Was kaum einer mehr für möglich gehalten hat, ist Wirklichkeit geworden: Der Krieg ist zurück in Europa – und ein neuer kalter Krieg bahnt sich an. Täglich erreichen uns Bilder aus der Ukraine, die entsetzliches Leid zeigen, die Rücksichtslosigkeit der russischen Invasoren und den Mut des ukrainischen Volkes.
Trotz des Grauens müssen wir einen klaren Kopf behalten – mit diesem Anspruch entstand die heutige Ausgabe der Talkshow Tichys Ausblick. Ausgewiesene Fachleute analysieren die militärische Situation vor Ort und schauen, wie es nun weitergehen kann.
Ralph Thiele ist Oberst a.D. der Bundeswehr und hatte Schlüsselpositionen beim Nato-Oberbefehlshaber und im deutschen Verteidigungsministerium inne, bevor er Präsident von EuroDefense Deutschland und Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft zu Berlin wurde – er gibt einen Überblick über die militärische Lage in der Ukraine und darüber, was vom weiteren Kriegsverlauf zu erwarten ist.
Auch August Hanning hat einen klaren Blick auf die weitere Entwicklung des Krieges; er war von 1998 bis 2005 Präsident des Bundesnachrichtendienstes und anschließend Staatssekretär im Bundesinnenministerium.
Aus Budapest zugeschaltet ist Boris Kálnoky, er ist Leiter der Media School des Mathias Corvinus Collegium, davor war er lange Jahre als Korrespondent für verschiedene deutsche Medien tätig, zuletzt für Die Welt – bei Tichys Ausblick erklärt er die osteuropäische Perspektive auf den Konflikt und die viel diskutierte Haltung Ungarns.
Einigkeit besteht in der Runde zunächst über den gegenwärtigen Verlauf des Krieges. August Hanning analysiert, dass Putins Ursprungsplan nicht realisiert werden konnte. Ralph Thiele meint, Putin habe erwartet, „mit Blumensträußen“ empfangen zu werden. Auch die Wirtschaftssanktionen aus dem Westen habe Putin so nicht erwartet, meint Hanning.
Dennoch ist er nicht optimistisch: Hanning erwartet, dass Putin seinen Plan mit aller erforderlichen Gewalt durchsetzen wird. Zu vermuten sei, dass die Innenstädte mit Artillerie beschossen werden und sich dann ein brutaler Häuserkampf anbahne. „Die russische Kriegsführung nimmt vermutlich wenig Rücksicht auf die Belange der Zivilbevölkerung“, so Hanning. Der Widerstand der Zivilbevölkerung mit Molotowcocktails könne zum Vorwand für Putin werden, den Häuserkampf mit schweren Waffen und ohne Rücksicht auf die Bevölkerung zu führen.
Ralph Thiele zeigt, dass die Zunahme von zivilen Toten auch durch militärtechnische Begebenheiten bedingt wird – Russland gehen die Präzisionswaffen aus. Jetzt komme eine Form der konventionellen Kriegsführung mit massiven zivilen Schäden.
Moderator Roland Tichy fragt, ob der Krieg eigentlich nur zwei Ergebnisse haben könne: totale Zerstörung oder totale Unterwerfung. Thiele glaubt, dass Putin das Land zwar zunächst mit der nötigen Entschlossenheit erobern werde, der Kampf dann aber weitergehe. Ähnlich wie in Afghanistan könnte die entschlossene ukrainische Bevölkerung zu einem Guerillakrieg übergehen. Auch Hanning hält einen solchen Ausgang für realistisch. Hanning erinnert an den ukrainischen Partisanenkampf gegen die Sowjetunion bis in die 1950er Jahre hinein – es gebe hier eine gewisse „Tradition der Partisanenkriege“.
Trotz dieser Lage verweigert Ungarn aktuell europäische Waffenlieferungen an die Ukraine. Boris Kálnoky führt die zurückhaltende Rolle Ungarns auf eine andere Perspektive auf die Situation zurück – einer „realistischeren Sichtweise auf die Ereignisse“. Kálnoky sagt: „Eingangs wurde erwähnt, dass die westliche Gesellschaft es gar nicht mehr für möglich hielt, dass es Krieg überhaupt noch geben könne. Das ist in Ungarn nicht so.“ Der Jugoslawienkrieg sei noch im Gedächtnis, genauso wie das Wissen, dass man russische Panzer sehr ernst nehmen müsste. Und vom Westen werde man im Ernstfall ohnehin im Stich gelassen – das habe sich 1956 beim ungarischen Volksaufstand erwiesen. So seien die „nüchternen, vorsichtigen Reaktionen Viktor Orbáns“ zu verstehen.
Die Diskussion schaut zunächst nach vorne und dann noch einmal zurück. Hanning sieht eine „Neuauflage des kalten Krieges“. Thiele rät dazu, den Fokus darauf zu legen, eine weitere Eskalation zu verhindern. Auch in Zukunft werde man mit Russland auskommen müssen, dafür müsse man mindestens im Gespräch bleiben. Auch die Fehler des Westens bleiben nicht unausgesprochen – Hanning analysiert, Deutschland habe sich „fahrlässig auf eine Abhängigkeit von Russland eingelassen“, aus dieser Situation müsse man sich befreien.
Bei aller Analyse der geostrategischen Begebenheiten darf aber eines nicht zu kurz kommen: Gekämpft, zerstört, getötet wird in der Ukraine. Hanning erinnert daran, dass Russland nicht zum ersten Mal unerträgliches Leid über das Land bringt und spricht über den Holodomor, Stalins genozidal angelegte und gezielt erzeugte Hungersnot in der Ukraine. Putins Lüge von der „Faschistenclique“ in Kiew widerlegt er schon mit der Tatsache, dass die Ukraine von einem jüdischen Staatschef regiert wird.
Es sind düstere Aussichten, die sich abzeichnen. Moderator Roland Tichy fasst die Lage mit diesem Bild zusammen: „Wir sitzen auf den Rängen einer römischen Arena und können nur zuschauen, wie Russland ein unvorstellbares Blutbad in der Ukraine anrichtet.“
Es bringt nichts, die Realität schönzureden. Tichys Ausblick bringt sie heute Abend auf den neuesten Stand.
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Ein neuer kalter Krieg bahnt sich an??? Der kalte Krieg hat nie aufgehört!!! Es wurden nur neue Etiketten verwendet.
Dass Oligarchen im Westen ein Teil ihrer Luxusvermőgen eingefroren oder gar konfisziert wurde, lősste bei vielen „normalen“ Russen bestimmte schadensfreude.
Was sagen eigentlich die Grünen zum CO2-Ausstoß der Schweröl befeuerten Dampfer, die das umweltschädlich gewonnene Fracking-Gas aus den USA über den Atlantik schippern?
Was wäre, wenn die Ukraine sofort aufgegeben hätte? Es hätte keine Toten und keine Zerstörung gegeben und Putin wird dieses Jahr 70 und wird nicht ewig an der Macht bleiben. Mit guter wirtschaftlicher Zusammenarbeit, sowohl mit der Ukraine als auch mit Russland, wäre der Lebensstandard überall gestiegen. Und eine freiheitliche Gesinnung der Bevölkerungen hätte auch wenigstens kleine, aber wachsende Freiheiten zustande gebracht.
Herr Tichy, natürlich ist es ein verführerischer Gedanke zu hoffen, dass Unterdrückung wie „1956“ nicht mehr funktioniert.
Immer diese Einleitungen: Die Einen, die „dem Krieg Einhalt gebieten wollen“ gegen die Anderen, die Putinisten. Dieses Aufbauen von Gut und Böse ist einfach nicht der Punkt. Sie können ja gerne „Putinisten“ Propaganda nachweisen oder ad absurdum führen. Aber die Emotionen zu bespielen ist wenig hilfreich.
Glücklicherweise sehen die Gesprächspartner zu, ihre Einschätzungen nüchtern zu halten.
Im Grunde ist es nicht mehr hilfreich, über die verschüttete Milch zu reden. Putin ist wie er ist. Politik muss Wege finden, mit solchen Machthabern umzugehen. Frieden zu sichern, ist gescheitert.
Anscheinend haben die westlichen Staaten auch keine Pläne in der Schublade, um diesem Krieg nicht militärisch schnell und geschlossen entgegenzutreten.
Ich denke auch, Putin wird jetzt mit Grausamkeit zeigen, was geschieht, wenn Russland von Westen nicht ernst genommen wird. Auch im Sinn von zulassen, dass der andere das Gesicht wahren kann.
Das war eine wirklich sehr spannende und für mich hilfreiche Runde, die dort diskutierte. Vielen Dank dafür und bitte, bitte mehr davon! Ich habe mir die Sendung mittlerweile dreimal angeschaut. Sie hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Ich frage mich, ob es nicht an der Zeit wäre, mit dem alten Blockdenken zu brechen und neue Wege zu versuchen, die in die Zukunft weisen, statt immer nur böse, alte, dunkle und völlig ausgelatschte Pfade zu beschreiten, die uns immer in Abhängigkeit des einen oder anderen Blockes halten. Es sitzen drei Parteien am Tisch: Europa, Russland und die USA. Aber es wird ständig so getan, als wären es zwei Blöcke: der Westen und der Ostblock. Aber so ist die Welt nicht mehr. Sie hat sich weiterentwickelt. Mit Mauerfall hat eine Entwicklung eingesetzt an deren Ende auch das Ende des alten Blockdenkens stehen muß. Ich finde, wir müssen uns freischwimmen und von den USA als auch von Russland emanzipieren. Denn wer zwischen zwei Stühlen sitzt, der kann nur in der Mitte durchfallen. Er paßt weder auf die eine, noch auf die andere Seite. Biden in den USA und Putin in Russland versuchen eine alte Welt wieder auferstehen zu lassen. Aber wir Europäer wollen diese alte, zerstrittene Welt nicht mehr. Wir wollen uns nicht für eine der beiden Seiten entscheiden müssen. Wir müssen unseren eigenen Weg gehen. Die Nato verdammt uns zu einem Vasallendasein in dem die USA den Ton angeben und uns dazu benutzen ihre Interessen zu verteidigen. Aber das sind nicht unsere Interessen. Warum sollen wir z.B. den letzten Ölschlämme aus USA teuer einkaufen müssen, wenn Energiereserven ohne Ende in unserer Nachbarschaft liegen? Nur weil im Kreml ein irrer Diktator sein Unwesen treibt, während das russische Volk ebenso wir wir von lohnenden Handelsbeziehungen träumt und auch immer mal wieder daran arbeitet? Solange bis irgendein wildgewordener Cowboy oder finsterer KGB-Mann mit dem Finger schnippt? Ein Blick auf die Landkarte zeigt, wie eine friedliche, geordnete Zukunft aussehen kann: hier der große eurasische Kontinent und dort das riesige Amerika. Dazwischen der Altantik, der uns auseinander schiebt. Aber auf der anderen Seite der Pazifik, der uns wieder aufeinander zu treibt. Denn da gibt es ja auch noch China, dessen Wohlstand davon abhängt, ob es genug zahungskräftige Kunden für seine gigantische Produktvielfalt findet. Putin schadet der russischen Wirtschaft mit seinem Rückfall in die Zeiten des kalten Krieges und die USA schaden uns mit demselben Spiel. Es wird unsere Aufgabe sein, den beiden Kontrahenten klarzumachen, dass neue, ganz andere Zeiten angebrochen sind. Die Ost-West-Weltsicht ist ebenso überholt wie die Entente oder der Völkerbund.
Wir sollten diesen Konflikt nutzen um uns freizuschwimmen aus den widerstreitenden Interessen von Russland und den USA. Wir müssen unseren eigenen Weg gehen.
Und wenn Putin oder Biden Atombomben brauchen um uns in Ruhe zu lassen, na gut, die Franzosen haben schon einen ersten Satz. Wir könnten endlich mal was dazu beisteuern. Und warum auch nicht? Die Kunst der Abschreckung beherrscht selbst der zarteste Schmetterling.
Unendlich grauenvoll für die Bevölkerung, wenn es der eigenen Regierung nicht gelingt, Krieg zu verhindern. Oder zu verhindern, dass das eigene Land zum Spielball wird.
In der Ukraine werden Tausende totgeschossen; in Berlin rennen Tausende in die wiedereröffneten Bars und Clubs, um sich zu amüsieren! Welche Logik steckt dahinter? Ein bisschen Spaß fehlt wohl nie, wenn woanders der Krieg tobt!
Was heute schon fast vergessen ist , gegen Stalin führte die Ukraine ab Kriegsende 1945 schon einen Partisanen Krieg . Beendet wurde er mit Stalins Tod und Chruschtschow , der selber aus der Ukraine stammte und die Grenzen des Landes nach Osten erweiterte . Auch die Krim kam erst da zur Ukraine !
Ganz tolle und sehr informative Diskussion. Vielen Dank !!!!!
Danke für das interessante Gespräch. Trotz allem möchte ich die Hoffnung aufrechterhalten, dass Putin in 3-6 Monaten gestürzt wird. Ein Großteil der Russen, und der Elite ganz besonders (zurück bis Gorbatschow und Solschenizyn) die immer gedacht haben, dass die Ukraine eine durch ein Unglück der post-sowjetischen Geschichte abtrünnig wurde, wissen bereits, dass die Ukraine durch Putin’s Krieg noch viel mehr verloren ist als je zuvor. Wer auch immer geträumt haben mag, dass man die Ukraine “ heim ins Reich“ holen könnte, sieht seinen Traum zerplatzt, zerschossen und im Blut und Leid von Millionen Ukrainern ertränkt. Das wäre die vaterländische Ebene, der auch ein guter Teil der Militärführung anhängen könnte. Aus Wissenschaft und Kultur in Russland hört man auch schon Stimmen, die sich gegen den Krieg aussprechen. In der Wirtschaft haben die großen Kreml-nahen Wirtschaftsführer und die Oligarchen das Wort. Die US-Bank, JPMorgan, hat schon geschätzt, dass das russische GDP um ca. 1/3 einbrechen könnte. Je langer der Krieg dauert, desto mehr. Bis zum Ende der Auseinandersetzung, und einem plausiblen Neuanfang, gibt es wirtschaftlich nicht einmal ein Licht am Ende des Tunnels. Alle nehmen an, dass Putin nicht aufgeben wird. Eine neue Seite könnte nur aufgeschlagen werden, wenn man mit einer neuen Kreml-Führung an den Tisch geht. In 3-6 Monaten wird auch der Westen mürber sein als heute, weil wir viel besser sehen, was uns das alles kostet. Rezession ab Sommer 2022 nicht ausgeschlossen. Die Ukraine wird sich irgendwie neutralisieren müssen, damit die Russen abziehen. Es kann natürlich alles ganz anders kommen, aber es würde noch schlimmer sein als es mit dem Szenario, Putin-Sturz in 3-6 Monaten, wäre.
War alles richtig und gut. Die Sachverhalte wurden richtig um und beschrieben, ebenso die grausamen Belastungen für die Zivilbevölkerung. Kriege sind immer Verbrechen. Wenn sie aber stattfinden wäre es angebracht die Verursacher zu benennen und deren Motivation. Daran fehlte es in dieser Diskussion leider. Die Kenner (Experten) haben alles nachvollziehbar beschrieben. Es gibt aber auch andere Kenner (Experten) die etwas tiefer gehen in ihrer Analyse und zu Erkenntnissen kommen die diesen etwas einfachen (wenn momentan auch zutreffenden) Begründungen widersprechen. Wenn man sich mit der „Heartland-Theorie von Sir Halford Mackinder“ beschäftigt erkennt man sehr schnell was vor den Toren Rußlands schief läuft und dies schon seit Jahren. Die Ukraine als „souveränen Staat“ zu bezeichen ist schon sehr abenteuerlich. Formal mag dies stimmen, faktisch völliger Wunsch. Die momentane, für die Zivilbevölkerung menschenverachtende Entwicklung müssen sich andere Kriegstreiber zurechnen lassen. Es sind diejenigen die sich solche Expansionspläne ausdenken. Man sollte sie für die von ihnen ausgedachten Brutalitäten zur Verantwortung ziehen. Damit meine ich die Neocons in den Staaten. Sie haben alles erreicht was sie sich vorgenommen haben. Das dreckige fracking Gas hat nun seinen Absatzmarkt gefunden, die Investitionen in Rüstung ist sichergestellt, die entsprechenden Lakaien wurden an den Schaltstellen der macht installiert, die Umweltschutz und Friedenspartei sitzt mit an der Regierung, in den failed state wie der Ukraine hat man das Sagen….. Es läuft alles nach Plan. Jeder, der sich diesen Expansionsplänen widersetzt ist ein Verbrecher. Orwellsches Neusprech. Ein Oberstleutnant a.D. hat auf diese Zusammenhänge aufmerksam gemacht. Solche Leute bekommen in unseren Qualitätsmedien, aus welchen Gründen auch immer, keine Stimme. Den Leuten soll das Hirn vernebelt werden. Gestern im Talk im Hangar 7 konnte man erleben wie jemand nieder gemacht wird der es wagt auf Kriegsverbrechen unserer Freunde hinzuweisen. Unser Wachstumswahn ohne Rohstoffe ist genau so eine gedankliche Totgeburt wie ein rohstoffreiches Land ohne Absatzmarkt für seine Rohstoffe. Jeder kann sich jetzt selbst überlegen wer sein Problem wohl eher lösen wird. Herr Xi aus dem Fernen Osten ist ein kühler Rechner. Wir sollten aufhören uns benutzen zu lassen. Es reicht schon wenn Teile unserer politischen Elite dies tun.
Gut das diesmal Herr Winter dabei war, der den sachlichen Part übernommen hat. Leider konnte auch er nicht Herrn Tichys etwas überzogenen „Kriegsreporterauftritt“ verhindern, man hätte ihm auch weniger dick aufgetragen geglaubt, dass er Krieg schrecklich findet, agiert er doch was den Schrecken im eigenen Land angeht meist sehr viel gelassener.
Die Runde war eher schwach und vor allem einseitig, so wie Herrn Tichys Fragestellungen. Einzig Herr Thiele zeichnete ein etwas differenzierteres Bild der Situation. Die Mär von Putin als Ursache allen Übels, schließlich hat er die Ukraine angegriffen, ist eine Lisschen-Müller-Version der Vorgänge, welche die Intelligenz des Zuschauers auf ähnliche Weise beleidigt wie man es von entsprechenden ÖRR-Formaten kennt. Abgerundet wurde das Ganze durch Herrn Henning der eine Reihe von Offensichtlichkeiten einfach pauschal bestritt um das vorgegebene Narrativ der gewollten Rollenverteilung aufrecht zu erhalten.
Insgesamt war die Diskussion zu sehr auf Krawall gebürstet und zu wenig an realistischen Lösungsansätzen orientiert. Man hätte mehr draus machen können, sehr viel mehr, schade.
Aus ungarischer Perspektive: die Angst ist da. 1954 ist in wacher Erinnerung. Da die Ukraine nicht in der Nato ist, wird denen auch heute nicht geholfen. Wer riskiert schon den WK3. Wie Kalnoky hinwies, auch auf dem Balkan gerät wieder vieles in Bewegung. Polen und Ungarn werden die Helden sein, wie 89. Nur Bärböck und co kapieren wieder zu spät.
Der in der Einleitung wiedergegebene Kommentar des Moderators „Wir sitzen auf den Rängen einer römischen Arena und können nur zuschauen, wie Russland ein unvorstellbares Blutbad in der Ukraine anrichtet“ war für mich Anlass, dieser Sendung ausnahmsweise nicht beizuwohnen, weil mir das schlicht zu reißerisch ist. Eigentlich nicht der Stil von Tichy.
Da werden Menschen getötet und Sie reden von „Lieschen-Müller-Version“.
Dass heute so ein Krieg stattfinden kann ist unerträglich und nicht zu rechtfertigen.
Vorgeschichte hin oder her.
Krieg sollte eigentlich überwunden sein.
Wer den führt, hat sich aus der zivilisierten Gesellschaft selbst ausgeschlossen. Die Befehlsempfänger auch. Die Soldaten werden so wirklich zu Mördern, es sei denn, sie verweigern massenhaft den Gehorsam.
Danke für Ihren aufschlussreichen Kommentar, beschreibt er doch, wenn auch unfreiwillig, genau das Problem, dass man in der westlichen Welt hat und das hier beispielhaft bei Ihnen wie bei Herrn Tichy deutlich wird.
Es ist eine Form von moralischer Überheblichkeit gegenüber anderen Gesellschaften, und ein verantwortungsloser Blick auf diese, wenn man glaubt die eigene Weltsicht als die einzig richtige auf diese übertragen zu können. Man sieht es z.B. an der Illusion, Menschen aus rückständigen Stammesgesellschaften bei uns intergrieren zu wollen, und man sieht es am bevormundenden Umgang mit einer wirtschaftsschwachen Atommacht mit großer Geschichte wie Russland. Bei beiden führt das eigene verantwortungslose und selbstgefällige Handeln in die Katastrophe.
So wie man eine Gruppe junger Araber in einem finsteren Viertel Nachts tunlichst nicht zurechtweisen sollte, sollte man eine hochgerüstete Atommacht wie Russland nicht unnötig immer wieder herausfordern, nur weil man glaubt sich auf der moralisch überlegenen Position zu befinden. Ergebnis ist in beiden Fällen eine bewaffnete Auseinandersetzung. Die Empörung darüber, dass es dann zu dieser gekommen ist, hilft dann wenig, sondern ist lediglich der Beleg für die anhaltende Uneinsichtigkeit bezüglich der eigenen Fehler und das Beharren darauf diese fortzuführen.
Was man nicht sehen will, ist dass man beim einen wie beim anderen Missionierungsversuche in der jeweiligen Form besser unterlassen hätte, damit es nicht zum Konflikt kommt. Man selbst ist eben nicht der Maßstab der Welt und des Guten, auch wenn man es noch so gern hätte und alles doch so schön sein könnte, würden alle nur unseren „richtigen Vorstellungen“ folgen. An dieser Stelle muss sich Herr Tichy, mit seiner Feststellung „Die Welt ist kein Ponyhof“ fragen lassen, warum er so entsetzt ist, wenn sich dieses bewahrheitet. Es ist eben DOCH der Glauben an den eigenen „Ponyhof“ den man auf das Gegenüber projeziert und nicht versteht, das dieses Gegenüber in einem Haibecken lebt. Wer glaubt, mit Haien wie mit einem Pony spielen zu können, wird genau das erleben was jetzt geschehen ist.
Aber anstatt sich einzugestehen das man als Westen und insbesondere als Ukraine einen falschen Umgang mit Russland gepflegt hat, fällt einem nicht besseres ein, als der Versuch jetzt den „Hai“ zumindest medial zur Strecke zu bringen, denn er hat ja „zugebissen“ – welch Wunder!
3 Gäste mit langer Erfahrung, gute Analytiker, offensichtlich gebildet, unaufgeregt: Das ist ein Gewinn.
Der Gedanke daran, dass die Truppe in Berlin, die keine anderen Probleme hat, als darüber zu streiten, ob ein Mann eine Frau ist, über eine funktionsfähige Armee verfügt, macht mir Sorgen. Eine funktionsfähige Armee im Kindergarten ist ein Alptraum.
Natürlich hat die Rußland zumindest den Schießkrieg angefangen und natürlich muss man sich wehren, will nicht verlieren, nichts aufgeben usw. usf., das ist mir alles klar, aber all diese „Argumente“ enden doch, wenn es massiv um Menschen geht.
Also warum zum Teufel erklärt die Ukraine zum Schutz der Bewohner nicht die bedrohtesten und im Grund auch schon verlorenen Städte zu „offenen Städten“?
Weil „Hauptsache irgendwie überleben“ (das Motto des sterbenden Westens) dem Leben jeden Grund nimmt es überhaupt zu führen.
Wobei die Abwägung, was das Leben überhaupt lebenswert macht schon eine höchst verzwickte Frage ist, auf die am Ende jeder für sich selbst eine Antwort finden muss.
……ich höre hier gerade im rahmen einer videokonferenz mit verwandten in deutschlnd tichys ausblick bei über 30 grad und bin entsetzt, höre ich doch gerade mit der ungarischen ausnahme, überwiegend die alten transatlantiker mit den typischen aussagen! rufen Sie doch einfach auf, daß freiwillige aus dem westen unter umständen noch arbeitnehmer von us – privatmilitärfirmen, einfach einmal zur unterstützung der ukraine in die ukraine reisen möchten! die spendenbereitschaft in deutschland ist schließlich höher zu gunsten der ukraine als zugunsten der flutopfer in deutschland! also bitte gut abkühlen! so wie ich hier!
alles gute von den inseln unter dem wind!
Die Ukraine müsste nur ihre Neutralität erklären, dann wäre der Krieg sofort vorbei. Leider wurde zu den Hintergründen und Ursachen des Konfliktes sowie dem russischen/Putins Standpunkt wenig gesagt. Putin geht es nicht um die Eroberung und Annexion der Ukraine, sondern darum, USA, NATO und EU aus der Ukraine rauszuhalten. Die deutschen Waffenlieferungen verschärfen den Konflikt, verlängern den Krieg und bringen uns zudem die Gefahr eines Atomwaffeneinsatzes durch Russland. Außerdem weckt die Kriegsrhetorik in Bundestag und EU-Parlament sowie die Propaganda in den Medien Erinnerungen an die Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Aufrüstung ist nicht die Lösung, sondern ein fairer Ausgleich mit Russland und Rückzug der NATO aus Osteuropa.
Wenn die Ukraine nicht EU-Mitglied werden sollte, könnte man doch immer auf diplomatischem Wege über bestimmte Interessen im Handel z.B. verhandeln. Wenn die EU-Bürger etwas zu melden hätten, wären wir sowieso schon längst zur alten EWG zurückgekehrt.
Was ist den mit den 29 anderen kriegerischen Auseinandersetzungen auf diesem Planeten? Jetzt von Krieg zu sprechen ist blanker Hohn, angesichts der anderen Kriege. Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge und jetzt Lügen sie alle.
Die westlichen Medien betreiben Kiregspropaganda genauso wie die russischen.
Die Ungarn zeigen den Deutschen, was Realismus bedeutet:
weniger Traum. mehr Zupacken bei realer Gefahr
weniger Gender, mehr Familie
weniger Ideologie, mehr Pragmatismus
weniger LGBTQ, mehr Arbeitsplätze
weniger Theorie, mehr technische Umsetzung
weniger Migranten, mehr Förderung der jungen Generation
weniger Kontrolle, mehr Eigeninitiative
Die einfachste Variante, sich zu wehren, wäre, wenn alle einfach das Land verlassen. Das hatte es in dieser Region schon einmal so gegeben. Da war mal ein Stück Polen. Keiner hatte damals irgendein Problem damit, die Leute, die geflüchtet waren, waren einfach nur froh, dass der Krieg vorbei war. Und das war noch zu einer Zeit als ein Stück Land tatsächlich das eigene Überleben sicherte.
So was ist traurig. Aber es ist besser traurig und doch am Leben zu sein als im Recht und dafür tot.
Diese Ideen, man sterbe für Europa, sind überholt. Die an Russland angrenzenden Staaten könnten einfach auf die NATO Mitgliedschaft verzichten und statt dessen mit Bunkern und rein defensiven Waffen in eigener Vereinigung Hochrüsten. Problem erledigt. Ukraine hat Ruhe. Russland hat sein Sicherheitspuffer und deren Paranoia widmet sich anderen Dingen. Und es müsste sich kein einziger Mensch unter einen Panzer werfen.
Wenn einem gesagt wird, man soll den Bären nicht reizen, dann soll man den Bären in Ruhe lassen. Und wenn der Bär Abstand braucht, dann gibt man ihm Abstand. Man muss den Bären nicht verstehen oder analysieren, um Frieden zu haben.
„Einigkeit besteht in der Runde zunächst über den gegenwärtigen Verlauf des Krieges. August Hanning analysiert, dass Putins Ursprungsplan nicht realisiert werden konnte. Ralph Thiele meint, Putin habe erwartet, „mit Blumensträußen“ empfangen zu werden. Auch die Wirtschaftssanktionen aus dem Westen habe Putin so nicht erwartet, meint Hanning.“
1.) Was ist mit dem Minsker-Abkommen?
2.) Hanning ist wohl nicht informiert, dass Russland sofort alle Lieferungen mit Gas & Öl abstellen kann
3.) Von Putin habe das nicht erwartet: Welcher normal glaubende Mensch glaubt hier MSM überhaupt irgendwas. In den VSA bei Konservativen wird V.P. gerade richtig gefeiert, da er den ukrainischen tiefen Staat ausnimmt (samt der Biden-Familie)
4.) 1990 wurde betont, dass sich die NATO nicht nach Osten ausweitet
5.) Super, die BRD’ler haben LGBT, Weltoffenheit, Gutmenschentum – und danach? Wer bezahlt das? Ohne (Braun-)kohle?
6.) Kommt noch die Meldung, dass der russische Botschafter bei der UN gesagt hat, dass der legitim gewählte Präsident nicht Präsident ist?!
7.) Dass die Presse seit 2 Jahren permanent lügt?
… OK, vielleicht dann doch im falschen Forum…
Finde es auch erstaunlich, wie gut die westlichen „Experten“ die Pläne Moskaus (Putin agiert ja nicht alleine) zu kennen behaupten. Außenminister Lawrow hat darauf gestern noch einmal kühl hingewiesen, dass er nicht glaube, dass die russischen Pläne im Westen bekannt seien und dass überdies alle Schritte von den wesentlichen Beteiligten gemeinsam entschieden werden. Putin kann ohne den Rückhalt der Oligarchen, die als erste von Sanktionen betroffen sind, gar nichts machen – und bislang tragen sie den gemeinsamen Kurs mit.
Im Gegenteil: in Russland sagt mann, dass bei ihnen keine Oligarchen an Macht sind: wenn es so wäre, würde es zu keinem Krieg kommen. Wer hätte am meisten -und sofort -verliert?! Russische Oligarchen.