkehrsaufkommen überlastet, wie die Bahngewerkschaften mitgeteilt haben. Also müsste auch das Personal aufgestockt werden, was wiederum weitere Kosten bedeutet – und in Zeiten des Arbeitskräftemangels auch kein einfaches Unterfangen ist.

Der politische Unterbietungswettbewerb dürfte weitergehen: Das 69-Euro-Ticket zu fordern, klingt gut – und provoziert die Konkurrenz, es mit dem 29-Euro-Ticket toppen zu wollen. Dagegen hat sich mit dem FDP-Chef und den Gewerkschaften eine bemerkenswerte Koalition gebildet. Auf ihrer Seite haben sie die Realität und die Mathematik.

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27 Kommentare

  1. das teuerste Verkehrsmittel ist das, in welches noch investiert wird, obwohl klar ist, dass es keine Zukunft hat.
    gehen wir davon aus, dass das selbstfahrende Fahrzeug Realität wird.
    Wenn sie mit Ihrem Smartphone das Fahrzeug rufen können, um von dem Ort an welchem Sie gerade sind, direkt an Ihr Ziel zu fahren, welchen Sinn macht dann noch der Bus oder die S-Bahn oder U-Bahn mit dem Zwang zum Umsteigen?
    Schienen werden für langfristig nötige Zwecke gebraucht und sind nicht schnell mal hingelegt.
    Was gehört auf die Schiene? Der Gütertransport. Die schweren LKW gehören weg von der Straße.
    Wenn jetzt noch in S-Bahn und U-Bahn investiert wird, Personal eingestellt wird, und eine Nahverkehrsabgabe von allen Bürgern verlangt wird, entsteht eine zweite Rundfunkgebühr. Ein riesiges Loch, in welchem das Geld verschwindet, obwohl die privaten Anbieter längst näher am Bedarf sind.

    • Sie haben recht, die Infrastruktur dafür ist noch nicht da. Es geht um die Richtung, in die es in Zukunft gehen soll. Das selbstfahrende Auto ist ja auch noch nicht praxisnah anwendbar.
      Sie haben mit unseren Nachbarn in Europa auch recht. Es handelt sich also um ein Problem, welches in Europa gelöst werden muss.
      Das selbstfahrende Auto wird nicht nur Deutschland erobern, sodern nach und nach alle Straßen.
      Es ist so ähnlich wie die Kasse im Fast-Food-Laden. Die Person hinter den Kasse muss auch nicht mehr Kopfrechnen, um Barzahlern das Rückgeld rauszugeben.
      Moderne Autos bieten eine Rundumsicht beim Einparken, ohne das können viele nicht mehr einparken.
      Man könnte viele Beispiele bringen.
      Mit dem selbstfahrenden Auto spart man sich den Führerschein. Das hilft denen, die sowieso durchgefallen wären und auch denen die bequem sind.
      Diese die Welt vereinfachenden Dinge werden sich durchsetzen.
      Es ist wichtig, das Geld der Allgemeinheit nicht für tote Pferde auszugeben. Der öffentliche Nahverkehr ist tot, wenn das selbstfahrende Auto kommt.

  2. ich wohne aufm land…und müsste auf die wenigen Busse zurückgreifen um in die stadt zu kommen….und dann steige ich an ner haltestelle aus, wo der nächste supermarkt noch nen kilometer zu laufen wäre…daher ist und bleibt das auto hier auf dem land DAS Verkehrsmittel…auch bei den jungen leuten!!! schau ich in meinen bekanntenkreis und auch bei meinem geschäftspartnern warum diese das 9Euro ticket nutzen: der großteil nur zu freizeit-reisen, welche sie ohne dieses Ticket NICHT gemacht hätten…soviel zum Thema „Umweltschutz“

  3. Nein. Der Ansatz ist grundfalsch. Zahlung nur bei Nutzung. Das ist eine Rückkopplung für den Anbieter. Ohne Rückkopplung ist das von einer solchen „Qualität“, wie man es von staatlichen Stellen kennt.
    Es gibt Länder, z.B. in Lateinamerika, bei denen der Busverkehr, auch bei Überlandbussen, in rein privater Hand ist. Solange es eine Nachfrage nach Transporten gibt, fährt auch etwas, und selbst die Taxen für die letzte Meile sind bezahlbar, da sie in der Regel von Gruppen genutzt werden. Eine derartige Mobilität ist flexibel und organisiert sich selbst.
    Das geht beim schienengebundenen Transport nicht so einfach, und daher kann dies nicht mehr als ein starres Grundgerüst sein.

  4. Der Bundeswirtschaftsminister mögen bitte sofern er es kann mal hochrechnen. Kann er für diesen Preis das Schienennetz erneuern – die Bahnhöfe verbessern – allen voran die Sicherheit in den Zügen und Bahnhöfen verbessern? Natürlich müssen Züge entlastet werden, gerade an WE. Vielleicht, nein definitiv sollten Zugewanderte, die ja als Fachkräfte gekommen sind, auch als Lokführer arbeiten. Von den 3 Mio Zugewanderten, sind bestimmt 1000 dabei, die in Syrien, Ukraine, Afghanistan, Nigeria oder sonst woher als Lokomotivführer gearbeitet haben.

  5. Wie teuer es sein muss? Ganz einfach. Fragen wir doch einen Unternehmer… man nimmt Ticketpreise die es erlauben die Infrastruktur zu bezahlen, die Wartung, Neuausbau, das Personal inkl. die Bahnhöfe. Ich befürchte nur, dass damit die Bahn das wahre Gesicht über ihre In-Effizienz zeigen würde und im Gegenzug jeder sehen würde, dass dem Land damit deutlich mehr geholfen wäre, wenn wir keine 2-spurigen Autobahnen mehr hätten sondern als Transitland endlich das Geld dort investieren wo es gebraucht wird. Nämlich dort, wo die meisten Menschen drüberfahren und ein vielfaches der Güter bewegt wird.

  6. Die deutsche Bundesbahn, die gut funktionierte, wurde privatisiert zur deutsche Bahn AG – die erstens sehr schlecht funktioniert und zweitens jetzt mit gigantischen Subventionen Staatstickets verteilen soll.

    Das schräge dabei ist, daß im allgemeinen Irrsinn des Landes dieser Staatsticket-Quark noch nicht einmal groß auffällt!

  7. Ich bin mit dem Metronom Express von Hannover nach Göttingen gefahren. der Zug war vollkommen überfüllt, die Luft stickig, weil die Klimaanlage für diese Menschenmassen nicht ausgelegt ist. Weil 40 Minuten Verspätung, habe ich den Anschluss verpasst.
    Ich war jetzt 10 mal mit dem 9 € Ticket unterwegs, Nahverkehrszüge haben in der Regel 5 – 15 Minuten Verspätung, Anschlüsse habe ich mehrheitlich verpasst. Fasst immer saß ich dann 1 – 2 Std. auf so einem Bahnhof fest, ich war froh immer eine Bank ergattert zu haben, die meisten mussten stehen.
    Für mich ist das TICKET ein FLOP. In Zukunft werde ich die Ländertickets kaufen, die kosten zwischen 20 – 30 €, aber erst ab 01.09., ich freue mich auf den Sommer 23, ich hoffe ohne das 9 € TICKET. Es muss mindestens 69 € kosten, damit ich meine Ruhe habe.

  8. Im Grunde kann man sich die Rechnung recht einfach machen. Man summiert alle laufenden und einmaligen Kosten auf die es benötigt um die gesamte Bahninfrastruktur, Personal, Wartung /Neubau usw. am laufen zu halten und teilt es grob gesagt durch die Anzahl der Passagiere bzw.
    Das ist das, was benötigt wird um kostendeckend zu arbeiten. Und diese Zahl wird deutlich höher sein als das 9 Euro Ticket. Jetzt hat man natürlich die Dauerpendler für die man sich Spezialtarife überlegen kann genauso ob man ein Flex-Preis anbietet, aber das wichtigste ist die Kostendeckung.
    Im Gleichen Maß sollte man sich überlegen wieso man so unverhältnismäßig viel Geld für ein starre Struktur wie die Bahn ausgibt, wo doch ungleich mehr Menschen und Güter über jeden Kilometer Autobahn/Landstraße bewegt werden. Wäre es nicht sinnvoller hier endlich großflächig auszubauen?

  9. Als jemand, der für weitere Strecken grundsätzlich die Bahn (Sparpreise und dgl.) nutzt, war das 9 € Ticket den Versuch auch im Nahverkehr wert. Fazit: praktisch kein Nahverkehrszug war pünktlich was zu Streß beim Umsteigen führt. Ebenso die Unfreundlichkeit und Unflexibilität bei den Busfahrern – diese sind natürlich auch gestresst. In diesem Bereich nutze ich auch künftig wieder den PKW. So langs noch Benzin gibt.

  10. Wenn es den Entscheidern in Berlin um eine echte Entlastung gegangen wäre, hätte man ein solches Ticket nicht überwiegend in die Sommerferienzeit 2022 (quasi als Feldversuch mit reduziertem Risiko) gelegt. Gleiches gilt auch für den derzeit etwas günstigeren Kraftstoffpreis, von dem leider nicht alles – wegen ausufernder Raffgier der Mineralölkonzerne – beim Endkunden ankam. Hier kalkulierte man, dass in der Ferienzeit viele zuhause bleiben werden (und das nicht immer ganz freiwillig) oder den Flieger ins Urlaubsziel benutzen. Diese Daten hätte man sogar bei den Reiseveranstaltern abrufen können, was man möglicherweise sogar vorher auch getan hat.

  11. Zitat 1: „Nun melden Wissenschaftler und Bahn-Gewerkschafter gleichlautend, dass es nur selten Pendler waren, die vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen sind.“

    > Sehr ähnliches war auch schon gestern oder vorgestern auf Teletext zu lesen. Da wurde von irgendeinen Fachmann unter anderem geäußert, dass das 9€ Ticket nicht nur nicht dafür gesorgt hat das der Autoverkehr weniger geworden ist, sondern sogar vermutlich noch angestiegen sein soll.
    Aber auch mit Blick auf den Bahnverkehr soll sich das 9€ Ticket aus verschiedenen Gründen nicht gerechnet haben – nicht finanziell und auch nicht was den Klimaschutz betrifft.

    Dass kaum ein Autobesizter sein Gefahrt stehen lassen wird um dann in die -hinzu auch noch völlig überfüllten- Züge zu steigen, dass war mir schon zu Beginn der Aktion klar und hat mir auch nur erneut gezeigt in welchen realitärsfernen Sphären unsere „Politelite“ am leben ist.

    – – – – – – –

    Zitat 2: „Es gibt kaum städtische Verkehrsbetriebe, die schwarze Zahlen einfahren – vom Land gar nicht zu sprechen.“

    > Was vermutlich schon immer -mehr oder weniger- so war. Doch wenn man nun heute zwecks „Weltwetterrettung“ möglichst nur noch „Grüne Busse“ nutzen will, dann muß beim Kauf für jeden dieser „Grünen Busse“ mit Sicherheit auch eine Menge an Geld mehr bezahlt werden. Was dann widerum dafür am sorgen ist, dass dann auch die „Roten Zahlen“ eine Menge mehr werden.

    Aber zumindest hat hier dann der Bus-Nutzer ein gutes Gefühl etwas zu der (angeblichen) „Weltwetterrettung“ beigetragen zu haben….. ?

  12. Lindner hat 100% recht mit dem Vorwurf der Gratismentalität. Möglicherweise ist ihm da rausgerutscht was er eigentlich denkt. Der Staat soll alles zahlen, alles subventionieren, ausfallende Löhne, unbezahlbare Nebenkosten, Elektroautos, Vollpension für Millionen Glücksritter. Natürlich wird er dafür gescholten, denn was er tut ist bereits Delegitimierung dessen, was man mehr und mehr als Sozialismus bezeichnen kann.

  13. 100 € für eine Monats- oder 1000 für eine Jahreskarte sind zuviel. Wer z.B. aus der quasi joblosen Uckermark nach Berlin pendelt, zahlt normal sogar das doppelte. In diesem Zusammenhang ist es egal, dass die echten Kosten eher zweimal so hoch sind. Der Pendler fährt, anders als Freizeitfahrradtouristen oft im Seniorenalter, die schon vor dem Juni 2022 an Wochenenden eine Seuche gewesen waren, nicht zum Spaß mit Bus und Bahn – und er kann für diese Kosten auch nichts.
    Das Auto ist auch dann meist keine Alternative. Seit das Bürgertum durch Wegzug oder Ignoranz zugelassen hat, dass die großen Städte allesamt unter die Herrschaft der Linken gefallen sind, gibt es kaum noch Parkplätze, oder sie sind unbezahlbar. Interessante oder von Akademikern zu besetzende Arbeitsplätze gibt es aber ebenfalls fast nur in den Metropolen. Dazu kommt das immer teurere Benzin und Diesel.

    Das 9-Euroticket wegen seiner Kosten abzumeiern, ist platt und billig. Müssten die Renten und Pensionen von Kinderlosen nicht quersubventioniert werden, könnte Kraftstoff nur halb soviel kosten. So kommt man nicht weiter. Zu kritisieren ist dagegen die Mobilitätsfeindlichkeit der Linken. Denn diese Mentalität steht am Anfang von allem. Danach kommt die stille Duldung durch das liberale Bürgertum.

    • „Ohne Kinder leistet man wertvollen Beitrag gegen Überbevölkerung.“

      Sorry, das ist Quatsch. Man macht nur Platz für die reproduktiveren Zeitgenossen. Zum Beispiel jene aus Niger.

  14. „Die PR fürs Neun-Euro-Ticket war im Mai wolkenkratzerhoch“
    Am widerlichsten ist die Werbung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) für das Ticket. Sie tun so, als ob sie es wären, die das Ticket erfunden hätten und nun den Bürgern großzügig schenken würden.

  15. Das 9-Euro-Ticket war ein sehr guter Stress-Test für die deutschen Bahngesellschaften. Allen voran für die DB. Das Angebot zu verlängern macht keinen Sinn. Erstens ist die Bahninfrastruktur nicht dafür geschaffen und zweitens muss dieses Ticket auch korrekt finanziert werden. Es kann nicht angehen, dass immer nur eine bestimmte Einkommensschicht für die Träume der Regierenden zur Kasse gebeten wird.

  16. Ich nutze das 9 Euro Ticket aktuell regelmäßig. Zwei Sachverhalte fallen mir besonders auf:

    1. Herr Thurnes, Pendler können dieses Ticket kaum nutzen. Gerade bei uns auf dem Land, Oberschwaben, kommen sie, so der Zug, der die letzte Busverbindung bedient, 5 Minuten Verspätung hat, nicht mehr nach Hause. Sie müssen dann entweder mehrere Kilometer zu Fuß gehen oder mittels Taxi oder Verwandten, Freunden die letzte Strecke bewältigen. Das ist alles nicht wirklich optimal.
    2. In letzter Zeit stelle ich immer mehr fest, dass die BOKraft, speziell der § 8, nur als Empfehlung gesehen wird. Gerade auch wenn der Fahrer intensiv das Handy nutzt kann man eigentlich nur noch staunen.

    Zwar pumpt die öffentliche Hand große Summen an Geld in den ÖPNV, aber es erfolgt keinerlei Qualitätskontrolle. Auch was man auf den Bahnhöfen, vor allem Abends, teilweise erlebt paßt auf keine Kuhhaut. Auf den Bahnhöfen traut sich, so meine Erlebnisse, kein Bahnmitarbeiter etwas zu sagen.
    Herr Thurnes, kaufen Sie sich ein 9 Euro Ticket und fahren Sie einfach einen ganzen Tag innerhalb eines Verkehrsverbundes. Nutzen Sie vor allem auch die Busse. Das gibt Material für mehrere Berichte.

  17. Entfernung Wohnort-Arbeit 32 km. Monatskarte dafür 100 €. Fahrzeit 1:20 h. Bus mäßig ausgelastet, Sitzplatz kein Problem, außer im Schülerverkehr.
    Dagegen: Spritkosten bei Fahrt mit PKW aktuell – ca. 450 € im Monat, vor dem Ukrainekrieg so zwischen 300-350 €. Fahrzeit 40-60 min.
    Das 9-Euro-Ticket führt dazu, dass der Bus jetzt immer rappelvoll ist. Da sich aber die Zahl der Fahrgäste nicht verzehnfacht haben dürfte, ist das schon mal ein kräftiges Umsatzminus. Dazu kommt die deutlich stärkere Abnutzung. Ich habe selbst gesehen, wie einFahrgast im Gedränge über eine klappbare Sitzlehne taumelte und diese abbrach. Außerdem kommen aufgrund der längeren „Ladezeiten“ an den Haltestellen auf die Strecke jetzt bis zu 15 min Verspätung hinzu.

    Fazit: der ÖPNV war schon vorher günstiger, als die Fahrt mit dem PKW, selbst wenn man kein 2,5 t-Monster fährt, wie ich. Wird die Beförderungsleistung dauerhaft unterhalb der Selbstkosten angeboten, wird sie irgendwann nur noch schlecht. Daran kann keiner Interesse haben.

  18. Sollte das Neun-Euro- oder X9-Euro-Ticket kaum Menschen vom Auto auf die Bahn bringen, ist sein klimapolitischer Hauptzweck erledigt. Es sollte eigentlich kein Wie-komme-ich-in-der-Freizeit-möglichst-kostengünstig-an-die See?-Modell werden. Es fungierte so nur als weiterer Umverteilungsmechanismus. Alle Steuerzahler finanzieren  die Bus- und Bahn-Nutzer (mit), welche profitieren, ggf. aber – ein zentrales Argument – nicht alle wirklich unterstützungsbedürftig sind. Gut, man zahlt indirekt auch für Autobahnen, Schulen, Kitas, Unis, Migranten, ohne betroffen zu sein oder gefragt zu werden; immer mehr Angebote nutzungsunabhängig und ohne eigene Betroffenheit finanzieren zu müssen, erhöht aber die notwendige Finanzierungsmasse des Staates.

  19. „Außerdem sei er gegen „Gratismentalität“.Der Begriff ist höchst unglücklich.“
    Was ist daran unglücklich? „There ain’s no free lunch!“ Milton Friedman
    Die Frage ist doch nicht „Wie teuer soll es zukünftig sein“ sondern: Warum mischt sich der Staat in das Preisgefüge ein?!

  20. Nicht zu vergessen, was da für ein „Volk“ sich öffentliche Nahverkehr rumtreibt. Da ist nicht jeder von angetan und das alles im medialen Viren-Zeitalter. Kann sein, dass gerade deshalb die öffentlich-rechtliche Jounallie das Ticket so häufig genutzt hat. Ich vermute zwischen null und gar nicht.

  21. Leider zeigt das 9€ Ticket, wie viele im Staat denken und damit unweigerlich dem weiteren Niedergang des Landes Vorschub leisten. Was ich nicht selbst bezahlen muss kostet auch nix. Als nächstes die 9€ Miete, den 9€ Strom und Gastarife. Es sind vergiftete Geschenke die der Staat hier austeilt wo bei er gleichzeitig die höchsten Steuereinnahmen den Menschen abpresst.

  22. Wer heute 9,00 Euro übrig hat und das Angebot 1 oder 2 Monate nutzt, der wird sich bestimmt kein Jahresticket für 365,00 Euro kaufen. Das ist wohl mehr die momentane Schnäppchenjagd, so wie bei E-Autos, die nur dann interessant sind, wenn es ordentlich Rabatte gibt. Die Parteifunktionäre sollen sich besser aus der Wirtschaft raushalten und nicht den Staat missbrauchen, um sich als Wohltäter zu schmücken.

  23. Rechnen können diese Leute sowieso nicht. Die wären schon überfordert auszurechnen wieviele Eimer Farbe die benötigen um die Wände ihrer Wohnung zu streichen. Dieses Pack ist unfähig eine Frittenbude zu führen, weil die nicht ausrechnen könnten Wieviele TK—Ware eingekauft werden muss.
    29 Euro ist in vielen Fällen durchaus günstiger als der Preis für ein Monatsticket mit dem ÖPNV, nur wird dadurch niemand zusätzlich auf Bus und Bahn umsteigen. Es ist doch schon heute so, dass die Firmen das Ticket anbieten.

  24. Wie teuer soll das Fahren in Bus und Bahn künftig sein?
    Nach meinem Verständnis genau so teuer wie die Betriebs- und Unterhaltungskosten sind. Und diese Kosten müssen auf den Fahrpreis umgelegt werden und von den Fahrgästen getragen werden. Alles andere ist eine pauschalisierte Subvention und diese müsste von den ohnehin bereits stark beanspruchten Erwerbstätigen getragen werden.

    • Der Autofahrer unterhält das Straßennetz über die Energiesteuer, welche bis 2006 noch die Mineralölsteuer war. Die Mineralölsteuer war zweckgebunden und diente ausschließlich dem Ausbau und der Unterhaltung der Straßen. Im Jahre 2006 wurde diese Steuer in Energiesteuer umbenannt. Ob diese Abgabe jetzt ausschließlich der Autostraße dient oder ob damit noch andere Löcher gestopft werden, müsste man mal prüfen. Wenn ich richtig informiert bin, hat im Jahre 2021 der Anteil der Energiesteuer nur aus dem Kraftstoff Benzin 14,1 Milliarden betragen. Wurden die vollkommen ins Straßennetz investiert? Ich glaube die Autofahrer zumindest die Verbrenner subventionieren in erster Linie und werden nicht subventioniert. Die leisten ihren Beitrag und fahren nicht umsonst. Von der Doppelbesteuerung, Umsatzsteuer auf Steuer wollen wir nicht sprechen.

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