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Glosse

Ärztefunktionäre unter Extremismusverdacht

von Gastautor

30.03.2024

| Lesedauer: 3 Minuten
Ein gestreckter Zeigefinger, eine ausgestreckte Hand, Buchstabenkombinationen und Zahlenfolgen: Die neue, komplett durchpolitisierte Welt steckt voller versteckter Zeichen und Fallen. Jeden kann es erwischen, auch Ärzte. Von Lothar Krimmel

Der Kampf gegen Rechts hat einen weiteren spektakulären Erfolg zu vermelden. Nur wenige Tage nachdem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit der Forderung nach einer Aufarbeitung der Corona-Zeit den Staat zu verhöhnen und zu delegitimieren versuchte, hat Nancy Faesers starker Staat jetzt zurückgeschlagen.

Bereits seit Längerem fragten sich Verfassungsschützer, warum die KBV als Spitzenorganisation der deutschen Kassenärzte ausgerechnet den kryptischen Zahlencode „116117“ als bundesweite Rufnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst gewählt hatte. Zwar war bereits ermittelt worden, dass die beiden abschließenden Ziffern „17“ als Zahlencodes für die Buchstaben A und G stehen und in rechtsextremen Kreisen „Adolfs Gruß“ bedeuten. Unklar war aber bislang, was die KBV mit den vier vorangehenden Ziffern „1161“ ausdrücken wollte.

Der Durchbruch wurde jetzt durch die unschätzbaren Dienste eines wachsamen Schulleiters in Mecklenburg-Vorpommern möglich. Dieser hatte in Erfahrung gebracht, dass eine 16-jährige Schülerin seines Gymnasiums ein Bild mit dem Zahlencode „1161“ gepostet hatte. Dieser Zahlencode steht für die Buchstabenfolge „AAFA“ und wurde nunmehr im Verlauf der Ermittlungen gegen die Schülerin als die rechtsextreme Parole „Anti-Anti-Faschistische Aktion“ entschlüsselt, also als eine verfassungsfeindliche Kampfansage an die ebenso demokratische wie friedliebende Antifa.

Genie und Geduld führten zur Enttarnung

Dem Genie der Verfassungsschützer ist es zu verdanken, dass sie den Aufklärungserfolg in Mecklenburg-Vorpommern mit ihren eigenen Rechercheergebnissen in Beziehung brachten. Denn man muss die beiden Puzzle-Teile zusammenlegen, um aus dem resultierenden Zahlencode „116117“ die Buchstabenfolge „AAFAAG“ zu ermitteln, die nunmehr als die rechtsextreme Verschwörungsformel „Anti-Anti-Faschistische Aktion: Adolfs Gruß“ enttarnt werden konnte.

Bereits in den nächsten Tagen könnte die Ärzteschaft eine Durchsuchungs- und Verhaftungswelle überrollen. Es wird auch eine Warnung an alle diejenigen sein, die allzu leichtsinnig eine Aufarbeitung der Corona-Zeit fordern.

Man bedenke, dass seit Einführung der Notrufnummer Millionen von hilfesuchenden Bürgern missbraucht wurden, um mit der Wahl dieser Nummer Propaganda für die rechtsextremen Botschaften einer Ärzte-Clique zu machen.

Faeser-Haldenwang-Test auf totale Demokratie

Der spektakuläre Aufklärungserfolg wird bereits in einem Atemzug mit der Entschlüsselung der Enigma-Nachrichten der deutschen Wehrmacht durch Alan Turing genannt. Auch der nach diesem mathematischen Genie benannte Turing-Test hat schon eine Entsprechung gefunden. Der Faeser-Haldenwang-Test würdigt die beiden heutigen rechtsstaatlichen Genies mit der ihnen zugeschriebenen Formel, dass totale Demokratie genau dann erreicht ist, wenn eine beliebige Testperson die Arbeitsweise des Verfassungsschutzes nicht mehr von der Arbeitsweise der Stasi unterscheiden kann.

In der Pressekonferenz zum Ermittlungserfolg wies eine Sprecherin des Innenministeriums darauf hin, dass mit einer zügigeren Verabschiedung des derzeit diskutierten Demokratiereste-Entsorgungsgesetzes (DREG) die rechte Ärzteverschwörung viel schneller hätte aufgedeckt werden können. Sie warnte vor allem die FDP davor, durch Vorbehalte gegen diesen Gesetzentwurf Wasser auf die Mühlen der Rechten zu leiten. Auch parlamentarische Reden unterhalb der Strafbarkeitsgrenze müssten jetzt mit der ganzen Härte des Staates verfolgt werden.

Gefragt nach der Vereinbarkeit solchen Vorgehens mit der Meinungsfreiheit, erwiderte die Sprecherin, selbstverständlich garantiere die Ampel die Freiheit der Meinungsäußerung. Aber die Freiheit nach der Meinungsäußerung könne im Interesse eines starken Staates nicht garantiert werden. Um die wirksame Kontrolle von Meinungsäußerungen besser in der Zivilgesellschaft verankern zu können, arbeite man bereits am Entwurf eines Gute-Denunzianten-Gesetzes (GUDEG).

Autoverbot in Hamburg?

Der 16-jährigen Schülerin in Mecklenburg-Vorpommern wurde im Übrigen nicht nur die Zahlenfolge „1161“ zum Verhängnis. Zusätzlich wurde nämlich ihr Post eines Bildes, in dem ein Kapuzenpullover mit der Buchstabenaufschrift HH auftaucht, als Äußerung einer verbotenen Grußformel interpretiert. Wer jetzt einwirft, dass alle Erzeugnisse der Modemarke Helly Hansen eine HH-Aufschrift tragen und dass auch die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern daher immer wieder mit HH-Aufschriften herumläuft, der verharmlost die rechtsextreme Gefahr, die von solchen Pullovern ausgeht.

Erschwert wird die intensive Heil-Hitler-Suche des Verfassungsschutzes zusätzlich durch die Verwendung des Autokennzeichens HH für die Hansestadt Hamburg. Der Einwand, dass Extremisten, die sich ihre Verschwörungsformel mit Hunderttausenden von Autofahrern und Mode-Liebhabern teilen müssen, eher zu bemitleiden seien, ist allerdings nicht stichhaltig, da der Rechtsextremismus im Gegenteil auf diese Weise versucht, insbesondere im Autofahrer- und Fashionmilieu anschlussfähig zu bleiben. Zur Verbesserung der Fahndung sollte man deswegen darüber nachdenken, das Autofahren in Hamburg generell zu verbieten. Im Kampf gegen Rechts darf es jetzt keine Tabus und roten Linien mehr geben.


Dr. med. Lothar Krimmel, Facharzt für Allgemeinmedizin, war von 1992 bis 2000 Geschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und damit ein genauer Kenner des Medizinsektors.

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21 Kommentare

  1. Herrlich…habe beim sehr kurzweiligen Lesen sehr häufig bis über beide Ohren gegrinst…und immer wieder zustimmend mit dem Kopf genickt.
    Der gute Herr Doktor hat einen feinen Humor..dieser sollte vielleicht mal darüber nachdenken…dieses ruhig mal häufiger zu “ praktizieren“..
    Wäre schade, wenn diese feinsinnige Beobachtungsgabe und der Humor ungenutzt bliebe..
    Danke dafür…allen, @ Tichy ganz besonders,eine schöne Osterzeit.

  2. Wichtig ist, dass wir den Kampf gegen böse Sprache und NS-Geheimcodes ganzheitlich und nachhaltig angehen. In einer Übergangsphase können entfernte Buchstaben durch ein „-“ kenntlich gemacht werden. Der erste Schritt muss die Entfernung des „HH“ aus der deutschen Sprache sein. Da sollte es keine Probleme geben, denn das Doppel-H ist ja nicht wirklich häufig. Dac–aut sagen eh nur die Dachdecker und ein Schnitzel kann man auch flachklopfen statt flac–auen. Bei „HJ“ wird es auch keine größeren Schwierigkeiten geben, wer wohnt schon noch in einer Dac–uche.
    „NS“ wird u– ganz sicher nicht fehlen, denn eine Weihnachtsga– kommt ohnehin nicht alle Tage auf den Tisch. „SS“ und „SA“ stellen u– da schon vor größere Herausforderungen, die He–en und –chsen werden sich aber daran gewöhnen mü–en, da– die Schreibweise ihrer Bundesländer in der Tat etwas sperrig (oder etwa- -perrig?) wirkt. In der –che kann es aber (oder e- -ber?) keine Kompromi–e geben, dafür mü–en alle Me–ch*in*nen gemein–m und nac–altig ei—tehen.

  3. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man eine Komödie daraus machen.

  4. Nach dem Lesen der ersten Zeilen musste ich erstmal nach oben scrollen, um zu prüfen, ob es eine Glosse ist. Zu glaubwürdig.

    • Der Begriff Glosse bezeichnet doch etwas ganz anderes! Realsatire wäre wohl richtiger.Vielleicht müßte man noch den passenden Genre-Namen erfinden?! Herr Paetow, Sie schaffen das!

    • Uhh, das hätten Sie jetzt nicht schreiben dürfen! Wenn es an anderer Stelle um „zu glaubwürdig“ geht, dann schieben diejenigen alles „Satire“ ällerbätsch hinterher. TE kann nichts hinterher schieben, wenn Sie den Text als „glaubwürdig“ beschreiben! Das könnte gefährlich werden.

  5. Der politische Wahnsinn nimmt eindeutig zu.
    Sie bereiten sich wahrscheinlich darauf vor, künftige Wahlen zu manipulieren.

  6. „Ärztefunktionäre unter Extremismusverdacht“
    Haben Faeser und Haldewang schon mit dem Foltern begonnen ? 😉
    War schon bei „Väterchen“ Stalin so:
    Ärtztekomplott: Stalins letzte Paranoia
    Quelle: „Jüdische Allgemeine“, 22.01.2023

    Insgesamt 37 Menschen wurden verhaftet.

    Als Verschwörungstheoretiker, der um sein Leben bangte, verfolgte Stalin die Entwicklung des Komplotts persönlich

    und ließ festgenommene Mediziner foltern.

    Was hatte der Diktator vor?

    Die verurteilten Ärzte sollten in Moskau am Roten Platz öffentlich gehängt werden.

    Zeitzeugen: Mehrere Zeitzeugen gehen in ihren Erinnerungen von einer geplanten Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung aus dem europäischen Teil der Sowjetunion

    oder zumindest von einer Teildeportation in Lager nach Kasachstan und Sibirien aus.

    Und es gibt doch noch einen Gott !!!
    Befor das Urteil vollstreckt wurde ist „Väterchen“ Stalin abberufen worden in die Hölle durch einen plötzlichen qualvollen Tod, einsam und alleine in seinem verriegelten Schlafgemach.

    Haben Faeser und Haldewang schon die Galgen aufgestellt ? 😉
    „Die neue, komplett durchpolitisierte Welt steckt voller versteckter Zeichen und Fallen.“
    Es ist die gleiche geheimdienstliche stalinistische Paranoia, die man schon in den STASI Akten nachlesen kann.
    „staatsfeindliche interpretative und tendentiöse Aussagen“

  7. Es fehlt noch das Gute-Lage-Gesetz von Robert Habeck. Damit wird die schlechte reale Lage in die imaginäre Zahlenwelt verbannt. Das kann der philosophieanfällige Kinderbuchautor sogar mathematisch herleiten:

    „Eine imaginäre Zahl ist eine komplexe Zahl, deren Quadrat eine nichtpositive reelle Zahl ist. Äquivalent dazu kann man die imaginären Zahlen als diejenigen komplexen Zahlen definieren, deren Realteil null ist.“

    (Wikipedia)

    Bitte im Brustton der eigenen Wichtigkeit rhythmisch vortragen.

  8. Die Kassenärztliche Vereinigung ist eine Erfindung der Nazis – Es wurde wirklich Zeit, daß sie endlich vom Kampf gegen Rechts erfaßt wird!

  9. Danke für die Aufklärung.
    Bis jetzt dachte ich ja immer, „HH“ stünde für „Hubertus Heil“.
    So kann man sich irren!

  10. Die Wissenschaft hat festgestellt: dass die Regenbogenflagge das AfD-Blau enthält. Klarer Fall für Herrn Wang-von-den-Halden. So werden wir sie endlich los, die ideologische Beflaggung.

    • … und wann fällt jemanden auf, dass einer der fünf olympischen Ringe schwarz ist und dabei Afrika symbolisiert?

  11. Kein Scherz sondern vorauseilender Gehorsam, wie er im besten Deutschland aller Zeiten inzwischen um sich greift:
    Der Landkreis Darmstadt-Dieburg verbietet die Zusatzbuchstaben HH, mit anderen Worten: DA-HH und DI-HH dürfen nicht mehr vergeben werden.
    Leute: wir leben in einer Realsatire, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Wohin soll das noch führen? Gibt es Leute, die diesen Quatsch noch stoppen können, bevor wir alle dem Irrsinn anheim fallen?

  12. Das deutsche Alphabet hat nur 26 Buchstaben, kombinierbar mit neun Ziffern. Wird daher der Interpretationsspielraum für die Verfassungsschützer langsam knapp? Schöne Mathematikaufgabe fürs deutsche Abitur.

  13. Endlich wird mal durchgegriffen ! Auf dem obigen Foto findet sich ein Hitlerbärtchen, auch genannt Popelbremse.
    Die Fakten sind eindeutig: Provokante Anordnung des Stethoskops (Gesichtsschema) + schwarzer Oberlippenbart, getarnt als Bereitschaftspieper (bereit wofür?). Bei den übrigen Geräten muß es sich nicht unbedingt um Schreibgeräte handeln – es wird noch ermittelt ! Der Provokateur wurde festgenommen, seine nur zum Schein weiße Weste konnte die Ermittler nicht in die Irre führen.

  14. Das neue Gesetz wird sicherlich keinen so negativ besetzten Namen tragen. Selbstverständlich wird es „Gute-Meldehelden-Gesetz“ (GUMEHEG) heißen. Denunzianten gibt es nur im rrräääächten Spektrum.

  15. Psychologisch erinnert mich dies übrigens an die „paradoxe Verschreibung“, wie wir sie von Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“ kennen.

  16. AUCH EXTREMISTISCH?

    -die Hansestadt Hamburg (HH)
    -alle Orte mit einer „88“ in der Postleitzahl
    -dto. alle Autos mit „88“ im Kennzeichen
    -die Stadt Heilbronn wegen der ersten Silbe
    -alle Vegetarier
    -das Datum 20. April und jeder, der sich an diesem Tag bewegt
    -der Beruf Ober, jeder der Salz verwendet und alle, die auf oder an einem Berg wohnen (wegen „Obersalzberg“
    -der Reichstag und das Grundgesetz wegen Verwendung des Begriffes „Volk“
    -jeder Benutzer einer Autobahn
    -jeder, der einen VW fährt
    -etc., etc.

    Wenn die noch etwas paranoider geworden sind, finden sie sicher noch eine ganze Menge.

    • Hubertus Heil sollte sich auch was schämen.
      Es soll ja Gegenden v.a. im bajuvarischen Sprachraum geben, wo es üblich ist, zuerst den Nachnamen und dann den Vornamen zu nennen…

  17. Und ich dachte, AAFA stünde für „Adolf als Führer auferstehen“.
    Was mir aber viel zu selten thematisiert wird: Anton Hofreiters Initialen. Das ist doch kein Zufall! Und auch seinen Scheitel kann man als versteckte Reminiszenz an den „Führer“ werten. Nicht umsonst ist Hofreiter doch der engagierteste Vertreter von „16224“: „Unternehmen Barbarossa 2024“!

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