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Historiker Georges Bensoussan

Der islamische Antisemitismus ist der gefährlichste

04.02.2024

| Lesedauer: 4 Minuten
Der marokkanisch-stämmige jüdische Historiker Georges Bensoussan, der in Frankreich aufgewachsen ist und seit einiger Zeit in Israel lebt, rechnet mit der Politik in Paris ab. Eine Abrechnung, die punktgenau auch auf Deutschland zutrifft.

„Es gibt rechten Antisemitismus, aber er ist weniger wichtig und vor allem weniger gefährlich als der islamische Antisemitismus, der mehrere Todesopfer gefordert hat.“ In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom 25. Januar 2024 rechnet der marokkanisch-stämmige jüdische Historiker Georges Bensoussan, der in Frankreich aufgewachsen ist und seit einiger Zeit in Israel lebt, mit der Politik in Paris ab. Eine Abrechnung, die punktgenau auch auf Deutschland zutrifft.

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Wenn man Frankreich durch Deutschland ersetzt, verlieren die Aussagen Bensoussans keineswegs an Bedeutung. Die extreme Rechte, so der Historiker, sei das beste Argument, um die Realität in Frankreich zu verschleiern. Das gelte nicht nur für den Antisemitismus, sondern für alle großen Probleme Frankreichs, angefangen bei der Einwanderung und der Islamisierung. Man wolle es nicht sehen, als ob das Benennen von Tatsachen das Risiko eines neuen Faschismus bergen würde, sagt Bensoussan.

Historiker Bensoussan beklagt den verleugneten arabischen Antisemitismus

"Wirklichkeit hinter Worten verschleiern"

Historiker Bensoussan beklagt den verleugneten arabischen Antisemitismus

In Deutschland demonstrieren an einem Wochenende über eine Million Menschen gegen Rechts, aufgestachelt durch grüne und sozialdemokratische Ampel-Politiker, unterstützt durch NGOs und die Massenmedien. Die Gewalttätigkeit der gesetzeswidrig Zugewanderten aus Nahost und Nordafrika, die für den Anschlag am Breitscheidplatz 2016 bis zur Vergewaltigung im Regensburger Stadtpark im Januar 2024 verantwortlich ist, wird als „vereinzelte Taten“ heruntergespielt, der politische Zusammenhang wird schlichtweg bestritten.

Bensoussan bestreitet nicht, dass es eine extreme Rechte gebe, und natürlich gebe es Antisemiten im „Rassemblement National“, (vergleichbar mit der AfD in Deutschland, Anm. der Red.), wahrscheinlich mehr als in der Durchschnittsbevölkerung. Aber könne man alle, die Angst vor dem Islam haben, als Faschisten bezeichnen? Sei die Sorge um den Fortbestand der französischen Identität stets faschistisch, oder könne sie angesichts einer schleichenden Islamisierung der Gesellschaft ein nachvollziehbarer Verteidigungsreflex sein, fragt der französische Historiker?

Er habe schon vor über zwanzig Jahren auf den Zusammenhang zwischen der israelisch-palästinensischen Auseinandersetzung, der Intifada, und der Gewalt in französischen Stadtteilen hingewiesen. Auf jeden Fall werde er nicht mehr so vehement geleugnet, betont Bensoussan. Das sei ein Fortschritt. Aber es gebe immer noch eine Tendenz seitens der Medien, die Dinge falsch zu benennen.

Man verurteile den Antisemitismus, aber man benenne nicht die Antisemiten. Man dürfe nicht, so ein tausendfach gehörter Satz, „der extremen Rechten in die Hände spielen“. Oder man anerkennt, dass es unter Muslimen Antisemitismus gebe, fügt aber gleich hinzu, dass es auch unter Rechtsextremisten Antisemitismus gibt. Hier gebe es immer noch eine mentale Barriere, eine Art stillschweigendes Verbot.

Der Historiker ist auch der Frage nachgegangen, warum die Juden aus den arabischen Ländern verschwunden sind. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten dort über eine Million Juden. Heute sind es nur noch 4000. Je mehr ich forschte, desto mehr kam ich von der These weg, dass der israelisch-arabische Konflikt der Hauptgrund dafür sei, fasst Bensoussan zusammen.

Die tiefere Ursache der Auswanderung war, dass die Juden in der arabischen Welt seit dem späten siebten Jahrhundert als Untertanen gelebt hatten. Auf Arabisch nannte man solche Leute „dhimmi“. Mehr noch als die Christen waren die Juden Demütigungen und Schikanen ausgesetzt, manchmal auch Pogromen wie 1912 in Fez oder 1941 in Bagdad. Arabische Kinder, das wissen wir aus Hunderten Reiseberichten von westlichen Besuchern, erzählt Bensoussan, machten sich einen Spaß daraus, ältere Juden mit Steinen zu bewerfen. Sie durften sich ja nicht wehren.

Mit der Kolonialisierung des arabischen Raums habe sich jedoch die Stellung der Juden geändert. Sie emanzipierten sich, auch dank der westlichen Schulsysteme. Sie verwestlichten – und indem sie das taten, stellten sie sich in den Augen ihrer einstigen Unterdrücker gegen das islamische Recht. Sie galten als Verräter und Symbole der Moderne, die in der arabischen Welt bewundert und gehasst werde. Über all das sei später der Konflikt um Israel gestülpt worden. Das habe einen explosiven Cocktail ergeben.

Der christliche und westliche Antisemitismus sei älter und vor allem struktureller. Hier gehe es um eine ganze Weltanschauung, betont der Historiker. „Der Jude“ habe den Sohn Gottes getötet, er verkörpere Verrat, Heimtücke, List und Habgier, kurz gesagt: das Böse. In der arabischen Welt sei der Jude ein minderwertiges Wesen, aber er mache keine Angst und stehe nicht im Mittelpunkt der islamischen Weltanschauung. Wenn er seine Unterwerfung und ständige Erniedrigung als „dhimmi“ akzeptiere, sei alles in Ordnung. Wenn er sich dagegen auflehne, kommt es zum Krieg. Diese Rebellion habe die arabische Welt den Juden bis heute nicht verziehen.

Bei der andauernden Bodenoffensive Israels in Gaza sind in den Schulen Hitlers „Mein Kampf“ in großer Zahl in arabischer Übersetzung gefunden worden. Bensoussan weist darauf hin, dass es nicht nötig sei, den Antisemitismus zu exportieren. Es gab ihn bereits, und er war oft verbunden mit dem Hass gegen den Westen. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, hätten viele arabische Nationalisten ihre Nähe gesucht, insbesondere die Anführer der palästinensischen Bewegung. Im „Dritten Reich“ interessierte man sich dagegen erst ab 1937/38 für die Araber. Die rassistischen Passagen über Araber, die Hitler in „Mein Kampf“ formuliert habe, seien in den arabischsprachigen Ausgaben gestrichen. Hitler hat den Antisemitismus also nicht exportiert, er hat ihm lediglich eine rassische, biologische Prägung verliehen, die er ursprünglich nicht hatte.

Bensoussan äußert sich auch zu „La France insoumise“, eine neuere linke Bewegung, die durchaus vergleichbar mit Sahra Wagenknecht in Deutschland ist. Weil sich große Teile der ehemaligen Arbeiterklasse und der kleinen Angestellten von der Linken abgewandt haben, so der Historiker, wendet sich „La France insoumise“ den muslimischen Vorstädten zu. Sie orte dort eine Art neues Proletariat, das morgen vielleicht den Wahlerfolg garantieren wird. Daher ihre systematische Verurteilung Israels (ebenso wie Sahra Wagenknecht, Anm. der Red.), daher ihr Schweigen zum muslimischen Antisemitismus. Dies, obwohl sie wüssten, dass Antisemitismus in diesen Bevölkerungsgruppen weit verbreitet sei. All das sei demagogisch und verachtenswert.

Die pro-palästinensischen Kundgebungen mit Hunderttausenden Teilnehmern sind nach Meinung des Historikers letztlich ein oberflächliches Phänomen. Die tiefere Realität sei schwieriger zu erkennen, denn die große Mehrheit in diesem Land demonstriere nicht … Er ist davon überzeugt, dass diese Mehrheit zutiefst antiislamistisch eingestellt sei, aber nicht gehört werde. Sie spüre, dass Frankreich der gleichen Gefahr ausgesetzt ist wie Israel: dem Islamismus, der im „Bataclan“ getötet hat, der einen Priester enthauptet hat, der 86 Menschen in Nizza und die Redaktion von „Charlie Hebdo“ ermordet hat. Die Medien würden dieses Frankreich oft nicht widerspiegeln, sie seien von einer kulturellen, intellektuell verarmten Linken geprägt. Diese Linke würden in den Muslimen, angefangen mit denen in Gaza, die neuen Verdammten dieser Erde erkennen.

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15 Kommentare

  1. Glaube nicht dass es die Religionen sind die die Menschen gegeneinander aufbringen. Es ist die Gier nach Geld, Gütern und Besitztümern.Je stärker der Mensch nach diesen Dingen strebt um so brutaler wird sein Verhalten anderen gegenüber.

  2. „Sie orte dort eine Art neues Proletariat, das morgen vielleicht den Wahlerfolg garantieren wird. Daher ihre systematische Verurteilung Israels (ebenso wie Sahra Wagenknecht, Anm. der Red.), daher ihr Schweigen zum muslimischen Antisemitismus.“

    Red: das sagte Sahra Wagenknecht genau, was auch viele Juden in den USA sagen:

    Spigel, 25/11/2023:

    #Begin Quote:

    Wagenknecht wirft Israel rücksichtslose Kriegsführung vor
    Bei einer Kundgebung am Brandenburger Tor hat Sahra Wagenknecht die israelische Regierung scharf kritisiert: Es sei absurd, zu glauben,
    „dass Bomben den islamistischen Terror schwächen“

    Die ehemalige Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht hat den Kurs der israelischen und der deutschen Regierung im Gazakrieg scharf kritisiert. »Gerade wir Deutschen haben eine besondere Verantwortung für jüdisches Leben«, sagte Wagenknecht am Samstag bei einer Friedensdemonstration in Berlin. »Und wir haben die Verantwortung, das Existenzrecht Israels ohne Wenn und Aber zu verteidigen.« Doch diese Verantwortung »verpflichtet uns nicht, die rücksichtslose Kriegsführung der Regierung Netanyahu als Selbstverteidigung schönzureden und zu unterstützen«.

    Diese Eskalation des Krieges schütze nicht jüdisches Leben, sie gefährde jüdisches Leben. »Es ist doch absurd, zu glauben, dass Bomben den islamistischen Terror schwächen. Sie stärken ihn.« Wagenknecht erinnerte dabei an die Kriege in Afghanistan und im Irak. »Haben wir denn aus den ganzen Kriegen der vergangenen Jahre überhaupt nichts gelernt?«

    »Furchtbare Massaker der islamistischen Hamas«

    Zuvor sagte Wagenknecht: »Wir alle waren am 7. Oktober entsetzt und schockiert über die furchtbaren Massaker der islamistischen Hamas, über die Morde an unschuldigen Zivilisten, an Frauen und an Kindern.« Nichts, kein Unrecht dieser Welt, rechtfertige solche Verbrechen. Aber sie finde, »wir sollten genauso schockiert sein und genauso entsetzt sein über die rücksichtslosen Bombardements im Gazastreifen

    #End Quote

    Jeder intelligent Militaer mit historischem Wissen weiss, dass HamaSS nicht besiegt werden kann, WEIL der ganze GAZA Streifen und die Zivilisten HamaSS zu 94 \% unterstuetzen.
    Das Tunnelsystem kann zerstoert werden, mit hohem Preis, bes. fuer Israel, aber HamaSS ist ueberall in der arabischen-islamischen Welt. Weltweit !

  3. Ich sehe das ähnlich, aber aus anderen Gründen. Für mich gibt es einen „opportunistischen“ und einen „ideologischen“ Antisemitismus.
    Der historische europäische Antisemitismus war aus meiner Sicht meist „opportunistisch“. Aufstachelung der Massen gegen Juden zwecks Machterhalt, Feindbenennung als Ablenkung von Versagen der Machteliten, Tilgung von Schulden usw. Die Mär vom Brunnenvergifter oder das Herausstellen der Juden als Töter von Jesus waren da nur die notewendige Propaganda, um das dumme Volk zu erreichen. Das ist nicht schön, aber solcher Antisemitismus ist beherrschbar und minimierbar/tilgbar.
    Der Antisemitismus im Islam ist ideologisch/religiös. Laut Koran sind Juden nun mal Dhimmis, also Menschen zweiter Klasse, die bekehrt oder bestraft/getötet gehören (z.B. Sure 5, Vers 33, Sure 9, Vers 30, Sure 5, Vers 82 usw.). Ideologie gebiert immer Fanatiker (siehe Hamas), die sich in Wort und Tat überbieten wollen. Solchem Antisemitismus kann man schlecht Herr werden. Daher halte auch ich den ideologischen Antisemitismus für den gefährlichsten.
    Bei den Nationalen Sozialisten war der Antisemitismus beides: machtopportunistisch und ideologisch. Diese Kombination führte in die maximale Katastrophe, den Holocaust.
    Der Antisemitismus der heutigen Sozialisten/Linken ist auf den ersten Blick ideologisch (z.B. wegen Juden=Kapital=Böse), ich schätze diesen aber trotzdem als „opportunistisch“ ein, da Linke sich ja immer Opfergruppen suchen, für die sie sich einsetzen, sich damit selbst moralisch überhöhen können und dabei gleichzeitig gesellschaftlichen Konsens und Zusammenhalt zerstören können. Die Palestinänser sind eine solche Opfergruppe…

  4. „Wenn er seine Unterwerfung und ständige Erniedrigung als „dhimmi“ akzeptiere, sei alles in Ordnung.“
    Man lese mal Dhimma bei wikipedia nach, https://de.wikipedia.org/wiki/Dhimma. Wenn der Hass auf Juden auf Dhimma beruht, dann sollte uns Angst und Bange werden. Denn Dhimma gilt auch für Christen.
    Aber vielleicht löst sich das Problem, wenn wir erstmal keine Kirchenmitglieder mehr sind? Ich fürchte nicht. Denn wer nicht unter Dhimma fällt, hat keine Möglichkeit, durch Unterwerfung Schutz zu finden.
    Leider hat der gemäßigte Islam, den es m. E. durchaus gab, verloren. Antiislamisch zu sein, hat also m. E. durchaus seine Berechtigung. Schon allein deswegen, weil beim Islam, wie er von den islamischen „Eliten“ vertreten wird, keine Trennung zwischen Staat und Kirche erfolgt. Er widerspricht damit in meinen Augen dem GrundG und qualifiziert sich nicht als Religion im Sinne unseres GrundG.
    Unser Mitleid z. B. mit den Menschen in Gaza verhindert, dass wir unseren Verstand einsetzen. Verstand muss trainiert werden. M. E. sind wir im Zweifelsfall durch unser Gefühl gelenkt. Wer also das Bildungssystem nicht über MINT auf das Training des Verstandes hin aus richtet, der hat meiner Meinung nach anderes im Sinn als Bildung.

  5. Wie so viele Konservative steht auch Bensoussan exemplarisch für das große Problem in der Auseinandersetzung zwischen dem globalen, mit universalistisch-totalitärem Herrschaftsanspruch agierenden Linksliberalismus und dem ihm gegenüberstehenden Feld der Kräfte rechts davon. Es ist ihre Weigerung, sich vorbehaltslos auf die rechte Seite zu stellen, ja, sie wollen ja noch nicht einmal rechts sein, sondern phantasieren seit Jahrzehnten eine vermeintlich „Mitte“ oder „Liberalität“ herbei, die aber nie jemand definieren oder erleben konnte.
     
    So wird dieser Satz zum Kernsatz dieses Beitrages, der ihn grundsätzlich dekonstruiert:
    „Bensoussan bestreitet nicht, dass es eine extreme Rechte gebe, und natürlich gebe es Antisemiten im „Rassemblement National“, (vergleichbar mit der AfD in Deutschland, Anm. der Red.), wahrscheinlich mehr als in der Durchschnittsbevölkerung.“
    Schauen wir uns ihn an. Zunächst erscheint es eine Binse, dass es auch innerhalb der Rechte einen extremen Ausläufer gäbe. Oder gar „Nazis“.
    Aber: Das meint Bensoussan nicht. Er meint: Diese Ausläufer sind schlecht jenseits jeglicher Diskussion und haben keine Existenzberechtigung. Rechts darf nur sein im Sinne einer liberalen bürgerlichen Konservativität. Alles andere lehnt man so ab wie den Ökomarxismus andererseits.
     
    Hier will ich keine Diskussion führen, wie verwerflich oder nicht verwerflich extreme Haltungen sind.
    Das Problem ist, dass in einer elementaren Auseinandersetzung, wie wir sie diese Tage erleben und die längst die Schönwetterzone früherer Jahrzehnte verlassen hat, sich niemand derartige Feinsinnigkeit leisten kann.
     
    Die Stärke der Linken ist, dass sie das schon vor Jahrzehnten begriffen haben und konsequent alles integrieren, von der migrantischen Antifa bis zu einer Sozialstaatsnationalistin wie Wagenknecht. Ich habe eine dieser Demos „gegen rechts“ dieser Tage in Berlin besucht, um mir ein Bild zu machen. Neben Regierungspolitikern und ihrer Entourage war dort die gesamte Palette des bourgeois-linksliberalen, altlinken, linksradikalen oder radikalökologistischen Spektrums und natürlich alle Interessenvertreter der Migrationsindustrie vertreten, so wie man sie auf allen linken Happenings finden kann. Hand in Hand. Nur so, indem sie den Studienrat im Cordsakko aus dem Vorstadt-Reihenhaus ebenso integrieren können wie postkoloniale Schamanen, die Zwillenschießer aus Kreuzberg, die ihre WG mit afrikanischen Meth-Dealern teilen, Medienbeamte vom RBB, oder sekttrinkende Galeristen aus den Seitenstraßen des Kudamm oder die Lastenrad-Mamis aus dem Prenzlauer Berg, bekommen sie diese Massen auf die Straße. So wenig man im Alltag wirklich miteinander zu tun hat – man akzeptiert sich so, wie man ist und sieht sich als „Ally“, in modischem Denglisch. Und schafft so die Einheitspartei von Linke bis CDU.
     
    Was können die Rechten da dagegensetzen? Nichts. Sie sind zerstritten, misstrauen einander, grenzen sich voneinander penibel ab, es gibt Rede- und Kontaktverbote – oder man lässt sie sich von außen aufoktroyieren. In diesem desolaten Zustand befindet sich der rechte Sektor in diesem Land auch schon seit Jahrzehnten. Die CDU mochte in den 1970er Jahren vielleicht nicht wirklich die Wiking-Jugend ansprechen wollen, aber sie hatte einen Alfred Dregger, der heute bei der AfD schon deswegen kein Mitglied werden dürfte, weil er aus Überzeugung gegen Russen gekämpft hat. Als Richard von Weizsäcker sich anschickte, seine Geschichtsklitterung mit der „Befreiung durch Niederlage“ zur neuen deutschen Staatsräson zu machen – was die Linken begierig aufgriffen – stellte er nicht nur diese Kohorten bloß, sondern gleich alle rechts der SPD mit, die nicht an die Vereinigten Staaten von Europa oder den Segen der „internationalen Arbeitsteilung“ glauben wollten.
     
    Ich habe politisch und lebensweltlich mit denen, die auf diesen Demos mitlaufen, nichts zu tun. Aber ich bin weit davon entfernt, sie alle für Idioten zu halten, und habe mit denen, die nicht allzu weit am linken Rand zu stehen schienen, das Gespräch gesucht. Leicht war es nicht, denn zu sagen, mal wählt AfD hätte mich zum sofortigen Wegrennen gezwungen. Ergebnis des Gespräches aber war, dass man links zwar mit aller Kraft auf die AfD eindrischt, sie aber in Wirklichkeit gar nicht für die „eigentliche“ Gefahr hält. Weiterhin ist sie sehr von Nutzen, um die „Brandmauer“ weit und hoch ziehen zu können. Mein Gesprächspartner, der sich als Geschichts- und Englischlehrer an einer Gesamtschule in Berlin vorstellte, gebrauchte einen ganz anderen Begriff, wovor sie alle Angst haben: „Harzburger Front“. Also den Schulterschluss aller Kräfte rechts der Linken. Wer dabei die Führung übernähme, ist  den Linken völlig klar und auch bei den Bürgerlichen gibt es da wohl keine zweite Meinung: Es würde nie die CDU und damit die „Kräfte der Mitte“ sein. Die CDU wäre intellektuell und politisch viel zu ausgelaugt, um überhaupt irgendetwas „anführen“ zu können. (Nicht mal eine Bundesregierung) Ähnlich wie innerhalb der AfD wären es Kräfte, die deutlich weiter rechts lehnen würden. EU, Euro, Westbindung, NATO, Asyl – alles käme ins Rutschen, nichts wäre mehr sicher. Solange aber die Rechten sich weiter wie die Kesselflicker streiten, ist alles in Ordnung und diese Demos machen ja auch Spaß.
     
    Lassen wir undiskutiert, ob es unter einer „rechten“ Regierung tatsächlich zu einer radikalen Wende käme, vermutlich eher nicht. Doch dass es keine gibt, liegt nicht an den Linken, nicht an Haldewangs Schlapphüten oder den Medien. Die Rechte will nicht regieren. Sie will nur recht gehabt haben und stirbt lieber als schöner Schwan als sich die Finger schmutzig gemacht zu haben. DAS ist in Wirklichkeit die „Brandmauer gegen rechts“. „Wir“ haben sie selbst gebaut.

    • Stimme Ihnen in vielen Aussagen zu. Die konservativen Kräfte in diesem Land sind zerstritten und arbeiten gegeneinander. Ähnlich ist es ja auch in Frankreich. Erst das macht die Macht der Linken möglich.

      • Die konservativen Kräfte haben sich spalten lassen, die einen, um nicht in den Ruch der anderen zu kommen, alles klein in klein. Profitiert hat die prinzipiell ebenso zerstrittene Linke, die sich aber, wenn sie einen „gemeinsamen“ Feind gefunden haben, wundersam zusammenfindet. Diese Demonstrationen, eigentlich Minderheiten, zeigen das deutlich: Antifa neben Lauterbach. Die einen anarchistisch orientiert mit Hass auf jeden Profit, der andere durchsetzt von Profitgier, die salonlinken Gewerkschaftsbosse, denen die Mitglieder davonlaufen, die streiken lassen gegen eine Regierung für mehr Geld, die sie gleichzeitig bejubeln!
        Die Konservativen müssen sich endlich zusammenfinden, Boden unter den Füßen gewinnen. Die Antisemiten in den eigenen Reihen kann man einhegen, was den Linken schwer möglich ist, da eines ihrer Fundamente der Antisemitismus selbst ist. Man marschiert auch mit Hamasvrstehern zusammen, wie man immer wieder sieht.
        Die AfD ist zumindest die bisher einzige Partei, die sich deutlich, kein verlogenes Lippenbekenntnis a la Steinmeier/Bärbock/Scholz zu Israel bekennt.

    • Berlin Diesel….das ist doch verboten, dachte ich…..man darf nur noch mit Lastenfahrread, und solar-windrad-zertif. , durch Berlin fahren….

      Ich gebe Ihnen voll recht, muss Ihnen aber klar widersprechen ,was Sarah Wagenknecht betrifft. 

      Sie gehoerte damals zu dem, was „links-soz.“ war, aber heute ist sie einen anderen Weg gegangen: eher traditionell ‚links‘, aber eben weder w o k e noch ‚begruent‘ eher in der Tradition eines Willy Brandes, den die heute Sozzzen ja eigentlich schon lange vom Sockel in ihrem WB Haus stossen muessen. Diese Sozzen wie DIE LINKE sind voellig verbloedet und verwirrt.

      Richtig ist auch, dass G Bensoussan (Arabischer Name) sich aber auch beflissen, sich von der ‚extremen Rechte‘ abzusetzen…..damit dient er nat dem Kampf gegen R\“AECHTS.

  6. Danke für diesen hochinteressanten Bericht. Man wird davon in den „Qualitäts Medien“ sicher nichts erfahren, in den öffentlich-rechtlichen Sprechschauen ist dieses Thema ja ein absolutes No Go, so mächtig ist diese Bevölkerungsgruppe inzwischen und so verängstigt die öffentliche Meinung.

  7. „Es gibt rechten Antisemitismus, aber er ist weniger wichtig und vor allem weniger gefährlich als der islamische Antisemitismus, der mehrere Todesopfer gefordert hat.“
    Ich kann es nicht mehr hören: Die Nationalsozialisten waren Linke genauso wie der BDS genannte Israel Boykott eine rein linke Veranstaltung ist.
    Die Mär der „rechten“ Nazis ist das Pendant von CO2 als anbgeblichem „Klimagas“ – es sind die fundamentalen Lügen des herrschenden, linken „Narrativ“. Solange diese Lügen nicht aufgebrochen werden, behalten die Linken, Sozialisten und Kommunisten die Deutungshoheit und können uns was von „menstruierenden Männern“ und „Frauen mit Penissen“ erzählen.
    Keinen Millimeter mehr diesen Lügen!

    • Die ständige Wiederholung der steilen These, der Nationalsozialismus sei links gewesen, macht die Aussage nicht wahrer. Tatsächlich war er weder links noch rechts im Sinne der herkömmlichen Begrifflichkeit, sondern ein höchst widersprüchliches Sammelsurium unterschiedlicher Ansätze. Jeder, der sich nur ein wenig mit dem III. Reich beschäftigt, erkennt diese merkwürdige Gleichzeitigkeit von Traditionalismus und Moderne, von Kapitalismus und Sozialismus, wobei man sich bisweilen fragt, ob dies alles nicht nur Fassade einer im Kern auf Vernichtung und letztlich Selbstzerstörung angelegten grossen Inszenierung war.
      Ganz abgesehen davon gab es natürlich einen rechten, nämlich völkischen Antisemitismus lange vor dem Nationalsozialismus – so wie der linke Antisemitismus eine lange Geschichte bis tief in das 19. Jahrhundert hinein hat.

      • @Fulbert

        Wenn der Begriff rechts-radikal „die Assoziation von Neonazis mit Glatzköpfen und Springerstiefeln…“ auslöst, ist das framing noch viel tiefer, da „Nazi“ ein Schmähbegriff für „Nationalsozialisten“ ist und Sozialisten sind immer links! „Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende nationale Besitzbürgerblock. Joseph Goebbels, in: Der Angriff, Gauzeitung der Berliner NSDAP, 6.12.1931
        https://www.hfm-weimar.de/geschichte-der-juedischen-musik/musik-und-holocaust-spezialvorlesung/nationalsozialismus

      • Vielen Dank für den hochtinteressanten Link zur Hochschule für Musik Weimar. Meine Frau hat dort Mitte der 80er bis Ende der 80er Musik studiert. Deswegen ist mir ein Verweis dorthin doppelt lieb.

      • Wo ist der Unterschied zwischen den Nazis damals und den Sozialisten grüner Ausprägung heute?
        Bis auf die Symbolik ist da NULL Unterschied. Sie verhalten sich bei faschistisch, sie haben ihre Schöägertruppe (SA/Antifa), sie sponieren und unterdrücken den politischen Gegner, beide wollen um jeden Preis an der Macht bleiben, beide sind antisemitisch, beide haben einen Hang zum Islam, beide sind Sozialisten.
        Der einzige Unteschied ist: die Nazis warten national, die Grünen heute sind global.

    • Die Nazis waren also MARXISTEN ?
      Oder gar BOLSCHEWISTEN ?
      Oder waren sie gar selbst „die juedisch-bolschewistische rote Pest“ (Goebbels) ?
      Informieren Sie sich doch bei (konservatischen) HIstorikern, so es welche noch gibt in Germanistan,
      sonst gibt es ja noch Sir Christopher Clark, Sir Ian Kershaw u. Niall Ferguson, Victor David Hansen, Weltklasse Historiker !

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