<
>
Wird geladen...
Dystopie oder bald Realität?

In nicht allzu ferner Zukunft: Leben in der Klimadiktatur

von Gastautor

04.08.2023

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Jungen lehnen die alten ZuVis, die ‚Zukunftsvernichter‘ ab, denn sie haben das Klima, den Planeten und damit ihre Zukunft zerstört. CO2-Lebensbudgets, nicht abnehmbare smarte Armbänder und bittere Knappheit bestimmen den Alltag. Die meisten Menschen machen aber mit, denn sie wollen vor allem eines: auf der richtigen Seite stehen …

Der Roman „Hinter der Zukunft“ von Thomas Eisinger schreibt die Politik und Kommunikation der Corona-Zeit in eine überzeichnete Zukunft fort. Deutschland ist in der Fiction des Augsburger Schriftstellers zu einer Klimarepublik mutiert. Die Verfassung ist geändert. Nicht mehr die Würde des Menschen, sondern die Würde des Planeten ist unantastbar.

Der Tag beginnt und endet für alle mit dem „Pray for the Planet“. Die Klimakanzlerin leitet es mit salbungsvollen Worten. Die Sprache der Klimagebete ist die konsequente, ins Absurde übersteigerte Fortentwicklung der Sprache der Regierung in der Corona-Zeit. Erschreckend ist, dass Eisinger wesentliche Teile des Buches ein Jahr vor dem ersten Lockdown geschrieben hat.

Im Roman sind die Medien in der Hand der Regierung. Kontakte und Bewegungsfreiheit der Bürger sind limitiert. Die Überwachung über ein Armband, den sogenannten „Guten Helfer“, ist absolut. Alles dreht sich um das Vermeiden der CO2-Produktion. Es gibt Zensur und zahlreiche Denk- und Redeverbote. Jeder Mensch erhält ein CO2-Budget, das sich in Coints ausdrückt. Jede Handlung verbraucht Coints. Sind die Coints aufgebraucht, ist das Leben zu Ende. Die Propaganda spricht von einem Leben bis 65. Die meisten werden früher abgeholt.

TICHYS LIEBLINGSBUCH DER WOCHE
Was wäre, wenn die Welt absaufen, aber nicht untergehen würde?
Robin, der Protagonist des Buches, ein junger Mann von 19 Jahren, ist Gamer. Sport ist verpönt, weil damit CO2 erzeugt wird. Fernsehen ist verstaatlicht und wird nur von Älteren genutzt. So sind Games, die live ins Netz gestreamt werden, die bevorzugte Unterhaltung für Jüngere. Erfolgreiche Gamer sind Stars und verdienen mit den Spielen Coints und Geld. Junge Menschen finden sich als Follower erfolgreicher Gamer zusammen.

Obwohl die Indoktrinierung der Klimagesellschaft perfekt zu funktionieren scheint, finden Wahlen statt. Die alles beherrschende Klimapartei hat in dem Bestreben, ihre Macht endgültig zu sichern, nicht nur das Wahlalter massiv gesenkt, sondern auch die Stimmen mit dem CO2-Budget der Wähler gewichtet. Da man sich der jungen Leute sicher ist, scheint die Wiederwahl der allmächtigen Klimakanzlerin alternativlos.

Doch die Partei macht einen Fehler. Der Jugendkult der Klimagesellschaft führt zur Gründung einer neuen Partei der Jugend. Als diese völlig überraschend den Wahlsieg erringt, ist der junge Gamer Robin mit seinen Millionen Followern plötzlich Bundeskanzler. Die Klimakanzlerin wird zur Klimaministerin und scheint den jungen, politisch unerfahrenen Gamer in ihrem Sinne lenken zu können. Der neue Bundeskanzler findet sich plötzlich in einer Welt wieder, in der es mit Reisen, Steaks, Alkohol und vielem anderen all jene Dinge gibt, die dem Volk streng verboten sind. Das Leben als Kanzler kostet keine Coints und es gibt scheinbar keine Überwachung mehr. Doch dieser Schock allein reicht noch nicht für sein Umdenken.

VON BRENNENDER AKTUALITäT
Die verblüffende visionäre Kraft des Robert Hugh Benson
Es bedarf der Suche nach dem verschleppten Großvater und der Begegnung mit einer couragierten Mitarbeiterin des „Amtes für Scham und Schuld“, um Robin die Augen zu öffnen. Der junge Bundeskanzler beginnt Fragen zu stellen. Der Kampf gegen die Diktatur nimmt seinen Lauf.

Bildete der Roman bis hier sehr geschickt die langweilige, gefährlich spießige Wirklichkeit der Klimadiktatur ab, so wird das Erzähltempo ab jetzt zuweilen rasant und man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen. Es gibt ein überraschendes Ende, soviel sei verraten.

Dass der Epilog des Buchs das Ende noch einmal ad absurdum führt, zeigt nichts weniger als die reale Absurdität der gegenwärtigen Klimadiskussion. Eisinger überzeichnet seine Klimarepublik bis ins Lächerliche, doch bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn man im Reden der fiktiven Figuren die Rede zeitgenössischer Klimaaktivisten erkennt.

Der gesamte Roman ist nichts weniger als eine Warnung vor Monokausalität in der Deutung so komplexer Systeme wie der Entwicklung des Weltklimas. Thomas Eisinger zeigt, wie genau diese Eindimensionalität unmittelbar in totalitäre Strukturen führt. Der Autor versteht zudem noch, seine These in eine spannende und sehr gut erzählte Geschichte zu verpacken.

Dieser Beitrag von Peter Winnemöller erschien zuerst unter dem Titel „Thomas Eisingers Roman ‚Hinter der Zukunft‘“ in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken Autor und Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.

Thomas Eisinger, Hinter der Zukunft. Roman, Nova MD, Klappenbroschur, 548 Seiten, 18,90 €.


Mit Ihrem Einkauf im TE-Shop unterstützen Sie den unabhängigen Journalismus von Tichys Einblick! Dafür unseren herzlichen Dank!! >>>

 

Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

17 Kommentare

  1. was Deutschland künstlich an CO² im Jahr erzeugt macht die Natur an weniger als 1 (einem) Tag,das soll das Klima beeinflussen ? 96 CO² erzeugt die Natur 4% der Mensch D. erzeugt von den 4% = 3,7 %.

  2. Hinter der Tür auf der Klimaerlösung steht, wartet nur der Anarchist. Deshalb darf es auch keine Diskussionen geben, kein Zögern und kein Zaudern.
    Davon ab, ich bin ein Freund der Umwelt, aber unsere Umwelt zu instrumentalisieren um dann mit Benzin das „Feuer“ zu löschen ist doch wohl offensichtlich.
    Wer das co2 nur in andere Länder verlagert und dazu beiträgt, dass dadurch noch mehr von diesem „Klimagas“ erzeugt wird, kann doch nichts anderes sein als ein Täuscher.

  3. Es wird keine Klimadiktatur in Deutschland geben , auf den Weg dahin wird das Geld ausgehen , dann Sorgen 3 Millionen junge Flüchtinge für genug Party , da kommen wir aus dem Feiern gar nicht mehr raus

  4. Die Boomer sind schon heute die ZuVis – klar, 20 Mio. Menschen um die 60 in Deutschland haben mit ihrem exzessiven Lebensstil das Weltklima vernichtet, jaaaischklaar. Mal Soylent Green anschauen: da kann man sich als ZuVi auch einschläfern lassen – so als Perspektive für die ganz Schuldüberzeugten. In den vergangenen 8 Jahren sind Dinge Wirklichkeit geworden, die man vor 9 Jahren für überdrehten SciFi-Quatsch gehalten hätte. Mal schauen was 2031 Realität ist und im Rückblick als Unmöglich erschien…

  5. Jetzt bin ich durch die Rezension aber richtig angefixt, dass mich verlangt, Tom Eisingers Dystopie zu lesen, zumal wenn Michael Meyen über den Roman so ein Statement raushaut.

  6. Ich habe den Roman nicht gelesen und werde das auch nicht tun, weil diese Neuauflage der Dystopie, die immer mehr zu einer klar umrissenen Zukunftsbeschreibung wird, offenbar nichts anderes ist als eine Wiederholung dessen, was schon Aldous Huxley und George Orwell in den 30er und 40er Jahren des 20.Jhts deutlich gemacht haben: Der Zustand naemlich, in den unsere Gesellschaft abdriftet, wenn ihr nicht wichtige Zuegel angelegt werden, die eigenstaendiges Denken und Kritikfaehigkeit foerdern. Ich spreche von einer vernuenftigen Erziehung, Ausbildung und Identitaetsfindung. Das alles ist verloren gegangen und wenn wir es nicht wieder gewinnen, ist es aus mit unserer Kultur und Zivilisation. Darueber braucht man keine neuen Buecher schreiben oder lesen. Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns zu Taten schreiten!
    Ich sage es ganz deutlich: Wir muessen alle auf die Strasse. Die Zeit der bequemen Kritik aus dem Sessel heraus ist vorbei!

    • Mir geht es dabei vor allem um Unterhaltung.
      Die Klassiker der Dystopiker habe ich erstmals auch bereits vor Jahrzehnten als Jugendlicher gelesen.
      Zur Erweckung benötige ich diese Literatur auch nicht mehr.

      • wenn meine Frau vorschlaegt, nur zur Unterhaltung einen der heutigen Filme voller Gewalt anzuschauen, winke ich immer ab, denn wozu soll ich meine verbliebene, kostbare Zeit mit solch unergiebigem, sich staendig wiederholendem Quatsch vertroedeln? Aber andererseits haben Sie natuerlich Recht: Wie man seine Zeit verbringt, ist Privat- und Geschmackssache.

  7. Welch ein Blödsinn. Die Jungen können das versuchen, aber es wird wegen der unauflöslichen Verbindung zur eigenen Vergangenheit meist nicht klappen.
    Sie werden sich besinnen!

  8. Hört sich sehr realistisch an.
    Und der Satz „Fernsehen ist verstaatlicht und wird nur von Älteren genutzt.“ beweist, daß die dort dargestellte Zukunft schon Gegenwart ist.

  9. Die meisten Menschen machen aber mit, denn sie wollen vor allem eines: auf der richtigen Seite stehen …

    Schlechterdings ist ja so, daß das Stehen auf der „objektiv“ oder historisch gesehen richtigen Seite damit einhergeht, davor auf der falschen Seite gestanden zu haben, notwendigerweise.

    Nehmen wir die dunklen Jahre als Beispiel… Die „richtige“ Seite hätte ein Dagegen-Sein, ein Nicht-Mitmachen bedingt, mit all‘ den Konsequenzen, oft genug auch tödlichen, die es unter diesen Umständen und zu diesen Zeiten gab. Kann es einem normalen Menschen verdenken, daß ihm Leben und Lebenszeit u. U. wichtiger waren, als ein (potenzielles) Vorbild für irgendwelche späteren Generationen zu sein? Ist das Sich-Arrangieren nicht auch eine Form von Selbstschutz, und Schutz der Familie etc.?

    Der Gesteinmeierte hatte mal gesagt, im Rahmen der 100-Jahr-Feier der Augsburger Synagoge, glaube ich, daß sich damals nicht genügend der Politik entgegengestellt hätten; „seine“ „Unterstützung“ wäre „sicher“ gewesen. Was wäre passiert, wenn man als Antwort darauf aufgestanden wäre, und dem BuPrä vor versammeltem Publikum gesagt hätte, „Nun, Herr Bundespräsident, ich bin gegen die Politik der aktuellen Regierung, ich will mich ihr entgegenstellen. Habe ich Ihre Unterstützung?“

  10. Die Sprache der leeren Worte und vom Verstand befreite Gedanken
    Die große Lüge und der falsche Slogan verwirren und stumpfen die Zuhörer zunächst ab und machen sie bereit, jeden vorgeschlagenen Mythos des Glücks zu akzeptieren.
    Die Aufgabe des totalitären Propagandisten besteht darin, in den Köpfen der Menschen besondere Bilder zu schaffen, dass sie endlich nicht mehr mit eigenen Augen und Ohren sehen und hören,

    • Klimawandel
    • Energiewende
    • Eneuerbare Energien
    • Dekarbonisierung
    • CO2-Abgabe
    • CO2-Fussabdruck

    sondern die Welt durch den Nebel offizieller Schlagworte betrachten und die automatischen Reaktionen entwickeln, die der totalitären Mythologie entsprechen.
    Das nennt sich Indoktrination und der fruchtbarste Boden zum Gedeihen ist schon seit jeher deutscher Boden.

  11. „Die Jungen lehnen die alten ZuVis, die ‚Zukunftsvernichter‘ ab, denn sie haben das Klima, den Planeten und damit ihre Zukunft zerstört.“
    Dieses Idioten-Mantra kennt man aus der Realität. Null geschaffen haben, bequem großgeworden sein, aber den Alten die Schuld für irgendwelche Altlasten anhängen. Verwöhnte Zwerge auf den Schultern ihrer Vorfahren, die nach unten spucken.
    Los, zieht ab, lebt Eure 2 Tonnen CO2-Budget pro Kopf und Jahr, ihr dürft auch nichts mitnehmen von den materiellen Dingen Eurer Vorfahren, damit Ihr nicht schuldig werdet!

    • Richtig. „Schau‘ ich heut‘ von meinem Berge auf das deutsche Land hinab, seh‘ ich nur ein Haeuflein Zwerge kriechen auf der Riesen Grab.“ (H. Heine)

  12. Bestuerzend. Die dystopischen Zukunftsvisionen Orwells & Huxleys beginnen Wirklichkeit zu werden. Noch ist Zeit, sich zu besinnen und zu verhindern, dass Elsingers Wirklichkeit werden. Aber nicht mehr viel. Und es bedarf mehr, als passiv zuzuschauen.

  13. Wenn es dem Esel zu wohl wird geht er aufs Eis. Dann mal los.
    Dann fahren wir doch einfach alles einmal im Sinne dieser Ideologie runter! Legen wir ihnen doch einmal den angedachten Teppich aus!
    Keine Handys, keine Mode, kein Verbrenner, keine Chemie, keine Metzgerei, keine Bäckerei mehr, kein Fastfood, kein Fleisch, keine Server mehr, keine Reisen mehr, keine Klimaanlagen mehr, kein beheiztes Schwimmbad mehr, keine permanente Verfügbarkeit von Ärzten, Polizei Feuerwehr mehr usw.
    Dann warten wir einfach einmal wie lange die Mehrheit das gut findet und es ganz schnell als einfache Überhöhung einer Minderheit erkannt wird, wie die Eintagsfliege eines gehypten Stars, eine Modeerscheinung, eine Laune. Wenn die eigene Person betroffen ist von Einschränkung der Lebensqualität sinkt fundamental die Toleranz gegenüber dem Großen und Ganzen.
    Nicht die Welt soll gerettet werden, sondern die Versager, Leistungsverweigerer brauchen eine Gegenbewegung um ihre eigene Unfähigkeit gegen die verhasste Intelligenz zu legitimieren.

  14. Sicherlich wollen sie auf der richtigen Seite stehen und das kommt vor bei fehlender Courage und totaler Fehleinschätzung, denn die Demokratie muß täglich verteidigt werden und macht man es nicht, erkämpfen sich Demagogen von innen und außen die Herrschaft und dann ist es aus mit der freien Selbstbestimmung, was doch schon lange offensichtlich ist, wenn man es täglich und umfangreich verfolgt um wenigstens nicht dumm sterben zu müssen, wenn anderes nicht zu verhindern ist.

Einen Kommentar abschicken