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Jahresbilanz

Günther Jauch hält RTL am Leben

07.01.2023

| Lesedauer: 3 Minuten
Leute unter 50 Jahren verabschieden sich vom Fernsehen. Das zeigt sich am Beispiel des Marktführers in der relevanten Zielgruppe: RTL. Der befindet sich jenseits der Erfolge von Günther Jauch in einer kreativen Krise.

Günther Jauch ist auf RTL omnipräsent. Vor allem in der zurückliegenden Woche. Da lief das 3-Millionen-Euro-Special: Jeden Abend von 20.15 Uhr bis Mitternacht konnten die Kölner daher „Wer wird Millionär?“ ausstrahlen. So leicht hätten es deren Macher gerne öfters. Zumal Jauch konstant gute Quoten einfuhr: Über 3 Millionen Zuschauer bei allen, knapp eine Million Zuschauer bei den Menschen unter 50 Jahren. Damit war „Wer wird Millionär?“ in der zurückliegenden Woche Unterhaltungs-Marktführer in der werberelevanten Zielgruppe. Auch das Nachrichtenformat „RTL Direkt“ profitierte von dem Zugpferd, weil es um 22.15 Uhr die Millionärssuche für 20 Minuten unterbrach.

Marktführer ist RTL in der werberelevanten Gruppe auch übers ganze Jahr gesehen, wie der Branchendienst DWDL berichtet hat. Doch die Kölner sind abgerutscht: auf 9,9 Prozent. Das bedeutet: Obwohl die Menge der Zuschauer unter 50 Jahren ohnehin zurückgeht, schafft es keiner der großen Sender mehr, ein volles Zehntel der Verbleibenden vor dem Bildschirm zu vereinigen. Bei ARD sind es in der Gruppe nur 8,0 Prozent der Zuschauer; unter Intendant Norbert Himmler ist das Ergebnis des ZDF bei den Jüngeren um 0,3 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent zurückgegangen. Dafür ist die Heimat des Rosamunde-Pilcher-Kitschs Marktführer bei den Menschen über 50 Jahren. Diesen Erfolg verdankt das ZDF Himmlers Strategie, das Zweite zum Bällebad für Senioren zu machen. Vor allem tagsüber: „Weil es weniger einzelne Leuchttürme sind, die den ZDF-Marktanteil so hoch halten, als die generell schon tagsüber und am Vorabend stets starke Performance“, wie es DWDL erklärt.

Gerade im Tagesprogramm zeigt sich RTL maximal lieblos. Vier Stunden halten Ulrich Wetzel und Barbara Salesch „Strafgericht“: Unbeholfene Laiendarsteller plappern ihre Straftaten versehentlich aus. Woraus der Richter messerscharf die Straftat erkennt und bedeutungsschwanger ein gerechtes Urteil über den Laiendarsteller spricht. Fernsehen für komplett Anspruchslose. Das wäre nicht weiter schlimm. Geld verdient RTL vor allem am Abend. Doch auch da sieht es nicht gut aus.

FRAMING
Der oberste Sendeauftrag: Realitätsverdrängung
Zu Zeiten der TV-Legende Helmut Thoma orientierte sich RTL am Zuschauergeschmack und hielt die Konzepte einfach. So stellte Thoma die Serie Knight Rider mit den Worten vor: „Das ist was mit Autos. Die Deutschen mögen Autos.“ Der Österreicher behielt recht. Mit diesem Gespür wurde RTL zum Unterhaltungs-Marktführer. Doch dieses Gespür scheint verloren gegangen zu sein, wie ein Blick auf die Flops der jüngeren Sendergeschichte zeigt.

Mal setzt RTL auf Gigantismus. Eine Flut an Bildern und Musik sowie ein Publikum, das sich um den Restverstand applaudiert, sollen Emotionen beim heimischen Kartoffelchipkauer auslösen. Was aber bei „Die Geheimnisse hinter den kultigsten RTL-Momenten“ komplett schief ging. Dann kopieren die Kölner andere Sender etwa mit „RTL Topnews“ (Heute Show) oder „Ich setz auf Dich“ (Wetten dass..?) und zeigen damit, dass sie nicht mehr den Ehrgeiz haben, in der Branche vorneweg zu gehen. Oder sie setzen auf das falsche Personal wie Guido Cantz. Mit dessen harmlosen Scherzen könnte der nicht mal den Pausenhof einer Grundschule begeistern, um aber den ARD-Zuschauer an einem trostlosen Samstag von der Fernbedienung abzulenken, reicht es gerade noch. Oder RTL kommt auf ganz abwegige Ideen. Etwa: Menschen wollten stundenlang Puppenstars zuschauen oder Promis zuhören, die über 40 Jahre alte Filme sprechen, die so schlecht sind, dass sie nur im Nachtprogramm zumutbar sind (40 Jahre Supernasen). Allesamt Flops.

Also saugt RTL so lange es geht an den Zitzen alter Erfolgsformate. Doch auch das hat Grenzen. Das Comeback von „7 Tage, 7 Köpfe“ kam gut aus den Startblöcken, verlief dann aber im Quoten-Treibsand. Durchlaufenden Formaten geht die Luft aus. So holte RTL die Supertalente vom Bildschirm und reformierte die Suche nach den „Superstars“. Der Sender kündigte Dieter Bohlen, weil dessen ätzenden Scherze nicht mehr ins gewünschte Image passten. Go woke. Das klappte. Also das mit dem Image. Nur sehen wollte es halt auch keiner. Get broke. Also holte RTL zuerst Bohlen für die 20. Staffel zurück, um fast im gleichen Atemzug zu verkünden, dass danach Schluss sein werde mit dem Format.

So bleibt RTL nicht viel. Da sind Jauch mit „Wer wird Millionär?“ und die Autobahnpolizisten von „Cobra 11“. Oder Jauch mit „Denn sie wissen nicht, was passiert“ und das Dschungelcamp. Dann gibt es aber auch noch Jauch mit „Bin ich schlauer als…?“ oder Jauch mit „Jauch gegen…“ oder Jauch mit „Gipfel der Quizgiganten“. Um es abzukürzen: Günter Jauch hält RTL am Leben. Wie gefährlich die Abhängigkeit von einem Star ist, hat Pro Sieben vorgemacht: Nach dem Abgang von Stefan Raab fielen die Münchener in ein kreatives Loch. Einigen Leuchttürmen wie „The Masked Singer“ standen seitdem viele Flops gegenüber. Das Ergebnis: Bei allen Zuschauern ist Pro Sieben mittlerweile ein Spartensender. In der werberelevanten Gruppe stürzte der Sender 2022 von 8,7 auf 8,2 Prozent Marktanteil ab.

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30 Kommentare

  1. Ohne Jako & Klaas wäre Pro7 mehr als mausetot. Der Sender ist leider schlecht geworden.

  2. Ich kann die Quoten nicht glauben. In meinem gesamten sozialen Umfeld finden die Leute die Knöpfe für Sender sowieso nicht mehr, weil sie alle Netflix und Amazon Prime gucken. Das erinnert mich an die Wählerzahlen der AfD. Die kommen über 15 % auch niemals hinaus. Und bei den Sendern fallen die Quoten auf die Werte, die wahrscheinlich realistisch sind. Sonst müsste das ganze ja auch Konsequenzen für die öffentlich-rechtlichen haben und die privaten würden eingehen.

  3. Von den unter 50järhrigen sitzen doch nur noch Rollifahrer mit vollständiger Lähmung von der Fernseher. Und zwar nur deshalb weil sie krankheitsbedingt keine Chance zur Flucht haben.
    Ergänzt vielleicht noch von im leeren Raum vor sich hin flimmernden Fernsehern, so wie dem Lumpenproletariat das mal in einer dieser obskuren Sendungen entweder als „Teilnehmer“ oder „Zuschauer“ mitgemacht hat. „Sieh mal Opa, da bin ich im Fernsehen“. Aber selbst das sind häufig ja Wiederholungen.
    Es ist jedenfalls keinesfalls davon auszugehen das die „Quoten“ reell sind. Denn sonst würden die Werbebudgets direkt auf 0 fallen.

  4. Die Werbung nicht zu vergessen – wenn mal ein guter Spielfilm läuft muss man meist nicht lange suchen um ihn gratis im Internet zu finden. Ich weiß nicht genau wie die Quote ermittelt wird – ich nehme aber an das nur Live Zuschauer zählen , Mediatheken Anteile etc. nicht.Mich stört das der meiste Privat TV Mist scheinbar gezielt um die Werbung herum fabriziert wird – alles in 15 Minuten Intervallen …
    Was den Nachmittags Trash angeht – grottenschlecht ,da sollten sich die RTL Macher mal „Jerry Springer“ oder „Rio Globo“ Trash anschauen – ich liebe das wenn zwei (oder mehr) füllige Negras aufeinander losgehen weil der kleine dünne (immer) Negro in der Mitte beiden ein Kind gemacht hat – oder schlimmeres …Dann kommen immer baumlange Securitys und trennen die Ladys …
    Viel verstehen kann man oft nicht – liegt aber nicht am Mangel an Sprachkenntnissen sondern am Dauerpiepton der Zensur …Herrlich , zumal alle Probleme immer eine sexuelle Komponente haben – eine füllige Schnecke steht immer mit zerrissenem Oberteil da …Trash vom Feinsten …
    „Aki Agora“ ist auch unterhaltsam – Live Berichte Federal Policia bei Schiessereien in Favelas …es geht es hart zur Sache ,da sind auf beiden Seiten noch „richtige Männer“ am Werk.Im Vergleich zu unseren Irren hat bei „Aki Agora“ alles immer eine nachvollziehbare finanzielle Komponente- das macht es für Unbeteiligte berechenbarer …
    So etwas wollen die Leute im Trashbereich sehen – nicht solche umerziehenden Gerichtsserien die wahrscheinlich nur das Ziel haben „Verrücktheiten“ als Normalität zu verkaufen. Ich gucke grundsätzlich nichts mehr was den Stempel BRDDR 1998 2.0 trägt , Privat TV inclusive …selbst die WM 22 habe ich mir großteils im frei empfangbaren Portugese TV angeschaut.
    RTL & Co. haben natürlich das Problem das selbst Rentner heute problemlos Netflix & Internetsendungen auf dem Bildschirm schauen können – harte Konkurrenz zumal die Amis dazu übergehen mehr oder minder alles mit großen Untertiteln zu versehen. Servus TV hat in unser einstigen Ostmark ja grade die 5% Quote im dritten Monat hinterenander geknackt – warum wohl sollten sich die RTL Macher fragen.

  5. TV brauchen die meisten nur zur Entspannung, und ganz Junge unter 26 Jahren brauchen eher Spannendes, Aktionen im Leben als sich aufs Sofa zu legen und TV zu schauen.

  6. Arte?
    Dort hat doch der rot-grüne Zeitgeist völlig die Oberhand gewonnen.
    Beispiele?
    07.01.2023
    „Kurzschluß“

    • Hundefreund „Der Film ist eine Reflexion über Liebe, Rassismus und Politik..entwickelt sich ein sexuelles Abenteuer zu einer Rassismus-Debatte zwischen zwei Lovern.“
    • Oh Sh*t! „Als sie plötzlich während des Abendessens ihre Periode bekommt…“

    08.01.2023
    „Frei um jeden Preis“

    • „Bedrie Brahim Gosturani (61) wurde als Mädchen geboren. Heute lebt sie als Mann in den nordalbanischen Bergen.“

    „Denzel Washington“

    • „Zahlreiche Filmausschnitte zeigen außerdem wie der Schauspieler, Produzent und Regisseur den Kampf für die Rechte der Afroamerikaner in seine Arbeit integriert hat.“

    „Wasser ist Zukunft“

    • „Der Klimawandel facht die Stürme an und lässt den Meeresspiegel steigen. Gegen anschwellende Fluten und Pegel müssen die Niederländer neue Wege finden, mit dem Wasser zu leben.“
    • …klass. Musik.

      Das sind noch die Sendungen, die ich mir auch öfter anschaue.
      Bei geschichtlichen Themen muss man aber schon sehr vorsichtig sein, denn deren Inhalte werden dort fast immer zum eigenen Weltbild passend geframed.

  7. „Fernsehen“ hört nicht auf. Im Gegenteil. Gerade die unter 50jährigen, insbesondere aber die Generation nach ihnen, also die Millenials und jünger, nehmen die Welt nicht minder, sondern sogar praktisch nur noch und ausschließlich über den Bildschirm wahr. No picture, didn’t happen. Nicht auf Tiktok, gibt es nicht. Nicht reden, chatten.
    Geändert hat sich nur die Technik. Die Digitalisierung macht in der Tat das linear ablaufende, zentral produzierte Fernsehen obsolet – so, wie das Fernsehen spätestens in den 1970ern den Niedergang des Radios zu reinen Musikberieselungsanlagen einleitete.
    Die modernen Streaminganbieter sind also nur eine Weiterentwicklung des Fernsehens, aber sie haben nicht die Konsuminterkation verändert. Das laufenden Programm klassischer Fernsehsender kann ich längst auf dem Smartphone ansehen, wenn ich will.
     
    Das Problem von RTL hat daher mit dem Format Bildschirmmedium, also Fernsehen, nichts zu tun. RTL ist so ein Kind des durch die Existenz eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks deformierten Medienmarktes wie der ÖRR selbst.
     
    Die Idee des ÖRR – das haben seine Freunde im Bundesverfassungsgericht sogar in ein Urteil getippt – ist es, ein staatlich kontrolliertes Vollangebot sendender Medien anzubieten, neben denen es ein anderes Angebot idealtypisch nicht nur nicht geben muß, weil dieser ÖRR alles abdeckt – sondern auch nicht geben sollte. Das hat sich selbst in Deutschland nicht durchhalten lassen. Doch vermutlich wäre das Privatfernsehen in Deutschland in den 1970ern erst gar nicht hochgekommen, hätte der ÖRR schon damals den aufgeblähten Umfang von heute gehabt. Das Unterhaltungsangebot des ÖRR endete seinerzeit am Samstag abend jedoch um 23:50 Uhr mit dem Schlußakkord eines Westerns mit John Wayne, danach kam das berühmte „Testbild“ mit dem Dauerton. Während in der angelsächsischen Welt MTV Videoclips rund um die Uhr sendete, gab es das im ÖRR einmal in der Woche eine Stunde in den 3. Programmen. In den USA gab es zwanzig Fernsehsender, in Deutschland zwei. Was damals letztlich fehlte, war etwas Humor, Verruchtheit, Flachheit. Fernsehen für die Unterschicht, die gesendete Mischung aus der BILD-Zeitung und Frau im Spiegel, mit dem Playboy nach Mitternacht. In diese Lücke stießen so Gestalten wie Hugo Egon Balder und Co. Was diese Sender nicht sein mußten, und wollten, war „seriös“ zu sein.
     
    Da die Deutschen schon damals den Zwangsbeitrag an die GEZ zahlen mußten, ließ sich in Deutschland nie ein kostenpflichtiges Kabelfernsehen wie etwa in den USA aufziehen, das in der Lage gewesen wäre, in ähnlicher Weise oder besser wie der ÖRR zu produzieren. Die Zuschauer waren weder bereit noch in der Lage, neben dieser Zwangsgebühr ähnliche Gebühren an Private zu zahlen, um dann doch nur das gleiche – mit etwas mehr nackter Haut oder noch flacherer Unterhaltung – serviert zu bekommen. So blieb nur die Finanzierung über Werbung, und damit diese Einnahmequelle nicht zu mächtig wurde, die Privaten also dem ÖRR wirklich etwas besseres hätten entgegensetzen können, erlaubte der Gesetzgeber auch dem ÖRR, vor 20 Uhr Werbung zu senden. Damit blieb die Refinanzierungsgrundlage eines privaten Fernsehens in Deutschland prekär, und letztlich etablierten sich nur im weniger kostenmächtigen Radio valide Alternativen. Dem der ÖRR aber sofort eine Inflationierung seiner Radiosender entgegensetzte. Die privaten Fernsehsender aber mußten extrem kostenbewußt operieren, am Ende machten sie nichts weiter, als in den USA billig abgelegte Serienformate einzukaufen, sie in Berlin vom Überangebot zweitklassiger Schauspieler eher schlecht auf Deutsch synchronisieren zu lassen und dann auszustrahlen. Der Rest war ein Abklatsch in den USA oder Italien entwickelter Unterhaltungsformate, und so ist es bis heute. Wer wird Millionär ist auch nur ein US-Format, sogar ein Franchise. Es sieht weltweit fast gleich aus.
     
    Die Krise des privaten linearen Fernsehens ist also nur ein Ausfluß der generellen Krise der deutschen Unterhaltungsindustrie. Mit dem einsetzenden Abgang der Boomer fehlt der talentierte Nachwuchs, siehe die Rückkehr von Thomas Gottschalk oder von Dieter Bohlen. Wer sich die neusten Folgen des Traumschiffes anschaut, der sehnt sich selbst als hartgesottener Zyniker nach den Folgen von vor 20 Jahren zurück, weil ein Format, das eine heile Welt in naivem Kitsch darstellt – und eine stille Sehnsucht danach hat ab und an jeder, darum hat dieses Format so lange schon Bestand – eben kitschig, naiv und heile Welt sein muß. Da sollte der Schiffsarzt dann eher keine Lesbe mit Migrationshintergrund sein und der Kapitän weder tätowiert noch zu jung. Das ÖRR kann sich indes erlauben, so an seinen Zuschauern vorbeizusenden, die privaten nicht.
     
    Es gibt tatsächlich kein deutsches Netflix. Doch es gibt es eben vor allem nicht, weil, anders als bis in die 1950er, im Grund aber schon seit 1945 es keine wirklich große und leistungsfähige deutsche Film- und Musikindustrie mehr gibt, die ihm so zuliefern könnte wie Hollywood nun eben eben Netflix oder Disney+ statt der alten Sender beliefert. Der Brain Drain nach Hollywood begann schon in den 1930ern (Otto Preminger, Marlene Dietrich, Billy Wilder u.v.a.m.) und nach dem Krieg ließen die Alliierten das Wiedererstehen einer deutschen Unterhaltungsindustrie jenseits der Verwertung ihrer eigenen Formate nicht zu. Der beschränkte ÖRR war dazu das ideale Vehikel, er hat alles stranguliert, und wo das nicht reichte, defamierte man die Vorkriegsprotagonisten der deutschen Unterhaltung als Nazi-Mitläufer. Es fehlen hierzulande inzwischen schon seit zwei Generationen die Linien und Traditionen deutscher Unterhaltung, so daß fast zwangsläufig die politisch motivierten Akteure übernahmen und die Lücke ausfüllten. Was Faßbinder oder von Trotha beim Film waren, ist der Tatort beim Fernsehen – von Anfang an. Statt Kreativität regiert der rigorose Politizismus weiblicher Akademikerinnen und leistungsferner Mittelschichtsöhne. Böhmermann beim ZDF, Ricarda Lang im Bundestag, ein und dasselbe.
     
    RTL oder Pro7 könnten also gar nicht umsteuern, selbst wenn sie es wollten. Analog zur Politik: Hilflos und halb resignativ statten die Deutschen immer nur Mitte-Links oder die CDU mit politischer Macht aus, etwas anderes ist für sie unvorstellbar, egal wie sie darunter leiden. Sie kennen es nicht anders, alles andere macht ihnen Angst. Möge das Land auch den Bach heruntergehen, sie sind das Kaninchen, das auf die Schlange starrt, aber nicht weglaufen kann.
     
    So wie das Land, so seine Unterhaltung.

    • Was Faßbinder oder von Trotha beim Film waren, ist der Tatort beim Fernsehen – von Anfang an. Statt Kreativität regiert der rigorose Politizismus weiblicher Akademikerinnen und leistungsferner Mittelschichtsöhne.
      DANKE DAFÜR

  8. Die große Chance für einen Privatsender wäre, wenn er sich bewusst als Alternative zum gesamten „Woken“ aufstellt. Aber dazu bedarf es intelligenter Menschen mit Selbstbewusstsein, nicht aber kleinkarierter Opportunisten – also Querdenkern, die das ganze Bisherige in Frage stellen und mutig Neues ausprobieren. Doch das ist in der heutigen geistig verzwergten regierungsaffinen Medienwelt nicht zu erwarten.

    • Das müsste dann aber einer der bestehenden Sender machen. Ein neuer Sender mit komplett konträrer Ausrichtung zum Mainstream würde heute von den Landesmedienanstalten gar keine Frequenzen oder Genehmigungen bekommen. Und selbst wenn ein bestehender Privatsender diesen Schritt wagen würde, müsste er das mithilfe einer soliden Eigenfinanzierung stemmen. Denn eins ist sicher, die Werbeindustrie würde sofort abspringen.

  9.  „Ich kann Ihnen aber auch sagen, welchen Menschen ich in diesem Jahr mit großem Unverständnis begegne: Das sind für mich alle Impfverweigerer, die mit ihrem Starrsinn zig Millionen Menschen quasi in Geiselhaft nehmen.“ – seit dieser Aussage und seiner, mit Pflaster am Arm, gemachten Impfwerbung, kann ich diesen Mann nicht mehr sehen!

    • Aber damit nicht genug.
      Jauch war zum Zeitpunkt dieser Impfwerbung noch nicht einmal selbst geimpft.
      Das Pflaster auf seinem Arm war ein Fake!
      Ob er, der Ungeimpfte beschimpfte und der Gutgläubige (Naive) mit spitzbübischen Lächeln an die Nadel locken wollte, inzwischen tatsächlich „geimpft“ ist, wird wohl nur er selbst wissen.
      RTL…, RTL…? Ahhh…, war das nicht der Sender mit dem Ti…-Hugo?
      Ich glaube, da hatte ich letztmalig Mitte der 90’er hingezappt.
      Schaut sich das durch Actionfilme und Quizshows unterbrochene Werbefernsehen tatsächlich jemand freiwillig an?

    • Ich stimme zu, dass habe ich ihm selbst als Geimpfter sehr übel genommen. Neidlos anerkennen muss man aber seine Schlagfertigkeit und seine Stärke im Umgang mit völlig fremden Menschen. Ohne ihn wäre Wer wird Millionär längst tot.

      Mit Wehmut erinnere ich mich an die 90er. Als bei RTL noch die angesagten Serien (Großteils aus USA) liefen. Aber auch bei den Eigenproduktionen war RTL nicht schlecht. Ich habe immer mit Begeisterung „Ein Tag wie kein anderer“ mit Björn-Hergen Schimpf gesehen. Selbst das Dschungelcamp war in den ersten Staffeln noch sehenswert. Aber jetzt ist es einfach nur durchgenudelt.

  10. Es ist schon Jahrzehnte her da waren Jauch und Gottschalk noch beim Radio. Ihre Moderation und ihre Frotzeleien dabei waren neu erfrischend unterhaltsam und lustig. Über die Jahre hat sich das geändert. Gottschalk ist zu einem selbstverliebten Gockel geworden der nur noch dadurch auffällt daß er clowneske Klamotten trägt und in „seinen“ Sendungen den Gästen gerne seine ganze Lebensgeschichte erzählt in der Erwartung daß die unterwürfigen Beifall klatschen. Wer will das noch?
    Und Jauch gibt den jovialen Oberlehrer der versucht den Kandidaten*Innen wie *außen irgendwelche brisanten Geheimnisse zu entlocken. Er wie sein Kollege Gottschalk sind sich ihrer vergangenen Erfolge bewußt und erwarten gottgleiche Bewunderung. Dabei vergessen sie daß ihre ehemalige Zielgruppe mehr und mehr auf ganz natürliche Weise weniger wird. Wenn Sender sich krampfhaft an solche „TV-Giganten“ klammern kann man ermessen wie groß die Not ist. Mehr als zum Durchzappen reichen deren Formate nicht. Nach spätestens zwei Minuten muß man weiterzappen sonst hinterlässt das bleibende Schäden.

  11. „Wer wird Millionär?“, wird das Personal bestimmt den Insassen eines Pflegeheims anmachen, damit sie was zu gucken haben. Diese vielen Ratesendungen, Koch- und Kuppelshows, die Jokos und Klaas, Welke & Co, bis runter in die Tiefen der politischen Feierabendrunden sind doch einfach nur billig produzierte Massenware, für die sich kein Schwein interessiert. In Zeiten politischer Korrektheit ist es auch nicht einfach, Produzent zu sein. Da kannst du nicht einfach was mit Autos machen. Die werden inzwischen so knapp gehalten, dass selbst ein schäbiger Golf 33.000,-Euro kostet. Fernsehen ist für meinen Geschmack ein Auslaufmodell. Die Zukunft gehört den Download- und Streamingplattformen. Allein der Umsatz von Netflix liegt bei 30 Milliarden Dollar. Dagegen liegen alle Gebühren- und Werbeeinnahmen deutscher Fernseh- und Radiosender! bei unter 20 Milliarden Euro. Ich denke auch, dass in 20 % der Haushalte ohnehin nur Auslandskanäle geschaut werden. Türken, Araber, Russen und Ukrainer schauen bestimmt kein deutsches Fernsehen, verstehst du?

    • Netflix ist auch Mist. Was die selbst produzieren ist alles nur wokes Gaga. Und Fremdprodukte können sie sich nur sehr eingeschränkt leisten.
      Selbst Amazon ist da noch besser, und das ist der Streamer, der Serien mit schwarzen Hobbits produziert. Filme gehen da aber fast gar nicht, muss man einzeln kaufen oder „kannst du momentan an deinem Standort nicht ansehen“. Aha.
      Streaming ist nicht wirklich stark, es ist nur besser als das lineare Fernsehen, weil das eben völliger Schrott ist. Man muss eben nicht schneller sein als der Löwe, nur schneller als der langsamste Kumpel.
      Meine Mutter ist 80 und schaut hauptsächlich dmax, weil Waldschrate und Ice Road Truckers immer noch interessanter sind als der ganze Schrott, den das Fernsehen sonst zubieten hat.

      • Wenn es schon um die Mütter geht, meine ist fünf Jahre älter und schaut ebenfalls gern Dmax oder Servus TV, manchmal History-Dokumentationen, aber definitiv nicht diese „Hitlerei“, die hat schon ihre Kindheit versaut.
        Dieser ÖRR-Mist ist ihr zuwider, RTL oder SAT1 sei etwas für „Gehirnamputierte“.

  12. Es sollte auffallen, dass die RTL-Nachrichtensendungen sehr, sehr einseitig ausgerichtet sind. Des öfteren bemerkt, wenn die Langfassungen von „Wer wird Millionär“ kommen und kurz nach 22 Uhr diese Sendung wegen News planmäßig unterbrochen werden. Vom Programm her leidet RTL an der Internetkonkurrenz. Kinofilme sind schon längere Zeit Seltenheit bei RTL.

  13. Ich kann mich noch erinnern, als Günter Jauch seine Abstinenz von Werbespots jeglicher Art damit begründete, er könne es als ‚kritischer Journalist“ nicht verantworten, für irgendetwas oder irgendjemanden Werbung machen. Lang ist’s her. Mittlerweile ist er, nicht erst seit seinen peinlichen Impfkampagnen-Auftritt, als seriöser Moderator nicht mehr ernst zu nehmen. Als Journalist erst recht nicht. Schade.

  14. [„Dann kopieren die Kölner andere Sender etwa mit „RTL Topnews“ (Heute Show) „]
    Da denke ich mit Wehmut an das Format RTL Samstag Nacht zurück, obwohl ich dort auch nicht alles gut fand. Aber die Sendung hatte etwas Eigenes, was uns „damals“ vor den Bildschirm gelockt hat; und ich habe Esther Schweins angehimmelt 🙂
    Aber auch so eine Sendung würde m.E. heute nicht mehr funktionieren.
    Ich wüsste nicht, wer solch eine Sendung heute besetzten sollte.
    Und selbst wenn es die Personen gäbe, würde die Sendung vermutlich maximal woke links weichgespült. Ein Grund, warum ich mir mittlerweile die einmal gute Heute Show auch nicht mehr anschauen kann.
    Schade.

  15. Wäre ich an seiner Stelle wäre mit so eine altbackene Melkuh sehr angenehm, denn damit muß man sich selbst nicht verausgaben und hat noch den herrlichen Effekt für wenig Aufwand noch ein Zubrot zu haben, wenn sich noch die Leute für diese Art der Unterhaltung entscheiden.

  16. Get woke, go broke…..
    Damit ist doch alles gesagt. Die Leute haben salopp gesagt einfach die Schnauze voll von dem hingeheuchelten Staatsfunk, den ständigen Belehrungen, den unterschwelligen Vorwürfen sei es bei Corona oder allgegenwärtigen Rassismusvorwürfen, dem Klimagedöns und natürlich der „Energiewende“ Unfähige Politiker im Verbund mit unfähigen aber willfährigen Programmgestaltern. Das passt doch. Und wenn man sich dann die fürstlichen Honorare fürs Komplettversagen anschaut, kommt einem das Frühstück wieder hoch. WEG DAMIT….

  17. Eine deprimierende Analyse des Privatfernsehens. Positiv sehe ich jedoch, dass RTL & Co. bei den News allmählich besser werden, müssen sich aber noch viel mehr vom Mainstream lösen.

  18. Fernsehen wäre heute nur dann noch interessant, wenn es noch Journalisten gäbe, die ihren Job machen statt Propaganda zu betreiben.

    Der mündige Bürger braucht niemandem, der für ihn „einordnet“, sondern er braucht alle relevanten Fakten zu einem Thema, und zwar ungefiltert. Nur wenn ich alle Aspekte kenne, kann ich mir eine begründete eigene Meinung zu einer Sache bilden.

    Der zum Regierungspropaganda-Fernsehen verkommene ÖRR ist dafür genauso ungeeignet wie die Erzeugnisse der ehemaligen „Qualitätspresse“.

    Ich benutze meinen Fernseher nur noch, um mir (meist von Konserve) ältere und alte Filme, Serien und Dokus anzuschauen. Das woke und klimabewegte neue Zeugs mit seinem Gender-Gaga und seiner Panikmache ist unerträglich geworden, das schaue ich mir schon lange nicht mehr an. Volksverdummung vom Feinsten – die braunen und roten Sozialisten der deutschen Vergangenheit hätten es nicht „besser“ machen können.

    Da sollten sich die linksgrünen TV-Macher nicht wundern, dass keiner mehr den Mist sehen will, den sie produzieren. Was für eine Dreistigkeit, uns dafür auch noch Zwangsgeführen abzunötigen!

    • Fernsehen soll in erster Linie unterhalten, aber da läuft ja nichts mehr das diesen Anspruch erfüllt. Deutschland hat mit Abstand das langweiligste und ideenloseste Fernsehen der Welt. Und wenn man da überhaupt mal etwas ansehen kann, dann nur weils irgendwo im Ausland abgekupfert wurde.

      • Unterhalten und neutral informieren mit Fakten und nicht irgendwelchen bezahlten „Faktencheckern“. Das ist sogar die Werbung im US-TV noch besser als das deutsche Fernsehprogramm, was aus Wiederholungen der x-ten Wiederholung von Uraltfilmen besteht.
        PBS bringt ganz nette Sendungen ohne Werbeunterbrechung.

  19. Günther Jauch also. Dann sehe ich schwarz. Die Leute wenden sich nicht vom TV als solches ab. Sondern von den grausigen Programminhalten.

    • Eine Woche lang 4 Std. Jauch täglich, am Samstag dann noch mal zusammen mit seinem Busenfreund Gottschalk… abwarten wann die Leute davon die Schnauze voll haben.
      Das ist wie beim ZDF, da bringt Bares für rares noch etwas Quote, also sende ich es in Dauerschleife bis auch den Miste keiner mehr sehen kann.

      • Da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Schauen Sie sich die Quoten der letzten „Wetten, daß“ Sendung an. Es gibt noch genug Schafe in Deutschland. Ich würde behaupten, es werden jeden Tag mehr…

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