Auftritt Wladimir Putins vor jungen Unternehmern am gestrigen 350. Geburtstag von Peter dem Großen, der sich als erster russischer Zar den Titel Imperator und mit seinen Eroberungen Russland einen Zugang zur Ostsee gab – als „Fenster nach Europa“: Seit der Zeit hat sich laut Putin fast nichts geändert, auch damals habe kein europäischer Staat das Gebiet als russisch anerkannt. Peter der Große habe das Gebiet um die heutige Millionenstadt St. Petersburg nicht von den Schweden erobert, sondern zurückgewonnen.
Auf orf.at ist zu lesen: „Kreml-Chef Wladimir Putin hat den von ihm befohlenen Krieg gegen die Ukraine auf eine Ebene mit dem Großen Nordischen Krieg unter Russlands Zar Peter I. gestellt und von einer Rückholaktion russischer Erde gesprochen. Peter habe das Gebiet um die heutige Millionenstadt St. Petersburg nicht von den Schweden erobert, sondern zurückgewonnen. ‚Offenbar ist es auch unser Los: Zurückzuholen und zu stärken‘, zog Putin laut der Nachrichtenagentur Interfax Parallelen zum Ukraine-Krieg.“
Nun ja, nach „Karl den Großen“ haben wir nun auch noch einen „Imperator Putin der Große“.
Schaun wir doch mal, welchen „Helden“ wir als nächstes noch geschenkt bekommen werden…
Jeder, der auf emotionaler Ebene eine Symathie für Putin hat, wird nicht nur aufmerksam zuhören, was der große Meister zu sagen hat. Er wird begeistert sein vom großartigen historischen Kontext den sein geschichtlich beschlagener Anführer herstellen kann. Der Anhänger selbst könnte das selbst ja nicht. Dazu hat er weder die historischen Details zur Hand, noch könnte er komplexe Machtverhältnisse und Ereignisse von damals mit heute in Verbindung bringen. Er beschäftigt sich deshalb mit dem großartigen Intellekt seines geliebten Führers, und seinem gewandten und trotzdem bodenständigem Auftreten, und nicht mit den Toten, Verwundeten, Vertriebenen, und den materiellen Zerstörungen, die sein geliebter Führer angerichtet hat, und weiterhin anrichtet. Das Narrativ, dass alles seinen guten Sinn hätte, wird weiterhin von sehr vielen geglaubt.
Zurückholen? Die drei bis fünf tägige Aktion zur Heimholung der Ukraine nach Mütterchen Russland dauert schon über 100 Tage und wurde mangels Erfolgsaussichten auf den Donbass reduziert.
Der Mann hat jeden Kontakt zur Realität verloren.
M. E. ist die Ukraine mittel-und langfristig der Gewinner. Russland zerstört aktuell die komplette Industrieinfrastruktur. Die Ukraine wird mit jeder Menge an finanzieller Unterstützung durch die EU nach dieser Zerstörung mit die modernste Industrie aufbauen. Alles Neu, alles hoch effizient. Davon bin ich überzeugt. Bei uns in süddeutschland war dies nach dem WK II ähnlich. Die Franzosen haben alles als Reparation abgebaut und mitgenommen. Danach war Frankreich jedoch kaum noch wettbewerbsfähig.
„Peter der Große habe das Gebiet um die heutige Millionenstadt St. Petersburg nicht von den Schweden erobert, sondern zurückgewonnen.“
Soweit mir bekannt haben Schweden und Novgorod/Moskau mehrfach um das Gebiet gestritten und über einen Zeitraum von grob ~500 Jahren hat es mehrfach den Besitzer gewechselt. Das sumpfige und kaum besiedelte Gebiet war für Schweden nur soweit interessant, dass es Novgorod/Moskau den Zugang zum Baltikum versperren konnte und damit einen potenziellen Konkurrenten im Ostseehandel fernhielt. Peter hat nur dafür gesorgt, dass das Gebiet dauerhaft, zumindest bis heute, russisch ist. Dafür hat er in einem unglaublichen (und geradezu gewalttätigen) Kraftakt St. Petersburg noch während des Krieges mit Schweden aus dem Nichts im Sumpf gebaut. Heimisch sind in dem Gebiet weder Russen noch Schweden, sondern eigentlich die finno-ugrische Minderheit der Ischoren, heute eine winzige, demnächst aussterbende/gerade ausgestorbene Ethnie. Die Ischoren wurden übrigens nicht von den Russen aus dem Gebiet verdrängt, sondern schon im 16.Jahrhundert durch von Schweden dort angesiedelten Finnen (Ingermanlandfinnen).
Historisch gesehen kann immer jemand kommen und Ansprüche auf irgendetwas geltend machen, haben doch Völkerwanderungen, Aus- und Einwanderungen, Kollonialismus und Imperialismus, Vertreibungen etc. im Laufe der Menschheit viel Bewegung in Be und Umsiedlungen gebracht.Und so nannte bereits Kant zwei Voraussetzungen für den „ewigen Frieden“: Anerkennung eines Status Quo und keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Staates.Bei der Gründung der UNO hätte man auch dies einfließen lassen müssen, sowie dieser Institution auch die Fähigkeit verleihen müssen, das zu garantieren. Stattdessen hat man einenPapiertiger erschaffen, der gerade bei seiner wichtigsten Aufgabe versagen musste und zum Spielball der verschiedensten Interessen seiner Mitglieder wurde.
Ganz im Gegenteil. Die UNO hat zu viel Einfluss und mischt sich in die Belange souveräner Völker ein. Nichts wird korrumpierter sein als eine Eine-Welt-Regierung, denn sie wird absolute Macht haben. Es braucht Wettbewerb und auch die Möglichkeit auszuwandern in besser funktionierende Systeme und Staaten, die miteinander konkurrieren.
Naja, wenn man sich Rußland so anschaut, das wurde schon in den 90ern deindustrialisiert. Und seitdem hat es sich nicht einen Schritt vorwärts bewegt. Weretwas kann, oder hat, geht ins Ausland. Der Rest wird entweder mit steuerfinanzierten Jobs oder billigem Fusel bei Laune gehalten. Insbesondere gutausgebildete Frauen verlassen scharenweise das Land.
und wenn die Ukraine jetzt wirklich im Schnellverfahren in die EU aufgenommen wird, dann wird es diese zerreissen.
Einen Teil der Rede auf der Veranstaltung hat Röper über das oben Geschriebene hinaus ins Deutsche übersetzt.
Na, wenn dem so ist… Make Ostpreußen teutsch again! Aber nur in dem Zustand von vor 1945. Also, liebe Russkis, baut’s erst amal Königsberg, Insterburg, Wehlau etc. wieder auf, und versetzt dann Eure Grenzpfähle…
…jo, dem guten Herrn ist irgendwas auf die Psyche geschlagen. Diese Art von Politiker (m/w/d) hat’s immer wieder gegeben, hier wie dort. In deren Welt macht das alles auch Sinn. Ich habe lange Zeit Putin als ein sehr notwendiges Gegengewicht zum durchgeknallten Westen gesehen, und hätte mir sogar vorstellen können, in Rußland zu leben. Kamtschatka, z. B., da hätte es die für mich als Vulkanologen notwendigen Vulkane…
…oder vielleicht nimmt er seinen Namen wörtlich. Wladimir…auf deutsch kann man das als „Beherrsche(r) die (der) Erde“ verstehen. Wir hatten mal „von der Maas bis an die Memel“…bei dem ist es dann wohl von der Newa bis an den Amur.
Außer diesen historisch hinkenden Wortspielen weiß ich mir schlechterdings keinen Rat.
Nicht vergessen, dass es schon schlechter begründete Angriffskriege gab. Ich sag nur Massenvernichtungswaffen. Russland führt einen Angriffskrieg, keine Frage, aber mir will nicht in den Schädel hinein wieso das auf einmal so schlimm ist. Wenn die Amerikaner das, abgesehen von den 4 Jahren Trump, so ungefähr einmal pro Jahr machen (Vorsicht, leichte Übertreibung). Selbst Deutschland hat seit der Wiedervereinigung zwei Angriffskriege in Jugoslawien und Afghanistan geführt, bzw. drei, wenn man 1992 in Bosnien mitzählen möchte. Warum ist es nur schlimm wenn Russland es tut? Für mich ist das Heuchelei.
Auf Grundlage dieser Maßstäbe ist Königsberg sicherlich bald wieder preußisch, also deutsch. Nicht wahr, Zar Putin?
Das Zurückholen kann er gerne ernst nehmen und uns Königsberg zurückgeben. Das hat Stalin nun wirklich völkerrechtswidrig an sich gerissen.
In bezug auf die Krim, den Donbaß und Teile der Südukraine muß man Putin schon lassen, daß das alles mal russisch war und daß dort vor allem Russen leben; ein Zurückholen ist deshalb sachlich richtig. Die völkerrechtswidrige Angliederung der Krim an die Ukraine durch Chrustschow liegt auch noch gar nicht so lange zurück.
Anders kann man beurteilen, ob das einen Krieg rechtfertigt. Der Terror der ukrainischen Milizen incl. Asow-Brigaden im Donbaß und in der Südukraine waren jedenfalls kein Ausdruck von Brüderlichkeit. Daß die Ukraine der Krim das Wasser abgestellt hat und keine Sozialleistungen in die Separatistengebiete zahlt, läßt sich auch nur so erklären, daß Kiew diese Leute nicht als die eigenen ansieht. Moskau aber schon, und so liegt der Grund für den Einmarsch wohl am ehesten in der Verbundenheit, die Rußland zu den Russen in der Ukraine hat. Es gibt auch Bilder genug, daß die russischen Soldaten als Befreier vom ukrainischen Joch begrüßt werden. Sind die alle gefälscht?
Nun – rein historisch hat er nicht ganz unrecht. Das Gebiet um das heutige St.Petersburg gehörte jahrhundertelang zur Republik Nowgorod, einem später von Moskau (dem Staat, nicht der Stadt) eroberten russischen (Teil-)Staat, der Gebiete bis in das heutige Finnland hinein beherrschte. Allerdings waren viele dieser Gebiete von Samen und finnischen Völkern besiedelt, also keine „Russische Erde“ im Sinne der alten Rus. Schweden eroberte später vieler dieser Gebiete von Nowgorod/Russland, bis ab dem Großen Nordischen Krieg Russland diese schwedische Expansion stoppte und umkehrte. Allerdings begründen solche historischen Zuammenhänge ja keine realen territorialen Ansprüche. Damals nicht und heute schon gar nicht.
Das ist voellig richtig, wobei ich mich ueber die 7 positiven Zeichen wundere. Erwartet haette ich das bei diesem Thema auf TE nicht. Offenbar haben sich da einige der zahlreichen deutschen Fans von Wlad dem Grossen verdrückt.
Schweden ist da, wo Ikea ist!