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Geld ja, Essen nein

„Hau bloß ab mit deinen Brötchen“ – ein Versuch, Obdachlosen zu helfen

30.03.2023

| Lesedauer: 5 Minuten
Anbrüllen, böse gucken oder ganz ignorieren: So reagieren Berliner Obdachlose auf geschenkte Brötchen. Geld nehmen sie gerne, auf Essensspenden reagieren manche aggressiv. Ein Erlebnisbericht von Charlotte Kirchhof

Zwanzig Brötchen, mit Butter beschmiert: belegt mit Gouda, Frischkäse, Frikadellen oder mit Tomaten und Mozzarella. Den ganzen Sonntag über lagen sie in der Bäckerei. Zu einem Verkaufspreis von zusammen rund 80 Euro. Doch die Bäckerin ist sie nicht losgeworden. Jetzt, kurz vor ihrem Feierabend, will sie mir diese schenken: „Die landen sonst alle im Müll“, sagt sie. So viel Hunger habe ich zwar nicht – aber eine Idee.

Ich möchte die Brötchen an Obdachlose verschenken. Hört sich gut an. Sollte kein Problem sein. So dachte ich: Die Tour startet gegen fünf Uhr, beladen mit 20 Brötchen, das Stück für etwa 4 Euro. Nach zweieinhalb Stunden ist die Bilanz ernüchternd. Acht Brötchen bin ich losgeworden – zwölf landen trotz aller Versuche im Müll. Einige Erfahrungen, die ich zwischendrin machen musste, waren verstörend.

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Obwohl ich mit einem Geschenkangebot kam, reagierten nicht alle nett. Im Gegenteil. Einer brüllt mich an: „Ne. Hau ab. Hau ab!“ Zu meinem Angebot komme ich gar nicht. Er sitzt unter einer S-Bahn-Brücke nahe der Station Friedrichstraße. Schon als ich auf ihn zukomme, schreit er mich an, seine Augen sind hasserfüllt. Ich weiche zurück. Nächster Versuch. Am Eingang zur S-Bahn-Station.

„Möchten Sie vielleicht ein Brötchen zum Abendessen haben?“ Einer greift zu, bedankt sich. Er sitzt neben dem Eingang zur S-Bahn-Station Friedrichstraße und liest einen Roman.

An der nächsten Ecke sitzen drei weitere Obdachlose auf einer Fensterbank. Sie sitzen dort, unterhalten sich laut und trinken Bier. Um sie herum liegen einige leere Bierdosen. Sie sehen mich zwischendrin an, merken aber nicht, dass ich ihnen Brötchen anbieten möchte. „Können wir Ihnen helfen? Suchen Sie etwas?“, höre ich jemanden aus einer anderen Richtung fragen. Ich drehe mich um. Gefragt hat einer der zwei Bahnangestellten, die dort gerade Pause machen. „Ich suche Obdachlose, denen ich ein Brötchen schenken könnte“, antworte ich. Sie scherzen erst, dass sie sonst ein Brötchen nähmen. Dann empfehlen sie mir eine andere Bahnstation: Alexanderplatz. Dort gebe es viele Obdachlose, sagen sie.

Also fahre ich mit der S-Bahn zum Alexanderplatz. Am Bahnsteig stehen auch gleich zwei Obdachlose. Mit krummen Rücken, dürren Armen und schmutzigen Fingern halten sie jeweils einen verschmierten Kaffeebecher in ihren Händen und halten ihn den aussteigenden Fahrgästen entgegen. Gefüllt sind die Becher nur mit wenigen, braunen Münzen. Ich frage: „Möchten Sie vielleicht ein Brötchen?“ Ohne mich anzusehen, schütteln die beiden genervt und stumm den Kopf. Gleichzeitig lassen sie die wenigen Münzen in ihren Kaffeebechern klimpern, während sie an mir vorbei gehen und sich den anderen Fahrgästen nähern.

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Ich verlasse das Bahngleis und stehe nun mitten auf dem Alexanderplatz. Einige Obdachlose stehen mit großen Plastiktüten in der Hand neben Mülleimern und spähen hinein. Der ein oder andere fischt eine Pfandflasche hinaus, andere zielen den nächsten Mülleimer an. So auch eine Frau mit ihrer Tochter. Schon während ich das Brötchenangebot formuliere, schüttelt die Frau ihren Kopf und geht schnellen Schrittes an mir vorbei. Die junge Frau, mutmaßlich die Tochter, blickt daneben stumm zu Boden und versucht, das Tempo ihrer Mutter mitzuhalten.

Unter einer Brücke sitzen drei Obdachlose auf dünnen Isomatten und Schlafsäcken: zwei Männer, eine Frau. Vor ihnen liegen leere Bierdosen. „Hallo, darf ich Ihnen vielleicht ein Brötchen anbieten?“ Die Frau ignoriert die Frage und starrt geradeaus an mir vorbei. Die beiden Männer zögern, schauen sich fragend an und fangen dann an zu lächeln. „Was für Brötchen hast du denn da?“ Ich öffne die Tüte, um ihnen die verschiedenen Brötchen zu zeigen. Daraufhin wird ihr Lächeln breiter und sie suchen sich jeweils ein Brötchen aus. Für ihre Freundin, die immer noch leer in die Gegend starrt, nehmen sie keins, obwohl ich es ihnen anbiete. „Das reicht schon“, sagen sie, ihre Freundin verständnisvoll ansehend. Diese nickt. „Hör nie auf, so schön zu lächeln“, rufen sie mir über die Straße hinterher, nachdem sie sich bedankt und ich mich verabschiedet habe.

Als nächstes begegne ich einem Obdachlosen, der vor einem Eingang des Bahnhofs sitzt. Er sitzt friedlich und freundlich schauend auf einem Stück Pappe. Vor ihm steht ein Kaffeebecher. Darin ein paar wenige, braune Münzen. Die meisten Passanten gehen stumm und ignorant an ihm vorbei, während er ihnen freundlich hinterherschaut. Ich gehe auf ihn zu und frage ihn, ob er hungrig sei. Seine Augen beginnen zu funkeln, als er die große Tüte mit Brötchen sieht. Er sucht sich eins mit Frikadelle aus. Mit seinen wenigen Deutschkenntnissen bedankt er sich, nickt fröhlich und schickt mich einen Bahnhofseingang weiter, weil dort sein Kumpel sitzt. Dieser grauhaarige, vollbärtige und etwas dickliche Mann schläft dort in seinem Rollstuhl. Seinen Sammelbecher hält er fest in seiner Hand. Vorsichtig spreche ich ihn an, doch er reagiert nicht. Also gehe ich zurück zu dem freundlichen Obdachlosen und bitte ihn, seinem Freund ein Brötchen zu geben, sobald dieser aufwacht. Das mache er gerne, antwortet er und nimmt ein weiteres Brötchen. Dieses legt er neben das seine auf die Pappunterlage.

Auch vor einem anderen Bahnhofseingang sitzt ein Obdachloser. Ich sehe nur seine blonden langen Haare, mit dem Kopf nach unten geknickt. Er reagiert nicht, als ich ihn vorsichtig anspreche, weil er schläft. In seinen Kaffeebecher, der vor seinem Schoß steht, passt kein Brötchen und so entscheide ich mich weiterzugehen, ohne ein Brötchen für ihn dazulassen.

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Die Suche geht weiter: Ein bisschen weiter entfernt, sehe ich einen Obdachlosen in mehrere Schlafsäcke eingehüllt. Wie ich da zu ihm gehe, nähert sich ihm auch ein anderer Mann, der scheinbar gerade von der Arbeit kommt. Dieser sucht in seinem Geldbeutel nach Münzen, während ich dem Obdachlosen die Brötchentüte hinhalte. Er setzt sich unsicher auf und sieht zwischen dem Mann und mir hin und her. Ohne etwas zu sagen, greift er in die Tüte und nimmt das oberste Brötchen. Dann wendet er den Blick von der Brötchentüte ab und sieht schüchtern zu dem Mann hoch. Ich verlasse die beiden und höre, wie sich der Obdachlose bei dem Mann für das Geld bedankt – bei mir hat er sich nicht bedankt.

Wie die Sonne untergeht, vergeht langsam auch die Freude an der Brötchenvergabe. Oder eher an der Suche nach Obdachlosen, die ein Brötchen annehmen. Ich begebe mich also auf den Heimweg. Dann begegnen mir zwei langhaarige, vollbärtige Obdachlose, die sich an eine Fassade lehnen. Sie unterhalten sich laut und lebendig, während sie Bierdosen in ihren Händen halten. Neben ihnen liegen mehrere leere Bierdosen auf einer Fensterbank. Ich frage sie, ob sie ein Brötchen haben möchten. Der eine Mann lehnt direkt ab, weil er keinen Hunger habe. Der andere kommt wortlos taumelnd näher, wirft einen Blick in die Brötchentüte und greift mit seinen schmutzigen Händen hinein. Seine Brötchenauswahl dauert mehrere Augenblicke, weil er mit seinem Gleichgewicht zu kämpfen hat. Schwer atmend öffnet er seinen Mund und entschuldigt sich dafür. Sein bitterer, saurer Mundgeruch und seine Bierfahne beißen sich indes in meine Nase. Ich halte den Atem an. Nachdem er endlich ein Brötchen ausgewählt hat, schaut er auf. Sein Gesicht ist nun unweit von meinem und er öffnet den Mund erneut, um sich zu bedanken. Ich trete einen Schritt zurück, um Luft zu holen. Dann taumelt er zurück zu seinem Platz an der Hauswand und winkt mir zufrieden grinsend hinterher.

Auf dem weiteren Nachhauseweg begegne ich keinen Obdachlosen mehr. So werfe ich dann leider doch mehr als die Hälfte der Brötchen in eine Mülltonne. Berliner Obdachlosen Essen zu schenken, kann ganz schön schwer sein.

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72 Kommentare

  1. Meine Großmutter (Jahrgang 1913, zwei Weltkriege mit Hungererlebnissen) hat in den 80er Jahren einem Obdachlosen in der Metzgerei, vor der er saß, ein dick mit Bratenfleisch belegtes Brötchen gekauft. Was er ihr sofort an den Kopf warf. Die Zeiten ändern sich wohl nicht.

  2. Man muss dem entgegen halten, dass nicht unbedingt nur Obdachlose Probleme haben von Fremden auf der Straße einfach so angebotenes Essen anzunehmen. Irgendwie sind wir da alle von Natur aus etwas misstrauisch. Schließlich ist die Annahme von geöffneter Nahrung von einem Fremden doch ein gewisses Wagnis. Wir kennen in der konkreten Situation die Motivationen des Gegenüber nicht.

  3. Wenn Sie, Frau Kirchhoff, keine Brötchen sondern kostenlos Bier oder Schnaps verteilt hätten, wären Sie ihr Angebot in nullkommanix losgeworden.
    Und das meine ich nicht sarkastisch.
    Nach meinen Beobachtungen sind die meisten Obdachlosen nicht etwa obdachlos, weil sie kein Geld hätten, sondern weil sie aufgrund von Alkohol- oder Drogensucht sowie psychischer Auffälligkeiten (Ursache und Wirkung liegen da meist eng aneinander) nicht nur nicht zur Ausübung eines Berufes fähig, sondern nicht einmal in der Lage sind, einen Antrag auf Hartz IV zu stellen oder einen Mietvertrag auszufüllen. Ich habe das während meiner Dienstzeit in den Jobcentern immer wieder beobachtet.
    In Deutschland muss eigentlich niemand obdachlos sein, der einen Antrag ausfüllen kann. Wer das nicht kann und keine professionelle Betreuung hat, die ihm dabei hilft, der fällt durchs Raster und landet auf der Straße.
    Da hat das System eine Lücke. Eine Lücke, die sich kaum schließen lässt, so lange die betroffene Person nicht freiwillig mitarbeitet. Bei Drogensüchtigen und psychisch Kranken ist das aber oftmals nicht der Fall. In so einer Situation müsste die Person eigentlich amtlich für unzurechnungsfähig erklärt werden, damit das Betreuungsgericht ihr eine professionelle Betreuung bereitstellen kann, die den Papierkram für eine Entgiftung bzw. Behandlung übernimmt und für die Sozialhilfe und die Wohnungssuche.
    Nur so könnte man die Anzahl an Obdachlosen wirklich effektiv reduzieren. Aber dafür müsste man die Obdachlosen von Amts wegen in die Überprüfung nehmen. Dafür haben wir aber keine direkte Gesetzesgrundlage, denn wohnungslos zu sein, ist ja keine Straftat. So lang ein Obdachloser keine bedeutende Gefahr für die Allgemeinheit darstellt, gibt es von amtlicher Seite keine Handhabe da einzugreifen. Diese Handhabe kommt erst dann, wenn jemand Dritter zu Schaden gekommen ist. Und dann ist es mal wieder zu spät.

    • Absoluter Fehler, Drogen-und Alkoholsucht mit Obdachlosigkeit zu assoziieren. Bei einem Großteil der Obdachlosen ist es keine Sucht, die sie in die Obdachlosigkeit treibt sondern es sind die Drogen und der Alkohol, die ihnen das Leben ohne Wohnung erträglich macht. Dazu kommt ein Teil unangepaßter, nonkonformer Menschen, für die ein Leben in einem bürokratischen System unerträglich ist, und ein nicht geringer Teil dieser Menschen ist aus evolutionärer Sicht auch nicht dazu in der Lage, es allzu lange in unseren modernen Behausungskisten auszuhalten [einen Teil dieser Klientel habe ich im Laufe der Jahre kennen gelernt] – diese Menschen brauchen einfach den Himmel über ihrem Kopf, allerdings sind diese modernen Nomaden nicht entwickelt für die Großstadtsysteme und auf dem Land werden sie sehr schnell vertrieben. Daß wir uns im Laufe der Jahrhunderte in diesen eingeschränkten/einschränkenden Stadtsystemen breit gemacht haben bedeutet nicht, daß dieses der richtige Weg ist zu leben?!

      • Ihre Sicht kann ich nicht teilen. Weder von meiner Lebenseinstellung, noch aus meiner persönlichen Erfahrung im Sicherheitsbereich und der Pflege von geistig beeinträchtigten Patienten.
        Wenn jemand ein Problem mit der unnatürlichen Verstädterung hat, ich würde mich als halbes „Landei“ selbst dazu zählen wollen, dann ist die Lösung für dieses Problem sicherlich nicht der Drogenkonsum.
        Es gibt immer Ausweichmöglichkeiten in Richtung Land oder vielleicht sogar Ausland, wie es auch Möglichkeiten gibt, das Leben allgemein durch den Einfluss in Politik oder Interessengruppen derart zu ändern, dass es wieder lebenswerter wird.
        Durch den Konsum von Drogen ändert man an dem Lebensumfeld gar nichts, man macht sich dabei nur selbst kaputt. Ich habe etliche Anstalten für geistig beeinträchtigte Menschen von Innen gesehen und kenne auch andere, die in diesem Umfeld arbeiten. Ein erheblicher Teil der Patienten dort ist nicht von Natur oder etwa von Geburt aus mental beeinträchtigt. Wenn wir das meist altersbedingte Thema Demenz mal ausklammern, sitzen dort nicht wenige Patienten ein, die auf einem Drogentrip hängen geblieben sind, den sie sich abends in der Disco von irgendwem haben andrehen lassen. Es gibt synthetische Drogen, die von irgendwelchen Quacksalbern im Keller zusammengemischt werden und bereits bei einmaliger Einnahme zu einer sofortigen und zerstörerischen Wesensänderung führen. Der Konsrum von Alkohol hat langfristig den selben Effekt. Gilt auch für Heroin, etc..
        Wer mit dem Leben nicht klar kommt, muss mobilisiert werden. Der Konsum von Drogen, Alkohol zähle ich dazu, hilft dabei aber nicht, er zementiert die Unfähigkeit, sich selbst zu mobilisieren. Einen hilflosen Menschen kann man aus seiner Hilflosigkeit befreien und ihm Wege zur Selbstverwirklichung eröffnen. Einen Drogensüchtigen müssen Sie erst einmal von seiner Drogensucht losbekommen, bevor Sie da überhaupt an Mobilisierung und Selbstverwirklichung denken können. Und bei vielen, die sich mit den Drogen bereits kaputtgemacht haben, kommt das dann zu spät.
        Wir rutschen hier in Europa in das selbe Problem rein, wie die USA:
        Der illegale Drogenhandel schlägt unsere Gesellschaft mehr und mehr kaputt, indem er mehr und mehr Menschen in die Abhängigkeit und damit die Selbstzerstörung treibt.
        Für mich sind die Drogen die Ursache des Problems und nicht die Unzufriedenheit der Menschen mit ihrem Lebensumfeld.
        Letzteres kann man ja ändern. Das geht aber nur dann, wenn man nicht an der Flasche, der Nadel oder an irgendwelchen Pillen hängt.

  4. Ziemlich trauriger Artikel.

    Also, ich gehe davon aus, daß es sich wirklich so zugetragen hat, denn das ist nicht nur in Berlin so, derlei erlebt man hier in „E.“ auch, also in Elmshorn.

    Obdachlosigkeit, das kann jeden treffen. Aber warum kein Brötchen annehmen in solcher Situation? Ramadan bei denen wohl weniger, eher Vollendverzweifelung. Autorin Charlotte Kirchhof, der ich sehr für diesen Artikel danke, sollte das Experiment mit Palette Billigstbier wiederholen.
    Das wäre sie vermutlich schon an erster Angebotsstation los.

    Ich bin zum Glück nicht obdachlos, und noch zum Glücker nicht in Berlin wohnhaft, aber ich hätte ein Brötchen ganz sicher dankend angenommen – ohne mit meinen verdreckten Arbeiterpranken erst darin herumzuwühlen.

  5. Sehr geehrte Frau Kirchhof,
    Ihr Ansinnen ist wirklich lobenswert und vorbildlich.
    Aber es gilt auch zu bedenken, dass sich unter den Obdachlosen sehr viele, psychisch äußerst kranke und vor allem auch suchtkranke Menschen befinden – ähnlich wie in der Sphäre des Politischen – die kaum noch zu normaler Kommunikation fähig sind.
    Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass diese Zustände auch etwas mit den 68er Psychiatrie-Reformen zu tun haben.
    Denn seit diesen sind psychisch Kranke mehr auf sich alleine gestellt und einem größeren Stress ausgesetzt. Seitdem ist auch die Lebenserwartung von psychisch Kranken Menschen stark gesunken.
    Dies berichtete zumindest einmal ein „Geo-Heft“ vor langer Zeit, in dem eine Wissenschaftliche Studie zu dieser Thematik zitiert wurde.

  6. Aus guten Gründen gebe ich grundsätzlich nichts direkt oder indirekt an Obdachlose ab. Zum einen weil es zahllose Einrichtungen gibt die diese Menschen mit Essen, Trinken und warmer Kleidung versorgen und ich den Obdachlosen und mir ersparen möchte sie in Verlegenheit zu bringen z.B. ein Brötchen annehmen zu müssen. Außerdem ist jeder Obdachlose berechtigt Hartz4 bzw. Bürgergeld zu beantragen, dafür ist kein fester Wohnsitz notwendig. D.h. diese Leute verfügen theoretisch über genug Geld sich Essen, Zigaretten, Alkohol (Drogen) und Kleidung zu kaufen. Wer diesen Leuten Geld gibt sorgt nur für noch mehr Alkohol und Drogenexzesse. Natürlich haben diese Menschen teilweise enorme Probleme ihren Alltag sowie ihre Börse zu Organisieren aber auch dafür gibt es bei uns in D ein Heer an Streetworkern und anderen Anlaufstellen um auch dass zu regeln.

    Diese Menschen brauchen professionelle Hilfe um wieder in einen suchtfreien und/oder geregelten Alltag zu kommen. Sonst nichts.

  7. Ich glaube nicht, dass ich von jemand Fremdes in Berlin ein Brötchen annehmen und essen würde, der es mir ungefragt anbietet. Nicht mal ein eingeschweißtes.

  8. Mal ganz abgesehen vom eigentlichen Sinn dieses Artikels, muss es ja wirklich total „schön“ sein in Berlin. An jeder Ecke Obdachlose und Bettler. Und das im besten Deutschland aller Zeiten, in dem wir gut und gerne leben. Sicher kann man nicht jedem Obdachlosen helfen, weil er einfach nicht will, aber für Asylanten haben wir Platz und Geld ohne Ende.

  9. Ich gebe öfter etwas Geld oder Kleidung oder einen heißen Kaffee, weil niemand vor Not gefeit ist.
    Jeder sollte sich darüber im klaren sein, dass uns der Kelch der Verarmung von den Häuptlingen gereicht wurde und niemand den Endpunkt kennt, an dem ihre Gier nach Geld für die Klima- und Weltrettung gesättigt sein wird.

  10. In Deutschland ist niemand obdachlos, der nicht obdachlos sein will. Die große Mehrzahl der Obdachlosen ist suchtkrank, in der Regel nicht nur Alk sondern polytoxikoman. Die meisten waren schon mehrfach auf Kosten der Steuerzahler auf stationärem Entzug, bekamen Wohnungen auf Kosten der Steuerzahler, einen neuen Anzug auf Kosten der Steuerzahler und diverse berufsfördernde Maßnahmen auf Kosten der Steuerzahler. Süchtler schaffen Arbeitsplätze, z.B. finanzieren sie einem Sozialarbeiter indirekt (auf Kosten der Steuerzahler) die Berufsanstellung. Wer süchtelt, der hat keinen Hunger (en passant: in Deutschland muss auch niemand hungern, wenn er keine Brötchen geschenkt bekommt). Wer süchtelt, will nicht arbeiten, eine biedere Einzimmerwohnung oder milde Gaben ala Käsebrötchen. Ein Süchtler will nur eins: Süchtelstoffe. Und dann sehr sehr sehr lange nichts. Nur immer mehr Süchtelstoffe und ein, zwei Kumpels, mit denen er Spaß hat, beim Süchteln – bevor man sich gegenseitig die letzte Dose Bier oder die letzte Tube Pattex klaut. Ist aber nicht schlimm, man verträgt sich wieder. Spätestens ab 2.2 Promille, zur Not löst man das dann nachhaltig. So einfach ist das. Für eine altruistische Seele natürlich schwere Kost.

  11. Ich würde das auch ablehen! Das kommt bei mir so an als wenn man die reste vom fest der reichen und schönen dem armen volk vor die füße wirft. Das fühlt sich nicht gut an!

    • Nun ja, so mag man von hohem Rosse aus urteilen und verurteilen.

  12. Bitte, was möchte uns diese „ehrenwerte“ Autorin mit ihrem Artikel und den Beurteilungen/Bewertungen der Menschen wohl sagen, die teilweise seit Jahren auf der Strasse leben? Menschen mit schmutzigen Fingern, um sie herum Bierdosen oder Bierflaschen bedanken sich nicht für dieses Milieu-Experiment, das sich anschließend jammernd in den Medien wiederfindet?! Der Artikel ist völlig daneben und diskriminierend – wer helfen will, der hilft, auch ohne Dank! Ist es der Weg ins Paradies, den diese Gutmenschen umtreibt – unerträglich, und in diesem Fall auch noch profitorientiert!

  13. Kenne auch so einen Fall in Berlin. Ein hochgebildeter und intelligenter Mann, der sich einfach nicht in die Gesellschaft einordnen konnte und dann abgedriftet ist. Er ist dann später auch noch heroinabhängig geworden und hat dann erfolgreich an einem Methadon-Programm teilgenommen. Man merkt es ihm aber auch an: trotz seines Aufenthaltes auf der Straße versucht er sich und seine Kleidung sauber zu halten und hat ein gutes Auftreten. Ja, solche Menschen gibt es auch, die einfach psychisch nicht so stabil sind und wenn es dann keinen sozialen Rückhalt durch Familie oder Freunde gibt, ist der Absturz vorprogrammiert…

  14. In dem Text ist 31 Mal das Wort „Brötchen“ enthalten. Also, ich werde da auch ziemlich aggressiv…
    Gibt es denn in Preußen kein Pendant zu „Semmel“ oder „Weck“…?

  15. Ohne der Autorin böses zu wollen, aber: Ich wäre in heutigen Zeiten zu misstrauisch, als daß ich von Unbekannten Lebensmittel annehmen würde die nicht ab Werk versiegelt sind. Das sollte als eine mögliche Erklärung für die Ablehnung berücksichtigt zu werden.

  16. Willkommen in der Realität. Auch unter Obdachlosen gibt es Unterschiede. Diejenigen, die nicht von Drogen/Alkohol abhängig sind und aus anderen Gründen auf der Straße landen, sind auch froh um jede Hilfe, die ihnen einen Job und Unterkunft sowie Zuwendungen in Form von Kleidung, Hygieneartikeln, Nahrung usw. beschert. Gibt es diese Hilfen, sind sie meist auch wieder aus der Szene zu befreien. Der Rest will nur Geld um die Sucht zu stillen. Das sind auch diejenigen, die Obdachlosen Unterkünfte meiden, sowie Hilfsangebote und sich hygienisch total vernachlässigen. Durch die Drogen/Alkohol besteht auch kein Hunger mehr. Würde man diese nun umsonst in eine Wohnung setzen, wären sie an der Wohnung im Sinne von Ordnung halten oder einen Neustart zu wagen, indem sie einen erfolgreichen Entzug machen und wieder einen Job suchen, kaum interessiert. Sie würden diese nur dazu nutzen um mit Freunden dort Drogen zu konsumieren. An der Hygiene oder Nahrungsaufnahme würde sich kaum etwas ändern. Die Mehrheit, die einen Entzug oder mehrere macht, werden rückfällig, das ist leider Fakt. Das Problem sind nicht die Junkies sondern diejenigen, die Drogen verkaufen. Solange man diese unbehelligt lässt, wird das Drogenelend immer größer werden. Die Idee man könnte jeden Süchtigen wieder den Drogen entziehen, ist Unsinn. Wichtiger ist es, Drogenhändler zu vernichten, sowie die Einfuhr von Drogen zu erschweren. Da aber sowohl Politiker als auch andere Beamte selbst Drogen konsumieren (man nehme nur das Berliner Drogentaxi, sowie die Koksspuren, die ständig im Bundestag auf der Toilette gefunden werden), wird sich daran nichts ändern. Niemand ist daran interessiert, die Dealer wirklich zu vernichten. Wenn man dann noch die Rassismuskarte zieht, dass die Polizei bei POC keine Kontrolle machen darf, da das diskriminierend ist, und selbst bei Verhaftung derjenige 10 Minuten später wieder entlassen wird und wieder an seinen Verkaufsstandort zurückkehren kann, ist das fatal.

  17. „Der Weg in die Hölle ist geebnet mittels guter Absichten“.

    Man weiss in der Regel nicht, was ein obdachloser Bürger bereits hinter sich hat. Geld ist immer universal verwendbar und öffnet verschiedene Möglichkkeiten.

    Man kann obdachlosen Bürgern Geld geben oder auch nicht. Urteile über sie kann man sich aber ersparen.

    Die belegten Brötchen wären mitunter bei einer Lebensmitteltafel gut angekommen, weil dort Bürger hingehen, um Lebensmittel zu bekommen.

  18. Ziemlich sicher wäre das Ergebnis bei Auswahl einer beliebigen anderen Zielgruppe – meinetwegen Schüler oder Arbeiter auf dem Weg nach Hause – ähnlich gewesen. Ob abweisend, freundlich, wortkarg, agressiv – alles keine exklusiven Eigenschaften einer bestimmten Gruppe. Oder um mal wieder Adenauer zu zitieren : „„Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt’s nicht.“

  19. Ich möchte mit meinem Kommentar niemanden vor den Kopf stoßen. Auch nicht den Gastautor(in) – Charlotte Kirchhof, die sicherlich gute Absichten hegte.
    Grundsätzlich ist es schon einmal sehr lobenswert, dass sie sich die Zeit ans Bein gebunden hat, um von Bahnhof zu Bahnhof zu reisen um ihre belegten Brötchen an Bedürftige verschenken zu können! Allein der Gedanke zählt wohl bereits?! Obwohl er recht naiv scheint und für mich die Frage aufwirft, warum sie das tat? Aber dennoch! Alle Achtung!
    Warum nur erinnert mich das an einen gewissen „Elendstourismus“, der einst, seitens der westlichen Bevölkerung, oftmals gegenüber der aus der DDR praktiziert wurde.
    Was die Grundnahrungsmittel betraf, waren die DDR-Bürger grundsätzlich recht gut versorgt. Was jedoch Onkel und Tante etc. von den westlichen Medien und sogar ihren eigenen Verwandten, nicht ausdrücklich oder wirklich vermittelt wurde. Daher kam es nicht selten vor, dass die „Westpakete“ Zucker, Mehl, Gries und andere Dinge enthielten, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Das traf auch für andere Dinge zu, wenn sich Besucher in der DDR tummelten.
    Sie kamen zumeist um zu nörgeln oder ihr Bedauern zu zeigen, interessierten sich aber kaum dafür, wo wirklich der Schuh drückte oder auch bereits Erfolge erzielt wurden.
    Heute trifft man diese mehr oder weniger herablassende – „Gutmenschen“-Herangehensweise – auch noch bei Besuchen deutscher oder anderer Touristen, beispielsweise auf Kuba, in der Türkei, in Entwicklungsländern, Schwellenländern etc. Deutschland steht halt eben über den Dingen!???
    So auch bei dem Abenteuer der Gastautorin. Die armen und oft auch unverschuldet gestrauchelten Obdachlosen sind von ganz anderen Problemen gepeinigt, wie davon, einer belegten Schrippe zu begegnen. Sie frieren! Sie müssen praktisch von Stunde zu Stunde überleben. Sie fühlen sich ausgegrenzt und wenn nicht, grenzen sie es selber aus. Teils aus Wut, teils aus Scham aber auch, weil sie sich so freier fühlen – gibt es auch. Sie fühlen sich oder sind nicht selten hygienisch ungepflegt. Trotz der Möglichkeit, eventuell einmal eine Dusche oder eine Waschmöglichkeit zu ergattern.
    Zudem befinden sie sich zumeist in einer Endlosschleife. Keine Wohnung, keine Arbeit. Keine Arbeit … Aber nicht nur das, trotz aller eventuell vorhandenen staatlichen Hilfe ist es für sie – und wird es für sie, im Laufe der Zeit, immer wieder schwieriger, Fuß zu fassen. Nach dazu wenn sie Schulden haben und von Inkassounternehmen buchstäblich belagert werden.
    Eine Schande für eine so wohlhabende Gesellschaft, wie die deutsche – jedoch im Westen, einschließlich USA, normal?!
    Also, meine Meinung ist, der Gedanke, Brötchen zu verschenken ist sehr lobenswert, zeugt aber auch davon, dass von einer guten Tat ausgegangen wird, der es in Wirklichkeit sehr an Realitätssinn mangelt?!
    Das Beispiel Afrikahilfe kann das eventuell etwas verdeutlichen?! Es nützt nichts oder nur wenig Pumpen nach Afrika zu liefern, wenn sie nicht betrieben werden können bzw. dem Staat die Mittel fehlen, die dafür notwendige Infrastruktur aufbauen zu können, weil er sich gegenüber den Banken der Entwicklungshelfer, mit Krediten/Zinsen/Zinseszins verschuldet hat.

  20. Ich schrieb es bereits in einem anderen Kommentar: man hätte die Brötchen nicht verteilen sollen, sondern zur Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo bringen. Die Angestellten dort freuen sich über jede Spende: seien es Lebensmittel, Geld, Schlafsäcke, oder Kosmetikartikel. Alles wird gern genommen. Dort hätten sie ihr die Brötchentüte komplett abgenommen und sie wäre sicher in 10 min. leer gewesen. Auch viele Hotels und Catering-Firmen bringen abends ihre Lebensmittel dort hin, weil jeder weiß, dass die Verteilung dort gut funktioniert.
    Ich habe auch oft ein paar Obdachlosen in der Nähe meiner Arbeitsstelle frische Schrippen, Stullen oder Obst mitgebracht. Aber die kannten mich, weil ich jeden Tag dort vorbeigegangen bin und hatten dann anscheinend Vertrauen. Ich selbst würde auch keine Schrippen von fremden Personen annehmen, denn man kennt deren Absichten nicht…

  21. Diese Erfahrung habe ich persönlich nie gemacht. Ich habe lange im Berliner Wedding nahe des Gesundbrunnens gearbeitet. Morgens hielten sich da viele Obdachlose auf, im Sommer saßen sie oft auf dem Vorplatz zur S-Bahn-Station in der Sonne. Ich hatte ein- zwei Obdachlose, die sich regelmäßig dort aufhielten. Denen gab ich immer mal eine Orange oder eine Apfelsine, manchmal auch eine belegte Schrippe oder eine selbstgeschmierte Stulle, die ich mir für die Arbeit vorbereitet hatte. Alles wurde immer dankbar angenommen. Einer Frau, die dort immer saß, habe ich sogar mal ein paar T-Shirts, Strickjacke und Pullover von mir mitgebracht, die noch fast neu waren, ich aber nicht mehr getragen habe.
    Geld habe ich ihnen nie gegeben, da ich das für keine gute Idee halte. Das hilft ihnen nicht, von der Straße wegzukommen und sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, viele würden von dem Geld dann wohl eher Drogen und Alkohol kaufen, anstatt sich gesunde Lebensmittel zu kaufen oder ins Schwimmbad zum Duschen zu gehen…
    Ein älterer Mann, der schon viel Jahre auf der Straße lebte, erzählte mir mal, dass er auch gar nicht mehr ins „alte“ Leben zurück möchte. Er hatte eine Scheidung hinter sich, seinen Job verloren und dann hat er sich ausgeklinkt und ist Alkoholiker geworden. Er meinte, er würde im normalen Leben, wie es wohl die meisten hier von uns führen, überhaupt nicht mehr klarkommen und er wäre einfach nur froh, wenn er einen festen, warmen Schlafplatz im Winter hätte…

  22. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen.
    Ich schätze, dass sich sehr viele Obdachlose in ihrer alkoholgetränkten Wirklichkeit „eingerichtet“ haben und ein Leben in geordneten Bahnen nicht mehr vorstellen können. Und in dieser Wirklichkeit zählt nur das Geld, was man für Drogen, eben wie z.B. Alkohol, braucht. Essen ist da absolut zweitrangig.
    Natürlich sind viele dieser Menschen ungewollt in diese Zwangslage geraten. Aber viele davon sind auch (schon vorher) weit entfernt davon gewesen, ein zuverlässiges Mitglied dieser Gesellschaft sein zu wollen.
    Wer ein anständiger Mensch ist und nichts zu essen hat, der wird für jedes angebotene Brötchen dankbar sein. Anständige Menschen an sich aber sind rar geworden in diesen Zeiten.

    • Und ich denke, diesen Denkansatz zu verallgemeinern, wie Sie es getan haben, ist genau der fasche Weg! Die Ursachen liegen in der Gesellschaft und im politischen System begründet. Beispielfrage: Was würden Sie tun, wenn Ihnen der existenzielle Boden entrissen werden würde. Lebensgrundlage gepfändet? Hoch verschuldet. Ehe geschieden. Kinder wenden sich ab. Hartz IV-Bezug oder wie das heute heißt. Keine Wohnung, da alle Angebote zu teuer. Auf der Straße. Was geben Sie für eine Adresse an, wenn sie kaum Unterstützung erhalten und keine Adresse haben? Was wenn Sie nirgendwo unterkommen? Die Monate, Jahre vergehen. Tagelöhner erhalten auch nur Dampinglöhne. Manch einer greift dann eben zum Alkohol oder gar zu anderen Drogen. Denkweise – den Tag zu überstehen und – egal – irgendwann das Zeitliche segnen. Das hat weniger mit einem anständigen Menschen sondern mehr oder weniger mit Verzweiflung zu tun. Anders ausgedrückt, ein soziales Gefüge würde so etwas gar nicht erst zulassen!!! Das ist eher ein Armutszeugnis für die deutsche Gesellschaft und besonders für die Politik!

  23. Ihr mutiger Spaziergang in die Welt der Obdachlosen deckt sich mit den Befunden empirischer Feldforschung. Danach wird das Verhalten dieser Gruppe durch schwere psychische Erkrankungen bestimmt, an erster Stelle Suchterkrankungen (Alkohol, Drogen), danach schwere Psychosen (Schizophrenie). Je nach Stichprobe tragen 50 bis 80% der Obdachlosen eine dieser schwer therapierbaren Hirnerkrankungen in sich. Nachzulesen u.a. im Deutschen Ärzteblatt. Leider ist Kontaktaufnahme nicht immer ganz ungefährlich.

  24. Die undankbaren Obdachlosen! Da will man geschenkte Brötchen weiterverschenken und dann das! Was bilden die sich ein, man will sich doch als guter Mensch fühlen, da müssen die doch dankbar und ergeben die Gaben annehmen! Was soll dieser Artikel? Populistische Zustimmung erheischen von den Lesern? Es wäre noch zu verstehen, wenn man selbst Geld investiert hätte, um zu helfen. Verschenkte Lebensmittel verschenken zu wollen und sich dann aufzuregen, dass nicht alle diese haben wollen? Ging es der Autorin nicht viel mehr um sich selbst, um ihr Gewissen, als um die Obdachlosen? Die Kommentare hier unter dem Text zeigen jedenfalls auch, dass genau die vorherrschenden Klischees über Obdachlose getriggert wurden.

    • Obdachlosigkeit kommt in vielen Formen und mancher Penner auf der Parkbank der den ganzen Tag säuft geht abends in seine Wohnung. Dann gibt es aber auch den netten älteren Herrn der jeden Tag stundenlang in der Bibliothek liest und von dem niemand auf den ersten Blick ahnt, dass er keinen festen Wohnsitz hat. Das Problem vieler Menschen ist oft Scham und Angst, ein paar Dinge laufen schlecht, jemand gerät in eine Abwärtspirslele, irgendwann ist die Wohnung weg und dann finde Mal eine neue…

  25. Bei geschenktem Essen von Fremden wäre ich auch vorsichtig. Warum auch Essen schenken, da kann man auch den Geldwert des Essen verschenken. Was der Beschenkte damit macht, ist seine Sache.

    • Nun ja, mit Geld kann man Drogen oder Alkohol kaufen, mit essen eher schwer. Das ist auch der Hintergrund, warum es für asylanten und in Teilen auch für Sozialhilfeempfänger lieber essen und Sachleistungen geben sollte. Man schließt damit bei Leuten, die für sich selbst nicht sorgen können oder wollen ein weiteres abrutschen aus.

  26. wie ein anderer kommentator angemerkt hat: es gibt durchaus zahlreiche obdachlose mit psychischen problemen. dann kommt oft noch drogensucht (heroin) hinzu, was ebenfalls nicht hilfreich ist..
    zu den bettlern am alex mit ihrem becher, das werden wohl mitglieder einer bettelbande gewesen sein, die haben nix von brötchen, die müssen münzen mit nach hause bringen. und wer ein brötchen mampft, wird eher weniger geldspenden bekommen als mehr.

  27. Ich kann das schon verstehen. Wer nimmt schon gern Almosen an? Wenn man noch einen kleinen Teil seiner Würde besitzt, ist das ein Problem. Und Geld ermöglicht Selbstbestimmtheit, Brötchen nicht. Und wer weiß, wieviele Gutmenschen da unterwegs sind, denen es eigentlich nur um sich selbst geht und weniger um die Obdachlosen.
    Bieten Sie das nächste Mal die Brötchen nicht umsonst an, sondern für nen Euro. Dann läuft’s vielleicht besser.

  28. Notleidend bedeutet nicht gleich notleidend. Das ist aber das Grundproblem des Verständnisses, daß Obdachlose nicht gleichzeitig Hungernde sind. Mit dem jetzigen Bürgergeld in Höhe von 502 Euro verhungert man nicht. Dafür bekommt man täglich eine Flasche Schnaps und eine Flasche Bier, und hat trotzdem noch gut 300 Euro für feste Nahrung im Monat übrig, mit 10 Euro am tag springt man bei den Einzelhandelspreisen immernoch sehr weit. Das Problem ist das fehlende Selbstbewußtsein, die fehlende Selbstdisziplin die fehlende Fähigkeit, auf Preise zu achten und vor allem ein falsches verständnis von Ego, Hilfe anzunehmen. Und das Größte ist: Ohne festen Wohnsitz, ohne Einkommen hat man wenig Chancen, wieder eigenen Wohnraum anzumieten. Mittlerweile läuft alles im privaten und auch genossenschaftlichen Sektor nur noch über Schufa Mafia, der kommunale Sozialwohnraum ist nicht mehr existent in den Städten. DAS ist das Problem. Das Schlimme ist, es kann jeden treffen, der noch irgendwelchen Ballast der Vergangenheit (Unterhaltsvorschuß, nicht bedienter Konsumentenkredit, Telefonvertragsbrüchigkeit etc.) noch mit sich rumschleppt. Ist man aus der Geborgenheit durch beziehungsabbruch mit der Partnerin/Partner oder Kündigung des Wohnraumes raus, rutscht man schnelle in solch ein Desaster, als man tief Luft holen kann. Die Schattenseiten des Kapitalismus in seiner Reinform. Und genau dort setzt der Sozialismus dann an…

  29. „Moechten Sie vielleicht ….“ haette ich nicht gefragt, Hoert sich nach Damenkraenzchen an. (Aber hier soll das Gegenueber seinen Hunger zugeben und demuetig bejahen und das Brot in Empfang nehmen.) Ausserdem haette ich denjenigen, die ein Broetchen brauchen konnten, direkt zwei gegeben, statt sie in den Muell zu werfen. Ich hatte Orangen gekauft und an der Treppe zur Métro einem Obdachlosen im Vorbeigehen einfach eine gegeben und war sehr ueberrascht ueber sein herzliches Dankeschoen dafuer. Hatte ich nicht mit gerechnet.

  30. Sie wollen einem Menschen helfen… Erst mal sehr nett.
    Dann würdigen Sie ihn durch ihre Wortwahl hier herab… echt scheisse.

    Und dann beschweren Sie sich weil er etwas wollte das Ihnen zu teuer war…

    Sie sind sich schon darüber im Klaren das dieser Mensch weit über ihnen steht.

  31. Guten Abend allerseits,

    das erste was ich dachte als ich diesen Text las war „Fake News“

    Ich wohne in Hessen in der Nähe von Wiesbaden. Habe auch schon des Öfteren Obdachlose angesprochen und zum Becker eingeladen, ein Nein bekam ich noch nie zu hören. Auch ein Besuch im Supermarkt wird gerne angenommen, zwecks Seife, Zahnbürste + Zahnpasta oder anderer Hygieneartikel zu kaufen.

    Falls man sieht wie jemand Kippenstummel aufsammelt darf man auch gerne noch ein paar Zigaretten dazugeben.

    Nur so als Gedanke von einem Atheisten ?

  32. Ich würde von Fremden auch keine Lebensmittel annehmen dafür sind einfach zu viele Irre unterwegs.
    Und der Autor war sich letztendlich selbst zu fein die Brötchen zu verzehren und zog es vor diese wegzuschmeissen, das spricht Bände…

  33. Ein Kollege hatte mal einer obdachlosen Frau die ihn um eine Euro bat….ein Wurstbrötchen in der Metzgerei kaufen wollen….die Dame wollte aber Schinken aufs Brötchen….Wurst schmecke ihr nicht. Das Brötchen hat dann mein Kollege selbst gegessen….die Dame ging weiter ihrer „Beschäftigung“ nach….“haste mal ein Euro“…..

  34. Ich weiß nicht was mich mehr schockiert. Die Reaktion der Penner oder die Tatsache dass die für 20 belegte Brötchen 80 € (160 DM !!) verlangen.
    Kein Wunder dass die keiner kauft. Aber anstatt, dass die mit dem Preis runtergehen, schmeissen die das dann lieber in die Tonne….

  35. Meine Frau und ich haben Ende letzten Jahres ( November/Dezember) warme Kleidung für Obdachlose gesammelt und auch persönlich in Hameln und Hannover verteilt.
    Wir konnten nur feststellen, dass sie mehr als dankbar waren. Meiner Frau die Hände geküsst haben.

    Sie hatten ein so dankbares Leuchten in den Augen.

    Ich kann nix negatives sagen. Und wir werden das zur kalten Jahreszeit auch wiederholen.

  36. Hatte diesbezüglich kürzlich in den USA ein lustiges Erlebnis: Spätabends noch Bier kaufend, spricht mich ein Bettler an (starkpigmentiert, die stehen da immer an den Kreuzungen): Ob ich ihm denn nicht was geben könne. Ich meinte, dass ich gerade keine Dollar hätte, aber ich könne ihm ja was mitbringen. Er: Ja, bitte. Also habe ich nebst Bier noch ein Sandwich gekauft. Auf dem Rückweg wollte ich ihm das Sandwich übergeben, da sagte er, ich hätte ihn falsch verstanden. Ich hätte ihm Dollar mitbringen sollen, außerdem möge er keinen Thunfisch. Ich: Kein Problem, dann esse ich das Brötchen eben selbst. Und so nahm er es mit vernehmlichem Murren dann doch. Bettelnde Latinos habe ich in den 10 Tagen übrigens nicht einen einzigen gesehen, dafür aber mengenweise welche beim Arbeiten.

  37. Das Phänomen ist nicht wirklich neu. Bereits vor zehn Jahren reagierten Obdachlose teilweise aggressiv auf Essenspenden, schon allein die Nachfrage dazu reichte aus, hier mitzukommen, um sich beim Bäcker/Metzger etwas auszusuchen. Vor Weihnachten initiierten wir vor einigen Jahren eine kleine Spendenrunde: Hundefutter und -decken, das wurde sehr dankbar angenommen. Rumänische Berufsbettler bekommen prinzipiell nichts.

  38. Was genau ist die Intention dieses Artikels? Ich würde zunächst einmal unterscheiden zwischen echten Obdachlosen, Bettlern/“Pennern“, die warum auch immer den Halt im Leben verloren haben und den importierten gewerbsmäßigen Bettlerbanden.
    Viele Obdachlose sind psychisch krank, oder durch Alkohol, Lebensresignation und Selbstaufgabe in jeder Hinsicht zerrüttet. Hinzu kommt vielleicht auch ein gewisses Mißtrauen, wenn einem jemand einfach so aus der Hand Essen anbietet – es könnte auch etwas faul daran sein. Hingegen gilt: pecunia non olet. Schade, daß die Brötchen nicht ihren Weg in eine offizielle, vertrauenswürdige Verteilstelle gefunden haben.

  39. Dazu kommen mir spontan zwei Gedanken, die vlt unpassend sind, aber ich schreibe sie trotzdem: 1. Auch Obdachlose haben ihren Stolz. 2. Warum haben Sie die restlichen Brötchen nicht mit nach Hause genommen und an ihre Familienmitglieder, Freunde oder Nachbarn verteilt?

    • Oder zum Bahnhof Zoo gebracht, dort ist die Bahnhofsmission. Da gehen viele Obdachlose hin, weil sie wissen, dass sie dort im Notfall Lebensmittel bekommen.

  40. Das Erlebte wird seit Jahr und Tag aus der Szene berichtet.

  41. Selber essen wäre nicht in Frage gekommen?

  42. Belegtes Brötchen für 4 ( in Worten VIER) € Euro ? Und da wundert sich die Gute , dass sie bis Ladenschluss drauf sitzen bleibt ? Ich rechne kurz um — 8 Mark dafür dass man immer noch Hunger hat , geht’s noch ? Klar , ist durch die total miserabele Politik und EZB Versagen alles teurer geworden , das Mehlpappzeug kostet 50 Cent , der Belag zwischen den beiden Hälften also 3,50 ? Vor dem Regierungswechsel von halbwegs normal auf voll Linksgrün bekam ich den Snack für zwischendurch , gut belegt für zwei Euronen und das war schon teuer . Ich wünsche der Brötchenverkäuferin , dass sie immer auf ihrem überteuerten Frass sitzen bleibt , den selbst Obdachlose verschmähen.

    • Das momentane mediale Inflationsbewusstsein bewegt so manchen, deutlich mehr als einen tatsächlichen Inflationsausgleich „draufzuschlagen“.
      Es ist besonders in diesen Zeiten sehr wichtig, daß wir als Verbraucher einen strikten Preis-/Leistungsvergleich anstellen, um den Wettbewerb am Leben zu erhalten. Zwei meiner früheren Stamm-Restaurants z.B. werden deshalb von mir nicht mehr besucht.

  43. Mein Gott, man sollte froh sein, daß man nicht zu den Obdachlosen gehört. Und, wenn sie ihr Elend mit Alkohol ertragen, was soll`s? Und, natürlich ist bei ihnen das Selbstwertgefühl nur rudimentär vorhanden, sonst wären sie nicht in diese Situation gekommen.
    In München bekommt jede obdachlose Frau ein Einzelzimmer, die Männer können in Mehrbettzimmer unterkommen, und da wird geklaut….Da schlafen viele lieber im Freien.

  44. Ich habe in der Vergangenheit auch ab und zu Obdachlosen angeboten, ihnen etwas zu essen zu kaufen. Die Reaktionen waren sehr divers und nicht vorhersagbar. Sie reichten von Dankbarkeit bis zu „Ich warte auf mein Geld!“ (Letzteres von einer obdachlosen Frau). Das sollte uns aber nicht davon abhalten, es immer wieder mal zu probieren.

  45. Ich war selbst von 2005 – 2007 obdachlos in Dortmund und habe dort auf dem Südwestfriedhof schlafen müssen , da ich aufgrund meiner Privat Insolvenz keine Wohnung gefunden habe.
    Niemals hätte ich Menschen , um Geld angebettelt.

    Ich bin während meiner Obdachlosigkeit arbeiten gegangen und habe Steuern bezahlt.
    Die Meisten Obdachlosen, die ich kennenlernte , haben Sozialleistungen bezogen und um die ca.30,00 Euro pro Tag steuerfrei durch ihr Betteln hinzuverdient.

    Um so dreckiger sie aussahen , um so mehr Geld haben diese gemacht.

    Damals gab es ungefähr 349,00 Euro Alg2 + ca. 31*30 Euro pro Tag durch Betteln = 1.279,00 Euro

    • Schön, dass Sie es wieder „zurück“ geschafft haben! Das war sicher eine harte Zeit mit vielen schmerzhaften Erfahrungen…

      • Ja, heute habe ich wieder eine Wohnung und bin schuldenfrei . Sanfter Gruß!

  46. Es bestätigt meine Vermutung, dass die meisten ganz und gar nicht so notleidend sind. Als Wohnsitzloser gibt es bares beim Amt. Betteln ist lukrativ in Deutschland. Viele Leute haben ein schlechtes Gewissen und geben gerne ein paar Groschen. Was ich besonders befremdlich finde sind diese osteuropäischen Bettler. Das ist doch eine einzige organisierte Abzocke. Und betteln ist nur eine von vielen Spielarten.

  47. „Geld nehmen sie gerne, auf Essensspenden reagieren manche aggressiv.“

    Interessanter Artikel, danke schön. Die Reaktionen hätte ich so oder so ähnlich erwartet. Das ist sicher schwierig, unter solchen Verhältnissen zu existieren, da kommt einem im täglichen Kampf schon mal das Benehmen abhanden, das womöglich mal da war. Da mag die Essensgabe aufrichtig gemeint sein, sie führt dem Beschenkten unmittelbar seine Bedürftigkeit vor Augen, dazu kommt eine gefühlte Erwartungshaltung, sich dankbar zu zeigen, das mag nicht jeder. Bei erhaltenem Geld bleibt die Freiheit, es nach eigenem Wunsch auszugeben. Hinzu kommt, dass manche obdachlosen Menschen psychisch auffällig sind, das womöglich einer der Gründe für die Obdachlosigkeit ist.

  48. Man darf nicht vergessen, dass Obdachlosigkeit und schwerste psychische Erkrankungen Hand in Hand gehen. Zumindest bei den Obdachlosen, die nicht gewerbsmäßig unterwegs sind, so wie die herbeigekarrten rumänischen Bettelbanden bei uns in München. Im Sommer vom Bahnhof an den Stachus zu laufen, hat schon mehrere meiner Besucher bis in die Grundfesten schockiert und ihnen den ganzen Tag versaut. Ich sehe die Gestalten schon gar nicht mehr, die mir ihre Beinstümpfe entgegenstrecken und Geld für rumänische Zigeunerbarone sammeln, die Maybach fahren und in unverputzten (= steuerfreien) Schlössern wohnen.

  49. Bei aller Hochachtung und Respekt fur Ihre gute Absicht und Tat, doch ich denke Sie sollten sich nicht noch mal solch Mühe machen und weiten Wege gehe.

    Ich kenne die Obdavhlosen natürlich nicht. Doch,ich denke das die/deren Probleme in jeder Stadt ziemlich gleich sind und das diese Leute sehr oft – wenn nicht sogar überwiegend, an Alk-Sucht leiden und dann vor allem auch dadurch psychische Probleme bekommen. Was sich dann natürlich auch doppelt auf deren Verhalten auswirkt.

    Und was Ihr Brötchen-Angebot betrifft, hier sollte meiner Meinung nach bedacht werden, dass diese Leute durch den Alk-Genuß zumeist keinen Hunger verspüren oder auch oftmals durch einen,kaputten Magen nichts mehr herunterbekommen.

    So viel ich weiß gibt es in jeder größeren Stadt auch für diese Leute entsprechende Hilfsangebote. Und wenn die Obdqvhlosen dann meinen irgendetwas zu benötigen oder das sie hunger haben, dann werden sie sich schon auf den Weg machen.

    Auch gibt es oftmals Kleintransporter mit Essen und so die durch Vereine oder Privatpersonen finanzierrt werden und dann tu bestimmte Zeiten an bestimmte Stellen stehen. Auch das alles ist den Obdachlosen zumeist bekannt.

    Wie gesagt, allen Respekt für Sie und Ihre gute Tat. Doch bevor Sie sich ds nävhste Mal solch Mühe machen und durch die Gegend rennen und dabei vielleicht auch noch angeschnautzt werden, überlegen Sie vielleicht erst mal in Ruhe und vielleicht kommen dann ja auch Sie auf den Gedanke, dass es besser -und ggf. auch sicherer- sein könnte, die Brötchen oder was auch immer einfach bei einer entsprechenden Hilfsstation abzuliefern 😉

  50. Eine sehr gute, authentische Beschreibung, danke.
    Machen Sie sich nicht zuviel draus; meine Mutter hatte genau das gleiche schon vor 40 Jahren (und nicht in Berlin) erlebt.

    Es gibt die Redewendung: „Der Bettler hasst die Hand, die ihm gibt“.
    Man kann das subjektiv nachvollziehen: Die Helferin macht dem Obdachlosen durch ihr freundliches Angebot bewusst, wie beschissen seine Situation ist, und daß er so schwach wirkt, als ob er nicht einmal für sein Essen sorgen kann.
    Das verletzt das Selbstwertgefühl ganz enorm.
    Geldgeschenke dagegen belassen dem Beschenkten die Wahl, was er damit anstellt und somit auch eher sein Selbstwertgefühl; allerdings hat er damit auch die Wahl, es in Alkohol oder Drogen umzusetzen, was wir als Gebende natürlich nicht wollen.
    Auf youtube habe ich mal eine ganz gute Lösung gesehen. Eine Frau sprach Obdachlose an, sie würde sich jetzt beim Hamburgerbräter Essen holen, und ob sie ihnen vielleicht etwas mitbringen solle. Das belässt dem Obdachlosen ein bißchen die „Würde des auswählenden Kunden“, und gleichzeitig stellt man sicher, nicht seinen Drogenkonsum durch Geld zu unterstützen.

    Als damals bei uns die ersten Tafeln aufkamen, war ich entsetzt. Ich kannte es vorher nicht, daß in unserer Gesellschaft der Staat es nicht mittels Sozialleistungen fertigbringt, daß jedermann sich selbst genug zu essen kaufen kann (und ich denke heute immer noch so darüber).
    Wir waren es jahrzehntelang gewöhnt, daß eine Gesellschaft die Mindeststandards des Lebens an Schwächere aus gemeinschaftlicher Überzeugung heraus „schenkt“. Aber das war in einer expandierenden Gesellschaft….
    Das ist leider schon lange nicht mehr der Fall. Das soziale Element in der sozialen Marktwirtschaft ist synchron mit dem Verlust an identitärem Gemeinschaftsgefühl verschwunden – und das, obwohl heute die Sozialleistungen enorm groß sind und die Hälfte des Haushalts ausmachen.
    Ich weiß nicht, ob wir jemals wieder eine solche Gesellschaft des „Leben und Leben lassen“ bekommen werden; im Moment sieht leider eher alles nach einer Verschärfung der amerikanischen Verhältnisse bei uns aus.
    Aber ich bin überzeugt: Auf Dauer braucht es die Balance zwischen dem solidarischen „Wir“ und einer leistungsfähigen Konkurrenz- und Leistungsgesellschaft.
    Nur wer nach Balance strebt, bleibt stabil.

  51. Ja, wie undankbar die doch sind, die auf der Straße leben. Da werden denen vergammelte Brötchen angeboten und die wollen die gar nicht. Einfach selber essen, im Flüchtlingsheim freut man sich sicher auch!

  52. Schwierig. Viele dieser Menschen waren in vergangenen Jahrzehnten vielleicht arbeitende und steuerzahlende Menschen, was sollen sie von einem Staat denken, der ebenfalls seit Jahrzehnten Menschen aus fernen Ländern auch ohne Arbeit alimentiert. Ob sie wie eine Ente im Teich gefüttert werden wollen? – Ich bezweifele das. In winterlicher Kälte draußen übernachten zu müssen? Alles Dinge, die offenbar keinem der „Flüchtenden“ zugemutet wird. Wenigstens ein klein wenig wird geachtet, wer sich etwas selbst kaufen kann. Ob SPD/Grüne/Linke oder CDU/CSU, alle reden von sozial oder tragen es gar in ihrem Namen, wer soll es ihnen glauben?

    • Zustimmung. Das wäre u.a. auch Sache des Staates.
      In Finnland macht man es besser: dort wurden (auf Staatskosten) am Stadtrand mehrere einfache Hochhäuser errichtet, in denen die Obdachlosen leben können. Sie müssen sich registrieren, einige von ihnen übernehmen dort Aufgaben wie Gartenarbeit, kleinere Reparaturen, Hausmeisterarbeiten. Sie müssen also selbst dafür sorgen, dass diese Häuser instand gehalten werden. In jedem Haus sitzt unten ein Beamter und sorgt dafür, daß die ehemals Obdachlosen einen Ansprechpartner haben. Es wird dann dafür gesorgt, daß Leute mit einem beruflichen Abschluss möglichst schnell wieder in Firmen gebracht werden bzw. eine Lehrstelle bekommen, in dieser Zeit können diese Menschen dort kostenlos leben. Das ist also nicht als Wohnort auf Lebenszeit gedacht, sondern nur als Übergangslösung, bis sie wieder auf die Beine kommen.
      So wurden in den letzten 10 Jahren sehr viele Menschen wieder integriert, ihnen wurde wieder auf die Beine geholfen, natürlich wird von ihnen auch Selbstinitiative erwartet. Das funktioniert aber alles gut. Ich finde das eine würdevolle Maßnahme…Solche Übergangshäuser gibt es in mehreren großen Städten Finnlands. Das hat dazu geführt, dass es nun kaum noch Obdachlose auf der Straße gibt…

  53. Viele Obdachlose sind auch drogensüchtig. Mit Brötchen kann man sich keine Drogen kaufen. Bei hohem Suchtdruck bleibt kein Platz für gute Manieren und wenn man voll zugedröhnt ist erst recht nicht.

  54. Mei Gott, lasst den Obdachlosen doch ein bißchen Restwürde. Dazu gehört natürlich ein wenig Bargeld. Nur Gutmenschen verteilen Brötchen und erwarten dann noch einen Hofknicks.

  55. Nächstes Mal die Brötchen vielleicht bei der Bahnhofsmission abgeben?

  56. Laut unserem grünen Landwirtschaftsminuster ist das Essen in Deutschland zu billig. Daran muss es liegen…

  57. kenne zwar den Grund der Obdachlosigkeit nicht. Dass aber unsere Gesellschaft eine derartige Würdelosigkeit zulässt macht mich betroffen.

    • Obdachlose sind meist gleichzeitig geistig beeinträchtigt, was überhaupt erst zu ihrer Situation geführt hat.
      Dass die berliner Penner gleichzeitig wählerisch sind wundert mich aber nicht.

      • Stimmt so nicht.
        Menschen, die auf der Straße leben, werden mit der Zeit psychisch krank. Dass die meisten Obdachlosen geistig beeinträchtigt sind, passiert glaube ich erst mit der Zeit, da viele dann eine Abhängigkeit von Drogen und oder Alkohol entwickeln (aber eben auch nicht alle)…

    • Freiheit ist auch die Freiheit zu scheitern, aber auch aus demscheitern zu lernen. Das muß aber jeder für sich slebst entscheiden. Obdachlose gehören zu einer Stadt wie die Wahrzeichen. Es darf nur nicht überhandnehmen. Betteln ist ebenso ein ehrbarer ein Beruf wie Politiker. Statt Geld an NGO’s zu spenden geben Sie doch einem Bettler einen Euro und er wird sich Schnaps kaufen und für ein paar Stunden glücklich sein. Den anderen können Sie verjagen und kein schlechtes Gewissen haben. Aber belehren Sie Ihn nicht wie er zu leben hat. Ich weiß wovon ich rede, ich lebte drei Jahre auf der Straße.

    • Leider in Berlin nicht mehr.
      Es gibt in der Stadt noch ganze 3! Kältebusse. Die fahren durch die Stadt und sammeln im Winter Obdachlose ein. Die bekommen dann im Bus einen heißen Tee oder eine Suppe, um sich aufzuwärmen.
      Es wird dann versucht, diese Menschen in ein Obdachlosenquartier zu bringen, wo sie die Nacht verbringen dürfen (morgens müssen sie aber wieder dort raus). Das Problem ist, dass die Obdachlosenhilfe in Berlin kaum noch Kapazitäten hat, um all‘ die Menschen, die sich nachts obdachlos auf den Straßen aufhalten, unterzubringen und sei es nur für eine Nacht! Es gibt eine rasant wachsende Zahl an Obdachlosen in dieser Stadt und man wird der Lage nicht mehr Herr. Die Skandi-Länder, insbesondere Finnland haben dieses Problem seit ein paar Jahren in den Griff bekommen: dort erhalten die Menschen Hilfe zur Selbsthilfe und die Chancen, sich wieder eingliedern zu können, stehen ziemlich gut.
      Dafür müsste unser Staat aber erst mal Gelder investieren und das wird nicht getan.

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