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Kriegsfolgen für die deutsche Wirtschaft

Deutsche Autobauer verlassen den russischen Markt

von Redaktion

04.03.2022

| Lesedauer: 2 Minuten
Die deutschen Autokonzerne legen ihre Investitionen und auch die eigene Produktion in Russland auf Eis. Andere europäische Autobauer tun dasselbe.

Die von Bundeskanzler Olaf Scholz eingeläutete Zeitenwende im Gefolge des russischen Überfalls auf die Ukraine samt den von der EU und den Nato-Staaten eingeleiteten Wirtschaftssanktionen gegen Russland, zeigen schon jetzt einschneidende Veränderungen der Russland-Strategie deutscher und anderer westlicher Unternehmen. Vor allen die Autobauer ziehen harte Konsequenzen und legen ihre Investitionen und Produktionsstandorte im Reiche Wladimir Putins still. Volkswagen, BMW und Mercedes wollen in Russland nicht mehr produzieren und keine Fahrzeuge mehr liefern.

Dabei hatte Mercedes erst im Jahr 2019 ein neues Werk in Russland eröffnet. Audi teilte mit, die Auslieferung von Importwagen zu stoppen. „Die Volkswagen Group Rus hat die Auslieferung von Fahrzeugen an Händler ihrer Marken bis auf Weiteres temporär ausgesetzt“, erklärte ein VW-Sprecher gegenüber der Automobilwoche. Auch MAN hat die Lieferung von Lastwagen und Ersatzteilen nach Russland und Belarus gestoppt. Der britische Autohersteller Jaguar Land Rover setzt seine Verkäufe nach Russland ebenfalls wegen des Krieges aus.

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Der Lastwagenbauer Daimler Truck hat alle geschäftlichen Aktivitäten in Russland vorerst eingestellt. „Wir stehen als Unternehmen für eine friedliche globale Zusammenarbeit und lehnen jede Form vom militärischer Gewalt kategorisch ab“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Das Handelsblatt hatte Anfang dieser Woche berichtet, dass Daimler Truck die Kooperation mit dem russischen Panzerwagenhersteller Kamaz gestoppt hat.

Auch der schwedische Nutzfahrzeughersteller Volvo hat die Produktion in seiner Fabrik im russischen Kaluga und den Verkauf in Russland vorübergehend eingestellt. In der Fabrik südlich von Moskau arbeiten 700 Mitarbeiter. Mit Verkauf, Wartung und Reparatur seien in Russland weitere 600 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt mache der Umsatz in Russland und der Ukraine 3,5 Prozent des Gesamtnettoumsatzes der Unternehmensgruppe aus, sagte ein Volvo-Sprecher.

Nach VDA-Präsidentin Hildegard Müller ist noch unklar, welche längerfristigen Folgen der Ukraine-Krieg für die Autobranche haben wird. Die Unternehmen unterhalten nach Müllers Angaben 49 Fertigungsstandorte von Zulieferern und Herstellern in Russland und der Ukraine. Im vergangenen Jahr haben nach Verbandsangaben die deutschen Hersteller knapp 40 000 Fahrzeuge nach Russland und in die Ukraine exportiert, das waren 1,7 Prozent aller aus Deutschland ausgeführten Autos.

Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, sagte der „Automobilwoche“: „Sicher ist, alle Investments in Russland stehen zur Disposition.“

Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, sagte der Automobilwoche: „Sicher ist, alle Investments in Russland stehen zur Disposition.“


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6 Kommentare

  1. Was sollen die deutschen Autobauer auch machen? Wenn sie bleiben, wird man sie in Amerika wieder auf Milliarden von Dollar verklagen. Wir sind den Cowboys doch ausgeliefert.

  2. Nun dann kann man in Russland schon anfangen die Maschinen alle abbauen, aufladen und ab geht die Fahrt nach Westen. Abbauen geht immer schnell, da muss ja nichts zur Funktion gebracht werden.
    Wenn in der Ukraine der Krieg vorbei ist, dass Land besetzt, wird man gucken müssen was noch steht, den Rest als Verlust abschreiben.

  3. Zitat: „Die (………..) Wirtschaftssanktionen gegen Russland, zeigen schon jetzt einschneidende Veränderungen der Russland-Strategie deutscher und anderer westlicher Unternehmen“

    > WOZU ich bislang noch kein Wort geschweige dann eine Debatte gehört habe und was mich brennend interessieren würde:

    Ausgehend davon, daß Putin-Rußland für lange Zeit in der Ukraine bleiben wird und dort dann natürlich auch eine Marionetten-Regierung installieren wird, vermisse ich auch mal Gespräche darüber, was sich die/unsere Politik mit Blick in die Zukunft vorstellt, WIE LANGE es mit den Sanktionen gegen Rußland weiter gehen wird/soll wenn Putin die Ukraine so oder so besetzt und unter seiner Knute hält??

    ODER etwas anders gefragt: WIE LAMGR hält Deutschland, der EUropäische Westen und die USA die Sanktionen vom vor allem Banken-Ausschluß bis zu den Wirtschaftssanktionen aufrecht wenn Putin -wovon man wohl ausgehen kann- in 2, 5 oder 15+ Jahre die Uraine immer noch besetzt und unter seiner Knechtschaft hält?? WANN und BEI WELCHEM Land bröckeln wohl die ersten so großen Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine? Schon nach nur einem Jahr oder doch erst nach 5 oder 10 Jahre?

    Vielleicht ist dies ja auch mal ein Thema für den TE-Talk am Donnerstag?

  4. Dann übernehmen halt die Chinesen. Die wichtigsten bevölkerungsreichen Länder der Welt beteiligen sich nicht an den Sanktionen. Die Umleitung der Ressourcen Russlands in diese Länder wird uns langfristig mehr treffen, als die Russen. Klar ist ein iPad cooler. Aber die chinesischen sind deutlich billiger.
    Nein damit entschuldige ich nicht den russischen Überfall. Aber ich denke, es wird Zeit zur erkennen, dass sich die Weltordnung verschiebt und dieser Krieg wird diese Entwicklung deutlich beschleunigen.
    Der Westen hätte Wege finden müssen, Russland an sich zu binden. Stattdessen wurde ein anderes korruptes Land hofiert und in Frontstellung gegen Russland gebracht. Und nun haben wir das Ergebnis und das ist in jeder Beziehung schlecht.

    • Fehleinschätzung. Der Russe steht auf Statussymbole. Der will keinen SUV von Dongfeng, sondern die fette Karre von BMW oder Mercedes. Und auch wenn es noch so billig ist, wird er kein Smartphone von Huawei wollen, sondern das Original von Apple. Wenn er es in Russland nicht mehr regulär erwerben kann, dann kauft er es im Urlaub in den Emiraten oder auf dem Schwarzmarkt. Auf jeden Fall wird er mit seinem schwachen Rubel kräftig draufzahlen müssen, bis ihm irgendwann ein Licht aufgeht, wem er das zu verdanken hat. Und genau darum geht es bei den Sanktionen.

      • Möglicherweise, möglicherweise auch nicht. Wenn man sich aber die Weltkarte anschaut und sich markiert, welche Länder sich nicht an den Sanktionen beteiligen, wird sichtbar, dass praktisch alle bevölkerungsreichen und besonders rohstoffhungrigen Länder sich nicht gegen Russland stellen. Was ist, wenn Putin und Xi sich Anfang Februar letztlich darauf geeinigt haben, ihren Schwerpunkt nach Asien und in den Süden (Afrika, Südamerika) zu legen und den klassischen Westen weniger zu gewichten? Dann bekommt das scheinbar irrationale Verhalten Putins auf einmal wieder einen Sinn. Er weiß, dass Europa noch einige Jahre auf ihn angewiesen ist. Und er weiß auch, das danach Ersatz da stehen wird. Es mögen ja weit über 100 Länder gegen Russland in der UN gestimmt haben, aber was sagt diese Zahl wirklich aus?
        Ich habe direkt nach dem Überfall gedacht, damit ist Putin erledigt. Mittlerweile habe ich das Gefühl, er hat das viel besser strategisch abgesichert, als wir denken.

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