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Alles wie gehabt

Bei Maischberger: Nichts Neues im Studio

06.07.2023

| Lesedauer: 3 Minuten
Maischberger diskutiert mit Christian Lindner über Elterngeld und Kindergrundsicherung. Mit Hilfe von Carlo Masala und einem ehemaligen Ministerpräsidenten Russlands will sie mal wieder über den Ukraine-Konflikt informieren. Doch es fehlen Gäste, die einen Erkenntnisgewinn bringen.

Manchmal hat man Pech und wird von aktuellen Entwicklungen überholt. Das Bundesverfassungsgericht entschied zum Abend, dass die dritte Beratung zum Gebäudeenergiegesetz erst nach der Sommerpause stattfinden dürfe – aber diese Klatsche ist in der Sendung kein Thema, denn die Entscheidung fiel wohl erst, nachdem Sandra Maischberger ihre Sendung aufgezeichnet hatte. Das legt jedenfalls eine Einblendung in der Sendung nahe, dass die Sendung „am Abend“ aufgezeichnet wurde, wo man sonst auf einen solchen Hinweis verzichtet.

IN DEN SENKEL GESTELLT
Lanz scheitert mit seiner öffentlich-rechtlichen Rhetorik an Hubert Aiwanger
Die neueste Schlappe der Ampel konnte deswegen also nicht Teil der Diskussion sein. Stattdessen ging es um die geplante Absenkung des Höchsteinkommens für den Erhalt von Elterngeld auf ein Haushaltseinkommen von 150.000 Euro. Im Einzelgespräch wird dann Christian Lindner von Maischberger in einer Intensität gegrillt, die man aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) sonst nur in Gesprächen mit Hubertus Aiwanger kennt. Selten darf Lindner ausweichen, anders als bei Politikern anderer Parteien üblich im ÖRR.

Lindner wird für das Dilemma der Familienministerin Lisa Paus verantwortlich gemacht. Denn sie muss sparen, so wollen es die Zwänge der Finanzplanung. Wo sie genau spart, ist die Entscheidung ihres Ministeriums. Familien scheinen für die Minister nicht so wichtig zu sein. Doch Lindner muss sich erklären.

Vor der Kamera ist Lindner ein geschickter Sprecher, der sich in keine rhetorische Ecke drängen lässt. Wie er der Frage „Was halten Sie persönlich von den Plänen des Familienministeriums?“ ausweicht, grenzt an die Fertigkeiten des Bundeskanzlers.

Die Versprechungen der FDP, die Bürger zu entlasten, sind wieder einmal nicht wahr geworden. Das Versprechen, dass mit ihm keine Steuererhöhungen kommen würden, hat Lindner schon gebrochen. Denn die faktische Erhöhung des Bodenrichtwerts kommt einer massiven Erhöhung der Grundsteuer gleich. Zum Anfang des Jahres 2024 wird der CO2-Preis, der zum Beispiel auf Benzin zu entrichten ist, von 30 Euro pro Tonne auf 45 Euro pro Tonne steigen. Lindner war seinerzeit auch mächtig stolz darauf, die kalte Progression abgeschmolzen zu haben. Die Steuergrenzen wurden alle um je 5 Prozent nach oben verschoben – in einem Jahr, in dem die Inflation 5 Prozent betrug. Es war keine Entlastung, viel mehr eine Weniger-Mehrbelastung der Bürger.

EINSPARUNGEN IM GESUNDHEITSWESEN
Für Christian Lindner gilt: Show statt Substanz
Das grundlegende Dilemma, mit dem Deutschland konfrontiert werden muss, wagt Lindner sogar anzusprechen. Deutschland muss seine Ausgaben reduzieren. Das Hochsteuerland Deutschland kann die Steuern kaum erhöhen, ohne die Bürger zu überfordern. Ein Umstand, den die Quasi-Staatsbedienstete Maischberger nicht verstehen will.

Insgesamt wird der Finanzminister in der Sendung so scharf angegangen wie der bayrische Minister Aiwanger. Kaum einen Satz kann Lindner aussprechen, ohne dass er unterbrochen wird. Und seine Position, dass nur das Geld ausgegeben werden kann, das eingenommen wird, wird aus ideologischen Gründen strikt abgelehnt. Etwas Neues über Lindner gelernt hat der Zuschauer nicht, denn Lindners Position war bekannt und Maischberger zu sehr auf die Themen Elterngeld und Kindergrundsicherung fixiert, um Neues zu erfragen.

Ukraine-Konflikt: Immer noch keine neuen Einblicke

Auch über den Ukraine-Konflikt will Maischberger wieder einmal informieren. Doch wie schon in den Sendungen vorher kann sie nichts Neues liefern. Der Militärexperte Carlo Masala hat nichts beizutragen, was er nicht schon in anderen Sendungen zum Besten gegeben hatte. Eine neue Perspektive versprach der Zuschauer sich vielleicht von Michail Kasjanov, ehemaliger Ministerpräsident Russlands. Er war von 2000 bis 2004 unter dem Präsidenten Putin Regierungschef. Doch der ehemalige Regierungschef kann dieses Versprechen nicht erfüllen. Denn er ist seit mehr als 20 Jahren nicht mehr Ministerpräsident.

DAS FäHNCHEN IM WIND
Bei Maischberger: Söders unglaubwürdiges Austeilen an alle
Stattdessen lebt er im Exil in Riga und gibt dieselben Einschätzungen von außen ab wie alle anderen Kommentatoren. Vor allem zur Meuterei Prigoschins äußert er sich, aber er hat keinen Beitrag, mit dem er sich in seiner Meinung dazu von jedem anderen politischen Kommentator unterscheidet. Masala hat auch keine neuen Erkenntnisse, die er mit dem Zuschauer teilen kann. Man spekuliert über Prigoschin: Aber Spekulationen müssen es mangels neuer Informationen bleiben. Maischberger scheint beim Thema Russland mit dem Kopf durch die Informationswand zu wollen. Keine neuen Informationen, aber Woche um Woche wird das Thema in der ARD wieder für die Sendung gewählt.

Die Sendung drohte nur einmal interessant zu werden, als die Journalistenrunde – dieses Mal alles ÖRR-Journalisten – darüber diskutiert, ob man der Ukraine Splittermunition liefern solle. Doch diese ist völkerrechtlich verboten. Wenn die Runde dann auch noch Ahnung hätte, worum es in der Diskussion geht, hätte man vielleicht sogar etwas gelernt. So lernt man nur, dass die Journalisten die Lieferung schlecht finden, weil diese Munition in Europa verboten ist. Nur Jörg Thadeusz unterstützt die Lieferungen, denn „wenn die Ukrainer sie fordern, werden sie sie schon brauchen“, lässt sich seine Position salopp zusammenfassen.

Die USA nutzen Munition, ebenso wie sie die in Europa verbotenen Tretminen nutzen. Verbote, die europäische Länder umsetzen konnten, weil sie sich bei Auslandseinsätzen auf die USA als Partner mit diesen Waffen verlassen konnten. Aber all das konnten die Journalisten mangels Wissen nicht sagen; Masala und Kasjanov wurden nicht dazu befragt. Am Ende ist es eine Diskussionsrunde ohne Experten oder Personen, die die Materie verstehen oder etwas Neues beitragen können.

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17 Kommentare

  1. Also mal wieder eine „Nur-so-da“-Sendung, mit keinen Fragen zur falschen Zeit, …alles finanziert mit viel Geld aus der ewig sprudelnden Demokratieabgabe.

  2. „Lindner wird für das Dilemma der Familienministerin Lisa Paus verantwortlich gemacht.“
    Lindner lässt sich für das Versagen von Lisa Paus, Grüne, verantwortlich machen. Es ist das Prinzip der GrünInnen, Andere für ihr Versagen verantwortlich zu machen. Ohne Mitwirken von Lindner wäre dies nicht möglich.

  3. Kurzzusammengefasst: Die leichteste Art Geld zu verdienen, viel Blabla, wenig oder kein Wissen dafür eine große Klappe und aufgeblähtes, arrogantes Gehabe!

  4. Maischberger „diskutiert“…
    Ich glaube, wir müssen für das, was sie uns da allabendlich anbieten, ein anderes Wort finden – weil „Diskussionen“ sind das ja nicht?

    • Der Kabarettist Günther Grünwald hat das immer wieder mal folgendermaßen bezeichnet, Zitat: „Endloses Drecksgeschwaffel, aber irgendwie muss die Sendezeit ja rumgehen“. Könnte dazu passen oder?!

  5. „Zum Anfang des Jahres 2024 wird der CO2-Preis, der zum Beispiel auf Benzin zu entrichten ist, von 30 Euro pro Tonne auf 45 Euro pro Tonne steigen. “ plus 19% MWSt also auf 53,55 €.

  6. So wollte ich mal Urlaub machen, wie solche Damen und Herren ihr Geld erschwatzen.
    Die einzige Katastrophe vor der dieses Land gerettet werden muss, ist diese Katastrophenregierung und ihre Helfershelfer Verbrechernetzwerke.
    Es geht in diesem Lande alles nur noch abwärts seit der Ära Merkel, beschleunigt seit dieser Katastrophen-Ampel Regierung.
    Ein maroder nicht mehr existierender Rechtstaat, eine marode Wirtschaft, ein marodes Gemeinwesen, aber viel politisches Dummgeschwätz, getragen von solchen Sendungen und „der freien Presse“, die korrupt ist bis ins Knochenmark.
    Dieser Staat ist zum verbrecherischen Selbstbedieung-Diebstahlladen von verbrecherischen Netzwerken geworden bis in all seine Bereiche, Regierung, Bundestag, Justiz, Presse und Medien.
    Die müsam erarbeiteten Steurgelder der Bürger werden nach CumEx Manier und skrupellosester Willkür erbeutet und gestohlen.
    Man sieht überall die gleichen Anzeichen des Zerfalls, wie einst in der DDR und sozialistischen Diktaturen.
    Aber wenn das Aug nicht sehen will, dann sieht man nichts.
    Dann heißt es die Katastrophe zerreden und schönreden, wie einst schon in den sozialistischen Diktaturen, von Morgens frü bis Abend spät.
    Es werden die gleichen Methoden der Lüge, Vertuschung und Veruntreuung von Staatsgeldern angewandt wie einst in der DDR und allen Ostblockdiktaturen.

    • Bauwirtschaft im Abschwung
    • Maschienebau im Abschwung
    • Chemie im Abschung
    • Gesundheitswesen vor der Auflösung

    Aber „wir müssen die Welt retten“ hat Hochkonjunktur.
    Schwindler, Blender, Gaugler, Ganoven, Diebe und Betrüger wohin man schaut.
    Nichts funktioniert mehr in diesem Lande.

  7. Gegen Inflation und für eine Haushaltskonsolidierung hätte ich ein paar Vorschläge: Statt das russische Gas über den Umweg der -stans sündteuer quasi rezuimportieren, Nordstream extraterritorial stellen (EU-„Verwaltung“?), zügig reparieren und wieder in Betrieb nehmen! AKW wieder in Betrieb nehmen! CO2-Höherbepreisung nur für die Kohle- und Braunkohleschleudern und E-Autofahrer, die damit „tanken“! Subventionen für Windräder uns Solarzellen runterfahren! Asylrecht reformieren i.S. echter Eingrenzung, zB. „Duldung“ ersatzlos abschaffen, Absenkung der Leistungen, Beschränkung auf Sachleistungen, Leistungsstopp ab Asylablehnung! Komm‘ OIaf, pack es an!!

  8. „Doch es fehlen Gäste, die einen Erkenntnisgewinn bringen.“
    Also wie immer…

  9. Bitte nicht mehr über die zwangsfinanzierten Propagandasender – Labershows berichten . Es will doch keiner mehr hören und sehen , welch ein abgekartetes Schauspiel dort statt findet . Schnauze voll von Gehirnwäsche und staatlich angeordnete Verblödung .Maischberger , Illner , Will, Klapperstorch oder wie der Neubauerfreund heisst , Hallali usw. , den Lesern wird übel wenn sie nur die Namen hören .

  10. Nun dürften ja bald alle Versager der Ampel einmal zum Exclusiv-Interview bei der Dame im Studio Platz genommen haben, um ihren inhaltslosen und verlogenen Sermon abzuliefern. Andererseits ist das Ganze eine Dauerschleife. Es geht immer wieder von vorn los, wie die fünfzigste Wiederholung einer Seifenoper – wobei durchaus gewisse Überschneidungen zu diesem Genre zu erkennen sind.

    • Naja – mit Aiwanger hatten sie bei Lanz wohl mal was anderes eingeübt und gezeigt. Aber eigentlich gehts immer wie im Stück von Shakespeare um „Much adoe about Nothing“.
      Und wohl auch da – denn politische Inhalte kamen kurz. Mein Misstrauen gegenüber solchen shows ist grenzenlos wie dieses Land seit Merkel!

  11. Das mit dem Sparen und die Absenkung auf 150 Tsd finde ich seit langem mal eine gute Maßnahme! 150 Tsd sind als Einkommen viel Geld im Vergleich vor nicht allzu langer Zeit gab es einmal nix. Das andere ist die Generation kann sich langsam daran gewöhnen, dass die Trauben nicht mehr so niedrig hängen, es kommen harte Zeiten! Bei mir war die KinderhabenZeit auch kein Zuckerschlecken…
    Wie man das in eine Gesamtbetrachtung der Staatsausgaben sieht, ist ne andere Kiste….

    • Durch den Fokus auf die, die nichts bekommen sollen, das aber zahlen werden müssen, schaut keiner drauf, wer da erneut und zusätzlich so reich beschenkt werden wird.
      The winner is….

  12. Sehr geehrter Herr Tichy, es ist löblich, dass Sie sich derlei „Gequatsche“ noch antun, um uns darüber informieren zu können. Uns, die wir diese öffentlich-rechtlichen Runden schon lange höchstens noch zur Kenntnis nehmen.
    Ihrer Zusammenfassung entnehme ich dann auch, dass diese Runde höchst überflüssig war und man gut daran getan hat, seine Zeit nicht mit dem Anschauen verschwendet zu haben.
    Maischberger wurde in der Vergangenheit durch Helmut Schmidt „geadelt“, weil er sie sich als einzige Exclusiv-Journalistin ausgewählt hatte, um über alle möglichen Welt-Themen zu reden und das mehrmals.
    Vielleicht hat er mehr in Maischberger gesehen, als wirklich vorhanden ist. Auch wenn sie sich jetzt anscheinend auf ihre Wurzeln zu besinnen scheint und griffiger geworden ist. Das reicht aber nicht. Und es reicht schon gar nicht, wenn man bedenkt, wie lange sie als Goldfisch im Becken mitgeschwommen ist und es wahrscheinlich auch immer noch tut.
    Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss weg. Vorher kann Deutschland nicht gesunden.

    • Mit dem Unterschied, dass Helmut Schmidt heute zu den Schwurblern gehören und gar nicht mehr in solche Labershows eingeladen würde. Und seine Aussagen waren äußerst hellsichtig, z. B. im Hinblick auf die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur durch überbordende Migration, und, ganz speziell, in Bezug auf die Grünen. Vor denen hat er bereits vor vierzig Jahren deutlich gewarnt.

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