<
>
Wird geladen...
Teil 2 von 2 zur demographischen Krise

Was, wenn nicht Überbevölkerung, sondern Überfluss zum Kollaps führt?

16.09.2023

| Lesedauer: 7 Minuten
50 Jahre nach dem „Universe 25"-Experiment zeichnen sich erschreckende Parallelen zur menschlichen Gesellschaft ab. Statt Überbevölkerung droht Bevölkerungskollaps weltweit. Das bedürfnisbefriedigte Leben in Wohlstand droht die größte Menschheitsherausforderung zu werden.

Im ersten Teil dieses Artikels wurde das epochale Experiment von John Calhoun,„Universum 25”, vorgestellt. Konzipiert als Überbevölkerungsstudie, führte das Experiment zu einem erschreckenden Ergebnis: Eine rapide wachsende Population von Mäusen zeigte ab einem bestimmten Zeitpunkt Anzeichen sozialen Zerfalls und hörte auf, sich fortzupflanzen. Das Experiment endete mit dem unausweichlichen Tod der gesamten Kolonie. Parallelen zur menschlichen Gesellschaft waren ebenso schnell gelegt wie umstritten. In Teil zwei sollen empirische Entwicklungen innerhalb der menschlichen Gesellschaften in den letzten 50 Jahren seit Veröffentlichung der Studie beleuchtet und daraus resultierende Herausforderungen abgeleitet werden.

50 Jahre „Universe 25“: Der lange Schatten einer kollabierten Mauspopulation

Teil 1 von 2 zur demographischen Krise

50 Jahre „Universe 25“: Der lange Schatten einer kollabierten Mauspopulation

Wer sich mit dem sexuellen Marktplatz der Gegenwart in Wohlstandsgesellschaften beschäftigt, wird auffallende und unerwartete Übereinstimmungen zu dem Experiment finden. Die Auflösung klassischer Familienstrukturen, aber auch der dazugehörigen Balzrituale, führte zu einer Welt von Datingapps, die den alten Leitspruch vom „Topf und seinem passenden Deckel“ schon längst ad absurdum geführt haben. Nicht nur, dass Männer auf Datingapps disproportional überrepräsentiert sind, Frauen sind statistisch gesehen auch weitaus wählerischer und bewerten Studien zufolge 80 Prozent der Männer auf diesen Apps als unattraktiv.

Dieses Phänomen führt schon längst zu vollkommen unrealistischen Vorstellungen bei Singlefrauen im paarungsfähigen Alter, die ungeachtet ihres eigenen Status und ihrer Attraktivität von Männern häufig nicht nur körperliche Größe und Fitness, sondern dazu auch noch ein Jahreseinkommen im 6-stelligen Bereich, gepaart mit der Bereitschaft dieses für die Erfüllung der Wünsche der Frau auszugeben, erwarten.

Das Resultat ist, dass mit der Zerstörung klassischer Paarbeziehungen die Wiederkehr archaischer Modelle einherging. Während klassische „Alpha“-Männchen im Überfluss des sich ihnen bietenden sexuellen Marktplatzes ihrer Promiskuität freien Lauf lassen können, fallen immer mehr junge Männer komplett aus dem Beziehungsleben heraus. Die vielzitierten „Incels“, also „unfreiwillig zölibatär“ lebenden Männer, machen laut einer neuesten Studie bereits 10 Prozent aller Männer zwischen 18 und 30 Jahren aus.

Zwar sind die Definitionen, was einen „Incel“ ausmacht, nicht in Stein gemeißelt, doch bezeichnet diese Gruppe eben nicht nur jene Männer, die tatsächlich keine Partnerin finden können, sondern darüber hinaus auch jede Hoffnung darauf aufgegeben haben. Damit entsprechen sie evolutionär durchaus den „Zurückgezogenen“ des Calhoun-Experiments, denn auch die Incels sind „unfreiwillig“ in dieser Lage und tragen – wie viele Kritiker immer wieder betonen – viel Frust und einhergehendes Aggressionspotential in sich.

Die Entfremdung der Geschlechter

Sie sind aber nicht die letzte Parallele zu „Universe 25“. Denn auch zu den „Schönen“ gibt es bemerkenswerte Gegenstücke in der menschlichen Welt. Ob nun bestimmte Strömungen der sogenannten MGTOW („men going their own way“ – „Männer, die ihren eigenen Weg gehen“) Bewegung, die sich nicht an Frauen binden wollen, oder die japanischen Hikikomori, jene jungen Männer, die sich von der Teilnahme an der menschlichen Gesellschaft im Allgemeinen und der Reproduktion im Speziellen verabschiedet haben – sie sind nur einige Beispiele eines Phänomens, das zwar gewisse Ähnlichkeiten zum Mönchstum aufweist, das sich aber mehr aus pragmatischer Ablehnung der Spielregeln des sozialen und sexuellen Marktplatzes denn aus einem metaphysisch begründeten Rückzug aus der Welt speist.

Calhouns Beobachtung der Veränderung des Sozialverhaltens von Weibchen hat auch Entsprechungen in der menschlichen Welt. Die Vernachlässigung des Nachwuchses ist – so sehr man das auch über staatliche Erziehungseinrichtungen zu kaschieren sucht – ein unvermeidlicher Nebeneffekt der Emanzipation der Frau und ihrer Eingliederung in die vormals männliche Berufswelt. Mit der Übernahme männlicher Tugenden, die in einer vaterlosen Gesellschaft zur notwendigen Überlebensstrategie von Frauen werden, wurden Mütter in ihrer ursprünglichen Rolle als Fürsorgerin der Kinder immer mehr kompromittiert, was auch zu einer Zunahme weiblicher Aggression – sowohl in der kulturellen Darstellung, als auch in der gesellschaftlichen Realität – geführt hat. Die kulturelle Verwahrlosung der Gegenwart führt immer häufiger auch zu Berichten über zum Beispiel alleinerziehende Mütter, die die Versorgung ihres Nachwuchses hinter ihre eigene sexuelle Bedürfnisbefriedigung sträflich zurückstellen.

Das Bedürfnis nach Schutz des Nachwuchses führt in Abwesenheit von Männern, die diese Rolle traditionell übernehmen würden, aber auch zu einem anderen Phänomen. Alleinerziehende Mütter in den USA schließen sich mittlerweile in Kommunen – sogenannten „Mommunes“ – zusammen, um in Ermangelung der klassischen Familie die Kindererziehung kommunal zu verteilen.

Demgegenüber steht ein anderer Trend in Korea, in dem nun auch Frauen in einer weiblichen Variation der MGTOW Bewegung ebenfalls der Familiengründung abgeschworen haben. Die sogenannte „4B“ Bewegung Koreas steht für die Ablehnung der vier Grundprinzipien zwischengeschlechtlicher Beziehungen: keine Dates, kein Sex, keine Ehe, keine Kinder. Als Erklärung gilt dabei die radikalfeministische Ablehnung koreanischen Machismo, doch die 4B Bewegung ist nur die Spitze des Eisbergs einer koreanischen Nation, die sich scheinbar zum Sterben gelegt hat. Statistiken zufolge ist jede dritte Ehe in Südkorea sexlos, das Land führt darüber hinaus die unrühmliche Statistik der Länder mit der niedrigsten Reproduktionsrate der Welt an. Während eine Reproduktionsrate von 2.1 Kindern pro Frau zum demographischen Erhalt der Bevölkerung von Nöten ist, liegt Korea bei einer Rate von mittlerweile nur noch 0.78.

Bevölkerungskollaps statt Bevölkerungsexplosion

Damit liegt Südkorea zwar als einzige Nation deutlich unter dem Wert von 1, doch die Werte der nachfolgenden Nationen geben ebenfalls wenig Anlass für Optimismus. Chinas Reproduktionsrate lag 2021 bei 1.16, die von Japan bei 1.3. Die 1.16 Kinder in der Ukraine im Jahr 2021 ließen sich noch nicht durch den Krieg erklären und die Reproduktionsraten in ehemaligen katholischen Hochburgen wie Spanien (1.19), Italien (1.25) und Polen (1.33) sind ebenfalls kein Indiz für eine Trendumkehr. Mit einem Wert von 1.58 lag Deutschland 2021 zwar noch immer im demographischen Minus, immerhin jedoch im europäischen Mittelfeld. Die Anzeichen deuten allerdings auch hier auf einen zwischenzeitlichen „Pandemie-Boom“ hin, die Geburtenrate 2022 fiel in Deutschland wieder auf einen Wert von 1.46.

Zwar wäre es verlockend, diesen, im europäischen Vergleich herzeigbaren, Wert durch die Anzahl von über 20 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland zu erklären, denn Teil der Migrationspropaganda (sowie deren Kritik) führt ja die deutlich höheren Geburtenraten in vielen der Herkunftsländer als Teil der Chance, sowie der moralischen Verpflichtung, als Rechtfertigung für die Migration an. Während noch 1991 die Geburtenrate ausländischer Frauen in Deutschland mit einem Wert von 2.04 deutlich über jener deutscher Frauen mit 1.26 lag, so haben sich diese Werte mittlerweile nahezu angeglichen. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit, denn der Mikrozensus 2019 ergab, dass jedes dritte Neugeborene mindestens ein Elternteil mit ausländischen Wurzeln hat, davon aber ein Großteil mit deutschem Pass geboren wurde. Bei einem gesamtgesellschaftlichen Ausländeranteil von 24,3 Prozent, also rund einem Viertel, lässt sich somit auf Umwegen auch aus einer Statistik, die diese Unterschiede womöglich nicht thematisieren möchte, dennoch eine nach wie vor leicht höhere Reproduktionsrate bei Migranten ablesen.

Trotzdem muss festgestellt werden, dass auch diese bei weitem nicht mehr so hoch ist, wie es landläufig vermutet werden sollte. Es scheint, dass der Zuzug in Wohlstandsgesellschaften innerhalb weniger Generationen zu einer Angleichung der Reproduktionsrate an den niedrigen Wert der autochthonen Bevölkerung führt. Dieser Trend bestätigt sich auch bei einem Blick auf internationale Vergleichswerte. Denn nicht nur, dass Irland und Frankreich als reproduktionsfreudigste EU-Nationen mit einer Geburtenrate von 1.8 noch immer deutlich an der Reproduktionsrate von 2.1 vorbeischrammen, mit Georgien erreicht exakt diese Rate ein einziges auf dem europäischen Kontinent befindliches Land! Selbst Länder wie die Türkei (1.9), der Iran (1.7), Mexiko (1.8) und Indien (2.0) befinden sich auf dem demographisch absteigenden Ast und sogar Nordkorea (1.8) übertrifft zwar noch sein liberales Brudervolk, ist aber demographisch ebenfalls im Niedergang befindlich.

Der Todestrieb der Wohlstandsgesellschaften

Einzig und allein in den ärmsten Weltgegenden liegt die Reproduktionsrate deutlich über 2.1, allen voran einige jener zentralafrikanischen Länder, die in den letzten Jahren von Putschs und anderen Umstürzen heimgesucht wurden. Der Niger führt die Statistik mit einer Geburtenrate von durchschnittlich 6.7 Kindern pro Frau (sic!) an, dicht gefolgt von Tschad, Kongo und Somalia mit 6.1.

Die Gefahr der Bevölkerungsexplosion, die Wohlstand und Überleben der Menschheit bedroht, ist eine Mär, die schon längst von der Realität eingeholt wurde. Im Gegenteil, der Bevölkerungskollaps droht nicht nur, er ist in vollem Gang und wird statistisch lediglich durch jene Länder kaschiert, die zwar mittlerweile über die medizinische Versorgung verfügen um die Kindersterblichkeit in den Griff zu bekommen, nicht aber über den Wohlstand um das Interesse an der Fortpflanzung verloren zu haben.

Zu diesen erschreckenden Zahlen gesellen sich dann noch eine Vielzahl weiterer Faktoren, die eigentlich eine Panik auslösen müssten, aber gesellschaftlich relativ gleichgültig hingenommen werden. Da wäre zum Beispiel der dramatische und bislang nicht endgültig geklärte Rückgang der Spermienzahlen um 50 Prozent in den letzten 45 Jahren. Jahr für Jahr sinkt die Spermienzahl um weitere 2.5 Prozent und wer nicht weiß, woran das liegt, hat auch keine Basis dafür, dass dieser Trend sich wieder aufhalten ließe. Die pornographische Pandemie im Internet hat ebenfalls weitreichende Auswirkungen auf die Zerstörung des Beziehungslebens von Menschen im paarungsfähigen Alter, doch scheint sich kein Land – zumindest im Westen – einer nachhaltigen Bekämpfung dieses Phänomens verschreiben zu wollen.

Der Hedonismus siegt über den Überlebenstrieb. Dieser Hedonismus scheint das unausweichliche Resultat einer Wohlstandsgesellschaft zu sein, die die Menschen ihrer Wirkmächtigkeit in der Realität beraubt und sie stattdessen in Bullshitjobs weggesperrt hat. Die dadurch gewonnene Kontrolle über das Leben bezahlt die Menschheit mit der Aufgabe ihres Überlebensinstinkts zugunsten eines Todestriebs. Sind nicht die neopaganen Häresien von „Extinction Rebellion” zu „Letzter Generation” allesamt Manifestationen dieses selbstzerstörerischen Triebs?

Ist Überbevölkerung oder Überfluss das Problem?

Calhouns Experiment diente dem Studium der Auswirkung von Überbevölkerung, beinhaltete allerdings eine zentrale Komponente, die womöglich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Calhoun hatte den Mäusen ein Utopia geschaffen, in dem alle Bedürfnisse befriedigt wurden. Wasser und Nahrung lagen im Überfluss vor und vielleicht hätten an dieser Stelle einige unbequeme Fragen gestellt werden müssen. Denn wäre der Druck der Bevölkerungsdichte der einzige oder auch nur primäre Grund für einen Rückgang der Reproduktionsrate, dann würde das nicht erklären, warum ein Land wie Ruanda, dessen Bevölkerungsdichte jene von Südkorea sogar knapp übertrifft, eine Reproduktionsrate von 4.0 aufweisen kann. Oder warum vergleichsweise dünn besiedelte Nationen wie Russland, Kanada und Finnland dennoch nicht über eine Geburtenrate von 1.5 hinauskommen.

Vor allem zeigt sich aber gerade anhand der wirtschaftlichen Entwicklung vieler Schwellenländer in den letzten Jahrzehnten, dass die Reproduktionsrate proportional zur Wohlstandsbildung der Länder fällt. Diese Wohlstandsbildung, die in großen Teilen der Welt die Armut besiegt hat, soll hier keineswegs diffamiert werden, sie hat aber offensichtlich auch eine Schattenseite, auf die die Welt bislang keine Antwort gefunden hat. Womöglich ist dies sogar die größte Herausforderung, vor der die Menschheit momentan steht.

Denn alle vorhandenen Daten weisen darauf hin, dass mit der Wohlstandsbildung und der damit einhergehenden Befriedigung der meisten grundlegenden Bedürfnisse auch eine Form von Dekadenz und Antriebslosigkeit der Menschen einhergeht. Die grundlegendsten Instinkte der Menschen haben evolutionär womöglich noch nicht gelernt mit der Erfüllung dieser Bedürfnisse umzugehen, die Vorstellung, dass Menschen dann frei wären um zu ihrer wahren Berufung zu finden, ist so illusorisch, wie der Gedanke, dass ein Universitätsstudium für alle die Gesellschaft unendlich klüger machen würde.

Existenzielle Bedrohung als elementare Triebfeder

Andererseits bietet der Blick auf die Geburtenrate einen bemerkenswerten Ausreißer, der zeigt, dass Wohlstand, Demokratie und demographisches Wachstum sehr wohl vereinbar sind: Israel. Denn mit einer Geburtenrate von ca. 3 Kindern liegt Israel – nicht nur aufgrund der kinderreichen Familien orthodoxer Juden und israelischer Araber – weit vor allen anderen Ländern der westlichen Welt, ja selbst vor fast allen anderen Ländern außerhalb Afrikas. Die Israelis machen auch keinen Hehl daraus, dass der Konflikt mit den arabischen Nachbarn auch ein„Krieg der Gebärmütter” ist. Die existentielle Bedrohung Israels (wie auch immer man politisch zu diesem Konflikt stehen mag) scheint somit eine der Wurzeln der Fortpflanzungsbereitschaft seines Volkes zu sein.

Calhouns Experiment, dessen Verlauf beängstigende Parallelen zu den gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufweist, droht mit einem fatalen Ende für die Menschheit. Es scheint keineswegs gesichert, dass die zum Überleben notwendigen Instinkte von selbst wieder einsetzen werden. Dabei wäre es außerordentlich interessant gewesen zu wissen, was passiert wäre, wenn Calhoun der im Niedergang befindlichen – und nur noch mit Fressen und Trinken beschäftigten – Mauspopulation den Ernährungsvorrat abgedreht hätte. Wäre damit nicht nur der Hunger aufs Essen, sondern auch jener aufs Überleben zurückgekehrt? Bei einer späteren Versuchsreihe hatte Calhoun nochmal geringfügige Erfolge damit gehabt, dass er die Mäuse mit kreativen Aufgaben gelockt hatte, doch gänzlich konnte das Problem damit nicht gelöst werden.

Wer metapolitische Debatten verfolgt, kann nicht umhin in solchen Überlegungen auch die Parallelen zu volkserzieherischen „Agenden“ und „Great Resets“ zu erkennen. Unbestritten dürften unsere Politeliten mit ganz ähnlichen Ideen und Konzepten schwanger gehen. Nur weil man diese Agenden ablehnt, sollte man allerdings das Thema nicht tabuisieren. Im Gegenteil, es gilt sich der Frage zu stellen und einen gangbaren Gegenentwurf zu entwickeln. Denn die Frage, wie ein Leben, das nicht in Antriebslosigkeit, Dekadenz und Morbidität endet, mit Wohlstand vereinbar ist, könnte sich womöglich als größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte entpuppen.

Lesen Sie hier Teil 2 >>>

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

40 Kommentare

  1. Hier liegt m.E. ein Denkfehler vor, lieber Herr Boos.

    Laut Statista liegt die weltweite Fertilität 2022 im Durchschnitt bei 2,3 Personen, also über der Schwelle von 2,1, die zum Arterhalt notwendig ist.

    Richtig ist zwar, daß nur Afrika über dieser Schwelle liegt, aber die Frage ist doch, wieviele Personen in absoluten Zahlen von der afrikanischen Fertilitätsrate von 4,3 (!) betroffen sind.

    Man müsste den globalen Medianwert an Fertilität kennen, um die jetzige globale Entwicklung in Hinsicht auf Schrumpfung oder Wachstum der Weltbevölkerung beurteilen zu können.

    So kann man nur sagen, daß jetzt Afrikas Zuwachsrate explodiert, Australien gerade so gleichbleibt, und der Rest an Ländern, auch wir, abbaut.

    Eine Besorgnis wg. vermeintlichem „Verschwindens“ ist also für uns entwickelte Länder wohl zutreffend, aber ganz und gar nicht für Afrika.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1724/umfrage/weltweite-fertilitaetsrate-nach-kontinenten/

  2. Bei diesem Artikel stellt sich mir in erster Linie die Frage, inwieweit die Ausführungen des Autors tatsächlich richtig sind, bezüglich eines drohenden Bevölkerungskollapses. Bislang scheint die Weltbevölkerung doch kontinuierlich zu wachsen. Insofern erscheinen mir die ganzen Annahmen eher so zuverlässig wie Berechnungen zum Klimawandel oder dem vorausgesagten Ende gewisser Rohstoffe. Solches „Druidentum“, dass regelmäßig „die ganze Welt“ im Blick hat, ist mindestens unseriös, und wie wir es heute erleben, sogar brandgefährlich.

  3. Meine etwas steile These dazu: Männlichkeit bedeutet auch Risiko, Einsatz des Lebens, Meisterung großer Aufgaben, Bewältigung von Notsituationen. Diese Dinge gibt es kaum noch, viele Männer suchen sich nun ausufernde sportliche Betätigungen, praktizieren Extremsport, der diesen Kitzel bietet. Der überwiegende Rest betäubt sich mit Internetfernsehen, Daddeln, Pornokram und setzt eine Wampe an. Dazwischen werden statushebende Konsumprodukte angeschafft und ekstatisch gepflegt. Das ist kanalisierte, letzlich unbefriedigende Männlichkeit, der der wahre Zweck, der Daseinskampf, der Kampf um etwas Großes (was immer das invididuell eben sein kann) fehlt.

  4. „…dann würde das nicht erklären, warum ein Land wie Ruanda, dessen Bevölkerungsdichte jene von Südkorea sogar knapp übertrifft, eine Reproduktionsrate von 4.0 aufweisen kann.“

    Europäische und südostasiatische Populationen wurden durch die Umweltbedingungen zur K-Fortpflanzungsstrategie (Kapazitätsgrenze; Qualität, wenige Nachkommen, hohe Fürsorge, Wettbewerb) gezwungen, dadurch entwickelte sich auch eine höhere Intelligenz. Völker der Subsahara fahren dagegen die r-Stratgie (reproduction; Quantität, viele Nachkommen), die auch Sinn machte, weil viele Kinder das Erwachsenenalter nicht erreichten (wie dort die Intelligenz verteilt ist, kann man sich selber auf einer Weltkarte ansehen). Die Interventionen der Kolonialmächte (Medizin und andere Zivilistationstechnologien) haben dieses Gleichgewicht außer Kontrolle gebracht und jetzt haben wir den Salat. Und ja, Europa wird überrannt werden, während es Korea und Japan auch noch in Hundert Jahren geben wird (mit vollautomatisiertem Grenzschutz). Und eine Bevölkerungsschrumpfung bei K-Strategen ist eigentlich auch eher als (positive) Anpassung an die Ressourcen zu sehen.

  5. Anders als in der Mäusepopulation haben wir Menschen allerdings seit den 60er Jahren den gigantischen pharmakologischen Mitspieler der hormonellen Kontrazeption.

    Ohne die neue Möglichkeit weitgehend zuverlässiger Empfängnisverhütung wäre die Geschichte der Menschheit wohl ohne „sexuelle Revolution“ und alle Folgen verlaufen. Ich denke oft an die Erfinder (für die Grundlagen hat der deutsche Chemiker Adolf Butenandt schon 1939 den Nobelpreis bekommen) und ob sie wohl geahnt hätten, wie grundlegend ihr Produkt menschliche Gesellschaften verändern würde.

  6. Als Frau will ich gerne zugeben, dass ich froh bin in einer Zeit zu leben, in der keine Frau mehr zur Ehe gezwungen werden kann.

  7. Ray Dalio: Vom Aufstieg und Fall von Nationen. Sehr interessant, 665 Seiten.
    Und dann gibt es noch den Begriff der Wohlstandsverwahrlosung. Diese ist allenthalben spürbar. Daraus kann uns nur eine Katastrophe befreien, wobei ich Zweifel habe, ob die heutigen Menschen in Deutschland die Kraft für einen Wiederaufbau hätten, so wie 1945. Dann wäre nämlich Schluss mit work-life-balance und anderem zeitgenössischen Unsinn.

  8. Das Beispiel Israels ist in Hinblick auf die Geburtenrate nun etwas merkwürdig. Für die hohen Kinderzahlen sind primär die Orthodoxen verantwortlich – und damit eine Gruppe, die sich zu grossen Teilen den gesellschaftlichen Verpflichtungen entzieht, teilweise den Staat Israel sogar ablehnt. Also Leute, die kaum etwas zu Wohlstand und Demokratie Israels beitragen, und sich bei den weltlichen Israelis entsprechender Beliebtheit erfreuen, wie ich auch aus persönlichen Gesprächen mit einer israelischen Familie erfahren habe.

  9. Nun, 99,9% aller je auf der Erde existierenden Lebewesen sind ausgestorben. Ich glaube kaum, daß es der Erde, dem Sonnensystem, der Flora und Fauna, dem Universum irgendetwas ausmacht, wenn der (heutige) Mensch ebenfalls demnächst (demnächst sind in erdgeschichtlichen Maßstäben noch immer Jahrtausende, vielleicht mehrere 10 oder 100 Jahrtausende) ausstirbt. Bevor der Mensch an Überfluß eingeht, wird er voraussichtlich an mangelnder Anpassung an natürliche Veränderungen sterben.

  10. Die Schlussfolgerungen (dieses Experiments) zum Bevölkerungsrückgang wurden m.E. zu Recht kritisiert. Ein Vergleichsexperiment mit Mäusen, dem ein Störfaktor beigefügt würde, z.B. ein Virus, ein gerade geschlüpftes Schlangenpaar oder eine endliche Versorgungsquelle, führte m.E. zu anderen Ergebnissen und Schlussfolgerungen. Die Hypothese eines Zusammenhangs zwischen Wohlstandsgesellschaft, Alphabetisierung/Bildung (insbesondere bei Frauen) und verringerter Reproduktionsrate ist vielfach verifiziert worden und unter Demographen seit Jahrzehnten Konsens.

  11. Für mich ist es eine komplette Fehlinterpretation, dass wir in unendlichem Wohlstand leben und deshalb die Vermehrungsrate sinkt. Dies ist ein Land, das einem ständig hohen und steigenden Migrationsdruck ausgesetzt ist. Die Konkurrenz zwischen Deutschen und Ausländern ist überall spürbar, zieht sich vom Arbeitsmarkt, über den Wohnungsmarkt, bis hin zu den Tafeln. Zusätzlich spielt man nicht nur Männer gegen Frauen, sondern auch alle Bevölkerungsgruppen gegeneinander aus und erzeugt einen immer höheren Leistungsdruck. Dass viele zu der Erkenntnis kommen, ihre Kinder in so einem Umfeld nicht aufwachsen sehen zu wollen, ist eine rationale Entscheidung.

    • Südkorea oder Griechenland verfügen über keine nennenswerte Einwanderung, das galt für die Ukraine ante-bellum oder Japan. Trotzdem sind dort in den letzten 50 Jahren die Geburtenraten vollkommen kollabiert. Masseneinwanderung ist keine Ursache, sondern die zwingende Folge von Gebärverweigerung. Nur wenn eine solche Gesellschaft Zuwanderung leicht verhindern kann – Japan, oder im Prinzip auch Südkorea sind Inselnationen oder haben keine offenen Landgrenzen – oder wenn sie arm ist, wie Griechenland, kommt es nicht zur Übernahme der durch Sterbeüberschuss sich ergebenden offenen Räume der Gesellschaft. In Calhouns Experimtent war die Mauspoöulation abgeschottet. Es ist nicht bekannt, wie sich verhalten hätte. hätte er in großen Schüben neue Mäuse angesiedelt.
      Jeder, der freiwillig kinderlos bleibt, wird diese Entscheidung vor sich selbst rechtfertigen – oder wenn das nicht geht – auf externe Faktoren abschieben. Wer will schon von sich sagen, er sei dekadent, selbstbezogen und rotte freiwillig seine Familie aus? Genau das aber macht ein Kinderloser, der beendet eine oft dutzende von Generationen umfassende Lebenslinie. Am Ende funktioniert dies nur in Gesellschaften, die die Ansicht etablieren, das eigene Leben „gehöre“ einem nur selbst, müsse demzufolge nicht durch Kinder weitergegeben werden. Auch erst in solchen Gesellschaften kann es zur Überbewertung oder auch nur Akzeptanz von fortpflanzungsabgewandten Beziehungsmodellen, insbesondere der Homosexualität, kommen.

      • Die Japaner, Koreaner übertreiben es auch, sind mit ihrer Firma mehr verheiratet, als mit ihrer Frau. Darüber hinaus habe ich nicht den Eindruck, dass man in diesem Land auch nur ansatzweise Herr über sein eigenes Leben ist. Über die Hälfte Ihrer Lebensarbeitszeit geht für den Staat drauf und wenn Sie selbstständig sind, dann ist es noch deutlich mehr.

      • Ein geradezu beispielhafter Kommentar in Sachen moralischer Selbstüberhöhung des eigenen Lebensmodells unter Zuhilfenahme der Gemeinwohlkeule nach grün-sozialistischem Muster.

  12. Interessantes Experiment. Nur glaube ich nicht, dass die Menschheit insgesamt jemals in Wohlstand leben wird. Und das war ja bei den Mäusen die Voraussetzung fürs Aussterben.
    Im Unterscheid zur Mäusegesellschaft, leben Teile der Menschheit zwar in Wohlstand, aber nicht in einem abgeschlossenen System. Der Platz, der in Wohlstandsgemeinschaften frei wird, wird von anderen besetzt werden. Denen Wohlstand nicht gelungen ist. Dann resultiert daraus Armut und es entwickelt sich ein neues System Wohlstand. Wie sich die Zahl der Menschen weltweit entwickelt? Hängt vielleicht davon ab, wie erfolgreich sich der Mensch zu Wohlstandsgesellschaften entwickelt.

    • Aber bezogen auf einzelne Subgesellschaften wie die der Deutschen, könnte das ja stimmen… Deutsche werden einfach von anderen ersetzt…

      • Der Autor spricht aber dann von „der Menschheit“: z. B. hier „droht mit einem fatalen Ende für die Menschheit.“ Und das sehe ich nicht.

  13. Was für ein Unfug! Die 8 Milliarden Menschen sind m. E. in jeder Hinsicht zu viel für die Erde; eine solche Masse garantiert quasi die massive Überlastung der natürlichen Ressourcen, Verteilungskämpfe und Kriege, allerorten Not und Elend.
    Für Deutschland gilt: wir bräuchten längerfristig bei unserem Lebens- und Wirtschaftsmodell eine Absenkung auf maximal 30 Millionen Einwohner, um „planetar angemessen und gerecht“ zu leben. Und man stelle sich nur mal vor: zwei Drittel weniger Menschen hier – und ebenso zwei Drittel weniger Enge, Verkehr, Wohnungs- und Energiebedarf, etc., etc…
    Wäre das Leben hier dann nicht wesentlich entspannter, friedlicher, ja einfach besser? Ich denke doch…

    • So wie hier in Ungarn. Das Problem ist, das es noch maximal 35-40 Mio. Deutsche gibt. Der Rest dürfte seit den ersten Anwerbeabkommen bei weiteren 39,6 Mio. Zugezogenen bestehen.

    • So einfach können Sie das Lebensmodell freiwilliger Kinderlosigkeit nicht rehabilitieren oder von Kritik freistellen. Sie übersehen, dass die Abnahme der Bevölkerung in Deutschland nicht linear erfolgt, wie das m.E bei letal verlaufenden Seuchen oder Kriegen oder Naturkatastrophen der Fall wäre. Dann nämlich werden alle Alterskohorten gleichmäßig reduziert. In der in Deutschland tatsächlich stattfindenden Reduzierung über freiwilligen Gebärverzicht nimmt nur die Zahl der jungen Menschen mit jeder Generation deutlich ab, das Land wird also zu einer Population der Greisen.
      Schon heute, in den 2020er Jahren, lassen sich die Folgen beobachten. Einer zunehmend feiger, risikoscheuer, pazifistischer und technikskeptischer agieren Kohorte an Erwachsenen im Alter in der postfertilen Lebensphase (also älter als 50) steht eine immer kleiner werdene Gruppe an jungen Menschen unter 40 gegenüber. Sie haben kaum noch eine Chance, den Alimentationsforderungen der Alten zu entkommen und können sich auch sonst nicht gegen sie mangels Masse durchsetzen. Bei der aktuellen Geburtenrate vermindern sich diese immer um rund 30 % gegenüber ihrer Elterngeneration, so dass sie mathematisch ausrechnen können, ab wann es keine fertilen jungen Frauen mehr geben wird. Nachdem, was ich gelesen habe, würde dies nach rund sechs kinderarmen Generatioen der Fall sein, als in rund 100 Jahren.
      In zunehmenden Maße fehlen junge Menschen für Tätigkeiten, die nur sie machen können. Nach wie vor sind Menschen jenseits eines Alters von 70 Jahren für Tätigkeiten, die Körperkraft, rasche Reaktion, Stressfestigkeit usw. erfordern nicht mehr geeignet. Darum fehlen schon jetzt immer mehr Facharbeiter, einfache Arbeiter, Pfleger und Ingenieure. Aus dem Ausland wandern sie nicht ein, da ihre Zahl auch dort begrenzt ist und das Land ohnehin für Leistungsbereite nicht attraktiv ist. Dazu kommt ein weiteres Phänomen, dass Ihrer Annahme widerspricht, aber weltweit zu beobachten ist: Reduziert sich aus irgendeinem Grund ein Volk, so bleiben die dadurch freiwerdenen Räume nicht frei, sondern werden von zuwandernden Kohorten übernommen. Ein Rückgang in Deutschland auf 30 Millionen wäre nur dauerhaft aufrechtzuerhalten, wenn das Land technisch und kulturell auf den Stand des 18. Jahrhunderts zurückfiele. Andernfalls wird es osmotisch immer neue Zuwanderung anziehen.
      Somit beginnt nun, nach einer Phase demographischer Windfall-Profits, für die vergreisenden Kinderlosen ein spürbarer Mangel an Lebensqualität, da sie über zu wenig junge Menschen verfügen. Dabei sind die 2020er nur der Anfang, ab ca. 2040 wird sich das drastisch potenzieren.

      • Es ist leider vergebliche Liebesmüh, es dem Großteil der Menschen hierzulande begreiflich machen zu wollen. Die Alten haben sich an unendliche Ressourcen gewöhnt und sind nicht bereit, davon abzurücken, dazu gehört natürlich das entsprechende mindsetting. Dieses erlaubt nicht das Wahrhabenkönnen.
        Darüber hinaus ist nunmal in der menschlichen Natur so, dass man von seinen einmal errungenen Ressourcen nicht bereit ist, abzurücken, Rücksicht zu nehmen oder zu teilen, schon gar nicht mit dem Nachwuchs, den man ja nichtmal selbst gezeugt und aufgezogen hat.
        Ich habe viele oftmals bewusst Kinderlose in der Pflege betreut. Alle einte eine extreme Einsamkeit und das Rufen nach Angehörigen der Herkunftsfamilie, der Frust über das Ableben in der Gewissheit dass wirklich nichts von einem selbst weiterleben wird, bei vielen schlug diese Verzweiflung auch oft in eine gewisse Boshaftigkeit und Missgunst um.
        Meine bescheidenen Erkennnisse als Pflegerin: Es ist nicht normal und gut für Menschen, nachwuchsbefreit zu sein. Und das was für den Einzelnen gilt, kann auf die Gemeinschaft übertragen werden. Insgesamt ist es schlecht, wenn eine Gemeinschaft es nicht mal hinbekommt, dass Frauen wenigstens die bestandserhaltenden 2,1 Kinder gerne (!) bekommen können möchten. Wären Frauen weder diskriminiert im Job, hätten kostenfreie und qualitativ hochwertige Kitaplätze, ausreichend Wohnraum, eine Willkommenskultur für Babys, keinen Rentenmalus und würden nicht immer als Verfügungsmasse für diverse politische Gesellschaftsexperimente herhalten müssen (die oft genug Gewalt seitens der Männer beinhaltet), würde es einer Frau einfacher gemacht werden, auch Mutter sein zu können.
        Kostet das mehr Geld als die aktuelle umgesteuerte und insbesondere für Frauen fatale Einwanderung?
        Wir haben sechs wunderbare Kinder, die älteren sind bereits ausgewandert. Wir haben es ihnen nahegelegt und sie für die kommenden Zumutungen gerade für ihre Alterskohorte sensibilisiert. Weltweit herrscht Mangel an jungen, gebildeten und verträglich sozialisierten Menschen, Deutschland hat das noch nicht gecheckt und geht mit seinem kostbaren und rapide abnehmenden Nachwuchs nicht gut um, denn es stresst die Familien und bürdet ihnen eigentlich nur noch Schulden und trübe Aussichten auf.
        Kinderablehende, Kindergenervte, Kinderhasser, sie alle sind in diesem Land bestens aufgehoben. Die Deutschen finden es ja auch immer irgendwie seltsam, wenn sie die sprichwörtliche Kinderfreundlichkeit bei anderen Völkerschaften bemerken, das ist für Deutsche bestenfalls irgendeine Art von archaischer Folklore. Schlimm.
        Dann solle sich niemand wundern und eben aussterben. Wir sind jedenfalls froh über die Liebe und absolute Lebens-und Bewusstseinsbereicherung durch unsere Kinder und dass wir durch unsere Kinder weiterhin indirekt auf diesem wunderbaren Planeten vertreten sein werden.
        Allen Relativierern, Nihilisten und Kinderhassern sage ich in Anlehnung an Martin Luther:
        Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so würde ich heute dennoch einen Apfelbaum pflanzen 🙂

    • Ich denke durchaus „die Materie verstanden“ zu haben.
      Brauchte die Menschheit noch 120 Jahre, um von 1 auf 2 Milliarden zu wachsen, ist sie in nur weiteren 100 Jahren auf 8 Milliarden Hungrige quasi explodiert. Niemand bei klarem Verstand kann das vernünftig finden. 30 Millionen in Deutschland wären sehr wohl machbar, denn Grenzen kann man schützen und verteidigen, wenn man es denn will! Selbstverständlich sehe auch ich das dramatische (allerdings auch temporäre!) Problem der überalterten Gesellschaft im Falle einer drastischen Populationssenkung. Doch die gegenwärtig gelebte Alternative sorgt mich weit mehr. Es ist überall so dermaßen viel Druck im Kessel, explizit auch hier in Deutschland. Das wird uns alles sehr bald um die Ohren fliegen, wenn wir nicht endlich und radikal gegensteuern…

  14. „… Die pornographische Pandemie im Internet hat ebenfalls weitreichende Auswirkungen auf die Zerstörung des Beziehungslebens von Menschen im paarungsfähigen Alter, doch scheint sich kein Land – zumindest im Westen – einer nachhaltigen Bekämpfung dieses Phänomens verschreiben zu wollen. …“
    Die Zerstörung des Beziehungslebens und des gesellschaftlichen Miteinanders allgemein findet unablässig mittels Gebrauches des trabaren Telefons und der hieraus resultierenden ständigen ausschließlichen Selbstbespaßung statt. Die Menschen lassen sich davon ablenken (und machen hierbei sehr gern mit), miteinander, von Angesicht zu Angesicht, zu sprechen und zu interagieren. Diese Menschen sind gefangen im Netz und lassen sich von dort nur schwer wieder herausholen.

  15. Vielen Dank für den hochinteressanten Artikel!

    im Gegensatz zum Autor bin ich jedoch nicht der Meinung, dass sinkende Bevölkerungszahlen ein Problem darstellen, noch finde ich, dass damit eine Dekadenz durch Sättigung zwangsläufig einhergehen muss, auch wenn dies wohl beobachtbar ist.
    Durch optimierte Produktionsverfahren und dadurch jederzeit verfügbare Ressourcen besteht einfach nicht mehr die Notwendigkeit einer ungezügelten Reproduktion. Wozu auch? Was ist gegen weniger Menschen einzuwenden (rein philosophisch gefragt). Was ist denn der Zweck der Menschheit? Sich ungehemmt zu vermehren? Da wären wir wieder beim Mäuse-Experiment. Wir sind aber keine Mäuse und ich vermisse bei solchen Betrachtungen immer den erkennenden Geist des Menschen.
    Im Falle Südkoreas ist es doch einfach so, dass die dort lebenden (indigenen!)
    Menschen sich entschlossen haben so zu leben, wie sie es für richtig halten!
    Der anmassende und unerlaubte Ton, zu sagen, dass diese sich doch gefälligst zu vermehren hätten, steht uns nicht im geringsten an. Auch steht uns nicht an, indigene Völker aus Afrika mit hohen Vermehrungsraten zu uns zu holen um unsere Gesellschaft zu verändern. Dies alles sind die Methoden der globalistischen Sozialingenieure.
    Das Schreckensbild der sinkenden Geburtsraten fast der ganzen Welt, wie es der Autor zeichnet ist in Wirklichkeit keines denn es spiegelt, wie er selbst sagt,
    nur den gestiegenen Wohlstand. Und dagegen gibts doch nix zu sagen oder?

  16. Es ist nicht der Wohlstand, es ist der (heutige) Feminismus als Konsequenz dieses Wohlstandes, der unsere Systeme und Gesellschaften kollabieren lässt. Warum traut sich das keiner zu sagen? Oder sieht das wirklich niemand?
    Es gehört zum Zeitgeist, den Feminismus als eine Errungenschaft darzustellen, dabei lehnen ihn inzwischen – zumindest gefühlt – sowohl die meisten Männer als auch die meisten Frauen ab. Beide Geschlechter sehnen sich nach den Rollen, die sie instinktiv und evolutionär besetzen. Moderat selbstverständlich, ich rede hier nicht von Wahlrecht und solchen Dingen, sondern von Verhaltensweisen.
    Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber gemessen an der Feminismus-Propaganda, die in westlichen Gesellschaften herabprasselt, ist das auch kein Wunder: Das böse Patriarchat, der einzige Grund, warum nicht jede Frau der CEO eines großen Unternehmens ist. Und überhaupt ist Kinderkriegen Mord und Karriere das einzig Wahre.
    Das bekommen die Frauen, aber auch die Männer, heute eingetrichtert. Videos wie das hier Verwendete gibt es auf Youtube und TikTok zuhauf und es ist wirklich gruselig, wie weltfremd und arrogant junge Frauen auftreten. Das böse Erwachen kommt dann mit spätestens 35, wenn kein Mann sie mehr will und der Mutterinstinkt wie ein Vorschlaghammer trifft, während sie ihre guten Jahre verschwendet haben.
    Sowohl Männer als auch Frauen besetzen heute Rollen, die auszufüllen sie nicht geschaffen sind. Und daran kollabiert jede Gesellschaft – muss jede Gesellschaft kollabieren. Für mich absolut klar. Das das nicht thematisiert wird, ist wie gesagt dem Zeitgeist geschuldet. Aber wir werden nicht daran vorbei kommen.

    • Feminismus gibt es nur in Wohlstandsgesellschaften

  17. Lieber Hr.Boos,
    Ein genialer Artikel! Ich finde dort Beschreibungen des Jetzt, Gedanken und Analysen darüber gut aufbereitet wieder, die ich teils schon seit Jahren durch subjektives Empfinden und Beobachten in mich trage.

  18. Zwei Dinge:

    • Ist Kinderkriegen oder -haben ein Wert an sich?

    • Wie passend ist es, kleine Geburtenraten als Tod und Todestrieb zu bezeichnen? Man bringt sich ja nicht selber um und auch sonst keinen. Ganz im Gegenteil: Wo weniger Menschen auf die Welt kommen, dort müssen auch auch weniger sterben.

    Welche individuellen und vor allem kollektiven Überlegungen, Meinungen, Einstellungen stecken dahinter, wenn dass Schrumpfen von Völkern als Manko angesehen wird? Ich könnte mir vorstellen, dass Wertvorstellungen aus längst vergangenen Zeiten noch immer hintergründig wirken, obwohl der Wert längst passé ist, falls es mal einer war. Für wen Nützlichkeit, Notwendigkeit oder Ansehen der treibende Grund ist, für den ist es nicht die Menschenliebe.

    Klar dürfte auch sein, dass die Weltbevölkerung nicht unendlich wachsen kann, ohne gigantische Probleme zu bekommen.

    • Guter Punkt. Vor ca. 30 Jahren las ich eine Rezension (in der FAZ?) von Richard Dawkins’ populärwissenschaftlichem Werk „The Selfish Gene“ mit der (aufmerksamkeitsheischenden, aber durchaus zutreffenden) Überschrift: „Unsere Gene fahren ihren Leihwagen zu Schrott“. Ich kaufte und las die deutsche Übersetzung von Dawkins Buch (Das egoistische Gen) und begriff erstmals, wie Evolution wirklich funktioniert. Seither fällt mir immer wieder auf, dass selbst die gebildetsten Menschen, leider auch Biologen, dies überhaupt nicht, oder nur rudimentär kapiert haben. Dawkins weist darauf hin, dass von allen Lebewesen erstmals der Mensch in der Lage ist, willentlich und in freier Entscheidung seinen selbstsüchtigen Genen, für die er lediglich eine „Überlebensmaschine“ darstellt, ein Schnippchen zu schlagen (Verhütung / Geburtenkontrolle). Welcher Fortschritt! Dieses auch heute immer noch lesenswerte, populäre Standardwerk ist ein Augenöffner.

  19. Dass der Wohlstand eines der Probleme ist, mag durchauss ein. Ein Land wie Nordkorea, welches aber zu den ärmste der Welt zählt, widerspricht dieser Theorie.
    Man sollte aber nicht außer Acht lassen, dass die echten Herrscher dieser Welt – sprich die westlichen Oligarchen – ein klares Ziel ausgegeben haben: Max. 1 Mrd. Menschen auf der Welt, besser weniger. Das WEF, Bill Gates und viele andere propagieren dieses. Auch die Georgia Gudestones sprechen von max. 500 Millionen Menschen.
    Das Ziel dieser Leute, und damit das Ziel all ihrer „Untergebenen“ scheint es daher zu sein, die Menschheit auf 1 Mrd. reduzieren, und das mit allen Mitteln. Sei es chemisch, sei es biologisch, sei es mit Propaganda, Ideologie oder Indoktrination. Das alles sind Dinge, die wir seit Jahren sehen: Feminismus, Gendergaga, der aktuelle Trans-wahn sind als Beispiele für Ideologien zu nennen. Chemisch/biologisch sehen wir die Impfungen. Die Gavi hat bekanntlich in Afrika mehrfach Impfstoffe getestet, die die Fertilität absichtlich (!) zerstören. Die C-Impfstoffe scheinen ebenfalls die Fertilität zu senken, wie aktelle Zahlen zeigen. Was sonst noch an fruchtbarkeitszerstörenden Chemikalien verwendet wird, will gar niemand wissen.
    Ja, ein Teil der Ursache scheint der Wohlstand zu sein. Der andere Teil wird gezielt von denen betrieben, denen wir Kriege, Konflikte, Corona, u.v.m. zu verdanken haben.

  20. Spannende Geschichte. Dicht oder dünn besiedelt hat auch etwas mit den Lebensumständen (Temperatur, harte Winter) zu tun.
    Trotzdem denke ich, dass die Überbevölkerung dazu führt, dass die Gesellschaft wählerisch wird. Die Solidarität geht verloren. Das hat wenig mit berufstätigen Frauen zu tun. Es hat etwas damit zu tun, dass keiner mehr für den anderen einstehen will. Heute regen sich Menschen auf, wenn sie für die Heimkosten ihrer Eltern zur Kasse gebeten werden sollen. Selbst, wenn die Eltern ihr eigenes Geld aufbrauchen glauben Kinder, dass die Eltern das Geld verschwenden. Umgekehrt geht die Solidarität in der Kinderbetreuung verloren. Nachbarskinder gibt es nicht mehr bzw. sie spielen nicht miteinander.
    Die Klein- bzw. Kleinstfamilie ist komplett überfordert mit den überhöhten Anforderungen der Kindererziehung, auf der anderen Seiten wird das keine Kinder haben glorifiziert, die die Probleme haben sind selbst dran schuld. Wirkliche Hilfe gibt es nicht. Die staatliche Betreuung wird diskreditiert und als „Geldverschwendung“ gebrandmarkt. Schulen verfallen, Ausbildung findet nicht mehr so statt wie früher. Die allgemeinen Lebensumstände verschlechtern sich zunehmend. Der Niedergang wird an allen Enden sichtbar. Auf der einen Seite ist das Gesundheitssystem teuer wie nie und auf der anderen Seite werden Menschen immer schlechter versorgt. Selbst an den Zügen sieht man es. Menschen wollen bequem reisen, aber die Sitze werden immer schmaler und die Gepäckablegen werden immer kleiner.
    Das grundlegende Problem ist der soziale Verfall, den man im sogenannten Westen sehr gut beobachten kann.

  21. Wenn die Impfung wirksam war, dann sind die Fortpflanzungsorgane und Keimzellen maximal beschädigt. Da wächst nix mehr.
    Und alte Gesellschaften misshandeln Kinder ohnehin – siehe bei uns die Kinder in den KITAs … https://deutschlandskrankekinder.de/ – und demnächst auch für die Jungen Impfschäden weil Masern mit modRNA beimpft wird.
    modRNA kommt nie aus dem Körper raus. mRNA verschwindet nach 2 Tagen. modRNA gar nicht. Die kennt der Körper nicht, weil sie modifiziert wurde (mod).
    Darüber hinaus sorgt die Migration für die Zerstörung bestehender Gesellschaften. All das senkt das Interesse an Familie. Es dreht sich eher um das nackte Überleben.
    Ja, das große Keulen ist im Gange. An Wohlstand lag es sicher nicht. Wohlstand hat hier doch niemand erreicht. Mit einem Einkommen von 3000 netto pro Monat verdient ein Single in Deutschland mehr als 85% der anderen. Das nenne ich zurecht Armut.
    Im Übrigen ist es China egal, wenn es demnächst nur noch 750 mio Menschen hat. Jede Wette.

  22. Beides, sicherlich kann nicht jeder Mensch auf dem Planeten 2 Autos besitzen und 2 x im Jahr in Urlaub fliegen. Das wäre das Ende. Und ja, die Christen in den Klöstern oder die Philosophen in der Antike ahnten bereits, das wir besser unsere Bedürfnisse zügeln sollten, da stecken tiefe Wahrheiten drin, die heute niemand mehr hören will.

  23. ja, in weniger als 100 Jahren wird die Weltbevölkerung rapide anfangen zu schrumpfen. Diese Bewegung aufzuhalten, wird eine gesammtgesellschaftliche Herauforderung.

  24. Die gedankliche Ungenauigkeit hier heißt lineares Denken. Man nimmt an ein Zustand oder eine Veränderung existiert linear in die Zukunft weiter. Lineares Denken eignet sich hervorragend für Horrorszenarien (Bevölkerungskollaps Klimakollaps etc.) oder, im entgegengesetzten Fall, unrealistisch hohe Unternehmensbewertungen an der Börse. Meistens macht die Realität aber der Linie den Garaus.
    Realistischer ist die Annahme der Sinuskurve. Dinge erreichen ein Maximum, die Entwicklung dreht sich und steuern umgekehrt das Minimum an. Auf die Bevölkerung bezogen könnte das so aussehen: nachdem die Bevölkerung geschrumpft ist, Immobilien günstiger werden usw. werden Familien wieder größer.

  25. D’accord. Allerdings finden diese metapolitischen Debatten so gut wie nicht statt. Und wenn sie stattfinden, dann unter zahlreichen Tabus und Ungenauigkeiten. Die „eigentlich“ entscheidenden Aspekte werden wie der berühmte Elefant umrundet, denn man will ja nicht….. Und das gefährliche Glatteis auch und gerade in Form diverser … ismen liegt sehr nahe, nicht nur, wenn es um die interessante Entwicklung des Geschlechterverhaltens unter dem Label der totalen Freiheit und der totalen Optimierung geht. Und politideologisch „drohen“ die Konfliklinien mit einer Art von Liberalismus und dem Individualismus, von manchen, psychologische und demographische Aspekte hin oder her, als absolute Heilsbringer angesehen. Ob derartige, hier zu Recht thematisierte, Fragen im Rahmen der Transformation und im Zeitalter der transhumanistischen Konstrukteure noch relevant werden, ist unklar. Zudem findet der postmoderne Nochmensch des Westens aktuell verschiedene Wege, mit den Entwicklungen umzugehen, was nicht bedeutet, dass es fuer ihn besser wuerde. Aber dann hat er es halt nicht geschafft. Nicht zuletzt finder auf westlichem Boden der kulturelle Clash statt, wobei Huntington noch von einer Art Kampf und nicht einer Eroberung ausging. Da treffen unterschiedliche Verfasstheiten aufeinander, die sich heute erst abzeichnen. Das Experiment ( Mounk?) ist gerade angelaufen.

  26. Die Reproduktionszahlen nach Staaten aufgeteilt täuschen. Es bilden sich mehr statt weniger Staaten. Lediglich die anerkannten Staaten werden weniger. Die Vermehrung verschiebt sich dahingehend, dass die nicht anerkannten Staaten in keinen Statistiken auftauchen. Die Weltbevölkerung wird weiter wachsen, da Wohlstand und Bildung immer weiter rückgebaut werden. Lediglich die kommenden großen Kriege werden bei der Bevölkerungszunahme Abhilfe schaffen.

  27. A propos Überbevölkerung.
    Hier eine kleine Rechnung:
    Deutschland
    hat eine Fläche von 357588 km².
    Würde man die angenommene Weltbevölkerung
    von 8 Mrd. auf dieser Fläche ansiedeln, blieben pro Person etwa 44 qm². Circa alle 13 m befände sich jemand.
    Klar, unbesiedelbare Gebirge und Gewässer müsste man herausrechnen, doch es geht nur um die Vorstellung, die Visualisierung.
    Doch seien wir großzügig und nehmen Holland und Belgien als Flächenausgleich dazu.
    Dennoch wäre der gesamte restliche Planet menschenleer! Nord- u. Südamerika, Afrika, Asien, Resteuropa, Russland ..
    ..unbesiedelt!
    Der Planet kann uns nicht ernähren? Humbug. Hunger ist politisch gewollt.

  28. Es gibt zu viele Menschen auf der Welt. Die Japaner und Koreaner werden weniger. Der in Deutschland seit Jahrzehnten deswegen ausgerufene japanische gesellschaftliche Zerfall will und will sich nicht einstellen… – Die Versorgung der vielen Alten funktioniert sehr gut! Die Wirtschaft brummt. Die Flüge und die Züge sind pünktlich, sauber und bezahlbar.
    Das japanische Experiment der kontrollierten Bevölkerungs-Schrumpfung ist interessant. Betrachten wir es in Ruhe. Es könnte in die richtige Richtung gehen.

Einen Kommentar abschicken