<
>
Wird geladen...
Süß erscheint der Krieg nur den Unerfahrenen

Konkreter Vorschlag, die Zahl der Bundeswehreinsätze zu vermindern

15.03.2025

| Lesedauer: 3 Minuten
Politiker entscheiden in ihrem Elfenbeinturm, dass die von ihnen Regierten auf den Schlachtfeldern eine der größten Zumutungen ausführen müssen, nämlich andere Menschen zu töten. Eine verantwortliche Politik braucht gesetzliche Rahmenbedingungen, die Politiker persönlich mit in die Verantwortung nehmen.

Militäreinsätze haben eine Tendenz, den Interessen oder ideologischen Vorstellungen der Elite eines Landes zu dienen und der normalen Bevölkerung zu schaden. So wusste Erasmus von Rotterdam 1515 in seiner Schrift „Süß erscheint der Krieg nur den Unerfahrenen“: „Alle Kriege der letzten Zeit wurden ausschließlich um der Herrscher willen geführt.“ Der Volksmund reimt lapidar: „Die Waffen liefern die Reichen, die Armen liefern die Leichen.“ Der Aktienkurs von Rheinmetall hat sich seit 2022 verdreizehnfacht (!). Und selbst die Nazis gaben zu: „Natürlich, das einfache Volk will keinen Krieg. Aber schließlich sind es die Führer eines Landes, die die Politik bestimmen“ (Hermann Göring).

Hier klafft ein Missverhältnis: Die einen bestimmen, die anderen müssen den Kopf hinhalten. Politiker entscheiden in ihrem Elfenbeinturm, dass die Normalos auf den Schlachtfeldern eine der größten Zumutungen ausführen müssen, nämlich andere Menschen zu töten. Wer aber seinen Wählern das Töten zumutet, der sollte selber diese Zumutung aushalten müssen. Wer keine persönliche Verantwortung übernimmt, der steht in Gefahr, verantwortungslos zu entscheiden.

Darum schlage ich folgende gesetzliche Regelung vor: Für jeden beschlossenen Bundeswehreinsatz werden unter allen zustimmenden Abgeordneten fünf Personen öffentlich ausgelost, die mitgehen und an der Front mitkämpfen müssen. Fällt einer von ihnen oder wird einer verwundet oder hat einer lang genug an der Front gedient, so wird aus den zustimmenden Abgeordneten der nächste ausgelost. Dabei wird keine Rücksicht auf das Alter oder auf das Geschlecht des Abgeordneten genommen. Sollte der Einsatz für den Abgeordneten aus gesundheitlichen Gründen nur schwer möglich sein, kann eins seiner Kinder oder nächsten Verwandten ihn auslösen.

Diese Regelung knüpft an die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs „Herzog“ an. Gemeint war nicht der Inhaber eines herausgehobenen Adelstitels, der luxuriös und fern der Schlacht in seinem Schloss residiert. Der „Herzog“ hatte seinen Namen daher, dass er vor dem „Heer zog“ und dieses anführte. Er musste also für seine kriegerischen Entscheidungen seinen eigenen Kopf hinhalten – und gelegentlich auch verlieren.

Ich selber bin in der Nachfolge Jesu kein Pazifist. Jesus hat im Bereich des Glaubens das Schwert abgelehnt: „Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen“ (Matthäus 26,52). Aber Jesus hat nicht im Bereich der Politik das Schwert abgelehnt; so konnte er selbst dem imperialistischen Römern die Steuern, Gelder und Münzen zugestehen, die zum großen Teil ins Militär flossen: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 22,21).

Und doch stehe ich in der Nachfolge Jesu und als vernünftiger Bürger den meisten Kriegen kritisch gegenüber. Wir brauchen gesetzliche Regelungen, die verhindern, dass Kriege allzu leichtfertig als Fortsetzung der Politik missbraucht werden. Gerade die Normalos, die die Suppe auszulöffeln haben, sollten in einer Demokratie mithilfe gesetzlicher Regelungen darauf bestehen, dass die von ihnen gewählten Politiker die schweren Belastungen mitschultern müssen, die mit den Beschlüssen des Bundestags verbunden sind.

Zudem sollte die Bevölkerung lernen, das simple Strickmuster aller Kriegspropaganda zu durchschauen, das Hermann Göring so auf den schrecklichen Punkt gebracht hat: „Es ist immer leicht, das Volk zum Mitmachen zu bringen, ob es sich nun um eine Demokratie, eine faschistische Diktatur oder eine kommunistische Diktatur handelt. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land.“ Görings niederschmetternde Analyse der menschlichen Verführbarkeit hat bis heute leider nichts an Gültigkeit und Schärfe verloren. Man muss bei den gegenwärtigen Aufrüstern lediglich die schwammige Vokabel „Patriotismus“ ersetzen durch die schwammige Phrase „Einsatz für die westlichen Werte“.

Seit den Zeiten von Erasmus haben sich die Waffen in ihrer Zerstörungskraft bestialisch weiterentwickelt; aber die zugrundeliegenden Fragen in Bezug auf Krieg und Frieden sind im Grunde gleichgeblieben: „Offiziell behaupten die Herrscher natürlich immer, dass sie zum Krieg gegen ihren Willen gezwungen werden. Es ist beschämend, aus welch geringen, welch läppischen Gründen christliche Fürsten die Menschheit in den Krieg treiben“ (Erasmus von Rotterdam).

Anzeige
Ad
Unterstuetzen-Formular

WENN IHNEN DIESER ARTIKEL GEFALLEN HAT, UNTERSTÜTZEN SIE TICHYS EINBLICK. SO MACHEN SIE UNABHÄNGIGEN JOURNALISMUS MÖGLICH.

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

14 Kommentare

  1. Ihr Vorschlag 5 MdBs auszulosen ist herrlich. Ich stelle mir da doch gleich unseren Mofa-Rocker Merz vor, oder Merkel, die auf dem Stuhl rumzitterte. Oder nehmen wir mal die Lang mit ihrem Körper und versuchen dafür eine Uniform bei der BW zu finden. Aber nicht nur auslosen, sondern zusätzlich gesetzlich fixieren, dass entsprechende Minister:innen mit nach vorne müssen. Z.B. Verteidigungsminister:in, Außenminister, Finanzminister und die Kanzleramtsminister; das würde sofort Auswirkungen auf die Besetzung der entsprechenden Ämter haben. Auch die Kriegsschreier der ach so pazifistischen Grünen möchte ich mit der Knarre in der Hand in der Scheiße liegen sehen. Aber noch besser wäre alle die nicht gedient haben – ab an die Ostfront. Dort lernen sie dann ganz schnell wie wichtig so ein Dienst fürs Vaterland ist.
    Allerdings würden solche Typen die richtigen Soldaten extremen Risiken zusätzlich aussetzen.
    Von unseren Deputierten würden sich sicherlich über 99,99 % krank melden und sonstige kriegsdienstbefreiende Gutachten vorlegen wie z.B. Amnesie, schwachkopfbedingtes Unvermögen, Unzurechnungsfähigkeit, rollatorische Abhängigkeit, Veganismus, Menschenliebe, Schwangerschaft, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Homosexualität.
    Sollte das alles nicht zutreffen wäre da immer noch der Rücktritt von Amt und Würden unter Mitnahme der Pensionsansprüche. Und diese Ansprüche müssten allen Deputierten und Regierenden und deren Unterstützer ebenfalls gestrichen werden.

  2. Egal wie schlecht die Politiker auch sind. Ich muss wissen, was mein Vaterland ist und muss es unter allen Umständen verteidigen. Leute, die mir erzählen wollen, die ganze Welt ist gut und will nur mit mir kuscheln, sind mir sowieso suspekt.

  3. „Politiker entscheiden in ihrem Elfenbeinturm, dass die von ihnen Regierten auf den Schlachtfeldern eine der größten Zumutungen ausführen müssen, nämlich andere Menschen zu töten. Eine verantwortliche Politik braucht gesetzliche Rahmenbedingungen, die Politiker persönlich mit in die Verantwortung nehmen.“
    Einfach die Völker der Welt über Kriegseinsätze entscheiden lassen und schon hält ewiger Frieden einzug. Allerdings gibt es noch die Mohamedaner welche zum Frieden mir nicht tauglich erscheinen.

  4. Krieg ist die Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln und dabei kann der „Affe“ auch heute noch die Contenance verlieren weil er in Millionen Jahren einfach nichts dazu gelernt hat und wieviele Menschen müssen noch sterben bis die verwaltenden Idioten begriffen haben, daß es auch friedvoller zugehen könnte und sie irgendwann mal über ihren eigenen Wahn alle untergehen.

    Das wollten leider schon viele Erkenntnisträger ändern, was aber bis heute nicht vom Erfolg gekrönt wurde und so kann man dem „Affen“ nur dazu gratulieren, wie er die Dummheit mit Löffeln gefressen hat und selbst der Herrgott schon seine Zweifel haben dürfte, daß ihm zumindest in dieser Frage was mißlungen ist und wenn man die affenartigen Sendungen der Medien betrachtet versteht man auch, wen sie damit ansprechen wollen und billigste Unterhaltung darstellt, was den meisten „Affen“ auch gefällt und damit ihr inneres Reservoire erschöpft ist und das reihum geht, und deswegen befinden wir uns auch in dieser trostlosen Situation.

    Religionen sind im Ansatz durch fortschrittlichere „Affen“ entstanden, weil man erkannt hat, daß es noch höhere Kräfte gibt und selbst das hat nicht viel genützt und hat sich teilweise ins Gegenteil verkehrt und nun stehen wir in der sogenannten modernen Neuzeit vor den gleiche Problemen, die nie enden werden, wenn wir nicht langsam erkennen wollen, daß wir nur ein Leben auf der Erde auf Zeit besitzen und das müßte uns die Chance eröffnen irgendwann mal vernünftig zu werden denn Gott und seinen Willen kann man weder leugnen noch verhindern, weil man dabei immer den Kürzeren zieht.

    • Seit Erasmus von Rotterdam hat sich einiges grundsätzlich geändert. Zu jenen Zeiten hat man Menschen/leibeigene gekauft um von Krieg und Pest entleerte Gebiete wieder zu bevölkern.
      Heute dagegen warten wir auf Kriege, die die Migration unnötig machen, um dann diese entvölkerten Gebiete mit unseren illegalen Migranten wieder aufzufüllen.

  5. „Hier klafft ein Missverhältnis: Die einen bestimmen, die anderen müssen den Kopf hinhalten.“

    Das ist nicht richtig. Denn die, die den Kopf hinhalten, haben die Möglichkeit, in freier und geheimer Wahl zu bestimmen, wer über sie bestimmt. War zuletzt am 23. Februar der Fall. Jedem, der den Kopf nicht hinhalten will, standen Alternativen offen.

    Indem man ständig so tut, als würde der Wähler betrogen, entlässt man ihn aus der Verantwortung, die er aber in einer Demokratie hat.

    • Genau diese Wahl hat man eben aus verschiedenen Gründen nicht.
      Aber ich kann Sie beruhigen. Denn meine Verantwortung fängt spätestens vor meiner Haustür an. Und auch dort bin ich der Herr im Hause!

  6. Dem ist nichts hinzuzufügen. Chapeau, dass Sie sich trauen, Hermann Göring zu zitieren.

  7. Unter der Sonne nichts Neues. Danke,lieber Bruder Zorn für Ihre steten klaren Analysen und bleiben am Wort. Das einzige für mich was hält. Menschenwerk ist unser Verderben. Einen gesegneten Sonntag für Sie und Ihre Familie. Bleiben Sie behütet von unserem großen Gott! Liebe Grüße aus Chemnitz!

  8. Bei Matthäus geht es um Angriffe auf Nachbarn, nicht um die Verteidigung gegen einen Raubüberfall. Die Verteidigung des Heimatlandes muss im Voraus vorbereitet werden, um im Not zum Schwert greifen zu können.

  9. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“

    Dieser Satz wird gerne und grundsätzlich mißverstanden. Wer sich jedoch mit Jesus beschäftigt hat der weiß, dass der Satz, besonders in dem Kontext in dem diese Aussage getroffen wurde, anders gemeint ist:
    „Gebt dem Kaiser, was ihr glaubt, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was ihr glaubt, was Gottes ist.“
    Jesus selber gab dem Kaiser nichts und Gott sein Leben. Er fand die Entrückung. Er stand von den Toten wieder auf. Er zeigte, dass dieser Weg für jeden möglich ist der entsprechend gläubig ist.
    Die Kirche lehrt das nicht. Denn die Kirche ist des Kaisers und nicht des Gottes.
    Den Weg zu Gott lernt man durch Jesus, nicht durch die Kirche, nicht durch den Kaiser, nicht durch den Bediensteten der Kirche und nicht durch den Bediensteten des Kaisers. Weil beides dasselbe ist.
    Der Text oben bestätigt, dass Zorn Jesus nicht versteht. Weil Zorn des Kaisers ist.

  10. “Seit den Zeiten von Erasmus haben sich die Waffen in ihrer Zerstörungskraft bestialisch weiterentwickelt”

    Ja, das stimmt. Aber wegen genau dieser Waffen werden die “Zweikämpfe” auch immer bestialischer. Zumindest, wenn man daran denkt, daß wir das Jahr 2025 schreiben. So sollte man eigentlich vermuten, daß “moderne” Kriege nur noch ausgewürfelt werden müßten. Aber leider sehen wir das genaue Gegenteil. Wenn ich nämlich Szenen aus dem (Ost-)Krieg sehe, werde ich sofort an den I.WK erinnert. Über 100 Jahre später sitzen sich dreck- und blutverschmierte Menschen in Schützengräben immer noch gegenüber. Und “die dicke Bertha” schießt immer noch bis nach Paris. (sic.)
    Und auch, wenn ich wie Sie kein Pazifist bin, so ist für mich der Krieg dennoch die Abwesenheit von Vernunft.
    Ich gebe allerdings gerne zu, daß ich Kriegstreibern sehr gerne mal eine schallende Ohrfeige geben möchte. Dann würde ihnen noch mit auf dem Weg geben, daß sie sich schämen sollen. Und meine Handinnenfläche würde noch sehr lange brennen….
    Gott zum Gruß, lieber Herr Zorn. Aber ich fürchte, daß Ihr Vorschlag leider keinen Krieg verhindern würde.

  11. IHR Vorschlag über den unmittelbaren Kriegseinsatz von Abgeordneten des Deutschen Bundestages sollte ins Grundgesetz aufgenommen werden. Da HIER tatsächlich Eilbedürftigkeit besteht, sollte dies am kommenden Dienstag noch vom alten Bundestag beschlossen werden. JENE andere illegitime Abstimmung dagegen muss von der Tagesordnung genommen werden!

  12. Sehr geehrter Herr Zorn, ihren Vorschlag oben möchte ich ganz uneingeschränkt unterstützen. Allerdings würde ich nicht nur 5 Personen auslosen, sondern mindestens 10, von den Parteien, die Krieg fordern und befördern.
    Vom frühen Mittelalter bis zu den napoleonischen Kriegen sind die Fürsten noch mit in den krieg gezogen, manchmal sogar in der vordersten Reihe, was viele mit dem Leben bezahlt haben. Heute fühlen sich viele Politiker oder die Regierung wie die Fürsten von damals, würden aber niemals in der ersten Reihe an der Front kämpfen. das sind die ersten, die sich im Bunker verschanzen oder irgendwo, wo kein Krieg herrscht.
    Wenn man dem Dümmsten ein paar Pickerl auf die Schulterklappen näht, fühlt er sich als Feldherr.

Einen Kommentar abschicken