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Mini und Miki im Gatsch

Es war einmal eine Buchmesse …

23.03.2024

| Lesedauer: 4 Minuten
Es ist nicht der Zuspruch, an dem die Buchmesse leidet, es ist die hemmungslose Gleichschaltung und Ideologisierung der Literatur, wie sie sich in den Preisvergaben als disziplinierender Mechanismus zeigt.

Die Formulierung, dass die Grünen alles kaputt bekommen, die Gesellschaft, den Staat, die Demokratie, die Freiheit, die Wirtschaft und nun auch die Literatur und das Theater, dürfte inzwischen ein geflügeltes Wort geworden sein, ein schmerzlicher Befund ist es auf alle Fälle. Die Leipziger Buchmesse lebt von der Vergangenheit, von einer Tradition, als es noch ein deutsche Literatur gab, jetzt sieht man zwar immer noch auf der Messe wie eh und je viel gedrucktes Papier, allerdings nur selten Bücher. Traditionell ist die Buchmesse ein Publikumsmagnet und hat durch die Comic-Aussteller die Besucherbasis vergrößern können. Es ist also nicht der Zuspruch, an dem die Buchmesse leidet, es ist die hemmungslose Gleichschaltung und Ideologisierung der Literatur, wie sie sich in den Preisvergaben als disziplinierender Mechanismus zeigt.

Über die Preise, die ohnehin seit einigen Jahren nicht mehr nach literarischen Maßstäben vergeben werden, sondern rein nach der Kriterien der postmodernen Ideologie der Grünen, braucht man eigentlich nicht viel zu sagen. Man könnte Hölderlin paraphrasieren, der im Hyperion schrieb: „Handwerker siehst du, aber keine Menschen“ mit: „Ideologiewerker siehst du, aber keine Schriftsteller“, „Kulturschaffende, aber keine Kultur“, weil die Kulturschaffenden, die Kultur abgeschafft haben.

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Diejenigen, die noch das Handwerk des Schreibens beherrschen, sind hoffnungsvoll in der Minderzahl – nicht mehr auf Podien vertreten, längst nicht mehr preiswürdig. Literaturpreise werden ohnehin nicht mehr für Literatur vergeben, nicht Leben soll mehr erzählt, sondern die woke Weltanschauung verherrlicht werden, wie man beim Deutschen Spermienpreis im vorvergangene Jahr verfolgen konnte und wie es in diesem Jahr in Leipzig bestätigt wird. Man kann inzwischen fast voraussagen, wer einen Literaturpreis bekommt, denn es gelten ausschließlich ideologische Kriterien, möglichst kein heterosexueller Mann, kann aber ausgeglichen werden durch eine Migrationshintergrund, wichtig ist Postkolonialismus, Antirassismus, gegendert sollte der Text auch sein, er sollte vom bösen Kapitalismus handeln, von Rassisten, und von der Diskriminierung derer, die inzwischen all diejenigen diskriminieren, die nicht bei drei gendern oder sich schuldig bekennen, welcher rechten Sünde auch immer – und natürlich muss der Klimawandel erwähnt werden.

Es verwundert da nicht, wenn die Tagesschau über Buch und Preisträgerin schreibt: „Der Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik geht in diesem Jahr an Barbi Markovic. Die aus Serbien stammende Autorin wurde für ihr Buch „Minihorror“ ausgezeichnet. Es handelt von dem Paar Mini und Miki, das in den alltäglichen Horror des städtischen und migrantischen Lebens in Österreich eintaucht.“ Okay, Migrationshintergrund und der „Horror des …migrantischen Lebens in Österreich“, letztlich so wie Deutschland, ist schon mal als Kriterium erfüllt, Frau auch. Weiter zitiert die Tagesschau die Jury: „Markovic erzähle „hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart – hinten die Kriegsverbrechen, vorne der Klimawandel, dazwischen die Banalität unseres tagtäglichen Lebens.“ Wichtig, der Klimawandel fehlt im Buch nicht.

Gegendert wird der Text natürlich, womit er sich bereits von dem, was man deutsche Sprache nennt, verabschiedet. Aber auch sonst kommt das Buch der Lektürefähigkeit des Durchschnitts- und Spitzengrünen und ihrer woken Follower in der Ampel sehr entgegen, denn der Text ist in einfacher Sprache verfasst, in einer Sprache, verglichen mit der noch jeder Dutzendcomic artifizielles Niveau und Proustsche Kunstfertigkeit besitzt, denn so die Jury laut Tagesschau: „Die Autorin erzähle stilsicher und mit bewussten Stilbrüchen einen Comic in Prosa ….“ An dieser Stelle beweist übrigens die Jury, dass sie nichts von Comics versteht, denn die meisten Comics sind in Prosa und nicht in Versen verfasst. Wie „witzig“ und „scheinbar einfach die Sätze“, wie die Jury lobt, in Wahrheit wie kunstlos, banal, primitiv die Sätze sind, wie literarisch ohne Wert und ohne Stil, verdeutlicht der Text:

„Mini ist heute schlecht drauf, deshalb muss sie den ganzen Tag Serien schauen. Der Regen tropft in den Schlamm, aber wenn es nicht regnen würde, dann wäre da gar kein Schlamm: Minis Stimmung funktioniert ähnlich, und heute ist der Boden ihres Geistes einfach Gatsch, in dem man kaum Halt findet und nach einer Weile auf jeden Fall ausrutschen und hinfallen muss. Auch wenn man es dann irgendwie schafft, aufzustehen, sind die geistigen Beine verdreckt, nass und kalt, also insgesamt ist alles kontaminiert und die Existenz eine einzige Mühsal.“ „Geistige Beine“ oder „Körperliche Füße“ hätte die Autorin den Roman auch nennen können, doch er trägt den Titel „Minihorror“, denn die Protagonisten heißen Mini und Miki.

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Und für die Jury und die Literaturbetriebsliteraturkritikbeamten sei an dieser Stelle verraten, dass die Namen natürlich eine postmoderne und natürlich dekonstruktivistische, also misslungene Anspielung auf die Micky Mouse Comics darstellen. Dort, wo das Buch den Horror im Alltag erzählen will, wird es eigentlich nur ekelhaft oder einfach blöd, denn Horror und Ekel unterscheiden sich durch den Grad der Literarisierung, der künstlerischen Übersetzung, die soweit wie der Pluto von der Sonne vom platten Naturalismus entfernt ist. Wenn dann das Jurymitglied Shirin Sojitrawalla feststellt: „Barbi Marković erzählt hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart, der Mensch im Spätkapitalismus wird dabei notgedrungen zur Witzfigur“, dann weiß man, dass auch die Jury in der postmodernen Herrschaft „notgedrungen zur Witzfigur“ werden muss.

Die Jury selbst bestand aus fünf Frauen und zwei Männern. Die Juryvorsitzende Wilke schreibt für den Tagesspiegel, Die Zeit und die Süddeutsche Zeitung, außerdem wurde Wilke von der Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die damals den renommierten Historiker Hubertus Knabe aus der Stiftung „Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen“ vertrieb, als „Literaturexpertin“ für den Zeitraum 2022 bis 2024 in die Jury der Villa Massimo berufen. Noch Fragen? Keine.

Laut ihrem X-Account beschäftigt sich das Jurymitglied Maryam Aras mit: reading I writing I talking literature I racism I classism I postcoloniality I machtkritische Literaturkritik @ Die Presse, Berliner Zeitung, u.a.“ Das spannendste ihrer Betätigungsfelder dürfte dabei „u.a.“ sein. Ähnlich trist geht es bei dem Germanistikprofessor Moritz Basler (Populärer Realismus. Vom International Style gegenwärtigen Erzählens. C.H. Beck) zu. Für Die Zeit schreibt auch der Juror Hugendick und die Juorin Marie Schmidt für die Süddeutsche. Im Grunde setzt sich die Jury aus Juroren zusammen, die für Die Zeit, die Süddeutsche, den Tagesspiegel schreiben und für den Deutschlandfunk arbeiten. Nun hat man wirklich keine Fragen mehr.

Vielleicht noch soviel aus dem Buch, das „hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart“ erzählt: „Am nächsten Tag … Das Wetter ist schön, und Mini und Miki entscheiden sich, zum Supermarkt zu gehen. Ihnen fehlen einige häusliche Produkte. Sie brauchen unbedingt Küchenrollen, außerdem Hafermilch, Gemüse, Rotwein, Brot und Eier. Sie versichern einander, dass sie fokussiert einkaufen werden, damit sie nicht das halbe Leben im Supermarkt verbringen …“

https://www.tichyseinblick.de/meinungen/steinmeier-verhoehnt-friedliche-revolution-leipzig-buchmesse/

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55 Kommentare

  1. Die Kulturpreisverdächtigen in der DDR in den 70er-Jahren kennt heute auch keiner mehr und Thomas Mann ist aus guten Gründen seinerzeit im Ausland gewesen. Die Literaturgeschichtsstudententen im 23. Jahrhundert werden dieses Zeitalter im Bruchteil einer Vorlesung behandeln und sich dann zurecht wieder anderen „alten“ Autoren wie Heinrich Mann, Friedrich Dürrenmatt oder Hermann Hesse widmen. ?

  2. Hier wäre ein Anglizismus einmal wirklich angebracht Leipzig what a book mess. Könnte auch von Frau Baerbock stammen, allerdings als Ausdruch ihrer Hochachtung.

  3. Ich renzensiere Urlaubskrimis (als Autorin nicht unter meinem Namen). Kaum ein Autor, der nicht dem Zeitgeist angepasst ist – das Spektrum reicht von vorbildlich opportunistisch bis politisch belehrend.. Unverhohlen deutlich sind dabei deutsche Autoren, die ihre Krimis in Frankreich oder Italien unter französischem oder italienischem Autorennamen ansiedeln. Englische und schwedische Autoren machen da kaum mit.

    • Liebe Frau Dr. Koester-Loesche,
      Ihr Mut, mit Klarnamen Leserkommentare zu schreiben, beeindruckt und stärkt mich sehr.
      Besonders dankbar bin ich Ihnen aber für Ihre wunderbare Sönke-Hansen-Buchreihe, die mich immer dann, wenn ich gern wegwanderte oder mindestens verreisen müsste, in die Heimat meiner Vorfahren und meiner Kindheit führt und ich dort meinen Eigensinn wiederfinde, ich lese sie fast jedes Jahr einmal.
      Das schafft sonst fast nur Jane Austen im Falle besonderer Melancholie.

  4. Falls das alles jemals jemanden interessiert hat:
    ‚Documenta‘ – kaputt.
    ‚Berlinale‘ – kaputt.
    ‚Leipziger Buchmesse‘ – kaputt.

    Und last but not least: ‚Deutscher Fußball‘ – kaputt.
    Ein wunderbares Szenario. Zuletzt mit Regenbogen-Armbinde und Hand vor dem Mund unter dem hämischen Lachen der Welt jämmerlich abgesoffen.

    Dieses Jahr versucht man es mit pinken Trikots…
    Naja, die ‚Haltung‘ zählt, nä…?! Wie bei den anderen Veranstaltungen auch.

    Wer fragt denn da noch nach Inhalten/Leistung/Sinn der jeweiligen Veranstaltung?
    Oh Gott, man will doch nicht den Plebs mit seinen einfachen Ansprüchen bedienen, nicht wahr…?! ?

  5. Getretener Quark wird breit, nicht stark.
    Goethe
    Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.
    Auch Goethe
    Der kannte die Gender-Lehrstühle noch nicht, die kamen erst etwa 150 Jahre nach seinem Tode auf. Und dennoch hat er sie gleich mit erschlagen. Gut so. Weiter so. Lest Goethe und spart euch den Gendermüll.

  6. „Ich bin ein drittklassiger Autor in einer Zeit, die von fünftklassigen Autoren beherrscht wird.“
    Hans Wollschläger
    In gewisser Weise literarischer Erbe von Arno Schmidt. Übersetzer von Edgar Allen Poe. Autor von Herzgewächse oder der Fall Adams. Bitte lesen, bevor irgendwelcher woke Mist dir den Kopf verstopft.
    Es ist nicht notwendig, zeitgeistig durchwirkte woke Bücher zu lesen.
    Du sollst dich an Qualtität orientieren, nicht am Zeitgeist.
    Weimarer Klassik hat mehr zu bieten, als die Gegenwart.
    Lieber mal nach Weimar ins Goethehaus, als nach Leipzig zu den gleichgeschalteten Geistlosen.
    Leipzig war mal der literarische Leuchturm Deutschlands. Im 19. Jahrhundert gab es dort mehr Verlage, als in Berlin.
    Heute leuchtet da nichts mehr. Die sind zum Pickel am Po der Parteien geworden.

  7. Erinnert sich noch jemand an Nonstop Nonsens mit Dieter Hallervorden, wo es mitten in der Nacht um eine lebenswichtige Angelegenheit ging, die darin bestand, daß der Verfasser (Hallervorden) dem unsanft aus dem Schlaf geweckten Herrn (Gerhard Wollner) aus seinem Buch vorlaß. „Vater, bitte fang mir einen Frosch.“ Immer dieselben Phrasen und Textbausteine. So ging das mehr als eine Minute. Was damals noch köstliche Satire war, entspricht heute etwa der Qualität von woker Bekenntnis-Literatur. Absoluter Schund. Da sind selbst Trivialromane vom Geisterjäger John Sinclair lesenswerter.

  8. Na ja die links-grüne Meinungshegemonie ist einfach dumm, simpel und unterkomplex. Heute im Deutschlandfunk Kultur hörte ich während des Autofahrens den ehemals kultivierten und bewährten, aber komplett links-grünen Sender auf der Buchmesse in Interviews mit verschiedenen Autoren, heute für mich sogar Feindsender. Durch die Sendung führt Christian Rebhansl, redet zum Zuhörer wie mit einer dummen Göre. Er ließ heute in einem bestimmten Kontext seine dichotomische Welt aufblitzen, wie sinngemäß, die eine Seite der kulturellen Auseinandersetzung ist „konservativ-reaktionär, die andere links-progressiv“. Das war schön köstlich das Progressive a priori sich selbst zuzuschreiben, wie auftätowiert. Ja. diese Klientel hört nicht mehr den Startschuss, die glaubt das wirklich.

  9. Als alter weißer Mann, der den „sozialistischen Realismus“ in allen Künsten der DDR erleben durfte, kann ich mir sehr gut vorstellen, daß unsere Kulturstaatsministerin Roth nach den Erfolgen auf der Leipziger Buchmesse einen Schriftstellerkongreß organisieren wird, um auch die letzten der noch nicht auf woker Linie befindlichen Schreiberlinge auf Kurs zu bringen.

  10. Es ist kein Mini- sondern ein Maxihorror wenn solche Bücher Literaturpreise einheimsen. Mit oder ohne Klimawandel.

  11. Kurz vor der Wende entstand für manche der Eindruck, dass nach soviel Jahren Demokratie in der Bundesrepublik bessere Menschen als in der DDR geboren werden. Nix da. Es sind dieselben! Man müsste nur denen endlich eine Chance geben. Es ist die Zeit gekommen für die, die noch nicht verblödet sind endlich zu lernen zwischen den Zeilen zu lesen aber auch zwischen den Zeilen zu schreiben um im dem heranziehenden intellektuellen Frost zu überwintern. Ich hoffe auf paar Solschenizyns und Kunderas denen Buchmessenpreise Wurscht sind!

  12. Ich mach schon mal ein Feuerchen. Brennstoff gibt es ja wohl ohne Ende.

  13. Ja, diese Preisverleihung ist die Bankrotterklärung der deutschen Gegenwartsliteratur! Dass ein Germanist dem noch zustimmt, ist der Tiefpunkt des deutschen Geistes!

  14. Ich kannte die Leipziger Buchmesse aus den 80ern Jahren. Als Kind empfand ich den Blick in die weite Welt (der Bücher) faszinierend. Man konnte wundervoll künstlerisch gestaltete Bildbände durchblättern, Neuerscheinungen auf die imaginäre Einkaufsliste setzen – das war ein Erlebnis, im damaligen Leipzig. Nicht zu vergessen, ein kleines Geschäft, das vielfältige Quartettkarten-Sets verkaufte. Ob es das noch gibt? Seit damals war ich nie wieder in der Stadt des Faust, ein Besuch in „Auerbachs Keller“ vervollständigte immer diese Messebesuche. Damit sind dann die Literaturmessen erledigt, sogar im Osten.

  15. Frage eines Abwesenden: Hat einer auch den Mut besessen, anlässlich des Schilderhebens seines gut sichtbar zu zerreissen?
    Dem Mann (es kann auch eine Frau oder sonstwer gewesen sein) gehört ein Preis.
    Einer, der übrigens noch zu stiften wäre, denn wenn ich nichts übersehe, sind mittlerweile alle nennenswerten Preise in der Hand von korrupten Jurys.

  16. Manchmal frage ich mich, was Marcel Reich Ranicki wohl dazu gesagt hätte? Vermutlich kennt den dort heute gar keiner mehr. Traurig.

    • Der wäre fassungslos gewesen, dieses Machwerk als Literatur zu bezeichnen. Gut, den großen Kritiker das nicht mehr erleben zu müssen.

  17. Ich stelle mir gerade vor, wie Marcel Reich-Ranicki diesen Niedergang des Literaturbetriebes in die woke Banalität kommentiert hätte…

  18. Bin Vielleser, aber ich kenne keinen herausragenden deutschen zeitgenössischen Autor. Meine Favoriten sind Autoren wie Rita Falk, Gusel Jachina, Deana Zinßmeister oder Edith Kneifl, Linda Castillo und David Baldacci. Deren Bücher sind flott geschrieben und erbauend zu lesen. Und auflagenmäßig scheinen die jeden Kulturpro(l/ph)eten zu schlagen.

    • Danke für Ihre Favoriten. Gusel Jachina kannte ich bisher noch nicht, scheint mir aber sehr lesenswert zu sein.

  19. Danke. Und mit Grausen denke ich an neuere Übersetzungen der Bibel.

    • Eben: An der Verhunzung und Vergewaltigung sogar der Bibel zeigt sich so deutlich wie kaum irgendwo sonst: Es geht darum, uns – dem potenziell aufmüpfigen „Pöbel“ – unsere kulturelle und historische Identität zu nehmen, in diesem Fall als jüdisch-christlich geprägtes Abendland; sie uns zu enteignen, um sie in den Lokus der wurzellosen Beliebigkeit auf Nimmerwiedersehen hinunterzuspülen. Wobei es völlig unerheblich ist, ob der Einzelne sich nun als „religiös“ betrachtet oder nicht:
      Denn wer keine sittlich-moralische Verankerung in einer organisch gewachsenen Geistesgemeinschaft hat, lässt weitestgehend widerstandslos alles mit sich machen ! – Ihm fehlt ganz einfach elementares d. h. natürlich gewachsenes Selbstbewusstsein, so dass man ungehindert gegen ihn „durchregieren“ kann……..

  20. Diese „Buchmesse“ ist fuer „Literatur“ das, was der Grimmepreis fuer Fernsehsendungen und der Oskar fuer Filme ist, das Bambi fuer dies und das an Unterhaltung nicht zu vergessen. Es waere im Totalitarismus schon mehr als erstaunlich, wenn ausgerechnet dieser Kunst – und Kulturteil vom Zeitgeist ausgenommen wuerde. So wie hier bestimmte Verlage „ausgenommen“ sind. Anthropologisch „interessant“ ist dabei lediglich die Beobachtung der Taeter und ihres infantilen Gefolges. Wer ein Beispiel fuer Regression und Degeneration sehen möchte, ist hier nicht unbedingt falsch. Uebrigens gibt es zwischen Sprache und Intelligenz eine gewisse Verbindung.

    • Nobelpreise nicht vergessen, wo diesmal mRNA-Erfinder ausgezeichnet wurden. Der für Frieden ist länger schon als „woke“ zu verstehen.

  21. Warum so umständlich? Es liest keiner mehr! Jedenfalls keine Bücher. Und schon gar nicht anspruchsvolle. Das Handy hat das Buch ersetzt, beinah vollständig. Man muß nur mal in die ärztlichen Wartezimmer blicken oder auf wartende Schüler an der Bushaltestelle achten. Man mag sich auch mal den Spaß erlauben und in einer Buchhandlung nach Klassikerausgaben fragen. Das ist vorbei. Unsere „Generation Handy“ kapiert nicht einmal mehr Comics.

  22. Der woke Zeitgeist kennt halt keinen Respekt vor der kompletten Zerstörung unserer Kultur. Etwas „in einfacher Sprache“ ausdrücken heißt für mich, dass das Bildungsniveau inzwischen so niedrig sein muss, damit die Leser den Text überhaupt verstehen können. Verwundert war ich, dass man im ausgezeichneten Buch zwar auf vegane Hafermilch hinweist, aber dennoch Eier einkaufen darf. Das müsste doch Punktabzug gegeben haben!? Aber sei’s drum: Die Selbstbeweihräucherung der sogenannten „Kulturbranche“ geht munter weiter, wie das auch bei den zahlreichen Film- und Fernsehpreisen der Fall ist.

  23. Was habe ich heute gelernt? Warscheinlich nichts.
    …“der Mensch im Spätkapitalismus wird dabei notgedrungen zur Witzfigur“.
    Es gibt den Frühkapitalismus, den Kapitalismus.
    Jetzt gibt es auch noch den Spätkapitalismus.
    Was kommt danach und welche Figur gibt der Mensch dann ab?

  24. Ich gebe nichts auf Preise die von linksgrün verliehen werden. Deshalb meine Frage war das denn jemals anders? Wer waren denn früher die Preisträger?

  25. Gute Beschrebung der Zustände.
    Und deshalb war ich schon länger nicht mehr auf der Buchmesse, auch nicht auf der Frankfurter, für die das Gleiche gilt.

  26. Wie immer eine lesenswerte Beschreibung des „Kulturbetriebs“ durch Herrn Mai. Wenn man in der vita von Insa Wilke liest, dass sie u.a. in der Nachfolge von Roger Willemsen das Mannheimer Literaturfest leitet, dann wird einem umso drastischer der Verfall und das Elend in diesem Bereich vor Augen geführt. Was hätte jemand wie Willemsen von diesen Zuständen wohl gedacht…. Oder einige andere illustre Persönlichkeiten aus den öffentlichen Lesezirkeln von vor 10 oder 20 Jahren.

    • Vielleicht sollte man Willemsen wieder hervorkramen, denn er beschreibt in „Das Hohe Haus: Ein Jahr im Parlament“ was er, als er den Sitzungen 2013 von der Besuchertribüne aus beiwohnte, beobachten konnte.

  27. Was erwarten wir von Kunst und Kultur wenn das ganze Land auch intellektuell in Eilschritten dem Bodensatz zustrebt. Dann wird eben eine solche lächerliche Schrift Preisträger! Vielleicht gibt es sogar Menschen die so etwas kaufen und lesen. Ich möchte keine Werbung machen, aber bei achgut findet sich ein Artikel der sich mit den Veranstaltungsthemen befasst, da wird einem erst Recht klar warum ein solches Buch Preisträger wird.

  28. Für mich bedeutet heute Literaturpreis: Achtung: Finger weg! Als Vielleser gibt es noch genügend Stoff. Ich kaufe bevorzug in Antiquariaten literarische Werke und Übersetzungen von vor 2010. Linksgrüne Literatur Vergleiche ich mit der Literatur die entweder den Nationalsozialisten oder den DDR Sozialisten genehm war – Gesinnungsliteratur.

    • Tja. Wobei Film und Fernsehen lange die gleiche Richtung eingeschlagen haben – und man auch hier den Konsum verweigern gelernt hat.
      Orwell beschreibt, was uns zugemutet ist. Auch Bradbury oder Huxley.
      Sie, wer auch immer dahinter steht, verändern die Welt, die uns bekannt und bekömmlich war, vor unseren Augen in ihrem Sinne.

  29. Die besten Bücher sind die welche im Antiquariat immer noch nachgefragt sind. Hier ist auch das Volk die Jury.
    Deswegen stöber ich auch nur noch dort oder in der online Hörbuchbibliothek.

  30. In Zeiten, in denen die Kunst nichts mehr mit Können gemein hat und in reiner Ideologie versumpft, werden mick.rige Elaborate von Woken Mainstream-Mimosen bejubelt. Auf beiden Seiten ein Reduktionsmodel des Intellekts. Diese Kritikösen treiben im Seim geistiger Unfruchtbarkeit.
    Wie erfrischend wäre jetzt ein Schmetterschlag von Reich-Ranitzki!

  31. Kinder zum Lesen anzuhalten, ust im Grunde völlig falsch. Weder gutes Deutsch, weder interessanter oder lehrreichen ( für sachverhalte oder leben) Inhalt. Vielleicht zu Festigung der Rechtschreibung, cdas ust aber alles.

    • Sogar die Rechtschreibung wird doch schon längst aberwitzig und teils höchst widersinnig verhunzt, um uns auch diese Gemeinsamkeit zu nehmen………

  32. Was sind Bucherscheinungen noch Wert wo eine mini Auflage von 4000 Stück schon als Erfolg gilt ? Eine 4te Auflage = 20.000 Stück gelten schon als Welterfolg und die Subventionierung , auch Preisbindung genannt ,sichert dem Buchhandel durch überdimensinale Handelsspanne das Überleben und den Onlineshops durch die subventionierten Versandkosten , den erhofften Absatz. Deshalb schießen die Onlineshops wie Pilze im Herbst aus dem Boden und jeder Blogger verkauft oder vermittelt das durch Druckerschwärze liegengebliebene Altpapier.

  33. Diese hohe Literatur kriege ich auch noch hin. Mit wieviel Euro ist der Preis dotiert? Lohnt es sich dafür, sein Geschlecht zu wechseln und über Nacht einen Dreigroschenroman auf Woke umzuschreiben?

    • Apropos, weil ich es gerade erlebt habe: „Max und Moritz“ liest man jetzt in der 5. Klasse! Früher war das mal Vorschullektüre zum Lesenlernen.

      • Da man mittlerweile in der schriftlichen Deutsch-Abiturprüfung Reden von Luisa Neubauer interpretieren muss, ist Max und Moritz für die 5. Klasse ja noch fast anspruchsvoll.

    • Das lohnt sich immer. Die „Love Story“ war auch so konzipiert und wurde ein Riesenerfolg.
      Nennen Sie sich einfach Maxine Moritz und Sie werden die Größte.
      Das Buch heißt „Transformation“ und schildert, wie sie mit Hilfe von Ärzten vom Mann zur Frau werden und danach ein halbes Dutzend Kinder gebären.
      Wie Sie als Ex-Mann erleben, wie merkwürdig es ist, mit Männern das Kissen zu teilen.
      Wie Sie Ihre Fruchtbarkeit zu lieben lernen und Gott für die Transformation danken. Wie Sie zur glücklichen Mutter werden. Wie Sie auch all Ihren Söhnen die Transformation anraten.
      Dafür wird man Sie feiern, bepreisen und auf die Bühne stellen. Treten Sie dann einfach auf wie Hape Kerkeling im Kostüm „seiner“ Königin. Die literarische Welt wird Sie preisen und krönen.
      Maxine wird zur literarischen Heldin des 21. Jahrhunderts.
      Bitte laden Sie mich zu Ihrer Krönungsfeier ein.

  34. Gut, dass es in Deutschland eine Menge längst toter Autoren gibt, die man zwischen zwei Buchdeckeln lesen kann. Die sind in ihren Ansichten deutlich radikaler, intelligenter und inspirierender als dieser Minimikipipikram. Und wenn man mal bis zu den alten Griechen zurückgeht, gibt es viel, was man noch nicht gelesen hat. Wozu braucht man also „moderne Literatur?“

    • Mir fiel gerade Max Weber mit „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ aus 1904 in die Hände – und gar nicht daran zu denken, dass es heute eine Vielzahl gäbe, die was er schon in den Vorbemerkungen an Errungenschaften des Okzidents und damit, was uns alle ausmachte, auf den ersten paar Seiten zusammenträgt auch nur im Entferntesten noch parat hätten. Lesenswerten Abdruck findet man im www.
      Da, wie sogar Habeck beschreibt, Sprache Wirklichkeit zu erschaffen imstande sein kann, wird unsere Zukunft fern von all dem sein, was unsere Vorfahren zu unserem Wohle in die Wege leiteten. Der Ruin ist lange programmiert.
      „Und nun fällt eine schwarze Wolke auf Europa; und wenn sie sich wieder teilt, wird der Mensch der Neuzeit dahingegangen sein: weggeweht in die Nacht des Gewesenen… eine dumpfe Erinnerung…“ hinterließ Egon Friedell – allerdings schon vordem allen.

    • Nur bei Übersetzungen ausländischer Autoren muss man aufpassen, dass diese länger zurückliegen. Ich hatte letztes Jahr in einer Bahnhofs-Buchhandlung ein Buch von Tolstoi oder Dostojewski in der Hand, erinnere mich nicht mehr ganz genau daran. Jedenfalls stand auf dem Buchrücken: „In der gefeierten Neuübersetzung von …“ Ich glaube es war sogar eine Frau mit Doppelnamen. Habe das Buch sofort wieder zurückgelegt und mich schnell entfernt.
      Übersetzungen vor 2000 dürften wohl sicher sein.

  35. Ja, das Buch bildet doch exakt den geistigen Schwachsinn ab, mit dem wir täglich konfrontiert werden. Doofland ist Billig-Niveau in jeder Hinsicht und die Juroren klatschen der Niveaulosigkeit noch Beifall!

  36. Es gab auch mal eine Automobilmesse in Leipzig. Das war in dunklen Zeiten, als der Klimawandel die Ernte auf den Feldern verrotten ließ und die Leute Verbrenner fuhren. Heute sind diese Zeiten längst vorbei. Nicht mal die Autohändler haben noch interessante Neuheiten für die Kunden und es gibt dort nur noch gleichgeschaltete Einheitsware. Vom 6.4.- 7.4.2024, lädt dann ein Wolle-Fest und Stoffmesse ein. Also nichts mit fertigen Klamotten. Die Kundschaft kann sich schon mal daran gewöhnen, dass die Sachen bald wieder selbst genäht und gestrickt werden müssen. Strom ist nämlich teuer. Vom 20.09. bis 22.09.24 gibt es noch die Hobbymesse in diesem Jahr. Das war es dann auch schon in diesem Jahr mit den bunten Messeerlebnissen. Eine Kultur des Niedergangs, in deren Hallen man bald Hanf anbauen oder einen afrikanischen Flüchtlingspark errichten könnte.

  37. Beati sunt pauperes spiritu……..wenigstens kommen die Dummen angeblich in den Himmel, aber wer will schon dahin. Ein signifikanter Teil der Bevölkerung ist komplett verblödet und zieht das ganze Land mit sich in den Abgrund.

    • Wobei unser Bildungssystem das forciert.
      Und durch den hohen Migrationsanteil auch Intelligentere weit hinab ziehen wird, da kein Anreiz mehr gegeben werden kann, wenn ein Teil der Klasse über nur rudimentäre Kenntnisse des Deutschen verfügt.
      Markovic, die sich sicher müht, als Beispiel. Wobei viele derer, die dort „beschult“ werden, es so weit wie sie wohl niemals bringen können.

  38. Mit gewaltigen Sätzen versuchen die woken Literaturschaffenden eine Latte zu überspringen, über die ein Uwe Tellkamp nicht einmal stolpern würde.

  39. Die lebensnahen, mitunter heftigen Alltagsdialoge gegendert? Wer davon träumt, schreibt und dann prämiert wird, verpasst die Realität und schreibt bzw. feiert schlechte Fantasy.

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