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Klare Priorität des Abendlandes

Von der Putinophilie zum Russenhass – eine Anatomie der europäischen Zahnlosigkeit

von Gastautor

13.04.2022

| Lesedauer: 7 Minuten
Russlandversteher und Russlandhasser treiben ungesunde Motive an. Dabei gibt es keinen Grund, eine fremde Kultur der eigenen vorzuziehen; andererseits dienen "Cancel culture" und unbedachter Militarismus der Selbstermächtigung im Inneren. Von David Engels

Europa rühmt sich gerne, der Kontinent von Frieden, Freiheit und Toleranz geworden zu sein: wie das späte römische Reich eine Art wohlwollende greise Elterngestalt, die lieber durch Vorbild und Güte wirkt als durch zugreifende Politik. Blickt man auf die Artikel der europäischen Presse und die Kommentarspalten der sozialen Medien in diesen letzten Jahren, entsteht ein ganz anderer Eindruck: Hass, Häme, Besserwisserei, Auftrumpfen, Schuldzuweisungen und Drohungen, wohin man nur blickt – lange scheint sie vergangen, die Zeit, als der europäische Bürger sich am Ideal des Gentleman orientierte und sich im öffentlichen Diskurs eher der Ironie als der Pöbelei bediente. Von der Eurorettung über die Migrationskrise, die Trump-Präsidentschaft und den Brexit bis zur Covid-Pandemie sind die Hemmschwellen immer niedriger geworden – nicht nur auf Seiten der jeweiligen Opposition, sondern ausdrücklich auch der Leitmedien und ihrer Verfechter.

Die öffentliche Bewertung der russischen Invasion der Ukraine stellt eine weitere Etappe auf diesem Weg dar und ist in dieser Hinsicht äußerst erhellend – nicht nur für die innere Verfassung der Russlandversteher, sondern auch der Russlandgegner. Und nur, um keine Missverständnisse hervorzurufen: Unter diesen Begriffen meine ich natürlich weder jene, die sich um ein objektives Verständnis der russischen Motivationen bemühen, wie es in der Tat unabdingbar für eine realistische europäische Außenpolitik ist, noch jene, welche aus gegenwärtigen oder vergangenen Gründen ein gesundes Misstrauen gegenüber dem eurasischen Großreich empfinden. Gemeint sind ausschließlich jene, bei denen Verständnis wie Gegnerschaft eine durch die Fakten nicht mehr rechtfertigte Dimension annehmen und somit in jeder Hinsicht kontraproduktiv für die einzige Sache ausfallen, die wirklich für uns zählen darf: die Verteidigung und Pflege der abendländischen Zivilisation, angesichts derer alle nationalen Alleingänge und Befindlichkeiten ganz in den Hintergrund rücken müssten.

Putinophile sehen in Russland einen „Deus ex machina“

Beginnen wir also mit den Russlandverstehern. Um angesichts eines unprovozierten mörderischen Angriffskriegs auf ein europäisches Nachbarland eher Sympathien mit dem Angreifer als mit dem Verteidiger zu äußern, egal, was die diplomatische Vorgeschichte sein mag, bedarf es schon starker Motivationen. Natürlich finden wir unter den Russlandverstehern zunächst die üblichen chronischen Querulanten und pathologischen Nein-Sager, welche sich schon aus Prinzip konträr zu allen Mainstreampositionen verhalten und offensichtlich ein gewisses Vergnügen daran empfinden, wenn ihnen ihre Provokationen endlich jene öffentliche Aufmerksamkeit garantieren, die ihnen im sonstigen Leben wohl fehlt.

GASTBEITRAG HOLGER FUSS
„Die DNA der SPD war immer etwas russlandgeprägt“
Während hier die Putinophilie gewissermaßen reflexhaft und letztlich inhaltlich beliebig auftritt und erst in einem zweiten Schritt aus rasch Angelesenem ideologisch untermauert wird, ist der Fall des überzeugten Russlandverstehers erheblich interessanter. Die wichtigste Motivation dürfte hier allerdings nicht die innige Liebe zur Putin’schen Politik oder zum gegenwärtigen Russland sein, sondern vielmehr der Hass auf den Westen – ein Hass, der sich nicht nur aus der durchaus verständlichen Ablehnung von US-Imperialismus, Brüsseler Bürokratie und Woke-Ideologie speist. Vielmehr liegt er oft genug begründet in einer tieferen Desolidarisierung mit dem Abendland in seiner Gesamtheit: Ob nun aus einem gewissen pseudo-proletarischen Anti-Elitismus oder aber aus der schmerzlichen Erkenntnis des bereits weit fortgeschrittenen Verfalls unserer Zivilisation stammend, wird dem Abendland jegliche Fähigkeit zur Selbstheilung oder doch wenigstens -stabilisierung abgesprochen und das Heil in der Fremde gesucht – beim großen „russischen Bruder“, der für die einen der „Deus ex machina“ ist, der die westeuropäischen Konservativen aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, für die anderen gar der künftige, durchaus willkommene Hegemon, der endlich wieder Recht, Ordnung und Tradition durchsetzen soll.

Natürlich handelt es sich in beiden Fällen um ein Fehlkalkül, da zum einen Russlands Interesse an den europäischen Konservativen streng auf der Praxis des „divide et impera“ beruht, während zum anderen die Erwartung, eine russische Hegemonie sei wirklich ein lebenswerter oder gar „konservativer“ Zustand für den europäischen Kontinent, wohl von kaum jemandem geteilt werden kann, der diese Herrschaft tatsächlich je erlebt hat – es sei denn als Folge einer Art Stockholm-Syndrom, denn bei allem Whataboutismus über die in der Tat bedenklichen Fehlentwicklungen der westlichen Welt hin zu Meinungsdiktatur und Überwachungsstaat haben Regimekritiker doch in Russland, wo der vielgefürchtete „Great Reset“ längst faktische Wirklichkeit geworden ist, höflich ausgedrückt einen erheblich schwereren Stand als im Westen.

Es bestehen gute Gründe, die russische Welt als eine der abendländisch völlig fremde Kultur zu betrachten

STEUERLOS
Deutschland zwischen Apathie und Aggression
Freilich: Vielleicht ist es gerade jener Autoritarismus dem politischen Gegner gegenüber, jene Bereitschaft zur brachialen Durchsetzung der eigenen Ziele, der für einige Europäer in ihrem tiefsten Inneren nicht etwa abschreckend, sondern anziehend wirkt: Wer selbst zum Opfer seiner Überzeugungen wird, ist nur allzu gerne bereit, sich in einen Zustand hineinzuwünschen, wo die Verhältnisse umgekehrt sein könnten – teils vielleicht in der durchaus ehrlichen Hoffnung, dadurch den eigenen Idealen zum Sieg zu verhelfen, teils aber sicherlich auch aus dem weniger ehrenwerten Motiv von Ressentiment und Rache. Denn ja, die bewusste Idealisierung von Gewalt und Macht, wie wir sie seit langem als Markenzeichen russischer und sowjetischer Politik kennen, findet in der nach außen hin zunehmend zahnlosen und pazifistischen abendländischen Spätzivilisation, dessen Restenergie nicht in das Schaffen, sondern das Umverteilen, nicht in das Erfinden, sondern das Ausnutzen, nicht in den Kampf mit äußeren Gegnern, sondern die Gängelung der eigenen Bürger fließt, durchaus Bewunderer, auch und gerade um ihrer selbst willen – eine Art Attraktivität der rohesten Form des Willens zur Macht, hinter dem auch ein Gutteil Exotismus steckt.

Denn wenn das Abendland von einem kulturmorphologischen Standpunkt aus sicherlich eine verbrauchte, sterbende Zivilisation ist, bestehen gute Gründe, die russische Welt mit Spengler als eine der abendländischen völlig fremde, sicherlich aber auch jüngere Kultur zu betrachten: Da mag für einige die Versuchung groß sein, sich den allesamt tragischen Entscheidungen unserer späten Zivilisation zu entziehen und das Heil in der Solidarisierung mit einem Russland zu suchen, das zudem zumindest langfristig durchaus auf der historischen Gewinnerseite, nämlich der Seite Chinas stehen könnte – eine psychologisch verständliche Entscheidung, die aber letztlich um keinen Deut besser ist als diejenige anderer Europäer, sich etwa zum Islam zu bekehren, und deren kulturelle Fahnenflucht sich ultimativ aus denselben Quellen speist wie der spiegelverkehrte Selbsthass der „woken“ Eliten, so dass verständlich wird, wieso wir auch auf Seiten der Linksradikalen eine ganz ähnliche Putinverehrung finden können.

Putingegner nehmen die Invasion zum Anlass, gegen den hauseigenen Konservatismus vorzugehen

Dies macht im Gegenzug aber klar, wieso auch manche Motive der pathologischen Putingegner oft alles andere als unproblematisch sind. Einmal mehr: Es geht hierbei nicht um jene, die sich energisch der Invasion der Ukraine entgegenstellen oder die nicht bereit sind, wesentliche Teile Europas gegen ihren Willen dem „Sicherheitsbedürfnis“ Russlands zu opfern, sondern um jene meist westeuropäischen „Aktivisten“, welche gestern noch den „Kampf gegen rechts“, gegen den Klimawandel oder gegen die Impfgegner zelebrierten und sich nun – und zwar aus demselben Affekt und mit demselben Gratismut – in eine neue Kampagne gestürzt haben.

Gerade die mittlerweile fast groteske Verdammung der russischen Kultur etwa des 19. Jh.s hat wenig mit einer echten Auseinandersetzung mit den tieferen ideologischen Gründen der russischen Invasion der Ukraine zu tun: Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, die zunehmend bedrohliche „cancel-culture“ der letzten Jahre habe hier einfach ein neues und praktischerweise wehrloses Ziel gefunden, um ihr kulturmarxistisches Agenda einer grundlegenden Verdammung aller kulturellen Schöpfungen „alter weißer Männer“ durchzusetzen: Wer aufgrund von Wladimir Putin Aufführungen von Tschaikowski „cancelt“, ist keinen Deut besser als der, der Statuen von Tadeusz Kościuszko mit BLM-Graffitis verunziert.

KYRILL UND PUTIN
Die Macht von Putins engstem Komplizen verblasst im Ukraine-Krieg
Analog wird man auch bewerten müssen, dass die Putingegner letztlich in dieselbe Falle wie seine Verteidiger tappen und das gegenwärtige russische Regime, das wenig mehr ist als eine nur oberflächlich traditionalistisch und nationalistisch verbrämte Kontinuität des alten KGB-Staates, in die Kategorien des echten alten abendländischen Konservatismus zwängen und eben aus genau jenen (falschen) Gründen zu bekämpfen trachten, wie die anderen es verteidigen. Putin wird zur praktischen Projektionsfläche, um die berechtigte Kritik der Ukraine-Invasion untrennbar zu koppeln an den schon seit langem unternommenen Kampf gegen die innere rechte Opposition, deren Positionen durch Vermischung mit denjenigen Putins diskreditiert und unmöglich gemacht werden sollen: Der Hass auf Putin verbirgt nur schlecht den dahinterliegenden Hass auf den hauseigenen Konservatismus – und den Wunsch, ebenso mit diesem abzurechnen wie bald mit dem russischen Gegner.

Hinter dem Militarismus der Russlandgegner könnte der Wille zur politischen Selbstermächtigung stehen

Sehr bedenklich ist daher der zunehmend zu Tage tretende Militarismus notorischer Russlandgegner. Nicht etwa, weil einer gemeinsamen westlichen Aktion zur Hilfe der Ukraine nicht zuzustimmen sei, noch, weil der Westen nicht das Recht, ja gar die Pflicht habe, der nuklearen Drohung Russlands seine eigene Bereitschaft zur Nutzung seines Arsenals entgegenzusetzen, wenn er nicht ganz zum Opfer brutaler Einschüchterung werden will. Nein, sondern weil vielmehr der Eindruck sich aufdrängt, jene Aufrufe seien so undurchdacht, inkompetent und in so gravierender Weise auf einer völligen Fehleinschätzung des eigenen Wehrpotentials gegründet, dass das Resultat nur eine völlige Katastrophe sein kann – eine Katastrophe, die so offensichtlich scheint, dass man sich der Befürchtung nicht entziehen kann, sie sei manchen jener Hitzköpfe vielleicht gar nicht unlieb, da auch ihr Unbehagen am Zustand unserer Zivilisation zusammen mit ihrem Hass auf alle Andersdenkenden einen solchen Grade erreicht hat, dass eine Orgie der Zerstörung nicht als Katastrophe, sondern willkommener Anlass zu Abrechnung und Umverteilung gesehen werden könnte.

Unter dieser Perspektive mag in der Verdammung des so skrupellos machtpolitisch legitimierten großrussischen Expansionismus für viele Europäer, deren selbstgewählte Machtlosigkeit sich aufs Schönste mit der hochmoralisierenden US-amerikanischen Hegemonial- und Menschenrechtspolitik vermählt, auch ein Gutteil unbewusster Neid verbergen, und man geht wohl nicht fehl, in der Radikalisierung des Diskurses um Sanktionen und Militäreinsätze keineswegs nur die berechtigte Sorge um die Zukunft der souveränen Ukraine zu sehen, sondern auch einen willkommenen Anlass zur politischen Selbstermächtigung nach innen.

Der Leser wird verstanden haben: Es ging mir hier weder um eine Diskussion der politischen Motivationen der Russlandgegner wie -unterstützer, noch gar um die Skizzierung einer sowohl den Interessen des Abendlandes und seiner Nationalstaaten als auch den Gesetzen der Menschlichkeit gerecht werdenden konkreten Russlandpolitik (diese mag ein andermal geliefert werden), sondern vielmehr die Tatsache, dass sich sowohl in Kreisen der Russlandversteher wie auch der Russlandgegner eine politische Willensbildung vollzieht, deren Motive ebenso ungesund sind wie sie mit den tatsächlichen Ereignissen nur oberflächlich etwas zu tun haben, so dass aus ihnen auch nur höchst unglückliche Konsequenzen folgen können.

Niemand – ob Russland, China oder die USA – wird uns retten, außer wir Europäer selbst

Je zahnloser und verbrauchter Europa und die Europäer werden – ein Phänomen, das ganz besonders den Westen des Kontinents betrifft –, desto größer wächst auch ihr Hass; ein Hass allerdings, der nicht stark genug ist, sich in aller Offenheit eine ehrliche Bahn nach außen zu brechen und zur konstruktiven politischen Tat zu werden, sondern der nur noch in der inneren Zerfleischung ausgelebt werden kann sowie der Versuchung, andere politische Akteure zum ausführenden Organ der eigenen Ressentiments zu machen – auch, wenn am Ende nichts anderes steht als eine noch größere Machtlosigkeit als zu Beginn.

Wird es Europa endlich wieder gelingen, sich ebenso von dieser Tendenz zur Selbstzerstörung zu befreien wie von der letztlich feigen Hoffnung auf eine Rettung von außen? Niemand auf dieser Welt – weder Russland noch China, Indien, der Islam oder selbst die USA – kann und wird uns „retten“ und erneut zu unserer alten Größe verhelfen: Das können nur die Europäer selbst. Doch dazu brauchen wir große Disziplin, klare Prioritätensetzung, Verzicht auf kleinliche Streitereien, strategische Wendigkeit und vor allem einen kompromisslosen abendländischen Patriotismus – alles leider noch Zukunftsmusik …

Professor Dr. David Engels ist Senior Analyst am Instytut Zachodni in Poznań.

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38 Kommentare

  1. Ein guter Artikel, der sich um Ausgewogenheit bemüht. Er läßt aber einige Menschentypen völlig unberücksichtigt, die weder Putinfans, noch Putinhasser sind, sondern die, wie ich, als Kind die Vertreibung aus Schlesien mitgemacht, anschließend in einer Nissenhütte gefroren und in einer zertrümmerten Stadt „Steine geklopft“ haben, um den Wiederaufbau zu beschleunigen. Wir sind jetzt alt, desillusioniert und haben nicht mehr die Kraft, zu kämpfen. Wir sehen bedauernd dem Verfall des „Abendlandes“ mit den Errungenschaften der Aufklärung zu und hatten einfach gehofft, daß es, trotz aller Schwierigkeiten, gelingen könnte, friedlich mit Russland zusammen zu leben. Das war unsere Motivation, den Ausgleich auch mit Putin zu suchen. Da die USA an ihrem Ziel der weltweiten Hegemonie unnachgiebig festhalten, ist diese Hoffnung bzw. Illusion zerplatzt. Unsere Nachfolge-Generationen, die in dem Wohlstand aufgewachsen sind, den wir und unsere Eltern geschaffen haben, erklären sich jetzt auf einmal zur „Opfergeneration“ und uns zur „Tätergeneration“, die ihnen die Zukunft geklaut hat und beschimpfen uns als „toxische, alte weiße Männer und Umweltsau-Omas“. So langsam habe ich „die Schnauze gestrichen voll“ und möchte mich nur noch mit dem Satz von „Götz von Berlichingen“ aus der Welt verabschieden. Diese Nachfolge-Generationen können mir „den Buckel herunter rutschen“, ich werde keinen Finger für sie krümmen. Sollen sie doch sehen, wie sie mit dem Chaos fertig werden, das sie selbst angerichtet haben. Ich bin dann mal weg…! Und tschüss…!

  2. Ich übersetze sinngemäß, Europa als Erdteil samt nationaler kultureller Unterschiede oder der aufgeblähte Beamten-Wasserkopf EU in Brüssel? Am 11.12.21 posierte ein Scholz mit seiner dubiosen Nähe zu krummen Bankgeschäften wie selbstverständlich vor dem Logo der Fa. Pfizer. Ausgerechnet dieser Scholz gründet eine “Taskforce”, die das Vermögen reicher Russen wie Jachten, Privatjets, Häuser etc. aufspüren soll, um es zu beschlagnahmen. Was ist der Sinn, wenn eine 500-Millionen Yacht verhüllt wie zu Christos besten Zeiten im Hamburger Hafen festgesetzt wird? Wird sie nach Ende des Krieges an die Eigentümer zurück gegeben oder gegen Höchstgebot versteigert und der Erlös kommt wohltätigen Zwecken zu Gute? Aus gutem Grund schützen die reichsten deutschen Familien samt Erben ihr Vermögen spätestens seit Antritt von Merkel weitestgehend vor dem Zugriff staatlicher Willkür. Fazit, es braucht keine vier Jahre für die tot geglaubte, hässliche Fratze eines sozialistische Kollektivs. Es reichen zwei Monaten Krieg, Zerstörung, Leid, Mangelwirtschaft, Lieferengpässe, Enteignung. Das Personal im deutschen Bundestag läuft schneller als gedacht zur Höchstform auf!

    • Wohltätige Zwecke?
      Es wird dann sowas wie „Demokratie leben“ oder dem erfolgreichen Unternehmen „Antonio-Amadeu-Stiftung“ der Stasi-Mitarbeiterin Anetta Kahane sein.
      Das ist der neue schlechte Ton der „Vorzeige-Demokratien“ wie Kanada.
      PS: Wie schützen sich diese reichsten Familien vor Merkels Zugriff?

  3. David Engels ist sicherlich ein kluger Kopf. Als Althistoriker zunächst mit dem Schwerpunkt auf dem römischen Reich hat er einen Schwerpunkt in Spenglers Geschichtsphilosophie gefunden. Und so steht in den letzten Jahren der Niedergang der abendländisch-europäischen Zivilisation und Kultur im Mittelpunkt seiner Arbeit. Seine beiden Bücher „Renovatio Europae“ und „Was tun“ habe ich mit großem Interesse gelesen und stimme dem Autor da weitgehend zu. Weniger überzeugen mich Engels‘ Beiträge hier auf TE. Das betraf einen Beitrag zur Rolle der AfD im Hinblick auf die Familie europäischer nationalkonservativer Parteien und auch der obenstehende Beitrag enthält für mich viel Kaffeesatzleserei im Hinblick auf die Rolle Russlands.
    Ich weiß nicht, ob Engels ein Russlandkenner ist. Ich selbst kenne das Land und einige Russen aufgrund von mittlerweile über dreißig Reisen recht gut. Es ist völlig unstrittig, daß das Land zur abendländischen Kultur gehört, wie immer es sich zur Zeit weltpolitisch entwickelt. Und ja, Wladimir Putin dominiert das Land über die letzten zwanzig Jahre betrachtet immer stärker. Aber Putin ist nicht Russland. Spätestens in zehn, fünfzehn Jahren wird er Geschichte sein. Die feuchten Träume derer, die ihn vor einem Kriegsverbrechertribunal sehen wollen, werden sich zwar sicher nicht erfüllen, aber das Alter nagt auch an ihm.

    Meiner Beobachtung und Erfahrung nach sind viele Russen – zumindest diejenigen, die ich kennengelernt habe und mit denen ich befreundet bin – der deutschen Mentalität wesentlich näher als z.B. Franzosen und Briten! (ich habe zwanzig Jahre für ein britisches Unternehmen gearbeitet und einige Zeit dort gelebt)
    Und letztlich ist auch seine Beschreibung und Bewertung der „Putinophilen“ (was für ein Begriff!) und Putingegner bzw. Russlandunterstützer und Russlandgegner Amateur-Psychoanalyse. Daß ich aufgrund meiner Lebenserfahrung russische Menschen, russische Städte und russische Kultur mag, hat doch nichts damit zu tun, daß ich Hass auf den Westen hätte (Hallo!?). Und ich befinde mich auch nicht im Prozess einer Desolidarisierung mit dem Abendland, weil ich entweder gegen Eliten wäre oder weil ich aufgrund aufgrund des Verfalls unserer Zivilisation mein „Heil in der Fremde“ suchte. Denn erstens ist Russland für weltoffene, aufgeklärte Deutsche keine Fremde und ich halte Eliten für wesentlich in einer Gesellschaft und bin bei weitem nicht so kulturpessimistisch wie Engels selbst. Der kommt scheinbar irgendwie nicht von seinem Oswald Spengler los.

  4. ….lange zeit vergangen, seit wir mit walther möller – obürgermeister von frankfurt – die convergenzkriterien ausgearbeitet hatten, die zu willy brandts ostpolitik führten! die welt ist dadurch nicht friedlicher geworden! und alle friedensgebete haben nicht genützt! man muß sich nur einmal die geballte militärmacht der usa, chinas und russlands anzusehen. und doch mußten russen und der westen barfüssigen kämpfern in afghanistan weichen!
    trotzdem friedliche osterwünsche aus cambridge/mas.

  5. Mir ist es völlig wurscht ob die Chinesen und Inder beim BIP einholen. Ich gönne denen den Wohlstand den sie sich erarbeiten. Es geht Engels auch nicht um „Größe“ im globalstrategischen Sinn, sondern um die Errungenschaften der eigenen Zivilisation.
    Und das die verloren gehen hat wenig mit Mathe-Kenntnissen zu tun, als vielmehr mit dem völligen Verlust von Rationalität, Wissenschaft, Autonomiefähigkeit, sowie der völligen Infantilisierung der Gesellschaften.
    Ein Kontinent der ernsthaft darüber diskutiert das man sein Geschlecht wählen könnte, eine Göre mit amtlich beglaubigtem Hau zur Heiligen erklärt, Kinder wählen lässt, Gott gendert und mit Vogelschreddern den Klimagöttern huldigt, sprich deren Eliten heute durchgängig unter schweren pathologischen Defekten leiden, hat nicht nur keine Zukunft, der hat nicht mal mehr eine Gegenwart.

  6. Engels ist einer der klügsten zeitgenössischen Denker aus konservativ/freiheitlicher Sicht, auch wenn er vielen nicht bekannt ist. Als zweisprachig aufgewachsener Belgier mit Lehraufträgen in Aachen und Poznan verkörpert er für mich das, was Europa sein könnte, wenn es denn wollte.
    Wird es Europa endlich wieder gelingen, sich ebenso von dieser Tendenz zur Selbstzerstörung zu befreien?“
    Das ist die entscheidende Frage. Und diese Frage hat wenig mit dem Ukraine Krieg, aber viel mit der inneren Verfasstheit des „Abendlandes“ wie es Engels geographisch und ideengeschichtlich umgrenzt zu tun. Und hier fällt es mir schwer seinen Optimismus zu teilen. Zu tief sind die schweren Degenerationserscheinungen in die grundlegenden Strukturen eingedrungen. Und das macht den Unterschied zu früheren Krisen aus. Denn, egal wie stark die Verwerfungen waren, sind diese Kernstrukturen in den letzten mindestens 1200 Jahren in Europa doch immer in Takt geblieben.
    Die Aussage, das sich Europa „verbraucht“ ist eine sehr treffende Wortwahl. Aber woher sollen die Reserven kommen, die die Batterien wieder aufladen?
    Das bereits so gut wie völlig verschwundene Christentum (eine der wesentlichen kulturellen Klammern Europas) und der sich gerade erst entfaltende demographische Zusammenbruch sind da nur zwei strukturelle Grundpfeiler deren Zusammenbruch kaum rückgängig gemacht werden können.
    Und wo soll ein „kompromissloser abendländischer Patriotismus“ herkommen, wenn sein Gegenstand bereits zu Staub zerfallen ist?
    Europa müsste sich seiner Eliten in Politik, Medien, Kultur und auch der Wirtschaft praktisch völlig entledigen um hier auch nur ansatzweise, wenn nicht eine Kehrtwende so doch zumindest eine deutliche Verlangsamung des Abrutschens in den Orkus der Geschichte zu ermöglichen. Ich kann das nirgendwo erkennen.
    Und während einige ja immer noch hoffen, das nun wieder mehr „Realismus“ in die Gesellschaften einzieht gehe ich vom Gegenteil aus. Krisen ändern nicht den Weg gesellschaftlicher Systeme, sie beschleunigen ihn.

    • Diese „Degenerationserscheinungen“ werden geradezu überdeutlich exakt in dem dem unglaublichen Eifer/überbordenden Hass der zumindest in den Medien grassiert. Einem Hass der am liebsten in einer Kriegserklärung Deutschlands, ja der Nato, münden möchte. Der Putin und darüber hinaus allem Russischen bei uns entgegen schlägt.
      Einem Hass der – in meiner „Küchen-Psychologie – begründet ist in sehr deutlichen aber zutiefst unterschwelligen Zweifeln an all dem was ich gerne mal die „pseudo-moralischen Übertreibungen“ des Westens der letzten zwei Jahrzehnte nenne. –

    • Meine Rede seit 2014 und der Rückgliederung der Krim an Russland, die Chrouschow in einer Laune 1954 an die sowjetische Teilrepublik Ukraine verwaltungstechnisch anband, ohne die Kenntnis von „The Grand Chessboard“ dem geopolitischen Klassiker von Zbigniew Brzezinski zum Thema kann man nicht fundiert, sachbezogen und seriös darüber diskutieren, was gerade abgeht.

  7. Putin-Versteher und Welterklärer treffe ich oft. Denen stelle ich nur eine Frage: Warum empfangen die Ukrainer die russischen Truppen nicht mit Blumen und mit Brot und Salz? Nach der Kreml-Propaganda kommen die Russen doch als Befreier vom Faschismus. Die Reaktion der Putinjünger: leeres Gestammel. Der Kriegsverlauf belegt, niemand in der Ukraine will in oder unter russischer Führung leben. Niemand. In Donezk und Luhansk ist es anders, aber die dort noch leben sind Russen, keine Ukrainer.

    • Was ist denn das für eine Logik?
      Zuerst, was ist falsch daran Putinversteher zu sein? Ist es nicht richtig, jemanden verstehen zu wollen?
      Zuzweit: versuchen sie mal in der Ukraine russischen Soldaten mit Blumen zu empfangen. Ich glaube das kommt Selbstmord gleich.
      Zudritt: Was bedeutet für sie „Niemand“? Meinen sie mit „Niemand“ auch die Flüchtlinge, die hier in Deutschland sind, weil sie Angst davor haben auf russischer Seite zu sein, oder für die Ukraine in den Krieg zu müssen?
      Ihr WeltBild ist leider „Bild“konform und damit nicht geeignet Krieg zu vermeiden.

    • Was hindert Russland daran, Tschetschenien aufzugeben, oder Spanien daran, Katalonien aufzugeben, oder Frankreich daran die Insel Korsika, oder Italien das Gebiet Südtirol aufzugeben? Antwort: alle 3 Gebiete (Krim, Luhansk, Donezk) sind Teil des ukrainischen Staatsgebiets. Deshalb gibt man sie nicht auf. So wie andere Länder auch kein Gebiet aufgeben.

  8. Die schiere Quantität hat noch nichts mit Größe zu tun. Was Europa oder überhaupt „den Westen gefährdet, daß ist diese um sich greifende Autoimmunkrankheit, welche ursprünglich durchaus berechtigte Kritik oder auch gute Ansätze ins absolut Extreme, ja Absurde steigert.

  9. Ein hervorragender Artikel, der vor allem durch die nüchterne Ausgewogenheit der Analyse hervorsticht und ganz ohne die heutzutage gängige, völlig einseitig-verzerrte Parteinahme auskommt. Interessanter Satz:
    „Die wichtigste Motivation dürfte hier allerdings nicht die innige Liebe zur Putin’schen Politik oder zum gegenwärtigen Russland sein, sondern vielmehr der Hass auf den Westen – ein Hass, der sich nicht nur aus der durchaus verständlichen Ablehnung von US-Imperialismus, Brüsseler Bürokratie und Woke-Ideologie speist.“
    Den gleichen Hass gegenüber „dem Westen“ (abendländische Kultur, europäische Geschichte, eigenes Land) findet man in der selben heftigen Ausprägung auf der „Gegenseite“. Tatsächlich scheint es kaum noch wirkmächtige Vertreter der europäischen Kultur und Zivilisation zu geben, die im Sinne dieses Artikels positioniert sind. Sie werden auch umgehend von den Vertretern des „Bolschwokismus“ niedergemacht, eine echte Dialogkultur gibt es schon lange nicht mehr; m.E. hat diese Entwicklung in aller Schärfe 2015 begonnen, als es galt, Deutschlands Flutung mit Migranten medial durchzupeitschen und „kulturell“ abzusichern. Aber man findet diesen Selbsthaß auch gerade in den anglophonen Ländern, woher der „Bolschewokismus“ ja auch stammt.

  10. Der Ukraine Krieg könnte ein Ende der amerikanischen Geopolitik unter dem Motto „Ohne Rücksicht auf Verluste“ bedeuten.
    Obwohl dies sehr zu begrüßen ist, stellt sich dennoch die Frage ob dass was danach kommt besser für die Menschheit wird.
    Der Ukraine Krieg ist nur ein lange geplanter Schachzug im geopolitische Spiel der Eliten. Die unsinnige Spaltung der Gesellschaft in Russlandversteher und -Gegner gehoert zu diesem Spiel.
    Sinnvoller ist es sich die Hintergruende anzusehen die zu diesem Krieg gefuehrt haben und wer daran verdient. Die Bevoelkerungen der betroffenen Laender sind das nicht.

    • Ich bin ganz bei Ihnen.
      Das Gebrüll der Meute in den sozialen Medien und den Mainstreammedien ist schwer erträglich. Was heißt schon „Putinversteher“ oder „Putinhasser“ ? Es gibt Fakten, die belegen, wie wir dahin gekommen sind, was heute ist.
      Der Krieg in der Ukraine ist ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland ( und in Lauerstellung von China ). Die EU-Länder sind nützliche Idioten, die mit ihrem Sanktionswahn die Entwicklung befeuern. Für die EU wird es ein böses Erwachen geben; Deutschland wird dastehen wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“.
      Brzezinski, die graue Eminenz hinter allen USA-Präsidenten seit Jimmy Carter, hat dies in seinem Buch „Die einzige Weltmacht – Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ ausführlich dargelegt: „Die Unabhängigkeit der Ukraine beraubte Russland seiner beherrschenden Position am Schwarzen Meer, wo Odessa das unersetzliche Tor für den Handel mit dem Mittelmeerraum und der Welt jenseits davon war.“ – „Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr.“ – „Unter geopolitischem Aspekt stellte der Abfall der Ukraine einen zentralen Verlust dar, denn er beschnitt Russlands geostrategische Optionen drastisch.“
      (https://www.tagesspiegel.de/politik/brzezinski-buch-von-1997-erklaert-putins-vorgehen-ohne-die-ukraine-ist-russland-keine-grossmacht/28075052.html)
      Erhellend ist für das, was wirklich war, auch bezogen auf die Orangene Revolution, die in Wirklichkeit ein Staatsstreich war, ein Artikel von John J. Mearsheimer, ein Politikwissenschaftler an der University of Chicago (https://www.ipg-journal.de/kommentar/artikel/putin-reagiert-560/)
      Trotz allem: Ein frohes Osterfest.

  11. Ich verstehe die Schlußfolgerung nicht, dass jemand der sich auch für Putins Beweggründe und die Vorgeschichte des Ukraine Konflikts interessiert, die eigene Kultur und die USA „hassen“ würde.
    Gerade andersherum würde ich sagen. Derjenige, der seine eigene Kultur wertschätzt (trotz aller augenblicklichen Mankos wie völlige Realitätsferne) kann auch andere Kulturen wertschätzen, wenn sie denn etwas zum wertschätzen haben. Keiner würde auf die Idee kommen zu behaupten, weil man das Kirschblütenfest und die japanische Kultur wertschätzt, dass man ein Verächter der westlichen Kultur wäre.
    Ist die augenblicklich Dressur des Bürgers, wie z.B. in Deutschland und auch auf EU Ebene stattfindet etwa kein Autoritarismus? Da müssten ja die „Putinversteher“, die ja angeblich auf Autorität abfahren doch dauerjubeln. Tun sie aber nicht sondern wehren sich gegen einen übergriffigen Staat.
    Die „Willensbildung“, die durch Putins Übergriffigkeit in der Ukraine bei vielen passiert, kann aber auch sehr „gesund“ sein, weil die westliche, „woken“ Kopfgeburt Narrative reihenweise ihr Versagen offenlegen.
    Eine eigeninteressenorientierte Rückkehr zur „abendländischen Patriotismus“ wäre ein guter Schritt, allerdings nur gepaart mit neutral, sachverständiger Vernunft .

    • Sehr gut argumentiert und formuliert. 100% Zustimmung.

  12. Was mich an den ganzen Debatten stört, ist die extreme Emotionalisierung.

    Man kann diese vor allem selbstzerstörerische Sanktionspolitik nicht kritisieren, ohne das einem als „Putin-Versteher“ irgendwelche kranken Emotionen unterstellt werden.

    Man kann die Willkür, daß Saudi-Arabien einen genauso völkerrechtswidrigen, aber bedeutend blutigeren (370 000 Zivilisten) Krieg im Jemen führt, ohne daß sich jemand ereifert oder gar Sanktionen fordert, nicht erwähnen, ohne gecancelt zu werden.

    Putin ist irrelevant. Russland ist das Rohstoffreichste Land der Welt, die USA sind der verschuldeteste Staat der Welt. Deshalb „investieren“ die USA in die Ukraine, deshalb gibt es letztendlich diesen Krieg.

    Sie haben völlig recht, daß Europa Sebstbehauptung lernen muss. Das gilt aber nicht nur gegenüber Russland, sondern genauso gegenüber den übergriffigen USA. Was alle anderen wissen und danach handeln, nämlich daß man Krieg für eigene Interessen führt, das müssen wir in Europa wieder lernen.

    Daß es Sanktionen gegen Russland gibt, von denen nur die USA profitieren, aber keine gegen Saudi-Arabien, zeigt nur, wie sehr die USA die EU dominieren.

  13. Deutschland geographische Lage, seine Grösse und Kraft waren schon immer Segen und Fluch zugleich.

    Die eigene Sicherheit legte man in US-amerikanische Hände – ein Faustpfand. Schröder legte – sicherlich nicht ganz uneingenützig – die Energieversorgung in russische Hände – auch dies ein Faustpfand. Merkel fuhr auf Sicht und machte gar nichts – bis es opportun erschien Atom- & Kohle zu eliminieren um sich dem woken Zeitgeist anzudienen.
    Statt „Partnership in Leadership“ (Bush senior) geriert man sich als Opfer, wobei man über die eigene Wirtschaftsmacht (=Scheckheft) die EU dominiert – das meist nicht zum Guten.
    Noch vor wenigen Wochen wollte man Polen aus der EU werfen – Demokratiedefizit, weil man sich erdreistete den NGO-generierten Saustall dort mal aufzuräumen. Ungarn analog. Die Briten sind nach jahrelangem Bitten (fast Betteln) abgehauen, sie wissen warum.
    Nun also das grosse Finale: Wieder Konfrontation mit Russland, wieder ideologisch begründet. Wieder blinder Hass statt kaltes Kalkül. Das alles in der Gewissheit dass einen die „Freunde“ im Westen nur mögen wenn mit dem Scheckheft gewunken wird. Der US-Amerikaner hat es aufgegeben, Trump hat uns wenigstens noch die Leviten gelesen. Man wird sich die Zeiten zurückwünschen in denen ein US-Präsident einem zumindest noch im negativen Beachtung schenkte.
    Bush senior meinte es seinerzeit ehrlich – wir haben aus Feigheit und Schuldstolz nichts daraus gemacht. Russland war ein verlässlicher Partner, die alten Konflikte waren gelöst oder doch zumindest wirksam eingehegt. Auch hier ist man auf dem besten Wege alles in Scherben zu schmeissen.
    Am Schluß steht Deutschland wieder da, wo es schon oft Stand: Alleine in der Mitte Europas. Die Nachbarn verprellt, die Amerikaner enttäuscht, die Russen ohne Not geärgert.

    Ich schäme mich für die Dummheit in unsere Land. Es ist wohl das das spezielle Schicksal der Deutschen.

  14. Trotz des Angriffskriegs bin ich immer noch nicht bereit, die russische Kultur in Bausch und Bogen zu dämonisieren. Etwa so, als hätte man ab 1939 die deutsche Kultur nicht pauschal verteufeln wollen (Der Theologe Karl Barth etwa) oder gar als außer-europäisch hinstellen wollen.
    Mit Russland verbindet mich immer noch mehr, als z.B. mit der Türkei.
    Im übrigen arbeitet der Autor als Berater für die polnische Regierung, somit: cum grano salis!

  15. Dieser Artikel bietete einiges Erhellende zur inneren Verfasstheit, man könnte auch sagen Psychologie, von Putin-Enthusiasten und Putin-Hassern , deshalb lohnt es sich, ihn auch gründlich zu lesen. Da seit Beginn des Krieges viel von Putin die Rede ist, weniger von Russland als Staat und dessen geopolitischen Interesen, die auch vorhanden wären ohne Putin, bietet der russische Präsident natürlich eine Projektionsfläche für vieles, kritiklose Zustimmung als auch Hassausbrüche. Wenn man allerdings die geopolitischen Hintergründe des entstandenen jetzt millitärisch ausgefochtenen Konfliks verstehen will, kommt man um die Lektüre des Klassikers von Zbigniew Brzezinski,“The Grand Chessboard – American Primary and its Geostrategic Imperatives“ nicht herum. Brzezinksi der inzwischen verstorben ist, war außenpolitischer Berater mehrerer amerikanischer Präsidenten und hat dieses Werk bereits 1997 veröffentlicht und darin die Ukraine als „Schlüsselstaat“ bezeichnet. In wessen Einflussspäre dieser Staat liegt, Russland oder der EU/Nato Komplex wird auch Einfluss nehmen auf den gesamten eurasischen Raum einschließlich der Entwicklung in der russischen Förderation.
    Man erkennt ja inzwischen überdeutlich, dass dieser Konflikt und die zuGrunde liegenden europäischen Zerrungen, denn Russland ist ohne Zweifel auch ein europäischer Staat (wenn auch nicht ausschließlich) letzlich nur China und dessen Anspruch auf Wiederherstellung seiner Ansprüche als „Reich der Mitte“ dienen. Verlierer sind sowohl Russland wie auch EU-Europa.

  16. Der Hass auf Putin verbirgt nur schlecht den dahinterliegenden Hass auf den hauseigenen Konservatismus – und den Wunsch, ebenso mit diesem abzurechnen wie bald mit dem russischen Gegner.“
    Mag einen Teil des Phänomens erklären. Der immer leichter und beliebiger zu triggernde Hass in westlichen Gesellschaften auf alles, was sich aufgrund kollektiver moralistischer Selbstermächtigung hierfür gerade anbietet („Putinversteher“, „Coronaleugner“, „Ungeimpfte“, anläßlich illegaler Masseneinwanderung markierte „Menschenfeinde“, „Klimaleugner“, „Rechte“ etc. etc.), weist aber eher darauf hin, dass es im Wesentlichen um die Legitimierung des eigenen Hasses geht. Der Hass sucht sich ein beliebiges Objekt. Das Objekt verursacht ihn aber nicht. Der Westen ist voller Schuldkomplexe und verbietet sich darüber hinaus einen zivilisierten Umgang mit Hassgefühlen. Das macht krank in der Birne…und irrational.
    In den westlichen Gesellschaften hat sich soviel psychischer Sondermüll angesammelt, dass sie an sich selber ersticken werden. Vorher aber drängt es sie nochmal zu einer Katharsis. Noch ein einziges Mal auf der Seite des reinen Guten ihre dunklen Affekte austoben dürfen.
    Die letzten Menschen machen sich dabei natürlich nicht selber die Hände blutig, sie lassen bluten. Und liefern hierfür „schwere Waffen“ an phantasierte weiße Ritter, die gegen den wilden Drachen kämpfen, der eigentlich in den westlichen Seelen selber wütet. Das kann weg.

  17. Bla, bla, bla,…. wie jamn man so viel Geschreibsel um ganz einfache Sachverhalte machen.
    Ich verstehe Putin und verstehe ihn nicht.
    Die Frage ust doch, wie würde ich handeln, wenn ich Putin wäre?
    Er ist ein narzist und wurde gedemütigt.
    Nun will er sich rächen. Was ist daran eigentlich nicht zu verstehen? Das man es nicht billigt , ist doch eine ganz andere Sache.
    Idass es seinen Untergang bedeutet oder bedeuten kann, inwieweit kalkuliert das ein ? Das verstehe ich nicht. Und das man das sterben der Menschen verhindern sollte wäre mein oberstes Ziel.
    Das die Russen eine fremde Kultur sein sollen stimmt und stimmt nicht. Natürlich sind sie anders als wir. Aber doch nicht so anders , dass man sich nicht verstehen könnte.

  18. So ist es, womit aber zugleich das Problem beschrieben ist, dass es zur Renaissance zumindest auch einer bestimmten Anzahl von Traegern und Unterstützern der Wende bedarf, gewisser gesellschaftlicher Bedinfungen, die inzwischen doch ziemlich marginalisiert sind und zwischen den zutreffend beschriebenen Seiten zerrieben werden, natuerlich, weil sie sich zerreißen lassen. Es fehlt an einer hinreichenden Zahl von Typen, die das, was der Autor (und auch ich) nicht nur fuer wünschenswert, sondern unabdingbar halten, realisieren. In der Politik finden sich diese nur in einer Partei, zu der bekanntlich auch die vermeintlich Liberalkonservativen“ ihre Distanz betonen, Programm hin oder her. Sie verharren lieber bei der CDU, Ausfall hin oder her. In der Gesellschaft ist es eine einzige Minderheit, die mit ihrem Programm bestenfalls auf Desinteresse, eher auf Ablehnung stoßen wuerde. Die Verfasstheit der Mehrheit gibt nichts dafuer her, was fuer die unabdingbare Wende sprechen wuerde. Sie begreift nicht, auch weil sie es nicht will, was sie mit der Wahl des Kartells anrichtet, auch weil sie die Ziele des Kartells leugnet oder verdrängt. Der Begriff „Zukunftsmusik“ ist nur dann richtig gewaehlt, wenn wir in längeren oder sehr langen Zeiträumen rechnen, wenn ueberhaupt. Es kann aber auch in einen Zustand münden, den sich selbst die groessten Dystopiker nicht vorstellen konnten. Aktuell spricht mehr dafuer, denn Heilung ist nicht in Sicht.

  19. Es gibt weder Putinophilie noch Russophobie. Es gibt Fakten. Fakt ist, niemand kann RU mehr trauen. 2008 wurde Georgien überfallen, 2014 Krim und Donbass. Der Westen unternahm nichts, hat sich das alles gefallen lassen, dem lieben Frieden und Handel zuliebe. Wirtschaft stand im Vordergrund. RU konnte tun, was es wollte. Aber auch das reichte RU nicht. RU will die ganze UA. Und auch das wird RU nicht reichen. RU ist gierig. RU will immer mehr. Belarus, die baltischen Staaten, Moldawien, Georgien, Kasachstan, RU wird immer weiter machen. Solange es das kann. RU wird niemals starke Länder angreifen, die USA, China. RU greift nur schwache bzw. vermeintlich schwache Länder an. Also müssen wir alle stark werden. Ganz Europa muss stark werden. Die NATO wird bis 2030 so aufrüsten, dass RU die Lust am Krieg vergeht. Modernste Atomwaffen müssen in ausreichender Stärke nach Europa und dazu beste konventionelle Waffen. RU macht keinen Atomkrieg, denn den kann es selbst nicht überleben. Russland Führung aber besteht aus lupenreinen Imperialisten. Ziel Putins ist ein russisches Imperium, im Zweifel bis Lissabon. Putins Schriften und Reden sind eindeutig. Er träumt von imperialer Größe. Allein unsere Stärke zerstört seinen Traum. Finnland und Schweden wollen aus Angst in die NATO. Beide verfügen über ordentliche Rüstungsindustrie. Es ist gut, beide Staaten bald schon dabeizuhaben. Mit Russenhass hat das alles nichts zu tun. Es hat mit Selbstschutz zu tun, mit Abschreckung gegenüber einem aggressiven, imperialistischen, bösen Nachbarn.

    • Russland ist eben in guter Gesellschaft mit den USA und China.
      Nur Europa weiß nicht, wozu es da ist.

  20. Fazit: Hass ist kein guter Ratgeber. Die Wahrheit liegt immer in der Mitte und letztendlich sollte man genau schauen, wer wirklich Freund und Feind ist.
    Ich bin absolut derselben Meinung wie der Autor: Europa muss sich von den USA emanzipieren und sich auf auf eigene Interessen konzentrieren.

  21. Die internationale gesellschaftliche Lage ist komplex. Ein Krieg, wie aktuell in der Ukraine, macht es noch anspruchsvoller.
    Der Artikel des Herrn Prof. Engels spannt ein weites Feld auf, was vermutlich analytisch und aus Gesamtsicht richtig ist.
    Ich frage mich einfach, wie es nun weitergehen kann?! Die Positionen, auch die extremen, sind bezogen. Nicht nur die militärische, sondern auch die wirtschaftliche und verbale Auseinandersetzung wird zunehmend aggressiv. Man muss ja nur mal die Beiträge und Kommentare auf diesem Forum mit ihren Likes und Dislikes ansehen…
    Fakt ist, dass Menschen beider Länder sterben, davon sehr viele unschuldige Zivilisten, aber auch viele Soldaten. Das ist entsetzlich!
    Als ‚alter weißer Mann‘ mit Deutscher Staatsbürgerschaft, der die ganze Welt über viele Jahre gesehen und ‚bearbeitet’ hat, wünsche ich mir Dialog und Entgegenkommen.
    Ja, ich habe die ‚Russische Seele‘ und deren Sicht auf ‚die Dinge‘ kennengelernt. Live und mehrfach! Das muss man berücksichtigen.
    Und ja, ich habe die ‚Ukrainische Seele‘ und ihre Werte kennengelernt. Ebenfalls live und mehrfach! Ich habe Bekannte, Geschäftspartner und Freunde in beiden Ländern. Und das auf vielen Ebenen. Und jetzt?
    Wenn man die totale Katastrophe für Alle verhindern will, muss man mutig sein. Das ist mein Aufruf an Alle. Sprecht miteinander und versucht, die Anderen zu verstehen, selbst wenn es unmöglich erscheinen mag.
    Was wäre die Alternative?

  22. Ich verstehe Putin nicht (wer kann von sich behaupten, ihn zu verstehen) und verurteile den Krieg. Ich lese gerade Gogols „Tote Seelen“ und liebe russische Autoren. Ich genieße Tschaikowsky, Schostakowitsch und andere. Trinke russischen Tee, esse Piroggen und gönne mir einen Wodka. Ich mag die Russen und ihre Kultur im Gegensatz zu den mir aufgedrängten regeN oder Arabern.
    Und ich hasse die nach Corona nächste Spalterwelle.

  23. Ich bin ja ganz bei Ihnen Herr Engels, aber welche Rolle spielen die US-Amerikaner in Ihrer Ausführung? inklusive Polen(ich nehme an Sie sind Pole, schön, aber…) als neuer Brückenkopf der US-Amerikanischen und Britischen Interessen an Deutschlands Regierung vorbei, teilweise verständlich bei dem linken irrationalen Treiben, aber auch die politische Opposition in Deutschland wurde von außen geschwächt/ignoriert.
    Insbesondere das Treiben der US-Amerikaner wird seit wenigen Wochen geschickt ausgelassen, ein Schelm wer böses dabei denkt.
    Erst zündeln, dann aus der Ferne zuschauen was passiert, und später so tun als hätte man nie mit der Spaltung und Schwächung Europas zu tun gehabt.
    Sprich: Es waren NICHT nur Schröder, Merkel und Konsorten die den derzeitgen Zustand zu verantworten haben.
    Die US-Amerikaner betreiben seit Jahr und Tag Spaltung im Sinne Teile und Herrsche.
    Und nur weil Sie von den US-Amerikanern und Briten gerade besonders hofiert werden heißt das nicht das Ihre Position irgendwie besser oder richtiger ist.
    Wobei richtiger als die der Deutschen linksgrünen Mainstreampolitik allemal, aber das ist natürlich ein leichtes.

    Davon ab, ist das auf dem Bild ein False-Flag oder ein True-Flag Asiate(Chinese?) der die Russen von uns distanzieren und in die Hände Chinas treiben soll?

  24. „Es bestehen gute Gründe, die russische Welt als eine der abendländisch völlig fremde Kultur zu betrachten“. – ? Da spricht ein Althistoriker und hat doch, trotz redlichem Bemühen, nichts von unserer europäischen Kultur in ihrer Vielfalt begriffen. Russland gehört selbstverständlich zu unserem europäischen Kulturraum. Völlig unabhängig von Putin und Selenskij. Europa spricht selten mit einer einheitlichen Sprache. Unsere ständigen Auseinandersetzungen um den besseren Weg gehören dazu. Was wir lernen müssen ist, nicht alle Auseinandersetzungen militärisch auszutragen, wenn wir überleben wollen. Streitkultur, Diskussionskultur sind in Deutschland auch selten erwünscht. Aber nicht nur bei uns dringend notwendig.

  25. Da das Gegenteil von Hass für die meisten wohl Liebe sein dürfte, verstehe ich nicht, warum der Autor diejenigen in den gleichen Topf wie die Hasser wirft, welche Russland lediglich versuchen, zu verstehen. Als jemand, der sich zu DDR Zeiten erfolgreich gegen die Zwangsmitgliedschaft in der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (DSF) gewehrt hat, würde ich schon für mich reglementieren, daß ich mich bemühe ein „objektives Verständnis der russischen Motivationen“ zu entwickeln. Und wenn ich da immer und immer wieder auf die Machtansprüche der anglo-amerikanischen Interessengruppen stoße, welche in Russland auf den Widerstand bezüglich territorialer Einflußsphären treffen und ich diese, samt den installierten korrupten Marionetten in heiklen instabilen Regionen, verurteile. Ja dann treiben mich nach der Lesart offenbar auch die gleichen ungesunden Motive wie diejenigen, welche aus Hass auf Rußland und alles Russische quasi die nationale Selbstzerstörung des eigenen Landes und seiner Bevölkerung fordern.

    • „…warum der Autor diejenigen in den gleichen Topf wie die Hasser wirft, welche Russland lediglich versuchen, zu verstehen“
      Das tut der Autor gerade nicht. Bitte noch mal genau lesen.

  26. Es gibt keine Europa. Es gibt nur einzelne Staaten. Und bei jedem ist es anders.
    Die baltischen Staaten kann ich verstehen. An dem Tag, an dem sich die USA aus Europa zurückziehen, sind sie wieder russisch.
    Polen hat eine lange, tiefe und befriedigende Hassbeziehung zu Russland. Und die wird es geben, solange es noch Polen und Russen gibt.
    Bei Tschechen und Slowaken ist es schon ein wenig irrational. Natürlich gab es verschiedene „Ereignisse“ in der eigenen Geschichte. Trotzdem. Ein Teil Russlands werden sie nie. Nur maximal wieder Satellitenstaaten, wenn es ganz ganz schlecht läuft.
    Ungarn unter Orban hat die deutlich rationalste Herangehensweise. Jede Großmacht kann zum Monster werden, wenn es keine andere Macht gibt, die ihre Macht in Grenzen hält. Aus der Sicht einer Ameise gibt es keine gute und böse Elefanten. Es gibt nur Elefanten, die alle gefährlich sind.

  27. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Medien solche Dinge über die kranken Taten der USA geschrieben haben.

    • Gähn. Reflexhafter Wahtaboutism. Haben Sie den Text gelesen? Es geht weder um Rußland noch das böse Amerika. Sondern um uns.

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