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Gravierende Baumängel

Nicht nur die Regierung erodiert

von Gastautor

24.11.2018

| Lesedauer: 3 Minuten
In Berlin gedeiht so rein gar nichts, wo Stadt- oder Bundespolitik die Finger drin hat.

Marie-Elisabeth Lüders, die 1912 als erste Frau überhaupt in Deutschland promovierte zum Thema Aus- und Fortbildung von Frauen in gewerblichen Berufen, ist quasi auch bis heute das „Aushängeschild“ der FDP, der Marie-„Lisbeth“ Lüders angehörte und die sie von 1953 bis 1961 auch im Bundestag als Abgeordnete vertrat.

Lüders war immer darauf aus, Risse zu verhindern, die durch die Gesellschaft und in der Auslegung verschiedener Rechte zwischen Männern und Frauen gehen könnten. Sie war eine Kämpferin, die schon damals die Rechtsstellung deutscher Frauen sicherte, die mit Ausländern verheiratet waren und sind (sog. „Lex Lüders“).

Nach wem gar ein Gesetz benannt wurde sowie eine Oberschule und Straße in Berlin, der steht wahrlich für immer in der Geschichte. Da war das Ansinnen nur recht, dass im großen Berlin wo es vor lauter Geschichte und Erinnerungen in Form von Gebäuden nur so „sprießt“, auch ein weiterer Bau rund um den Reichstag im Regierungsviertel, ein weiteres Gebäude nach der Frauenrechtlerin der FDP, Marie-Elisabeth Lüders, benannt würde.

Berlin ist nah am Wasser gebaut. Und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ist der dritte Parlamentsneubau direkt an der Spree. Es wurde im Dezember 2003 mit der feierlichen Schlüsselübergabe eingeweiht. Das Haus vollendet das „Band des Bundes“, das mit dem von Axel Schultes entworfenen Bundeskanzleramt beginnt. Das „Band“ wird jedoch durch eine Freifläche unterbrochen, da das Bürgerforum nicht gebaut wurde.

Die Brücke zwischen den beiden Parlamentsbauten PLH und MELH schließt die Verbindung zwischen West und Ost. Der Architekt der beiden Häuser, Stephan Braunfels, nennt sie den „Sprung über die Spree“.

Momentan ist es aber so, dass Stephan Braunfels richtig leidet. Der Stararchitekt, was Braunfels nie von sich behaupten würde, hatte alles geplant, so wie es sein sollte, nur mit der Umsetzung hapert es gewaltig. Leider. Nicht nur für den Steuerzahler. Von den 190 Millionen an Baukosten sei man bereits weit entfernt. Geschätzt wird, dass am Ende der Fertigstellung, 2020, 2021(?), wer weiß das schon, bereits um die 225 Millionen Euro kalkuliert werden. Heute. Der Spatenstich war vor acht Jahren.

Derzeit scheint alles möglich, sogar ein Abriss, was den Architekten, der schon vor längerer Zeit von Bord ging, besonders schmerzt. Vor allem mit dem momentanen Baupfusch bringt man immer auch seinen Namen ins Spiel. Damit zu tun habe der Architekt Stephan Braunfels jedoch nichts. Der Neubau an der Luisenstraße in Mitte hat einen fundamentalen Wasserschaden. Dass nun gar über einen Abriss spekuliert wird, schadet jedoch allen. Den Planern, der Regierung und ihrem Bauausschuss, sowie dem Handwerk in Land allgemein.

Dass der Bau kein leichtes Unterfangen ist, stellt niemand in Abrede, denn das „Marie-Elisabeth-Lüders-Haus“ als Neuanbau mit der Bundestagsbibliothek werde seit nunmehr acht Jahren um 60 Meter erweitert. Doch der Rohbau hat ein gigantisches unterirdisches Problem: Grundwasser dringt ein und sorgt für Risse überall im Boden und Beton. Unter dem aufgestemmten Kellerboden rostet die Stahlarmierung; das würde heißen, alles stünde auf wackeligem Fundament. Zudem zieht dieser Bau schon weitere Kreise, das Bundesbauamt könne nicht nachweisen, dass die ausführende Firma geschlampt habe. Der Bau sei stattdessen, so heißt es weiter, schlecht geplant worden – und zwar vom Bundesbauamt. Was nun, was ist zu tun?

Außer die Risse und Spalten zu „flicken“? Literweise Harz und Kubikmeter Beton zusätzlich geben das Füllmaterial her.

FDP-Politiker Wolfgang Kubicki (66), ist um plakative wie markige Worte nie verlegen; der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und im SWR 2 sagte er: „Momentan spricht viel dafür, dass es saniert werden kann, (aber) ganz sicher ist es nicht“, und hinzugefügt, mit einem Blinzeln, von dem man nicht weiß, ernst gemeint, oder doch mit dem Schalk im Nacken: „Einmal Flughafen Berlin-Brandenburg reicht.“ Ja, mit dem BER wird man das Gespött auf lange Sicht nicht mehr los. Im Zweifel, so Kubicki, würde er das Haus lieber abreißen, als sich eine „Endlosbaustelle“ aufzuhalsen, ohne jedoch noch einen drauf zu setzen. Als Vorsitzender der Kommission des Ältestenrates für Bau- und Raumangelegenheiten sei er natürlich oft vor Ort, und die Pfützen seien schon recht tief im Kellerboden. Mit seinen Kollegen und Abgeordneten stünden sie dann in Gummistiefeln in den Wasserlachen, die so „so tief“ seien, dass man eine Quietschente darin schwimmen lassen könne. Das politische Berlin von heute wirkt … irgendwie morbid.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht (noch zusätzlich) zu sorgen. Am Ende, so die billigste Ausrede, war es immer der Architekt.


Giovanni Deriu, Dipl. Sozialpädagoge, Freier Journalist. Seit 20 Jahren in der (interkulturellen) Erwachsenenbildung tätig.

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33 Kommentare

  1. Ich will mal drei Gründe für die Baudebakel geben:
    1) Wer billig kauft, kauft doppelt (Honorare und Löhne von Leuten im Bauwesen sind seit Jahrzehnten unterirdisch)
    2) You get what you pay for
    3) If you pay peanuts, you get monkeys

    Soll heissen, die Verdienstsituation der Bauleute, insbesondere der Planer ist seit Jahrzehnten! unterirdisch. So verdient ein Architekt heute weit weniger als noch in den 1990er Jahren. Ein Polier konnte noch Mitte der 1990er Jahre eine Familie ernähren und heute nur noch sich selbst durchbringen. Man merkt eben, dass durch das gezielte Abwürgen des Bausektors zugunsten des Sozialingenieurwesens (siehe Entwicklung Investitionen in Infrastruktur seit Mitte der 1990er Jahre vs. Sozialbudget) keine Qualität mehr zu bringen ist. Wer soll unter konstantem Kosten- und Termindruck mit Mikrolöhnen und langen Arbeitszeiten (Überstunden bei Planern natürlich im Lohn enthalten) noch Sinn für Qualität entwickeln? Jeder in den Job startende Sozialpädagoge hat mehr Lohn als ein gestandener projektleitender Architekt.

  2. Wenn man nah am Wasser baut, oder an hanglagen drückendes Wasser zu erwarten ist, so baut man den Keller als wasserdichte Betonwanne. Wenn man Abi gemacht hat, sich ein wenig mit Bauphysik beschäftigt, so kann man sich dieses Wissen leicht aneignen. Wenn natürlich Juristen wie Kubiki und solche Leute die von sowas garkeine Ahnung haben, in Bauaufsichtsgremien sitzen, denen können Architekten alles andrehen. Da kommen dann halt so Baufehler vor.
    Bei Privatleuten würden eklatante Baufehler am Häuschen den finanziellen Ruin bedeuten. Bei Politikern ist das egal.
    Die haben als Rundumversicherung den Steuerzahler. Da kann man am Pfuschbau noch ein bißchen mehr rumdoktern, und wenn alles nix bringt wird abgerissen und neugebaut. Bei so ein paar Million für Gebäude sollte nun wirklich nicht geknausert werden. Für Merkels Flüchtlinge hauen wir Milliarden raus, weil die Frau einfach mal ein freundliches Gesicht zeigen möchte. Die möchte demnächst noch viel mehr Migranten zu uns einladen.
    Und wie Frau Kram Karrenbauer feststellte, wussten die Politiker garnich, dass das Thema Migration die Bürger überhaupt so interessiert. Pfuschbau am Bau, dass ist in diesem Land dass geringste Problem.

  3. Berlin eben, rotrotgrün, das ist aussichtslos. Mauer wieder rum, mit anderen Vorzeichen, versteht sich, gewisse „Eliten“ mit rin und Ruhe wär.

  4. Auch das Kanzleramt soll ja, der Fama nach, schon einen Millionenbedarf an Sanierungskosten haben.

    Es gibt einen wunderbaren Baustoff, der das alles regelt.

    Er heisst Dynamit.

    Der ganze größenwahnsinnige Zauber wird in die Luft gejagt, statt dessen eine kostengünstige BüroContainerlandschaft auf dem Rasen davor aufgebaut, damit die Regierungsgeschäfte nicht gestört werden … und die Probleme sind gelöst.

    Wenn dann die Betontrümmer vor Ort geschreddert und als Baugrundverdichtung genutzt sind, werden schlichte Verwaltungsbauten errichtet, Steine statt Glas. Ist auch billiger. Praktisch, nützlich, kostensparend. Ohne Tiefgaragen.

    In der Zwischenzeit kann man Elektrotankstellen errichten, an denen die neuen Dienstwagen, elektrisch angetriebene Kleinwagenklasse, mit Windstrom geladen werden. Windet es nicht ausreichend, wird der öffentliche Nahverkehr genutzt. Liegt ja sowieso vor der Tür. Oder das Fahrrad … .

    Es geht, man muss es nur versuchen … .

  5. Wenn man das Titelbild sieht, kann man gleichzeitig auch den Größenwahn mancher Politiker erkennen und Geld spielt dabei keine Rolle, es sind ja nur die Steueraufkommen der fleißigen Bürger, mit dem man sich ein eigenes Denkmal setzt und der Wahn und Anspruch der Mächtigen von früher setzt sich heute noch fort, nur damals sprach man von Totalitär und heute von demokratischer Totalität und wo ist da der Unterschied, denn Wilhelm II. lebt bis heute fort, in etwas anderem Gewande, aber in der Sache gleich, nur daß heute all jene das gleiche leben wie damals, was sie seinerzeit erbittert bekämpft haben und die Sozis zusammen mit den miefigen Schwarzen mit an vorderster Front, wenn es darum geht, sich den Mächtigen von früher in aller Fülle anzugleichen und die Bürger merken das und verabschieden sich von ihnen und das ist so in Ordnung.

  6. Slawisch br’lo oder berlo heißt Sumpf, Morast. Mit einem Bär hat der Name Berlin nichts zu tun – da ist eben nur Schlamm und Schlunz.

  7. dieses Versagen zieht sich durch die gesamte Republik. Deutschland kann es einfach nicht mehr. Das Land der Denker & Dichter ist lange her.

  8. Das Problem ist schon seit Jahren bekannt.
    Berlin wird zum Venedig in Brandenburg. Da passt ja das Bild vom versinkenden Reichstag, das hier schon öfter als Titel verwendet wurde, wie die Faust auf den Feuermelder. 😉
    Der Senat will wohl von einem Grundwassermanagement nicht wissen.
    Anscheinend ist das Wasser sparen schuld. Wieso spart man aber Wasser, wenn die Grünflächen in Berlin einen trostlosen Anblick bieten und die Keller unter Wasser stehen?Was ist daran ökologisch, wenn die Pflanzen verrecken?
    Man könnte damit auch den Feinstaub von den Straßen waschen.
    Vielleicht hapert es aber auch mit der Entsorgung des Brauchwassers in alten maroden Abwasserkanälen, darum wird Wasser sparen propagiert.
    Das Geld wird ja lieber anders verbuttert als in Infrastruktur.
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/absaufen-von-unten.1001.de.html?dram:art
    https://www.cdu-fraktion.berlin.de/lokal_1_1_1161_Grundwassermanagement-fuer-Berlin-zur-Gefahrenabwehr.html
    https://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article125995360/Steigendes-Grundwasser-Wo-Berlins-Keller-nass-werden.html

  9. Na da weiss der Steuerzahler ja wenigstens warum er so viel berappen muss. Überhebliche Bürokraten wohin man schaut. Wohlstandsverwahrlosung !

  10. Warum sollten in der Stadt des Undichten, im Viertel mit der höchsten Dichte ad Undichte, ausgerechnet die Bodenplatten dicht sein? Ich finde das nur konsequent und Wasser ist außerdem lebensnotwendig, da müssen wir einfach toleranter werden.

  11. Inzwischen bewältigt schon die Türkei aufwendige Bauprojekte wie den Palast ihres Sultans und einen Großflughafen in kürzester Zeit. In Deutschland blockieren grüne Spinner so etwas jahrelang juristisch wegen ein paar Fröschen oder Fledermäusen, was den Steuerzahler Millionen kostet, und anschließend werden von dilettantischen Politikern Milliarden für Bauruinen verschwendet.

  12. Der Baugrund in Berlin ist die reinste Pampe. Moorig, Torf, gut genug für einen Auenwald. Darauf baute man im Mittelalter mit Fundamenten aus Eichenstämmen, die einen eigenen Auftrieb haben, heute leider mit Beton. Das nur am Rande, denn selbst finde ich es frustrierend, mit wie wenig Feingefühl hoch dekorierte Architekten das Kanzleramt entwarfen, und bauten. Es ist ein nationale Schande, die auch von eben den gleichen Leuten bezogen wurde. Abriss ist in vielen Fällen die günstigste Lösung, und statt dessen meinetwegen eine Schafweide. Dieses Land muss von grundauf neu gedacht werden.

  13. Der Artikel greift sogar noch zu kurz. Ich weis nicht wie es Ihnen allen geht aber mir fällt -wenn ich beispielsweise zum Einkaufen in unsere kleine Kreisstadt fahre- dort immer öfter auf, das ich nur noch drei Kategorien von Menschen sehe.

    Gleich vorweg, ich drücke mich jetzt ganz bewusst etwas überspitz aus, damit klar wird was ich meine. Die erste Kategorie –und das ist bei uns im Rheinland die größte- sind ausschließlich nur noch Menschen die noch nicht so lange hier leben, wie unsere derzeitige sozialistische SED-Spitze das nennt. Die zweite Kategorie sind Deutsche, die aussehen, wie Menschen die man hierzulande noch vor gut 20 Jahren unmenschlich als „asoziale“ bezeichnete. Richtig ist, dass dies alles Menschen sind, die vom normalen Mittelstand ausschließlich durch die Schröder-SPD und ihren Herz-„Reformen“, zu armen degradierte Menschen sind.

    Unter der Regierung Merkel wurde der Schöder-Raubbau an den deutschen dann perfektioniert. Achten Sie einmal darauf wenn sie das nächste Mal in ihrer Stadt oder Supermarkt einkaufen. Das hat alles einen Look wie 89`nach der Grenzöffnung. Und nicht nur „bei Aldi“, im örtlichen Edeka das gleiche „runtergekommene“ Bild, von Leuten die aussehen als würden sie auf alles und jeden pfeifen. Der Rest besteht aus Rentnern die Ihre AOK-Gehwagen vor sich herschieben und irgendwie auch nicht mehr nach lustigen Omas oder Opas aussehen.

    Diese Menschen sehen -wieder übertrieben gesagt- alle ausgelaugt und fertig aus. Wer -nein besser wo- sind eigentlich all die Deutschen die doch angeblich so sehr vom Euro, von EUropa und millionenfachen Migration profitieren „sollen“. Wo sind all die Deutschen hin die so ganz normal nach Mittelstand und nicht nach armen und prekären Verhältnissen aussehen? Man sieht nur noch Leute die vom Pflege -oder Kleidungszustand suggerieren, „ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.

    Hier erodieren bereits die Menschen und die ganze Gesellschaft. Unter Schroder und Merkel ist Deutschland zu einem Land geworden, in denen Wenige wieder so stinkreich sind wie zu Zeiten des Absolutismus und alle anderen immer ärmer werden. Das hat nichts mehr mit dem fröhlichen, schönen Land zu tun indem ich noch in den 70er und 80er Jahren aufwachsen durfte.

    • Mein Gott, Sie haben die Situation genau so erfasst, wie auch ich sie tagtäglich empfinde. Der Einkauf wird mitunter zur Qual, die Unbeschwertheit ist verschwunden, alles wirkt aufgezwungen fröhlich in finsterer Umnachtung. Im Edeka wird man mittlerweile zugedröhnt mit trendorientierter „Musik“ für Pubertierende, während die Älteren, die noch auf sich halten, mit ihrem letzten qualitätsoriertierten Konsum die dortigen Arbeitsplätze bezahlen. Die fragt man erst gar nicht nach ihrem Geschmack oder ob sie dieses Quatsch überhaupt wollen, Man wähnt sich in einem Irrenhaus. Ich habe lange zentrumsnah in einer deutschen Metropole gelebt, mir reicht es mittlerweile endgültig, man beobachtet und erduldet brutale Radfahrer, hemmungslose Partyhorden, ungenierte Regelverletzungen, endlose Wandschmierereien, Gegröhle, Vermüllung, Straßenrennen laut getunter Motorräder und Autos, die Explosionen nächtlicher Polenböller, aggressiv gelebte „Toleranz“ gegenüber allem und jedem mit Ausnahme der letzten Anständigen, die als rückständige Spießer verschrien sind. Beispiel gefällig ? In meiner Stadt unterquert ein Fußgängertunnel die Altstadt-Wallanlagen, in dem sich kleine Geschäfte und Restaurants befinden. In den letzten Jahren kann man beobachten, dass immer weniger Radfahrer das Absteigegebot befolgen und mit kaum vermindertem Tempo in diesen hochsensiblen Fußgängerbereich hineinfahren. Als mir neulich der Kragen platzte, als wieder einmal so ein Rowdy brutal schnell in diesen abgedunkelten Tunnel hineinfuhr, ich ihm also hinterherrief, er solle absteigen, kam mir eine schon reifere Dame in die Quere und krakeelte in schnippischem Ton: “ Und Sie machen wohl nie Fehler, was ?“
      Die Botschaft war klar: nicht der Gefährder von Kindern und beeinträchtigten Menschen ist der Böse, sondern derjenige, der nicht schweigend „toleriert“, was eine objektive Zumutung ist. Wer sich in einer klaren Gefährdungslage zu Recht beklagt, ist ein Denunziant. Die öffentliche Kontrolle sozialen Abweichlertums existiert faktisch nicht mehr, wer das permanante Schweigen und Geschehenlassen durchbricht, ist der wahre öffentliche Feind. Und dies ist nur ein winziger Ausschnitt in der Bewegung im öffentlichen Raum. Ich habe die Notbremse gezogen und zoehe 500 km weiter weg in eine ruhigere, beschaulichere Gegend, wo eine Restwahrscheinlichkeit besteht, dass Menschen, im positiven Sinne, noch aufeinander achten. Soviel dazu.

      • Ihr Satz „Die öffentliche Kontrolle sozialen Abweichlertums existiert faktisch nicht mehr; wer das permanente Schweigen und Geschehenlassen durchbricht, ist der wahre öffentliche Feind.“ beschreibt treffend, was sich seit vielen Jahren bereits entwickelt hat.

        Die soziale Kontrolle ist längst auch in eher kleinen Gemeinden auf dem Rückzug. Jedenfalls wenn man althergebrachte Wertmaßstäbe anlegt. Denn die soziale Kontrolle funktioniert nun in eine andere Richtung, wie Sie selbst es ja dargestellt haben: Angepflaumt werden Sie, wenn Sie sich nicht der fatalistischen Alles-egal-und-nicht-mein-Bier-Toleranz unterwerfen.

        Ich komme wie der Autor des ursprünglichen Kommentars aus dem Rheinland, wo es zur Tradition und zum Lebensgefühl gehört, Fünfe gerade sein lassen zu können. Das bedeutete aber nie vollkommene Beliebigkeit. Ein Hinweis auf die Regeleinhaltung kommt hier aber selten maßregelnd, sondern eher in einen Scherz verpackt über die Lippen.

        Da kommen wir zu der von Ali zuvor angesprochenen geänderten Bevölkerungszusammensetzung. Traut sich jemand, im Supermarkt dem rauschebärtigen Mann und seiner vollverschleierten Frau, die einen nur durch einen Sehschlitz betrachtet, ein „ist denn schon wieder Karneval?“ entgegenzuhalten? Zumal wenn die beiden im Regelfall von ihrer Kinderschar umringt sind? Und könnte er sich der Unterstützung seiner Haltung durch die anderen Supermarktbesucher sicher sein?

    • Gut beobachtet. Eine Dimension möchte ich hinzufügen: geistige Erosion. Ich rede nicht von der Qualität der Nachrichtensender hier und heute, sondern ich meine ganz normale Kantinengespräche mit Kollege Hinz und Kunz. Um es kurz zu machen: Ich glaube nicht mehr an Evolution.

    • Genau dieselben Beobachtungen mache ich seit einiger Zeit auch.
      Ich sehe nur noch selten gut gekleidete Menschen mit fröhlichen Gesichtern.
      Die meisten Passanten, ob jung oder alt, erlebe ich mürrisch umd wenig zuvorkommend.
      Empathie scheint mittlerweile ein Fremdwort geworden zu sein. Jeder geht seinen Weg und hat Angst, übervorteilt zu werden.
      Es macht mich traurig, diese Wandlu g bei den Menschen wahrzunehmen. Sie scheinen alle unzufrieden und uninteressiert zu sein.
      Hoffentlich ist mein äusserer Erscheinungsbild anders!?

    • „Der Rest besteht aus Rentnern die Ihre AOK-Gehwagen vor sich herschieben (…)“

      Da übersahen Sie leider die 4. Kategorie – das sind die, welche sich entweder keinen Rollator leisten können oder denen so ein Dings nichts nützen würde, weil auf Etage ohne Fahrstuhl keine wirkliche Hilfe.
      Die Realität ist leider weit schlimmer.

  14. Halt Berlin …

    wann kam von dort jemals etwas Gutes?

    • Es ist zwar über hundert Jahre her, aber aus Berlin kam durchaus viel Gutes. In der Geschichte der rasanten Abstürze kann Berlin mit dem alten Karthago konkurrieren.

  15. „Am Ende, …, war es immer der Architekt.“
    Das kommt schon vor, häufig aber auch nicht.
    Beispiel aus einer Kleinstadt – Neubau einer Schulmensa:
    A.: Bei DEM hohen Grundwasserstand und DEM Wasserdruck würde ich Ihnen eine schwarze Wanne (abgedichteter Beton) UND eine weiße Wanne (wasserundurchlässiger Beton) empfehlen.
    Verantwortlicher für die Stadt: Nein, die Stadt muß sparen. Eines reicht ja.
    A.: Theoretisch ja, aber ein Bauwerk ist kein Uhrwerk und doppelt hält besser.
    V.: Nein! Wir sparen die (Appel & Ei) Position ein.
    Folge: Wasserschaden, Trocknungsaktion, Wand/ Sohle freilegen, zusätzliche Drainage, zusätzliche Abdichtungen, … Kostenvervielfachung, Schuldzuweisungen, schlechte Stimmung, der ganze Rattenschwanz …
    BER:
    Verantwortlicher (Politiker) für die Stadt: Das lohnt sich so noch nicht. Laß uns da mal nachträglich noch eine zusätzliche Ladenebene einziehen.
    A.: Aber …
    V.: Doch!
    Folge: Desaster.

  16. Berlin ist halt Berlin, man feiert sich am liebsten selbst und ist ein Anziehungspunkt für Freaks und erlebnisorientierte und zumeist arbeitsscheue selbsternannte Welttbürger. Dieser ganze verkommene Moloch hängt am Tropf der von ihnen verachteten Provinzler. Mein Vorschlag: Tropf weg und gucken, was passiert.

    • Ohne finanzielle Unterstützung aus Hessen Bayern und B W, würde es da noch viel schlechter aussehen. Die wären der Armut und dem Verfall preisgegeben.
      Da man den Euro aber auch nur einmal ausgeben kann, wird das so kommen.
      Mit der Einladung weiterer Versorgungssuchender aus aller Welt, wird es auch mit den Prestige Bauten bald vorbei sein. Schlicht wegen Geldmangel.
      Die ganzen weiteren Migranten wollen ja auch alle Geld haben jeden Monat.
      Bin mal gespannt wann das **projekt die 100 Milliarden Marke sprengt. Frau Merkels Projekt geht ja weiter.

  17. Hier wird der falsche Mond angebellt. Nicht „Berlin“ hat die Misere zu verantworten. Einzig und allein verantwortlich sind die Heerscharen von mediokren Juristen, die nichts anderes zu tun haben und auch nicht anderes können, als Regalkilometer an Papier zu produzieren. Verträge, die keiner liest, die keiner versteht, am wenigsten die Volltrottel von „Legal“ selbst.

  18. Ich werde wohl nie wieder nach Berlin fahren und plane meine Zukunft in irgendeinem Land zu verbringen, das mit Berlin nichts zu tun hat.

  19. INNERLICH UND ÄUSSERLICH VERROTTET
    Auf der einen Seite werden Mittel mit vollen Händen zum Fenster hinausgeworfen, auf der anderen Seite fehlen sie an allen Ecken und Enden. Statt das durch die 68-er zugrunde gerichtete Schul- und Bildungssystem zu reformieren macht man deren Fehler munter weiter. Statt zu bilanzieren, dass der ganze linke 68-er Müll unser Land immer mehr zugrunde richtet verschließt man vor den Realitäten die Augen. Jene, die in gepanzerten Wagen in die Waschmaschine fahren kriegen nichts mehr mit. Hinterlassen dem Volk eine Trümmerhaufen, in der Hoffnung, dass für ihre eigene Pension noch genug übrig bleiben wird. Während das Land ansonsten bankrott geht. Ein land wie die Türkei schafft es, einen Riesenflughafen zu bauen, und hier gibt es BER. Marode Straßen und Brücken, Autobahnen, die nur noch Baustelle sind. Ein 82 Millionen-Volk, das nicht in der Lage ist seinen eigenen qualifizierten Nachwuchs an Fachkräften zur Verfügung zu stellen-sagt das nicht alles? Es gibt hier so viele Missstände, dass man gar nicht weiß, wo man zuerst anfangen soll.

    Wer jetzt noch nicht kapiert hat, dass es einen fundamentalen Politikwechsel geben muss, eine zweite Wende, dem ist echt nicht mehr zu helfen. Die etablierte Politik ist längst an ihre Grenzen geraten, stellt ihre Untauglichkeit Tag für Tag aufs Neue unter Beweis.

    Nur mit einer neuen dynamisch-bürgerlich-konservativen Partei kann es einen Weg aus dieser Katastrophe geben.

  20. Ja, so ist das eben hier, die Reparaturen von Ampeln ziehen sich über 4 Jahre hin, Schlaglöcher auf den Straßen werden kreativ durch Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30km/h „behoben“, der BER wird „fertiger und fertiger“ (Mehdorn 2014), der übrigens und darauf sind wir besonders stolz, das „Wir schaffen das“ kreierte, das …. na ja Sie wissen schon…

  21. Und mit Gleichmut sacht der Balliner: Macht ja nüscht.

  22. Ist doch ein alter Hut, dass Regierungsbaustellen und Behörden Baustellen die Pfuscher und Betrüger des Bau-Handwerks Zunft anzieht wie das Licht die Motten….Korrupten und Überschaubare Ämter und Behörden…Gefälligkeitsdienste….Filz von Politik und Unternehmen…Vetternwirtschaft…all dies ist in Deutschland genauso ausgeprägt wie in anderen Südeuropäischen und Osteuropäischen Ländern…nur hat man es in Deutschland immer besser Verstand diese Korruption und Vetternwirtschaft unter der Decke zu halten…mit den grünsozialistischen Merkel Kanzlerjahren kommt das ganze nun an die Oberfläche und tritt offen zu Tage. Der BER ist hier nur die Spitze des Eisberg…die Bankrotterklärung der Deutschen Politik/Regierung!!!!

  23. Berlin ist generell trostlos. Man sehe sich nur einmal die Rasenfläche vor dem Reichstag an. Da gehört eigentlich ein ordentlicher Park hin der einer Bundeshauptstadt auch gerecht wird. Nicht dieser Liegewiesecharme. Ideen dafür gibt es, sogar eine Visualisierung.

    • In Berlin haben die Wasser genug, die sind nicht mal im Stande den Rasen da im Sommer ausreichend zu gießen.
      Bei denen fehlen halt 50 Cent zum Euro.
      Haste mal ne Mark, war früher in Berlin der Standart Spruch. Ne, dann gib mal ne Kippe. Schnorrer haben die da genug.

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