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Die Stille Reserve

3,1 Millionen Menschen wollen arbeiten, können aber nicht

30.01.2023

| Lesedauer: 2 Minuten
Rund 3,1 Millionen Menschen befinden sich in der „Stillen Reserve“. Das heißt: Sie wollen arbeiten, können aber nicht. Die Mehrheit von ihnen ist gut ausgebildet.

Stationen in Krankenhäusern müssen stillgelegt werden, weil es an Pflegern mangelt. Busse und Bahnen fahren seltener, weil es im Winter an Fahrern fehlt. Und in Gaststätten herrscht immer öfters Selbstbedienung, weil keine Kellner da sind. Vor dem Fachkräftemangel wird in Deutschland schon seit über 20 Jahren gewarnt – nun erlebt das Land sogar einen Arbeitskräftemangel. Weil es auch für schlecht bezahlte Jobs mit geringen Voraussetzungen nicht genug Menschen gibt, die diese übernehmen wollen – oder können.

Gleichzeitig befinden sich 3,1 Millionen Menschen in der „Stillen Reserve“, wie das Statistische Bundesamt mitgeteilt hat. Diese Menschen sind zwischen 15 und 74 Jahre alt und haben im „Mikrozenus“, also der Volksbefragung, angegeben, dass sie arbeiten möchten. Sie sind aber weder bei der Agentur für Arbeit noch im Jobcenter als arbeitslos gemeldet – tauchen also in der monatlich veröffentlichten Statistik nicht auf.

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Das Statistische Bundesamt teilt diese rund 3,1 Millionen Menschen in zwei große Gruppen auf: 1,4 Millionen Menschen arbeiten nicht, weil sie Kinder, Kranke oder Ältere pflegen müssen oder weil sie nicht glauben, eine Arbeit finden zu können. Die dritte Gruppe ist mit rund 1,8 Millionen Menschen diffuser. Das Statistische Bundesamt umschreibt die Gruppe so: „Sie umfasst Nichterwerbspersonen, die zwar weder eine Arbeit suchen noch kurzfristig verfügbar sind, aber dennoch einen generellen Arbeitswunsch äußern.“ Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2021 und sind abgerundet.

Es ist schwer, sich dieser Gruppe zu nähern, die sagt, sie wolle arbeiten, es aber nicht tut. Das Wirtschaftslexikon Gabler geht daher über die Definitionen des Amtes hinaus. Es zählt auch Frührentner zur „Stillen Reserve“ und Menschen, die Agentur und Jobcenter in „Maßnahmen“ schicken – auch um sie aus der Statistik zu holen. All die Sprach- und Integrationskurse also oder die Seminare zum Training für Bewerbungsschreiben, Abschließen des Gabelstapler-Führerscheins oder Aufhübschen der eigenen Persönlichkeit. Ansonsten zeigt eine Netz-Recherche, dass Menschen die nicht arbeiten oder arbeitssuchend sind, obwohl sie eigentlich arbeiten wollen, ein blinder Fleck der Berichterstattung sind.

Frauen stellen knapp 56 Prozent der „Stillen Reserve“. Mit knapp 60 Prozent sind sie besonders stark in der Gruppe vertreten, die eigentlich keinen richtigen Grund zum Zuhausebleiben nennt. Insgesamt gehen dem Arbeitsmarkt mit der „Stillen Reserve“ wertvolle Arbeitskräfte verloren: 60 Prozent der Betroffenen haben laut Statistischem Bundesamt entweder eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Abitur.

Der Arbeitsmarkt sucht händeringend nach Arbeitskräften. Das „Beschäftigungsbarometer“ ist laut Ifo-Institut im Januar von 99,6 auf 100,2 Punkte gestiegen. Die Unternehmer seien wieder optimistischer und stellten entsprechend ein. Derzeit gelten demnach in Deutschland 45,7 Millionen Menschen als beschäftigt – so viel wie noch nie. Besonders der Maschinenbau und die Elektroindustrie stellten aktuell ein, teilt das Ifo-Institut mit, würden sich aber schwer damit tun, die notwendigen Mitarbeiter zu finden.

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80 Kommentare

  1. Kann es sein, dass etliche lügen, wenn sie angeben, arbeiten zu wollen aber nicht zu „können“?
    Soll ja nicht ganz unbekannt sein, dieses sich besser darstellen um den Erwartungen sogar anonym zu entsprechen.
    Ich könnte noch arbeiten, muss und will aber nicht.

  2. „Stationen in Krankenhäusern müssen stillgelegt werden, …“ und das ist gut so! Die dritthäufigste Todesursache in Deutschland ist der Arztbesuch. Krankenhäuser sind der gefährlichste Ort; noch gefährlicher als Haushalte, Straßen und Fußballplätze. In der Coronazeit waren die Intensivstationen für viele Menschen eine tödliche Falle: Statt Heilung falsche Medikation nach WHO-Vorgabe und invasive Beatmung zum Schutz von Ärzten und Pflegern.

  3. Wie viele Millionen mögen es wohl erst sein, die eigentlich nicht arbeiten möchten und sich in ihrem Alimentationsstatus ganz wohl fühlen. Insbesondere seit sich durch das Bürgergeld für Mehrpersonenhaushalte das Arbeiten im Niedriglohnsektor gar nicht mehr lohnt.

  4. Arbeiten könnte ich schon noch, obwohl ich bereits 50 Berufsjahre hinter mich gebracht habe. Ich will aber nicht, weil außer dem Finanzamt niemand wirklich davon profitiert. Auch die realitätsfernen Fragen von den Personalstrategen schrecken mich ab. Zum Beispiel die Frage, auf welcher beruflichen Position ich in zehn Jahren sein will. In zehn Jahren ist meine Position eher im Pflegeheim oder auf dem Friedhof, statt im Büro.

  5. Der neue Mikrozensus läuft gerade wieder.
    Bitte tragt alle, sofern ihr nicht arbeitet oder arbeitslos gemeldet seid, an der entsprechenden Stelle ein, dass ihr gerne arbeiten würdet. Machen wir doch einfach mal aus dem Unsinn Zensus noch größeren Unsinn!

  6. Arbeiten wollte ich eigentlich nie. Ich wollte Geld verdienen. So geht es vermutlich vielen im Land. Wer gerne arbeiten will, weil es ihn erfüllt – solche Berufe gibt es ja – der wird schon einen Weg finden, sich seinen Wunsch zu erfüllen. Die meisten, die angeblich gerne arbeiten wollen, tun dies weil sie das Geld brauchen. In Wirklichkeit geht es letztlich um Gelderwerb zum Lebensunterhalt und nicht darum, arbeiten zu dürfen. Dies zeigt auch die Tatsache, dass viele staatlich voll alimentierte Nichtberufstätige keine Tätigkeit annehmen wollen, die ihnen nicht mehr Geld einbringt, als die sozialstaatliche Rund-um-Versorgung. Eine große Mehrheit der Erwerbstätigen sehnt nach 35 bis 40 Jahren Arbeitsleben den Ruhestand herbei, alles andere entspricht schlicht und ergreifend nicht der Lebensrealität. Irgendwann hat jeder einmal die Schnauze voll, Steuern für einen Staat zu erwirtschaften, der seine wesentlichen Aufgaben gegenüber den Bürgern nicht mehr erfüllt. Diejenigen, die ihren Beruf noch als Berufung verstehen – ja, die gibt es auch noch, z.B. unter Ärzten – werden den Ruhestand vielleicht noch etwas hinauszögern, sind aber eindeutig eine Minderheit.

  7. So, so da gibt es also eine stille Reserve, die gibt im Mikrozensus an, sie wolle arbeiten. Kraft ihrer Qualifikation könnte sie es. Sie tut es aber nicht. Äh, irgendwie erschließ sich mir die Logik nicht? Das scheint mir eher so zu sein, dass da im Mikrozensus mal eher das nicht angekreuzt wurde, was man wirklich denkt und vor allem lebt! Irgendwie spricht dieses Verhalten für eine radikale Kürzung der Sozialleistungen. Mal schauen wie groß die stille Reserve dann noch ist.

  8. Als vor knapp 20 Jahren infolge einer Gesetzesänderung mein Arbeitsplatz im Angestelltenverhältnis wegfiel, war ich in meinen Vierzigern. Schon damals war das für ein neues Arbeitsverhältnis zu alt. Und dann mit drei Kindern! Ich habe mich selbstständig gemacht und das nie bereut. Was besseres als eine Leistungssteuerung auf dem internationalen Markt konnte mir nicht passieren, das war Freiheit und Eigenverantwortung und Wertschätzung guter Arbeit. Ich möchte nie wieder zurück in ein Arbeitsverhältnis, in dem man sich ständig rechtfertigen muss gegen die üblichen Vorverurteilungen seiner Alters/Geschlecht/Rassen/…-Kohorte. Was geht dabei für Zeit und Energie verloren, die man auch produktiv nutzen könnte.
    Andererseits würde ich als Unternehmer keinen aus einer von Linksgrün gehypten „diskriminierten Gruppe“ einstellen, die hätte bei mir als Ausgangswert den Wert als Malus, den sie von Linksgrün als Bonus haben. Ich werde niemals jemanden für die Zugehörigkeit zu einer Ethnie oder geschlechtlichen Randgruppe bezahlen, sondern dieser Mensch soll eine vernünftige Arbeit machen, und den Rest soll er in seiner Freizeit ausleben. Ich will das auch garnicht thematisieren müssen, ob jemand in seiner Arbeitszeit, also auf meine Kosten, betet oder sich geschlechtlich auslebt.

  9. Provokant gefragt: Wozu brauchen wir Fachkräfte wenn Deutschland deindustrialisiert wird und Arbeit und Fortbewegung angeblich dem Klima schaden?

    Die schrumpfende einheimische Bevölkerung und der Fachkräftemangel sind Folge der Politik seit Jahrzehnten.

    Schlechter bezahlte Jobs lohnen sich vor allem nicht wegen der hohen Lebenshaltungskosten in Deutschland, die durch den irrigen Lösungsansatz der Regierenden geradezu explodiert sind, immer mehr Migranten bedingungslos ins Land zu lassen und per se als Fachkräfte bezeichnen, was die meisten nicht sind. So wird die Belastung für die Arbeitenden immer höher.

    Dass die Deutschen zu wenig Kinder kriegen hat ebenfalls mit den immer schlechter werdenden Bedingungen für Familien und den immer höher werdenden Anforderungen an die arbeitende Bevölkerung zu tun. Auch mit dem Schlechtreden der Mutterrolle und der Rollenverteilung, neuerdings sogar Infragestellung der Geschlechter an sich.

    Kinder muss man sich nicht nur leisten können, man muss es auch schaffen, mehrere Kinder großzuziehen und dabei nicht selbst auszubrennen. Das geht nicht, wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten müssen und ihre Altersvorsorge nicht einmal sicher ist. Außerdem wollen Eltern ihren Kindern auch eine Perspektive bieten. Und sie wollen nicht mit 3 Kindern in einer Zweizimmerwohnung leben.

    • Deindustrielisierung ist das eine. Auf der anderen Seite baut der Staat immer neue Verpflichtungen zur Inanspruchnahme von Dienstleistungen für diejenigen auf, die noch über ein bisschen Geld verfügen. Und dafür werden dann wieder „Fachleute“ benötigt.

  10. Vor 2 Tagen klagte ein nach Deutschland eingewanderter Albaner,n welcher in Deutschland als Arbeiter tätig ist darüber, daß die Arbeit in Deutschland „viel zu hart“ sei.
    Er bewohne mit seiner Familie – 4 Kinder und seiner Ehefrau / Hausfrau – eine 4 Zimmerwohnung in der Innenstadt von Ulm. Dort bezahle er € 1200,00 kalt. Einen Großteil des Lebenunterhalts finanziere das Amt. Er nannte Kindergeld, Wohngeld, Kindertagesstätte und beklagte, daß dafür wöchentlich diverse Anträge zu schreiben seien.
    Er schilderte weiter, daß er € 1000,00 jährlich an die Versorger zu zahlen habe.
    Auch stellte er fest, daß viel zu viele Ausländer in Deutschland seien. Sein Bruder sei bereits vor 20 Jahren nach Deutschland gekommen und damals waren die Lebensbedingungen um einiges besser gewesen.
    Deutschlands Wasserkopf an Verwaltungen im ÖD, frisst den Wohlstand. Die einzigen lukrativen Arbeitsplätze scheint es nur noch im vermeintlichen „Staatsdienst“ zu geben. Das Staatsdiener dem Staat / also uns dienen würden, ist etatistischer Unsinn. Diese Art von Staatsdiener dienen nur dem Macht Erhalt der jeweiligen Einheitspartei Funktionären.
    Immer weiter wird dieser Wasserkopf ausgedehnt. Wir sind bereits bei uruguayanischen Verhältnissen.
    Es ist ein Trauerspiel. Ein ganzes Land zu Grunde gerichtet.

  11. Könnte es sein, dass viele Menschen im Mikrozensus einfach eine falsche Angabe gemscht haben? Wer gibt schon gerne an, dass er gar nicht arbeiten möchte…

    Oder ihre Angaben werden falsch interpretiert: Zum Beispiel, sie würden gerne arbeiten, aber nur, wenn die Umstände dieser Arbeit genauso bequem sind, wie nicht zu arbeiten? Oder eben nur einige Stunden. Oder sie könnten es sich vorstellen, zu arbeiten, aber als Ehefrau und Mutter in einer aus einem fremden Kulturkreis stammenden Familie ist das nicht angsagt. Oder es gibt keinen Nebenjob für den/die Kunsthistoriker(in) oder Genderwissenschaftler(in)..

    Aus einer solchen Angabe sollte man jedenfalls keine „Stille Reserve“ von 3 Millionen (gut ausgebildeten)(Vollzeit-)Arbeitskräften ableiten.

  12. Deutschland sollt zuerst den Umfang an Beamten und im Öffentlichen Dienst gewaltig reduzieren. Beides ist ausgewuchert, siehe gerade Berichte über das BMVg und Kanzleramt. In den Ländern sieht es ähnlich aus.Da ist die stelle Reserve für die Wirtschaft. Anderseits ja auch rentabel wer einen Job im öffentlichen oder Beamten Dienst bekommt wo Überstunden schieben ein Fremdwort ist. Und es ist gemütlicher im Dienstzimmer zu sitzen, nebenbei die Kaffeemaschine bedienen und sich selber Pausen einzuteilen, weil man ja so überlastet ist.

  13. Ich gehöre auch zu dieser Gruppe. Ich denke immer mal wieder darüber nach, mir einen Job zu suchen. Aber die täglichen Nachrichten und Ereignisse der letzten Jahre bestärken mich darin, daß ich für diesen Staat und seine seltsamen Bürger lieber keine Steuern und Sozialabgaben erwirtschaften möchte.

  14. Es gibt drei Personengruppen, für die ?? attraktiv ist:

    1) Menschen, die nix können
    2) Menschen, die nix haben
    3) Beamte und GEZ-Mitarbeiter

    Alle anderen werden ausgenommen, bis der Arzt kommt (nach monatelanger Wartezeit).

  15. Mein Vater hatte einen durchschnittlichen Job und konnte damit eine 4-köpfige Familie ernähren, ein Mittelklasseauto fahren, ein Einfamilienhaus finanzieren und sich einen Familienurlaub pro Jahr leisten. Das ist heute völlig ausgeschlossen. In meiner Firma arbeiten tüchtige, genügsame Leute für 1600€ brutto p.a. Eigentlich ist das eine Schande. Aber es nicht Schuld der Firma, sondern Schuld des Staates, der einfach viel zu viel abkassiert und diese Abgaben obendrein noch gewissermaßen veruntreut und für Mumpitz in der ganzen Welt herausschleudert. Und hier schließt sich der Kreis auch wieder: die vom Staat Ausgebeuteten haben diesen Staat so gewählt. Deshalb: Wer kann, sucht sich besser einen besseren Staat. Den Nationalstaat gibt es ja ohnehin kaum noch, ist alles nur noch Siedlungsgebiet. Deshalb muß man auch gar kein schlechtes Gewissen haben, sich ein besseres Land zu suchen.

  16. „Derzeit gelten demnach in Deutschland 45,7 Millionen Menschen als beschäftigt – so viel wie noch nie.“
    Diese Angabe dürfte in die Irre führen, weil sie offenbar auch Teilzeitbeschäftigte voll mitzählt. Eine seriöse Beschäftigungsquote zählt diese nur anteilig nach Beschäftigungsgrad und dürfte mit deutlich weniger als 45,7 Mio. rechnen.

    Und daß genügend arbeitsfähige Menschen zu Hause sitzen, ist ein alter Schuh. Aber wer will schon täglich früh aufstehen, wenn er kaum einen finanziellen Vorteil davon hat und auch ohne Arbeit vollversorgt wird?

  17. Es gibt nie Arbeitskräftemangel, es gibt immer nur einen Mangel an Leuten die sich ausbeuten lassen. Das war schon in der Antike so.
    Fehlen Leute erhöhe ich so lange die Gehälter bis ich die Stellen besetzen kann. Warum einer Putzfrau nicht Habecks Gehalt zahlen oder dem Ingenieur in der Entwicklungsabteilung das Doppelte wie dem Vorstandschef? Was schon deswegen sinnvoll ist, da in der Regel sowohl Minister wie auch Vorstandschefs von der Lücke die sie hinterlassen vollständig ersetzt werden.
    Ach, das zahlt der Markt nicht? Na dann wird das Produkt auch nicht gebraucht. Und wenn das Produkt nicht gebraucht wird, kann auch kein Fachkräftemangel bestehen. Aber das hatten wir ja schon.

  18. Boris Palmer hatte in einer Talk Show vor einigen Wochen erklärt, dass inTübingen viele junge Mütter nicht wieder arbeiten können, weil Kitaplätze fehlen. Unter anderem deswegen, weil diese neuerdings auch ukrainische Kinder aufnehmen. Er hätte als Lösung vorgeschlagen, dass sich für ukrainische Kinder eigene Gruppen bilden, die nicht das Kitasystem belasten. Für Arbeitgeber ist das auch ein Problem, wenn diese Frauen nicht wie geplant an den Arbeitsplatz zurückkehren.

  19. Den wirklichen Fachkräftemangel gibt es in den Personalabteilungen und vielen Entscheidungsebenen. Was dort herumläuft und meint, Menschen beurteilen und führen zu können, spottet jeder Beschreibung.

  20. Immer öfters erlebe ich, dass in Geschäften und Tankstellen die Öffnungszeiten reduziert werden, wegen Arbeitskräftemangel.

  21. Ja, aber mal ehrlich: wer will denn wirklich für diesen Staat noch etwas tun? Das ist doch Fake a lá DDR. Höchste Abgaben, niedrigste Löhne, strengste Regeln, unflexible Arbeitgeber. Dazu ist gerade jetzt alles so unsicher. Bleibt das Unternehmen am Markt bestehen oder wird es verlagert? Stichwort: Arbeitsplatzabbau (s. Ford, BASF, ZF). Nö. Da würde ich auch lieber meine WL-Balance behalten wollen und Bürgergeld kassieren (aber bei Befragungen würde ich auch angeben, dass ich ja viel lieber arbeiten würde…).

  22. Zitat: >Der Arbeitsmarkt sucht händeringend nach Arbeitskräften.<

    Irgendetwas stimmt nicht.
    Entweder bewerben sich von den ca. 3,1 Millionen Menschen in der „Stillen Reserve“ doch nur wenige auf einen Arbeitsplatz,
    oder sie werden von potenziellen Arbeitgebern aufgrund vorgegebener Parameter (Alter etc.) erst gar nicht berücksichtigt.

    Und im übrigen glaube ich keinen geschönten und mit allerlei Statistiktricks versehenen Aufstellungen; schon gar nicht den Statistiken vom Statistische Bundesamt oder gar der Agentur für Arbeit.
    Abgesehen vom gewünschten Ergebnis beim jeweiligen Auftragsgeber, von den Fragestellungen, den vorgesehenen Antworten bis zur Auswahl der Interviewer bestehen Manipulationsmöglichkeiten ohne Ende.

  23. „Der Arbeitsmarkt sucht händeringend nach Arbeitskräften“. Diese Wischi-Waschi-Aussage“ ertönt seit Jahrzehnten. Büroberufe im unteren und mittleren Segment sind m.E. nach eher überlaufen. Die Unternehmen diskriminieren eindeutig, was das Alter anbelangt. Wehe, es steht eine „5“ davor. Es wird kaum jemand mit 50+ eingestellt, wenn das Durchschnittalter im Team um die 30 liegt. Die Afas versuchen, mit irgendwelchen Maßnahmen die Leute zeitweilig aus der Arbeitslosenstatistik zu nehmen. Mit den dort erworbenen Zertifikaten können sich die Absolventen dieser Wochen- und Monatsmaßnahmen dann die Wände tapezieren, denn die Arbeitgeber verlangen zum einen einen richtigen Ausbildungsabschluß, zum anderen anderen Erfahrung maßgeschneidert für den jeweiligen Einsatzbereich. Flexibilität und Einsatzbereitschaft sind vielen Arbeitgebern und ihren „HR“-Abteilungen Fremdwörter.
    Und Menschen, die ihre Zeit der Erziehung oder Pflege widmen, sind eben keine „stille Reserve“, sondern mit solchen Aufgaben durchaus ausgelastet.

  24. Es sind auch die niedrigen löhne in vielen jobs und dazu oft arbeitgeber die nicht felxibel sind. Auch sind viele jobs nur via leiharbeit zu bekommen und viele wollen nicht für solche unternehmen arbeiten. Volkswirtschaftlich war einer der ganz großen fehler der kampf gegen die schwarzarbeit. Viele solcher menschen haben „früher“ oft schwarz gearbeitet was heute in vielen jobs gar nicht mehr geht weil es viel zu riskant ist erwischt zu werden. Interessant ist ja das trotz des mangels die löhne nicht steigen und hier erkennt man auch wieder wie deutsche unternehmen ticken.

    • Daran erkennt man aber auch wie viele Deutsche Unternehmen ticken
      Dazu möchte ich bemerken viele Unternehmen können nur dadurch bestehen, daß sie andere unterbieten. Das können Sie aber nur wenn sie ihre Mitarbeiter weniger Kosten / billiger arbeiten. Ich kenne da Einige die unentwegt suchen, so viele sie kriegen können für weniger Lohn als Konkurenten zahlen. Dadurch werden Konkurenten die ordentlich bezahlen kaputt gemacht. Man erkennt aber auch das Verhalten von Verbrauchern, Kunden,
      für die in erster Linie Hauptsache
      ich selbst bekomme es so billig wie möglich im Fordergrund steht

      • Im Rattenrennen gegen den gierigen Steuer- und Umverteilungsstaat können Sie als Unternehmer und Endverbraucher nur verlieren. Die Unternehmen versuchten eben, da noch was rauszuholen, wo es bisher noch ging. Der sog. Fachkräftemangel bei gleichzeitig höchster Bevölkerungszahl ist ein eindeutiger Hinweis, daß dieser Weg nun nicht mehr funktioniert. Der Staat ist das Problem, nicht die Unternehmen.

      • nö stimmt so nicht! gerade die unternehmer (wirtschaft) wollten ja noch mehr von dieser politik der MITTE und diese hat ja dahin geführt wo wir heute sind…

  25. Ach ja. Ihr mit euren Planzahlen. Die Geschichte der letzten 2500 Jahre ist voll von kleinen und großen Ereignisse, die sehr deutlich aufzeigen, dass niemand in der Lage ist Das Wohl und Schicksal zu planen und zu regulieren. Dies ist auch fast unabhängig von guten Absichten, die zumindest offiziell angegeben werden/wurden. Darum ist es leider wahr: der Weg zur zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. Die letzten 20 Jahren sind überfüllt mit guten Absichten.
    Lasst die Menschen in Ruhe ihren Weg finden und mischt euch nicht ständig ein, folgt nicht irgendwelchen Heilsversprechen und macht euch nicht mit dem großen Geld (Zentralbankgeld/FIAT Money) gemein.

  26. „Derzeit gelten demnach in Deutschland 45,7 Millionen Menschen als beschäftigt“. Als was und in welchem Arbeitsverhältnis? Sozialversicherte und Steuern zahlende Beschäftigte? Kokolores! Junge Menschen oxidieren an den Unis rum und „studieren“ irgendwas Soziales, Medien oder Orchideenfächer für die es einfach keine Arbeit gibt. Wenn die die Uni verlassen, manche sogar mit irgendeinem Abschluß, beschweren die sich, daß sie keine gut dotierten Jobs finden. Auf Twitter trifft man die zu Hauf. Im Prinzip junge Menschen die ihre Zeit totschlagen ohne Perspektive. Da könnte man doch ansetzten in dem man Studienfächer die nicht gebraucht werden die Studenten begrenzt. Leider ist das Gegenteil der Fall. Letztendlich bekommen die irgendwo eine Stelle im ÖD und sind versorgt.
    All die die sagen sie würden ja aber keiner will sie stehen auf verlorenem Posten. Allein die Älteren, mit jahrelanger Berufserfahrung, müssen sich quälen einen passenden Job zu finden. Dazu, wenn jemand bei VW am Band gearbeitet hat und 45 000 bis 55 000 € verdient hat wird sich schwertun mit 30 bis 35 000€ auszukommen. Die Bruttolöhne steigen überall nur was in der Lohntüte übrigbleibt wird immer weniger! Die Frage: Für wen arbeite ich eigentlich, für mich oder den Staat? Wird bei vielen mit „den Staat“ beantwortet und lassen das einfach sein. Verständlich oder?
    PS. Es sind knapp 17 000 000 Arbeitnehmer im produktiven Gewerbe zuzüglich der Forst und Fischwirtschaft die alles Geld des Staates erarbeiten! Tendenz stark fallend!

  27. Der Arbeitsmarkt sucht 25jährige gesunde Deutschsprachige ohne Probleme. Die stille Reserve hat Kinder, pflegebedürftige Angehörige, Krankheiten, Verhaltensauffälligkeiten und wenig Anreize wegen der hohen Abzüge. Die meisten sind ausserdem 50+.

  28. Hier wird brav nacherzählt was die Regierung in Form der Arbeitsagentur uns glauben machen will.
    Zunächst: Warum Menschen, die wichtige Arbeit leisten, indem sie Angehörige, Kinder und Alte, betreuen, als „stille Reserve“ für die marktförmige Arbeit genannt werden, ist unklar. Wenn diese Menschen die Betreuungsarbeit nicht leisten würden – wer tut es denn? Klar, die Arbeitsmarktplaner möchten diese private Sorgearbeit lieber kommerzialisieren und aus der Vermarktlichung das BSP steigern. Das braucht aber zusätzliche Arbeikräfte, und die gibt es im Pflegebereich nicht.
    Dann: Wenn jemand angibt, arbeiten zu wollen, aber es nicht tut, dann liegen die Gründe entweder darin, daß diese Leute nicht qualifiziert sind oder daß sie nicht bereit sind, ihre Leistung für den gegebenen Konditionen anzubieten. Mit Hartz4 bzw. „Bürgergeld“, ggf. noch etwas Schwarzarbeit, kommen sie prima aus. Eine „Stille Reserve“ ist das – auch bei noch soviel Qualifikationskursen – nicht.
    (Hat sich der Autor einmal diese Kurse und ihre Kunden näher angeschaut?)
    Schliesslich Frauen, die „eigentlich keinen richtigen Grund zum Zuhausebleiben“ angeben. Man sollte den Spieß einmal umdrehen: Warum sollten sie zur Erwerbsarbeit gehen, wenn´s nicht nötig, wenn´s nicht attraktiv und wenn frei verfügbare Zeit (. es muss ja nicht „zuhause“ sein) schön ist? Nur weil die Wirtschaft sie „händeringend“ gerne hätte?
    Diese Frauen haben es doch ideal: Sie werden versorgt, ohne zu arbeiten, und werden dennoch in den Medien bedauert, daß sie nicht erwerbstätig sind, wobei die bösen Männer und „androzentrisches patriarchale System“ besonders beklagt wird. Besser kann frau es doch nicht haben.

    • Dieser Satz hat mich auch sehr gestört. Vielleicht kommen ja doch einige der heutigen Probleme daher, dass Kinder zunehmend „ausgesourct“ werden. Früher war ihr Schultag kürzer, dann wartete die Mutter mit dem Essen und anschließend wurden unter ihrer Aufsicht die Hausaufgaben erledigt. Dann gings raus zum Spielen, mit den Nachbarskindern. Für viele Kinder war das doch ein Stück heile Welt. Mir ist natürlich klar, dass dies nicht ganz „gerecht“ war, schließlich hing ihr Erfolg vom Bildungsgrad der Mutter ab. Die Kinder heute tun mir oft leid, wenn sie krank werden, werden die Eltern nervös, Termine, Termine und die Kinder merken das. Man versucht dann, sie bei nicht berufstätigen Müttern zu parken. Beobachte ich des öfteren in meiner Umgebung. Aber klar, diese Zeiten sind dahin.

      • Angelina, sehe ich auch so.
        Warum zur Arbeit hetzen, nur um bestenfalls die monatlich 900 Euro an Steuern zu erwirtschaften, die der Staat braucht, um an meiner Stelle meine Kinder zu verwahren oder noch besser rot-grün zu erziehen?

    • Ja, das sehe ich genauso. Wir haben verlernt, gesellschaftliche Arbeit wie Kindererziehung oder Familienbetreuung als gleichwertig und volkswirtschaftlich wichtig anzusehen. Das haben wir u.a. der bescheuerten Frauenbewegung zu verdanken, die- ganz im Sinne der aufkommenden sozialistischen Mangelwirtschaft- Frauen nur dann als gleichberechtigt ansah, wenn sie einer Erwerbsarbeit nachgehen. Schön doof, kann ich da nur sagen. Und die bekloppten Frauen sind auch noch stolz drauf, wenn sie neben der Job-Tretmühle für den gierigen Staat auch noch die ganze soziale Arbeit wuppen und hacken deshalb munter auf die Hausfrauen runter.

  29. In vielen Jobs hören die Leute einfach von selbst auf, weil die Arbeitszeiten zu lang, die Arbeit zu schwer und der Lohn viel zu niedrig ist. Ehe sie sich die Gesundheit ruinieren, bleiben sie dann lieber zu Hause und würden auch gern wieder arbeiten wollen. Also eine Vollzeitstelle mit 35-Stunden-Woche und 5.000 netto auf die Hand. Finden aber nichts, weil da kaum was angeboten wird. 🙂

  30. …..ich höre von unseren geschäftsführern keine klagen über fehlende fachkräfte! bei uns stehen schon die enkel unserer mitarbeiter um eine ausbildungsstelle an! und an aufträgen mangelt es auch nicht!

    • Ich bewerbe mich sofort! Wo muss ich hinschreiben? Bin Dipl.-Ing. und absolut flexibel ;-)!

  31. „Diese Menschen […] haben […] angegeben, dass sie arbeiten möchten.“

    Also Eigenaussage. Nach Eigenaussage haben auch 80% der „Flüchtlinge“ eine Ausbildung.10% einen Nobelpreis. Und arbeitswillig sind sowieso 122% (Mehrfachidentitäten mitgezählt).

    „Frauen stellen knapp 56 Prozent der „Stillen Reserve“. Mit knapp 60 Prozent sind sie besonders stark in der Gruppe vertreten, die eigentlich keinen richtigen Grund zum Zuhausebleiben nennt.“

    Den Grund kann ich gerne benennen: „Ich habe keine Lust zu arbeiten.“ Das sagt aber natürlich keiner in einer Befragung.

    „Insgesamt gehen dem Arbeitsmarkt mit der „Stillen Reserve“ wertvolle Arbeitskräfte verloren: 60 Prozent der Betroffenen haben […] entweder eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Abitur.“

    In dieser Gruppe bedeutet „Abitur“ (das heutztage nichts mehr wert ist), dass der Inhaber keine Lust auf eine Ausbildung hatte und zu faul zum Studieren ist. In die Richtung: Kind wohlhabender Eltern, verwöhnte Tochter, etc. Und Berufsausbildung und Abitur in einer Gruppe zusammenzufassen, ist sowieso absurd. / Conclusio: die Studie kann man in die Tonne kloppen.

  32. Wenn man trotz Rekorderwerbsbevölkerung und bestenfalls flauem Wirtschaftswachstum immer mehr Stellen nicht besetzen kann, so muss die Produktivität im Lande doch dramatisch abgesackt sein. Aber nicht vergessen, wir haben ein paar hunderttausend junge Leute, die gerade Sozialwissenschaften studieren, und ein paar hunderttausend mehr in anderen Orchideenfächern. Mit diesen wird nach dem Studium der Verwaltungs- und Betreuungsapparat vom Dorf bis zum Bund vollgestopft.
    Also müsste die Parole „Sozialwissenschaftler in Pflegeberufe“ lauten. Aber so klappt die Wählerbestechung nicht mehr.

  33. Einfach Hartz 4 und Kindergeld auf die Hälfte streichen und due Arbeitskräfte kommen alle aus ihren löchern.

    • Die Höhe der Löhne ist nicht das Problem, sondern die Höhe der Abgaben. Wenn ich effektiv zwei Drittel des Tages für andere arbeite, vergeht mir komplett die Lust. Dann doch lieber schwarz arbeiten und etwas dazu vom Amt.

  34. Es gibt viele Gründe, die in diese Situation führen. Einer geht so: Aufgrund seiner intellektuellen Kapazitäten übernimmt man Aufgaben in einer Nische; Also Dinge, die man nicht so häufig braucht, der viele intellektuell nicht gewachsen sind und für die es folglich auch keine breite Ausbildung gibt, womöglich noch in einem Umfeld, wo (weltweit) jeder jeden kennt.
    Und dann passiert etwas, wie z.B. die Firma geht pleite, die Stelle wird gestrichen, eine Rufmordkampagne, etc. Und dann ist man seinen guten Ruf, seinen Job, sein berufliches Umfeld los – vgl tagesaktuell z.B. Hans-Georg Maaßen.
    Und dann muss man sich was Neues einfallen lassen. Aber mit Ü40, Ü50 wird das schwer. Man ist zwar absoluter Spezialist in seiner weggebrochenen Nische, aber für alle anderen Berufe ist man unqualifiziert. Und Ungelernte will keiner einstellen. Und wenn man was halbwegs passendes findet, heißt es erst „zu alt” und nach nur drei Monaten, also noch während man das Erlebte zu verarbeiten versucht und noch an seinem Lebenslauf feilt, kommt noch „zu lange arbeitslos” dazu. Nach 12 Monaten gilt man dann als Langzeitarbeitsloser, der eh nix mehr findet und muss zu Hartz IV wechseln. Und irgendwann gibt man es auf, vor die immer selbe Wand zu laufen. Als Journalist kann man z.B. da seine eigene Internetseite aufbauen und weiterschreiben – aber was macht der Flugzeugingenieur? Der Abwasserspezialist? Der Physiker, der sich einer sehr speziellen technischen Fragestellung gewidmet hat?
    Es ist dann auch eine Frage des Selbstachtung, nicht zusammen mit 40% „westasiatischer Neubürgern” ohne Ausbildung und vor allem stundenlang ohne Termin vor dem Hartz IV-Beamten zu warten, um sich dort von jenem Menschen (m/w/d), das selber noch nie was auf die Reihe gekriegt hat, für 400 € sich von Gesetzes wegen demütigen zu lassen („fordern und fördern”). Und ja, es ist auch eine Kopffrage, eine Frage des Selbstverständnisses, sich als promovierter Entscheidungsträger im Niedriglohnsektor unter die „Fachkräfte ohne Berufsabschluss” zu mischen. Oder kann sich hier irgendjemand ernsthaft vorstellen, dass z.B. ein Hans-Georg Maaßen bei Hartz IV herumsitzt und/oder kellnert, nachdem er seinen Job als Präsident des Verfassungsschutzes losgeworden ist? Eben.

    • Das ist alles richtig. Aber in flexibleren Arbeitsmärkten wie denen der USA (habe selbst bei mehreren US-Unternehmen gearbeitet) probiert man es eben einfach mal mit dem Kandidaten aus. Entlassen kann man die Leute immer noch, sofern sie es nicht packen.
      Man komme mir jetzt nicht mit dem deutschen Kündigungsrecht, das gerne als Vorwand genannt wird. In der Probezeit von einem halben Jahr ist „Hire & Fire“ auch in Deutschland problemlos möglich, zudem gibt es das Instrument der befristeten Arbeitsverträge. Dieses lächerliche Theater um den idealen Kandidaten ist eine deutsche Spezialität, weswegen der ganze Unsinn von Anschreiben mit Jubelarien auf den möglichen Arbeitgeber über perfektes Bewerbungsfoto bis hin zu seitenlangen Zeugnissen und Zertifikaten so zelebriert wird, während US-Unternehmen ein kurzer Lebenslauf genügt.

    • Ich war von 2002 bis 2007 de facto arbeitslos, weil ich mit 60 Stundenwochen und der Betreuung meiner Eltern am Wochenende nach einem Burnout gekündigt habe. Nach Übertragung der Betreuung meiner Eltern auf Fremdbetreuung habe ich mich dann wieder beworben. In der gesamten Zeit habe ich mehrere Tausend Bewerbungen erfolglos verschickt, obwohl ich nach jeweiligen Auslandsaufenthalten Englisch, Französisch und Spanisch spreche und darüber hinaus ein Berufsexamen als Steuerberater vorzuweisen habe. Entweder wurde ich als überqualifiziert erst gar nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen oder man bemängelte, dass ich in meiner ersten Arbeitsstelle fast 10 Jahre war und danach nach 2 1/2 Jahren die Stelle gewechselt habe, was ich allerdings als Weiterentwicklung gemacht habe und auch so begründen konnte, bis ich in der Stelle mit den 60 Wochenstunden (teilweise mehr, mit Wochenenden und Feiertagen) gelandet bin. Anfangs, die ersten 9 Monate bekam ich noch Arbeitslosengeld (selber gekündigt) und danach hatte ich vom deutschen Arbeitsmarkt die Nase voll und bin nach Spanien. Dort konnte ich dann wenigsten etwas mit selbständiger Tätigkeit verdienen, aber bot keine Perspektive. 2007 habe ich dann wieder eine Festanstellung in Deutschland bekommen, natürlich mit weit weniger Gehalt und weniger Verantwortung als vor meinem Ausstieg. Zwischenzeitlich bin ich wieder Kaufmännischer Leiter und es gibt zig Anfragen über Xing und LinkedIN, die mich allerdings alle kalt lassen, weil ich in 1 1/2 Jahren meine Lebensabend in Spanien verbringen möchte.

  35. „Der Arbeitsmarkt sucht händeringend nach Arbeitskräften.“
    Man kann diesen Satz nicht mehr hören, wenn man die Praxis sieht. Ein Beispiel: Bekannter, Akademiker, langjährige Erfahrung bei einem Finanzinformationsdienstleister, wurde mit Mitte 40 arbeitslos. Da die Chancen in seiner Branche mäßig sind, äußerte er im Arbeitsamt die Bereitschaft, sich auch auf geringer qualifizierte Positionen zu bewerben oder eine Umschulung zu machen. Letzteres lehnte die Beraterin ab. Vorschläge vom Amt für neue Stellen erhielt er ausschließlich im Bereich seiner bisherigen Tätigkeit.
    Nachfragen bei den zuständigen Behörden, ob er nicht als Lehrer arbeiten könne (sein Studium würde für einige Schulfächer passen) wurden ohne weitere Prüfung abschlägig beschieden.
    Bewerbungen auf geringer qualifizierte Positionen, zumeist Assistenzen, wurden abgelehnt, ohne dass es auch nur zu Vorstellungsgesprächen gekommen wäre. Von Mitarbeitern der Zeitarbeit musste er sich in miserabel formulierten Mails sagen lassen, ihm fehlten für derartige Positionen die notwendigen Qualifikationen – obwohl die Tätigkeiten lediglich Formulierungsgeschick und ein wenig Organisationstalent erforderten.
    Bei der Anfrage nach einer Ausbildungsstelle in einer Wohnbaugesellschaft ließ man ihn im Telefongespräch wissen, dass er keine Chance habe, da man auf eine homogene Altersstruktur achte.
    Gleiche Erfahrungen machte ein Informatiker aus dem Bekanntenkreis, der es mit über 50 Jahren mittlerweile aufgegeben hat, sich zu bewerben, und als Hausmann vom Gehalt seiner Frau lebt.
    So sieht also die stille Reserve aus, da die Unternehmen in diesem Land weiterhin stur und unnachgiebig junge Mitarbeiter suchen. Es ist ihnen sogar egal, ob ein älterer Bewerber besser qualifiziert ist und nicht das Anspruchsdenken der Jüngeren an den Tag legt. Stehen die Wunschkandidaten nicht zur Verfügung, beginnt das Lamento über fehlende Arbeitskräfte. Aber dies passt in das Bild eines Arbeitsmarktes, in dem angeblich dringend benötigte Kranken- und Altenpfleger, Feuerwehrleute etc. mit Impfvorschriften drangsaliert und zur Aufgabe ihrer Stelle genötigt wurden.

    • Was die Anspruchshaltung vor allem der Großunternehmen betrifft und die Erfahrungen mit der Arbeitsvermittlung, muss ich Ihnen recht geben.
      Ich hätte heute noch keinen Job, hätte ich mich auf Vermittler verlassen. Ich kann Ihren Bekannten nur raten sich selbst intensiv umzusehen und ggf. auch umzugsbereit zu sein. Sie können davon ausgehen, dass es für JEDEN den passenden Job gibt. Problem dabei: man muss ihn finden.

  36. Ich fürchte, dass die Statistiker ihre Mengenlehre zu lasch rechnen. Bei genauerem Hinsehen sind viele dieser Arbeitssuchenden oder Arbeitsbereiten doch vielfach Menschen mit Handicap, psychisch, physisch, altersbedingt oder durch Sucht. Oder sie sind wegen einer häuslichen Pflege von Angehörigen gebunden.

    Ich möchte dem entgegenhalten: Was ist mit den Massen an Kontrolleuren, Statistikern, Verwaltungsberufen, Bundes- und Landesbeamten, im „Dienstleistungssektor“ und bei den vom Staat bezahlten NGOs, die durch die ausufernde Bürokratie des Altparteienfilzes creiert wurden und den Steuerzahler jährlich Milliarden kosten? Hier muss die Wirtschaft den Hebel ansetzen. Wenn in der wuchernden Bürokratie Arbeitsplätze abgebaut werden, stehen auch wieder deutlich mehr gut ausgebildete Kräfte für wirklich produktive Berufssparten zur Verfügung.
    Nach 1980 wurde der sogenannte „Dienstleistungssektor“ als Jobmotor propagiert.
    Mir fällt auf, dass durch sagenhafte Ineffizienz und Streichung von Serviceleistungen die Wirtschaft (Behörden, Banken, Versicherungen, Ärzte, Handel) dem Endverbraucher die Arbeit mit do-it-yourself-Masche aufgedrückt hat, während wie nie für Nichtleistung unverschämte Kosten erhoben werden.
    Fazit: Der Arbeitsmarkt ist strukturell in Schieflage. Es gibt viele überbezahlte bürokratiedienense Minderleister, die in der Produktion und im Gesundheitswesen fehlen.

  37. „[…]würden sich aber schwer damit tun, die notwendigen Mitarbeiter zu finden.“
    Ich denke, das ist zum großen Teil die Schuld der Firmen selbst. Um den oft gebrauchten Satz zu verwenden: Die suchen die eierlegende Wollmilchsau.
    Wenn man alleine schon die Anforderungsprofile liest, und dann die Bewerbungsmodalitäten betrachtet, die für eine ganz normale Stelle gelten, kommt es einem vor, als würde ein Topmanager gesucht. Da fallen Personen, die sich nicht „gut verkaufen“ können, oder deren Profil nicht gefällt/paßt, schon von vornherein durchs Raster. Sie wären u.U. jedoch wertvolle Mitarbeiter geworden.

    • das stimmt zb Mitarbeiter Logistik (m/w/d) gesucht…ein job der eher unten angesiedelt ist was lohn usw betrifft….
      Aufgaben:

      • Strategische Planung von Logistik, Lager und Transporten
      • Bereitstellung von Materialien an den jeweiligen Produktionslinien
      • Ganzheitliches Logistikmanagement in Bezug auf Qualität, Lagebestände, Lieferzeiten, Transportkosten und Effizienz
      • Durchführung des Wareneingangsprozesses wie Prüfungen und Einlagerung von Materialien sowie Verpackung und Transport von Zwischen- und Endprodukten
      • Überwachung der Einhaltung von Gesetzen, Vorschriften und ISO-Anforderungen
      • Durchführung von Bestandskontrollen
      • Aufrechterhaltung einer sauberen und sicheren Arbeitsumgebung
      • Schnittstelle zwischen Produktionsplanung, Produktion und Versandabwicklung
      • Unterstützung und Zusammenarbeit mit der Produktion und unserer Qualitätssicherung
      • Bedienung und Wartung von Lagerfahrzeugen

      Unser Anforderungsprofil:

      • Abgeschlossene Berufsausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik oder ähnlich
      • Mehrjährige Berufserfahrung im Bereich Lagerlogistik einer Produktion mit Lagerverwaltung, Wareneingang, Materialbereitstellung und Transporten
      • Technisches Verständnis, körperliche Belastbarkeit, Ordnungs- und Qualitätsbewusstsein
      • Führungserfahrung wünschenswert
      • Sicherer Umgang mit MS Office und ERP-Systemen
      • Kenntnisse über moderne Lageerhaltungspraktiken sowie optimale Zwischenlagerung
      • Kenntnisse der relevanten Rechtsvorschriften
      • Führungszeugnis
      • PKW-Führerschein und Erfahrung mit Flurförderzeugen

      https://www.jobware.de/job/mitarbeiter-logistik-m-w-d.1050680985.html

    • Erst heute wieder ein Stellenangebot gesehen. 75% passen wunderbar. Aber das große Manko ist, dass ich ein spezielles Verwaltungswerkzeug der Automobilbranche nicht kenne, für das 5 Jahre Anwendererfahrung vorausgesetzt werden. So wird das nichts.

      • Das ist das Hauptproblem: Andere, am besten der Arbeitnehmer selbst, sollen die Ausbildung bezahlen.

  38. Nicht dass ich hier Werbung für ausgerechnet diesen Sender machen möchte aber wer sich bei RTL 2 Sendungen wie Hartz aber Herzlich und Ähnliche anschaut der weiss warum es größtenteils geht. Während manche tatsächlich nicht arbeiten können, wollen die meisten auch überhaupt nicht. Was beide Gruppen vereint ist dass sie auch nicht müssen.
    Die eigentlich sehr gute Idee der (sozialen) Absicherung durch die Solidargemeinschaft ist schon lange Pervertiert und findet im neuen Bürgergeld ihren vorläufigen Höhepunkt. Dadurch dass Moral, (Arbeits)ethik und vor allem die Gerechtigkeit dem System entzogen wurde stellen sich auch immer weniger der „Profiteure“ des Sozialsystems die Frage nach dessen „Werten“. Das ist Asozialisierung nach Gesetz!

  39. Bei einem großen Autohändler in der Region waren 2 Syrer als Autoaufbereiter angestellt. Beide haben vor kurzem gekündigt. Auf Nachfrage zum Grund der Kündigung teilten sie mit, dass nach dem Nachzug ihrer Familie ihr Nettoarbeitslohn ca. 300 € niedriger ist, als die staatlichen Sozialleistungen für die Familie.
    Muss man sich da noch wundern, dass bei uns Arbeitskräfte im Niedriglohnbereich massenweise fehlen?

  40. Wer schlau ist und es sich leisten kann, wird das „arbeiten“, sprich: das Abdrücken von Steuern und Sozialabgaben möglichst vermeiden. Und wer ganz schlau ist, wird dann erklären, daß er ja gern arbeiten würde … aber! Und das nennt sich dann Stille Reserve. Übrigens herrscht Arbeitszwang nur im Sozialismus.

  41. Also ich habe leichte Probleme, die Aussage dieses Beitrages zu verstehen. Folgendes wird festgestellt:
    „3,1 Millionen Menschen in der „Stillen Reserve“, wie das Statistische Bundesamt mitgeteilt hat. Diese Menschen sind zwischen 15 und 74 Jahre alt und haben im „Mikrozenus“, also der Volksbefragung, angegeben, dass sie arbeiten möchten. Sie sind aber weder bei der Agentur für Arbeit noch im Jobcenter als arbeitslos gemeldet“.
    Weiter unten dann:
    „Menschen die nicht arbeiten oder arbeitssuchend sind, obwohl sie eigentlich arbeiten wollen, ein blinder Fleck der Berichterstattung sind.“
    Wie die entsprechende Frage im Mikrozensur lautete, der nun die Ergebnisse zugeordnet werden, wird nicht thematisiert. Wäre ja interessant zu wissen, wie die Frage getellt wurde, die über 3 Mio. so beantwortet haben, dass sie zur Stillen Reserve gezählt werden.
    Anderer Gedanke: Was will man aus der Zahl 3,1 Mio jetzt ableiten? Es sind wohl eindeutig keine Transferleistungsempfänger, denn sonst würden sie aus anderen Statistiken hervorgehen, was ja wohl nicht der Fall ist, wie beschrieben. Vielleicht sind diese Menschen aber schlicht in der „beneidenswerten“ Situation, dass sie nicht arbeiten müssen, da sie sich „selbst alimentieren“ können, oder von einem unmittelbaren Angehörigen alimentiert werden. 3,1 Mio verglichen mit der Gesamtbevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Kommt mir nicht viel vor. Wieviel Ehepartner mag es in D geben, deren Ehepartner aus welchen Gründen auch immer Alleinverdiener ist und dessen Einkommen auskömmlich ist beispielsweise in einer Familie die Kinder großzuziehen…
    Also ich weiß nicht, die Zahl von 3,1 Mio ist auch nach Lesen des Artikels ein Phantom, mit begrenzter Aussagekraft. Hier sollte man einfach tiefer in eine Zahlenanalyse einsteigen..

  42. Tatsache ist halt auch, das kaum ne Firma noch direkt Leute einstellt, sondern bei Bedarf Leiharbeiter holt. Die stehen dann in der gleichen Halle, verrichten fast den selben Job, nur die bei z. B. Airbus, Fendt, Bosch angestellten kriegen Dividende, dreizehntes Monatsgehalt, Betriebsrente und besseren Stundenlohn der Leiharbeiter nicht. Ein guter Freund hat gerade bei ner Zeitarbeit angefangen, hat „leider“ den Führerschein und kann jetzt seine nicht „fahrtüchtigen“ Kollegen rausklingeln, wecken und einsammeln. Entweder ist man sehr bescheiden, oder man hat genug Kohle dann würde ich auch was anderes machen, aber Geld ist Antrieb und Motivation Nr 1 frühmorgens meinen Hintern hochzukriegen.

  43. Halte das Thema „Stille Reserve“ für Propaganda – wer arbeiten will, der kann und darf auch – Zwangsarbeit wie es offenbar dem BDI u.a. vorschwebt brauchen wir nicht, denke ich.
    Also Märchenstunde … die Blase in der diese Leute leben, die die „Stille Reserve“ verkünden ist schon XXL.
    Tatsächlich ist die stille Reserve in all den sinnlosen Bürokraten-Jobs zu finden, Ämtern, Behörden, Beauftragten, usw.
    P.S.: zB Streetworker oder Genderwissenschaftler (?) ist keine richtige Arbeit … ?
    Das Märchen vom gebildeten Asylanten kann ich auch nicht mehr hören …

  44. So lange hierzulande immer noch topgebildete, bestens ausgebildete, erfahrene und noch hochmotivierte, zuverlässige Menschen im besten Alter über 50, die tatsächlich Fachkräfte sind und auch arbeiten wollen und können, diskreditiert und und bei den Jobangeboten ausgegrenzt werden, nur weil die Unternehmen Lohnkosten sparen wollen, kann das Fachkräftemangelthema nicht akut sein. Sollen die Unternehmen also an den dummen, faulen und leistungsunfähigen Jungen in diesem kranken, kaputten und dekadenten Land untergehen!

  45. Ein ziemlich begriffsverwirrender Artikel der eher dazu beiträgt die tatsächlichen Verhältnisse zu verschleiern. Sollen, wollen, können, suchen, finden, stellen ein, finden kein, usw.

    Tatsache ist, dass ich seit gut 30 Jahren Jobs anbiete, für qualifizierte und nicht qualifizierte Tätigkeiten, und es fast unmöglich erscheint brauchbares Personal zu bekommen, welches für sein Entgeld eine adäquate Gegenleistung zu erbringen im Stande oder Willens ist. Schwache Leistung, geringe Motivation, hohe Ansprüche und fantasievolle Vorstellungen über das Wesen von Arbeit sind Standard.

    Entweder erfüllt der Job im Arbeitsalltag nicht den erdachten Anspruch an Selbstverwirklichung und es geht ganz schnell die Puste aus, oder dieser wird ohnehin nur als eine Art erweiterte Freizeit mit Bezahlung verstanden.

    Wer vor solchem Hintergrund auch nur wagt, die Themen, eigenes Auto benutzen, länger bleiben oder womöglich noch das Wochenende erwähnt, der befindet sich als Job-Anbieter selbst in einer Fantasiewelt. Von den Gehaltsvorstellungen möglicher Interessenten ganz zu schweigen.

    • Die Dekadenz in ihrem Lauf die halten weder Ochs noch Esel auf, solange es noch etwas zu verpfänden gibt, bleibt daß auch so. Mir scheint als ob man mit Volldampf im dichten Nebel auf eine Wand zufährt, ständig neue Kohle nachlegt und die Passagiere im hinteren Wagen sich wundern warum der Nebel immer dichter wird. Bin sehr gespannt ob die Fahrt wirklich noch sieben Jahre so weiter geht, ob vorher die Kohle ausgeht oder ob uns der Kessel um die Ohren fliegt?

  46. Gut das mal jemand genauer hinschaut was den Arbeitsmarkt angeht. Sonst bekommt man ja nur Propaganda serviert. Derzeit sind es angeblich 2 Mio offene Stellen (12.01.2023 Tagesschau). Laut Arbeitslosenstatistik aber nur 0,9 Mio offene Stellen. Beim angeblichen Fachkräftemangel werden die gemeldeten Stelle einfach mit verschiedenen Faktoren multipliziert um einen Mangel herbeizurechnen. Bei Ingenieuren werden so aus 34.260 gemeldeten offene Stellen bei circa 35.000 arbeitslos gemeldeten Ingenieuren durch Multiplikation mit dem Faktor 5 einfach 171.300 angeblich offenen Stellen.

  47. Das verstehe ich jetzt nicht. Warten die Leute auf die roten Teppiche ? Oder ist deren Anspruch an den Markt so unrealistisch oder die eigene Qualifikationseinschätzung so selbstbetrügerisch, daß sie aufgrund dessen keinen Job finden ?

  48. Vorausgeschickt….ich gehe Volltags arbeiten (40 Stunden Woche) und pflege nach der Arbeit meine Eltern (Pflegestufe 3 und 4)…und das alleine. Es ist zwar schwer und manchmal bekomme ich nur 2-3 Stunden Schlaf die Nacht…manch mal auch gar keinen…aber aufhören zu arbeiten kann ich mir schlichtweg nicht leisten….habe mit meinem Arbeitgeber das Abkommen…wenn ich weg muss, kann ich gehen….muss auch nicht nacharbeiten. So ist in Notfällen die Versorgung meiner Eltern gewährleistet. Pflegedienste hatten wir probiert….Katastrophe…dann kann man es auch gleich selbst machen. Soviel zu der Gruppe der „stillen Reserve“ die wegen Pflege nicht arbeitet. Aber…so meine Frage…was sollen denn die anderen sein? Diese Meldung kam übrigens fast gleichlautend vor Tagen im ÖR-TV…auch ohne Erklärung über die zweite Gruppe. Wer hockt den zu Hause, bekommt keine Stütze, könnte arbeiten gehen und hat ansonsten nichts zu tun? Da bitte ich TE mal um Aufklärung…wer das sein soll. Ihr meint doch nicht etwas die Rentner (63+)…oder?

    • Arbeitslose, die kein ALG bekommen und von den unsinnigen Stellenangeboten der AfA genervt sind. Warum sollten die gemeldet sein?
      Und die anderen? „Ich will arbeiten, kann aber nicht“. Das könnte auch ein bettlägriger Schwerbehinderter sein. Warum sollte der nicht arbeiten wollen? Und vielleicht würde mancher lieber arbeiten als die kranke Mutter zu pflegen, wird dann aber enterbt oder wohnt dadurch kostenlos im Haus der Mutter.

  49.  die zwar weder eine Arbeit suchen noch kurzfristig verfügbar sind, aber dennoch einen generellen Arbeitswunsch äußern.“ diese Gruppe kann man getrost aus der stillen Reserve rausrechnen.
    “ Mit knapp 60 Prozent sind sie besonders stark in der Gruppe vertreten, die eigentlich keinen richtigen Grund zum Zuhausebleiben nennt.“ und auch die kann man getrost rausrechnen. Das sind diejenige, die nicht müder werden zu behaupten: ich würde ja gern arbeiten, aber …
    Es gibt eine große stille Reserve, die hier nicht genannt wird. Syrien hatte ein sehr gutes Bildungswesen, auch Frauen konnten in Syrien studieren. Viele tatsächlich gut ausgebildete Syrer flohen zu uns und viele davon wollten arbeiten. Nach Anerkennung von Asyl gäbs keine bürokratischen Hürden für Arbeitgeber, dennoch werden sie nicht eingestellt. Viele Syrer sprechen ein sehr gutes englisch, Englisch wird schon ab der 1. Klasse unterrichtet und inzwischen auch deutsch. Wer nach Fachkräften aus dem Ausland ruft, der erwartet kein perfektes deutsch.
    Ich sehe das Geplärre der Arbeitgeber vom angeblichen Fachkräftemangel sehr differenziert. Das Geschrei wird wieder aufflammen, wenn der Agrarindustrie die Billigstlöhner aus osteuropäischen Ländern ausbleiben.

    • Die Syrer (wenn sie dann tatsächlich solche sind) haben subsidiären Schutz – kein Asyl …
      Der Bürgerkrieg ist übrigens vorbei …

    • Ach, die Syrer. Natürlich gibt’s da gut ausgebildete Leute, ich kenne sogar einen, der seit Jahrzehnten (!) in Deutschland ist. Aber das, was ab 2015 zu uns kam, war nicht die syrische Oberschicht, sondern deren großstädtisches Proletariat. Die anderen wollten ihr Eigentum nämlich nicht im Stich lassen.

  50. Wer arbeiten will, sollte dann auch auf dem Stellenmarkt präsent sein. Arbeitgeber können nicht „erraten“, wer zur „stillen Reserve“ zu zählen ist uns wer nicht. Wir können auch nicht einfach mal an der Haustüre klingeln und Fragen „möchten Sie arbeiten“. Wer also tatsächlich will, muss den ersten Schritt schon noch selber machen. Als Arbeitgeber freuen wir uns über jede Bewerbung. Aber Hellsehen können wir leider auch nicht. Alter und Kinder sind kein grundsätzliches Problem. Da finden sich im Regelfall immer Lösungen, mit denen beide Seite leben können. Also her mit den Bewerbungen. Oder hat man bei der Befragung nur mit „will arbeiten“ gestimmt, weil man sich dann selber besser fühlt? Wenn nicht jetzt, wann dann?

  51. Schön, dass dieser in der Tat blinde Fleck der Berichterstattung mal angesprochen wird – ich gehöre auch zu dieser Gruppe (61 Jahre, >30 Jahre internationale Berufserfahrung im Maschinenbau/ Elektroindustrie/ Digitalisierung).
    Das insbesondere der Maschinenbau/ die Elektroindustrie sich schwer damit tun, die notwendigen Mitarbeiter zu finden, überrascht nicht: Zwischen suchender Fachstelle und Arbeitssuchendem gibt es die „Lähmschicht“ Personalabteilung (oder HR für „Human Resources“), in der Branche gerne auch als „Human Remains“ oder „Hardly Required“ abgekürzt, die auf bestimmte Reizworte in Bewerbungen, z.B. Alter > 55, sofort mit Ablehnung reagiert – oder, wenn es mal zu einen Gespräch kommen sollte, mit den konkreten Fragen eines Berufserfahrenen nichts anfangen kann „Sie stellen zu viele Fragen, sie passen nicht in unsere Firmenkultur“ – alles schon erlebt.
    Ein weiterer Grund, warum ich lieber nicht arbeite (ich kann es mir leisten, habe Rücklagen): Die jungen Mädels/Kerle, die man in Arbeitsämtern antrifft, mögen den Berufsalltag eines Staplerfahrers verstehen – sind aber bei höherwertigen Tätigkeiten völlig kompetenz- und verständnislos, kommen mit völlig abwegigen Vorschlägen – nee, dass tue ich mir nicht mehr an in diesem Leben!

    • Genau so ist es. Dabei hat ein Arbeitnehmer mit 55 bald noch 15 Jahre Arbeitvor sich, steht also fast noch in der Mitte seines Berufslebens.

    • Sie haben ja eine sehr dedizierte Meinung über HR-Abteilungen und über Arbeitsämter. Es scheint ein gängiges Klischee zu sein, dass Bewerbungen immer durch HR-Mitarbeiter vorgefiltert werden. Ich habe es während meiner gesamten Berufstätigkeit eher anders erlebt. Wahrscheinlich ist dies von Branche und Größe der Unternehmen abhängig.
      Mitarbeiter des Arbeitsamtes habe ich eher als angenehm erlebt. Das hängt wahrscheinlich davon ab, wie man ihnen gegenüber auftritt. Nachdem ich aufgehört hatte zu arbeiten, habe ich mich natürlich arbeitslos gemeldet. Alle 3 Monate musste ich zum Amt, und den Mitarbeitern war klar, dass es nur um die 2 Jahre ALG1 ging. Also hat man sich eine halbe Stunde nett unterhalten und dabei ein oder zwei Formulare ausgefüllt. Wenn Sie allerdings erwarten, vom Arbeitsamt etwas Anderes als Mindestlohn-Jobs vermittelt zu bekommen, haben Sie nicht verstanden, wie das System dort funktioniert.

      • Meine Sachbearbeiterin war auch sehr angenehm. Aber die anderen von anderen Arbeitsagenturen waren richtig geil drauf, einem Ü58 Schichtarbeitesangebote zu schicken, die mit seiner Ausbildung nichts zu tun hatten!

    • Die Erfahrung mit den Leuten von AfA habe ich auch gemacht.
      Ein Probennehmer ist eben kein Mitarbeiter an einer Probenannahme. Ersterer bekommt Chemietarif E6 (ziemlich wenig), er muss auch nicht viel können. Zweiterer bekommt E10-E11 (rund 80000 Euro/Jahr) und muss sehr viel wissen. Chemielaborant oder Chemotechniker sollte man schon sein. Und ein Chemikant ist wieder was ganz anderes als ein Laborant und Chemiemeister. Und genau dafür bekam ich fast alle Angebote. Laboranten nur von einem (immer dem selben) Arbeitgeber immer nur für 6 Monate befristet (kam alle 6 Monate), immer auf Schicht (klar, macht man doch gerne, wenn man Ü58 ist).
      Aber: Ich bekam keine Angebote direkt von meiner Sachbearbeiterin, die war froh, wenn sie mal junge Leute vermitteln konnte. Die wusste aber auch, dass ich eine fette Abfindung bekommen hatte und nicht auf Arbeit angewiesen war.

  52. Zwischen der Beteuerung Arbeiten zu wollen und einer tatsächlichen Arbeitsaufnahme liegen oftmals Welten. Solche Wünsche kann man sehr einfach formulieren. Überprüfen lassen sich diese jedoch nicht.

  53. Was für eine Frechheit:
    „1,4 Millionen Menschen arbeiten nicht, weil sie Kinder, Kranke oder Ältere pflegen müssen…“

    Mütter/Hausfrauen arbeiten demnach auch nicht!

    Die einzige Gruppe, die ihrem Arbeitsauftrag „zum Wohle des Deutschen Volkes“ nicht nachkommt sind die grün-roten Volksnichtvertreter der idiologisch-idiotischen Staatsvernichter.

  54. Was ist mit denjenigen, die aus verschiedensten Zwängen arbeiten, aber nicht wollen? Diese Gruppe dürfte bei weitem größer sein, als diese stille Reserve.

  55. „Stationen in Krankenhäusern müssen stillgelegt werden, weil es an Pflegern mangelt.“
    Stationen in Krankenhäusern mussten/müssen stillgelegt werden, weil man die Pflegekräfte zwingen wollte sich die lebensgefährliche Corona Spritze geben zu lassen, weil sie wegen der Ablehnung der nichtsnutzigen Spritze teilweise rausgeworfen wurden, weil man sie vergrault hat, weil Zusagen nicht eingehalten wurden, weil sie belogen und betrogen wurden oder weil sie sich deshalb einen andere Job gesucht haben. 
    Die Pflegekräfte können nichts dafür, die Schuld für den Pflegekräftemangen tragen Corona-Lügner wie Lauterbach und Konsorten wegen denen die Pflegekräfte gegangen sind.

  56. “Händeringend”. Sollte auch mal Unwort des Jahres, besser Jahrzehntes, werden. Anständige Vergütung und das Ringen der Hände nimmt abrupt ein Ende. Aber dann würde man ja nicht weiter so feudal von unten nach oben umverteilen können. Eine (deutlich) bessere Bezahlung ist also keine Lösung in Neidhammelland. Dann doch besser jedes Jahr 1-2 Millionen Glücksritter ins Land holen. Das hält die Immopreise schön unerschwinglich für Otto Normalverbraucher und vielleicht finden sich ja 10-20% der Neuankömmlinge dann doch irgendwann im Billiglohnsektor wieder.

  57. Naja…. da braucht man sich aber keine großen Hoffnungen bzgl. der tatsächlichen Arbeitswilligkeit oder auch überhaupt Arbeitsfähigkeit von vielen Leutchen der zweiten Gruppe zu machen.

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