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Galoppierender Judenhass

Lyon: Messerangriff auf Jüdin an der Haustür

05.11.2023

| Lesedauer: 3 Minuten
Frankreich und Westeuropa werden von einer Vielzahl antisemitischer Vorfälle und Straftaten förmlich überflutet. In Lyon stach ein Maskierter an der Wohnungstür auf eine Jüdin ein. In antisemitischen Graffiti und Internet-Videos drückt sich dieselbe unverhohlene Grausamkeit aus.

An diesem Tag klingelt es gegen 13 Uhr an der Tür im Viertel Montluc im dritten Arrondissement von Lyon. Eine dreißigjährige Jüdin öffnet. Ein Mann sagt „Hallo“ und hat im nächsten Moment ein Messer gezogen, mit dem er mehrfach auf den Bauch der jungen Frau einsticht. Dann flieht der maskierte Mann, der dunkle Kleidung trug. Die Frau wird mit zwei blutenden Wunden ins Krankenhaus eingeliefert, soll aber inzwischen außer Lebensgefahr sein.

„Die Cousine des Opfers, die von diesem angerufen wurde, löste den Alarm aus und rief die Rettungskräfte. Parallel dazu wurde ein Hakenkreuz in die Tür geritzt, während eine Mezuzah am Eingang ihrer Wohnung hing. Der Anwalt des Opfers, Maître Stéphane Drai, wurde von BFMTV kontaktiert und bestätigte, dass „die Familie als Familie israelitischen Glaubens bekannt war“.“, schreibt Le Figaro.

Im Nachrichtensender BFM TV sagte der Anwalt der jungen Frau: „Das Opfer, seine Familie und die israelitische Gemeinde sind schockiert. Es gibt einen Übergang von den antisemitischen Äußerungen und Graffiti zur Tat.“ Bisher habe man in Frankreich noch die eigene Tür öffnen können, ohne Sorge vor einem antisemitischen Angriff zu haben, der bei genauerem Hinsehen einem Mordversuch ähnele, so Anwalt Drai.

Die antisemitischen Taten haben dabei nicht nur in Frankreich ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. 887 Vorfälle gab es laut einer Polizeiquelle seit dem 7. Oktober, wie BFM TV berichtet. Drei Tage zuvor (am 31. Oktober) waren es gemäß dem Innenministerium noch 857 gewesen. Das bedeutet, dass es in drei Tagen zu dreißig antisemitischen Zwischenfällen kam, wie das politische Magazin Valeurs actuelles errechnet. Insgesamt wurden in diesem knappen Monat 442 Personen vorläufig festgenommen. Doch auf der Plattform Pharos, auf der jeder Nutzer Meldungen aus den sozialen Netzwerken anzeigen kann, wurden sogar 6.072 antisemitische Vorfälle berichtet, von denen 296 ein rechtliches Nachspiel hatten.

Antijüdische Graffiti in allen größeren Städten

Der üblichste der Vorfälle ist eine Kombination aus Davidsternen und Hakenkreuzen, die an Gebäude gesprüht werden, so etwa an verschiedene Schulen (Grundschulen, Collèges) in Straßburg am vergangenen Freitag entdeckt. Doch die antisemitischen Graffiti gehen darüber hinaus. Ein Satz liest sich so: „Ein guter Jude ist ein toter Jude.“ Anderswo heißt es „Tod den Juden“, gefolgt von einer Swastika (wiederum mit falscher Ausrichtung). Vor einem Pariser Friseurladen findet sich die Aufschrift: „Für Juden verboten“.

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In einer Umfrage vom 31. Oktober sind 83 Prozent der Befragten durch den Zuwachs der antisemitischen Taten besorgt. Drei Viertel befürchten eine weitere Zunahme der Spannungen in Frankreich durch den Konflikt zwischen Israel und der Hamas.

In Österreich gab es 165 antisemitische Vorfälle seit dem 7. Oktober, was mindestens einer Vervierfachung entspricht. In Deutschland existiert – wie üblich – nur eine Teilzahl, nämlich die Vorfälle in den acht Tagen bis zum 15. Oktober, die auf 202 beziffert werden, was einer guten Verdreifachung entspricht. Im Vorjahr hatte es 59 Vorfälle in diesem Zeitraum gegeben. Neuere Zahlen sind nicht zu finden.

In Großbritannien gab es seit dem 7. Oktober laut der Metropolitan Police mehr als 400 antisemitische Akte, laut Zählung des Community Security Trust (CST) waren es sogar mehr als 600. Das wäre die höchste Zahl, die jemals in knapp zweieinhalb Wochen (17 Tagen) gemessen wurde. Schon die Zahl der Metropolitan Police (408 Vorfälle) entspricht einer Multiplikation mit dem Faktor 14 gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem es nur 28 antisemitische Vorfälle gab.

Hohn und Spott für die Opfer – in der Metro und im Netz

Vor einigen Tagen hatte sich ein Video im Internet verbreitet. Zu sehen war eine junge Französin, die mit der Hand vor dem Mund zum Teil heftig lachen musste, während in einer U-Bahn Sprechchöre angestimmt werden. Ihr Text wäre das eigentlich Schlimme an diesem Video, wenn das Lachen nicht schlimmer wäre: „F… die Juden und die Großmütter. Wir sind Nazis und stolz darauf.“ Das könnte man als doppelten und dreifachen Affront sehen, der sich sowohl gegen Juden und ältere Damen richtet, während die Sprecher keine Scham davor haben, sich selbst als „Nazis“ zu bezeichnen. Tatsächlich beginnt der lustige Vers mit den Worten „F… die Juden und deine Mutter, Palästina lebe hoch…“ Gegen die Gruppe ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft, wie der Figaro berichtet.

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In einem Instagram-Video macht sich eine dunkelhäutige Frau mit dem Pseudonym „Haneia Nakei“ über einen von Hamas-Terroristen im Ofen verbrannten jüdischen Säugling lustig. Die Frau fragte in angeblich ironischer Weise, ob die Terroristen zuvor Salz, Pfeffer oder Thymian dazugegeben hätten und welche Beilage es gab. Innenminister Darmanin schaltete am Freitag die Staatsanwaltschaft ein.

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Zemmour: „Nach dem Sonnabend kommt der Sonntag“

Der Journalist und Parteigründer Éric Zemmour, der bis vor kurzem in Israel war, erzählt eine Geschichte aus dem Kibbuz Kfar Aza, das er kürzlich besucht hat. Die Bewohner beschreibt er als wahre Friedensjünger und Humanisten, die kleine Kinder aus dem Gazastreifen ins Krankenhaus brachten. Doch, so Zemmour in Anlehnung an Julien Freund, selbst wenn man den Frieden wolle und sich niemanden zum Feind wünsche, sei es der Feind, der einen dazu mache und den Krieg beginne. Das sei die Tragik der Geschichte.

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Eine andere Botschaft Zemmours stammt von den radikalen Jüngern des Islams. Diese sagen stets, so der Politiker, nach dem Sonnabend komme der Sonntag. Das bedeutet aus dem Symbolischen ins Reale übersetzt, dass die Muslime nach den Juden (mit dem Shabbat als heiligem Tag) auch die Christen (für die das der Sonntag ist) zu ihren Feinden erklären werden. In Deutschland gab es dieses wirre Video, das für den Sprecher dennoch einen gewissen Sinn ergeben haben dürfte.

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5 Kommentare

  1. Tja, was soll man da sagen?
    Auch die französische Regierung schafft es nicht, auch nur wenigstens die schlimmsten Antisemiten auszuweisen. Da gibt es dann „Bestürzung“ oder „Verurteilung“ der Tat und am nächsten Tag geht alles so weiter wie bisher.
    GB und Deutschland haben auch längst resigniert. Angriffe auf die Berliner Synagoge in der Oranienburger Straße gab es auch schon vor 10 Jahren immer mal wieder (wenn auch nicht in dieser Häufigkeit). Auch damals kamen die Täter mit billigen Geldstrafen und Resozialisierungsmaßnahmen davon…
    Es ist wie mit den libanesischen Großfamilien: man hat sehr lange weggesehen und beschönigt, anstatt zu handeln. Die westeuropäischen Staaten sind alle schwach und das wird schnell ausgenutzt.
    Die Skandi-Länder versuchen jetzt noch die Umkehrung. Aber auch in Schweden gibt es bereits so viele Muslime (besonders in den Großstädten). Da kann man nur noch Schadensbegrenzung üben, denn freiwillig werden Leute, die hier schon 10 Jahre und länger leben, nicht gehen…
    Vernünftige Politiker wie Orban wurden verurteilt und als menschenfeindlich hingestellt (die deutsche Presse war da ganz vorne weg). Aber dass er Recht hatte, sehen wir nun alle…

  2. Sowas soll es geben, aber die gleichen stechen auch schon seit Jahren auf Frauen und Mädchen hierzulande ein und die Poltik geht nach einem kurzen Aufschrei zur Tagesordnung über, was eben unnormal ist, wie auch diese Tat, die man in einem Zusammenhang sehen muß. wenn man die Weichen falsch stellt.

  3. Zweierlei:
    im islamischen Formenkreis wird eine lebhafte Erinnerungskultur gepflegt, dort fühlt man sich oft schneller als Teil einer Traditionslinie die von der Hidschra, Akkon, der Hagia Sophia, Karl Martell, der Schlacht vom Kahlenberg, Kosovo und Falludscha bis in die Gegenwart führt.
    Die mit viel Geschrei vorgetragene Selbstvergewisserung und archaisch anmutende Gruppenbildung mag westliche, individualisierte Bürger erschrecken.
    Hier gilt es jedoch zu rationalisieren: denn vom aktuellen Psychodruck abgesehen, beruhte der Erfolg und die vermeintliche Glorie der Vergangenheit entscheidend auf der GRÖSSE DER HEERE.
    Dieser Aspekt spielt heute im Extremfall keinerlei Rolle mehr. Hierin liegt der zentrale Denkfehler der Hamas- und Hilbolla-Folklore, sowie allen „Ähnlichen“. Diese Radikalen entscheiden heute selbst über ihre eigene Zukunft, und wir sind an einem passenden Punkt für das Zitat „wer nach dem Schert greift, wird durch das Schwert gerichtet“.
    Grosse Heere helfen dem radikalen Islam heute nicht mehr, wenn sie dem Westen gegenübertreten, dafür hat der westliche Fortschritt gesorgt. Auch wenn das bitter klingt. Man kann dem Autors nur zustimmen, dass Deutschland in der heutigen Verfassung vermutlich nicht mehr zur Speerspitze gehören wird, jedoch zweifle ich keine Sekunde daran, dass die USA die Westliche Werteordnung führen und ihr zum Sieg verhelfen wird. Vermutlich könnte dies die Schlagkraft der IDF sogar aus eigener Kraft.
    Deutschlands schwächlich Tändelei mit „radikalen Vereinigungen“, die uns ungeschminkt ins Gesicht sagen, dass für Christen auf dieser Welt so wenig Platz wie für Juden ist, dürfte das Land schlechtestenfalls einen hohen Preis kosten. Denn auch „wir“ entscheiden nämlich grade über unsere Zukunft indem wir mit einer engen sozialen Verflechtung ein „gewisses Risiko“ eingehen.
    Der andere zentrale Aspekt des radikalen Islam dürfte heute im Westen als ENTSCHEIDEND erkannt worden sein. Er spiegelt sich in einem Zitat von Houari Boume dienne:
    „Eines Tages werden Millionen von Männern die südliche Hemisphäre verlassen, um in die nördliche Kemisphäre zu gelangen. Und sie werden nicht als Freunde dorthin gehen. Sie werden dort vielmehr eindringen, um diese Länder in Besitz zu nehmen. UND SIE WERDEN DIESE MIT IHREN SÖHNEN EROBERN. Die GEBÄRMUTTER unserer Frauen werden uns den Sieg geben.“
    Wer den simplen Kern dieses kriegerischen Zitats erkannt hat, versteht dass auch das zweite Standbein des Ausbreitungsrezeptes des radikalen Islams eine kontrollierbare Größe ist. Wir sprechen über die Gestaltung des Sozial- und Unverteilungsstaates, die Pull-Faktoren dieses Landes, konkret die Perspektive, in Deutschland eine Existenz komplett auf Basis von Bürger- und KINDERGELD etc. pp. führen zu können.
    Somit ist das Fortbestehen des Westens keineswegs eine Sache des „Könnens“, sondern des „Wollens“ ganz im Sinne des Autors. Jedoch unterscheiden sich seine Mitgliedsländer in diesem Willen ganz erheblich, dies bestimmt m.E. die Zukunft.

    • Ein sehr großer Fehler war es, die Bundeswehr mit den Jahren immer weiter zu minimieren und die Wehrpflicht abzuschaffen.
      Warum kann es nicht wieder wie in den 90-er Jahren gehandhabt werden? Jeder muss ein Jahr zum Bund und wer den Dienst an der Waffe verweigert, kann gern im Pflegeheim oder Krankenhaus arbeiten (das kann man ruhig auch auf die Mädels ausdehnen, damit Gerechtigkeit herrscht). Das würde auch vielen Jugendlichen sehr gut tun: man erlernt Rücksicht, Disziplin und soziales Verhalten und der Gemeinschaftssinn wird gefördert. Mal ehrlich: ich kenne keinen, dem die Bundeswehr geschadet hätte, eher im Gegenteil.
      Die Schweiz und Österreich haben ja auch immer weiter ihren Wehrdienst und niemand regt sich darüber auf.
      Dann könnte man solche „Events“ wie am Samstag die Hamas-Demo in Berlin auch in den Griff bekommen. Die Berliner Polizei kann es ja nicht.

    • Wie Sie selbst differenzieren: im Zusammenhang meiner Darstellung hebe ich auf die „klassischen“ Heere historischer Kriegsparteien ab. Israel sieht sich von diversen Armeeformationen umgeben, denen die IDF m.E. klar überlegen ist.
      Bei Ihrer Erweiterung der Betrachtung bin ich Ihrer Meinung: kommt es zu einer starken Verflechtung von sich per se fremden Personengruppen, würde es im Konfliktfall ggf. vermutlich unübersichtlich.
      V.a. da völlig verschiedene Konfliktansätze vorliegen, wie Sie schreiben. Im Westen verlässt man sich auf das staatliche Gewaltmonopol, wohingegen radikale islamische Strukturen ihren Konfliktvorteil m.E. aus dem „Partisanenkampf“ schöpfen. Die IDF kontert dieses verschlagene Verhalten sehr gekonnt, wie ich meine.
      Partisanen innerhalb der westlichen Gesellschaft zu bekämpfen könnte in den USA wg. dem 2nd amendment „relativ gesehen“ leichter sein als in Europa, auch weil viele Amerikaner „gedient haben“. Trotzdem wäre auch hier eine behördliche Legitmierung bzw. Einbindung nötig. So macht es Frankreich mit seinen Milizen vor, wie man die Kontrolle behalten kann. Vermutlich wäre dies in Extremfällen ein Vorbild für ganz Europa, wobei Deutschland mangels hauptberuflicher Streitkräfte m.E. besonders schlechte Karten hätte, und auf eine europäische Kooperation hoffen müsste.
      Nichtsdesdotrotz denke ich, dass eine Bewaffnung radikaler Extremisten in Europa nicht ohne weiteres durchführbar wäre. Nicht in dem Ausmaß, dem sich die IDF stellen. Deher teile ich noch nicht den Pessimismus Oswald Spenglers. 😉

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