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die Zentralbanken vor dem Dilemma

Die Pleite der Silicon Valley Bank und der Anfang vom Ende

14.03.2023

| Lesedauer: 5 Minuten
Steigende Zinsen werden immer neue Banken in die Zahlungsunfähigkeit treiben. Der Ausweg, um dies zu vermeiden, nämlich Inflation, rettet zwar die Banken, lässt aber die Anleger verarmen.

Aus den USA erreichen uns vertraute Bilder. Vertraut jedenfalls für die, die vor 16 Jahren die globale Finanzkrise, damals ausgelöst durch Zinserhöhungen der Fed zum Anstechen der Immobilienblase schon mit der Aufmerksamkeit des risikobewussten Investors beobachtet haben. Die Schließung der Silicon Valley Bank (SVB), der achtgrößten Bank in den Vereinigten Staaten, hat die Sparer in Scharen vor die Bankschalter getrieben, um ihr Geld abzuheben und so in Sicherheit zu bringen. So etwas nennt man gemeinhin einen Bank Run und er hat das Zeug, das System zu erschüttern, weil die kurzfristigen Einlagen der Sparer theoretisch jederzeit zurückgefordert werden können, die Bank das Geld aber längerfristig gebunden hat, entweder in Anleihen oder in langlaufenden Krediten. Die resultierende Inkongruenz der Laufzeiten auf der Aktiv- und der Passivseite der Bilanz erzeugt ein Liquiditätsrisiko selbst dann, wenn die Bank eigentlich genug Vermögenswerte hat, um alle Forderungen ihrer Gläubiger zu befriedigen.

Und genau da lag bei SVB der Hase im Pfeffer. Die Anleger sind nicht einfach morgens mit dem linken Fuß aufgestanden und haben sich gesagt: „Heute mache ich mal einen schönen Bank Run, mal schauen, ob ich das Management von SVB erschrecken kann.“ Sie hatten vielmehr einen Grund, ihr Vertrauen in die Rückzahlungsfähigkeit der Einlagen einzubüßen, weil SVB einen Verlust von 1,8 Mrd. US-Dollar verkündet hatte, der seine Ursache genau darin hatte, dass das Risiko der Anleger offenbar dort etwas höher ist als gedacht.

DIVERS UND WOKE STATT RENDITE
Bankencrash in den USA – Warum die Silicon Valley Bank abstürzte
Was genau ist passiert: SVB war auf seinem strammen und aggressiven Wachstumskurs hungrig nach Einlagen. Dieser Wachstumskurs basiert darauf, dass das Institut vor allem Startups und Ventures aus dem Technologiesektor als Kunden hat und dieses Segment in den letzten Jahrzehnten einen extremen Boom erlebt hat. SVB unterstützte dabei seine Kunden nicht nur mit Venture Kapital, also mit Eigenkapital, sondern eben auch – und dazu gehört wirklich extrem viel Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit der Risikoeinschätzung – mit Fremdkapital, obwohl jedem mit dem Thema vertrauten Risikomanager völlig klar ist, dass Fremdfinanzierung für junge Tech-Unternehmen kein geeignetes Instrument ist, weil die Ausfallwahrscheinlichkeit, also die Wahrscheinlichkeit einer Pleite und Nicht-Rückzahlung des Kredites in diesem Segment dafür viel zu hoch ist. Der risikoadjustierte Kreditzins wäre, korrekt kalkuliert, schlicht nicht bezahlbar.
Die Eigenkapitalfinanzierung hingegen funktioniert, weil man zwar in jedem Portfolio etliche Totalverluste verzeichnen muss, jedoch ein einziges „Einhorn“, also ein superprofitables Startup alle Verluste im Portfolio mehr als wettmachen kann.

Es war wahrscheinlich dieses riskante Geschäftsgebaren, welches die Einlagenzinsen, die die Bank an Einlegerkunden zu zahlen hatte, nach oben trieb. Die Bank zahlte besser und lockte so zinshungrige Investoren auf der Suche nach „Überrendite“ an. Weil es aber sehr schwer ist, den Zustrom von Sparmitteln auf diese Weise immer genau an den Bedarf des Bankgeschäftes anzupassen, entsteht in so einem Modell immer wieder eine zeitweilige Überliquidität, die nicht in kurzfristigen Geldmarktanlagen investiert werden kann, ohne direkt Verluste zu realisieren, weil der dort erzielbare Zins eben niedriger ist als der, den man selbst zahlt. „Was also tun?“ sprach Zeus.

Die naheliegende Antwort: Die Überschussliquidität in langlaufende Anleihen von Banken, Unternehmen und Staaten zu investieren und so über die Fristentransformation einen höheren Zins zu erwirtschaften, als das bei fristengleicher Anlage am Geldmarkt möglich gewesen wäre. Zu dumm, dass dieser kleine Trick auch mit einem Risiko verbunden ist, nämlich dem Zinsänderungsrisiko der langlaufenden Anleihen. Steigt der Zins im Kapitalmarkt für diese Anleihen, dann werden die alten, niedriger verzinsten Anleihen weniger wert, und zwar so viel weniger wert, bis ihre Nominalverzinsung auf den gefallenen Wert eine reale Rendite in Höhe des neuen Zinsniveaus erbringt. Umso länger die Restlaufzeit, desto größer der Hebel. Offenbar hat SVB mit dieser Methode satte 1,8 Milliarden Dollar versemmelt. Nicht schön ist das.

Es sind solche Momente, die den vorher auf Laissez-faire programmierten Anleger von null auf hundert in den Panikmodus kippen lassen. Woher weiß er, dass die 1,8 Mrd. schon alle Verluste und Risiken abdecken? Und überhaupt fällt es uns jetzt ein: Die haben von Anfang an höhere Zinsen geboten als die Konkurrenz. Das muss doch einen Grund im Risiko des Portfolios relativ zur Risikotragfähigkeit des vorhandenen Eigenkapitals haben! Was man vorher schon wissen konnte, rückt plötzlich in den Mittelpunkt des Interesses und – Schwupps – stehen wir in der Schlange der besorgten Sparer und heben das Geld ab. Das geht nicht lange, ohne dass die Bank in Liquiditätsschwierigkeiten kommt.

ANMAßUNG DES WISSENS UND ARROGANZ DER MACHT
Wie sich Zentralbank und Bankenaufsicht gemeinsam eine neue Finanzkrise basteln
Dann rückt die Bankaufsicht an und schließt uns den Laden, nicht ohne alle Leute beruhigen zu wollen mit der Aussage, dass es sich um ein isoliertes und von der Aufsicht beherrschtes Problem handele. Wer solcher Gesundbeterei vertrauen möchte, der muss sich allerdings die Frage gefallen lassen, wo denn die Aufsicht bisher gewesen ist, was sie getan hat, um die Risiken zu erkennen und ihnen vorzubeugen und warum ihr ihre grandiosen Stresstests nicht schon lange einen kleinen Hinweis gegeben haben, dass hier Stress droht.

Die schlichte Wahrheit ist leider, dass die Stresstests immer noch nicht funktionieren,  und dass die vielen hundert Millionen, die man in sie investiert hat, komplett für die Katz waren. Ich erlaube mir an dieser Stelle den kleinen Hinweis, dass ich hier bei Tichys schon vor Jahren darauf hingewiesen habe, dass und warum die nicht funktionieren können. Konkret findet man meine damaligen Ausführungen zu den Stresstests und ihrer mangelhaften wissenschaftlichen Grundlage in meinem Artikel „Das Desaster der Bankenunion“, erschienen bei TE am 15. August 2017. In den USA lief es nicht besser.

Womit wir bei der Frage wären, ob das stimmt, was uns die Aufsicht jetzt sagt. Denn davon hängt ab, ob sich die Sache zu einem systemischen Problem auswächst.
Die Antwort auf diese Frage ist nach meiner Überzeugung klar: SVB ist die Spitze des Eisbergs und wenn die Investoren das herausfinden, dann gilt der Satz aus einem Werner-Comic: „Ich zähl jetzt bis eins und dann ist hier Achterbahn!“

Warum denke ich das? Der Grund ist einfach: Wir haben jetzt 20 Jahre marktfremde zu niedrige Null- und Negativzinsen gesehen. Dieses billige Geld verleitet Banken, Fonds, Investoren, einfach alle, Risiken einzugehen, die sie nicht eingehen würden, wenn Geld marktgerecht mehr kostet. Der Nullzins macht nicht nur konsum- und verschwendungssüchtig, der macht auch selbstgefällig und risikoaffin und er macht sonst vorsichtige Investoren zu Hasardeuren. Er sorgt auch dafür, dass schlechte Risiken sehr lange nicht schlagend werden. Pleitekandidaten gehen nicht mehr bankrott, sondern laufen noch jahrelang als Zombies herum. Schlechte Investitionen verdienen noch genug Cash, um Zins- und Tilgung zu bedienen, obwohl sie eben schlecht sind, gewaltige Kapitalströme werden in falsche Verwendungen gesteuert, weil Dinge nachgefragt werden, die bei normalen Kreditkosten nie nachgefragt würden. Kurz: Es blühen alle Arten von finanztechnischem Wahnsinn.
Wenn die Zinsen dann irgendwann wieder steigen, weil die Inflation die Zentralbanken zwingt, die Droge des billigen Geldes einzuschränken (so wie jetzt gerade), dann führt der kalte Entzug zu Problemen. Wie heißt es so schön: Erst bei Ebbe merkt man, wer nackt baden gegangen ist und erst wenn der Schnee schmilzt, sieht man die Scheißhaufen auf der Wiese.

Das Verhalten der übergroßen Risikoliebe ist ganz sicher keine Eigenschaft einer einsamen fehlgeleiteten Silicon Valley Bank. Es ist die logische und zwingende Konsequenz aus der jahrzehntelangen Verzerrung des wichtigsten Preises einer Volkswirtschaft, des Zinses, der normalerweise alle Arten von Risikoprämien für Kreditausfälle, Liquidität usw. enthalten sollte, es aber nicht mehr tut.

Als die Fed und die EZB anfingen, die Zinsen mit schmerzverzerrtem Gesicht zu erhöhen, habe ich in meinen Publikationen genau darauf hingewiesen und auf die zwingende Konsequenz dessen. Ein steigender Zins kann die Inflation nur bekämpfen, also nur dann deflationär wirken, wenn die realwirtschaftlichen Kräfte der Deflation sich auch entfalten, also wenn Unternehmen pleite gehen, die Nachfrage schrumpft. Es ist dies der ganze schmerzhafte Gesundungsprozess, den so ein kalter Entzug nun mal mit sich bringt.

Da die angesparten Ungleichgewichte aber zu groß sind, als dass dies ohne die Zahlungsunfähigkeit von großen Banken und auch Staaten passieren kann (weil wir es zu lange übertrieben haben mit der Modern Monetary Theory und dem Gelddrucken) stehen die Zentralbanken vor einem Dilemma: Ziehen sie es durch, kommt es zu Bankenkrach, Staatspleiten und Depression, lassen sie es bleiben, werden sie vom apokalyptischen Reiter der Hyperinflation totgetrampelt.

Meine Prognose: Letzteres ist ihnen lieber als die Depression. Denn letzteres ist das Resultat des einzigen Dinges, dass sie kennen und können: Mehr Geld drucken zur vermeintlichen Lösung aller Probleme. Was also wird passieren? Die Bankenkrise wird sich ausweiten, nicht kontinuierlich, aber in Schüben und es wird wieder gerettet werden, erst in kleinem Maßstab, dann im Großen und am Ende im ganz Großen. Dann macht sich die Inflation auf zum nächsten Aufgalopp mit 20 oder mit 50 Prozent und dann stehen Fed und EZB wieder vor der Herausforderung, die Inflation einzudämmen, nur auf höherem Niveau.

Willkommen in der Realität.

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51 Kommentare

  1. Ich habe nach-gedacht.
    Dann könnte man doch sagen, dass diese Pleite gewissermassen markttechnisch sinnvoll ist, weil weder von der Bank, noch von den Anlegern verhindert worden?
    Eine Finanzmarkttransaktionssteuer hätte Spielräume geschaffen, aber nein, man will ja keine 0,… Cent Verluste.
    Braucht das System vielleicht eine Brille?
    Für das Segment der start ups ist es schade.
    Ich überlege gerade, ob es nicht auch „mutwillig“ geschehen sein könnte seitens einiger Anleger, um eine Verteuerung des Geldleihens zu stoppen.
    Wenn solche Pleitebanken aufgekauft werden können, droht doch aber kein größeres Fiasko?
    Obwohl ich nie viel Geld hatte, finde ich Finanzen an und für sich schon sehr spannend.
    Lese gerne, sage aber lieber nicht viel.
    Die Voraussetzungen der Finanzkrise 2008 waren aber doch wohl ganz andere?
    Das Geld war etwas wert, das damals „vernichtet“ wurde?
    Jetzt handelt es sich um billiges Geld, das realisiert werden möchte?
    Schon mal langfristig an gute Investitionen in einen wachsenden Markt gedacht?
    Wie auch immer, ich bin für eine Finanzmarkttransaktionssteuer.

  2. Ein echter Krall. Wie habe ich das vermisst! Vielen, vielen Dank! 🙂

  3. Das Bankensterben gehört doch mit zum Großen Plan!
    Wer braucht noch Banken wenn jeder sein
    Digital-Eurokonto bei der Zentralbank hat!

  4. Wenn sich alle wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch eine Geldflut, die auch noch von einer zentralen Planungs- und Steuerungsbehörde ausgeschüttet wird, hinwegspülen ließen, müßten 1989 eigentlich die planwirtschaftlich organisierten kommunistischen Staaten obsiegt haben und nicht der – damals noch – marktwirtschaftlich verfaßte Westen. Die Gefahr dieser modernen geldtheoretischen Modetorheiten liegt darin, eine ehedem gesunde Wirtschaftsstruktur eines Landes hoffnungslos zu zerrütten und schließlich zu zerstören. Eine Ursache dieser ökonomischen Epidemie nennt sich in Europa Euro.

    • Der Euro ist nur das Symptom, nicht die Ursache. Ebenso wird auch das digitale Geld nur ein Mittel zum Zweck sein.
      Die Ursache liegt bei der FED und/oder beim WEF und heißt Agenda.
      Je nach Etappenziel haben die Agenden natürlich unterschiedliche Namen. Das Endziel (Sie könnten es auch Endlösung nennen) heißt: Totalitäres System ohne Menschenrechte.

  5. Ist das nicht eigentlich Wirtschaftskrieg gehen China, in der Hoffnung dass die nicht konkurrenzfähige USA, wie damals bei Japan, länger durchhält als China, welches ja Teil des US dominierten Finanzsystems ist, und Chinas Wirtschaft und Finanzsystem zuerst kollabiert?

    Bei solchen Fragen darf man nicht zu klein und national denken, der US Plebs interessiert die US Eliten doch nicht die Bohne, die Weltmacht interessiert sie dagegen sehr, so dass sie keine Hemmungen hätten die eigenen Leute leiden zu lassen um den Konkurrenten zu bekämpfen.

  6. Die Banken waren, als ein Resultat der Regulierungen nach 2008, meines Wissens nach verpflichtet diese Anleihen zu kaufen. Die Schuld liegt bei den Zentralbanken, die zu lange Nullzinsen erlaubten, was wiederum die Schuld der abstrusen Covidpolitik war. Wie sagte ein bekannter Märchenbuchautor, der besser bei seinem Metier geblieben wäre: es ist ja nur Geld. Nicht zu vergessen außerdem das DIW und dessen Chef, welche die lächerliche Mondern Monetary Theory verbreitet haben und deren Äquivalente weltweit. Für mich liegt der Fehler klar bei der Politik. Die Banken kommen vielleicht danach, aber mit einigem Abstand.

  7. Man hätte niemals diesem Euro beitreten dürfen.

    • Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wenn WIR nicht beigetreten wären, dann gäbe es den Euro gar nicht.

  8. Dass dieses System, der hemmungslosen Gelddruckerei, ohne entsprechende Gegenwerte, irgendwann kollabieren wird, weiß ja inzwischen jeder Taxifahrer. Und so wird sogar Markus Krall irgendwann Recht behalten und kann dann sagen, dass er doch immer richtig lag, mit seinen Untergangsprognosen.

  9. Der Grund für den Niedrig- Negativzins der EZB war ja die Rettung der „Südstaaten“ durch Niedrig-/Nullzinsanleihen.
    Was vor der Euro-Zeit noch durch den Währungskurs (Lira!) geregelt wurde, was meist funktioniert hat, wird in der Euro-Zone „gelöst“ durch Pumpen von Geld aus dem Norden in den Südent zusätzlich zu den Anleihen-Geschenken. Und meist funktioniert es nicht, ein Fass ohne Boden.
    Im Falle SVB kam noch hinzu, dass das Risikomanagent in den Händen einer superwoken Dame lag, die mehr Zeit in ihr lesbisches Leben und dessen Vermarktung steckte als in ihre wirkliche Aufgabe.
    Analog dazu sind viele ESG-Investitionen nicht gerade von wirtschafticher Effizienz geprägt, sondern von Scheinmoral. Da steckt noch viel Katastrophenpotential dahinter, man könnte es die Grüne Bombe nennen.
    Die Einschläge nähern sich.

  10. Dr Krall hat auch die hervorragende Atlas Initiative gegründet, bei der jeder Freund von Recht und Freiheit Mitglied werden kann. Tolle Leute, keine Spinner, gut beschäftigt und gebildet.

  11. „Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode“
    (William Shakespeare, Hamlet)

  12. Zitat:“Ein steigender Zins kann die Inflation nur bekämpfen, also nur dann deflationär wirken, wenn die realwirtschaftlichen Kräfte der Deflation sich auch entfalten, also wenn Unternehmen pleite gehen, die Nachfrage schrumpft.“

    Das ist die unangenehme Seite der Marktwirtschaft, die von vielen Unternehmern immer wieder ausgeblendet wird: Man kann als Unternehmer auch pleite gehen, wenn das eigene Produkt sich am Markt nicht durchsetzt.
    Billiges Geld fördert jetzt aber genau die Umsetzung billiger bzw. unprofitabler Ideen, die im Ernstfall dann nicht überlebensfähig sind, weil der Kunde darauf verzichtet, da ihm andere Dinge gerade wichtiger sind.
    Aber das ist eigentlich nicht schlimm, denn erst aus dieser Möglichkeit des Pleite gehens, entsteht ja letztlich der Konkurrenzdruck am Markt, der die dort feilgebotenen Produkte im Interesse des Kunden optimiert.

    Die ganze Gelddruckerei ist für die Tonne, wenn auf der unternehmerischen Seite kein verwertbarer Output herauskommt. Wohlstand bedeutet letztlich ja nicht, möglichst hohe Zahlen auf dem Kontoauszug vorweisen zu können. Wohlstand bedeutet, einen echten physischen Mehrwert für die Gesellschaft erreicht zu haben.
    Oder einfacher:
    Nicht Geld ist wichtig, sondern das, was ich mir dafür kaufen kann!
    Geld ist letztlich nichts anderes, als ein Schuldschein mit schwankendem Wert.
    Ein physisches Produkt, was mir einen andauernden Nutzen beschert, behält hingegen seinen Wert. Nicht unbedingt seinen Geldwert, aber seinen Nutzwert.
    Wenn die Inflation dann weiter ins Kraut schießt, geht der Geldwert runter, der Nutzwert des Produktes aber nicht. Im Gegenteil, er geht vielleicht sogar hoch. Zumindest bei Produkten, die dringend gebraucht, aber gerade nicht in ausreichender Stückzahl produziert und deswegen zu teuer werden.
    Eine Wirtschaft, die sich einzig auf Geld und Ertrag hin optimiert und dabei das Produkt schleifen lässt, wird nicht reicher, sondern ärmer, denn mit Geldscheinen kann man sich im Fall einer Hyperinflation bestenfalls noch das Hinterteil abwischen. Mehr nicht. Wichtiger sind in einem solchen Fall dann Essensvorräte, Genussmittel und Waffen und Munition, um die beiden erstgenannten vor dem Diebstahl durch andere, die nicht vorgesorgt haben, zu verteidigen.

  13. In der letzten Finanzkrise habe ich den größten Teile meines Immobilienbesitzes sehr günstig erworben und der hat sich mittlerweile nahezu abbezahlt. Von der Wertentwicklung will ich gar nicht reden. Da ist Luft für die nächste Krise.
    Seltsam nur, dass dieser Staat ähnliches nicht geschafft hat. Aber gut, der leistet sich ja auch einiges an fragwürdigen Ausgaben neben seinen eigentlichen Aufgaben.

  14. Tja, wenn wichtige Stabstellen mit Quotenfrauen besetzt werden, führt das halt in die Pleite.

  15. Wo bleiben die sonsto so fix aus ihren Löchern kriechenden Experten. Zinserhöhungen belasten bei diesen momentanen Verschuldungen die Staaten im zweistelligen Milliardenbereich. Diese Mittel müssen von Menschen erwirtschaftet werden. Die bisherige wilde Gelddruckerei nähert sich dem Ende wenn nicht eine Hyperinflation in Kauf genommen werden möchte. Ist halt wie bei einer Exponentialfunktion. Lange tut sich nichts, dann aber geht es ganz fix. Die Amerikaner haben dies schon längst erkannt, nicht so unsere grüne bildungsschwache Ökonomenfraktion. Zu allererst haben die Amerikaner dafür gesorgt dass unsere Energiekosten explodieren. Nicht so bei den Amerikanern. Dies führte zu einer Abwanderung unserer Industrie. Die Amerikaner hoffen so auf eine Gesundung ihrer sehr auf Rüstung ausgerichteten Ökonomie. Bisher erwirtschafteten sie ja lediglich Handelsbilanzdefizite; d.h. sie ließen sich ihren Wohlstand von anderen finanzieren. Wenn aber immer mehr Länder dazu übergehen ihre Rohstoffe in Landeswährungen zu kaufen bekommt der US Dollar Probleme. Vielleicht kommt es auch zu Bewertungen der Anleihen wie bei der Griechenlandkrise in dem man den Banken erlaubte keine Wertberichtigungen in den Bilanzen vornehmen zu müssen. Klartext man hat es auf den Steuerzahler abgewälzt. Der konnte sich noch nie wehren. Papier ist halt geduldig. Die Politik muß halt mitspielen. Bei unserer bildungsschwachen Politnomenklatura habe ich da keine Bedenken.

    • Die Amerikaner hoffen so auf eine Gesundung ihrer sehr auf Rüstung ausgerichteten Ökonomie. „
      läuft doch, siehe „Lend and Lease Act 2022“ zwischen Washington und Kiew. Danach werden Kriegsgerät, Ausrüstung und Kraftstoff von der US-Regierung an den Partner verliehen oder verpachtet und müssten nach dem Krieg zurückgeführt werden. Weil Kriegsgerät meist beschädigt oder zerstört wird, haben die Waffen oft zum Ende des Krieges lediglich Schrottwert. Daher hat die US-Regierung ein Interesse, dass die Ukraine ihre Leasing-Verträge auch pünktlich erfüllen kann. Am Rande der UN Vollversammlung.  US-Beamte sagten der EU, es wäre besser, das Geld als nicht rückzahlbare Zuschüsse zu gewähren und nicht als Darlehen. Die EU solle einen Mechanismus einrichten, über den automatisch monatlich Geld in die Ukraine fließt.

  16. Den totalen Crash wird niemand wollen, egal wie sinnvoll so ein Kehraus wäre.
    Er ist in Demokratien politisch für keine Regierung zu überleben. Also bleibt nur Inflation, als vermeintlich geringeres Übel bei der Wahl zwischen Pest und Cholera.
    Bleiben die Zinsraten wie bisher unter der Inflationsrate, kann die Bekämpfung der Inflation nicht wirklich funktionieren, die Zinsen müßten über der Inflationsrate liegen, also irgendwo bei 10%
    Das wäre der sofortige Tod zahlloser völlig überschuldeter Staaten, Unternehmen etc, also der zahlreichen Zombies, natürlich auch der EU.
    Aber sie sterben eh, nur später.
    Der Westen ist spätestens ab Lehmann falsch abgebogen, hat die Chance des langen Booms bis 2018/19 verstreichen lassen, keinerlei nennenswerten Schuldenabbau vorgenommen, im Gegenteil, seine konsumtiven Ausgaben stetig gesteigert. Und diese explodierten während Corona, was die Lunte für die stark gestiegene Inflation wurde.
    Und jetzt stehen zahllose Zauberlehrlinge vor einem historischen Kartenhaus, welches auf Nullzins-Treibsand aufgebaut war und ist.
    Unsere westlichen Länder können sich selber keine fairen Marktzinsen leisten und werden sie daher politisch weiter manipulieren, möglichst niedrig halten. Das treibt die Inflation weiter hoch und verarmt die Bevölkerungen gleichzeitig weiter. Insbesondere Sparer werden kalt enteignet, Einkommen verlieren Kaufkraft, Importe werden teuerer etc pp.
    Nur die Schuldenjuckie-Staaten (incl Deutschland natürlich) profitieren kurzfristig davon, können ihre Schuldenberge „Wertberichtigen“, auf Kosten von Wohlstandsverluste ihrer Bürger.
    Voodoo-Ökonomie der Ära Merkel bis Ampel heute wird ihren Preis kosten, primär uns.
    Die politischen Lachnummern wie „wir haben gut gewirtschaftet“ oder „wir haben Spielräume“ haben Potenzial zu echte Kalauer zu werden.
    PS: der Aktienhandel der Credit Suisse wurde auch schon (vorübergehend?) ausgesetzt, bei einem europäischen Bankenriesen.
    Aber bei uns ist sicher alles bestens, im besten Deutschland aller Zeiten, sicher, versprochen…

  17. Gewohnt sachkundige Analyse von Herrn Krall.

    Merke: Bei 5 % Inflation p.a. bleiben von 100 € italienischer Staatsschulden nach 10 Jahren nur noch 61 € übrig. Attraktiv auch für die Weltökognomen Olaf, Robert und Christian mit ihren Sondervermögen.

    Nach der Taylor-Regel müsste der Leitzins in der Eurozone heute bei 6 % liegen. Wir sind bei 2,5 % und es knirscht schon gewaltig im Gebälk. Man wird versuchen die Inflation mit Tricks auf 5 % einzudämmen. Dann muckt der Durchschnittsbürger nicht auf, verarmt aber trotzdem, nur halt langsamer.

  18. Ein Stresstest für die Banken ist ungefähr so nichtssagend wie eine Klimasimulation für die kommenden Jahrzehnte oder ein gewonnenes Bundeswehrmanöver. Bei steigenden Zinssätzen sitze alle Banken auf riesigen Verlusten. Auch in Deutschland, wo der Staat hoffnungslos überschuldet ist.

  19. Zu wenig beachtet werden derzeit die bisher verschleierten Verluste der Zentralbanken. Denn die Bundesbank, EZB etc. verbuchen Anleihen zu Anschaffungskosten und nicht zum niedrigeren Marktwert. Anders die Schweizer Nationalbank, die letztes Jahr 160 Mrd CHF Verlust ausgewiesen hat. Bei der Bundesbank soll der Barwert der Verluste mehr als 900 Mrd. EUR betragen (die wohl uneinbringlichen Target II-Salden von mehr als 1000 Mrd. EUR nicht eingerechnet). Die FED akzeptiert jetzt Anleihen zum Buchwert statt zum niedrigeren Marktwert als Sicherheit. Die Verluste werden so hin und her geschoben. Ein Desaster…Da hilft nur noch Inflation….

    • Welches Problem sollten Zentralbanken mit schwindsüchtigen Anleihen haben? Die „Verluste“ sind reine Buchwerte und die sind für Zentralbanken bedeutungslos, da diese die Schrottpapiere nicht, im Gegensatz zu den Geschäftsbanken, ggf. wieder abstoßen müssen um an Liquidität zu gelangen.

      • Zu Ihrer Frage, Herr Plausch: Eine Zentralbank ist eine Bank. Wenn eine (Zentral-)Bank 10-jährige Anleihen mit laufendem Zinsertrag von null auf der Aktivseite hält und für Einlagen auf der Passivseite 5 % p.a. zahlt, entstehen in 10 Jahren kumulierte Verluste von 50 % der Bilanzsumme (bei einem Peanuts-Eigenkapital). Die Zeiten, in denen die Bundesbank 2-stellige Mrd.-Beträge an den Bundeshaushalt abgeführt hat, dürften vorbei sein. Früher war „Geldschöpfung aus dem Nichts“ ein einträgliches Geschäft. Man sprach von „seignorage“. Und Brecht sagte mal: „Was ist das Ausrauben einer Bank gegen das Gründen einer Bank.“ Auch diese Zeiten sind vorbei.

      • Welche ZB zahlt den Zinsen auf Einlagen? Wobei man hierbei besser von Guthaben der Geschäftsbanken, denn nur die und natürlich der Staat haben ein ZB-Konto, sprechen sollte und seit Jahren kassiert die EZB Zinsen für dieses geparkte Geld. Denn eine Zentralbank ist eben keine normale Bank. Die legen diese Schrottpapier ins Regal und warten einfach ab. Eine ZB gerät dadurch nicht in Schieflage wie eine Geschäftsbank, die muß sich nicht refinanzieren und ggf. Liquidität herbeischaffen, denn sie selbst ist der Refinanzierer. Das dann aber keine ZB-Gewinne an den Staat zurückfließen, ist natürlich richtig.

      • Stimmt leider nicht. Die EZB hat derzeit einen Einlagenzinssatz von 2,5 %. Andere Zentralbanken bitte selbst googeln.

  20. „Der Ausweg, um dies zu vermeiden, nämlich Inflation, rettet zwar die Banken, lässt aber die Anleger verarmen.“
    Was heißt hier „die Anleger verarmen“? Die Inflation infolge des Gelddruckens verarmt nicht nur die Anleger, sondern uns alle.

    • Verarmen tun eher die Leute, die keine Sachwerte besitzen. Andere profitieren auch von der Entwertung ihrer Kredite. Wer langfristige Kredite auf Immobilien hat, bei dem dürften die Sektkorken knallen.

  21. Im Prinzip hat der gute Autor ja Recht. Aber er hat nie auf dem Schirm, wie lange man den Niedergang ziehen kann. Wer die Zone zwischen 1972 und 1989 erlebt hat, weiß das. Sogenannte „Journalisten“ wie Bednarz, Sommer & Co. hatten sogar den Eindruck, daß es sich um die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt handeln würde. Man kann bis ins krasse Gegenteil gewaltig irren… 1987 haben alle Beteiligten gewußt, daß im Herbst 1989 Schluß sein wird. Jetzt ist die Realität deutlich komplexer und man kann auf der Zeitschiene ausrutschen.

  22. Herr Krall weiß wovon ich rede : die Bank hat im Interesse der Profitabilität auf ein Hedging der Zinsrisiken Kundeneinlagen / Staatsanleihen weitgehend verzichtet. Sie ist ausschließlich an den unbeherrschbar gewordenen Zins- und Liquiditätsrisiken gescheitert. Das Loans-to-Deposits-Ratio war nur ca. 25%. Staatsanleihen sind die größte Position auf der Aktivseite. Kreditausfälle waren nicht das Problem. Die SEC-filings von 2022 lassen wegen der steigenden Zinsen eine tickende Zeitbombe befürchten. Die Bank, insbesondere der CEO Becker, gehörte aber nach der 2008-Krise und dem Dodd-Frank-Act zu den aktivsten Lobbyisten, die für mittelgroße Banken bis $ 250 Mrd. Bilanzsumme, eine massive Aufweichung der regulatorischen Überwachung und obligatorischer Stresstests im US-Congress durchgesetzt haben. Das Mantra des Managaments war : Wir können das sehr gut in Eigenverantwortung. Pustekuchen !

    • Die ganzen Stresstests und regulatorischen Maßnahmen sind doch reine Alibi-Maßnahmen. Sie nützen nur den Beratern, die diese zertifizieren.

  23. Muss man das alles, also ich meine dass was die bisherigen Bankenpleiten und deren „Rettung“ betraf und ebenso den jetzigen „Eisgang“ SVB usw. betrifft, nicht eigentlich als dass bewerten, was es m.E. ist, nämlich als hochkriminell? Ich möchte nicht davon reden, dass Gefühl zu haben im falschen Film zu sein, aber insgesamt finde ich alles schon wie in „Täglich grüßt das Murmeltier“. Bloß, dass das da irgendwie noch spaßig war.

  24. Das Gelddrucken wird solange es irgend geht fortgeführt. Alles andere scheitert am Aufschrei der Millionen Staatsalimentierten. Sondervermögen, Doppelwumms und Bazooka, sie leben hoch.

  25. ……schließe mich an ihre wünschen an! ich hatte zwar damals herrn krall einige siegerländer und sauerländer unternehmer empfohlen – alles weltmarktführer – an die er sich mit seiner atlasinitiative wenden könne. mir ist nicht bekannt, ob er erfolg hatte.
    all the best from washington!
    postscriptum: zum widerstand fehlen den willigen handlungsfähige führer! und die sehe ich zur zeit nicht!

  26. ……ich hatte auch höhere einlagen bei der svb, doch als mir klar wurde, daß sie sich nicht rentierten, weil die svb einen haufen money in staatspapiere steckten mit zwischen 1 und 1.5 prozent zinsen, habe ich die einlagen wieder abgezogen!
    all the best at least from washington!

  27. Empfehle den Vortrag von Herrn Dr. M. Krall bei WoV. Dort spricht er von der Anmaßung des Wissens der bildungsschwachen Politelite. Ich würde es sogar erweitern zur Anmaßung von Machtpositionen aufgrund des Listenwahlrechts durch bildungsschwache Emporkömmlinge.

    • Das Problem ist dass die Wissenden trotzdem meist einen Maulkorb tragen in Bezug auf die Rolle der USA.

      Es wird in technischen Details geschwelgt, nationale Probleme erörtert, aber stets verschwiegen dass das Finanzsystem auch eine Kriegswaffe der USA ist, gegen Freund und Feind.

  28. Deutschland und die EU sind ihrem politischen und wirtschaftlichen Hegemon, den USA, vollkommen hörig und sind nicht in der Lage ihre eigenen Interessen zu definieren und zu verfolgen.

  29. So ist es. Vae victis.
    À propos, hat nicht unsere hochgeschätzte BuntreGIERung von ihrem auf Augenhöhe kontrolliertem BVerfG -Aussage iS „Prof.“ S.Bär- eine Art „Persilschein auf ewig“ für die Staatsüberverschuldung bekommen, weil ua. ungeregelte Masseninvasion, Coronamaßnahmen & Klimaneutralität iS. des verramschten GG „alternativlos“ seien?

  30. Das wird nun in den USA und Europa heruntergeredet um keinen generellen Run auszulösen, denn fängt die Lawine erst mal an zu rutschen gibt es kein Halten mehr und alles was auf dem Weg oder ganz unten liegt wird begraben und so manche Auguren werden noch recht bekommen, auch wenn sie ständig verunglimpft wurden um die Wahrheit nicht öffentlich werden zu lassen.

  31. Das versteht der Robert aber nicht. Dem haben seine Einflüsterer gesagt, dass er denen, die schon länger hier leben, sagen soll, dass alles cool ist. Verstehen kann der Robert diesen Text bestenfalls akustisch – wenn er ihn vorgelesen bekommt.

  32. Alles nicht so schlimm.
    Ein uns bekannter Experte (im früheren Leben angeblich Schreiber von Kinderbücher und damit jederzeit qualifiziert, den hochkomplexen Finanzmarkt und die Zusammenhänge einer Marktwirtschaft zu verstehen), wird dem Wahlvolk die Zusammenhänge erklären. Zugleich wird er (Merkelsche Erklärung) dem Volk versichern, „die Einlagen auf den Sparbücher sind gesichert, dafür wird der Staat sorgen“.
    Das degenerierte wohlstandsverwahrloste bildungsgeschädigte Volk wird wieder Beifall klatschen und sich die nächste Netflix Serie „reinziehen“.
    Die Frage ist halt, „wie lange noch?“. Man könnte fast der Meinung sein, „es wird nicht mehr lange gehen“.
    Viele werden Eigenkritik betreiben und sich die Frage stellen, „weshalb habe ich dieses Land, das von Idioten regiert wird und diese Regierung von Idioten gewählt wurde und wird, nicht schon lange verlassen?“

    • Das „mit dem verlassen“: schnell gesagt und für Viele kaum zu tun. Häuschen im Grünen, Eltern, Kinder oder Enkel, gute Freunde in Reichweite – über diese Hürde ist schwer zu springen.
      Mein Berufsleben ließ mich nie tiefere Wurzeln schlagen. Was ich einstmals leise bedauerte, versetzte mich vor 6 Jahren in die Lage, Deutschland den Rücken zu kehren.
      Die beste Entscheidung meines Lebens.?

      • Na, wenn man ehrlich ist, ist es im Paradies auch nicht viel besser. Bloß weil es Ausland ist und man die Sprache nur rudimentär spricht und sonst auch nur wenig Kontakt hat zu der Realität der „Einheimischen“, man lebt halt in seiner eignen Blase mit Sonnenschein. Nicht das ich dagegen gar moralisch dagegen Anstinken will, ich mach es ja ähnlich. Was meint ihr, was in Kroatien los ist, indem ich größtenteils des Jahres lebe, die müssen den Euro und die Inflation verkraften. Die Lebensmittelpreise sind zum Teil um 100-300% explodiert und die bekommen kein Bürgergeld und eine Wohnungseinrichtung gestellt.

  33. Zustimmung zu großen Teilen dessen, was Sie schreiben.

    Nur in einem Punkt widerspreche ich. Die Inflation, die jetzt mittels des „antiquarischen Werkzeugs“ Zinserhöhung bekämpft werden soll, ist keine Inflation einer „überbordenden“ Wirtschaft. Der man mit Zinserhöhungen die Kaufkraft entziehen und sie wieder in „normales Fahrwasser“ bringen kann.

    Diese Inflation wurde nicht ausgelöst durch zukunftsgläubige, auf Niedrigzins vertrauen Käufer, die Alles vom Markt nehmen, was ihnen angeboten wird – so lange, bis eine Mangelsituation auftritt. Diese ließe sich durch „Geldabschöpfung“, durch Zinserhöhung, bekämpfen.

    Die heutige Inflation wurde ausgelöst durch den Klima- und Corona-Wahn und erhielt den letzten Schub durch den Ukraine-Konflikt. Alle 3 zusammen führten zur Unterbrechung und teilweise dem Zusammenbruch der Lieferketten – egal wo. In Deutschland kommt als Sonderfaktor noch die Energie- und Verkehrswende hinzu. Bei Chip und Chips, bei Öl, Gas und Strom und bei landwirtschaftlichen Produkten wurden, Politik-getrieben, Mangelsituationen herbeigeführt, die sich leicht hätten vermeiden lassen.

    Drum ist diese Inflation m.E. nicht mit „Geldabschöpfung“ zu beseitigen. Nur durch Herstellung des „Status quo ante“. Alles Andere wird zwangsweise, und da gebe ich Ihnen wieder Recht, in die (m.E. noch immer vermeidbare) Katastrophe führen.

    • Ich stimme Ihrem ersten Absatz zu. Leider sin die Ursachen der Inflation vielschichtig. Aber fest steht, der Ursprung liegt 1971 als man unter Nixon die Dollarbindung an das Gold aufgehoben hat. Schauen Sie sich mal den Verlauf der Durchschnittseinkommen seit diesem Zeitpunkt an und vergleichen es mit den Geldmengen.

      Diese Inflation wäre schon viel früher gekommen, wäre sie nicht durch die Globalisierung ausgeglichen worden. Und vergessen wir bitte nicht die Dotcom-Blase, die Finanzkrise 2007, die EURO-Krise usw. Alles Auswüchse, die mit billigem Geld zugeschüttet worden sind.

      Corona, Klimakrise und Ukraine Krieg sind jetzt nur noch die Brandbeschleuniger.

      • Das eigentliche Problem ist nicht der aufgegebene Goldstandard, sondern dass man das billige Geld seit Ende der 90er nicht zeitig sondern jeweils mehr oder weniger zu spät, in schon weiter fortgeschrittenen Bewertungsblasen, wieder teurer gemacht hat, um nocheinigermaßen seriös einen neuen Schuldenzyklus zu fundieren. Stattdessen hat man v.a. nach 2008 ideologiegetrieben neue Krisen aufgemacht statt v.a. im EUR-Raum Hausaufgaben zu machen und sich mit medialer Rückversicherung versucht als Retter aufzuspielen. Dass dabei maßgebliche Notenbanken und nicht wenige Wirtschaftsführer mitmachten, kommt leider hinzu. Und sicher hat die Globalisierung ihr Verzögerungsscherflein dazu beigetragen (weshalb man diese indes nicht als hauptursächlich für allen Übels verdammen muss).
        Die FED versucht nun (vlt.) die Umkehr, was natürlich Kollateralschäden mit sich bringt; Bankenpleiten gehören in USA traditionell zum Bereinigungsprozess dazu. Es könnte/dürfte dieses Mal freilich länger als bspw. Anf. der 80er dauern, aber die Schäden für den ideologiegeschwängerten, marktwirtschaftaverse(re)n EUR-Raum dürften, so oder so, ungleich größer ausfallen, was wiederum den USA in punkto Kapitalbindung und -import in die Karten spielt (so sie sich nicht selber schlagen; natürlich, wonach es aber nicht aussieht).

  34. Ein Komment dazu oder spezifisch zu Inflation. Inflation ist längst da – die aberwitzigen Summen mit den man die Kriege gegen eigene Bevölkerung (hauptsächlich Massenmigration, Covid und Energiewende) und gegen Russland ausgegeben hat, haben Inflation verursacht. Die Preise wachsen meist viel später. Wenn man die Preise steigen sieht, ist das eine Konsequenz der Inflation die meist viel (manchmal Jahre) früher passiert ist.

  35. Oder um mal einen Titel von REM zu zitieren: „It`s the End of the World as we know it.“

  36. Herr Habeck hat schon verkündet, dass es zu keiner neuen Finanzkrise kommt. Es ist also alles gut.
    Vor kurzem erfuhr ich, dass einige Banken hierzulande den Kunden Anlagen mit Verzinsungen zwischen 6% und 8% bieten. U.a. 2- und 3-fach b geratete Unternehmensanleihen. Tja, das muss man wollen. Und nachher wieder meckern, wenn´s nicht geklappt hat.

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