<
>
Wird geladen...
Leitmedien klären uns auf

Lehren nach Sonneberg und Raguhn: Kommunale Nullnummern

05.07.2023

| Lesedauer: 3 Minuten
Was Peter Hahne wundert, ist, dass kein Aufschrei zu hören ist, zum Beispiel vom Deutschen Landkreistag. Dieser kommunale Dachverband nimmt tatenlos hin, wie die von ihm vertretenen gewählten Kommunalpolitiker ins Nirwana der Bedeutungslosigkeit versenkt werden. Und man riecht förmlich die Hauptstadt-journalistische Abscheu vor der immer wieder betonten Berufsbezeichnung: Landwirt.

Wie dumm wären wir in diesen Tagen ohne die Aufklärungsarbeit der Medien in Sachen Staatsbürgerkunde. Besonders die des Mainstreams. Wir alle säßen hilflos im Tal der Ahnungslosen. Ohne Orientierung, ohne Information. Einfach nur politische Analphabeten.

Wir wären dem Irrglauben wehrlos hingegeben, dass ein frei gewählter Kommunalpolitiker auch nur irgendetwas zu melden hätte. Dumm, überhaupt zur Wahl gegangen zu sein. Klar sind solche Abstimmungen wie die beiden letzten unverzeihlich. Aber man braucht sie gar nicht mehr rückgängig zu machen. Sie sind schlicht ohne jede Bedeutung. Weshalb also die ganze Aufregung?

ZEIT ZUM LESEN
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Die 294 Landräte und die über 10.000 Bürgermeister in Deutschland wird’s freuen, was sie jetzt überall lesen: Sie sitzen da völlig sinnlos in ihren Amtsstuben. Vor allem, wenn sie das auch noch ehrenamtlich und nebenberuflich machen.

Schön blöd, möchte man meinen. Spätestens nach Zeitungslektüre der letzten Tage. Oder den enthüllend-investigativ-kritischen „Vor-Ort-Reportagen“ des Fernsehens. Liebe Landräte, liebe Bürgermeister! Falls Ihr es noch nicht wisst: Eure Bedeutung ist gleich Null.

Eine ganze Doppelseite widmet zum Beispiel die WELT dem frisch gewählten Bürgermeister im anhaltischen Raguhn-Jeßnitz. Ein verschwitzter Sieger vor den TV-Kameras in Großaufnahme. Nicht in hübschen Designer-Kleidchen oder -Anzügen wie Annalena Baerbock oder der Christian Lindner. Und man riecht förmlich die Hauptstadt-journalistische Abscheu vor seiner immer wieder betonten Berufsbezeichnung: Landwirt.

Der will nun also hauptamtlich einer Stadt vorstehen? Ein Bauer?! Klar, als ungelernte Studienabbrecherin (m/w/d) wäre er vielleicht Parteivorsitzender geworden. Als „Küchenhilfe“ Bundestagsvizepräsident. Als „vom Völkerrecht kommend“ Außenminister. Als Kinderbuchautor von der Küste hätte er auch noch Chancen zum Minister gehabt. Oder als Postbote aus dem Schwarzwald. Aber Bauer – ja das geht nun gar nicht.

Da sei auch CDU-Wüst vor, jene wandelnde Büroklammer aus dem Münsterland. Denn Bauern sind für ihn bekanntlich Jammerlappen. Nun sind sie also wohl auch beim „braunen Bodensatz“ (Thüringer Verfassungsschutz-Chef Kramer), die „Landwirtinnen und Landwirte“, wie er sie in der Tat auf einem Kongress titulierte, der sich noch altmodisch im Kohl/Strauß-Stil Deutscher Bauerntag nennt. Was für ein rückständiges Landvolk aber auch, pfui. Wenn von denen nun noch einer CDU/CSU wählt, dann will ich gerne glauben, dass der Klapperstorch die Kinder und der Osterhase die Eier bringt.

DEUTSCHER BAUERNTAG IN MüNSTER
Ja, Bauern wollt ihr denn ewig jammern?! – Hendrik Wüsts denkwürdige Rede
Aber, liebe Leute, beruhigt Euch! Der anhaltische Bürgermeister hat keinerlei Bedeutung. So wie ganz offensichtlich alle anderen Bürgermeister des Landes auch. Ganz gleich, ob haupt- oder nebenamtlich. Er betreut den Erhalt von Gemeindestraßen und Freibädern, ist zu lesen. Und das Standesamt. Er ist zuständig für die Friedhofsverwaltung. Und wenn er nicht spurt, dann kann das Landratsamt gegen ihn vorgehen.

Wo wir bei Herrn Sesselmann wären. Der wird nun zwar durch Ramelows Gesinnungs-TÜV durchleuchtet. Was jedoch überflüssig ist: Er hat ohnehin nichts zu melden. Sein Sonneberg ist doch lediglich einer der kleinsten Landkreise in Deutschland und der allerwinzigste in Thüringen. Meine Güte, so ein Landrat hat doch keinerlei Bedeutung, beruhigen die Medien des Mainstreams im Tages-Takt das wählende Volk.

Was mich bei alledem wundert, und da wird’s ernst für eine Demokratie: Kein Aufschrei ist zu hören zum Beispiel vom Deutschen Landkreistag. Dieser kommunale Dachverband nimmt tatenlos hin, wie die von ihm vertretenen gewählten Kommunalpolitiker ins Nirwana der Bedeutungslosigkeit versenkt werden. Wahnsinn!

Dazu kommt: Bei den beiden Inkriminierten handelt es sich jeweils um direkt vom Volk gewählte Persönlichkeiten. Laut freistaatlichem Selbstbewusstsein zum Beispiel in Bayern oder Sachsen hießen die Mal: Kleine Könige. Das war gestern. Mit uns geht die neue Zeit …


Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

18 Kommentare

  1. Wer einmal selbst Bürgermeister war, weiß, wieviel (oder wenig) man da bewegen kann – sicher nicht die Geschicke der ganzen Welt, aber so viel, dass man mithelfen kann, dass die Menschen so gut wie möglich dort leben können, wo sie leben möchten. Vielen Dank, Peter Hahne, für den Fokus auf die wirklich wichtige Arbeit der vielen Kommunalpolitiker, die sich – im Gegensatz zu sehr vielen Studienabbrechern „da ganz oben“, die durch Parteiengeschacher an „die Macht“ gekommen sind – wirklich noch für das Gemeinwohl einsetzen, ohne damit „ihr eigenens Schäfchen“ ins Trockene bringen zu können!

  2. Zitat: „Der will nun also hauptamtlich einer Stadt vorstehen? Ein Bauer?! Klar, als ungelernte Studienabbrecherin (m/w/d) wäre er vielleicht Parteivorsitzender geworden. Als „Küchenhilfe“ Bundestagsvizepräsident. Als „vom Völkerrecht kommend“ Außenminister. Als……,“

    > Na, und hier sollten wir nicht auch unseren „Olaf von Vergeßlichkeit“ (SPD) übersehen, der es sogar mit (s)einer scheinbaren Demenz zum Kanzler geschafft hat.

    Ansonsten kann ich mit Blick uf den Artikel nur zustimmen. Denn auch ich habe bei der Berichtersatttung unserer „Qualitätsmedien“ immer wieder ganz erstaunt gedacht „oh man, dafür, dass bei diesen Wahlen ja ein jeder gewählter Kandidat und die Ortschaften SO unbedeutend sind, dafür machen die Hofberichterstatter aber über einen hinzu langen Zeitraum einen ganz schönen Wind.

    Wenn bei allen so unbedeutsamen und unwichtigen Ereignissen immer ein solcher medialer „Wind“ entfacht wird, dann müßte selbst jedes Regionalblatt dick wie ein Telefonbuch sein.

    Die Schreiberlinge bei den „Qualitätsmedien“ sind so was realitatsfern und abgehoben, dass sie ernsthaft glauben, dass deren primitivste mediale Volksverblödung vom Bürger
    ger nicht bemerkt wird.

  3. Als jemand, der einen hohen Respekt vor Menschen hat, die in der Landwirtschaft tätig sind, möchte ich zunächst um etwas mehr Genauigkeit bitten. Dies in der Hoffnung, dass mein Kommentar auch von bildungs- und berufsarmen Loosern in der Politik gelesen wird: Dass die Berufsbezeichnung „Bauer“ von bildungs- und berufsarmen Politikern und Haltungsjournalisten abwertend verwendet und dann gerne auf den Begriff „Landwirt“ umgeschwenkt wird, verstehe ich nicht. Landwirte bewirtschaften gepachtetes Land, während einem Bauern das Land, das er bewirtschaftet, gehört. Wer sich als Bauer bezeichnet, kann darauf also eigentlich stolz sein. O. k., Privateigentum ist für unsere links-grünen Gesellschaftsingenieure ja auch schon anrüchig.
    Dann möchte ich noch anmerken, dass die Verachtung, die unsere berufs- und bildungsarmen Politiker gegenüber den in der Landwirtschaft tätigen Menschen zum Ausdruck bringen, doch inzwischen allen wertschöpfend Tätigen entgegen schlägt. Es ist daher an der Zeit, zurück zu verachten.
    Ach ja, als ich es als junger Mensch noch nicht so dicke hatte, habe ich mir gerne in der Landwirtschaft was dazu verdient. Auf einem Hof gibt es eigentlich immer was zu tun. Dies nur so als kleiner Tipp an all diejenigen, die es für ehrenvoller halten, vom Geld anderer Leute zu leben. Aber die lesen TE vermutlich eher nicht.

  4. Ein hervorragender Artikel, der erschreckend auch aufzeigt, was für Blödiane in der Politik sitzen und dem Deutschen Michel erziehen wollen.

  5. Zunächst einmal versteht der Landwirt natürlich berufsbedingt vom Wetter und daher auch vom Klima überhaupt nichts. Er versteht nichts von Überregulierung. Er versteht nichts von Ernährung. Daher ist er einfach eine schlechte Wahl, wenn kein Unternehmer zur Wahl steht. Da haben die Städter selbstverständlich völlig recht.
    Wir haben nur die Chance, die Politik von unten her zu verändern. Daher sind diese Wahlen wichtig.

  6. Die Städte werden mit Asylanten zu gekippt und bauen brav Containersiedlungen für Leute, die sich überhaupt nicht leisten können. Da ist überhaupt keine Gegenwehr und zeigt, dass wir in einem Zentralstaat mit Demokratie als Aushängeschild leben. Anders lief das im Osten auch nicht.

  7. Großartiger Artikel, treffend formuliert! Gestern waren unsere Kommunalvertreter die Helden der Nation vor Ort, nah am Bürger, großartig,heute, weil zweimal die Falschen die Ämter übernommen haben, sind es die unbedeutenden Loser. Wahnsinn dieses Land, die Krönung allerdings sind die regierungshörigen Kommunalverbände!

  8. Peter Hahne vom Feinsten – Klasse geschrieben! Keine Sorge, in Thüringen stehen die Chancen gut, dass es da nächstes Jahr weitestgehend blau wird. Und nicht nur dort…

  9. Richtig, Peter Hahne! Der Landwirt kann arbeiten und verdient für sein Tagewerk, dass er auch an allen Feiertagen im Schweiße seines Angesichts zu erledigennhat, allerhöchsten Respekt.
    Bürgermeister Hannes Loth hat schon jetzt als Bauer ganz sicher mehr im Leben fürs Volk geleistet als jeder moralisierende Studienabbrecher, der für die Ampel im Bundestag sitzt.

  10. Die Großkotzigkeit der Städter ist kaum mehr auszuhalten. Ohne Bauern keine Städte! Sollen die Körnerfresser doch mal zur Selbstversorgung übergehen und ihre Vorzeigeernährung selbstständig übernehmen. Die Landräte und Bürgermeister haben kaum etwas zu entscheiden, ihr finanzieller Handlungsspielraum wird immer enger. Die Bürokratie wuchert überall wie Schlingpflanzen um jede Initiative. Dafür gibt es überall die für irgendwas Beauftragten die mit durchgefüttert werden müssen. Der Bürger hat sowieso nichts mehr zu melden und wo er versucht sich zu wehren bekommt er schnell zu spühren wer hier die macht im Staate hat. Upahl läßt grüßen!

  11. Thüringen wacht auf. Und die anderen werden folgen. Auf jeden Fall in Mitteldeutschland .Aber auch bei uns im Westen- hier Bayern – beginnt es zu rumoren.

  12. So ziemlich bester von mir bislang gelesener Artikel zur Thematik.
    Es ist wirklich eine Frechheit, wie zahllose Ehren- und Hauptamtler landauf, landab mal so eben den Tritt verpasst bekamen, die hätten ja eh nichts zu melden, grüß gefälligst den Gesslerhut und halte Maul!
    Und dann wundern sich manche Leute, wenn andere sich Reclamheft kaufen, Friedrich Schiller, Wilhelm Tell, und im Schützenverein Übungsstunden an der Armbrust machen…

  13. Dieser „kommunale Dachverband“ ist offensichtlich, aus Berliner Sicht betrachtet, auch völlig bedeutungslos. Die Musik spielt in Berlin und deshalb sind solche bedeutungslose kommunale Wahlen in „Dunkeldeutschland“ absolut unwichtig.

  14. Wenn eine AfD „nur“ 49% bei einer BTW haette (und keinen Koalitionspartner), wuerde dann alles so weitergehen wie bisher ?
    -Kanzler und Regierung bleiben geschäftsführend im Amt, bis der Bundestag eine/n neue/n Kanzler/in waehlt.
    -Zwei Auswege nach GG, wenn keine mehrheitsfähige Koalition gebildet werden kann: Eine Minderheitsregierung oder Neuwahlen. Der/Die neue Kanzler/in  kann eine Minderheitsregierung führen.
    – Wird der/die neue Kanzler/in erst im letzten Wahlgang gewählt, dann muss der Bundespräsident entscheiden, ob es in diesem Fall eine Neuwahl gibt oder ob eine Minderheitsregierung ins Amt kommt.
    – Die Kanzlerwahl ist im GG geregelt: Regierungschef wird auf Vorschlag des Bundespräsidenten“ vom Bundestag mit der Mehrheit der Mitglieder gewählt.

  15. Die Damen und Heren der Medien sollten sich einfach mal die Studieninhalte eines Agrar Ingenieurs anschauen.

    • Die würden das nicht verstehen. Journalisten sind nichts Besonderes. Journalistik studieren viele, weil es für was Anspruchsvolleres nicht reicht.

  16. Der gewählte „Bauernbürgermeister“ von Raghun Jetzniß, Hannes Lohr, ist immerhin studierter Agraringenieur und war Leiter eines örtlichen Gemüseanbauunternehmens und insofern wohl ausgewiesener Fachmann auf seinem Gebiet . Solche Leute findet man in der grünen Partei hingegen eher selten, da werden gelernte Kindergärtner, wie Cem Östemir, gleich Landwirtschaftsminister.

  17. Die Medien setzen nur ins rechte Licht,wie diese „Republik“ funktioniert:
    80% der Gesetze kommen direkt aus Brüssel
    30% der Steuern gehen direkt/indirekt nach Brüssel
    über 30% der Steuern werden für die Versorgung von „Neuzugezogenen“ und denen,die schon bis zu drei Generationen sich hier absondern,ausgegeben.
    Da spielt so ein Bürgermeister oder Landrat in der Tat nur noch eine verwaltende untergeordnete Rolle,bekommt er doch ALLES von Land,Bund und EU vorgegeben….
    direkt gewählt? das ist des Teufels, da gilt die Liste ja gar nicht

    ABER, so langsam,da es Ihm an das Portemonnai geht,wacht auch der Michel auf und wählt gar unbequem….und das immer stärker 🙂
    Da muss Haldenwang bald ran

Einen Kommentar abschicken