Vor kurzem erschien im Handelsblatt ein Aufruf zur „Einigung Europas” überschrieben mit den Worten: „Für ein solidarisches Europa – Machen wir Ernst mit dem Willen unseres Grundgesetzes, jetzt!“. Zu den Erstunterzeichnern gehören nicht nur der weithin bekannte, stets progressiv gesinnte Philosoph Jürgen Habermas, sondern auch der frühere CDU Politiker Friedrich Merz, der Inhaber zahlreicher Aufsichtsratemandate in der Wirtschaft und seit wenigen Jahren auch Aufsichtsratsvorsitzender der BlackRock Deutschland ist. BlackRock ist einer der größten Vermögensverwalter der Welt und die Firma besitzt eine enorme Marktmacht. Den beiden gesellt sich der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch zu, der drei Jahre lang Vorstandsvorsitzender des großen Industriedienstleisters Bilfinger war. Da Koch aus der Sicht des Aufsichtsrates der Firma als Manager nicht erfolgreich genug war, trat er von seinem Posten 2014 zurück, erhielt aber von Bilfinger für eine Übergangszeit noch sein Gehalt; wie die Welt schrieb, insgesamt damals noch 3,5 Millionen Euro. Merz und Koch gehören somit zu jenen Politikern, die ihre politische Karriere nutzten, um anschließend in der Wirtschaft ein Einkommen für sich zu erwirtschaften, das ein normaler Arbeitnehmer auch in mehreren Jahrzehnten nie erreichen wird. Dagegen ist per se gar so viel nicht einzuwenden, Geld stinkt ja nicht, dass aber hier nun die ganz überdurchschnittlich Wohlhabenden, die zumindest im Falle von Merz durchaus auch als gut vernetzte Lobbyisten betrachtet werden können, Seite an Seite mit einem eher linken Philosophen auftreten, das lässt aufhorchen.
Freilich sind die drei nicht allein, das Trio wird ergänzt durch den früheren SPD-Finanzminister Hans Eichel, einen der biedersten Politiker, die je das deutsche Finanzministerium leiteten und durch Brigitte Zypries, die wohl einmal Ministerin war, auch wenn sich nur wenige daran erinnern können, in welcher Eigenschaft. Schließlich tritt der Wirtschaftswissenschaftler Bert Rürup hinzu, der unter anderem an den Rentenreformen der Regierung Schröder beratend mitgewirkt hat und später mit dem bekannten Hannoverschen Geschäftsmann Carsten Maschmeyer eine eigene Firma gründete, um sein Rentenkonzept der ganzen Welt zu verkaufen. Das Manager Magazin titelte damals, dass das Paar Maschmeyer-Rürup „das schillerndste Duo der deutschen Wirtschaft“ sei. Was immer man über die Rentenreformen der Ära Schröder sagen mag, den Herren Maschmeyer und Rürup haben sie pekuniär sicherlich nicht geschadet. Warum ist das in diesem Zusammenhang wichtig? Weil es an sich natürlich erstaunt, dass ein linker Intellektueller wie Habermas sich in diese Gesellschaft begibt, aber die gute Sache rechtfertigt offenbar diese ganz große Allianz – gewissermaßen von Bassermann bis Bebel, um ein Wort Friedrich Naumanns zu zitieren, der damit im Kaiserreich eine Allianz meinte, die von moderat konservativen Nationalliberalen bis zur SPD reichen sollte.
Für einen europäischen Finanzausgleich
Letzen Endes wollen die Unterzeichner der Resolution, das sagen sie ganz offen, einen umfassenden Wohlstandsausgleich in EU-Europa, so wie er im Nationalstaat Deutschland bis zu einem gewissen Grade durch den gemeinsamen Sozialstaat, aber auch durch den Länderfinanzausgleich gewährleistet ist. Deutschland solle sich den Plänen des noblen französischen Präsidenten für eine gemeinsame europäische Arbeitslosenversicherung anschließen und natürlich soll es auch einen eigenen und sicher möglichst großen Eurozonenhaushalt geben. EU-Europa könnte nur zusammengehalten werden, wenn die Unterschiede im Wohlstandsniveau der einzelnen Ländern nicht zu groß seien, das habe eigentlich schon Adenauer gewusst, als er zusammen mit de Gaulle und anderen die EWG begründete. Die alte EWG oder später EG, bestand freilich lediglich aus sechs Ländern mit damals noch halbwegs vergleichbarem Wohlstand, wenn man von Süditalien absah. Heute gehören eben auch Armenhäuser wie Bulgarien oder Griechenland zur EU und andererseits vergleichsweise sehr reiche Ländern, nein nicht wie Deutschland, sondern wie Irland. Und es ist nun einmal leider eine Tatsache: Der EURO hat keinen Beitrag dazu geleistet, die wirtschaftliche Stärke der Mitglieder der Währungszone anzugleichen, sondern hat die Unterschiede eher noch vergrößert, weil der Wettbewerb sich verschärft hat und man sich nicht mehr durch Abwertungen gegen Konkurrenz schützen kann. Das stellt, da muss man Rürup und seinen Mitstreitern zustimmen, für den Zusammenhalt der EU in der Tat ein massives Problem dar. Aber die natürliche Antwort darauf wäre, die Eurozone deutlich zu verkleinern, denn die nicht zur gemeinsamen Währungszone gehörigen Ländern Osteuropas haben in den letzten 10 bis 15 Jahren wirtschaftlich in der Regel besser abgeschnitten als die Mittelmeerländer, die Mitglied im Euro sind. Davon wollen unsere EU-Visionäre freilich nichts wissen, denn sie träumen ja von der EU als neuer Weltmacht zwischen den USA und China, mit eigener Armee und klaren weltpolitischen Zielen, dazu gehört dann natürlich auch eine eigene Währung. Es geht um einen „Platz an der Sonne“ für eine europäische Supermacht. Auch jenseits aller wirtschaftlichen Probleme erscheint das kaum als ein realistisches Ziel, zumal zu einem Zeitpunkt, da Großbritannien die EU verlässt.
Mogelpackung „Europäisierung“
Ein verzerrtes Geschichtsbild
Aber mit der Realität haben es die Unterzeichner der Resolution ohnehin nicht so recht. So eröffnen sie ihren Artikel mit dem alten Legitimationsnarrativ der EU, sie habe Europa erstmals in seiner Geschichte nach vielen Jahrhunderten des Krieges eine jahrzehntelange Friedensperiode beschert. Ja, die EG und später die EU haben einen Beitrag dazu geleistet, alte nationale Spannungen abzubauen, etwa zwischen Frankreich und Deutschland, das stimmt, aber Garant des Friedens in Europa, jedenfalls in Westeuropa nach 1945 waren vor allem die USA. Noch 1985 standen rund 250.000 Mann amerikanische Truppen, bewaffnet unter anderem mit taktischen Atomwaffen, auf deutschem Boden. Wie hätte da wohl ein Krieg der Bundesrepublik Deutschland z. B. gegen Frankreich, im übrigen auch eine Atommacht, aussehen sollen, abgesehen davon, dass dafür ohnehin jeder Anlass fehlte? Aber auch Großbritannien und Frankreich verloren spätestens mit der Suez-Krise und der Entkolonialisierung ihren Großmachstatus; auch sie können Kriege heute eigentlich nur noch mit Genehmigung aus Washington führen. Selbst wenn die USA sich komplett aus Europa zurückzuziehen sollten, wird sich daran so unendlich viel nicht ändern, so bedenklich ein solches Szenario aus anderen Gründen sein mag.
Aber mit der Realität darf man dem EU-Sextett nicht kommen, dazu ist ihr Traum zu edel. So verwundert es einen auch nicht, dass sie deutlich mehr Macht für das EU-Parlament verlangen. Wenn es jedoch in EU-Europa eine Institution gibt, die den Prozess der Zentralisierung um jeden Preis mit wahrem Fanatismus in den letzten Jahrzehnten vorangetrieben hat, dann war es das EU-Parlament, denn es sieht sich in einer permanenten Konkurrenz zu den nationalen Parlamenten, denen ihre Kompetenzen immer mehr entzogen werden sollen, abgesehen davon, dass es im EU-Parlament natürlich in Verteilungskämpfen recht leicht ist, anti-deutsche Mehrheiten zu organisieren, weil die Abgeordneten der Nehmerstaaten im Parlament nun mal die Mehrheit stellen und viele deutsche Abgeordnete sich dieser Mehrheit anschließen, um nicht unangenehm aufzufallen und weil sie der Bindung an ihr eigenes Land, das sie oft nicht besonders mögen, entfliehen wollen.
Auf dem Weg in den Meinungsabsolutismus?
Der Traum von der Überwindung jeder Staatlichkeit eint Manager und linke Philosophen
Sicher, Karlsruhe wird sich mit solchen Mahnungen nicht durchsetzen, da sitzt der EuGH am längeren Hebel, aber dennoch widerspricht man damit deutlich der seltsamen Interpretation der Präambel des Grundgesetzes, die der Aufsichtsratschef von BlackRock Deutschland zusammen mit anderen vertritt. Aber geht es Merz und Habermas und ihren Alliierten wirklich um einen gemeinsamen europäischen Staat? Geht es den kosmopolitischen „anywheres“, für die Staatlichkeit vielleicht nur ein Hindernis für wirtschaftliches Gewinnstreben ebenso wie für utopisches Denken ist, nicht eher um die Auflösung jeder Staatlichkeit? In einem Staat mit festen Grenzen gibt es Bürger, die ihre Recht einklagen können, in einem Großreich ohne solche klaren Grenzen gibt es eigentlich nur noch Untertanen. Wer eine solche Welt anstrebt, und damit Bürgerrechte aushebelt, darf sich nicht wundern, dass er Protest heraufbeschwört, am Ende auch wütenden Protest.
Man darf auch nicht vergessen, dass die zentralisierte EU, die hier geschaffen werden soll, im Vergleich zu den Nationalstaaten mit ihren sehr spezifischen, historisch geprägten politischen Kulturen nur ein schwaches Fundament an Werten hat. Fast könnte man meinen, der einzige gemeinschaftliche Nenner der EU sei heute das Bekenntnis zur Diversität, zur Toleranz und zum Multikulturalismus; zu einer spezifischen europäischen Identität will man sich ja in der Regel gerade nicht bekennen, sondern sieht sich eher als ein kosmopolitischer Weltstaat im Kleinen, also ohne klare Grenzen. Das jedenfalls wäre wohl die Vision von Jürgen Habermas.An dieser Stelle sollte man vielleicht auf die Warnung eines englischen Soziologen ungarischer Herkunft, Frank Furedi, hören, die er vor kurzem mit Blick auf die „populistische“ Revolte gegen die EU formuliert hat: „Without borders a citizen becomes a subject to a power that cannot be held to account: and this is why – from a democratic perspective – it is so important to counter the anti-populist crusade against national sovereignty.“ (Ohne Grenzen wird ein Bürger ein Untertan einer Macht, die nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann: Und deshalb muss man sich dem antipopulistischen Kreuzzug gegen die nationale Souveränität als Demokrat entgegenstellen.) Man muss Furedis Sympathien für Politiker wie den ungarischen Ministerpräsidenten Orban sicher nicht teilen, aber es sind letzten Endes die EU-Fanatiker wie die Unterzeichner des Aufrufs im Handelsblattes, die solchen Populisten wie Orban die Munition liefern, darin hat Furedi recht (Frank Furedi, Populism and the European Culture Wars: the Conflict of Values between Hungary and the EU, Abingdon 2018, S. 129).
Wenn dieses Unheil abgewehrt werden könnte, wenn wir zumindest einen Großteil der hiesigen Gäste wieder loswerden würden, gehe ich wieder jeden Sonntag in die Kirche. Dann hat er meine Gebete erhört.
„Für ein solidarisches Europa …“ und wieder wird der Kontinent Europa mit dem Staatenbund EU gleichgesetzt. Hat man etwa vor, Teile Russlands zu annektieren? Oder Norwegen und die Schweiz?
Das Problem ist, dass viele Leute sich dieses Umstands nicht bewusst sind. Ich selbst bin in einem Haushalt aufgewachsen, in der wir keine Niederlaender sind sondern Europaeer. Ich lebe seit fast dreissig Jahren hier und kann mich nur an offene Grenzen (zumindest nach Westen hin) erinnern. Viele Leute, die ich kenne, sehen sich selbst oft genau wie es in meiner Familie ueblich war. Der Gedanke, Grenzen zu sichern, wird vor allem hierzulande immernoch mit der Berliner Mauer gleichgesetzt – und ich wage zu behaupten, dass das bei fast allen Deutschen der Fall ist: Grenze = Mauer = Schiessanlage etc. (und nein, Politiker muessen das nicht erst selbst sagen, da kommen die Menschen hier selbst drauf). Hinzu kommt das voellige und vor allem gewollte Desinteresse an Politik. Man versucht, sein eigenes Haus/Wohnung plus Garten/Balkon/Terasse/ Einfahrt/Gehweg vorm Haus sauber zu halten, und alles andere, na ja, das passiert halt einfach und davon haben wir ja ohnehin keine Ahnung. Viel zu kompliziert das alles. – Ich glaube, dass viele Leute den Ueberblick nicht haben, der vielen hier (Autoren wie Leser) als selbstverstaendlich gilt. Und dazu gehoert auch den Zusammenhang zu sehen, dass wir zu Rechtlosen in einem undefinierten Raum werden, wenn ein Moloch wie die EU weiter ausgebaut wird. Denn wir haben doch von Anfang gelernt, von den Eltern, in der Schule, auf der Arbeit, dass die EU das ist was wir brauchen um Wohlstand und Frieden und sichern. Und genau das ist es, was nach wie vor mit der EU assoziiert wird… selbst wenn dann mal so seltsame Richtlinien kommen wie die Gruken-Geschichte. Dass solche Richtlinien eines Tages Buergerrechte beschneiden koennten… soweit denkt niemand – und wenn man es zur Sprache bringt, wird man ausgelacht oder schief angeguckt (im positiven Fall, wohlgemerkt). Ueber dieses Thema herrscht zuviel Unwissen und auch schlicht Desinteresse als dass irgendein Normalbuerger irgendetwas anderes taete, als diesem Aufruf von Reichen, Managern und Linken von ganzem Herzen zuzustimmen.
Linke sind auch Kapitalisten, nur ohne Geld.
Darf ich ergänzen? „…und ohne Willen zur eigenen Leistung, dafür mit dem Willen, anderen fleißigen Menschen ihr hart erarbeitetes Geld zugunsten von Nichtsnutzen abzunehmen.“
Ein NEIN zu dieser EU der Junkers, Merkels, Merzens und der vielen Spekulanten und Opportunisten. Ein JA zu Europa der europäischen Staaten der Adenauers, de Gaulles, Helmut Schmidts, Victor Orbans.
Erst wenn wir uns als Bevölkerung die Demokratie zurückholen und das Diktat der Parteien das sie im Auftrag der Finanzeliten und Lobbyisten ausführen beenden wird sich etwas ändern!
Die welche steuern und lenken sitzen hinter dem Vorhang die Parteien und Politikern sind nur die Ausführenden!
Daher kann es nur ein Anfang sein Ihnen ihre Marionetten in der Politik zu nehmen!
Man muss das System der Finanzeliten und Lobbyisten zerstören!
Wie?
Dafür gibt es zweiu Wege:
1) zerschneidet die Drähte, an denen diese Marionetten hängen
2) Lüftete den Vorhang, hinter dem sich die wahren Akteure verbergen, denn nichts fürchten sie mehr als das Licht der Öffentlichkeit!
Der kulturell geerdete Mittelstand in Europa wird gerade zwischen den Interessen international agierender Konzerne und den Interessen von ewig gestrigen Ideologen zerrieben. Damit agieren zwei verschwindend kleine Grüppchen am oberen, wie auch am links-„intellektuellen“ Ende des Spektrums gegen die breite Mehrheit des Mittelstands in Europa.
Der breite Mittelstand ist jedoch das Fundament dieses Kontinents.
Wenn das Fundament wegbricht, wird der gesamte Kontinent wegbrechen.
Mit welchem Recht wird von zwei kleinen Minderheiten die wunderbar gewachsene friedliche und prosperierende Nachkriegsordnung dieses Kontinents aufgekündigt? Mit gar keinem Recht. Dieser Vorgang ist durch nichts legitimiert und bringt ganz Europa an den Rand der Zerstörung.
Sollte dieser Wahnsinn bis zum Ende getrieben werden, wird jeder von den Folgen Betroffene wissen, wer dafür verantwortlich war und das Unheil angerichtet hat.
Ist es nicht gerade dieser „kulturell geerdete Mittelstand in Europa“, der sich vor den Karren der Reichen und Weisen Männer spannen lässt? Ist es nicht gerade „der kulturell geerdete Mittelstand in Europa“ der für open border, für die EU auf die Straße geht und seine Kinder mit zu pro EU Demos zerrt,ihnen medienwirksam Plakate in die Ärmchen drückt?
Ist es nicht gerade „der kulturell geerdete Mittelstand in Europa“ der sich intellektuell gibt, über den Anderen erhaben und doch nur zu den nützlichen Idioten zählt? Gleichzeitig gönnen sie den eigenen Alten nicht die Butter auf dem Brot und pflegen ihren Neid auf die Rentner/Innen.
Und noch immer haben wir keine Verfassung, die es ja nach der ‚mutmasslichen Wiedervereinigung‘ schon längst geben sollte.
So langsam bekomme ich eine Ahnung, warum das so ist.
Gibt es überhaupt mit dem Alliierten ein gultiges Friedensvertrag? Welches Status hat Deutschland überhaupt?
Es ist immer wieder erschreckend wie wenig die demokratische Legitimität von Regierungsinstitutionen, und wie wenig parlamentarische Kontrolle und Abwahlmöglichkeit bei Mitgliedern der Elite geschätzt werden. Von reinen Parteisoldaten, aller Parteien, erwartet man keine intellektuelle Stringenz zu Demokratie und Parlamentarismus, von den meisten der Genannten aber eigentlich schon. Die immer schon unrealistische Vorstellung eines EU-Einheitsstaates, unrealistisch für eine EU-6, und noch unrealistischer für EU-27, scheint sich wie süsses Gift in die Hirne sonst kluger Leute gefressen zu haben. Man kann nur kopfschüttelnd feststellen, dass diese Leute mit der Institutionellen Diktatur, die im Kern von den Regierungschefs/Parteichefs gesteuert wird, und keiner repräsentativen, parlamentarischen Kontrolle unterliegt, ganz zufrieden sind.
Man muss zwar nicht, aber man darf die Sympathien für Herrn Orban teilen. Wer allerdings morgen noch dürfen will, der muss sogar.
Einverstanden! Danke!
… vielleicht nehme ich Orban’s Asylangebot (für „Opfer“ des westlichen Liberalismus) irgendwann an?
Ein großes System kann nur da annähernd sicher existieren, wo annähernde Gleichheit vorhanden. Das ist in der EU längst nicht gegeben. Je Größer ein starres System mit vielen unterschiedlichen Ansprüchen, um so mehr wachsen die Widersprüche. Bisher ist an solchen jede Großmacht irgendwie zerbrochen. Denn nur Konkurrenz fördert Fortschritt. Wenn die EU weiterhin nur in der Größe und verordneter Einigkeit ihre Macht sieht, ist der Brexit nur der Anfang vom Ende. Nicht umsonst sagt man ja auch: Klein aber Fein. Wer hoch entwickelt, Zurückliegende mit schleifen muss oder will, der wird zwangsweise selber beim Mittelmaß landen.
Wenn ich Abfassungen wie diese von Herrn Asch lese (die er ganz sicher ernst meint) so warte ich stets auf den einen entscheidenden Satz: „Man muß die AfD nicht mögen…“ manchmal leicht variiert, manchmal erfolgt die Abgrenzung auch drastischer. Hier hebt Herr Asch auf Orban statt auf die AfD ab, da sein Essay einen europäischen Kontext hat. Das zugrundliegende Problem und sein Mechanismus sind jedoch identisch.
Warum diese Rückversicherung, die, denkt man sie zuende, letztlich den ganzen vorherigen Text konterkariert und damit entwertet?
Aschs Empörung über den Aufruf der Altpolitiker und ihres linken Philosophen ist sicher echt und genuin. Und trotzdem macht er einen Konflikt deutlich, den die Unterzeichner dieser Resolution hinter sich gelassen haben, da sie eien klare Entscheidung getroffen haben – schon vor langer Zeit. Nebenbei, schaut man sich die Liste der Unterzeichner an, so mag man von der Anwesenheit von einem wie Roland Koch überrascht sein. Andererseits zeigt gerade die Dominanz von CDU-Politikern, daß die Geschichte von der CDU als einer „für“ Deutschland eintretenden Partei, mithin konservativen, mithin sogar für Rechte eintretenden Partei immer nur ein Trugbild, wenn nicht gar ein Märchen war. Zumindest bis zum Ende der Ära Schmidt, also bevor die 68er-Akademiker dort das Zepter übernahmen, war die SPD ganz sicher die „nationalere“ Partei in der BRD. Danach, je mehr sie in den Bann und Einfluß der Grünen geriet, verlor sich das, wurde sie internationalistisch und antideutsch. Als Linke glaubte sie sich dann trauen zu können, das offener zum Ausdruck zu bringen als die CDU, die nach der Machterlangung Kohls in dieser Hinsicht still schwieg, aber hinter den Kulissen, denken wir bloß an den Euro, umso kräftiger am Fundament der deutschen Nation sägte. (So entstand auch das Märchen von Kohl als „Kanzler der Einheit“. Wer die Zusammenhänge kennt, kann darüber nur lachen. Einheit haben wir, dank der Prämissen Kohls nach 1990, bis heute in Deutschland nicht) So ist es auch kaum wunder, daß der einstige Doppelpaßbekämpfer Koch nun Seit an Seit mit Habermas die Vereinigten Staaten von Europa fordert. Er mochte gegen Türken als Neu- und Zweitdeutsche sein, gegen eine Abschaffung seiner Nation hatte er nie etwas.
Kommen wir zu Asch zurück. Auch bei ihm gibt es diesen Konflikt, den er nicht recht auflösen kann. Denn an sich und von seiner Herkunft her ist er überzeugter Paneuropäer. Wie so viele gebildete Liberalkonservative seiner Generation. (Auch bei Roland Tichy oder erst Recht Wolfgang Herles höret man das immer wieder heraus) Selbstverständlich glaubt er, daß es ohne die Klammer einer supranationalen Organisation, mag sie auch locker sein, sofort oder schnell wieder Krieg gäbe, in Europa. Reisefreiheit, Grenzoffenheit, Niederlassungsfreiheit, Freihandel sind für ihn per se gute und anzustrebende Konstrukte. Wo es hapert, ist die Umsetzung, die zweitklassig oder schlecht ist. Der Euro? Na klar, aber dann nur für die alten EWG-Staaten plus Österreich und Dänemark. Zu deutsch soll es nicht sein, bitte Europa.
Die Realität sieht anders aus. Die Abschaffung der Nation zahlt sich nicht aus. Hier müssen wir erneut einen kleinen Exkurs machen. Die Deutschen zogen aus der Niederlage von 1945, die noch totaler war als die von 1918, den Schluß, daß sie vor derartigen Katastrophen nur sicher sein könnten, wenn sie aufhörten, Deutsche zu sein. Zu tief schienen Schuld und Verstrickung. Dieses Narrativ wird oft angeboten, wenn man ergründen will, warum gerade die bürgerlichen oder wohlhabenden Deutschen so überzeugte oder sehnsuchtsbeladene Paneuropäer sind. Ich aber denke, daß diese Selbstsicht von der Niederlage von 1945 und ihren Folgen nur verstärkt wurde und ein Ventil bot, zu großem Selbsthaß zu entkommen. Sie könnte aber so nicht sein, hätte sie nicht schon vorher bestanden. Aus meiner Sicht wurzelt die Europasehnsucht der Deutschen viel tiefer. Ich verorte sie in der Sturm-und-Drang-Periode, der Romantik, dem Vormärz. Die Zersplitterung Deutschlands in zahlreiche oft kleine und machtlose Kleinstaaten, bis heute im Föderalismus fortbestehend, korrelierte nie recht mit der Tatsache, als Deutsche das mit Abstand größte europäische Volk zu sein. Dadurch und ebenso bedingt durch die kontinentale Eingrenzung mit eher schlechtem Zugang zum Hochseemeer verpaßten wir den auf Seemacht, aber auch entsprechenden nationalen Ressourcen gründenden Imperialismus und zugleich die davon getriebene Vereinheitlichung von Nation und Staat. Der Kuß der ganzen Welt blieb ein Sehnsuchtskonstrukt romantischer Philosophen und Künstler, die ihn im übrigen so wenig erfahren konnten wie die Bürger der DDR, nicht wegen einer Mauer, sondern mangels Zugang und leistungsfähigen Häfen. Das Bild des edlen Wilden entstand, als Kontrapunkt zur steten Entwurzelung des Individuums durch die Aufklärung. Weder die verspätete Nation von 1871 noch der NS-Staat haben sich außerhalb dieser Konstante gestellt. Wer sich anschaut, die sich die Nazis die Zukunft des Kontinentes nach einem „Endsieg“ vorgestellt haben, findet beängstigende Parallelen zum EU-Europa von heute. Böswillig könnte man meinen, was sie mit Hitler nicht bekamen, holten sie sich dann mit Adenauer. Sicher geht das zu weit, aber der Kontext stimmt aus meiner Sicht.
Insofern sehe ich Pamphlete wie das, das Gegenstand des Beitrages von Herrn Asch ist, in einer langen Tradition. Sie können nicht wirklich überraschen. Und darum habe ich begonnen mit Aschs Verweis auf Orban.
Denn so wie wir Deutschen eine ungebrochene Tradition besitzen, unerfüllbare oder scheinbar utopische nationale Bedürfnisse in europäische umzusublimieren, so kann innerhalb dieses Wertesystems keine andere Lösung stehen als die der Vereinigten Staaten von Europa.
Um dem zu entkommen, bedarf es einer Redefininierung der deutschen Nation und ihrer Sicht darauf. Einer der Gründe, warum ich die AfD wähle, liegt darin, daß sie derzeit unter den relevanten politischen Formationen die einzige ist, die diese Konstante deutscher Europäisierung ablehnt – und mit ihr das ganze System, das dem unterliegt. Sie kann dabei sicher kein in allen Einzelheiten stimmiges Gegenmodell bieten. Auch in der AfD gibt es Paneuropäer, oft camoufliert als prorussisch. Deutsche, die lieber keine Deutschen sein wollen. Dem gilt es zu entkommen. Die EU, auch eine EWG, ist nur möglich, so wie sie ist, mit Brüssel, Juncker, der Kommission. Einstein sagte, man bekommt keine anderen Ergebnisse, wenn man es immer auf die gleiche Weise macht. Wir kennen den Weg der Europäisierung. Wenn wir ihn kritisieren, dann müssen wir Alternativen aufzeigen, die jenseits dessen liegen, was es seit Gründung der Montanunion gibt. Insoweit kritisiere ich nicht, daß Herr Asch Distanz zu Orban oder der AfD empfindet. Aber in der Gesellschaft derer, die er schätzt, wird er immer zum gleichen Ergebnis kommen, das ihm mißfällt.
Fritz Goergen würde bei Ihnen die Dimension ohne EU, ohne UNO und ohne den deutschen Zentralstaat vermissen.
Diese Dimension wäre Tribalismus, Regionalismus und ein Europa aus lauter Gebilden wie Luxemburg, Monaco und Andorra. Schon die Schweiz wäre zu groß und müßte sich in ihre Kantone auflösen.
Angestrebt ist der Despotismus des imperium paternale (Kant), in welchem der Bürger zum Gattungswesen Mensch degradiert ist, zu verfügbaren Masse. Auf nationaler Ebene ist dies bereits zu besichtigen. Die Institutionen werden ausgehebelt und das BVG wird überflüssig. An seinen Entscheidungen ist bereits zu erkennen, dass es diese nicht mehr im Sinne einer Bürgergesellschaft fällt, oder gleich an EU, EUGH abgibt. Der Paternalismus hat auch dort gesiegt. Eine offene Debatte darüber, in welcher Art von Demokratie (DDR) wir in Zukunft zu leben gedenken, ist seit Langem überfällig. Die res publica steht zu Gunsten des imperium paternale nicht nur zur Disposition, sondern ist dessen Depotismus in großen Teilen bereits zum Opfer gefallen. Es geht nicht um das Haus. Es geht um sein Fundament.
Exakt formuliert – danke.
Man stelle sich vor, es herrscht Hungersnot. Eine Mutter stellt ihren 7 Kindern eine Schuessel mit Brei auf den Tisch, gibt jedem einen Loeffel und sagt, seid sparsam!
Die andere Mutter gibt jedem ihrer sieben Kinder sein eigenes Schuesselchen mit Loeffel und sagt, teilt’s euch ein!
Im ersten Fall wird die Schuessel in Nullkommanichts leer sein. Im zweiten Fall wird auch das verschwenderischste Kind nach vielen Stunden noch einen kleinen Vorrat haben!
Insbesondere, wenn die Mutter ein Bail-out Verbot durchsetzt 😉
So sollte es jeder verstehen können – auch jeder*In.
Der „Laden“ EU braucht eine geordnete Währungsschlange mit Bildung einer Kerngemeinschaft … das ist doch nicht so schwer.
Erst mit eigenen EU-Währungen der Randmitglieder können diese wirtschaftlich prosperieren. Preiswerte Binnenmärkte, konkurrenzfähige Aussenmärkte.
Weg mit dem sowieso nicht legitimiertem Parlament voller Spesenritter und Faulpelze oder Dummköpfe, die für die nationalen Parlamente nicht mehr tragbar erscheinen. Ein EU-Vorschlagswesen, das eine geordnete Abarbeitung von „Richtlinien“, entweder durch Annahme oder Ablehnung des jeweiligen Landes mit entsprechenden Konsequenzen vorsieht … und der Karren läuft wieder.
Aber da können wir lange warten … .
Im Sinne der „Weltregierung“ ist das natürlich nicht … . Im übrigen empfiehlt sich die Überlegung, dass der „Markt“ immer noch durch den einzelnen Bürger gemacht wird. Kauft er den ganzen überflüssigen „Sch…“ nicht, ist es ohnehin zappenduster. Also muss er bei Laune gehalten werden, damit er sich überteuerte nicht verkehrsraumtaugliche Autos leistet, Fertigmenues, weil er nicht mehr selber kochen kann, „Lagerurlaub“ auf Schiffen und in „Zentren“ mit Mast- und Alkoholisierungsfunktion, 200 Fernsehprogramme, bei denen er in die Werbung stiert und den Mist dann kauft … .
Das kann schiefgehen. Deswegen sollte man die Daumenschrauben nicht zu eng ziehen.
„Man muss Furedis Sympathien für Politiker wie den ungarischen Ministerpräsidenten Orbán sicher nicht teilen, aber es sind letzten Endes die EU-Fanatiker wie die Unterzeichner des Aufrufs im Handelsblatt, die solchen Populisten wie Orbán die Munition liefern, …“
Ich bin immer wieder erstaunt über die profunden Kenntnisse der ungarischen Sprache jener Deutschen, die sich in jüngster Zeit über Viktor Orbán äußern. Auch Ronald G. Asch scheint zu diesen Kennern zu gehören. Wie sonst könnte er Orbán als Populisten bezeichnen? Oder sollte es doch so sein, daß auch Asch seinen Ungarn-Nektar aus Übersetzungen zieht, die in erste Linie von Soros-Fans erstellt werden? ***
Der kleine aber gezielte Seitenhieb von Prof. Asch gegen Orban,- es gibt inzwischen nicht nur den einen Orban in Ungarn sondern deren viele in diversen europäischen Staaten von Italien über Polen, Tschechien, Österreich u.s.w., gehört mit zum akademischen Ritual, um es nicht vollständig mit der universitären Kollegenschaft zu verderben. Also eine Art von Rückversicherung, die sogar verständlich ist, wenn man weiß, wie die Mittelverteilung an Universitäten funktioniert.
Ich lese gerade etwas verspätet die Autobiographie von Hans Werner Sinn „Auf der Suche nach der Wahrheit“, erschienen Anfang dieses Jahres. Sinn kommt von Seiten der Ökonomie zu ähnlichen Schlüssen und Bewertungen wie Asch.
Interessant in diesem Zusammenhang die große Sympathie von Sinn für den tschechischen Ex-Präsidenten und Ökonomen Vaclaw Klaus, der zu den aktiven Unterstützern der deutschen „Populisten“ zählt . Sinn selber, der aus einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus stammt, in jungen Jahren Mitglied der „Falken“ war einer sozialistischen Jugendorganisation, später als Student SHB u.s.w., sich allerdings unter dem Einfluss seiner akademischen Lehrer von sozialistischen Ideen und Ideologien abwandte, auch Prof. Sinn vermeidet es Anlass zu geben in die Nähe sog. „Populisten“ gerückt zu werden obzwar inhaltlich die eingenommen Positionen sich nur minimal von den politisch aktiven „Populisten“ unterscheiden.
Habe eben Herrn Orban Rede deutsch hier veröffentlicht. Ich hoffe, viele Leser nicht nur lesen, sondern weitergeben
Die alte Nomenklatur auch wird die schärfste Schütze für die EU Wahl in Stellung bringen Mit freundlicher Unterstützung von Soros!
Gestern war in Ungarn Nationalfeiertag, Der Tag der Freiheit. Ich meine, Herrn Orbans rede passt zum Artikel. Die WEISE wollen kein „EU_ REICH“
Viktor Orbáns Festrede zum 62. Jahrestag der Revolution und des Freiheitskampfes von 1956
source: Kabinettbüro des Ministerpräsidenten
23. Oktober 2018, Budapest
Sehr geehrte Gedenkende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Laut eines Lehrsatzes der Mathematik ist das Produkt der Multiplikation zweier negativer Zahlen immer eine positive Zahl. Das ist eine schwer verständliche Wahrheit. Wenn wir diese seltsame Wahrheit in die Sprache der Geschichte übersetzen, dann zeichnen sich vor uns plötzlich die Grundzüge der ungarischen Geschichte ab. Beinahe jede unserer Revolutionen und Freiheitskämpfe gingen mit einem negativen Ergebnis zu Ende; Niederlage, Opfer, Vergeltung. Doch daraus wurde irgendwie am Ende ein positives Schlussergebnis; Erhaltenbleiben, Heimat und Freiheit. Dies ist ein wahres Mysterium, das jeder unserer nationalen Feiertage in Erinnerung ruft.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
1955 marschierten die sowjetischen Truppen aus Österreich hinaus. Damals hatten wir bereits schon zehn Jahre unter sowjetischer Besatzung gelebt. In Ungarn bestimmten die Einschüchterung, die Willkür, die Deportierungen, die Logik der sowjetischen Welt die Ordnung unseres Lebens. Ein jeder spürte, wenn es so weiterging, dann würde unter dem Druck der kommunistischen Barbarei jene Kultur, jene christliche, ungarische Kultur zerfallen, auseinanderfallen und sich in ihre Atome auflösen, die im Laufe von tausend Jahren die einander folgenden Generationen geschaffen hatten. Das Übel schien unvermeidbar zu sein. Im Laufe eines halben Jahrhunderts haben wir zweimal zwei Drittel des Territoriums von Ungarn zusammen mit den Millionen dort lebender Ungarn verloren, und jetzt bedrohte den Rest Ungarns, auch das Herz des historischen Ungarns, die kulturelle Vernichtung. Der Ungar ist kein Glücksspieler, er setzt seine Heimtat nicht gern aufs Spiel, er geht nur ungern auf Abenteuer mit einem zweifelhaften Ausgang ein. Wenn es sein muss, kann er auch ohne Hoffnung kämpfen, doch hat er es lieber, wenn sowohl das Heldentum als auch der nüchterne Verstand auf seiner Seite stehen. Die Freiheitskämpfer von 1956 haben eine vernünftige Entscheidung getroffen. Die Sowjets sind aus Österreich abgezogen, die ungarischen Kommunisten stießen sich gegenseitig die Dolche in ihre Rücken, und die freie westliche Welt ermunterte uns sowie versprach uns Hilfe. Auf der einen Seite die Hoffnungslosigkeit der sicheren Verderbnis, auf der anderen Seite die niemals mehr wiederkehrende letzte Möglichkeit. Man musste es versuchen. Und sie haben es auch versucht. Auf eine Weise, wie das nur wir, Ungarn, können. Mit dem Tod verachtenden Mut, unsere schlechten Diskussionen hinter uns lassend, in vollkommener Einheit und reinen Herzens. In einer Einheit, wie wir uns die Heimat genommen hatten, mit einem derartigen todesverachtenden Mut wie bei Nándorfehérvár gegen die Türken und derart reinen Herzens, wie in der Revolution im März 1848. Ehre den Helden!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Mit jedem Jahr, mit dem wir uns von 1956 entfernen, sind jene immer weniger, die Anteil an jenen Tagen hatten oder deren Zeugen waren. Von vielen Veteranen, mit denen wir noch im vergangenen Jahr gemeinsam gedenken konnten, mussten wir uns seitdem verabschieden. Aus den „Pester Jungs“ sind seitdem Großväter geworden, und die einstigen Setzlinge an der Üllői Straße, deren Blätter damals den Rauch des Schießpulvers der Corvin-köz eingeatmet haben, besitzen inzwischen einen beachtlichen Umfang. Doch auch seitdem kommen wir jedes Jahr zusammen, ganz gleich, ob es regnet oder stürmt, und so wird es auch jedes Jahr am 23. Oktober sein, so lange Ungarn auf der Erde leben. Faludy hat richtig formuliert: 1956 ist für uns kein Andenken und ist nicht Geschichte, sondern es ist unser Herz und unser Rückgrat. In Ungarn gab es nach 1956 noch vierunddreißig Jahre lang die kommunistische Diktatur. Man muss leben. Wir haben so gelebt, wie wir konnten. Es ist noch nicht so lange her, wir erinnern uns noch; verbarrikadierter Horizont, schlechte Abmachungen, Heuchelei, Sichverstecken, schiefe Seitenblicke, verschlossene Herzen und Misstrauen. Der kalte Alltag der Diktaturen stutzt normalerweise die Würde des Menschen zurück, und selbst nach ihrem Untergang pflegen Leere, wenig Lebenskraft und Kleinlichkeit zu bleiben. Dem sind wir, Ungarn, entkommen, hiervor haben uns die sechsundfünfziger Freiheitskämpfer gerettet. Wir sind dankbar, dass uns nicht die Erinnerung an ein fünfzig Jahre währendes Halbdunkel beschieden war. Wir haben nicht das Beispiel der menschlichen Schwäche, nicht das der Entzweiung, sondern das des Mutes, des Heldentums und der Größe auf den Weg mitbekommen. Nur so war es möglich, dass wir, Ungarn, selbst noch während der kommunistischen Unterdrückung auf unsere Heimat stolz sein konnten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir, Ungarn, können am besten jammern, wir, Ungarn, können am schönsten klagen, und wir, Ungarn, können uns selbst am ehrlichsten beweinen. Wir sind die Großmeister des Besingens der völligen Hoffnungslosigkeit und Aussichtslosigkeit, selbst unsere Hymne sagt: „Und weh, Freiheit erblüht nicht aus dem Blut der Toten.” Und dabei stehen wir hier, eintausend und hundert Jahre nach der Landnahme, tausend Jahre nach der Gründung des christlichen ungarischen Staates, als eine der ältesten Nationen Europas, nachdem wir Besatzer und Besetzungen überlebt haben. Die Kaiser des mächtigen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die Khane des mächtigen mongolischen Reiches, die Sultane des noch mächtigeren Osmanischen Reiches und dann die mächtigsten sowjetischen Parteigeneralsekretäre wollten alle, dass es uns nicht einmal geben solle. Inmitten des unüberschaubaren germanischen und slawischen Meeres sind wir doch immer irgendwie erhaltengeblieben. Was ist das, wenn nicht eine echte, eine vollkommene Erfolgsgeschichte? Meine Damen und Herren, dies ist die Mathematik der ungarischen Geschichte: die vielen-vielen Minusse haben irgendwie ein Plus ergeben.
Sehr geehrte Gedenkende!
Das Mysterium des ungarischen Erhaltenbleibens ist nicht zu enträtseln. Die Gegend, der die Wunder entspringen, pflegt dem neugierigen menschlichen Verstand verborgen zu bleiben, aber das Herz kann doch etwas von den Ursachen erahnen. Unter den Ursachen des Erhaltenbleibens der Ungarn muss sich irgendwo die ewige ungarische Heldenhaftigkeit befinden. Dobó ließ den schwarzen Sarg auf die Mauern der Burg von Eger (Erlau) hochziehen, Szondi hieb mit weggeschossenen Bein bis zum letzten Moment auf seine Feinde ein, Zrínyi unternahm in seinen schönsten Kleidern den Ausbruch aus der Burg Sziget, „Es lebe die Heimat!” rief der erste ungarische Ministerpräsident, als er vor dem Exekutionskommando stand. Und hier sind sie. Die in den dreißiger Jahren geborenen Pester Jungs, die in ihren Zehnern, höchstens in ihren Zwanzigern waren, denen vom Leben Krieg, verdunkelte Fenster, Angst, Weinen in der Nacht, Pferdekadaver, Schutzräume und die Belagerung Budapests zuteil geworden war. Dann nach dem Krieg die das Land besetzenden Sowjets, die Trümmer der zerschossenen und zerbombten Stadt. Ein Land, ihre Heimat, die ihnen noch nie etwas gegeben hatte. Eine Nation, die nichts anderes bieten konnte, als an ihren Qualen teilzuhaben. Doch als der erste Lichtstrahl erschien, dass ihre Heimat vielleicht frei sein könnte, die erste Chance darauf, dass sich die Nation ihrer Zwangsweste entledigen könne, die erste sich rührende Hoffnung, dass Ungarn erneut ein ungarisches Land sein könnte, da wussten sie, was sie zu tun hatten, und sie gingen los, ohne nachzudenken. Die Pester Jungs, die nie etwas von ihrer Heimat bekommen hatten, die aber alles, was sie besaßen, für sie opferten. Wahrlich ist ihr Platz im Pantheon des ewigen ungarischen Heldentums.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Als wir nach beinahe einem halben Jahrhundert der sowjetischen Besatzung und der kommunistischen Unterdrückung unsere Freiheit wiedererlangen und wir endlich die faulende Luft der Welt der Genossen aus unseren Lungen hinausblasen konnten, dachten wir, wir seien heimgekehrt. Ungarn ist seit tausend Jahren Teil des christlichen Europa. Europa sind wir. Weil wir auch damals Europäer geblieben waren, als man uns in Jalta verkauft und auch ’56, als man uns in Stich gelassen hat. Nachdem die Sowjets gegangen waren, hatten wir das Gefühl, wir könnten uns beruhigen, endlich sei unsere Geschichte, unsere Kultur und unsere weltpolitische Situation miteinander in Einklang gekommen, wir könnten unseren Platz in Europa erneut einnehmen, in der Familie der freien Nationen, die auf der Grundlage der christlichen Kultur, des nationalen Selbstbewusstseins und der menschlichen Würde steht. Alles schien so schön angeordnet zu sein. Wir hätten nicht einmal im Traum daran gedacht, dass 29 Jahre nach der Befreiung der geknechteten Nationen, dem Fall der Berliner Mauer, der Wiedervereinigung des entzweigerissenen europäischen Kontinents die europäischen Völker, und mit ihnen auch wir, Ungarn, einer lange nicht mehr gesehenen Kraftprobe entgegenblicken. Wir hätten uns nicht einmal im Traum vorstellen können, dass Europa nicht durch eine äußere militärische Bedrohung, nicht durch amerikanische oder russische Bestrebungen in Gefahr geraten würde, sondern durch sich selbst. Wer hätte gedacht, dass der erfolgreichste Kontinent des Erdballs, der die blühendste Kultur, die modernste Technik, die besten Schulen der Welt, das höchste jemals in der Geschichte der Menschheit erreichte Lebensniveau erschaffen hat, im Laufe von einigen Jahren auf den absteigenden Ast gerät, und an den Rand des Untergangs gedrängt wird?
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die europäischen Menschen werden als Kinder von Nationen geboren. Wenn der europäische Mensch auf die Welt kommt, ist er ein Deutscher, ein Franzose, ein Italiener, ein Pole oder eben ein Ungar. Das ist natürlich in der Geschichte und der Natur. Wenn das Kind zu sprechen beginnt, dann spricht es seine ersten Worte auf Polnisch, auf Kroatisch, auf Schwedisch, auf Englisch oder eben auf Ungarisch, deshalb ist Europa anders als die anderen Kontinente. Europa ist die Heimat der Nationen, und kein Schmelztiegel. Wer hätte nach alldem denken können, dass der Europa schon mehrfach in Trümmern hinter sich zurücklassende imperiale Gedanke erneut sich verbreiten könnte? Wer hätte gedacht, dass andere uns sagen wollen, mit wem wir in unserer eigenen Heimat zusammenleben sollten? Wer hätte gedacht, dass auf Grundlage von kreierten Anschuldigungen Ungarn oder Polen attackiert und gegenüber Rumänien und der Slowakei, ja sogar Italien Drohungen ausgesprochen werden würden?
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Größe, die Kraft und den Ruhm Europas ergaben die miteinander gleichzeitig konkurrierenden und kooperierenden Nationen. Die Nationen respektierten gegenseitig ihre Rechte, sie verteidigten die Interessen ihrer Bürger, sie konnten gut zusammenarbeiten und profitierten gemeinsam von den Segnungen des Friedens, des Wachstums und der Sicherheit. Die in den Herzen der Patrioten lebende Leidenschaft inspirierte Selbstaufopferung, Uneigennützigkeit, wissenschaftliche Durchbrüche und gewaltige Schöpfungen der Kunst. Wir, Ungarn, haben uns vor anderthalb Jahrzehnten einem solchen Europa, dem Europa der Nationen angeschlossen. Wir haben die Einladung Helmut Kohls und Jacques Chiracs angenommen und nicht die Eroberungen Napoleon Bonapartes oder des Dritten Reiches akzeptiert. Wir, Ungarn, haben genug unter den Imperien gelitten. Jedes wollte aus uns gute Untertanen schnitzen. Sie haben nicht verstanden, dass wir eine Heimat besitzen, und die Heimat keine Untertanen hat, sondern Kinder. Seitdem haben sie vielleicht gelernt, dass die Ungarn die imperialen Absichten schon von weitem riechen und die Statthalter früher oder später vertreiben. Im besseren Fall.
Meine Damen und Herren!
Europa wurde nicht durch die selbstbewussten Nationen, sondern durch die Sehnsüchte nach der Errichtung eines Imperiums auf den falschen Weg geführt. Die Versuche, ein Reich zu errichten, und jene, die dies unternahmen, sind für die schrecklichen Kriege des 20. Jahrhunderts, das unzählbare Leid und die mehrfache Verwüstung des blühenden Europa verantwortlich. Der nationale und der internationale Sozialismus, der Faschismus und der Kommunismus verfolgten alle imperiale Wunschträume. Übernationale Ideen, im Schmelztiegel hergestellte Menschenarten neuen Typs, Geschäftsprofite vorher nie gesehenen Ausmaßes und die all das garantierende globale, das heißt imperiale Regierung. Dies war, und so scheint es, dies blieb auch jene große Versuchung, die sich immer und immer wieder in die Seelen der Mächtigen Europas einnistet. Heute werden in Brüssel erneut imperiale Märsche gespielt. Es stimmt zwar, dies ist eine andere Melodie, als es die alte war. Heute wird nicht mit Waffen erobert. Wir wissen sehr gut, dass Brüssel nicht Stambul, nicht Moskau, nicht das Berlin des Deutschen Reiches, ja nicht einmal Wien ist. Von Brüssel aus wurde niemals erobert, von Brüssel aus wurden nur Kolonien verwaltet. Wir aber waren niemals Kolonie und auch keine Kolonialisten, wir haben niemandem seine Heimat weggenommen, und gerade deshalb wollen wir auch niemandem die unsere geben.
Sehr geehrte Gedenkende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Brüssel wird heute von denen beherrscht, die an die Stelle des Bündnisses der freien Nationen ein europäisches Reich wünschen. Ein europäisches Reich, dass nicht durch die gewählten führenden Politiker der Völker, sondern durch die Brüsseler Bürokraten gesteuert wird. Heute sind wir bereits an dem Punkt angelangt, dass auch in zahlreichen europäischen Ländern die Anhänger des europäischen Reiches regieren. Deshalb können wir wissen, wie jene schöne neue Welt aussehen wird, wenn es nach ihrem Willen geht. In zunehmender Zahl tauchen Männer im wehrfähigen Alter von anderen Erdteilen und aus anderen Kulturen auf, und noch zu unseren Lebzeiten formen sie die europäischen Großstädte nach ihrem Ebenbild, dabei die alteingesessenen europäischen Einwohner langsam aber sicher in die Minderheit drängend. Der Terror wird zu einem Bestandteil des großstädtischen Lebens. Die sich auf den Rechtsstaat berufende politische Manipulation wird alltäglich. Und die Rede- und Pressefreiheit erstreckt sich soweit, wir ihre Ansichten wiedergegeben werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Jene, die aus der Europäischen Union ein europäisches Reich machen wollen, sind ausnahmslos Befürworter der Einwanderung. Sie haben das Hereinlassen der Migranten zum Maßstab des Europäertums erhoben, und sie erwarten, dass jedes Land und jedes Volk sich ohne zu zögern in ein multikulturelles Land und multikulturelles Volk umformen soll. Heute sehen wir schon, dass sie mit Absicht ihre gewaltige Polizei- und militärische Kraft nicht genutzt, Europa absichtlich nicht vor den Massen der Migranten beschützt haben. Wenn wir dazu in der Lage waren, hätten auch sie es sein können. Nicht die Fähigkeit fehlte, sondern der Wille. Die Brüsseler Avantgarde und die anderen, nationalstaatenfeindlichen führenden Politiker betrachten die Migration auch heute noch als eine Chance und Möglichkeit. Als eine Chance, die Europäische Union der Nationalstaaten durch ein multikulturelles Reich mit gemischter Bevölkerung, das zur Einheitlichkeit geglättet werden soll, abzulösen. Ein Europa ohne Nationalstaaten, eine von ihren nationalen Wurzeln abgetrennte Elite, ein Bündnis mit den multinationalen Kraftgruppierungen, eine Koalition mit den Finanzspekulanten. Das wäre hier das Paradies von George Soros.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir schreiben jetzt den Oktober, aber in Europa denkt jetzt schon ein jeder an den Mai. Die Wahlen zum Europäischen Parlament werden entscheiden, in welche Richtung der Wagen Europas weiterrollen soll. Die europäischen Völker müssen sich eine Zukunft wählen. Auch wir, Ungarn, dürfen nicht schweigen. Wenn die Trompeten unsicher erklingen, dann können wir uns auch nicht um die wichtigste und wahrhaftigste Sache gruppieren. Wir müssen die Schranken betreten, und jene hervorrufen, die an das Europa der Nationen glauben, man muss die Fahne des freien und starken Europa schwingen. Wählen wir die Unabhängigkeit und die Zusammenarbeit der Nationen anstatt der globalen Regierung und Kontrolle. Weisen wir die Ideologie des Globalismus zurück und unterstützen wir an ihrer statt die Kultur des Patriotismus. Die Welt kann reicher, die Menschheit kann besser sein, wenn die bunte Welt der Nationen die Erde bevölkert. Wir glauben daran, dass jede Nation eigentümlich ist, auf ihre eigene Weise einzigartig, und den ihr anvertrauten Winkel der Welt hell erleuchten kann. Das haben wir bereits 1956 gedacht, ja wir haben hierfür rebelliert. Wir verehren unsere Kultur, die unsere Freiheit aufrechterhält und schützt. Wir glauben an die starken Familien, wir sehen unsere Traditionen und unsere Geschichte als besondere an, wir feiern unsere Helden, und vor allen Dingen lieben wir unsere Heimat. Wir wollen und werden nicht auf sie im Interesse irgendeiner imperialen oder globalen Regierung verzichten. Wir wollen unsere nationalen Gefühle nicht auslöschen, sondern wir ermuntern sie, ja lassen ihnen ihren freien Lauf, damit sie die in den ungarischen Menschen steckenden Fähigkeiten und ihr Talent befreien und freisetzen. Die Geschichte lehrt, dass in den souveränen Ländern die Freiheit erhalten bleibt, die Demokratie langwierig ist und Friede herrscht.
Sehr geehrte Gedenkende!
Gedenken wir den Freiheitskämpfern von ’56, rufen wir uns die Pester Jungs in Erinnerung, wählen wir die Zukunft des Patriotismus und des nationalen Stolzes!
Vorwärts Ungarn!
Danke für die Übersetzung.
Deutschland braucht dringend einen Orban.
**
Ja, „Deutschland braucht dringend einen Orban“ – und nicht den ‚Turmbau‘ zu Brüssel..
Wir müssen alle daran arbeiten, dass im Mai die ganze Brüssel Mannschaft eine Niederlage nach Hause fährt, nach der sie sich nicht mehr erholt. Die bürgerliche Kräfte dürfen sie sich nicht erschüttern lassen! Wenn Parteien ohne kulturelle, christliche Europa Bindung die Macht stabilisieren, Europa, zumindest Westeuropa verloren!
Danke dafür 🙂
Danke, dass sie diese Rede hier eingestellt haben und danke auch an TE für die Veröffentlichung. Wir in Ostdeutschland haben nicht vergessen was wir den Ungarn zu verdanken haben. Auch hier wurde ein Aufstand blutig niedergeschlagen, auch hier wurden Menschen geknebelt. Leider besteht ein großer Unterschied zwischen Deutschen und Ungarn, die Ungarn sind Stolz auf ihre Heimat, auf ihre Vergangenheit und lieben die Freiheit. Die Deutschen schämen sich für ihre Vergangenheit denn diese 12 Jahre sind unser Fluch. Wir Deutschen schämen uns auch für die Toten die die Freiheit wollten und wir Deutschen wollen keine Heimat mehr denn wir sind lieber gesichtslose, rechtlose Untertanen. Ich hoffe, die Ungarn bewahren ihre Kultur und ihren Stolz. Glückwunsch nachträglich zum Feiertag, sie haben Grund zu feiern.
Diesen ex-sozialistische Länder werden für ihre Souveränität kämpfen, und ‚Ostfeutschland“ gehört dazu. Sie haben viel entbehrt, auch auf scheinbar verlorene Posten bekämpft. In Budapest gibt es ‚“ das Haus des Terrors“ . Nationalsozialistische und International Sozialistische also Kommunistische
2x Links ist Rechts und 2x Rechts ist Links
Beides Extremisten. Wollen wir die Zukunft deshalb aufgeben?
Immer locker bleiben, liebe Mitforisten. Diese samt und sonders älteren Herren (Habermas 89, Roland Koch 60, Friedrich Merz knapp 63, Bert Rürup 74) sind nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit. Allesamt ehemalige Stars ihrer Zeit auf ihren damaligen Posten, die jetzt ob ihres Bedeutungsverlusts frustriert auf dem Altenteil sitzen (ja, auch Herr Merz, zumindest politisch betrachtet). Die brauchen jetzt ein bisschen Aufmerksamkeit und reden teilweise ihrem aktuellen Brötchengeber nach dem Mund. Und dann ist es auch wieder gut.
Die Fakten unserer Zeit rollen die o.g. Ideen so derartig von hinten auf, dass das Gejammere bald ungehörte Makulatur sein wird. Leute wie Sebastian Kurz oder die Schwedendemokraten sind die Gegenwart und die Zukunft, ob es den genannten Herren bzw. auch einem selbst passt oder nicht. So wie TE andere Wachstumsraten hat als die taz oder der Spiegel. Sowohl vom Alter als auch von der Aktualität der intellektuellen Überlegungen treffen da mindestens zwei Generationen aufeinander. Und jetzt haben wir noch gar keine Rezession, in der noch ganz andere Personen als Herr Kurz aufsteigen können, vor denen ich wirklich Sorgen habe. Und das wird kommen, wenn die alten Eliten nicht bald ein wenig Einsicht in die Fehlentwicklungen der letzten Jahre zeigen.
Sehr gute Analyse, vor allem im Hinblick darauf, wohin die Auflösung der (National-) Staatlichkeit am Ende führt. In diesem Sinne möchte ich aber auch ein wenig Kritik anfügen: warum werden die Unterzeichner des Aufrufs nur indirekt kritisiert, weil sie „solchen Populisten wie Orban die Munition liefern“? Ist es nicht vielmehr so, dass Ihre Ziele, wie in dem Artikel schlüssig dargelegt, in einen unkontollierbaren, totalitären Elitenstaat führen und somit zwar treffend als „Anti-Populistisch“ zu bezeichnen sind, aber nur, weil sie die Interessen des Volkes mit Füßen treten und bereit sind, die Massen, ähnlich wie viele „Idealisten“ vor Ihnen, Millionenfach ihren angeblich hehren Ziele zu opfern? Wird Orban deswegen als Populist bezeichnet, weil er seinem Volk falsche Versprechen macht, oder deswegen, weil er ihre Interessen verteidigt? Das letzte Mal, als ich Ihn hörte, hat er Letzteres behauptet.
Ich hörte Orban gestern am Nationalfeiertag Revolution in 1956. Er hat nichts versprochen. Er hat ermutigt für Beibehalten Kultur, Identität, Freiheit, Souveränität zu kämpfen. Und gegen “ Reichbestrebungen“. Alle deinen Reden stehen, die meisten auch Deutsch unter http://www.miniszterelnok.hu.
„Seite an Seite mit einem eher linken Philosophen“: Habermas war noch nie „links“. Max Horkheimer weigerte sich seinerzeit, den Taschenträger seines Freundes Teddy Wiesengrund-Adorno als Ko-Gutachter mit dem „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ zu habilitieren mit den Worten: „Das ist keine Kritische Theorie (Frankfurter Schule).“ Wutentbrannt lief Habermas zu Wolfgang Abendroth nach Marburg, dem Erzfeind Horheimers und Erfinder der „Politikwissenschaften“ in Deutschland, um sich dort die Venia legendi als Karriereschritt abzuholen. Abendroth freute sich, mit der Beförderung von Habermas seinem Gegner Horkheimer eins ausgewischt zu haben. So startete der akademische Werdegang des Jürgen Habermas als Nutznießer einer Männerfeindschaft. Daß Habermas, der Theoretiker der Gremiengeschwätzigkeit („Herrschaftsfreier Diskurs“) zur Frankfurter Schule gehörte, war spätesten an jenem Tage vorbei. Die Verbindung von Habermas und Frankfurter Schule ist ahnungslosen und geschwätzigen Feuilletonisten zu verdanken.
Grüße aus dem pannonischen Exil..
Oops, danke – schon wieder was gelernt.
Das mit der europäischen Armee ist doch eine ganz aparte Idee. Da könnte unser Juncker (als Oberkommandierender) bei seinem nächsten **-Anfall gleich gen Russland ziehen.
Ich hoffe nur, dass in den europäischen Moscheen bald für eine tatkräftige Unterstützung dieser Armee geworben wird, denn dort wird der Appell für den Dienst mit der Waffe auf besonders fruchtbaren Boden fallen.
Erstaunlich dennoch, wieviele Politiker glauben. die Akzeptanz der EU erhöhen zu können, indem sie immer grössere Teile unseres bescheidenen Wohlstands (und unserer Souveränität) Brüssel und den Schuldenstaaten zum Frass vorwerfen.
Und wo sind nun die „Weisen“?
Und dann auch noch im Plural? Sonst könnte Philosoph = Weiser gleichgesetzt worden und Habermas gemeint gewesen sein. Aber guckt man sich unter den Philosophen mal um fällt es schwer, „Weise“ zu finden. Allenfalls Kant vielleicht.
Nietzsche.
Naja, dann sind wir uns jedenfalls einig, dass es nicht Hegel ist, in dessen Tradition Habermas ja steht.
Sie haben völlig Recht mit Ihrer Kritik. Allerdings meine ich, dass es den genannten Personen und BlackRock nicht um ein starkes Europa als Gegenpol zu den USA und China geht. Es geht um die Schaffung einer europäischen Landmasse, die „befreit von den störenden Nationalstaaten“ und bevölkerungsmäßig durchmischt mit dem Orient, von einer Zentrale aus organisiert und geleitet werden kann. Warum sollte BlackRock an einem starken Europa interessiert sein? Bedauerlich, wenn ein linker Philosoph offensichtlich nicht mehr versteht, was da abläuft. Zu all den anderen „hochqualifizierten deutschen Helden der Wirtschaft“ braucht man nichts mehr zu sagen. Ihr bisheriges Handeln spricht für sich.
Danke, sehr geehrter Herr Asch, für die ebenso tiefsinnige wie überzeugende Argumentation gegen eine zentralistische EU. Historie, Kultur, Wirtschaften, Mentalität und z.T. auch Sprachen der Nationalstaaten sprechen eindeutig gegen einen Zentralstaat EU. Die o.g. Punkte sehe ich durchaus eher als Gewinn und einen Pluspunkt im Rahmen einer EU der Vaterländer (de Gaulle). Das Problem ist, dass die EU Verantwortlichen so viele meist nachhaltige Fehler gemacht haben, so dass es in der Tat schwierig sein wird, gewinnbringend für die Menschen in der EU zu korrigieren.
Es hat sich nichts geändert in all den Jahrhunderten, die Besitzenden dreschen immer noch auf die Besitzlosen und Abhängigen ein, zwar mit anderen Methoden, aber immer noch mit der Botschaft wir sind wir und ihr seid der letzte Dreck und bist Du nicht willig dann brauch ich Gewalt und das treiben sie solange, bis sich die Bürger erneut erheben, wie einstmals in Frankreich und Rußland und endet in Blut und Tränen und dann fangen sie wieder von vorne an und wieder beginnt das gleiche Spielchen zwischen Arm und Reich und das währed vermutlich ewiglich.
Das Problem mit der EU und den EURO ist doch…wer gut wirtschaftet…wer gut haushaltet der wird bestraft in dem er sein erwirtschaftet Geld denen geben muss, die auf Kosten der gut wirtschaftenden Ländern leben….Transferleistung führen ganz sicher in eine Gesellschaft von Mangel und Armut…und zwar für beide Seiten…der gut Wirtschaftenden und den davon schmarotzenden….wenn der Erfolg einer Volkswirtschaft bestraft wird in dem man dieser Volkswirtschaft den erwirtschaftenden Erfolg durch Transferleistung (Steuern/Abgaben) wieder nimmt so wird am Schluss einer Gewinnen…der Mangel und die Armut!
Automatischer Finanzausgleich ist Sozialismus pur! Bei Koch und Merz wuerde mich eine Zustimmung sehr wundern, aber ich komme aus dem Wundern sowieso kaum noch heraus!
Diese selbsternannten Vordenkner des europäischen Zentralstaates, das ist doch in Wahrheit die neue europäische Décadence – intellektuell degenerierte Kretins und Nihilisten, die nur noch nerven, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass ihre Ideen tot sind. Die EU als Staat hatte in den vergangenen Jahrzehnten ihre vielleicht „historisch unvermeidliche“ Chance, ist aber gescheitert. Das ist die Wirklichkeit, die außer einigen Deutschen auch alle kapiert haben – und zwar insbesondere die schon kreisenden Profitgeier, die man für Investoren hält.
“ Der einzige gemeinschaftliche Nenner der EU sei heute das Bekenntnis zur Diversität, zur Toleranz und zum Multikulturalismus;“
Statt Vernunft, Finanzierbarkeit und Sinnhaftigkeit, selbstzerstörerische Dogmatismen. Eine „EU“ geführt von Stümpern, Selbstbedienern, Ideologen, Selbsthassern und Unterdrückern.
Man mag es drehen und wenden wie man es will, das heutige Deutschland, genauer gesagt, das gestrige Deutschland, wird der große Absteiger in einem vereinigten Europa sein. Denn ausschließlich durch wirtschaftlichen und sozialen Ausgleich kann in der gesamten EU ein Niveau erreicht werden, das wesentlich unter dem des aktuellen Deutschlands liegen wird, weil die Mehrheit der EU-Staaten nicht fähig oder willig oder beides sind, den Weg Deutschlands bezüglich Innovation, Arbeitseinsatz, Organisation, aber auch auf (erzwungenen) Verzicht von Lohnzuwächsen, zu gehen. Eine nicht geringe Wegstrecke davon ist bereits zurückgelegt wie schrumpfender Wohlstand (belegt von OECD-Statistiken), Wohlstandverwahrlosung, zerbröselnde Infrastruktur und sinkende Bildung, die zusätzlich beeinträchtigt ist durch eine irrsinnige Politik der Zuwanderung von Menschen (Stichwort „offene Grenzen“) mit überwiegend geringer Bildung aus wenig anpassungsfähigen bzw. -willigen Kulturen. Die Nullzinspolitik der EZB, die Zahlungen und Haftungen für die Rettung des Euro und Griechenlands sind ebenfalls ein Teil der gesamten Problematik.
Und der Alptraum, von einem Parlament in einer zentralisierten EU regiert zu werden, wird nur noch übertroffen von dem Wahn zu glauben, dass ein fairer Interessenausgleich gelingen könnte mit einer Mehrheit von EU-Parlamentarier aus überwiegend wirtschaftlich schwächeren Ländern, die Deutschland jederzeit per Stimmenmehrheit in die Pflicht nehmen könnten? Mit anderen Worten: Dem hart arbeitenden deutschen Michel würde dann wohl noch erheblich mehr abverlangt werden, als ihm ohnehin schon jetzt abverlangt wird, solange er noch zu melken wäre.
Sehr guter Artikel! Passend dazu möchte ich gern mal auf mein Video hinweisen, in welchem ich das alles ein wenig komprimiert habe!
https://www.youtube.com/watch?v=0RTBlsTT5m0
Um das bedingungslose horrende Grundeinkommen der internationalen Finanzwirtschaft und des globalistischen Machtkartells zu sichern, müssen natürlich Staaten, bei denen noach etwas zu holen ist, ausgeplündert werden. Die Erlöse des ‚Nation Wrecking‘ sind so gigantisch wie die Machtpotentiale, die sich das Globalistische Kartell nach dem Zusammenbruch der ausgeschlachteten Gesellschaften einverleiben können.
Historisch einmalig ist das Husarenstück, den Linken zu suggerieren, es ginge – weil all das ja weltweit geschieht – um den internationalistischen Traum vom Weltkommunismus.
Und so kämpfen Profiteure bzw. Lakeien der Finanzwirtschaft wie Merz und Koch Seite an Seite mit linken Intellektuellen und Agitatoren, denen der eigene ideologische Fanatismus, die eigene Frustration über das permanente Scheitern des Kommunismus in der Weltgeschichte, den Verstand vernebelt.
Opfer dieser widerlichen Allianz sind Wohlstand, Frieden, Freiheit, Zivilisation, Solidarität und Humanität – alles, was Europa und „den Westen“ ausmacht.
Am Ende geht von diesem globalistischen Machtexzess so wie es aussieht der „Weltbürgerkrieg 1“ aus, der an Grausamkeit und Dauer alles Gekannte in den Schatten stellt.
Guter Artikel Herr Von Asch. Aber sie gehen mir zu einseitig mit dem Begriff Populismus um. Ist für Sie Populismus nur ein begriff für konservative Patrioten oder gibt es das auch bei anderen Parteien? Ich denke jede Politische Richtung ist populistisch. Das sie dieses Wort wie die MSM benutzen stößt mir schon ein wenig auf.
Er zitiert.
Keineswegs. Und wenn doch, so sind Zitate kenntlich zu machen, auch durch indirekte Rede im Konjunktiv.