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49-Euro-Ticket

Dauerhafte Happy Hour – aber kein Ausbau des Angebots von Bus und Bahn

08.02.2024

| Lesedauer: 3 Minuten
Die Ampel ist die Regierung, die versucht, den Niedergang des deutschen Wohlstands zu überspielen. Doch der schimmert immer deutlicher durch – ein gutes Beispiel dafür ist der öffentliche Nahverkehr.

Das „Deutschlandticket“ gehört zu den wenigen Vorzeigeprojekten der Ampel. Zum einen, weil alle drei Partner etwas von sich darin finden: Die Grünen feiern den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die FDP die relative Vereinfachung der Buchung und in der unterkomplexen Welt der SPD gilt staatliches Geld auszugeben, um in den Markt einzugreifen, immer irgendwie als sozial.
Zum anderen haben die drei Partner tatsächlich etwas gemacht, statt immer nur ewig darüber zu reden und zu streiten.

Dazu kommt, dass zuerst das Neun-Euro-Ticket und dann das 49-Euro-Ticket der Ampel positive Schlagzeilen gebracht haben. Zwar nur in den staatlichen und staatsnahen Medien. Aber dort haben die Journalisten den Erfolg tatsächlich gefühlt, statt diesen wie in anderen Feldern nur herbeizumelden. Entsprechend sind der Bund und ihm nahe Verbände und Unternehmen weiter bemüht, Positives über das 49-Euro-Ticket zu berichten. Zuletzt ist ihnen das gelungen, als der Preis nicht erhöht wurde – gegen jeden Trend in Deutschland. Den Streit zwischen Bund und Ländern über die Kosten für den Nahverkehr konnten geneigte Journalisten nach hinten drücken.

GESCHEITERTE "VERKEHRSWENDE"
Ampel legt den Ausbau des Schienennetzes lahm
Nun hat der Dachverband der Verkehrsbetriebe, der VDV, wieder eine Mitteilung veröffentlicht, die von beidem geprägt ist: dem Willen, gute Schlagzeilen zu produzieren. Und dem immer größeren Problem, die Schlagseite hinter dem jeweiligen Projekt zu verbergen. „Fahrgastzahlen erholen sich weiter“, hieß die Botschaft. Doch wer sprachlich und politisch fit ist, erkennt schon in der Überschrift die Fallstricke. Die werden umso gefährlicher, je tiefer man in den Text eintaucht.

Elf Millionen Menschen haben laut VDV ein Deutschland-Ticket. 9,5 Milliarden-mal haben Fahrgäste 2023 Busse und Bahnen genutzt. Dann ist aber auch Schluss mit positiv, obwohl der VDV mit den 9,5 Milliarden Fahrgästen im Rücken noch einmal Anlauf zum Jubeln nimmt: „Damit hat sich die Nachfrage im deutschen ÖPNV nach jahrelangen pandemiebedingten Einbrüchen im vergangenen Jahr weiter erholt.“ Die Zahlen von 2023 sind also besser als die von 2022. Das hängt aber auch damit zusammen, dass sie wegen der Pandemie 2020 in den Keller gefallen sind. Den Vergleich zu den Fahrgastzahlen vor Corona verkneift sich der VDV. Aber geschenkt.

Denn mitten in der Jubelmeldung über die tollen Fahrgastzahlen bricht das eigentliche Problem des öffentlichen Nahverkehrs durch: die Finanzierung. Die ist durch das 49-Euro-Ticket schlechter geworden. In den vergangenen drei Jahren sind die Preise für Strom um 57 Prozent gestiegen, teilt der VDV mit. Die Preise für Diesel um 54 Prozent. Die Ticketpreise aber sind um 23 Prozent zurückgegangen. Die Verkehrsbetriebe müssen also mit weniger Geld höhere Kosten bezahlen. Dass die Analyse des VDV dazu keine Jubelmeldung ist, überrascht also kaum: „Hohe Kosten bei sinkenden Einnahmen stellen die Branche daher vor große wirtschaftliche Herausforderungen.“

VDV-Präsident Ingo Wortmann betont die stärkere Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Acht Prozent mehr als im Vorjahr – immer noch ohne Angabe der Werte vor der Pandemie. Das Problem ist nur, dass sich die Betriebe diesen Erfolg mit einem Kampfpreis erkauft haben, den sie nach eigenen Worten nicht lange durchhalten können: „Auf der anderen Seite bringen die Abonennten des Deutschland-Tickets weit überwiegend keine zusätzlichen Einnahmen.“ Wobei das Ticket eben nicht nur „keine zusätzlichen Einnahmen“ bringt, sondern „erhebliche Verluste“, so Wortmann.

Die Situation für die Verkehrsbetriebe wird nicht besser. „Wirtschaftsminister“ Robert Habeck (Grüne), politisch befreundete Experten und geneigte Presse erzählen zwar von der Inflation, die sich abkühle. Doch Wortmann – eigentlich der Ampel nicht abgeneigt – kommt nicht daran vorbei, von „weiterhin sehr hohen beziehungsweise steigenden Kosten im Betrieb, also bei Strom, Diesel und Personal“ zu sprechen. „Die Lücke zwischen Ticketeinnahmen und Kostenentwicklung wird immer größer, so dass der wirtschaftliche Druck auf die Branche extrem zunimmt“, sagt der Verbandschef. Die Preise künstlich billig halten und gleichzeitig das Angebot so auszuweiten, dass es zum Umsteigen lockt, werde ohne höhere staatliche Subventionen nicht funktionieren.

DEUTSCHE BAHN
Sparen statt Schienen: Aus der Traum von der Verkehrswende
Die elf Millionen Abonnenten des Deutschland-Tickets, die hohe Zufriedenheit der Kunden bei selbst durchgeführten Befragungen, die Rede vom „Erfolgsweg“, der Anstieg der Fahrgastzahlen – das alles ist eine Scheinblüte, die nur dazu dient, der Ampel für ein paar Monate wenigstens einige gute Schlagzeilen zu bringen. Ein Großteil der Abonnenten des Deutschlandtickets war zuvor schon Kunde des öffentlichen Nahverkehrs. Mit dem Ticket zahlen sie jetzt weniger für die gleiche Leistung. Wenig verwunderlich, wenn sie dem Ticket in Abfragen gute Noten geben.

Doch wer wie die Verkehrsbranche mit Kampfpreisen um Neukunden wirbt, der ist auf Wachstum angewiesen. Wirte kennen das Prinzip: Du kannst in der „Happy Hour“ die Getränke unter Wert verkaufen – aber der Laden muss danach rappelvoll sein, wenn wieder die vollen Preise gelten. Im Nahverkehr soll dauerhaft Happy Hour herrschen und zusätzliche Kunden lockt das 49-Euro-Ticket auch nicht an. 15 Millionen Abonnenten müssten es sein, sagt Wortmann und nennt das „Wachstumsziel“. Vier Millionen Abonnenten fehlen also bei elf Millionen Kunden. Der Kundenstamm muss also noch um mehr als ein Drittel wachsen. Eine ambitionierte Aufgabe.

Zumal das 49-Euro-Ticket auf wackligen Füßen steht. Recht bald könnte es ein 54-Euro-Ticket sein oder gleich ein 59-Euro-Ticket. Schwellenwert. Also Taschenspielertrick. Die Handschrift der Ampel. Denn Unternehmen müssen am Ende so viel Geld einnehmen, wie sie ausgeben. Das gilt sogar für staatliche und staatsnahe Unternehmen – egal, wie viel Haltung und Polit-Brimborium die Akteure vorher aufgeführt haben. Wächst der Kundenstamm nicht deutlich, ist die Verkehrsbranche dauerhaft auf Geld aus der Politik angewiesen. Doch die agiert in ihrer Haushaltspolitik derzeit sprunghaft und nach Kassenlage. Für einen gut finanzierten öffentlichen Nahverkehr sieht es daher nicht gut aus. Für ein besseres Angebot als bisher sind die Perspektiven noch schlechter.

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36 Kommentare

  1. Das Auto ist für sehr viele Leute seit den 60ger Jahren der Beweis, dass sie zur Mittelklasse gehören. Das ist natürlich ein Blödsinn. Niemand gehört zur Mittelklasse, der nicht mindestens seine eigenen vier Wände besitzt ! Diese Leute wird man aber niemals vom öffentlichen Nahverkehr überzeugen können, da der Grundsatz, diesen zu meiden, für sie ein wesentliches Identitätsmerkmal ihrer eingebildeten Mittelklassenexistenz ist. Selbst dann nicht, wenn der öffentliche Nahverkehr auf einmal gratis sein sollte. Das würde nur dazu führen, dass diejenigen, die schon bisher mit dem ÖPNV führen, danach öfter fahren würden.

  2. Ich hatte erst letzte Woche das zweifelhafte Vergnügen, wegen eines Trauerfalles nach Deutschland zu müssen und auch noch öffentliche Verkehrsmittel nutzen zu „dürfen“.
    Vom Tarifchaos mal ganz abgesehen, das ein „normaler Mensch“, der nicht ständig damit fährt, irgendwie durchdringen muß…
    Meine Verwandten und Freunde haben mir gratuliert, daß ich (zufällig) meinen Rückflug erst am Donnerstag hatte, als der wieder mal Streik gerade vorbei war… und daß die S8 von München nach Flughafen tatsächlich fuhr… kein Schnee, kein Streik, keine Baustelle…
    Dieses Land ist völlig am Ende!

  3. Nun habe ich alle Kommentare gelesen und fast alle schimpfen wie die Rohrspatzen. Ich schildere das mal aus meiner Sicht. Ich bin 63 und beziehe eine kleine EU Rente, jede zweite Woche besuche ich meine jetzt 95 jährige Mutter, da ist immer etwas zu erledigen. Für die rund 40Km nimmt die Bahn 15,30€ hin und zurück 30,60€, also 61,20€ im Monat. Den Stadtbus benutze ich drei oder vier Mal im Monat, eine Fahrt 2,50€ also 5,00€ hin und her. Ich versuche Termine auf einen Tag zu legen schaffe ich drei bezahle ich zum Ersten, dann zum Zweiten dann zum Dritten und wieder nach Hause, macht 10,00€ allein für den Tag. Zusammengefasst würde ich ohne das 49€ Ticket rund 90€ ausgeben müssen. Natürlich weiß ich, daß das subventioniert wird und das Gießkannenprinzip halte ich auch nicht für richtig aber für mich ist das eine spürbare Entlastung meines Geldbeutels und für die gesparten 30€ kann ich für mich einmal richtig einkaufen.
    Wenn ich sehe, wofür alles Geld rausgeschmissen wird halte ich die Subventionierung des 49€ Tickets nicht für unsinnig oder gar übertrieben. Vielleicht sollte man die Preissysteme der Bahn und den Öffis überdenken. In anderen Ländern bekommen Rentner ab 60 Jahre 25% Rabatt, ab 65 schon 50% oder wie in Budapest ganz ohne Kosten.
    Die Bahn ist kaputtgespart worden trotz aller Jubelarien: runter von der Straße rauf auf die Schiene. Was allerdings auch an den Grünen lag denn die protestierten gegen extra Trassen für ICE und IC so quält sich alles über das gleiche Schienennetz. Ein Witz zum Schluß: Sitzt ein Schweizer in der Bahn, der fragt den Schaffner: Haben wir durchgehendes Wlan bis Basel? Antwort: Mein Herr, sie sitzen in der Bundesbahn wir sind schon froh Schienen bis dorthin zu haben!

    • Jede Art von Subvention ist für irgendjemand „eine spürbare Entlastung des Geldbeutels“. Das ist die Krux mit Subventionen. Man hält sie immer dort für überflüssig, wo man selbst keinen Nutzen davon hat. Und so wird Ihnen jeder Subventionsempfänger seinen ganz individuellen Grund dafür nennen, warum exakt diese Subvention völlig vertretbar ist.

  4. Der Nahverkehr hat schon seit Jahrzehnten nicht wirtschaftsdeckend gearbeitet und wird es auch nie. Er ist ein teures Hilfsmittel, um hochverdichtete Bereiche zu erschließen. Wäre jetzt auch nicht schlimm, wenn man es sich denn leisten könnte bzw. WOLLTE. Aber da hat unsere Ampel ja klare Prioritäten: Peru braucht eben erst mal für 150Mio neue Fahrradautobahnen und Indien für 50Mrd ne neue Mondrakete, bevor hier vielleicht mal 500€ über sind, um ne klemmende Waggontür an der S2 zu reparieren – geschweige denn Millionen für eine neue Bahnlinie.
    Und mit dem Billigticket haben Bahn und die örtlichen Verkehrsbetriebe jegliches, schon vorher nur rudimentär vorhandene Gefühl, Dienstleister für einen zahlenden „König“ Kunde zu sein, endgültig verloren.
    Die Züge fahren seit der Einführung dieses Tickets wann sie wollen, wie sie wollen, dreckig, verwahrlost, ungesichert. Selbst Dr. Schiwago wäre entsetzt die 2000km zum Ural zu Fuß gegangen, wenn er in so einer Bahn hätte fahren müssen. Jeglicher Regressanspruch bei Verspätung ist zur Farce verkommen.
    Aus jeder Pore dieser Verkehrs“unternehmen“ tropft die Arroganz: Du kleiner, dummer Fahrgast bist gar nichts. Zahl brav Deinen monatlichen Obolus und ansonsten halt die Klappe, frier im Regen und sei froh, wenn du überhaupt irgendwann irgendwie von a nach b kommst. Und Auto – hahaha – vergiss es. Wir von der (grünen) Politik werden schon dafür sorgen, dass du damit NOCH langsamer sein wirst – wenn du‘s dir überhaupt noch leisten kannst.
    So sieht Fortschritt im sozialistischsten Deutschland aller Zeiten aus.

  5. Der ÖPNV „lebte“ von kulturellen Grundwerten in der Gesellschaft, die inzwischen leider nicht mehr existieren:

    Sowas wie „Gemeinwohl“ gibt es inzwischen nicht mehr. Anlagen und Fahrzeuge werden durch Vandalismus zerstört, sabotiert, beschmiert, verdreckt, vollgekotzt, vermüllt.

    Und es wird inzwischen aus den o.g. Gründen nicht nur unangenehm, sondern auch höchst gefährlich:

    Anmache, Diebstahl, Überfälle, Messerstechereien, auf die Gleise stoßen etc. etc.

    Bahnhöfe sind zu den absoluten Verbrechensschwerpunkte geworden und auch der Weg von und zu Haltestellen in der Nacht ist höchst gefährlich. Zudem fängt man sich durch die völlig mit Menschen überfüllten Bussen und Bahnen auch noch alle Keime dieser Welt ein.

    Man muss heutzutage schon das Abenteuer lieben oder mit dem Leben bereits abgeschlossen haben oder einfach darauf angewiesen sein, um mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.

    Die hinterpfotzigen „Senatoren für Verkehrswende und Mobilität“ in den Stadtstaaten und die entsprechenden Minister in den übrigen Bundesländern tun sich das auf keinen Fall selbst an, sondern lassen sich von Chauffeuren durch die Gegend kutschieren.

    • Sie haben vollkommen Recht. Wir brauchen eine „Täterwohlabgabe“ zur Sanierung des öffentlichen Nahverkehrs. Das ist schließlich der Raum, in dem Dealer, Taschendiebe und Gewalttäter ihrer täglichen Arbeit nachgehen, ohne jegliche Arbeitsschutzmaßnahmen.

    • Ich habe seit 50 Jahren kein gutes Wort für den ÖNV oder die DB. Schon bei uns Studenten hieß der ÖNV 5A-Container. Damals in den 70er Jahren standen die A`s für Arme, Alte, Assis, Auszubildende und Ausländer. Und als W15er musste ich meist auf dem verdreckten Boden sitzen. Wo war da der Staatsbürger in Uniform? Heute als Rentner kann ich nicht mehr die DB nutzen. Die Gleise verursachen ein ständiges hin und her Geschütteltes Fahrunvergnügen, das bei mir eine sofortige ärztliche Rückenbehandlung verursacht. Egal wie billig – solange ich als Vollzahler von jedem Bahnkarteninhaber von meinem Platz vertrieben werden kann, setze ich mich lieber und fahre mit meinem 7er fast stoßfrei von Aldi bis Zermatt.

  6. Das Deutschland-Ticket ist super für Grünen-Wähler in den Großstädten wie Berlin, Hamburg etc., wo vom Steuerzahler subventioniert alle 5 Minuten ein Bus oder eine U-Bahn fährt. Noch besser ist es für Bürgergeldempfänger in Berlin, die nur 29€ dafür bezahlen.
    Den arbeitenden Steuerzahlern auf dem Land oder in Kleinstädten mit kaum existierenden Nahverkehr bringt es nichts, die dürfen es nur mitbezahlen.

  7. Man steuert in diesem Land auf die Zustände der Industrialisierung zu, als die Massen zu Fuß in die Betriebe strömten, da selbst ein Fahrrad ein Luxusgut war. Vermutlich wird man uns das noch als Rückkehr zu einstigen Wachstumszeiten verkaufen – verbunden mit Elendsquartieren in der Nähe des Arbeitsortes. Kutschen, zumindest solche motorisierter Art, wird es dann wie einst ausschließlich für den Neuadel aus Politik und diesem dienenden Organisationen geben.

  8. Beispiel Hauptstadt: Hier erschwert man mit der Umwandlung von Fahrspuren in Radwege, Parkplatzvernichtung und Tempo 30 auf Hauptstraßen, sowie horrender Parkgebühren im kompletten Innenstadtbereich Autofahrern das Leben. Der öffentliche Nahverkehr, auf den alle umsteigen sollen, wird dagegen vernachlässigt.
    So hat man es in 35 Jahren nach der Wende gerade mal auf ein Handvoll neuer U-Bahnstationen gebracht und 2 zusätzliche Tram-Linien.
    In den 90er Jahren hätte man einen U-Bahn-Abzweiger zum Flughafen Tegel bauen können, den man 20 Jahre lang bis zur Schließung hätte nutzen können und auch darüber hinaus für das, was da auch immer entstehen soll.
    Der Anschluss an das Umland mit der S-Bahn hat nicht mal das Niveau von 1939 erreicht, ist teilweise ab der Stadtgrenze eingleisig.
    Dazu kommt dass die „Öffis“ in Berlin besonders unzuverlässig, dreckig und unsicher sind.
    Kurzum, es ist ein Desaster, für das ausschließlich die Politik der letzten drei Jahrzehnte, unter Beteiligung der Grünen, verantwortlich ist.

  9. Keine Sorge: Wenn das Geld hinten und vorne nicht mehr reicht, dann wird der ÖPN-Verkehr deshalb doch nicht abgeschafft – er verkehrt nur nicht mehr.

  10. Da böte es sich jetzt natürlich an, einen zusätzlichen „Beitragsservice Verkehrswende“ einzurichten. Jeder Bürger wird verpflichtet eine Steu… äh, einen Beitrag von – sagen wir zunächst – 18,36 € für den ÖPV zu entrichten, unabhängig davon ob er den ÖPV nutzt oder nicht.

    • Das ist entschieden die beste Idee seit Einführung der Demokratieabgabe.

  11. Wer will auf dem Land mit ÖVP fahren? Bei mir im Dorf gibt es eine Bahnhofstraße, mit Bahnhofsgebäude aber ohne Schienen. Die Strecke wurde in den 70-gen stillgelegt und abgebaut. Ich habe da schon ein paar Gespräche geführt, mit älteren Leuten. Keine vermisst die Bahn. Es blieben die Kunden weg. Jeder, fährt mit dem Auto. Von Nachbarsdorf gibt es noch eine Verbindung. Neulich habe ich in der lokalen Zeitung gelesen, dass mit der Bahn nur Schüller, Auszubildende und Studenten fahren. Sobald die Fahrgäste einen Führerschein haben, steigen sie aufs Auto um. Ich bin einmal mit der Bahn gefahren und nie wieder. Der Zug wartete auf freien Feld auf einen entgegenkommenden Zug. Nur 20 Minuten. Statt 30 Minuten hat die Fahrt mehr als eine Stunde gedauert. Der Zug fuhr mit Verspätung los.

  12. Bei uns auf dem Dorf fährt der große Linienbus (tw. Gelenkbus) stündlich. Er ist maximal mit 3 Fahrgästen besetzt und verbraucht dabei lt. Zeitung 33 l / 100 km. Ist das ökologisch sinnvoll? Schließlich fahren die meisten PKW unter 10 l.

  13. Bus und Bahn sind doch hochsubventioniert, ein weiterer Ausbau bedeutet nur, dass noch mehr Steuern dafür abgepresst werden müssen. Zahlen müssen es die Autofahrer. Die Leute sollen sich nur Autofahren nicht mehr leisten und am besten alle mit Bus und Bahn fahren, wo man sich mittlerweile des Lebens nicht mehr sicher ist. Schöne neue woke grüne Welt! Nichts besitzen und auf den Staat angewiesen sein und Unsicherheit im öffentlichen Raum bis zum Tod.

  14. Die Regierung darf verschleiern. Schließlich gibt es kein WählerschutzG. Es wäre Aufgabe der Opposition, das immer wieder deutlich zu machen. Es wäre Aufgabe der vierten Gewalt und des ÖRR, darüber zu informieren.
    Im übrigen zeigt sich immer deutlicher, jeder EUR kann auch von staatlicher Seite aus nur einmal ausgegeben werden. Sanierung der Bahn? Nein, stattdessen 49 EUR Ticket.

  15. Angesichts des enormen Vorteils, das Ticket deutschlandweit nutzen zu können, ist es schon wirklich sehr günstig.
    Beispiel: Einfache Entfernung (Straße) vom Wohnort (Kleinstadt) zur Arbeit (Großstadt) sind 32 km.
    Fahrzeit PKW 40-50 min, Kosten bei <5 l/100km ca. 150 € mtl. (nur Treibstoff).
    Monatsticket für die Strecke kostete ca. 100 €. Fahrzeit Bus ca. 80 min (!) zzgl. 5 – 10 min Weg zur Haltestelle.
    Das 49 €-Ticket kostet mithin nur die Hälfte, kann aber auch im Urlaub etc. genutzt werden. Dass das betriebswirtschaftlich für den Verkehrsbetrieb nicht funktioniert, liegt auf der Hand.

    Für mich überwiegen die Vorteile des PKW, vor allem wegen der geringeren Fahrzeit. Vor dem deutschen Selbstschuss ins Knie mit dem Energieembargo gegen Russland fuhr ich einen SUV mit einem Verbrauch von > 12 l/100km. Da hat sich das mit dem Bus auch objektiv gelohnt, war mir subjektiv aber egal.

  16. Herr Thurnes,
    das Konzept seit Merkel, perpetuiert durch die Ampel: das Steuer- und Abgabenaufkommen maximieren (z. B. CO2-Abgabe), die Verwendung für Zwecke ohne Gegenleistung oder Gegenwert (Bürgergeld, Migrantenversorgung, Flatterstrom, Radwege in Peru, Tunnelfinanzierung Hamas) maximieren und die Verwendung für produktive Zwecke im eigenen Land minimieren ( z. B.kein Geld für Nahverkehr, Verkehrsrinfrastruktur, Bauern). Wir steuerzahlenden Echtwertschöpfer müssen völlig bekloppt sein, diesen Irrsinn mit unserer Arbeit, die genüsslich von der Obrigkeit durch Regelwut und Ideologieorientierung erschwert wird, aufrechtzuerhalten.

    • Und nicht vergessen: Erst sagen: Keine MWSt-Erhöhung, nach der Bundestagswahl sofort +3% auf 19%. Das war Merkels Probe, ob auch wirklich alle Wähler schlafen.

  17. Um einen Zug von A nach B zu bewegen werden Ressourcen verbraucht. Das sind die Antriebsenergie, der Zug selber der gebaut werden muss, der Unterhalt, der Schienenweg, der Ersatz für Verschleiß und Alterung, usw, usw., nicht zu vergessen das Personal. All das muss bezahlt werden. Dafür ist es gleichgültig ob wir eine Marktwirtschaft oder eine Kommandowirtschaft haben. Die Ressourcen müssen IMMER irgendwie bezahlt, also erwirtschaftet werden.

    Der Unterschied: In einer Marktwirtschaft zahlt derjenige der das Produkt benutzt. In einer Kommandowirtschaft werden Unbeteiligte dazu gezwungen einen immer größeren Teil des Preises für Produkte zu bezahlen die sie nicht selber gar nicht nutzen. Dazu werden ihnen selbsterwirtschaftete Ressourcen weggenommen, damit andere verbilligt mit der Bahn fahren können.

    Das gleiche gilt für viele andere „sozialen Errungenschaften“, z. B. für das Wohnen. Es gibt keine „verbilligten Wohnungen“ für sozial Schwache. Auch das ist Etikettenschwindel. Eine Sozialwohnung kostet mindestens genau so viel wie eine „normale“ Wohnung. Es sind wieder unbeteiligte Dritte die unter dem Deckmantel von „sozialen Errungenschaften“ dazu gezwungen werden, die beim Bau und beim Unterhalt der „verbilligten Sozialwohnungen“ tatsächlich anfallenden Kosten (Ressourcenverbrauch) zu tragen.

  18. Einen vernünftigen ÖPNV, zumindest was dessen Umfang und Dichte anging, gab es zuletzt in der DDR. Dort nun mal unverzichtbar und notwendig, da der Individualverlehr etwas an der Entfaltung gehindert war. Der wurde dann nach 1990 kräftig ausgedünnt incl. Rückbau von Schienenwegen und große Teile dessen was noch unterhalten wird sind dauerhaft stark defizitär und nur durch Einsatz massiver öffentlicher Gelder aufrechtzuerhalten. Hier mal eine Übersicht, wo überallMittel herkommt.
    https://assets.static-bahn.de/dam/jcr:980f5530-82e6-4320-ac49-2d38aa475c78/172905-232530.jpg

  19. Wer neue Kunden will, muss in die Jugend investieren. ÖPNV als Unterrichtsfach an der Schule, in dem einmal pro Woche kollektiv Bus und Bahn genutzt werden, würde sehr gut in das Weltbild des Klimasozialismus passen. Eine frühzeitige Entwöhnung von der Wärme des mütterlichen SUV-Schulbuses, die Ganztagsschule als Hort der Umerziehung, die Akzeptanz der Schiene, als Kapitulation vor einem freiheitlichen Leben, ist Ausdruck größter Anpassung. Pfadfinder war gestern, heute ist Klimakleben und Umwelthüpfen für die Untergebenen. Grüne Parteifunktionäre sammeln hingegen Punkte bei Miles & More auf ihrer Senatorcard und haben die Business-Class für sich entdeckt.

  20. Meine mich daran erinnern zu können, dass man den Erlösen die Kosten gegenüberstellt., zumindest wenn etwas „wirtschaftlich“ sein soll.
    Der Staat hat aber noch andere Aufgaben, da wäre zumindest die Daseinsfürsorge zu nennen ( keine Fluttoten etwa). Also müsste man zuerst einmal klären ob der Nahverkehr wie ein privates Unternehmen zu führen ist.
    Ich meine nicht.

    Die, die da predigen, Bahn privatisieren, Post privatisieren sollten auch sagen das durch diese Privatisierungen der Bürger unterm Strich verloren hat und nur einige Netzwerker gut bezahlte Posten bekommen haben und eben eine sichere Möglichkeit Geld zu parken ( freut Black Rock aber nicht Herrn und Frau Mustermann) !
    Kenne nicht die Quellmitteilung des „gute Laune Ministeriums“ , die Zahlen geben jedenfalls nichts her.

  21. Dafür fehlt das Geld, noch. Habe gerade eine Überschrift gelesen, dass in BaWü eine ÖPNV-Zwangssteuer angedacht ist, oder wird, oder im Gespräch ist. Das nützt dem Personennahverkehr zwar nichts, oder nicht viel, aber immerhin. Klasse, die Deutschen brauchen jeden Tag ihre tägliche Klatsche, ihre tägliche Dosis Abzocke, Demütigung.

  22. Wächst der Kundenstamm nicht deutlich, ist die Verkehrsbranche dauerhaft auf Geld aus der Politik angewiesen.“
    Wer heute schon den ÖPNV in Ballungszentren während der Stoßzeiten nutzt, der wünscht sich nicht, dass der Kundenstamm weiter wächst.

  23. Funktioniert dann wie bei Amazon. Dort waren es erst auch nur 29 EUR für prime, jetzt sind es schon 89 EUR. Das Prinzip ist immer das gleiche: erst die Leute mit einem unwiderstehlichen Angebot anfixen und dann, wenn genügend Abhängigkeit geschaffen wurde, die Preise erhöhen.
    Am Ende wird das Modell kippen.

  24. > Die Verkehrsbetriebe müssen also mit weniger Geld höhere Kosten bezahlen.

    Als Netto-Steuerzahler darf ich zur Verwendung meiner Steuern Forderungen stellen: Besser den ÖPNV für uns bezuschussen als weitere Yachten Schnorrlenskys, wovon er neulich auf den Namen eines Freundes (dem er vor Präsidentschaft etliche Firmen überschrieb) gleich zwei für 75 Millionen kaufte. Oder Banderisten-Waffen. Oder Radwege in Peru.

  25. Finde ich gut, dass der in D angestellte „Wirtschaftsminister“ hier nur noch in Anführungszeichen auftaucht.

  26. Zusätzliche 49€-Ticket-Kunden generiert man, indem man weiter Migranten hier ansiedelt und sie mit dem Ticket ausstattet.

  27. Der ÖPNV, den die Grünen und ihre korrupten Medien, so massiv bewerben und ohne Rücksicht auf Wirtschaftlichkeit ausbauen wollen, ist vergleichbar mit der „grünen“ bereits gescheiterten Energiewende. Die Ideologen von den Grünen und den restlichen Altparteien wollen im Rahmen der sogenannten Klimawende die Menschen in den ÖPNV zwingen. In meinem näheren Umfeld sehe ich immer wieder, vor allem außerhalb der Hauptverkehrszeiten, Busse oder Straßenbahnen, die leer oder nur mit einem Passagier durch die Gegend fahren. Dies ist unwirtschaftlich und in keiner Weise irgendeine C02 Einsparung im Vergleich zum Autoverkehr.

  28. Vielleicht könnt auch mal einer erklären, wie Verteilung der Einnahmen praktisch aussieht. Da ich das Ticket nicht habe, ich wohne auf dem Land mit schlechter ÖPNV Anbindung, bin ich hier völlig ahnungslos.
    Für mich gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten:
    Entweder wird das Geld nach dem planwirtschaftlichen Gießkannenprinzip verteilt, was zwangsläufig zur finanziellen Schieflage einiger Marktteilnehmer führen wird, oder das 49-Euroticket, das man ja wohl nur in elektronischer Form oder mittels QR-Code nachweisen kann, wird von jedem Leistungserbringer gescannt und wäre somit ein weiterer Schritt in den Überwachungsstaat.

    • Das Deutschlandticket gibt es auch als Plastik-Karte, die man nirgends einscannen muss. Man zeigt sie bei Stichproben-Kontrollen zusammen mit dem Personalausweis vor.

      • Es gibt Verkehrsverbünde, die ihre Busse bereits mit Lesegeräten ausgestattet haben. Man muss vorne beim Fahrer einsteigen und das Geräte liest den Code dann nicht nur von einer Smartphone-App als auch auch von einer Chipkarte ein.

    • Tatsächlich wird das Geld irgendwann in den Tiefen des allgemeinen Steuersumpfes verschwinden!

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