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Wie muss deutscher Nationalstolz aussehen?

NS-Aufarbeitung und Nationalgefühl: Einfache Lösungen gibt es nicht

17.02.2025

| Lesedauer: 5 Minuten
Die schwierige Beziehung der Deutschen zu ihrer Heimat ist letztlich Grund für die meisten Probleme im Land, ob akut oder lang schwelend. Die Alternative, die die AfD anbietet, greift zu kurz.

„Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“, verkündet Maximilian Krah, Europaabgeordneter der AfD, über die sozialen Medien. Er bietet jungen Menschen eine Alternative zum „Schuldkult“ an, dazu, sich selbst und das eigene Heimatland schlechtzureden und fortwährend nur unter dem Schatten des Holocaust wahrzunehmen.

Das ist wichtig, denn das schwierige Verhältnis der Deutschen zu sich selbst liegt letztlich nahezu allen Problemen im Land zugrunde: Was man nicht schätzt, schützt und pflegt man nicht.

Krahs Aussagen klingen da genau richtig, sowohl für junge Leute, für die der Horror des NS-Regimes nicht mehr durch die Begegnung mit Zeitzeugen an Kontur gewinnt, als auch für jene, die noch von Lehrern der 68er-Generation unterrichtet wurden und verinnerlicht haben, dass Nationalstolz ein Übel sei. Letztere erlitten einen veritablen Schock, als Deutschland während des legendären Sommermärchens 2006 in einem Meer aus schwarz-rot-goldenen Wimpeln versank: Eine glänzende Zukunft voll sympathischen, weltoffenen Patriotismus’ schien zum Greifen nah.

Aber dann brach die Wokeness aus, und spätestens seit 2015 war es opportun, das schlechte Nationalgewissen aufrechtzuerhalten, um Kritik an der Migrationspolitik zu ersticken. Mit zunehmendem Zuspruch für die AfD wurde dies dann obligatorisch und nahm absurde Ausmaße an: „Alle sind Hitler, du und ich, und deine Mutter sind Hitler“, spottet der KI-Satiriker Willy Kramer alias „Snickers für Linkshänder“ über die Nazi-Neurose, die jeden treffen kann, sobald er eine vom Mainstream abweichende Meinung vertritt.

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Also zurück auf Anfang: Wie sieht ein gesundes Nationalbewusstsein für Deutsche aus? Hier führt uns Krah aufs Glatteis.

Der falschen These von einer Kollektivschuld, gar einer, die auch nachfolgende Generationen träfe, setzt er eine Art Generalabsolution entgegen: „Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher.“ Der Satz ist so formuliert, dass Widerspruch zeitraubend und aufwendig ist, wenn er zutreffend sein will. Denn natürlich waren nicht alle unsere Vorfahren Verbrecher. Doch unter dem Vorwand, jüngere Generationen von einem ungerechten Vorwurf zu entlasten, schiebt Krah die Schuld gerade von dort weg, wo sie vorliegt: bei den „Vorfahren“. Der Wortsinn stimmt, die Aussage dahinter ist unlauter. Krah katapultiert uns zurück in eine Attitüde der Leugnung. Hitler hat immerhin Autobahnen gebaut und es war nicht alles schlecht. Fast niemand war wirklich Nazi, nein, auch nicht jedes SS-Mitglied; und hatte nicht so gut wie jeder einen Juden bei sich zu Hause versteckt?

Die Diskussion über Schuld ist nicht obsolet – aber sie wird falsch geführt

Die faktische Leugnung der Problematik um Schuld, und zwar nicht nur des Täters, sondern auch des Mittäters und Mitläufers und jener, die zu- oder weggeschaut haben, hilft indes niemandem. Es ist ein zivilisatorischer und ethischer Rückschritt in die Unterkomplexität, so als besäßen wir nicht die diskursiven Fähigkeiten und die Ambiguitätstoleranz, um schwierige Sachverhalte zu diskutieren und auch Dilemmata und Paradoxe zu benennen und auszuhalten.

Allerdings gehört die Hybris, die Schuldfrage restlos klären und sich zum Richter über unsere Vorfahren aufschwingen zu wollen, auf den Prüfstand. Das ist bereits bei den Mitläufern schwerlich möglich, noch weniger bei jenen, die durch Terror und Todesangst zu Mittätern wurden. Hier liegt der eigentliche Fehler im Umgang mit der Vergangenheit.

Was es tatsächlich bräuchte, wäre der Abwurf von unrechtmäßig aufgebürdetem Ballast. Dann aber müsste der Krah’sche Satz lauten: „Auch wenn und falls unsere Vorfahren Verbrecher waren, beruht weder unsere Identität noch die unseres Landes ausschließlich auf ihren Taten.“ Ist das schon zu komplex für TikTok? Nun, sicherlich ließe sich auch das prägnant auf den Punkt bringen, wenn man es wollte.

Krah will es offenbar nicht, und das ist entlarvend. Ebenso wie die Einlassungen, in denen er die Türken ohne jede Ironie oder Distanz als „Waffenbrüder“ im Ersten Weltkrieg bezeichnet: Die Türken haben vorgemacht, wie man sich historischer Verantwortung entledigt. Dort hat man schlicht keinen Völkermord begangen, niemals nie. Eine Unaufrichtigkeit, die Deutschland wohl kaum als Vorbild dienen sollte.

Ohne positives Selbstbild blockiert sich Deutschland selbst

Brisanz entwickeln solche Äußerungen aus den Reihen der AfD unter anderem, weil der Mangel an positiver Selbstidentifikation Deutschland blockiert.

Könnte die AfD hier eine echte „Alternative“ bieten, würde sie tatsächlich den Neustart ermöglichen, den das Land braucht.

Das zumindest hat auch Elon Musk begriffen, der die Deutschen auf dem AfD-Wahlkampfauftakt dazu aufgerufen hatte, stolz auf ihr Land zu sein. Auf seinem Onlineportal machte er wiederholt Werbung für die AfD. Zuletzt bezeichnete er sie als „einzige Hoffnung für Deutschland“, flankiert von zwei Deutschlandflaggen.

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Abgesehen davon, dass er die politische Positionierung der Partei missversteht, unterschätzt Musk die Komplexität des Themas, wenn er sich die Anti-Schuldkult-Rhetorik zu eigen macht. Es ist müßig, sich mit linkem Selbsthass aufzuhalten: Die Frage ist schlichtweg nicht, ob Deutsche Nationalstolz haben dürfen, sondern, wie dieser beschaffen sein muss. Und hier hat Deutschland andere Voraussetzungen als andere Länder. Das übersieht auch die AfD.

Auch abseits des NS-Regimes ist Deutschland ein historischer Sonderfall

Keineswegs hat die Nazidiktatur den Deutschen die Fähigkeit genommen, ein positives Selbstbild zu pflegen. Das entwickeln sie durchaus, bloß eben nicht primär als Deutsche, sondern als Rheinländer, Friesen, Lausitzer; als Franken oder Bayern.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Nationwerdung der Deutschen unter preußischer Vorherrschaft kein organischer Prozess war. Sie wurde nicht einmütig angestrebt, und wird bis heute unter stolzen Freistaatlern wie den Bayern lediglich hingenommen. Kein Wunder also, dass dieses Deutschland von vielen Deutschen mehr oder minder „ignoriert“, zumindest aber deutlich weniger geliebt wird als die Heimat – die eben in erster Linie die Eifel oder das Erzgebirge ist, nicht aber die Bundesrepublik Deutschland.

Deutsche müssen also zunächst unabhängig vom Nationalsozialismus überlegen, wer sie als Nation sind. Die Antwort wird wahrscheinlich immer auf eine fragmentierte Identität hinauslaufen. Patriotismus nach französischem oder britischem Vorbild wäre unauthentisch. Die US-amerikanische Version, die im besten Fall unterschiedlichste Identitäten unter Hymne und Flagge zusammenschweißt, im schlimmsten Fall aber in einem „melting pot“ auflöst, würde den stark prägenden deutschen Mikroidentitäten nicht gerecht.

Geschichtsverkürzung gibt es nicht nur von links

Diese Besonderheit schmeckt der AfD nicht. Ihr Wahlprogramm wendet sich unter anderem gegen den „ideologische[n] Furor, der sich mittlerweile gegen Preußen und das Kaiserreich richtet“, und der „nicht nur diesen vergangenen Staaten, sondern der deutschen Nation an sich“ gelte. Diese Kritik zielt auf linke Versuche, das Kaiserreich als ursächlichen Vorläufer des Nationalsozialismus darzustellen. Zumal die woke Linke die Gelegenheit nutzt, um die deutsche Kolonialgeschichte als neuen Steinbruch für Schuldgefühle zu gewinnen, und die Aufarbeitung im angelsächsischen Raum auf die kurzlebige und weit weniger bedeutende Kolonialmacht Deutschland zu übertragen.

Sich dagegen zu wehren, ist völlig richtig, allerdings findet sich auch hier der Hang zur Vereinfachung: Dass es unzutreffende Kritik am Kaiserreich oder an Preußen gibt, bedeutet nicht, dass es nicht auch zutreffende – und bedeutsame – Kritik gäbe.

Sich ausgerechnet hinter Preußentum und Kaiserreich zu stellen zeigt, dass das deutsche Geschichtsbewusstsein auch auf „rechter“ Seite unzureichend und selektiv ist. Und vor allem greift es viel zu kurz: Wirft man Linken vor, die deutsche Geschichte auf die Jahre 1933 bis 1945 zu verkürzen, so ist wenig gewonnen, wenn man sie lediglich um 60 oder auch 100 Jahre erweitert.

Die AfD (bzw. ein Teil der Partei) aber meint, der Irrweg der Linken legitimiere einen anderen Irrweg: eine Abkürzung, im Zuge derer Nationalstolz losgelöst von der eigenen Geschichte aufgebaut wird. Das ist widersprüchlich, schließlich konstituiert die Geschichte einer Nation diese maßgeblich. Dieses Ansinnen ist zudem keineswegs konservativ. Es erweist jene, die es vorantreiben, als „woke Rechte“: eine konstruktivistische Herangehensweise an Identität und Nation, die sich lediglich in der Zielrichtung, nicht grundsätzlich, von Linken unterscheidet.

Die AfD lässt die Chance verstreichen, hier echten, der Komplexität des Sachverhalts gerecht werdenden Diskurs einzufordern. Das wäre eine echte, eine zukunftsweisende Alternative.

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91 Kommentare

  1. Das Problem ist mir in Ostdeutschland nahezu unbekannt und war es in der DDR auch nicht. Diese verkrampfte Haltung zur eigenen Nation und dieser Schuldkult ist eine nahezu exklusiv westdeutsche Sache, die erst mit dem Beitritt auch in den Osten kam (und dort immer wieder Unverständnis auslöst). Die DDR war immer dezidiert deutsch und national, das wurde auch nicht wesentlich durch die Besatzer versucht mit Umerziehungsmaßnahmen zu ändern.

  2. Abgesehen davon, dass man die Aussage des Herrn Krah richtig einordnen muss, weder juristisch, noch als historisch wissenschaftlich, sondern als ein naturgemaess kurzes politisches Statement, steckt das Problem wie haeufig bereits in der Überschrift, genauer in den verwendeten Begriffen. Es beginnt beim „Nationalgefuehl“, was, wie alle Gefühle der rationalen Bewertung nicht zugänglich ist, jedenfalls nicht der richtig/ falsch – Kategorie. Zudem muesste dieses Nationalgefuehl etwas präzisiert und konkretisiert werden. Es ist gelinde gesagt sehr unbestimmt. Das Gefuehl, Deutscher zu sein, duerfte damit nicht gemeint sein. Von „Stolz“ ist hier keine Rede. Tatsaechlich, Man glaubt es kaum, war nicht alles schlecht oder boese, was „die Deutschen“ in ihrer erwas laenger andauernden Gechichte sonanstellten. Bei historischen Vergleichen wuerden sie da ganz ordentlich abschneiden. Entscheidend ist nicht ein in bestimmtes Nationalfefuehl, sondern das, was man Identität nennt. Eine gemeinsame Identität mit den ueblichen Wurzeln. Zu Recht voellig unabhaengig von den einzelnen Ereignissen in der Geschichte einer Nation. Und damit waeren wir beim ersten, existentiell entscheidenden Problem. Ohne Identität geht naemlich gar nichts, ausser einer nihilistischen Leere, die von den Falschen “ aufgefüllt“ wird. Siehe heute. Die Folgen sind regelmaessig verheerend. Nun zum Begriff NS- Aufarbeitung. Bei derartigen Begriffen ruft es nach einer Definition was heisst Aufarbeitung, wie soll sie konkret aussehen und wer soll was wie aufarbeiten. Gerne auch im Vergleich mit vielen anderen, die etwas „aufzuarbeiten“ haetten. Die unselige und in jeder Hinsicht, moralisch und rechtlich, falsche Schuldfrage, ohnehin nur ein taktisches Instrument bestimmter, eher uebler bis krimineller Kreise, kann damit nicht gemeint sein. Mir persoenlich waere es wichtig(er) , frei nach Arendt der permanenten Gefahr von einer bestimmten Seite, immer der “ linken“ uebrigens, zu begegnen, dem totalitaeren Posthumanismus der neofeudalen Linken, nicht zufaellig auch eine Gefahr fuer die Juden in Europa. Da ist, inzwischen auf Westeuropa konzentriert, gerade etwas im Gange, von den meisten nicht erkannt oder verdrängt, was die Aussage von Krah, eine persoenliche zudem, irrelevant macht. Der Erfolg dieser Transformation beruht nicht unwesentlich auf der kulturellen und mentalen Schwäche der westlichen Gesellschaften. Da werden Menschen unter dem “ nie wieder Gejohle“ des Mobs unmenschlich behandelt. Und die Taeter und ihre Helfer werden uns noch mit weiteren Aktivitäten beglücken, dass es quietscht. Wenn man von einer Aufarbeitung reden will, sollte man sich mit den Ursachen befassen und mit der Frage, welche Bedingungen gegeben sein muessen, die Wiederholungen zu verhindern. Eine Wiederholung findet gerade statt, nicht zufaellig und nicht ueberraschend. Und sie kommt wieder von der bekannten Ideologie und arbeitet wieder mit den im Kern gleichen Narrativen. Herr Krah ist da voellig unbeteiligt. Er weiss aber, dass nur funktionierende Nationen, bestimmte Entitäten mit normalen, weitgehend homogenen Gesellschaften und einer Identität diesen Versuchen standhalten koennen. Der Feind weiss, dass er genau das zerstören muss, um seine Ziele zu erreichen. In der Politik geht es nun nicht darum, der Masse ein historisches Proseminar zu präsentieren, wenn man gewaehlt werden will. Auch da sollten wir die Kategorien auseinanderhalten. Diese Differenzierungen sind natuerlich schwierig, bei Bewertungen aber notwendig. Es laeuft heute unter „Einordnung“.

  3. Es ist schwierig für mich, bei diesem Thema kurz zu fassen. Aber ich versuche mal, mein persönliches Bedürfnis auf ein paar zentrale Punkte zu bringen:
    1.Nationalstolz, und wie genau der aussehen sollte, sollte überhaupt nicht zentral vorgeschrieben werden, sondern ist natürlich, wie viele Dinge, hoch persönlich. Das kann reichen von Mitfiebern für eine deutsche Mannschaft beim Sport, über Stolz auf Kultur und Errungenschaften, und tja, halt auch bis hin zu militärischen Traditionen (an sich nicht verwerflich) oder, und da fängts halt an problematisch zu werden, wenn man sich als Gruppe so dermassen über Andere erhebt, und diesen deren Wert oder Würde abspricht. Letzteres ist m.E. nach das, was sich nicht gehört. Alles Andere sollte erlaubt sein, so, wie es auch bei jedem anderen Land erlaubt ist. Ich würde auch locker Leute tolerieren, die für sich selbst eher weniger National-Stolz empfinden.
    2.Heimatgefühl und Verbundenheit ist nicht gleich Nationalstolz, sondern hat mit erfahrbarem Umkreis Freunden, Familie und dem Umfeld zu tun. Es ist etwas, was man kennt, sich wegen ähnlichen Gebräuchen, unausgesprochenen aber geläufig Regeln, Do‘ s und Don’ts , Sprechweise/Sprache (bzw. Dialekt) mehr verbunden fühlt, Geborgen und sicher. Das ist eher ein Grundbedürfnisse, das Niemandem abgesprochen werden sollte. Dass man hier nicht zu viele Störungen und Belastungen durch neue fremde Einflüsse haben möchte, und z.B. sich bei zu viel Migration ohne zügige und deutliche Integration und ja, auch ein Stück Assimilation, unwohl oder bedroht fühlt, ja, sogar berechtigt weil teils eine reale gewalttätige Bedrohung vorhanden ist, ist weder Nationalismus noch Rassismus noch überbordender Nationalstolz, sondern etwas, was jeder irgendwo heimischen Bevölkerung zuzugestehen ist.
    3.Schuld: Weder ich, noch mein Kind, oder meine Frau noch sonstwer in meiner lebenden Familie hat Jemanden eingesperrt, verraten, erfordert oder dabei gejubelt. Ich übernehme keine Schuld, und ich empfinde es regelmäßig nur als rhetorisches Totschlagargument, wenn ich als Teil unseres Volkes entweder etwas nicht kritisieren darf, etwas nicht in Frage stellen darf, etwas nicht gut finden will, oder für etwas einstehen soll oder für etwas zahlen soll. Das finde ich eklig und charakterlich mies, und vor allem unfair. Und das wird einem von Kindesbeinen an vermitteln. Ich stehe auf Fairness. Unbestritten ist, und das würde ich jederzeit unterschreiben, dass das Nazi-Regime verbrecherisch war, dass es falsch und widerlich ist, Menschen ohne Grund auszurotten, ohne Unterschied und Chance, ohne einen Rechtfertigungsgrund, nur weil man diese aus irgendwelchen Gründen nicht mag, sie abzuwarten, entmenschlichen, zu quälen und zu töten und dann regelrecht sogar zu verwerten. Und es ist falsch, Für seinen Vorteil, weil man etwas haben will, Krieg zu beginnen, sich mit Gewalt etwas zu holen. Ja, unser Volk sollte sich das, was es sich da geleistet hat, hinter die ohren schreiben. Aber: das was damals gelaufen ist, würde ich auch nie tun. Sowas muss ich auch nicht extra lernen. Man kann aus der Geschichte lernen, durch welche Mechanismen es soweit kommen konnte, und warum ein Volk (unser Volk) dort weit überwiegend mitgemacht hat. Und auch hier sage ich, das habe ich vielleicht besser, als so viele Andere, wie die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen. Und noch ein Aber: Unser Volk ist nicht das Einzige, dass solch böse Sachen gemacht hat. Wir haben es in sehr grossen Umfang und sehr systematisch gemacht, aber das macht die Schuld anderer Länder an ihren Verbrechen nicht geringer. Und due werden oft sehr gern Unterschlagen. Es ist auch ein Teil von Fairness, Maßstäbe an alle in gleicher Weise anzulegen.
    4. Sichere Grenzen, Steuerung von Migration bzw. Einwanderung, Reformation unserer leicht ausnutzbaren Asylregeln so, dass unser Sozialsystem, Wohnungsmarkt und Arbeitsmarkt sowie oben unter 2 beschriebenen Heimatgefühl nicht überlastet wird, sondern im Idealfall eher profitiert ist wiederum etwas rein praktisches, das weder mit Nationalstolz noch Schuld etwas zu tun hat oder haben sollte. So etwas nimmt Jedes mir bekannte Land außerhalb der EU in Anspruch, und es ist nur fair, wenn wir aus Selbsterhaltungsgründen um diese Punkte kümmern. Leider werden wir hier oft mit der Begründung unserer „Verantwortung“ zu selbstschädigendem Verhalten genötigt, was unfair ist.

  4. „Sich ausgerechnet hinter Preußentum und Kaiserreich zu stellen zeigt, dass das deutsche Geschichtsbewusstsein auch auf „rechter“ Seite unzureichend und selektiv ist.“ Kollektives Geschichtsbewusstsein ist immer selektiv. Anders kann man keine kollektive Identität prägen. Es ist eben keine Geschichtswissenschaft, sondern ein Narrativ, dass zu positiver Identifikation anregen und damit einen Zweck erfüllen soll. Die Obsession des kritischen Sichauseinandersetzens mit der Geschichte hat im akademischen Milieu ihren Platz, ist für Historiker gar essentiell, aber als Erinnerungskultur führt sich in eine Sackgasse. Es hat seinen Grund, warum alle erfolgreichen Nationen nur (!) die positiven Aspekte ihrer Geschichte öffentlich zelebrieren. Das war bei den Alten Ägyptern und Römern so, im British Empire des 19. Jh. wie heute in China.

  5. Die Deutschen hatten nie eine schwierige Beziehung zu ihrer Heimat. Die deutschen Medien zelebrieren diesen Schuldkult im Auftrag der Besatzungsmacht USA etc. Sonst könnten die Deutschen noch auf die Idee kommen ihre lieben Nachbarn und Freunde wären ein Rudel Hyänen das immer schon dieses starke und leistungsfähige Volk im Herzen Europas zersplittern und klein halten wollte.

  6. Deutschland hat den Krieg in abgrundtiefer Schande verloren und wäre schon damals zerstückelt und zerstört worden, wenn nicht die andere große Verbrecherideologie den Westen ideologisch und militärisch bedroht hätte. Für die Deutschen und Deutschland war das eine Chance, und zwar nicht nur im Westen, sondern auch im Osten, wo man deutsch bleiben durfte, weil Moskau ganz Deutschland haben wollte. Sonst wäre nicht nur Ost-, sondern auch Mitteldeutschland zu Polen gekommen bzw. alles in die UdSSR. Westdeutschland durfte sich wiederaufbauen als Bollwerk gegen den Kommunismus, ideologisch, wirtschaftlich und militärisch. Das Deutschland als Nation überhaupt noch existiert, verdankt es diesem Umstand. In Anbetracht dessen ist es schon fast ein Wunder, dass Deutsche überhaupt noch über Nation und Nationalstolz diskutieren können. Deutschland war die meiste Zeit seiner Geschichte ein sich ständig wandelnder Flickenteppich aus kleinen und großen Staaten. Die ganze Nationalstaatsdiskussion ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Im 21. Jahrhundert wird etwas anderes diskutiert werden. Die heutige Renaissance der Nationalstaatsidee ist lediglich Ausdruck des kommenden Wandels, ein letzter Versuch, zu halten, was nicht mehr zu halten sein wird, weder in Deutschland, noch in den anderen alten Nationalstaaten. Das kann man bedauern und betrauern, aber nicht ändern. Die Renaissance des Islam ist die Parallele dazu, ausdruck des nahenden Untergangs. Die technologische Revolution wird damit aufräumen und neues entstehen lassen, mit dem wir Alten uns nicht anfreunden können und das für die Jungen schlicht Normalität sein wird. Der nationalsozialistische Zivilisationsbruch wird schlicht zu einem Teil der Geschichte des Untergangs der alten, eurozentrischen Welt werden. Trotzdem müssen wir jetzt p o l i t i s c h agieren, da es um unser Leben jetzt geht. Und deshalb AFD. Um Geschichte geht es dabei nicht, auch kaum um Zukunft, sondern um die Gegenwart.

  7. Der Beitrag geht ein wichtiges Thema an, bleibt aber an der Oberfläche, denn die Frage ist tatsächlich viel komplexer. Welches Kaiserreich? Das nationale, preußisch dominierte, oder doch eher das heilige römische deutscher Nation? Letzteres haben wir unbewusst-emotional nie verlassen, und wollten immer dorthin zurück, was auch die große Akzeptanz der EU, sozusagen als Ersatzreich, erklärt. Preußen brach der Rationalität Bahn, ermöglichte große Erfolge von Aufklärung und Wissenschaft, aber das zweite Reich versuchte mit der Übernahme der französischen Idee einer Nation die Quadratur des Kreises. Und nach den Urkatastrophen der Weltkriege, verbunden mit traumatischen sozialistischen Gesellschaftsexperimenten, haben wir es uns in einer Provinz des westlichen Imperiums bequem gemacht. Wir ergehen uns lieber in Selbstverleugnung und ein bisschen Hedonismus, weil es so schön von den eigentlichen Fragen ablenkt, bzw. hilft die alten Traumata zu unterdrücken. Auch der Fokus auf nur 12 Jahre Geschichte und der damit verbundene Schuldkult sind letztlich bequem und dienen der Vermeidung – genau wie das öffentliche, pharisäerhafte Zelebrieren von Schuld ein Ausfluss von Arroganz sein kann.
    Die Beschäftigung mit den Kaiserreichen lohnt jedoch, was man nicht zuletzt auf Reisen außerhalb Europas sofort spürt. Dort schätzt man das zweite und auch das dritte Reich als ernste historische Widersacher der angelsächsischen Imperien, und auch die tolerante preußische Rationalität, an sich erstaunlicherweise auch in abgelegensten Wüsten noch erinnert wird. Und wo dann enttäuscht festgestellt wird, dass solche Erinnerungen aus dem Bewusstsein der Nachfahren jener Preußen fast völlig entschwunden sind. Im Unterbewusstsein wirken sie aber noch fort, und kommen bei einer existentiellen Krise vielleicht wieder an die Oberfläche. Ich würde empfehlen, „1848“ wieder mehr ins Bewusstsein zu nehmen – hier liegt der Kern der immer noch ungelösten und unbearbeiteten deutsche Identitätsfrage. Einige in der AfD (Höcke?) scheinen hier anknüpfen zu wollen, was genau der richtige Ansatz sein dürfte.

  8. Ich kann dem nicht zustimmen, dass die AfD eine Chance verstreichen liess, km Gegenteil, denn gerade Höcke hat ja versucht diesen Diskurs zu entfachen und das Overton Fenster wieder zu öffnen, was ist Volk, was sind Deutsche, muss man die „Erinnerungskultur“, die eine Schuldkultur ist, nicht verändern, wie ist unser Verhältnis zur Fahne etc.
    Als Historiker und Lehrer hätte er auch die Grundlagen dazu. Die Antwort war allerdings ein beispiellose, massloser Sturm der MSM und Politik. Gut eingefädelt.
    Krah versucht es jetzt mit der TicTokisieeung, um auf dem rechten Zeitgeist zu surfen, wobei der Tabubruch erstmal wichtig ist. Das O-Fenster ist wieder geöffnet und jetzt heftig diskutiert werden.

  9. „Wilhelmus van Nassouwe ben ik, van Duitsen bloed“

    – Erste Strophe der Niederländischen Hymne
    Frau Diouf ich frage mich ob

    „Die AfD lässt die Chance verstreichen, hier echten, der Komplexität des Sachverhalts gerecht werdenden Diskurs einzufordern“

    ein fair gemeinter Vorwurf sein kann, angesichts der offensichtlichen jahrhunderte alten Narben, die quer durch Mitteleuropa aufzureißen wären, würde man die Deutsche Identität genau ergründen wollen.
    Warum sollte sich z.B. eine Frau Weidel hier in den Morast stürzen, den Generationen an Geschichtsklitteren aus In- und Ausland verklappt haben?
    Wir würden dieser „Komplexität“ mMn. jedenfalls deutlich gerechter werden, und das obige Problem entschärfen, würden wir (ja auch die Süddeutschen) uns nicht mehr als „Deutsche“ bezeichnen, sondern als Preußen. Denn wir leben in dem Staatsgebilde das Bismarck erschuf und leiden in unserer Identitätsfindung seit ebendem daran, dass der Fürst das aufkeimende Nationalbewustsein der Deutschen für seine Interessen ausnutzte:
    • die faktische Annektion Bayerns und anderer deutscher Staaten zu kaschieren, in dem man das neue Gebilde nicht „Preußen“ nannte, sondern „Deutschland“
    • den mit dem Nationalismus verbundenen Republikanismus einzuhegen, Demokratie zu verhindern und adelige Pfründe zu sichern
    Und dazugehörte eben auch die „Deutschtümelei“ außerhalb Preußens zu kontrollieren und so als internationalier Garant zu gelten, dass die Grenzen Mitteleuropas stabil blieben.
    Wie gesagt: Jahrhunderte-alte Narben. Staatliche Interessen. Aber letztlich hat sich seit Wilhelm von Nassau nichts an der Wortbedeutung geändert. Die feierliche Kröung im Spiegelsaal war nichts als ein folgenreicher PR-Stunt.
    In anbetracht dieser Zeitspannen, kommt man um das Fliegenschisszitat einfach nicht herum. Aber gehen wir mal darauf ein, warum die NS-Erbsünde aus der Zeit gefallen ist und ein Krah ganz passend von einer Absolution spricht:

    1. Die wirklichen Eckpunkte zur Ergründung liegen weit vor der NS-Zeit
    2. Eine Erbsünde ist an sich moralisch falsch
    3. Sie ist aber auch in sich unlogisch:

    Denn wenn Täter-Erben nie frei von Schuld sein dürfen, so sind Opfer- und Helden-Erben stets edler und besonders schutzbedürftig anzusehen. Aber was würden Helden und Opfer der NS-Zeit darüber denken, wenn man ihre Nachfahren mit der Schuld besudelt, nur weil einer der Angeheirateten Täter-Gene hat?
    Es ist nach zig Generationen normalen Zusammenlebens ganz einfach so, dass jeder Deutsche gleichzeitig Nachfahre von Opfern, von Tätern und von Helden sein wird. Es kann also nur eine Absolution geben.

  10. Eine deutsche Identität entstand etwa seit Luther, denn die Reformation entmachtete disruptiv die Katholische Kirche im deutschsprachigen Raum. Eine Institution, die bis dahin ca. 800 Jahre geherrscht hatte. Und die nie mehr ihre Position wiedergewinnen konnte. Dann der 30jährige Krieg und die Erkenntnis, dass nie mehr die Religion Deutsche gegen Deutsche stellen sollte. Der Aufstieg Preußens, ohne Preußen kein Deutschland. Die Frage nach der Nation, erstmals Ende des 18. Jhdts. 1848 und 1871, ohne 1848 kein 1871. Alles zusammengenommen, eine Menge Identität, man muss es nur wissen.

    • Eine deutsche Identität entstand etwa seit Luther,

      Spannende Theorie, dass es an dem Papst gelegen haben soll. Noch besser fine ich, dass es keine deutsche Identität gegeben haben soll in einem „deutschsprachigem Raum“. Darauf muss man erstmal kommen.

  11. Das Denkmal auf dem Bild zeigt diese Erinnerungskultur deutlich. In formalen Symbole gefasst und vergammelnd. Da helfen auch die jährlichen Rituale nicht.

    Warum man übrigens gerade an die Bestimmung der deutschen Nation so hohe Anforderungen stellt und auf die Beispiele Frankreich und England weist, das erschließt sich mir nicht. Mit anderen, zum Teil noch späteren Nationalstaaten in Europa (manche erst im 20.Jahrhundert nach zum Teil länger Unterbrechnung (wieder)entstanden) hat man das Problem doch auch nicht, da genügen Sprache und Siedlungsraum doch auch als Belege.

    • Exakt. Der Polnische Staat existierte 150 Jahre nicht, aber die polnische Nation natürlich.
      Und nur weil ein gewisser Landjunker namens Otto vor 150 Jahren die Unterwerfung sämtlciher dt. Staaten bis auf Österreich, den Unterworfenen schmackhaft machte, in dem er das ganze „Deutschland“ betitelte, sollte dies linken Geschichtsklitterern nicht dazu dienen, so tun zu können, als gäbe es „Deutsche“ erst seit dem.

  12. Ich glaube, dass heute aktive Generationen dieses Problem nicht lösen können, dafür ist auch die Nazi-Psychose zu tief im Geschichtsbewusstsein der Deutschen eingebrannt. Folglich liegt es an den zukünftigen Generationen sich selbst einen eigenen Nationalstolz zu geben. Dazu muss aber zuerst der Schuldkult aus den Klassenzimmern raus und tatsächlich geschichtliche Bildung rein. Dies wird sich aber von selbst mit der Zeit lösen, denn ich glaube kaum, dass sich z.B. (integrierte) Türken in 4. Generation irgendwie die Schuld geben lassen wollen, an dem nicht mal ihre Vorfahren beteiligt waren.
    Wenn man die linke Ideologie aus dem Lehrplan kickt und statt dessen wieder auf die Vermittlung von Wissen setzt, würde ich die Sache sehr entspannt sehen.
    Dafür bedarf es „nur“ eines Politikwechsels in der Bildung, der mal nicht mit dem Wieselwort „irgendwas mit Digitalisierung“ daherkommt. Letzteres ist sowieso schädlich.

  13. In anderen Ländern wird diese Frage schlicht nicht gestellt. Selbst in Japan nicht. Unsere Probleme mit Nationalstolz sind das Produkt der Reeducation nach dem Krieg.

    Eine Präferenz für die eigenen Leute und das eigene Land ist auf der Welt DIE NORM.

  14. um die diskursiven Fähigkeiten und die Ambiguitätstoleranz zu stärken, sollte man das gesamte Spektrum der ausgeprägten Positionen betrachten:
    Nationalismus, Nationalstolz, Nationalbewußtsein,
    Schuldbewußsein, Schuldkult, Schuldstolz
    Letztere wurde im Artikel leider nicht behandelt, beschreibt aber die Linksextremen.

  15. Ich hätte mir an der Stelle an der jetzt die Steinklötze rumliegen und zwischen denen Müll und Fäkalien abgeladen werden, eine Gedenkstätte und ein Geschichtszentrum wie Yad Vashem gewünscht….bewacht….24/7 von einer Ehrengarde der BW. Aber zu mehr als Klötzen hat es halt nicht gereicht.

    • Das Holocaustgedenken hätte man gut und würdig in die Neue Wache integrieren können und damit diesen Ort ins Heute gehoben.
      Sowas geht aber nicht in Deutschland.

  16. „Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher.“ Der Satz ist so formuliert, dass Widerspruch zeitraubend und aufwendig ist, wenn er zutreffend sein will. Wieso zeitraubend und aufwendig. „Es waren nicht DIE Deutschen, es waren Deutsche.“ 2. Ich denke an Helmut Kohl und seine Gnade der späten Geburt. Ein Wort das Demut zeigt. Keiner hat eine Garantie, nicht schuldig geworden zu sein, wenn er damals gelebt hätte..

  17. Die Frage nach einem Nationalstolz der Deutschen und seiner Legitimierung löst sich sehr bald von selbst: indem Deutschland verschwindet (sich „abschafft“)

  18. Als Gauland einmal sagte, der Holocaust sei ein „Vogelschiss der Geschichte“, stellte er mitnichten die Bedeutung und Grausamkeit des Holocausts in Frage, sondern spielte lediglich auf die vergleichbar kurze Episode dieses schrecklichen Ereignis im Verhältnis zur gesamten deutschen Geschichte an. Im Grunde weiß dies die politische Konkurrenz, sie spielt jedoch gezielt mit der Verdrehung der Tatsachen. Gauland hat lediglich einen pietätslosen Begriff gewählt, der geradezu dazu einlädt ihm das Wort im Munde umzudrehen.

    Die deutsche Geschichte beginnt für die meisten Historiker im Jahr 962 n. Chr., als sich Otto I. zum römischen Kaiser des Ostfrankenreichs krönen ließ. Bald sollte es Hl. Römisches Reich deutscher Nation heißen. Dies endete mit der Niederlegung der Krone durch den Habsburger Franz II. am 06. August 1806. Es folgte Deutscher Bund, Deutsches Reich, die Bundesrepublik. Seitdem sind 1063 Jahre vergangen. Gemessen an diesem Zeithorizont sind 12 Jahre Nationalsozialismus, davon 4-5 Jahre industrielle Vernichtung relativ kurz. Darauf spielte Gauland, ohne die Grausamkeiten des Holocauts relativieren zu wollen, an. Keine Nation hat jemals vorher oder nachher sich mehr um Wiedergutmachung und Aufarbeitung seiner Geschichte bemüht.

    Über 30 Generationen „Deutscher“ vor dem Nationalsozialismus sind vom Holocaust gänzlich unbelastet und auch die nachfolgenden Generationen sind unschuldig. Allein die Tätergeneration – und darunter im strengen, justiziablen Sinne auch nur die Täter, stehen in der direkten Tatverantwortung. Selbst Simon Wiesenthal lehnte eine Kollektivschuld stets ab.

    Es ist nicht richtig, die gesamte Geschichte des deutschen Volkes an dem Holocaust festzumachen. Dies betonten auch J. D. Vance und Elon Musk in ihren Reden, dies gebietet auch der gesunde Menschenverstand. Dies hat nichts mit „Relativierung“ des Holocausts zu tun, dies ist schlicht Fakt. So schlimm diese schreckliche Episode auch war, sie rechtfertigt nicht, was unsere Poltiker tagein, tagaus zelebrieren: Das Schwingen der ewigen Nazikeule gegen politisch unliebsame Oppositionelle zwecks Bedienung systematisch konditionierter Reflexe. Dies ist ein unangemessener Umgang mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust, weil es eine Relativierung und Verharmlosung desselben darstellt.

    Gerade Politiker der FDP (bis 59% Anteil ehemaliger NSDAP-Mitglieder) und CDU (bis 29% Anteil ehemaliger NSDAP) in der Nachkriegszeit sollten sich zurückhalten bei ihrem Versuch, die deutsche Schuld zu verstetigen. Es mag sein, dass einige umstrittene Politiker in der AFD zu finden sind, doch sie haben weder Menschen geschädigt noch handelt es sich dabei um NSDAP-Mitglieder wie der langjährige baden-württembergischen Ministerpräsidenten, Unionspolitiker und einstige Nazi-Marinerichter Hans Filbinger (1913 – 2007 / 1966 – 1978).

    • Von einem Politiker in der Position Gaulands hätte ich allerdings erwartet, dass ihm eine solche Formulierung NICHT durchrutscht. 1. Hätte ihm klar sein müssen, dass er ein gefundenes Fressen liefert. 2. Auch 12 Jahre können wie 1000 Jahre zählen, wenn in Ihnen unvorstellbare Greuel passieren.

    • Das hat Gauland nur niemals gesagt. Er sagte, „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ und „Nur wer sich zur Geschichte bekennt, hat die Kraft, die Zukunft zu gestalten.“ Und: „Ja, wir bekennen uns zur Verantwortung für die zwölf Jahre.“ Das diese Formulierung dennoch ungeschickt war, das hat er danach eingestanden.

    • Faktisch gesehen hat Deutschland einen extrem hohen Anteil an der Gestaltung der Welt über die letzten 300 Jahre. Die Moderne entstand in Europa und insbesondere zwischen Frankreich, England und Deutschland. Dieses Bewusstsein fehlt aber heute in diesen Ländern.

  19. Es hat viel mit Bildung zu tun. Man muss wieder lehren, wie reich an Kultur und Wissenschaft Deutschland war und wieder sein könnte. Dass Deutschland auch viel Gutes geleistet hat und trotz der Nazizeit wieder Achtung und Respekt von der Völkergemeinschaft erhalten hat.
    Das Nationalgefühl wird sich von alleine einstellen, wenn man nicht immer alles auf die Nazizeit bezieht. Lasst es einfach seinen Lauf. Und tritt denjenigen Deutschland- und Selbsthassern entgegen, die im Schwenken einer Deutschlandflagge das Wiederaufkommen von Faschismus sehen wollen.

  20. Ach, was liebe ich die Italiener dafür, dass sie mit ihren grün-weiss-roten Fähnchen zum Fussball und zum Giro gehen und die Fratelli d’Italia lauthals mitsingen. Das zeigt, dass nicht alle auf der Welt so geistig verklemmt wie die Deutschen sind.

  21. „Sich ausgerechnet hinter Preußentum und Kaiserreich zu stellen zeigt, …“
    Dieser Satz offenbaert die ahistorische Bildungsvermittlung in der brd, für die die Autorin jedoch nicht zu kritisieren ist, sie wurde da hineingeboren.
    Was heißt ausgerechnet? Sich „ausgerechnet“ hinter die Parolen der französische Revolution zu stellen wäre dann auch das Letzte? Schließlich mündete sie in der Schreckensherrschaft der Jakobiner und inspirierte Marx, Lenin und Stalin.
    Anstelle des „ausgerechnet“ wäre in dem Fall allenfalls ein „ausschließlich“ angebrachter, aber dennoch verfehlt, gewesen.
    Die Fixierung auf Preußentum und Kaiserreich ist so jakobinisch wie falsch. Die Unterstellung, dass die Reichsgründung durch Bismarck die Saat für zwei Weltkriege legte, ist die Rache der geistigen Nachfolger von Metternich. Beim Wiener Kongreß siegte er über Karl Freiherr vom Stein, weil er sich sowohl auf die partikularistische Niedertracht ehemaliger Rheinbundstaaten, der stabilsten Hinterlassenschaften Napoleons auf deutschem Boden, als auch auf das Interesse der Großmächte an einem schwachen Deutschland durchaus verlassen konnte.
    Die Begriff „Preußentum“ ist daher von Anfang an negativ konnotiert und dient allen rechten und linken Ideologien als Instrument der Diskreditierung. Sowohl west- als auch osteuropäische Kräften dient er als Schreckgespenst und innerhalb der brd mutiert er zum Straftatbestand. Es geht um politische Interessen und diese Interessen bestimmen bis heute die Inhalte historischer Bildung in der brd. Und da wie in der DDR wird er mit Militarismus gleich gesetzt.
    Und weil das so ist, gibt es Leute wie Krah.

  22. Das Problem in Deutschland besteht darin, dass es hartnäckige Bemühungen gibt, auch den nachfolgenden Generationen, die mit den Verbrechen der Nazis nicht das Geringste zu tun haben, als für alle Zeit schuldig zu brandmarken. Das Ziel der Bemühungen besteht offenbar darin, bei den Bundesbürgern für alle Zeit abzukassieren. Deshalb wird das Thema auch ewig warmgehalten.

  23. Bei den letztes Jahr eingeschulten Kindern liegt der Migrationsanteil bei etwa 50%. In nicht allzuferner Zukunft werden es auch ohne weitere Zuwanderung mehr als 50% sein. Wozu noch diese Frage? Die Grünen und SPD heißen diese Entwicklung sogar willkommen (rassistisch, wie sie einmal auch sind, nur die verachteten Rassen sind andere — und eben noch die Klassen). Nach Deutschland wird zwar eingewandert, es ist aber kein Einwanderungsland, wie die, wie sie dort auch genannte werden, „(Be-)Siedlungsländer“, USA, Kanada, Australien, Argentinien. Das Adjektiv „deutsch“ ist für Integration vom Sinn her auch wenig geeignet. Und letztlich haben die Einwanderer auch untereinander nicht viel miteinander gemeinsam.
    Das wird nichts! Der Schaden ist angerichtet und nicht rückgängig zu machen. Außer vielleicht mit Hirsch- oder Rehmigration. Aber wie sollte das praktisch und juristisch funktionieren?
    Nö! Das wars!

    Einpacken, warm anziehen, Vermögen zusammenhalten und Sturm aushalten.

    • Richtig! Und wenn es in diesem (Ihren) Sinne nichts mehr gibt, worauf man als „Deutscher“ stolz sein kann, dann kann ich sogar Herrn Habeck verstehen, der mit Deutschland noch nie etwas anfangen konnte. Natürlich steckt und steckte er schlicht auf Kosten anderer seinen Kopf überaus egoistisch in den Sand, aber wir wissen ja, welche „Qualitäten“ hinter so einer Aussage stehen.
      Warm anziehen und Sturm aushalten also? Nö, ich platziere einfach ein Kissen auf der Fensterbank und schaue diesem Treiben genüsslich zu. Denn ich kann mit diesem Deutschland mittlerweile auch absolut nichts mehr anfangen. Und wo das Vaterland zunehmend verdrängt wird/wurde, habe auch ich mit dem Patriotismus so gar nichts mehr am Hut.

  24. „Das entwickeln sie durchaus, bloß eben nicht primär als Deutsche, sondern als Rheinländer, Friesen, Lausitzer; als Franken oder Bayern.“ Ist das in Frankreich anders? Oder in Belgien? Oder in GB? Gewagte Aussage.
    „Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Nationwerdung der Deutschen unter preußischer Vorherrschaft kein organischer Prozess war. Sie wurde nicht einmütig angestrebt, und wird bis heute unter stolzen Freistaatlern wie den Bayern lediglich hingenommen.“
    Sie wurde nicht einmütig angestrebt? Wo gäbe es so etwas? In der EU? Was ist denn ein „organischer“ Prozess? Es gab zur Zeit Bismarcks die deutsche Nationalbewegung. Sie hätte gerne Groß-Deutschland mit Österreich gesehen. Das kam unter Hitler. Bismarck war preußischer Politiker. Er sah Situationen eher unter dem Aspekt, was Preußen verdauen könnte. Aus diesen beiden Bewegungen entstand D im Kleinformat. Ohne Österreich. Wieso ist das keine organischer Prozeß? Und gibt es die stolzen Freistaatler, die nur hinnehmen, wirklich noch? Bayern hat unendlich viele „Zuagroaste“.
    Wie wollen Sie als Politiker das nachholen, was unser Bildungssystem versäumt hat? Was unser Bildungssystem unterdrückt, um „Hitler“ nicht zu wiederholen? Natürlich läuft das auf Verkürzung hinaus. Aber dann müssen Sie an unsere Bildung ran. Nicht an den Politiker.

  25. An einen psychisch normalen Umgang der Deutschen mit ihrer Nationalität ist erst nach einer gründlichen Entmerkelfizierung zu rechnen. Das dauert mindestens eine Generation, und erstmal müßte Merkel weg sein.

  26. „Die Frage ist schlichtweg nicht, ob Deutsche Nationalstolz haben dürfen, sondern, wie dieser beschaffen sein muss.“
    Warum ist das eine Frage?
    Inwiefern muss sich der deutsche Nationalstolz von einem amerikanischen, israelischen, türkischen, ukrainischen unterscheiden?
    Gehen Ukrainer in Schutt und Asche, weil Bandera einer von ihnen war? Gehen Dänen, Britten, Belgier in Sack, weil sie Kolonien und Sklaven hatten?
    Für Individuen gibt es das Recht auf Vergessen. Auch für Völker muss es irgendwann möglich sein, Geschichte in der Vergangenheit zu lassen.
    Niemand, der heute lebt, trägt eine Schuld für das Dritte Reich. Unsere Kinder haben das gleiche Recht, unbeschwert aufzuwachsen wie überall auf der Welt.
    Übrigene wäre es nur richtig, bei der EInbürgerung die Frage zu stellen, warum man Deutscher werden will und damit die Schuld für das Dritte Reich mittragen möchte. Jeder Migrant, der Deutscher werden will, muss diese Frage überzeugend beantworten.
    Nur so kann man ein nationales Selbstbewusstsein entwickeln.

    • In den USA ist – soweit ich weiß – die Einbürgerung ein feierlicher Akt. Da wird nichts einfach hinterhergeworfen.

  27. Liebe Frau Diouf, relativieren gilt nicht, ganz einfach.
    Jeder ist für das verantwortlich, was er tut. Man kann nur Schuld übernehmen, akzeptieren, büßen für eigenes Versagen, solange man dazu in der Lage ist, lebt. Punkt!
    Die Nachgeborenen trifft keine Schuld. Sie wurden in eine Welt geboren wie sie gerade ist zu dem Zeitpunkt.
    Für Generationen vorher braucht niemand in Sack und Asche zu gehen. Die Gegenwart ist Zeuge, was alles im Namen irgendeines „Führers“, einer Ideologie oder nur der Gier geschuldet passiert. Es war so vor 1000, 500, vor 70 Jahren und auch heute. Die Menschheit wird es nie lernen.Das ist die traurige Wahrheit und Gewissheit.
    Keine Generation ist frei, die täglichen Nachrichten der Gegenwart aus aller Welt sind der reinste Horror. Die ungezählten Toten sind eine Mahnung, aber es gibt kein Ende, davor ist die menschliche Natur, überall. So war es wohl immer, mal mehr, mal weniger. Der Mensch ist ein Tier, mal mit Verstand, mal ohne.
    Es lief und läuft so ab auf allen Kontinenten seit tausenden von Jahren, sie werden es nicht ändern können, schon gar nicht durch spezifische Einengung auf die Deutschen. Wir sind allen Völkern dieser Welt ähnlich, diese auch uns, denn wir alle haben die gleichen Wurzeln.
    Was uns Deutschen etwas unterscheidet, ist, dass wir uns dem Versagen in einer Weise gestellt haben, die von einigen in die ewige Schuld umgemünzt wird, aber halt auch nur für ihre eigenen oft unredlichen Ziele. Das muss auch aufhören, wie in jedem anderen Staat, der Unrecht über andere Menschen gebracht hat. Punkt!
    Es gab und gäbe viel aufzuarbeiten, in Europa, Afrika und wo auch immer, und ich meine nicht den Kolonialismus. Jeder fasse sich an die eigene Nase, das kann zu neuen Einsichten führen.

  28. Frau Diouf, Sie bewerten die Situation anhand einzelner öffentlicher Aussagen unserer Mitglieder.
    Entschuldigen Sie, wenn ich das jetzt aufgreife, „aber das greift zu kurz.“ 😉
    Die Lösung läuft längst. Im Hintergrund, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
    Wenn die Partner Diskretion erwarten, dann muss man das respektieren.
    Der Draht hinter den Kulissen ist da und vertrauensvoll.
    Die eigentliche Politik auf diesem Planeten passiert nicht auf der Weltbühne, das ist nur die berühmte Matrix für die Zuschauer, sondern in den Hinterzimmern. Unser politisches System ist derart kaputt und limitiert, dass man die entscheidenden „heißen Eisen“ damit nicht mehr repariert bekommt.
    Darum passiert das auf anderem Wege. Auf diskretem Wege.

  29. „Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“. Das werden die Nachkommen der jetzt Links/grünen Mehrheit(?) sicher ganz ähnlich formulieren – angesichts eines dann endgültig verlorenen deutschen Vaterlandes.

  30. Einige Vorfahren in der erweiterten Familie waren definitiv üble NS-Verbrecher, nämlich Mitglieder von Allgemeiner und Waffen-SS. Die meisten Männer im engeren Familienkreis waren Landser (Infanterie und Fallschirmjäger) und haben mit ihrem militärischen Heldentum (u.a. Deutsches Kreuz in Gold, EK1 & 2, Panzervernichtungsabzeichen, Infanteriesturmabzeichen, Verwundetenabzeichen) die Menschheitsverbrechen leider ermöglicht. Und fast alle waren bis zum Sterbebett überzeugte Nationalsozialisten.
    Trotzdem bin ich stolz auf Schwarz-Rot-Gold und trage die Farben meines Landes jeden Tag sichtbar an Mütze oder Revers. Denn für alle die es nicht wissen: die Bundesrepublik Deutschland ist nicht das Dritte Reich. Die Verbrechen von damals sind auf Wohl oder Übel Teil der deutschen Geschichte. Wir sollten uns daran erinnern, aber niemand der heute lebt, hat dazu beigetragen oder hätte sie verhindern können. Seit 1949 hat die Bundesrepublik so unglaublich viel Gutes auf der Welt geleistet, dass es nicht den geringsten Grund gibt, sich für unser Deutschsein zu schämen. Ich bin stolz, Deutscher zu sein.

  31. Wie dick darf denn das Erklärbuch zum – wie Sie es formulieren – „Nationalstolz“ werden, damit es Ihren Ansprüchen von Komplexität genügt? Unfreiwillig zeigen Sie damit das Grundproblem auf: Sie wollen ein – noch dazu kollektives – Gefühl aus einer Doktorarbeit erzeugen. dass allen und allen Facetten gerecht wird. Dabei sind die Erzählungen aller Völker über sich selbst starke und notwendigerweise Vereinfachungen, weil sonst nicht jeder daran teilhaben könnte. Das Volk besteht überwiegend nicht aus Intellektuellen, die geschichtliche Ereignisse komplett und nach Wichtigkeit geordnet abrufen kann – Gott sei Dank! Es geht um eine positive Beschreibung unserer Vorfahren, und diese positiven Erscheinungen gab es (gerade) auch im braunen Sozialismus. Es gab Widerstandskämpfer, die selbst Nazis der ersten Stunde waren, die z. B. Züge mit Juden auf Umwege geschickt oder irgendwo auf dem Weg in den Tod „vergessen“ hatten; verrückter lässt es sich kaum denken und doch gab es so etwas. Selbst oder gerade in den schlimmsten Zeiten können Menschen sogar lange Wege zur eigenen Menschlichkeit zurücklegen und ihr damit Volk ehren und beschämen zugleich. Jedes Volk hat unzählige Verbrecher hervorgebracht. Doch niemand sieht sich in ihrer Nachfolge. Was wäre das auch für ein Quatsch! Das wäre ein Weg in die Irrenanstalt – und man könnte auf die Idee kommen, dass wir inzwischen fast am Ziel sind. Nein, wir brauchen keine komplizierte Gleichung, die die Deutschen noch auf Seite 14 nicht ausreichend beschrieben hat. Wir sind ein Volk. das lange vor den Sozialisten in das Rampenlicht der Geschichte getreten ist. Hat es vielleicht sogar mit einem Gemetzel an den Römern begonnen? Egal, denn es war ein Freiheitskampf. Das ist nicht die ganze Geschichte, aber der schönste Teil davon. So kann man die Vergangenheit annehmen, ertragen und für die Zukunft das beste daraus machen. Dafür ist der Nationalstolz da. Aus ihm erwächst Patriotismus, der eine Nation durch Krisen tragen kann. Das, was Sie offenbar im Auge haben, gehört dagegen an eine Universität. Ein Historiker muss viel präziser und differenzierter sein, denn sonst hätte er seinen Job verfehlt wie Habeck, der Minister gegen Wirtschaft. Doch diesen völlig falschen Stolz (im Sinne von: Es ist ein Mythos.) sollte trotzdem auch mit dem Historiker durchgehen, wenn es an der Zeit ist. So betrachtet ist es eben keine Bilanz, die durch Hitler und Honecker ins Negative gerutscht ist. Im Gegenteil: Die Deutschen haben sogar gelernt, ein tyrannisches Regime zu stürzen, was ihnen bei Hitler noch nicht gelungen war. Unsere Geschichte kann wirklich überraschende Einsichten zu Tage fördern, wenngleich auch damals nicht alle auf der richtige Seite standen. Doch nur wenn wir diesen Erfolg für uns vereinnahmen, hat er perspektivisch Wirkung (z. B. zuletzt bei Covid oder jetzt bei alternativen Medien, die sich nicht einschüchtern lassen). In diesem Sinne seien Sie stolz. Sie haben auch allen Grund dazu, obwohl es auch einige Fußnoten gibt, die nicht so glänzend wie die Erzählung insgesamt sind.

  32. Ich lasse mir keine „Erbschuld“ einreden. Ich bin 1942 geboren, also mitten im Krieg. Ich bin an gar nichts „schuld“. Die Nazizeit kenne ich aus dem Geschichtsunterricht, genau so wie die Französische Revolution. Ich war oft in Israel und habe dort tolle Menschen kennengelernt. Niemand dort hat mir eine Erbschuld aufoktroyieren wollen. Ich bin stolz darauf, dass wir unser zerstörtes Land mit Fleiß und Energie wieder aufgebaut haben. Und ich war stolz darauf, in einer Demokratie zu leben, in der ich eine tolle Arbeit leisten und mir Rücklagen zulegen konnte.
    Wir sollen unsere Vergangenheit nicht vergessen, natürlich nicht. Aber die jetzigen Vorgänge in „unserer Demokratie“ beunruhigen mich und ich schäme mich für die nichtswürdigen Politiker, die dieses Land gezielt in den Ruin führen.
    Also bitte, bleibt mir mit der „Erbschuld“ vom Halse !!!

    • Es gibt keine „deutsche Schuld“, nicht am 1WK und nicht am 2WK.
      England und Frrankeich haben am 2 Sept. 1940, Deutschland den Krieg erklärt, nicht umgekehrt, mit der Lüge, Polen zu verteidigen – bezeugt Stalin in seiner Aussage.
      Allerdings haben sie Deutschland im Westen angegiffen, obwohl Polen im Osten liegt und haben Polen nicht verteidigt, denn sonst hätten sie gegen die sowjetischen Eroberer Polens kämpfen müssen.
      Das belgen die Dokumente der Geschichte und Zeitzeugen, wie Otto Wels SPD, Stalin selber und seine Mitgenossen.
      es sind blos böswillige Faktenverdrehungen die eine „deutsche Schuld“ kontruieren, denn schließlich brauchte amn einen Schuldigen dem man die Krigekosten abpressen konnte, denn die Nazis gab es ja nicht mehr. Also musste Ersatz her, das besiegte deutsche Volk.

  33. Stimmt! Meine Altvorderen waren übrigens keine Nazis, einige wurden verfolgt, sogar erschossen. Es gibt keine Erbsünde, d. h. es gibt Verhaltensweisen, die bekämpft werden müssen. Wir sind alle Nachgeborene, wir können keine Schuld tragen am 3. Reich, aber wir haben die Pflicht, aus der Zeit zu lernen, wie man eine solche verhindern kann. Und hier versagen die Deutschen wieder, sie fallen wieder auf Narrative herein, auf Behauptungen, Parolen, das ist das Erbärmliche. Wir haben zu lernen, dass nur die unbedingte Redefreiheit und die damit verbundene Demokratie ein neues Desaster verhindern kann. Die Demokratie scheitert jedoch an der Feigheit der Mehrheit, die wie immer Appeasement betreibt, immer in der Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm käme. Hier haben die Deutschen in der Masse versagt, sie versagen weiter, und deshalb lassen sie Merz den grünen Mist durchgehen, wählen ihn wohl, machen ihn zum Kanzler einer grünroten Regierung mitsamt allen neuen einschränkenden kriminalisierenden Gesetzen und der Überprägung mit völlig fremder nicht kompatibler Kultur.

  34. Ambiguitätstoleanz, nun ja…Leider muss ich sagen, dass ich die wohl auch nicht habe, aus einem einfachen Grund: ich habe keine Ahnung was das ist. Ich bin auch wenig geneigt es nachzuschauen. Es kann eventuell sein dass es auch ohne die Verwendung solcher Vokabeln möglich ist, sich verständlich zu machen.

  35. Ich sehe das inzwischen so: Die Erbschuld ist das einzige Kriterium, anhand dessen dem deutschen Volk überhaupt noch eine eigene Identität bzw Existenz zugestanden wird. Also beantworte ich die Frage danach, wer denn das deutsche Volk eigentlich sein soll, stets damit, dass alle, die von ihren Vorfahren die deutsche Schuld geerbt haben, dem deutschen Volk angehören. Alle anderen nicht. Das ist logisch und anhand historischer Fakten begründet.

  36. Im übrigen kann ich mich Jahrgang in meiner DDR Zeit bis 1989 nicht darin erinnern, dass die Kommunisten unsere Eltern als Verbrecher eingestuft haben – und ich fühle mich genausowenig schuldig, wie das mein Enkel sein soll, er hat genug zu tun sich gegen „Unschuldige“, die ja nur von außerhalb sein können, zu behaupten. Vielleicht kann mir einer der Moralisten mal erklären, ob diese “ Schuld “ auch außerhalb dieses Landes gilt oder nur für die HIERGEBORENEN.? Erbschuld an den Grund und Boden gebunden. Also im Grenzgebiet, auf der Arbeit in Holland unschuldig – aber zu Hause am Abendbrotstisch wieder schuldig, dazu dann am TV sitzend, ein Nazifilm nach dem anderen, Holocaust-Gedenken allerorten, Demos gegen RECHTS bis zur Nachtruhe ? Aber in den Park kann man nicht mehr sicher gehen, besonders meine Frau. Unglaublich was hie abläuft.
    Vance hat Recht . Musk hat Recht. Und viele nun mundtot gemachte Kritiker, Schriftsteller, Künstler, die sich gegen einen vormundschaftlichen Staat stellen.

  37. Nawratil wäre eine gute Basis, um fundiert und mit zeitgeschichtlichem Wissen dieses Thema zu diskutieren. Denn die AfD hat ja nur auf die schlimme Zivilreligion des deutschen Selbsthasses REAGIERT. Helmut Schmidt hat mal von der „tausendjährigen Geschichte“ Deutschlands gesprochen, im Interview der Frankfurter Rundschau. Wenn der Fraktionsvorsitzende Höcke von der tausendjährigen Geschichte spricht, sind gleich die Nazischnüffler da. Und so geht es jeden Tag und jeden Tag. Es ist keine freie Diskussion über dieses Thema möglich, weil es keine Freiheit in diesem Bereich der Geschichte gibt. Prof. Nolte wurde in den 80er Jahren abgesägt, weil er die These vertrat, die Verbrechen des NS seien auch als Spiegelung der Verbrechen der SU zu verstehen.
    Herr Prof Nolte wurde zur Unperson erklärt, bis Prof. Snyder genau diesen Zusammenhang herstellte in seinem Buch „Bloodlands“ , im Untertitel hieß es: „Looks at how, between them, Hitler and Stalin murdered 14 million people in the ‚bloodlands‘ between Berlin and Moscow“,Exakt das , was Nolte, ein bedeutender Historiker behauptet hatte, der aber aus dem Diskurs ausgeschlossen wurde, u.a. von dem nichtsahnenden Philosophen Habermas…
    Deutsche Schüler werden mit der Holocausterziehung traktiert, das hat zurFolge , wie Prof. Schmidt-Denter nachwies, daß 70% der deutschen Jugendlichen und 84% der Migranten den Wunsch äußerten, nicht wieder als Deutsche geboren zu werden.
    https://schmidt-denter.de/forschung/identitaet/pdf-files/auswirkungen_holocaust_education.pdf
    Dieser von Linksideologen kriminalisierte Begriff Schuldkult hatte zur Folge, daß das deutsche Volk 2015 völlig wehrlos dem Verfassungbrbuch der Merkel-Regierung – Artikel 16a GG – gegenüberstand.

  38. Ein grundsätzlicher Fehler der jetzigen Erinnerungskultur: Man lehrt das Volk, die Nazisymbole abzulehnen: Das Hakenkreuz, den Hitlergruß, das Horst-Wessel-Lied; man lehrt es Abscheu vor den Bildern der KZs, vor dem Wort „Faschismus“, dem Wort „Nazi“.

    Stattdessen hätte man man sich mit den Mechanismen totalitärer Herrschaft befassen sollen: Welche politischen und seelischen Mechanismen benutzen totalitäre Herrscher? Wie kann sich der einzelne seelisch schützen?

    Weil man es nicht getan hat, ist Deutschland immer noch anfällig für autoritär-diktatorische Herrschaftsformen – Hauptsache, sie kommt mit anderen Symbolen daher.

  39. Sehr geehrte Frau Diouf! Der Leser Necke hat die grundsätzliche Problematik auch bei diesem Thema auf den Punkt gebracht: „Wie wäre es, wenn sich Journalisten einmal die Zeit nehmen würden, ein Buch in die Hand zu nehmen und dieses sogar zu lesen. Um den Autoren dann fundiert zu kritisieren ?“
    Es gibt ein Standardwerk zu dem von Ihnen angeschnittenen Thema, das allerdings keiner kennt, weil der Begriff ideologisch kriminalisiert wurde. Die ersten Einträge bei der völlig ideologisch verschmutzten Google Seite: Wikipedia (Linksversifft, würde Pirincci schreiben), dann Amadeu Antonio Stiftung (derfimoikurzlacha) und dann stiftung-gedenkstätten, die Leiter von Gedenkstätten, deren Ergüsse ich kenne, sind die schärfsten Deutschenhasser überhaupt.
    Ein Sudetendeutscher, der vor ein paar Jahren gestorben ist, hat 2012 das Buch: „Der Kult mit der Schuld“ geschrieben, H. Nawratil, ich empfehle das Buch jedem Leser und jeder Leserin, hier: Kundenrezensionen:
    Leser nussbaumer, anfang: „Heinz Nawratil hat mit seinem Buch „Der Kult mit der Schuld – Geschichte im Unterbewusstsein“ ein heißes und wichtiges Thema ausgewählt. Die kollektive Schuld der Deutschen an der nationalsozialistischen Hitler-Diktatur war nach dem zweiten Weltkrieg Gegenstand lebhafter Debatten. Obwohl der Begriff „Kollektivschuld“ kaum noch gebraucht wird, ist die darin verankerte Idee nach wie vor präsent und heute lebendiger denn je. Sie ist sogar dabei zu einer Art von Staatsreligion zu werden. Kein Volk neigt dazu wie das deutsche, sich vor sich selbst zu schämen. Wir erleben eine Gesellschaft, die sich selbst erniedrigt, um allen gerecht zu werden. Raymond Unger spricht in seinem Buch „Die Wiedergutmacher“ von Schuldstolz, vom Stolz schuldig zu sein um damit Komplexe zu kompensieren.“
    https://www.amazon.de/Kult-mit-Schuld-Heinz-Nawratil/dp/3800414392


  40. Drei Punkte sind völlig richtig: (a) Deutschland braucht Nationalstolz, Wertschätzung der eigenen Kultur, Liebe zu sich selbst oder wie man es nennen will. Das Fehlen ist tiefere Ursache der jetzigen katastrophalen Politik. (b) Die jetzige „Erinnerungskultur“ zerstört das nötige nationale Selbstbewusstsein; wir brauchen etwas anderes. (c) Einfaches Schuldabstreiten ist aber auch nicht der Weg. Es ist komplex.

    Der Autorin Diouf erst einmal meine absolute Hochachtung für diese Aussagen.

    Soweit meine Zustimmung. Meine Kritik: Das Verwerfen der AfD-Aussagen ist mir zu wenig. Mir fehlt ein konstruktiver Vorschlag der Autorin. Welchen alternativen Ansatz hat sie, wenn sie den der AfD ablehnt?

    • Keinen, nur gefällige Attitüden des Zeitgeistes, was immer das ist! Der Geist ist aus der Flasche, hat aber weder Prozente noch Potential, es ist grünlichige Brühe, ins Braune abdriftend, aber so was von korrekt! Der Faschismus kommt auf neu gesohlten Schlappen..…
      Die Afd ist nicht gemeint, Hinweis für simple Gemüter.

  41. Warum sollte man überhaupt Vorfahren „kritisieren“? Sich mit ihnen „kritisch auseinandersetzen“? Was soll überhaupt das stete Referenzierens auf die NS-Diktatur, zu der sich in jedem Januar wieder die üblichen Bilder des Eingangstors von Auschwitz dazu gesellen?
    Eine Antwort finde ich in diesem Text auch nicht. Dabei möchte zunächst gegen ein Missverständnis angehen: Die AfD ist KEINE deutschnationale Partei. Sie ist eine (neu-)rechte Partei, was aber mit Nationalismus so wenig zu tun hat wie die Nazis zwar Rassisten und Imperialisten, aber nie Nationalisten waren. Deutschland war ihnen sowieso viel zu klein. Darum wollten sie doch unbedingt nach Astrachan und zum Ural. Im Grunde nicht viel anders als die, die heute immer „Europa!“ rufen.
    Die AfD hat die Distanz zur deutschen Nation, die ALLEN Deutschen, die nach 1945 eine Schule besucht haben, anerzogen wurde, nicht weniger verinnerlicht wie linke „Deutschland verrecke“ Rufer oder die „Ost- Ost Ostdeutschland-Krakeler in ostdeutschen Fußballstadien.
    Wir Deutschen haben unsere Nation schon vor langer Zeit verloren. Der Verweis auf die deutsche Kleinstaaterei ist nicht falsch, aber wer ist denn heute wirklich ein Hesse, Rheinländer, Preuße oder Bayer? In den Großstädten hört man, neben den Sprachen des Orients und Balkans, meist nur noch das „Isch“-Idiom eigentlicher türkischer oder arabischer Muttersprachler. Nur alte Deutsche reden noch Dialekt – und diese Entwicklung hat man auch zunehmend im ländlichen Raum. Die Generation Z denkt längst im Pidgin-Englisch von Instagram und Tiktok. Noch eine Generation, dann sind die deutschen Mundarten weg, eine weitere, dann wird Englisch die „neutrale “ Amtssprache Deutschlands.
    Das Festhalten daran, die bösesten überhaupt zu sein, hat den geschlagenen Deutschen eine Ersatzidentität vermittelt, die ihnen die zwei Teilstaaten nie anbieten konnten. Mit den Pawlow’schen Reflexen hat man dann die Deutschen gefügig gemacht – mmer, wenn sie kurz davor waren, sich aus diesem Korsett zu befreien, rief man das Codewort, und sie holten die Peitschen raus, um sich zu geißeln. Oder zu zahlen, meist letzteres – denken wir nur an die Einführung des Euros.
    An den Verbrechen der Vorfahren lässt sich nichts relativieren – sie sind passiert. Ich kann als Nachgeborener zurecht sagen, es sind nícht meine Verbrechen – die Automatik daraus, dass ich damit dann sofort signalisieren würde, ich würde ja gerne wieder sechs Millionen vergasen, dient nicht den Opfern und ihrer Würde, sondern Profiteuren des Schreckens, die uns Deutsche damit gefügig halten. Umgekehrt kann niemand den Holocaust verschwinden lassen. Dass er sich aber in Deutschland oder Europa nicht wiederholt hat, hat nichts mit dem Erinnern oder Aufarbeiten zu tun. Sondern damit, dass er nur in einer ganz bestimmten historischen Konstellation stattfinden konnte. Diese gibt es nicht mehr und wird sich in Europa kaum je wiederholen. Gäbe es sie, könnte er sich aber jederzeit und an jedem Ort auf der Welt wiederholen. Den potentiellen künftigen Tätern wäre ganz egal, wie sehr er „aufgearbeitet“ wurde.
    Eine positive deutsche Identiät erforderte, dass wir Deutschen wieder bereit wären, unsere Loyalität zur Nation nicht vom Sozialstaat oder der Rentenhöhe abhängig zu machen. Oder eine Regierung von der Nation trennen könnten. Andere Völker, eigentlich alle, können das. Die Russen, die sich im Donbass verheizen lassen, gehen für Mütterchen Russland ins Feuer – nicht für Putin. Sogar, obwohl man die Muschniks so schlecht behandelt. Seit 1945 wäre kein Deutscher mehr bereit, für sein Land etwas zu tun, geschweige denn zu kämpfen.
    Der erkennbare Neid, das andere das können, macht uns zu Russizisten, Paneuropäern oder Weltbürgern. Aber am Ende haben wir nichts in der Hand.

  42. „Die AfD lässt die Chance verstreichen, hier echten, der Komplexität des Sachverhalts gerecht werdenden Diskurs einzufordern. Das wäre eine echte, eine zukunftsweisende Alternative.“
    Welche Chance ? Wer soll hier denn mit wem diskutieren ? Wenn Merz mit „DENEN da nicht“ plärrt und vom “ Vogelschiss“ – schwafelt, was mehrfach von Gauland in seiner Aussage klargestellt wurde. Nein, sie wollen das nicht hören, um das eigentliche Thema “ Schuldkult – als Machtinstrument der Politischen Elite zur Disziplinierung eines ganzen Volkes sich nicht aus der Hand nehmen zu lassen. Müssen die 25% Deutsche mit MHG eigentlich auch die “ Deutsche Schuld “ als lebenslangen Rucksack mitführen, oder gibt es wieder eine Apartheit in diesem Lande ? Vielleicht wird dann unterschieden zwischen Vollschuldige, Halbschuldige, Viertelschuldige, Unschuldige ( Einwanderer, Migranten ). Solange hier nach fast hundert Jahren nicht eine vernünftige Erinnerungskultur gepflegt wird, wie in allen anderen Staaten, dann ist dieses Deutschland nicht Gleicher unter Gleichen (laut Präambel in der Verfassung) sondern wahlweise Prügelknabe oder Untertan nach Willen anderer. Tatsächlich brauchen wir eine echte konservative Wende, die dieses Thema ein für allemal klarstellt. Das wäre ein gutes Thema für die Schüler und deren Politischen Bildung.
    Wenn ein Jüdischer Funktionär einer zentralen Gedenkstätte fordert, dass der Holocaust im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland stehen solle und eine Politikerin aus der Türkei, Ozoguz, dass es jenseits der Deutschen Sprache keine spezifisch Deutsche Kultur gäbe, dann macht mich das fassungslos. Dann denke ich manchmal der Herr H. hat recht mit einer Erinnerungspolitischen Wende – vielleicht nicht gleich 180 Grad – aber auf den Weg dahin in einer tabulosen Diskussion – vielleicht an einem Runden Tisch.

  43. Es geht auch um eine grundsätzlich antideutsche Ideologie, deren Saat nach dem Krieg an den deutschen Universitäten gelegt wurde, und die jetzt aufgeht, vor allem im Personal der Grünen und deren selbstgerechten Moralismus. Diese Saat geht zurück auf die Frankfurter Schule. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Frankfurter Schule und ihrem Einfluss auf das Denken der nachfolgenden akademische Generationen wäre ein erster Schritt zur Überwindung des Selbsthasses und der antideutschen Grundsätze in diesem Land.

    • Der Moralismus der Frankfurter Schule ist tatsächlich Gift. Die Idee der „critical race theory“ etwa geht auf die „kritische Theorie“ der Frankfurter Schule zurück, eine Theorie der Verfemung anderer aufgrund eines dunklen, aber unbewiesenen und unbeweisbaren Verdachts. Furchtbares Seelengift.

    • So iss’es. Eine gute Lektüre hierzu, empfohlen von Roland Tichy (und im Tichy-onlineshop zu kaufen) wäre Roger Scruton, Narren, Schwindler, Unruhestifter; Linke Denker des 20. Jahrhunderts, 410 S.,2.Auflage 2021.

  44. Eine Allaussage wie die von Hrn. Krah: „Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“, wird mit einem einzigen Gegenbeispiel widerlegt.

    Doch wozu sollten Deutsche ein ‚Nationalgefühl‘ oder gar einen ‚Nationalstolz‘ haben müssen?

    Stolz kann man immer nur auf die eigene Leistung sein. Und ob irgendwelche Nationen als Nationen etwas besonderes geleistet haben, ist mehr als fraglich.

    Wenn man mag, kann man die Nationenwerdung mit der Gründung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation beginnen lassen.

    Man kann sich aber auch einfach anstelle dessen mit besonderen Leistungen befassen, die von Deutschen oder in Deutschland erbracht wurden und die die Geistesgeschichte Deutschlands ausmacht.

    Darüber kann man dann zu einer Mentalitätsgeschichte kommen, die für nicht wenige Deutsche bedeutsam ist und die massgeblich für diese Leistungen und die Geistesgeschichte war/ist.

    Das wäre der richtige Anschluss an die Geschichte Deutschlands.

  45. Herr Krah ist der Aufhänger für die Aussage: die AFD behindert ein angemessenes deutsches Nationalbewußtsein. Als Beleg dienen zwei Aussagen, deren Zielpunkt jeweils ein anderer ist, als die Autorin unterstellt. Die Begründung ist dünn. Die Autorin bemerkt es und schiebt ein „offenbar“ ein. Auch die Erwähnung des deutsch-türkischen Bündnisses im 1. Weltkrieg, von Krah romantisierend als „Waffenbrüder“ bezeichnet, wird gnadenlos extrapoliert und als Übernahme aller türkischen Positionen interpretiert. Wie wäre es, wenn sich Journalisten einmal die Zeit nehmen würden, ein Buch in die Hand zu nehmen und dieses sogar zu lesen. Um den Autoren dann fundiert zu kritisieren ?
    Oder mit generellen Aussagen über die Geschichte etwas vorsichtiger umzugehen. Ihre Einschätzung von der nur aufgezwungenen deutschen Nation durch Preußen teilt Frau Diouf unter anderem mit der französischen Regierung und deren Militär von 1870. Wie’s ausgegangen ist, kann man nachlesen. Das allerdings müßte man.

  46. Die AfD macht dies, die AfD macht das, Krah sagt dies, Krah sagt das usw, usw.
    Frau Diouf, anstatt sich als Nummer 61275 in die Reihe derer einzureihen, die besser wissen als die AfD, was sie zu machen und lassen hat (übrigens gibt es keine Partei deren Beliebtheitswerte vergleichbar steigen wie die der AfD. Krah und Höcke sind übrigens Zugpferde dieser Entwicklung), sagen Sie doch lieber mal was sie von den Angriffen der Alliierten vor exakt 80 Jahren auf die Zivilbevölkerung Dresdens halten!
    Sie wissen nichts darüber? Wie kann das sein? Sie wissen doch sonst alles besser!

  47. Sehr geehrte Frau Diouf.
    Als ein in Hamburg geborener Deutscher, dessen Vater im II.WK „gedient“ hatte, mache ich anderen weder Vorwürfe, noch lasse ich mich allerdings gerne von fremden Menschen geistig kostümieren, wann immer die auch gerne ihren moralischen Karneval feiern wollen. Ja, es beleidigt mich geradezu, dass man mir offensichtlich nicht zutraut, eigenständig zwischen gut und böse unterscheiden zu können.
    Wobei übrigens mein Pass gar keine Rolle mehr zu spielen scheint, sondern nur meine Geburtsurkunde. Es stellt sich mir nämlich immer wieder die Frage, wie eingebürgerte Menschen eigentlich zu ihrem „neuen Deutschsein“ stehen, die übrigens ob deren Geburtsurkunde auch ganz sicher keine Vergangenheitsbewältigung zu betreiben haben.
    Ganz spannend wird es ebenso, wenn ich eine andere Staatsbürgerschaft annehmen würde und dann sogar meine deutsche Staatsangehörigkeit aufgäbe.
    Bin und bleibe ich dann ein Mensch mit „Vergangenheit“? Also einer Vergangenheit, weil ich im Sinne eines Vorwurfs für immer Deutscher bleibe?
    Es tut mir leid, aber ich benötige nichtmal eine AfD, geschweige denn andere Parteien, um mich überall und immer als anerkannter Mensch fühlen zu dürfen, denn das war und ist ganz bestimmt nicht der Sinn des/meines Lebens. Sorry!

  48. Das Problem liegt darin, dass man Verbrechen, die unter dem NS Regime begangen wurden, per wilkürlicher Definition als historisch unübertroffen außer jeder Vergleichbarkeit eingeordnet hat und die nicht nur in der Vergangenheitsbetrachtung, sondern vorsorglich auch für alle Gräueltaten, die in dieser Menschheit je einmal vorkommen werden. Ein einleuchtende Begründung dafür sehe ich nicht. Massenmorde und Völkermorde sind unauslöschliche Bestandteile der Geschichte, seit man die verfolgen kann. Weil sich die technischen Möglichkeiten für derlei Taten inzwischen – horribile dictu – enorm erweitert haben und auch weiterhin erweitern werden, zusätzlich sich die politische Skrupellosigkeit weltweit sichtbar vertieft, ist ein noch schrecklicheres Tun mit weitaus mehr Opfern gewiss nicht undenkbar. Beispiele dafür gibt es genug. Es wäre demnach angebracht, auf sich anbahnende neue derartige Entwicklungen rechtzeitig zu reagieren, als sich mit Schuldkomplexen herumzuplagen für Dinge, die wir nicht getan haben. Statt dessen wäre eine Ausrichtung auf Kommendes notwendig. Gerade hier in Deutschland ist das rasche Anwachsen autoritärer Strukturen unübersehbar und zwar bei denen, die die Zügel in der Hand haben, nicht bei denen, die noch nicht mal an der Regierung waren.

    • „…dass man Verbrechen, die unter dem NS Regime begangen wurden, per willkürlicher Definition als historisch unübertroffen … eingeordnet hat … Ein einleuchtende Begründung dafür sehe ich nicht.“

      Zustimmung. Eine solche Einordnung ist intellektuell schlichtweg unredlich. Meine Erklärung dafür ist, dass man unmittelbar nach dem Krieg den Beschönigern der Naziverbrechen etwas emotional Starkes entgegensetzen wollte. Warum man diese Behauptung immer noch aufrecht erhält: Mitläufertum.

  49. Man muss sich als Deutscher für so manchen Landsmann und -frau schämen.

    Nicht nur im Urlaub, sondern z.B. auch bei denen, die sich anmaßen, Deutschland in der Welt zu vertreten und andere auf das Peinlichste belehren zu müssen.

  50. Die Entnazifizierung in Westdeutschland ist komplett gescheitert.

    Das Ergebnis:

    ein auf einer Bühne herumhüpfender H. Grönemeier, bei einer Demo gegen Rächtz wegen migrantischer Morde.
    Das kann man sich nicht ausdenken – außer in Deutschland.

    Das Schlüsselwort heisst „invertierter Totalitarismus“ – auf deutsch „Spiegel-Nazis“.

    Deutschland ist nicht Berlin, Köln, München oder Hamburg.
    Deutschland ist mehr – bedeutend mehr.

  51. Zur lokalen Identität möchte ich noch hinzufügen, das viele Deutsche aus den verlorenen Gebieten in Osten, Ihre Identität an Ihre Kinder und Enkel weitergegeben haben.
    In den Kaff in Niedersachsen im welchen ich lebe, gehört man auch nur wirklich zum Dorf dazu, wenn man mindestens seit zig Generationen hier lebt.
    Dementsprechend mag das „Preußentum“ manchen ein Heimatgefühl geben…
    Aber davon mal ab wird jedes bisschen „Nationalstolz“ sofort zertreten, wie man an der WM 2006 gesehen hat.
    Das die Leute deshalb dann einen Lokalpatriotismus entwickeln ist doch nur natürlich…

  52. Ich glaube, es würde Sinn machen, zwischen Nationalismus und Patriotismus stärker zu differenzieren. Nationalismus ist eher der vergleichende Blick nach aussen bzw. der Vergleich zu anderen Ländern und nicht selten mit der problematischen Attitüde, dass die eigene Nation besser sei als andere, verbunden. Das basiert zwar auf durchaus natürlichen Gefühlslagen, die bei geringer Dosis unproblematisch sind und für die Menschen immer wieder empfänglich sein werden. Nationalistische Gefühle sollten aber besser über den Sport kanalisiert werden und nicht über die Politik, da sonst ein Missbrauch droht. Patriotismus ist nach meiner Einschätzung eher der Blick nach innen und geht mit der moralischen Selbstverpflichtung einher, etwas für andere Menschen her zu geben, die man gar nicht persönlich kennt, aber dem gleichen Staatsgebilde angehören. Patriotismus ist daher unverzichtbar für die Funktionsfähigkeit moderner anynomer Massengesellschaften, die auf anonymen Steuereinnahmen und -ausgaben und auf großen anonymen Sozialversicherungssystemen basieren. Zum Erhalt dieser anonymen Solidarität gehört auch, dass nicht-patriotische Menschen, die keine anonyme Solidarbereitschaft besitzen, als ethisch minderwertig eingestuft werden. Es ist ein schwerer Fehler und eine große Dummheit von Grünen und Linken, Nationalismus und Patriotismus gleichermaßen als faschistisch zu diskreditieren. Dies zerstört fundamental den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft wie auch in jeder anderen Gesellschaft.

    • Ich weiß, es klingt beleidigend, aber ich finde diese Gedanken Frankfurter Schule „light“. Das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Großgruppe – hier der Nation – entsteht niemals rational. Patriotismus ist aber durch und durch rationales Gefühl – und darum existiert er auch nicht. Diese Zugehörigkeit kann immer nur vom Herzen kommen, sie ist emotional und entzieht sich daher auch der rationalen Begründung oder dem Grad der BIldung.
      Schauen Sie einmal junge Türken in Deutschland an, ihre Eltern bereits hierzulande geboren, oft deutscher Zweitpass – und dann pilgern sie, in türkische Nationalflaggen gehüllt, ins Fußballstadion, sinken lauthals die türkische Hymne, jubeln den Fußballern aus der Türkei zu und peifen den einen oder anderen eigebürgerten Türken, der im deutschen Team spielt, gnadenlos als „Verräter“ aus. Und das halten nicht nur die Türken so, sondern auch Kroaten, Spanier, Russen, Polen, Italiener, Griechen…. und alle anderen. Jede WM ist in Deutschland ein Fahnenmeer, in dem meist nur unsere Flagge fehlt.
      Rational spricht für die Ausländerkinder nichts dafür, ihren Heimatländern (oder den ihrer Vorfahren) die Treue zu halten. Und trotzdem tun sie es. Deutsche sind sie nur, wenn es ans Fordern um Transferleistungen geht, sonst sollen die Almans sich fernhalten.
      Es gibt keine Nation in Europa, die nicht ihre düsteren Flecken in der Geschichte hat. Sicher – der Holocaust toppt sie alle, aber – er ist eben auch 80 Jahre her. Er definiert die heutigen Deutschen so wenig wie ihre Altersgenossen in der Türkei das Massaker an den Armeniern oder einen in South Carolina die Slaverei ihrer Urgroßväter.
      Trotzdem singen sie in South Carolina weiterhin nicht nur die US-Hymne, sondern auch das Lied der „Bonny Blue Flag“, die inoffizielle Hymne der Südstaaten. Das kommt von innen. Es gibt ihnen das Gefühl, einer in einer langen Reihe von Vorfahren zu sein, denen ihre Kinder. Enkel und Urenkel folgen werden. Die Nation, das eigene Volk als Erweiterung der eigenen Familie.
      Gerade deswegen ist ja die Verherrlichung von Kinderlosigkeit so archetypisch für heutige Deutsche. Ich trenne mich von meinen Vorfahren, rotte meine Familie aus und fühle mich gut dabei. Dann zählt nur noch die Zahlgemeinschaft der Sozialkassen.
      Genau das macht Patriotismus aus. Denn den kann ich immer kündigen. Zu einer Nation gehöre ich aber qua Geburt und Vorfahren und werde es nie los.

      • Das mit der Frankfurter Schule ist tatsächlich eine Beleidigung. Das hätten Sie sich sparen sollen. Diese Unterstellung macht auch inhaltlich überhaupt keinen Sinn, da ich für einen Patriotismus im Sinne des Kritischen Rationalismus plädiert habe, d.h. Patriotismus ist rational bzw. zweckmässig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – gleichsam eine Art Kollektivgut. Ihre Gegenbeispiele passen hinten und vorne nicht: Die jungen Deutschtürken besitzen nicht zu viel Patriotismus – deren finanzielle Unterstützung der Türkei hält sich nämlich sehr in Grenzen – sondern zu viel falschen Nationalstolz, um sich gegenüber anderen Nationalitäten überlegen zu fühlen. Gegen Geschichtsbewusstsein und Ahnenverehrung so wie in den US-Südstaaten ist auch gar nichts einzuwenden und einem hohen Maß an Patriotismus nicht abträglich. Dass dieser Patriotismus aufgrund der bundesstaatlichen Organisation der USA sich stärker auf den jeweiligen Bundesstaat als auf die ferne Zentralregierung bezieht, setzt meine Thesen auch nicht ausser Kraft. Letztlich dreht sich unsere Auseinadersetzung wohl darum, was die Triebfeder kultureller Phänomene ist: Vernunft und Ratio oder zufällige Emotionen. Ich bleibe dabei, dass soziale Institutionen, die die Zeit überdauern, dies tun, weil sie sich bewährt haben bzw. vernünftig und nützlich sind.

    • Ein gewisser Nationalismus kann auch nicht schaden. Denn er ist die Voraussetzung dafür, die Interessen der Nation zu formulieren.
      Gesunder Menschenverstand und Selbstkontrolle sind dann die Mittel, diese Interessen durchzusetzen.
      Es ist absolut legitim, dass Deutschland eigene Interessen formuliert und sie verteidigt.

  53. Der AfD-Standpunkt läßt sich vielleicht aus dem Prinzip „reactio gleich Action“ erklären. Seit Jahrzehnten wird den Deutschen dieser Schuldkomplex eingehämmert. Die Sünden der Vergangenheit müssen zur Rechtfertigung für eine Art nationalen Selbstmord herhalten. Weil von Deutschland der 2. Weltkrieg und die Judenvernichtung ausging, fühlt es sich nun verpflichtet, die ganze Welt bei sich aufzunehmen, bis zur Selbstaufgabe. Unter dem Vorzeichen dieser exzessiven „Vergangenheitsbewältigung“ wiederholen sich immer deutlicher die Muster des Nazistaates: systematische Bespitzelung, Ausschaltung von Opposition, ideologische Gleichschaltung in allen Gesellschaftsbereichen, Repression und Propaganda, staatlich organisierte Massenaufmärsche, ausgeprägtes Mitläufertum. Auch im Ausland wird die Krankhaftigkeit dieses Schuldkomplexes wahrgenommen.

  54. Der Teufel interessiert sich weder für bestimmte Fassaden, noch für besondere Etiketten, sondern nur um Menschen, die sich von ihm dämonisch instrumentalisieren lassen (Mt 4,8-10). Mal versteckt er sich hinter der einen, mal hinter der anderen politischen Fassade oder Agenda. Selbst im frommen Gewand kann er auftreten und im Namen der Kirche Unheil anrichten. Da Jesus selber sagt, dass es in der Wirklichkeit dieser Welt keinen neutralen Boden gibt (Mt 12,30), ist klar, dass alle diese Fragen sich an der Stellung zu dem entscheiden, der gesagt hat „Heilige sie in deiner Wahrheit, dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17). Dann wird es ganz einfach: Menschen die einem dämonischen Geist folgen, werden planmäßig das Falsche tun, und Menschen in denen der Geist des lebendigen Gottes wirkt, werden das Richtige tun und zwar unabhängig von solchen Fragen über Nationalität und Heimat. „Darum werdet ihr sie an ihren Früchten erkennen“ (Mt 7,20)!

  55. In ein paar Jahren weiß niemand mehr in Deutschland, dass Auschwitz von der Roten Armee befreit wurde.

    Aber jetzt, wo auch die Amis bei uns in Ungnade gefallen sind – wer war es dann?

  56. Es ist so wie Sieferle in „Eine neue Staatsreligion“ beschreiben hat. Es ist sinnlos darüber zu diskutieren in einem Land, wo die Leute gegen Rechts demonstrieren, wenn die Leute durch Islamisten umgebracht werden.
    Es ist auch zu beachten, dass diese Religion auch Realitätsverweigerung erzwingt und zwar nicht nur wenn es um Deutschland aber auch über andere Länder geht, die angeblich mit unseren Staatsräson eng verknüpft sind. Es ist kaum möglich Probleme der Wirklichkeit zu lösen, wenn man nicht mal die Fakten nennen darf. Die korrupte Justiz verstärkt das Problem nur indem sie Strafbefehle erstellt, sobald eine der Gutmenschen sich beleidigt fühlt, weil jemand seine Politik nicht mag.

  57. Zu verkopft. Identität ist nichts rein rationales, sie ist emotional begründet. Auf Hölzchen und Stöckchen ausdifferenzieren ist was für den intellektuellen Elfenbeinturm.
    Natürlich ist Deutschland ein Sonderfall unter den europäischen Nationen, nicht wegen der Nazis, sondern wegen der späten Entwicklung eines gesamtdeutschen Nationalstaates und der ausgeprägten regionalen Identitäten.
    Die Verteidigung Preussens und des Kaiserreichs ist daran richtig. Die AfD hat ja nie gesagt, es gäbe nichts zu kritisieren. Nur die Kritik der Linken weist sie pauschal zurück, zurecht, denn diese ist ebenfalls pauschal, plump, ahistorisch und reine Schmähkritik. Abgesehen davon muss man immer vorsichtig sein, die Maßstäbe seiner eigenen Zeit an vergangene Epochen anzulegen und danach zu urteilen.

    Dass unsere Vorfahren keine Verbrecher sind sollte man nicht böswillig misinterpretieten. Erstens gibt es noch mehr Vorfahren als nur die, die zur Nazizeit lebten. Ganze Jahrhunderte voll. Und von den Anfang des 20Jh lebenden wiederum ist die Mehrheit,
    keinesfalls verbrecherisch unterwegs gewesen. Insgesamt ist die Aussage also korrekt. Daran ändern Mitläufer und Opportunisten auch nichts. Sonst könnten unsere Enkel auch formulieren, dass ihre Vorfahren gentherapiesüchtige Eugenik-fanboys waren; Verbrecher, die zu jedem Verbrechen gegen die Menschlichkeit bereit waren. Das wäre aber Unsinn. Einige waren das natürlich, über das Volk als Ganzes ist die Aussage aber absurd. Obwohl am Ende die meisten mitmachten indem sie sich impfen ließen. So wie einst die Deutschen mehrheitlich in der nsdap landeten. Die meisten davon sind mehr Opfer als Täter, sie haben sich gebeugt, das ja, doch weder Verbrechen begangen noch gutgeheißen.

    Wir müssen mal aus diesem verkopften Mist rauskommen. Nicht immer mit der Lupe nach dem letzten Haar in der Suppe suchen. Das ist diese linke hinterfotzige Zersetzung. Sobald etwa nicht ihr utopia ist, wird dran rumgenörgelt. Hinter der Fassade der konstruktiven Kritik wird fleißig dekonstruiert.

    • „So wie einst die Deutschen mehrheitlich in der nsdap landeten..“ 1945 mit Ende der NS-Diktatur gab es ca. 8,5 Millionen NSDAP Mitglieder also keinesfalls die Mehrheit der deutschen Staatsbürger. Wieweit davon überzeugte Nationalsozialisten waren oder angepasste Opportunisten, aus unterschiedlichsten Bewegründen, sei noch einmal dahin gestellt. Ende 1932, also kurz vor der „Machtergreifung“ der Nazis gab es ca. 1,2 Millionen Mitglieder, die man wohl als überzeugte Nationalsozialisten nehmen kann.

  58. Sehr geehrte Frau Diouf, Ihr Beitrag mit dem Thema „NS-Aufarbeitung und Nationalgefühl: Einfache Lösungen gibt es nicht“ ist leider sehr verworren. Sie versuchen auf plumpe Weise die AfD über die Äußerungen einiger AfD-Vertreter in die Nähe des Nationalsozialismus zu bugsieren. Mir ist völlig unklar, warum die heutige Jugend immer noch in der Schule ausschließlich Geschichte bis zur NS-Zeit serviert bekommt und einen Schuldkult eingepflanzt bekommen soll. Wer hauptsächlich zum Aufstieg der NSDAP beigetragen hat, sollte für jeden, auch Ihnen klar sein. Ich bin nicht bereit, mich an Ihrer absurden Argumentation zu beteiligen.

  59. Der Begriff und die Tatsache der Existenz einer deutschen Nation ist viel älter als Frau Diouf vermutet, die eine Nationwerdung erst mit der Gründung des Zweiten deutschen Kaisereichs von 1971 unter Federführung des preußischen Königreiches ansetzt. Bis 1806 gab es das „Heilige römische Reich deutscher Nation“ mit der langen Reihe deutscher Kaiser angefangen mit einem karolingischen Kaiser bei der Teilung des fränkischen Reiches und der Entstehung einer französischen und deutschen Nation bis zum letzten deutschen Kaiser des ersten Reiches, ein Habsburger. Das „Heilige römische Reich deutscher Nation“ war durchaus eine Klammer, mit einigen zentralen Instiutionen, wie dem „Reichskammergericht“ in Wetzlar auch wenn es insgesamt streng föderal mit souveränen Staaten eingerichtet war. In früheren Phasen gehörten auch die heutige Schweiz und die Niederlande, bevor diese sich separierten und zu selbstständigen Nationen wurden, zu diesem Gebilde.
    Insgesamt ist die Geschichte der deutschen Nation wesentlich komplexer als in diesem Artikel dargestellt.

    • Die korrekte Jahreszahl der Gründung des zweiten deutschen Kaiserreichs ist natürlich 1871 und nicht hundert Jahre später 1971.

    • Da erspart man sich lieber seine Gedanken, die hinter den Geburtsort Köln zurückgehen…

  60. > Er bietet jungen Menschen eine Alternative zum „Schuldkult“ an, dazu, sich selbst und das eigene Heimatland schlechtzureden

    Aktuell gibt es neue Schuld – die Freaks des Hitler-Schergen Stepan Bandera zu bejubeln und zu fördern. Wenn es schon wieder passiert, kann man nicht aufhören, an die Ereignisse zu denken – bis Lehren gezogen werden.

    Staatliche Aufmärsche mit Hetze gegen Dissidenten gibt es ebenfalls schon wieder.

    • Lesebswert: Heinz Nawratil
      Der Kult mit der Schuld – Geschichte im Unterbewusstsein 2.Aufl. 2008 Universtitas Verlag München

  61. Demokratie ist auch eine Massenveranstaltung und dementsprechend auf populistische Verkürzungen und Abstraktionen angewiesen. Insofern hat Herr Krah da mein Verständnis. Und die Lösung die sie anbieten, Frau Diouf, ist ebenfalls problematisch:

    „Auch wenn und falls unsere Vorfahren Verbrecher waren, beruht weder unsere Identität noch die unseres Landes ausschließlich auf ihren Taten.“

    Das ist erstens eine kollektive Verurteilung aller unserer Vorfahren, Schuld ist jedoch immer individuell, nie kollektiv.
    Zweitens, angenommen unsere Vorfahren wären kollektiv Verbrecher gewesen, sie waren es nicht, aber angenommen, vorher soll dann die positive Identität kommen?
    Identität ist etwas geschichtlich gewachsenes, das kann man nicht austauschen oder kaufen wie ein neues Paar Schuhe.
    Wenn unsere Vorfahren kollektiv zu Verbrechern erklärt werden, ist ein positiver Bezug zur Identität bereits unmöglich bzw rein theoretisch und akademisch aber nicht real erlebbar und fühlbar von den vielen Bürgern.
    Mein Großvater wurde als kaum 18 Jähriger zur Wehrmacht eingezogen. Wie könnte ich mich erdreisten, ihm das vorzuwerfen, da ich erstens weiß, dass man mit 18 noch nicht so richtig erwachsen ist und die Gefühle einen noch sehr in der Hand haben und zweitens, dass die Zeiten damals hart waren.
    Wer möchte als junger Mensch nicht für eine Verbesserung des Lebens weg vom Unerträglichen arbeiten und notfalls kämpfen?

  62. Verstehe ich das richtig: Im Fokus, quasi als Kristallisationspunkt des deutschen Selbstverständnisses stehen 12 Jahre neuerer deutscher Geschichte? Von der daraus resultierenden „Schuld“ (Schuld haben immer nur die Verlierer; die anderen, die das deutsche „Schuldgefühl“ nach belieben funktionalisieren, haben zumeist keinerlei Schuldgefühl ob ihrer historischen Schandtaten) soll sich ein positives Nationalgefühl entwickeln, ohne dass jemand Angst haben müsste unsere „Schuld“ und „Verantwortung“ kämen zu kurz.
    Ich habe keine Schuld an den Verbrechen der Nazis und trage auch keine Verantwortung für das damals Geschehene. Mir bereit der scheinheilige und doppelbödige Umgang mit deutscher „Verantwortung“ und „Schuld“ aber körperliche Übelkeit.
    Man mag den Umgang mit dem Topos nationale Identität durch AfD Politker als „zu kurz gegriffen“ ansehen, aber das ist mir immer noch lieber als purer Autorassismus von vielen Deutschen.
    Die Deutschen sind mental zur Überwindung dieses Komples in ihrer Mehrheit nicht mehr in der Lage. Das perfide ist, dass der Schuldkult auch den flüchtigen Dopaminkick des Hypermoralismus und „Besserseins“ bietet.
    Unsere Entschuldigung für etwas, für das wir keine Verantwortung tragen, fällt sehr leicht (wir tragen ja keine Schuld). Wir werden dafür aber rituell getätschelt und belohnt. Wie der Pawlowsche Hund machen wir deshalb immer weiter.
    Beides ist miteinander verschmolzen, daran gehen zentrale Nervensysteme kaputt, Perspektiven engen sich ein, der innere Groll wächst, die Selbstachtung schrumpft. Massenweise. Deutschland als Nation hat schon länger aufgehört zu leben.

    • Andere Leute waren nicht so vorsichtig mit der Bezeichnung dieser 12 Jahre dauernden Periode. Aber wie es so ist: das Schlechteste bleibt das Interessanteste und am besten Verwendbare für Erziehungsmaßnahmen. Ich mache mir nur Gedanken darüber , wie ein Kind reagiert, dessen Erziehungsgrundlage das Einimpfen von Schuldgefühleni ist mit dem Hinweis, dass es verachtungswürdig und sonst noch was alles Miese und Negative ist.

  63. Ich finde es schön, wenn ein kritischer Artikel über die Thesen des Herrn Krah erscheint, nicht so gut ist es aber, diese ideologischen Übungen als Position der AfD zu präsentieren. Krah ist ein Sonderfall, der es nicht einmal in die gemeinsame Fraktion im Europa-Parlament geschafft hat. Deswegen will er ja nun in den Bundestag.
    Die AfD ist nicht Krah und wird es hoffentlich niemals sein; denn sie sollte als Alternative bewußt unideologisch Politik anbieten, pargmatisch, orientiert am sog. gesunden Menschenverstand, und vor allem freiheitlich.
    Das Problem bei der Behandlung der NS-vergangenheit ist doch, daß beide Seiten kollektivistische Vorstellungen pflegen: „die Deutschen“, „unsere Vorfahren“ – Verantwortung ist aber stets eine Sache des Einzelnen.

  64. Die Autorin hat in vielem recht. Aber warum wird hier gesagt „die AfD“? Es sind doch einzelne „Aktivisten“, die so etwas von sich geben. Wie ist es mit Aussagen von „Aktivisten“ der anderen Seite, die hohe Positionen in Regierungen haben und hatten? Diese Leute und die grünrot-dominierte Propagandamaschinerie der MSM haben doch die Aussagen von Krah und anderen provoziert, die sicherlich ebensowenig „gut durchdacht“ sind, wie die in den MSM. Aber es wird wenigstens Widerspruch angemeldet, der nicht geduldet werden soll.
    Eigentlich wurde doch alles schon einmal gesagt, was im Artikel steht. Eine Wiederholung kann nicht schaden. Aber warum erscheint die gerade vor einer BT-Wahl? Entscheidungen bei der Wahl fällen die Bürger zu einem großen Teil wegen der Versprechungen der Parteien bzgl. der Zukunft des Landes.

  65. „Die Alternative, die die AfD anbietet, greift zu kurz.“ ?

    Na was soll die AfD denn aktiv gegen die schwerwiegende Vergangenheit, die vor 100 Jahren ihren furchtbarsten Anfang machte, auslöschend tun? Von den damals politisch mündigen Deutschen lebt doch praktisch niemand mehr.

    Heute wäre realistischer und beispielhafter Weise eine“Aufarbeitung“ der Corona-Verbrechen anzumahnen, aber doch nicht eine Distanzierung von den Ursachen des 30jährigen Krieges. Was sollte die AfD denn sonst noch so beiläufig „heilen“ was an Gräßlichkeiten seit A.D. von den Völkern des Kontinents verursacht wurden?

  66. Aber dann brach die Wokeness aus, …“

    Sie brach nicht einfach in Deutschland aus, sondern ist (oder war?) ein in den USA geschaffenes Problem. Die Woke-Welle ist unabhängig von der deutschen Vergangenheits-Fokussieung bestimmter Polit-Kreise. In Deutschland hat sie andere Facetten als in den USA (- hier Holocaust, dort Sklavenvergangenheit), aber im Kern geht es um einen Schuldkult.
    Einen solchen Schuldkult pflegen weder Chinesen noch Russen noch Araber, deren Voreltern vergleichbare Verbrechen begingen.

  67. Heute kann man das Mitläufertum, bzw. das Bedürfnis in einer Gruppe zu sein, ebenfalls hautnah erleben.
    Gestern wie heute. Hier wie auch anderwo (nur dort machen die Leute das nicht zu ihrem Lebensinhalt.)
    Sollen wir jetzt die Menschheit kalt stellen weil sie so ist wie sie ist? Ein Bildungswesen, das den Menschen ein rationales Denken beibringt anstatt vorgekaute Phrasen abzuspielen würde schon viel verbessern. Und keine Dauerpropaganda.
    Während der Nazizeit gab es die „Wenigen“, die die Verbrechen geplant und die Befehle gegeben haben und die „Vielen“, die gutgläubig (nach den Versaille Verträgen und der schweren Wirtschaftskrise) den blumigen Versprechungen geglaubt haben. Außerdem hat man es sich wohl überlegt dem Regime zu widersprechen wenn dafür in der Nacht die Gestapo „vorbeikam“.
    Das maßlos übertriebene wetteifern „Gut zu sein“ anstatt „rational“ ist Teil des Problems und wird teilweise auch als Hebel gegen uns verwendet um uns darauf zu trainieren rabiat gegen unsere Interessen zu handeln. Man sieht wohin das führt.

  68. Können wir indigenes Deutsches Volke bitte die zwölf Jahre Nationalsozialismus als normalen Bestandteil in unsere Nationalgeschichte integrieren, um sodann zu vernehmen, dass wir Autochthonen Angehörige desjenigen Volkes sind, das die Welt aus dem Mittelalter katapultierte (siehe das Buch „Made in Germany“ – Deutschland im rechten Licht“ des Autors Claudius Fabig), das uns wiederum zwingend mit Stolz erfüllen muss? Vielen Dank!

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