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Achtung Glosse!

Als Lars Klingbeil das Wahlvolk vor dem ICE rettete

02.10.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Lars Klingbeil ist ein Mann vom Volk, durch das Volk, für das Volk. Dafür verhindert er auch ein bundesweit wichtiges Infrastrukturprojekt. Die einen wollen eben keine Migranten in der Nachbarschaft, die anderen keinen ICE.

Zu Uni-Zeiten gab es von Linken und Grünen einen bekannten Anwurf: „Wenn du für Atomkraft bist, dann kann der Castor ja in deinen Keller!“ Das war schon damals amüsant. Nicht nur wegen eines offensichtlichen Populismus, sondern weil dieselben Ideologieträger auf eigenem Feld bemerkenswert inkonsequent waren.

Mehr Multikulti – ja, aber bitte nicht in meiner Nachbarschaft. Mehr Öko-Produkte – ja, aber bitte zum selben Preis. Mehr öffentlicher Nahverkehr – ja, aber …

Womit wir bei Lars Klingbeil wären. Bisher war der Co-Vorsitzende der Sozialdemokraten vor allem dafür bekannt, als Lobbyist für den Bundeswehrstandort Munster in seiner Heimat anzutreten. Und das ist auch richtig so: Politiker mit Bindung zum eigenen Wahlkreis gibt es im Grunde viel zu wenige. Direktmandant, Wählerwille und so. Für die SPD eine Besonderheit, denn lange galt der Kreis als CDU-Bastion. Und diesen Brückenkopf will man nicht so einfach hergeben.

Deswegen setzt sich Lars Klingbeil besonders stark für seine Heimat ein. So stark, dass er sogar einer Bürgerinitiative dabei geholfen hat, eine neue ICE-Trasse in der Gegend zu verhindern. Eigentlich sollte sie Hamburg und Hannover auf direktem Weg verbinden und 20 Minuten Zeit einsparen. Eigentlich sollte sie damit die A7 entlasten – Motto: Verkehr von der Straße auf die Schiene. Eigentlich sollte das Infrastrukturprojekt den Hamburger Hafen stärken. Eigentlich.

Denn eigentlich hat sich die Ampel auch selbst das Etikett „Fortschrittskoalition“ angeheftet, sieht sich aber nun von einem der Parteichefs jener Ampelparteien boykottiert. Alles aus Liebe zum Land. Also, einem Teil des Landes. Denn Lars Klingbeil musste damit rechnen, durch das Projekt möglicherweise an Beliebtheit zu verlieren. Also kungelte er mit der niedersächsischen Landesregierung.

Die Grünen sind empört: „Fatale Grundhaltung eines Machtzirkels innerhalb der SPD“. Die FDP ist erbost: „Genickschlag für den Hamburger Hafen“. Doch Klingbeil gibt nicht nach. Er will keinen Castor im Keller, keine Migranten in der Schulklasse der Kinder – und keinen ICE im Vorgarten. Es geht schließlich um das Beste der Bürger: nämlich deren Wahlstimmen.

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18 Kommentare

  1. Klingbeil ist aus dem selben Holz wie Scholz. Ein Erzkommunist. Scholz-war in seiner Jugend genauso verblendet, wie der. Und wie man sieht, er hat sich nicht geändert. Solche Typen brauche wir genau nicht.

  2. Das „St. Florians Prinzip“ beherrschen die woken Doppel-Moraliker doch perfekt:

    „Heiliger Sankt Florian: Verschon’ mein Haus, zünd’ and’re an!“

    Das ist inzwischen völlig in woke Kreise durchgedrungen.

    Dort kennt man die eigene Verhaltensweise und bezeichnet sie inzwischen als „NIMBY„, als Akronym für „Not In My Back Yard„:

    „Bitt-Schön, ’net auf meinem Hinterhof“ …

  3. Ich will immer zuerst wissen, wie denn die Lebensarbeitsleistung ausserhalb der Partei aussieht?
    Klingbeil = O, nix, nada

  4. Und die angeblich eingesparten 20 Minuten würden dazu führen, dass genug Leute auf die Bahn umsteigen, um die A7 zu entlasten? Fraglich.

    Noch schöner ist doch die überlastete alte Strecke durchs dicht besiedelte Rheintal. Die Anwohner werden terrorisiert durch Lärm und Erschütterungen. Und durch das Risiko eines Chemieunfalls. Eine geplante Entlastungsstrecke wurde ebenfalls durch gewisse Politiker verhindert.

    Die Bahn in Deutschland ist am Ende. Laut den offiziellen Zahlen hat das Passagieraufkommen immer noch nicht das Niveau vor 2020 erreicht.

    • Es ist allerdings nicht anzunehmen, dass sehr viele Bürger die Durchsetzung solcher Projekte in einem dichtest besiedelten Land wie der BRD mit der brutalen Rigorosität der chinesischen kommunistischen Partei auch bei uns herbeiwünschen. Das Land stösst an seine Grenzen, in sehr vielen Bereich. Vieles geht einfach nicht mehr.

  5. Tja, mit Nichten ist es so, dass die bunte Republik mit ihren agilen Bahn Planungs Beamten eine neue ICE Trasse wollten. Die neuen Räder sollten rollen für den Hafen, ok auch etwa ÖPNV. Ganze 2-3 Minuten wären dafür schneller Hannover herausgekommen. Ursprüngliche Konsens Lösungen … Geschwätz von einst. Ein Sichelschnitt quer durch dicht bebaute, noch intakte Lebensräume, Mrd teuer zudem … dazu noch das CO2 gedöööns.
    Der Hafen hat eh absehbar fertig. Takten nach Hannover – gern auf den vielleicht endlich mal (Bestand seit dem 30 Jahren des vorherigen Jahrhunderts) ausgebauten Bestandstrassen. Das wär mal je Aufgabe, nicht immer nur Luftschlösser zur Daseinsbehauptung von Ministern und dessen Gefolge.

  6. Na ja wenn ich mich weltweit umschaue sieht es nirgends richtig gut aus was politik und volk angeht. Sicher gibt es da unterschiede wie das abläuft aber am ende passiert immer das gleiche – das volk muss kuchen essen.

  7. Achtung! Keine Glosse!

    Lars Klingbeil, eigentlich Beamter (?) oder Angestellter bei der Bahn. Eigentlich sollte man seinem Arbeitgeber in dieser Position und mit dem Gehalt gegenüber loyal sein, eigentlich. … Eigentlich kann man über die Bahn nichts mehr sagen.

    Den jüngsten „Knaller“ hat sich die Marketing-Abteilung mit einem Fakefoto bei Twitter mit Elisabeth von Storch (AfD) erlaubt, der an Abartigkeit schwer zu übertreffen ist. Von den Kollegen bei „Apollo“ veröffentlich, hier: https://apollo-news.net/geschmacklosen-tweet-der-deutschen-bahn-ueber-beatrix-von-storch-loest-empoerungswelle-aus/

    Und das von einem Unternehmen bei dem seit Jahrzehnten Nichts mehr richtig funktioniert und auf den totalen Kollaps zufährt, äh steht. Incl. einer Armada von Kompetenz- und Ahnungslosen, gut bezahlt. Von dem Geld der Bürger, aber dafür bekommen wir auch keine Gegenleistung.

    Ist doch auch was. – Danke für Nichts!

    Aber eigentlich sollten solche Leute den Kopf einziehen und in Deckung gehen. Und eigentlich mal „Die Fresse halten!*

    * Sollte erlaubt sein, Nuhr benutzt die Redewendung auch.

  8. Sehr schön, das mal so darzustellen. Vor allem, was die gebetsmühlenhaft propagierte Unterstützung der öffentlichen (defizitären) Verkehrsmittel betrifft.
    Eine Sache noch: Korrekturlesen vor der Veröffentlichung wäre nicht schlecht. Moderne Textprogramme helfen dabei. Zum Beispiel hier – drei auf einen Streich („… zum eigenen Wallkreis gibt es im Grunde viel zu weinige. Direktmandant, …“ ).

  9. Dass Klingbeil ein NIMBY ist, ist klar. Zweimal nachdenken hier hieße aber, zu fragen, was 20 Minuten weniger Fahrzeit bringen sollen, insbesondere angesichts der Kosten. Die Strecke von Hamburg nach Hannover könnte sicherlich um ein oder zwei zusätzliche Gleise ausgebaut werden, damit langsame Güterzüge nicht mehr auf den gleichen Gleisen fahren wie schnelle Fernzüge. Das wäre eine sinnvolle Investition. Dennoch reicht Tempo 200 hier. Eine echte SFS mit Geschwindigkeiten von 280 km/h müsste ganz neu geführt werden, vermutlich streckenweise aufgeständert.
    Dazu brennt und fehlt es an zu vielen anderen Stellen im deutschen Bahnnetz, als dafür Geld auszigeben.

    • Schauen Sie auf S 21, wo sich am 30.09. der schwarze Donnerstag jährte, und erkennen Sie, dass der Bahn nichts zu teuer ist.
      Die offiziellen Kostenschätzungen sind seit der Projektvorstellung 1995 mehrfach gestiegen: Von ursprünglich 2,5 Milliarden Euro über 4,1 Milliarden Euro bei Baubeginn über 8,2 Milliarden Euro im Januar 2018 zu einem so genannten „Gesamtwertumfang“ von 9,15 Milliarden Euro im März 2022, zuzüglich einer „ergänzenden Vorsorge“ von 640 Millionen Euro.[2] Andere Akteure wie der Bundesrechnungshof und Eisenbahngewerkschaften halten Kosten von über zehn Milliarden Euro für möglich. wiki
      Momentan trifft man sich vor Gericht um auszubaldowern, wer wie viel davon zu zahlen hat – wobei eins klar sein sollte, dass es nämlich immer der Steuern zahlende Souverän sein wird – egal welcher Kanal auch angezapft wird.

      • Klar sollten Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie den Kostenrahmen derart sprengen. Auf der anderen Seite nützt die Infrastrukturmaßnahme der bahnfahrenden Bevölkerung. 10 Mrd. für eine Baumaßnahme sind mir in jedem Fall lieber als 10 Mrd. in Asylantendurchfütterung reinzustecken. Denn davon hab ich nichts, nein im Gegenteil wenn es blöd läuft werden unschuldige Menschen gemessert oder vergewaltigt.

  10. Helmut Schmidt: “ Multi Kulti und Massenimmigrationen wird nicht funktionieren, Multi Kulti ist etwas für die Intellektuellen, aber nicht für die Realität! “

    Scholl Latour: “ wer Calcutta, oder Afrika oder die arabischen Länder entlasten will, der hilft nicht Calcutta, oder Afrika oder den arabischen Ländern, sondern der wird selbst Calcutta, oder Afrika oder arabische Länder! “

    Germoney und Europa sind auf bestem Wege, sich selbst zu zerstören!
    Siehe Murray:“ der Selbstmord Europas“

  11. Nach jeden Auftritt Klingbeils frage ich mich, warum der inner- und außerhalb der SPD als Spitzenkraft gilt. Dann treten Esken, Kühnert und ähnliche auf ….

  12. Ich wohne in Herrn Klingbeils Wahlkreis und kenne Herrn Klingbeil auch persönlich. Ich hatte 2021 zwar nicht Herrn Klingbeil, sondern seinen Kontrahenten von der CDU gewählt, aber ich finde, daß Herr Klingbeil recht hat. Der Bau der sogenannten Y-Trasse war jahrzehntelang diskutiert worden. Die Bahn war nie in der Lage gewesen, die Vorteile zu benennen. Ein enormer Aufwand für eine Verkürzung der Fahrzeit um wenige Minuten. Es sprach und spricht alles für den von Herrn Klingbeil favorisierten Ausbau der bestehenden Strecke.

    • Na, wenn die Einheimischen keine Fahrzeitverkürzung wollen, dann ist es auch gut. Am Besten man diskutiert das nochmal 20 Jahre, da ändert sich am wenigsten.

    • Sie sagen nur „wenige“ Minuten, darunter würde ich 4-5 Minuten verstehen. Im Artikel heißt es „20 Minuten“. In diesem Fall brauchen keine zusätzlichen Vorteile genannt zu werden, das sind 25% Zeitersparnis.

    • Wenn die Bahn eine Alternative zu innerdeutschen Flügen sein will, dann sind diese 20 Minuten sehr wohl relevant. Ihre Argumentation führt dazu, dass Deutschland immer noch kein zusammenhängendes Hochgeschwindigkeitszug hat.

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