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Die Arroganz der Macht

EU-Kommission gönnt sich 8,5 Prozent Gehaltszuwachs als Inflationsausgleich

20.07.2022

| Lesedauer: 3 Minuten
Seit 2013 gibt es eine jährliche „Aktualisierung“ der Löhne für EU-Beschäftigte, die an die Inflation gekoppelt ist. Im Vergleich zu 8,5 Prozent ist es glatt schon bescheiden, dass sich die Bundestagsabgeordneten nur einen Zuwachs von 3,1 Prozent im Jahr 2022 gönnen.

Erinnern wir erst einmal an ein paar Dinge, die für die Bewertung des Nachfolgenden nicht ohne Belang sind: Eine Vollzeitkraft im deutschen Einzelhandel hat im Schnitt und ohne Zulagen im Monat ungefähr 1.890 Euro brutto auf ihrem Lohnzettel. 1,7 Prozent Lohnzuwachs bekam sie 2022. Von den 1.890 Euro geht dann je nach Steuerklasse erst einmal einiges an Lohnsteuer sowie einiges an Renten-, Kranken-, Pflegeversicherung usw. weg. 1,8 Prozent Gehaltszuwachs hatten im Jahr 2022 die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst. Die Renten wurden 2020 um 3,45 Prozent (West) bzw. 4,2 Prozent (Ost) erhöht; 2021 gab es 0 Prozent (West) beziehungsweise 0,72 Prozent (Ost); 2022 dann 5,35 Prozent (West) und 6,12 Prozent (Ost).

Dass diese Löhne, Gehälter und Zuwächse weit hinter dem zurückbleiben, was wir an Teuerungsrate jetzt haben und was im Winter an Verteuerung der Energiekosten kommt, wird damit nicht im Entferntesten aufgefangen. Da ein Grüner (Euroschein) oder drei Hunderter zusätzlich vom Staat – das ist fast schon eine Beleidigung.

Beleidigung ist es auch, was sich die EU-Kommission jetzt gönnt: Gehalts- und Lohnzuwächse von 8,5 Prozent. Da ist es glatt schon Bescheidenheit, dass sich die Bundestagsabgeordneten nur einen Zuwachs von 3,1 Prozent im Jahr 2022 gönnen.

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Aber wie kommt das Plus an 8,5 Prozent für rund 60.000 (!) Bedienstete und Mitarbeiter der EU-Kommission zustande? Antwort: automatisch! Denn seit 2013 gibt es eine jährliche „Aktualisierung“ der Bezüge. Aktualisierung heißt: Die Lohnentwicklung der EU-Beschäftigten ist an die Inflation gekoppelt. Und zwar an die Inflationsraten in Belgien und Luxemburg. Diese liegen derzeit bei 9,4 bzw. 8,5 Prozent. Ob es dann 9,4 oder 8,5 Prozent werden, darüber wird in der EU-Kommission noch gestritten.

Beispiele: Ein EU-Direktor (Besoldungsstufe AD14) hatte zuletzt 15.590 Euro/Monat; zukünftig hat er rund 16.890 Euro. Das sind 1.300 Euro mehr! Ein EU-Kommissar hatte bislang 19.910 (ohne Aufwandsentschädigung), demnächst hat er dann 21.600 Euro, also ein Plus von 1.700 Euro. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hatte zuletzt (dazu 1.400 Euro Aufwandsentschädigung) 25.500 Euro im Monat, demnächst werden es 27.667 Euro sein, entsprechend einem Plus von 2.167 Euro. ALLES ÜBRIGENS STEUERFREI !!! Und: In all diesen Fällen ist allein der Zuwachs das, was eine Einzelhandelsverkäuferin insgesamt oder nicht einmal im Monat hat.

Da muss man sich nicht wundern, wenn EU-Bürger „europamüde“ werden. Dabei sind sie nicht einmal „europamüde“, sondern EU-müde. Sie wissen zu unterscheiden zwischen Europa als Erbe, ja als Verpflichtung hier und dem Monsterapparat „EU“ dort.

Es ist jedenfalls – gelinde gesagt – völlige Abgehobenheit, es ist Instinktlosigkeit, was hier in Brüssel praktiziert wird. Es riecht nicht nur nach Selbstbedienungsladen, sondern es ist ein Selbstbedienungsladen. Mehr noch: Der Schluck aus der Pulle, den man sich in Brüssel gönnt, ist ein Hohn gegenüber allen, denen man im Winter angesichts kalter Wohnungen und zwangsweise abgedrehter Heizungen Aufwärmhallen in Aussicht stellt.

Es ist die Arroganz der Macht, die nicht einmal in Zeiten wachsender Armut in der Kategorie des Normalbürgers zu denken vermag. Protzen, sich europa- und weltweit herumchauffieren lassen, wichtigtuerisch in die Kameras schauen, pseudoroyale Hochzeiten feiern – das ist sie, die Arroganz der Macht, die dem Normalbürger dann auch noch ans Herz legt, den Gürtel enger zu schnallen, die Zimmertemperatur auf 19 Grad herunterzuregeln usw. Ja, letzterer Vorschlag kam vor knapp einer Woche tatsächlich aus der EU-Kommission.

„Wasser predigen – Wein trinken“ heißt die Devise. Das ist nicht weit entfernt von dem zynischen Gerede, das der französischen Königsgemahlin Antoinette als Empfehlung an das hungernde Volk zugeschrieben wird: „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie halt Kuchen essen!“


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26 Kommentare

  1. Deutschland zahlt an die EU und freut sich, wenn es ein paar Euro „von der EU“ zurückbekommt.
    Man freut sich, wenn man Geld bekommt, das man vorher einbezahlt hat?
    Wie blöd muß man eigentlich sein?
    Was sind schon 8,5 % für die Kommission.
    Die Schuldenunion wird auch dieses abdecken.

  2. Na dann müssten die Gewerkschaften ein leichtes Spiel haben.
    Mit welchem Argument will man jetzt den ÖD-Beschäftigten den Inflationsausgleich verweigern?

  3. Wo kein Widerstand, da wird genommen – in Selbstbedienung. In anderen Medien war das Thema zuletzt nicht im Vordergrund, was bezeichnend ist.

  4. Wow, nicht schlecht. Wenn ein durchschnittlicher Arbeitnehmer dieser Tage ins Büro seines Chef geht, um 8,5% mehr Lohn zu fordern, wird er aufgefordert die Tür von aussen zuzumachen.

  5. An alle Empörten und an alle Anderen: Hat irgend jemand was anderes erwartet? Es sind nun mal die Feudalherren und Feudaldamen. Wäre ich ein Brite, ich würde vornehm grinsen und den Hut lüften… well done!

  6. Na bravo, die bekommen pro Monat mehr Geld fürs NICHT TUN als ich im ganzen Jahr an Rente nach 45 Jahren harter Arbeit bekomme. Im nächsten Leben werde ich Politiker !

  7. Unsere momentane Regierung wollte ich nie haben. Nicht nur deswegen, weil sie sinnfrei bürger- und völlig realitätsfern ist, sondern weil sie im Zusammenspiel mit EU-Eskapaden Wegbereiter für eine Regierung sein könnte, die wohl die Meisten nie wieder haben wollten. Dann heißts: Er ist wieder da.

  8. Oh, hat nicht der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz die deutschen Gewerkschaften zur Zurückhaltung bei Lohnverhandlungen aufgefordert, um die Lohn-Preis-Spirale nicht weiter anzuheizen??? Und eine Einmalzahlung ins Gespräch gebracht?

    Hab ich das falsch verstanden oder war das ein Alptraum?

  9. Die gigantischen staatlichen Geldumverteilungsmaschinen laden auf allen Ebenen zur Selbstbedienung ein, weshalb sich manche kluge Völker gegen eine gefrässig immer größer werdende Maschine entschieden haben. Die Messskala für die Größe der Maschine ist die Staatsquote und da marschiert Deutschland locker demnächst über eine kritische 50%-Marke, Frankreich eilt auf die 60% zu, wohingegen die klugen Schweizer es mit einer ganz kleinen Maschine bei 33% bewenden lassen – und bestens damit fahren!

  10. Wenn die Verantwortlichen in Brüssel einen Funken von Anstand besäßen, hätten sie auf diese Gehaltserhöhung verzichtet, angesichts der großen Probleme, welche alle EU-Länder zur Zeit haben. Den Bürgern wurde allein durch Corona sehr viel abverlangt, und jetzt duch den Ukraine-Krieg trifft es sie noch härter im Geldbeutel. Aber genau dieser ANSTAND fehlt! In Brüssel sind die Politiker, Beamten und Angestellten noch viel weiter vom „einfachen“ Volk entfernt als daheim schon in den Hauptstädten. Daher haben dort alle den Bezug zur Wirklichkeit der Durchschnittsbürger verloren. Entsprechend unrealistisch sind die meisten Entscheidungen, die in Brüssel gefällt und die „Programme“, die dort aufgelegt werden.
    Für mich steht fest: Dieser gefräßige, überdimensional aufgbelasene Moloch in Brüssel und Straßburg muß abgeschafft werden! Über kurz oder lang ist er sowieso nicht mehr bezahlbar, spätestens dann, wenn Deutschlands Wirtschaft kollabiert.

    • Diese einfach zu erkennenden Defizite in der Kommunikationspsychologie zwischen „bessergestellten Verantwortungsträgern“ einerseits und „ökonomisch abrutschenden Bevölkerungsmassen“ andererseits überrascht mich wirklich. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen, dass man mit Zusammenhalt und Geschlossenheit weiter kommt.
      Statt dessen erhöhen die Verantwortungsträger ihre, sowieso schon beträchtliche Grundbesoldung, während man der Bevölkerung empfielt „nur noch bestimmte Körperstellen“ zu waschen, da eine komplette Dusche nicht dringend nötig sei. Das ist schon ein Spruch für die Korkpinnwand.
      Das französiche Beispiel um 1789 ff. hatte deutschen Politikern damals vor Augen geführt, dass es erheblich weitblickender bzw. weiser ist, einen Ausgleich und Verständigung mit der Bevölkerung zu suchen, statt auf die Menge herunterzuschauen und ihre Bedürfnisse zu ignorieren.

  11. Der Grund für die sehr gute Bezahlung „unserer“ Politiker war es (nach dem Krieg), sie möglichst resistent gegen die Verlockungen der Korruption zu machen. Diese Begründung ist vollkommen sinnlos geworden – außer für denjenigen, der kassiert. Das gilt für den gesamten Wasserkopf der EU. Eine richtige Auslese heutigen Politik-Personals wäre es, sehr wenig zu bezahlen. Das würde zumindest die Spesenritter abschrecken. Gerade die deutschen Parteien besitzen so viel, dass sie ihre Leute selbst entlohnen können. Und wer reich werden will, soll sein Glück suchen, aber nicht in der Politik.

  12. Neurdings wird von deutschen EU- Behördlingen, wie von hiesiegen etablierten Politikern die internationale Solidarität beschworen.
    Da werden sie nicht weit kommen. Ungarn behält sein Gas, Polen, welches über D bestens gefüllte Speicher hat, sicher auch, Afrika hat eh nix und Arabien hält die Hand auf.
    Böse: der Putin benutzt Gas als Waffe. Ach. Und das deutsche ÖL- und Technikembargo? So was Scheinheiliges. Und leider, soo viele glauben den Schmarrn Putin ist Schuld.
    Nee, die EU und unsere GrünRote Regierung ist Schuld. Sonst nix.
    Österreich und andere Länder wissen schon, warum sie sich weitestgehend neutral stellen.
    Aber gut, ihr 85% Mitbürger, rettet mal weiter schön die Ukraine, Afghanistan, Moldavien, Afrika…… .
    Da muss man den Brüsslern schon auch ihr Salär gönnen.

  13. „Wasser predigen – Wein trinken“
    Nö. Es ist nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht jeder Feudalklasse dem Helotenpöbel täglich klar zu machen wo sein Platz ist. Nämlich unter dem Stiefel seines Herrn.

    • Ja, der Adel zurückliegender Jahrhunderte machte aus dem Abstand zwischen oben und unten kein Hehl, sondern hängte ihn buchstäblich an die große Glocke. Die Kaste der EU-Großverdiener tut das nicht, sondern streicht ihre sagenhaften Privilegien klandestin ein.

  14. Wie lange macht an dieser Versorgungs und Abgeiforgie der dies finanzierende Steuerzahler noch mit.

  15. Wozu aufregen, das hat doch alles seine Logik:

    • Nur über Inflation kann der Geldmissbrauch abbezahlt werden. Entsprechend sollte der dafür zahlen, der am wenigsten davon versteht und der keine Zeit hat (weil er ja arbeitet) zu erkennen, dass er ver…scht wird.
    • Wer näher an Entscheidungen ist, bekommt mehr mit. Umso mehr muss geschmiert werden, damit es andere nicht mitbekommen.
    • Es sind gut bezahlte Posten für abgewählte Pöstcheninhaber erforderlich. Am besten im Niemandsland der EU.
  16. Ob es dann 9,4 oder 8,5 Prozent werden, darüber wird in der EU-Kommission noch gestritten.
    Nicht lange und nicht hart vermutlich.

  17. Wo niemand für das eigene Tun haftet und Institutionen sich ihre Gehälter in Eigenregie erhöhen, bzw. gestalten können, führt das genau zu solchen Zuständen. Alle raffen, was sie raffen können. Und wenn ich mir die Aktionen der Bundesregierung ansehe, da werden die Millionen und Milliarden nur so rausgedonnert. Kost ja nix. Zahlt ja der deutsche Steuerzahler. Den kann man ja melken, wie eine Kuh. Und wenn er mal tatsächlich aufmuckt, dann wird er eben zum Nazi erklärt und schon ist wieder Ruhe im Karton. Läuft doch….

  18. Diese Gehälter – nicht einmal die Steuerfreiheit oder die fürstlichen Aufwandsentschädigungen – wären grundsätzlich kein Problem … W E N N dafür eine faktenbasierte unideologisch-pragmatische langfristig orientierte Politik gemacht w ü r d e !

    • Wird sie doch. Der gemeine Durchschnittsdepp in der EU bettelt täglich darum endlich wieder unter dem Stiefel seines Herrn auf dem Niveau des Mittelalters leben zu dürfen. Und genau dieser Wunsch wird ihm nun endlich erfüllt.

      • Die Frage nach den „gemeinen Durchschnittsdeppen“ dürfte die Lösung des Rätsels sein. Vermutlich ist der so mit Kindern, Job, Familie/Sonstwas ausgelastet, dass ihm jeglich Zeit/Lust fehlt außer 15 Minuten Abends überhaupt etwas von außerhalb der eigenen 4 Wände mitzubekommen. Die Kinder haben die höchste Priorität und 90% der Aufmerksamkeit. Die simple Masse bemerkt schon, dass das in der Schule für die Kinder schlechter wird/im Laden teurer, verstehen aber nicht dass nicht die Schule/der Laden alleine dafür verantwortlich ist. Es wird also gegen die Schule vorgegangen, da die direkt angreifbar ist.
        Gerade im aufgeklärten Bereich wird häufigangenommen, dass die Mitmenschen zumindest auf ähnlichem intellektuellem Niveau sind und für Rationale argumente zugänglich sind, wenn man es in aller Ruhe erklärt, was eine grundsätzlich falsche Annahme sein könnte.
        Ich vermute die Lösung liegt nicht in mehr Rationalität/Logik und guten Argumenten sondern mehr Emotionalität aufbauend auf guten Argumenten.

      • Kinder? Sie wissen doch, wie wenige deutschstämmige Kinder es gibt. Das ist keine Ausrede mehr.

  19. Warum versteht nicht längst jeder arbeitende Bürger, der unter der katastrophalen Politik leidet, dass diese feinen Damen und Herren in Brüssel und Berlin uns mit Anlauf in das Gesicht spucken. Das Lächeln aus der 10 Kilo Tube gibt es noch als Zugabe.

    • Es ist nicht „Wasser predigen und Wein trinken“, sondern „Abwasser, Spülwasser predigen“, aber selbst „Champagner saufen“ (mehr als trinken)!!

      Plus lebenslanger Alimentierung zusätzlicher zig hunderte Millionen weitere Menschen mit Mi-gra-hi-grund, höherer MWSt, höheren ESt, geringere Renten, immer mehr und kriminellere Clan Familien, höhere Kriminalität, verschmutzte Städte, höhere Abgaben für RV, KV, Pfl-Versg., total überlastete und überforderte Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichte, immer mehr Hartz-IV Empfänger mit Migrations- hintergrund, Schlägereien, Messerstechereien, Schießereien,….

      Germoney ist dabei die Moloch Cities von 3te Welt Länder von unten her zu überholen.

      Andererseits genehmigen sich EU Mitarbeiter exorbitante Gehälter und Erhöhungen.

  20. Ich denke die 8.5% sind das kleinste Problem. Es werden noch ganz andere auf die EU Bürger zukommen. Aber das zu verstehen ist eben weit weg von linksgrün Wokem Verstand.
    Wichtug, Haltung zeigen und mit wehenden Fahnen untergehen.

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