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Milliarden in der Schwebe

Angebot unter Druck: Wie geht es mit Elon Musk und Twitter weiter?

15.04.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Elon Musk hat seine Absicht verkündet, Twitter übernehmen zu wollen. Doch er stösst auf immer mehr Widerstand, die Börse reagiert skeptisch. Ein Überblick darüber, wie es weitergehen könnte.

Die Ankündigung von Elon Musk, den Kurznachrichtendienst Twitter übernehmen zu wollen, hat international für viel Furore gesorgt. Am Donnerstag äußerte sich der PayPal- und Tesla-Gründer erstmals persönlich zu seinen Kaufabsichten. „Dies ist kein Weg, um Geld zu verdienen“, behauptete Musk. „Mein starkes intuitives Gefühl sagt mir, dass eine öffentliche Plattform, die maximales Vertrauen geniesst und eine breite Öffentlichkeit einschliesst, extrem wichtig ist“, sagte Musk auf einer Veranstaltung in Vancouver. Es gehe „um die Zukunft der Zivilisation“ – die wirtschaftlichen Aspekte seien ihm völlig egal. Musk will die freie Meinungsäußerung auf Twitter ausbauen und die Zensur-Praxis des Mediums beenden.

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Für 41 Milliarden Dollar: Elon Musk will Twitter vollständig aufkaufen
Doch sein Kaufangebot stößt auf Widerstand. Am Donnerstag erklärte Twitter-CEO Parag Agrawal, man werde sich von Musks Angebot nicht „als Geisel“ halten lassen. Der Vorstand werde das Angebot weiterhin prüfen. Auch Prinz Alwaleed bin Talal al Saud, der persönlich sowie über seine „Kingdom Holding Company“ einer der Großaktionäre bei Twitter ist, stellte sich gegen Musks Angebot. „Ich glaube nicht, dass das von Elon Musk vorgeschlagene Angebot dem intrinischen Wert von Twitter nahekommt“, erklärte das Mitglied der saudischen Königsfamilie. Er lehne es ab. Laut „Twitter“-Insidern sei der Chef des Verwaltungsrates, Brett Taylor, ebenfalls unzufrieden mit dem Angebot. Analysten schätzen die Höhe eines möglichen Gegenangebotes auf mindestens 60 Dollar pro Aktie.

Musk reagierte auf mögliche Pläne der Konzernführung die Übernahme zu behindern. Er postete u.a den Screenshot einer Bewertung von Goldman Sachs aus Februar, in der empfohlen wurde, die Twitter-Aktie bei einem damaligen Kurs von 37 Dollar zu verkaufen, da sie hinter ihren Performance-Prognosen zurückblieb. Musk bietet jetzt – knapp zwei Monate später – immerhin 54,20 Dollar pro Aktie.

„Wenn der aktuelle Twitter-Vorstand Maßnahmen ergreift, die den Interessen der Aktionäre zuwiderlaufen, würden sie ihre treuhänderische Pflicht verletzen“, schrieb Musk auf Twitter. „Die Haftung, die sie dadurch übernehmen würden, wäre titanisch.“

Möglich könnte nun das sein, was man an der Börse ein „Weißer Ritter“-Szenario nennt: Einige Techkonzerne kontaktierten nach Musks Angebot ihre Anwälte, um eigene Übernahmen Twitters zu besprechen, berichtet das Handelsblatt. Ein höheres Gegenangebot könnte gemacht werden, welches das des „Tesla“-Chefs ausstechen könnte.

Ein Deal mit anderen Social-Media-Großkonzernen wie „Meta“ (Facebook) oder „Alphabet“ (Google) könne jedoch Kartellrechts-Schwierigkeiten unter dem amerikanischen Gesetz verursachen. Daher gilt ein solches Szenario als unwahrscheinlich. Mittlerweile ist auch der US-Vermögensverwalter Vanguard eingestiegen und hält aktuell wohl – vor Musk – vermutlich das größte Aktienpaket.

Der saudische Prinz Alwaleed Bin Talal, der mit seiner Kingdom Holding seit vielen Jahren Twitter-Aktien hält, aktuell etwa 4,4%, lehnte das Angebot von Musk bereits sehr öffentlichkeitswirksam ab.

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Nachdem der Twitter-Kurs nach Bekanntwerden des Übernahmeangebots Donnerstag um über 10 Prozent in die Höhe stieg, sank der Kurs schnell wieder auf den Status Quo zurück. Größere Neuzukäufe finden an der Börse aktuell wohl also kaum noch statt. Die Zurückhaltung ist wohl auch durch die Angst einiger Aktionäre zu begründen, die fürchten, Musks Übernahmeangebot könnte scheitern – und sein Aktienpaket auf den Markt werfen, was den Kurs wohl abstürzen lassen würde.

Musk äußerte sich zuletzt skeptisch – er habe auch einen „Plan B“, falls die Übernahme nicht gelinge. Das Vermitteln einer solchen Unsicherheit führt sicherlich auch zu weiterem Druck auf die Twitter-Aktie. Ein niedriger Kurs erhöht Musks Übernahmechancen aber wiederum.

Wieviel auf die gegenwärtigen Äußerungen zur Thematik also zu geben ist, ist offen. Verschiedene Parteien versuchen so vermutlich aktuell den Preis in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Der Ausgang dieses gigantischen Coups ist weiterhin offen.

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12 Kommentare

  1. Wenn „das Königreich“ sich in die Frage der weltumfassenden freien Meinungsäußerung einmischt, dann reibe ich mir die Augen und frage mich ob es ein verspäteter Aprilscherz oder Rosenmontagswitz sein könnte. Nein, die Realität hat wieder einmal jeglichen Witz übertroffen. Satire ist Realität.

  2. Twitter ist der Ort, wo die Journalisten sind und sich ihre Meinungen bilden.
    Wenn man dort als Twitter-Overlord bestimmte Meinungen und Fakten unterdrücken kann, sei es durch Algorithmen oder durch grobes bannen von Leuten, kann man innnerhalb gewisser Parameter die Meinungsbildung in den veröffentlichten Medien steuern.
    Nicht umsonst wurden und werden meinungs- und reichweitenstarke Twitteraccounts aus dem konservaten und rechten Spektrum wegen Kleinigkeiten gebannt. Das fing als A/B-Testing mit abseitigen, rechten oder offent populistischen Accounts wie Alex Jones, Milo Yiannopoulos oder Tommy Robinson an, und geht mittlerweile bei unbequemen normal-konservativen nahtlos weiter, wie zum Beispiel Babylon Bee oder Project Veritas.
    Seit dem wahlentscheidendef Unterdrücken der Hunter-Biden-Laptop-Story und die Sperrung des damals amtierenden US-Präsidenten gibt es imho daran keinen Zweifel mehr.

  3. „Hihi“ reiche Mogule machen an der Wallstreet, Gedöns um Twitter-Aktien-Anteile, deren Kurse und spekulative Entwicklung.
    Twitter ist ein Dienstleistungsportal, eine Cyber-Erfindung, wo jeder seinen Senf zu dem „bunten Schweinsbraten der Woche“ eintippen kann, um Spaß zu haben, wenn das „Chatten“ hinhaut und politische Themen und Trends „Klicks“ bringen.
    Bingo.
    Nun sind viele von der „textenden Zunft“ gerührt, die von facebook-Sperren und Mind-Control, die Schnauze voll haben, hoffen Twitter verhalte sich unauffälliger.
    Guck ich mir die Onkels an, die da ihre Kapitalberge umsortieren, dann sind das doch welche, die sehen, welche dramatische Inflation, ganz besonders den Dienstleitungsbereich „erleichtert“, wo praktisch mit Null an Realwerten hantiert, bzw. spekuliert wird.
    Da taucht automatisch die Frage auf, wieso ausgerechnet der Elektromobil-Designer, dessen Strom-Luxus-Schlitten, durch den US-Wirtschaftskrieg, so enorm „Schweineteuerer“ werden, mit seiner Knete umzieht.
    Angenommen die Inflation hat in den USA bereits 9% erreicht, die Kaufkraft ganz breiter Bevölkerungs-Schichten, macht schon bei McDonald`s extremen Stress.
    Da wird wahrscheinlich noch viel mehr sehr saure Stimmung laut werden, die sich auch in den „sozialen Medien“ kanalisiert.
    Da schadet es nicht die Macht zu haben, um Nachrichten-Pipelines zu öffnen, zu drosseln oder an den Preisen herumzufummeln.
    Sehen wir ja auch bei uns hier.

  4. Twitter ist kein „normales“ Unternehmen, das auf Gewinn ausgerichtet ist. Twitter ist das Instrument des „Narrativ-Managements“ des linksliberalen, staatenübergreifenden politmedialen Komplexes (das auch die Saudis miteinschließt – was nur oberflächlich ein Widerspruch ist. Der genannte linksliberale politmediale Komplex hat mit Menschenrechtsverletzungen, wenn sie von den „richtigen“ bzw „nützlichen“ verübt werden, nicht die geringsten Probleme).
    Sie werden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, dass sie diesen Lautsprecher und Koordinierungsinstrument nicht verlieren.

  5. Zeit, zu wetten. Zocker vor! Meine Vermutung: Musk wird keinen Verlust erleiden, im Gegenteil. Wir werden es sehen.

  6. Na hoffen wir mal, dass es klappt. Er muss ja nicht ganz Twitter kaufen. 51% würden schon reichen 🙂

  7. Es ist doch interessant und vielsagend, wer alles Interesse daran hat, das Musk die Zensur auf Twitter nicht beendet, denn nur darum geht es ja letztendlich. Ein paar große Techkonzerne halten per Social-Media-Monopol die ganze Welt als Geisel linker Gesellschaftsvorstellungen. Musk will das ändern.

    Wie sehr manchen dieser Linken der Arsch auf Grundeis geht, sieht man daran, dass sie bereit sind, Milliarden in die Hand zu nehmen, nur um Musk zu verhindern. Selbst wenn die Übernahme misslingen sollte, ist das ein Offenbarungseid für alle, die diese Plattform(en) nutzen. Wer dort schreibt, unterstützt aktiv linke Monopolisten in ihrem Versuch, Weltpolitik zu betreiben.

    Es ist gruselig, was für eine destruktive Macht dort unbemerkt herangewachsen ist.

    • Ich möchte noch anmerken: Wie man auch in diesem Forum sieht, ist vielen Menschen gar nicht klar, was für eine ungeheure Wucht und was für einen politischen Einfluss Social-Media-Plattformen inzwischen haben.

      Wie kann einem nicht auffallen, dass quasi jeder journalistische Online-Artikel inzwischen mit Twitterbeiträgen be- und unterlegt ist? Oder das Politiker sich aktiv an den Stimmungen auf Twitter orientieren, ihre Entscheidungen manchmal sogar damit begründen? Das jede große linke Bewegung, ob FFF, BLM oder andere, immer zuerst auf diesen Plattformen fahrt gewinnt? Das Stimmungen in der Bevölkerung nicht mehr mit Plakaten oder über Zeitungen beeinflusst werden, sondern mit Tweets?

      Wie Elon Musk sagt: Twitter ist der Marktplatz des 21. Jahrhunderts. Und es ist erschreckend, dass das bei vielen noch nicht angekommen ist, was wohl auch der Grund ist, warum die Linken dort machen können, was sie wollen, da sie von Natur aus online-affiner sind.

    • Das ist ja mal eine „spannende Logik“ : „den Leuten linker Gesellschaftsvorstellungen…“
      Diese „Impresarios“ die sich Super-Reiche, samt NGO`s leisten, damit sie selbst als Philanthropen, über den Klee vergöttert werden, als Retter des Klima und der Kokosnuss, verwischen hauptberuflich die Reste von Verstand.

      • Nö, als „Retter“ sieht sich Musk sicherlich nicht. Wenn man aber seine Biographie liest und sich ein bißchen mit seinen Projekten „Spacex“ und „Tesla“ beschäftigt, sieht man schon, daß er im Gegensatz zu Bezos oder Gates ein ziemlicher Freidenker ist.
        Natürlich ist er in erster Linie Geschäftsmann, er ist auch auf Gewinnmaximierung gerichtet. Aber er treibt eben auch sinnvolle Dinge an, zu solchen Projekten wie Spacex wäre die NASA heute gar nicht mehr fähig, dafür sind die zu sehr in ihren alten Strukturen verhaftet. Vor Musk habe ich persönlich allemal mehr Respekt als vor allen anderen Leuten aus der Tech-Blase.
        Ich würde es begrüßen, wenn er Twitter übernimmt, dann wären auch Leute wie Boris Reitschuster nicht verbannt.

  8. In meinem Alter versteht man nicht mehr so richtig viel von modernen «Betrieben» wie Twitter, die nichts produzieren aber Wind machen. Irgendwie sind die wertvoller als Porsche – aber nen Porsche haben ist besser, als 2 Twitter

  9. Ich bin kein Experte und kenne diese Szene nicht wirklich. Aber: Geht es hier nur um Geld, oder tatsächlich auch (wie Elon Musk behauptet) um die „freedom of speech“? Zumal ja wohl Twitter die Homebase der linken und woken Szene ist.

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