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Wissenschaftlich Abseits

Der Verband der Historiker demonstriert seine Tugendhaftigkeit

30.09.2018

| Lesedauer: 6 Minuten
Insgesamt haftet der Ergebenheitsadresse des Historikerverbandes – man ist versucht die Resolution so zu nennen - leider der Geruch der regierungstreuen Apologetik an, die hoffentlich nicht der Intention der Mehrheit der Verfasser entspricht.

Im Englischen gibt es den schönen Ausdruck „virtue signalling“, damit meint man, dass Menschen öffentlich unter Beweis stellen, dass sie moralisch auf der richtigen Seite stehen und für das Gute und Edle kämpfen. Besonders beliebt sind solche Aktionen bei Künstlern und Schauspielern, die in Großbritannien auch gelegentlich „luvvies“ genannt werden, was freilich nicht wirklich freundlich gemeint ist. Mit Genugtuung kann man feststellen, dass die öffentliche Demonstration der guten Gesinnung auch in Deutschland immer wichtiger wird. Noch vor kurzem unterzeichnete Hugo Egon Balder, der nicht mehr ganz junge, aber erfolgreiche und allseits beliebte Fernsehmoderator zusammen mit ca. 300 anderen „Kulturschaffenden“ einen Aufruf gegen Innenminister Seehofer, dem die Künstler vorwarfen, sich gegen eine humanitäre Immigrationspolitik und damit auch gegen den Geist, wenn schon nicht den Buchstaben des Grundgesetzes zu stellen. Zur allgemeinen Überraschung trat Seehofer nicht sofort zurück, sondern verblieb einstweilen im Amt, auch wenn sein Schicksal nach den bayerischen Landtagswahlen recht ungewiss ist. Aber immerhin, die Hüter der deutschen Kultur hatten versucht, gegen die dunklen Mächte in diesem Lande zu kämpfen. Wo Balder und seine getreuen Freunde vorangeschritten waren, da glauben die deutschen Historiker, oder zumindest ihre Mehrheit nicht zögern zu dürfen.

Auf seiner jüngsten Versammlung in Münster verabschiedete der Verband der Historiker eine Resolution, mit der er gegen die Kräfte Stellung nehmen will, die die Demokratie gefährden, eine „Resolution zu gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratie.“  Die FAZ berichtete ausführlich und kritisch darüber. Vieles, was in dieser Resolution steht, kann man ohne weiteres, wenn man es isoliert betrachtet, unterschreiben, fast alles ist auf den ersten Blick gut gemeint. Man wendet sich hier gegen Rassismus und  Fremdenhass ebenso wie gegen die Beschimpfung von Politikern als Verräter oder die Verharmlosung des NS-Regimes. All das leuchtet zunächst einmal ein. Es richtet sich oberflächlich gesehen vor allem gegen die AfD. Und wenn Historiker der Verniedlichung – so muss man es schon formulieren –  des mörderischen NS-Regimes durch einen Herrn Gauland entgegentreten, dann ist das nur recht und billig. Ob dafür allerdings eine Resolution des Historikerverbandes der richtige Weg ist, ist eine ganz andere Frage, den AfD-Wähler in Chemnitz oder in Pforzheim wird man damit eher nicht beeindrucken.

Migration als fast immer segensreiches historisches Phänomen

Da das auch die meisten Autoren der Resolution wissen dürften, drängt sich der Eindruck auf, dass Adressat dieser Resolution ein ganz anderer Personenkreis ist, nämlich eigentlich alle Kritiker der Merkelschen Immigrationspolitik – auch in der CSU, der CDU oder der FDP, oder sogar bei den Grünen, man denke an Bürgermeister Palmer. In ihre Schranken verwiesen werden auch alle, die zur Not – falls EU-Lösungen nicht greifen – auf nationaler Ebene Immigration beschränken wollen. Solche „Alleingänge“ lehnt die Resolution daher auch ausdrücklich ab. Das ist ein vertretbarer Standpunkt, aber keiner der sich aus wissenschaftlichen Erkenntnissen stringent ableiten lässt, jedenfalls nicht aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Historikern.

DIENER DER MACHT
Kulturschaffende 1934, 1976, 2018
Genauso wenig ist das Urteil, Migration sei über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg doch überwiegend ein recht positiv zu bewertendes Phänomen gewesen, natürlich nicht mehr als eine bloße Meinung, der man leicht andere, durchaus begründbare konträre Einschätzungen entgegenstellen könnte. Glauben heute wirklich die meisten Esten und Letten (die selber keine Russen sind) dass die massive Einwanderung von Russen in ihre Länder in den letzten sagen wir 100 Jahren überwiegend eine Bereicherung war? Glauben die Tibeter, dass die forcierte Ansiedlung von Han-Chinesen in ihrem Land ihnen die lang ersehnte Vielfalt und Buntheit bringe? Sehen die Kollegen unter den irischen Historikern die Einwanderung von Engländern und Schotten in ihr Land seit dem Mittelalter und namentlich seit der Reformation überwiegend als etwas Positives? Nun kann man sagen, diese Beispiele würden gar nicht passen, denn in Europa gehe es ja heute um einen ausschließlich friedlichen Vorgang, bei dem sich politische Macht-  oder gar kulturelle Identitätsfragen – wie in den genannten Fällen –  gar nicht stellen würden.

Wenn man Optimist ist, kann man das so sehen, wenn man sich freilich zum Beispiel die neo-osmanische Ideologie eines Präsidenten Erdogan ansieht, die uns ja durch aufpeitschende Reden und symbolische Gesten auch immer wieder gern auf deutschem Boden vorgeführt wird, so auch in diesen Wochen und Tagen, könnte man da schon etwas skeptischer werden. Denn Erdogan will für seine Ideologie natürlich die in Deutschland lebenden Türken instrumentalisieren, und zur Zeit hat er damit bei vielen auch einen gewissen Erfolg – aus welchen Gründen auch immer.

Was nicht gesagt wird, ist so wichtig, wie das, was gesagt wird

Dass der Historikerverband seine Mitglieder auf die Verteidigung einer pluralistischen Demokratie verpflichten will, ist ein berechtigtes Anliegen, aber es muss jedem einzelnen Mitglied des Verbandes überlassen bleiben, ob er sich eine maximal liberale Migrationspolitik wünscht, vielleicht eine Politik der vollständig offenen Grenzen, oder eher eine Politik die sich am Vorbild der Schweiz, oder vielleicht auch der Niederlande oder sogar Dänemarks orientiert. Auch Frankreich könnte einem hier einfallen, das ja Flüchtlinge an der italienischen Grenze systematisch abweist – ob das nun auf die Dauer erfolgreich oder nur Symbolpolitik ist, sei dahingestellt.

Rational betrachtet wird man feststellen müssen, dass die Möglichkeit, Migration erfolgreich zu bewältigen im Sinne etwa der Integration in den Arbeitsmarkt auch von der Zahl der Migranten abhängt. Ob sich diese dann wirklich mit rechtlich und humanitär zulässigen und in der Praxis wirksamen Mitteln steuern lässt, ist eine andere Frage, aber die Zahlen bleiben dennoch wichtig. Auch ist es ein Unterschied, ob die Immigranten bereit sind, sich auf die Alltagskultur des Aufnahmelandes irgendwie einzulassen, ja vielleicht sogar froh sind, den Zwängen ihrer Herkunftskultur zu entkommen, oder ob sie eine Tendenz entwickeln, die Kultur des Westens und Europas als dekadent und unmoralisch, vielleicht auch als „verweiblicht“ oder gar als religiös verwerflich zu verachten.

Die Probleme und Chancen von Migration sind Themen, zu deren wissenschaftlicher Einordnung Historiker einen gewissen Beitrag leisten können. Soweit das aber möglich ist, wird das nur gelingen, wenn sie selber ihre Unabhängigkeit gegenüber der Politik und den Regierungen bewahren, was nicht heißt, dass sie unpolitisch sein sollen, aber doch, dass sie sich gegen jede Instrumentalisierung ihrer Erkenntnisse in der Tagespolitik zur Wehr setzen. In der Tat betont die Resolution des Verbandes auch ausdrücklich die Unabhängigkeit der Wissenschaft gegenüber der Politik. Dass man dieser Linie selber wirklich gefolgt ist, diesen Eindruck hat man freilich nicht, dazu ist die Resolution gegenüber der offiziellen Politik der letzten Jahre zu affirmativ, zumindest in dem, was sie nicht sagt, und das Schweigen von Texten ist oft beredter als der offizielle Wortlaut, das wissen auch und gerade Historiker recht gut.

In Wirklichkeit ist ist doch klar, dass die schwere Krise der herkömmlichen Parteiendemokratie, mit der wir heute in der Tat konfrontiert sind, ihre Ursachen auch in Fehlentwicklungen der letzten 10 bis 15 Jahre hat, für die die regierenden Politiker zumindest teilweise die Verantwortung tragen, nicht zuletzt durch eine Rhetorik und eine Diskurskultur, die dazu dienen sollte, Probleme unsichtbar zu machen, so dass über sie gar nicht erst diskutiert werden konnte. Das begann bei den negativen Folgen der Währungsunion des Euro und setzte sich fort zur Debatte über die Spannungen, die in einer multiethnischen Gesellschaft ohne wirkliche Grenzen nun einmal den Alltag prägen können. Dazu kommt der Umstand, dass eher konservative Wähler durch keine der etablierten Parteien (mit der möglichen, allerdings zunehmend prekären Ausnahme der sterbenskranken CSU in Bayern) mehr glaubwürdig repräsentiert werden, anders als früher. Dass solche Wähler dann zu reinen, vielleicht auch radikalen Protestwählern werden können, liegt nahe. Ähnliches kann man ja auch in anderen europäischen Ländern erleben. Dieser Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass linke Parteien zunehmend nicht mehr auf Umverteilung setzen – Jeremy Corbyn und die Labour Party in England sind hier eine Ausnahme – sondern auf eine Identitätspolitik, die für die im Lande schon ansässige Bevölkerung im besten Fall mit unerfreulichen Anpassungszwängen und ständigen Rechtfertigungszwängen für vermeintliche Privilegien verbunden ist, ihnen jedenfalls nichts bietet.

LAUTER DéJà-VUS FüR GELERNTE OSTDEUTSCHE
Sie sind wieder da
Wenn die Resolution der Historiker auch diese Fehlentwicklungen erwähnt und die Politiker an ihre Verantwortung gemahnt hätte, wäre sie ein achtenswerter Versuch gewesen, in der gegenwärtigen Krise einen eigenen Standpunkt zu finden. Statt dessen verlangen die versammelten Historiker eine „sensible Sprache“. Diskriminierende Begriffe, die z. B.  das Geschlecht oder die ethnische Herkunft des „Anderen“ in negativer Weise zum Thema machen, sollen tabuisiert werden. Auch dies klingt zunächst gut, ist aber, das muss man befürchten, der mögliche Auftakt zur Herrschaft einer institutionalisierten Sprachpolizei, für die die amerikanische akademische Welt in sehr unrühmlicher Weise bekannt ist. Dort riskiert man seinen Job bekanntlich schon, wenn man andeutet, dass man den Menschen, rein biologisch, für ein zweigeschlechtliches Wesen hält. Aber offenbar sehen viele Mitglieder des Historikerverbandes in solchen Entwicklungen zumindest keine Gefahr; der Eindruck drängt sich auf.

Insgesamt haftet der Ergebenheitsadresse des Historikerverbandes – man ist versucht die Resolution so zu nennen – leider doch der Geruch der regierungstreuen Apologetik an, zu der ja heute auch manche Journalisten neigen, mag das auch, wie man hoffen muss, nicht der Intention der Mehrheit der Verfasser entsprechen. Damit haben sich die Historiker keinen wirklichen Dienst erwiesen, zumal sie befürchten müssen, dass in einer breiteren Öffentlichkeit Hugo Egon Balder, Günter Wallraff und Inga Humpe dann doch immer noch eine größere Wirkung erzielen werden als die Autoren bedeutender historischer Werke. Das mag traurig  sein, aber dazu hat auch die Bildungspolitik jener Politiker einen starken  und nachhaltigen Beitrag geleistet – und leistet ihn heute stärker denn je – denen die versammelten Historiker jetzt ihre Loyalität bezeugen. Manche Verbandsmitglieder dürften dennoch die Hoffnung haben, dass ihr „virtue signalling“ in der Politik Resonanz findet und zum Beispiel zu einer Aufwertung des Geschichtsunterrichtes an den Schulen führt. Diese Rechnung dürfte sich allerdings eher als Fehlkalkulation erweisen, denn Bildung im traditionellen Sinne ist heute den meisten Politikern vollständig fremd geworden. Daran wird auch diese Resolution des Historikerverbandes nichts ändern.

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42 Kommentare

    • Danke für den interessanten Hinweis!
      Der Verfasser des Welt-Artikels spricht an einer Stelle vom „Geschäft des Historikers“ – das kann ja wohl nur das Bemühen um historische Wahrheit sein und nicht um parteipolitische Indoktrinierung.

  1. Wenn man in der Geschichte zurückblickt – und dazu empfehle ich unter anderem von Ernst H. Gombrich „Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser“, sollte jeder Gymnasiast gelesen haben – wird sehr deutlich, dass der Islam auf Eroberung und Vernichtung des Christentums ausgelegt ist. Im Moment stehen die Zeichen noch ungünstig, da sich zu viele „schon länger hier lebende“ Christen und Nichtmuslime auflehnen. Es ist ein schleichender Prozess, denn falls irgendwann die Muslime gleichauf mit Nichtmuslimen liegen, kann es durchaus zu bürgerkriegsartigen Zuständen in diesem Land kommen – Muslime gegen Nichtmuslime. Und diese Kämpfe werden nicht unblutig ablaufen… Wenn wir die Scharia in Deutschland nicht haben wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als dafür zu sorgen, dass Muslime in Deutschland eine Minderheit bleiben, die sich wohl oder übel anpassen muss.

    • Danke für den Hinweis auf das wunderbare Buch von Gombrich, ich kann Ihrer Empfehlung, nicht nur für junge Leser, ganz und gar folgen.

  2. Der Artikel der FAZ ist sehr intelligent geschrieben. Die Widersprüche im Handeln einiger Historiker zeugt von falscher Moral in ihrer Berufsauffassung.

    Inhaltlich wäre es sehr interessant, wie diese Personen ihre Thesen begründen möchten. Mit welchen Immigrationen wollen Sie die derzeitigen Umstände mit muslimischen Arabern und Schwarzafrikaner in Deutschland vergleichen? Wie sehen Sie die Türken in Deutschland?
    Vermutlich finden sie keine adäquate Beispiele und werden diesen Umstand noch als Begründung anführen, keine Untermauerung der Thesen zu liefern.

    Es bleibt an der Schlussfolgerung der FAZ: Sie hätten sich konservativ nach den Erkenntnisse ihrer Vorgänger ausrichten sollen.

  3. Wenn ganze Stadtteile zu „Klein Istanbul“ werden, dann kann von erfolgreicher Integration keine Rede mehr sein, und niemand muss sich wundern, dass in 3. oder 4. Generation keinerle Identifikation erfolgt. Da 40 % der Türken in Deutschland von Hartz4 leben, ist genau dies der Anteil, der nicht mehr integriert werden kann, und ausgebürgert werden muss. Dies wäre ein wichtiges Thema, welches man mit Präsident Eduogan hätte besprechen müssen. Das mag jetzt für den alternden Gutmenschen Balder unmoralsich klingen, ist es allerdings für die nachkommenden Generationen der Deutschen nicht. Er hätte in einem islamischen Land, als Moderator von Tutti Frutti, keine Karriere gemacht, und sollte sich heute nicht als Moralapostel aufspielen. Hätte Moral auf diesem Planeten eine echte Chance, würden die Löwen längst Gras fressen. Es geht aber um Interessen.

  4. Die Wissenschaft schweigt fein und feige oder lobhudelt! Was haben die Wissenschaftler an den Universitäten im Kampf gegen die aus dem Mauerfall wiedererstandene DDR geleistet? Sieferle ist ein Beispiel für den Umgang der Mainstream-Wissenschaft mit Wissenschaftlern, die den Pfad der vorgeschriebenen Tugend verlassen. Wie die Krähen, stürzten sich die Freunde der Wissenschaft auf ihren Genossen. Nun ist der Wissenschaftler kein Journalist oder Propagandist und keineswegs verpflichtet, zu jeder Angelegenheit Stellung zu nehmen. Doch ist es schon erstaunlich, wie wenig die große Zahl der wissenschaftlichen Köpfe an Output gegen die DDR.02 geliefert und wie viel Input sie unseren Untergangspolitikern und staatlichen Islam-Freunden gegeben hat und weiterhin gibt. Besonders das Schweigen der NS-Forscher zu den totalitären Tendenzen, insbesondere zu den Antifa-Faschismus oder den für jeden auf Freiheit der Diskussionen angewiesenen Wissenschaftler unzumutbaren Zensurmaßnahmen, bleibt unverständlich. Avantgarde sieht anders aus! Überhaupt ist die Wissenschaft eine Produktivkraft des grün-bunten Denkens Denkens. Die 70er brachten mit den Neugründungen von Hochschulen und der Abschaffung der alten Ordinarien den flexiblen grün-links-bunten neuen Professorentyp hervor, der schon immer die Moral auf seiner Zunge liegen hatte, aber doch genau wusste, wie der allgemeine Fortschritt und der besondere eigene aussehen musste. Die Lage war wie heute. Die wirklichen Kritiker aus den wissenschaftlichen Reihen waren damals in der Minderheit und sind es heute auch. Sie wurden damals verfolgt (Christian Sigrist) und heute auch. Der überwiegende Teil der Wissenschaft war Mainstream orientiert und ist es heute auch. Gute Nacht!

    • Genau so ist es! Mit der Unabhängigkeit unserer Historiker war es allerdings schon seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vorbei.
      Rolf Kosiek schreibt dazu: „Lehnten nach 1918 die deutschen Geschichtsforscher wie alle deutschen Parteien die den Deutschen wider Recht und Wahrheit aufgezwungene Kriegsschuldthese … des Versailler Diktates ab, so war nach 1945 die Hervorhebung und Betonung der deutschen Schuld und der Nachweis deutscher Verbrechen ein Hauptanliegen der deutschen Zeitgeschichtler, dem sie sich mit wahrer Inbrunst widmeten, war es doch zugleich die beste Voraussetzung für eine Hochschulkarriere.“

  5. Historiker sind auch nur Menschen und befassen sich von berufswegen mit, wie das Wort schon sagt, historischen Vorgängen, meistens auf einzelne Abschnitte bezogen und die Erkenntnisse die sie aus vorliegenden Dokumenten beziehen können auch sehr zweifelhaft sein, denn alle Niederschriften sind eben nicht vorurteilsfrei und demzufolge interpretiert der eine bestimmte Vorgänge so und der andere so, mal ganz von dem abgesehen, daß die Geschichte in amtlicher Version immer aus der Sicht der Sieger oder der Besiegten zu sehen ist und eine neutrale Berichterstattung eigentlich nie stattgefunden hat, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Das bezieht sich auf nahezu alle Vorgänge und Personen, die über Jahrhunderte im Focus der Öffentlichkeit standen und diese, wenn sie Glück hatten, positiv bewertet werden oder negativ, unabhängig von ihren Beweggründen, die dann so oder so gefärbt werden um sie zur Unperson oder zum Heiligen hochstilisiert werden, je nachdem wie man es sehen will und deshalb ist eine objektive Beurteilung in vielen Fällen garnicht mehr möglich und das sieht man daran, daß es große Schlächter gab, die trotzdem in den Geschichtsbüchern als Heroen galten und andere in den Orkus verstoßen wurden, weil sie gleiches oder schlimmeres taten, aber es paßte eben nicht in die Betrachtungsweise und somit sollte man bei jedem Aufsatz von Historikern auch zwischen den Zeilen lesen und wenn möglich, noch zum gleichen Thema mehrere andere Ansichten einholen, besser noch in die Archive selbst einsteigen, um vielleicht eine abschließende Erkenntnis zu gewinnen, wenn das überhaupt möglich ist, denn die Geschichte ist voller Falschmeldungen und das zieht sich durch wie ein roter Faden bis in die heutige Zeit, wo man sich nie sicher sein kann, daß man ein persönlich gefärbte Abhandlung liest oder ob sich der eigentliche Vorgang auf Fakten bezieht, denn ein konservativer Mensch sieht die Welt anders als ein Sozialist und wird dann naturgemäß das hineininterpretieren was er persönlich sehen will und so entstehen Zerrbilder von Gegebenheiten, die oft überholt und unausweichlich sind.

  6. Auch in diesen Kreisen sind die 68-er in ihren 60-er Jahren angekommen und sitzen auf den Chefsesseln…
    Und – weil sie nichts anderes können – blöken sie halt ein letztes Mal ihre abgedroschenen Phrasen hinaus…

  7. Ich empfehle dazu als Literatur den „König-David-Bericht“ von Stefan Heym. Ein fiktiver Historiker wird zu Zeiten des Alten Testaments von der Regierung beauftragt, einen Bericht über den Dynastiegründer König David zu schreiben und gerät dabei in den Zwiespalt zwischen offizieller Propaganda und seinem Berufsethos. Das Buch ist anscheinend immer noch hoch aktuell. Nur dass die dritte Ehefrau eines Historikers heute nicht mehr gefährdet ist, dem Harem des Herrschers zugeteilt zu werden…

  8. Ich habe Busse mal life erlebt in München. Der Platz, den das Publikum hatte, war so eng begrenzt, dass wir uns absprachen, wer wann die Beine nebeneinander plazieren konnte und dann die entlasten, die ihre Stellung auch nicht mehr aushielten. Und es ging nicht weiter, weil der Sender, der das aufnehmen wollte, techniche … Dann kam Busse um die Zeit zu überbrücken und der Saal hat getopt. Und dieser Grösus tut jetzt so, als wäre er ein Schwachkopf. Wie kann das sein?

  9. Mit „virtue signalling“ meint man, „dass Menschen öffentlich unter Beweis stellen, dass sie moralisch auf der richtigen Seite stehen und für das Gute und Edle kämpfen.“

    Ich habe allerhöchsten Respekt vor unseren Historikergrößen. Ihren großen Worten werden sicher auch bald Taten folgen. Warum nicht auch das Gute und Edle im eigenen Fachbereich durchsetzen? So könnten z.B. die vielen alten weißen Männer einfach mal ihre Professur zurückgeben und Platz für Frauen und Migranten machen. Das wäre ein echter Beitrag zur Integration. Oder wollen unsere Geschichtsprofessoren etwa dazu gar nichts aktiv beitragen? Wieviele muslimische Historiker gibt es überhaupt? Wie groß ist der Migrantenanteil? (angeblich liegt er in Deutschland ja bei fast 25%) Warum wird dann hauptsächlich die deutsche Geschichte erforscht? Steckt etwa Islamophobie dahinter? Ich freue micht auf den ersten syrischen Migranten, der einen deutschen Lehrstuhl für Geschichte besetzt.

  10. Danke, Herr Asch. Was den Stellenwert der sog. Migration angeht und ihre Wirkung auf eine differenzierte Hochkultur, ist das Buch von „Der Untergang Roms“ von Alexander Demandt sehr lehrreich. In ihm sind unzählige, über die Zeit vertretene Ansichten u.a. zu den Effekten der Völkerwanderung zusammengetragen. Was sich herausschält (und von Herrn Demandt in der 2. Auflage hervorgehoben wird), ist, dass der der unkontrollierte, zahlenmäßig enorme Zustrom ungebildeter, in die eigene Kultur nicht integrierbarer und teils einander feindlicher Barbaren (Sie lesen recht, verglichen mit den Römern) unterschätzt wurde und m.E. an erster Stelle für den folgenden jahrhundertelangen Niedergang Europas verantwortlich war.

    Und so wird es jetzt wieder sein, alles weist in diese Richtung. Dieser deletäre Effekt wurde in der Vergangenheit sowohl von christlichen als auch deutschnationalen Ideologen gerne heruntergespielt, die vor allem in den Germanen einen Zustrom frischen Bluts und frischer Moral gegen die Degeneration der Römer sehen wollten; von dieser Art waren offenbar auch die kulturellen Bereicherungen durch Vandalen etc. (man erinnert unweigerlich aktuelle Delirationen&Imbezilismen zur Degeneration Europas aus politischen Mündern).

    Die Gewalt (v.a. als Krieg gegen die einheimischen Bürger) wird auf dem Fuße folgen, erst recht bei Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, die wegen des Exodus der Fähigen zu einem Teufelskreis führen wird, und zur Gewalt ist speziell der Islam mit seiner malignen Kombination von Herrenmenschenlehre und intellektueller Insuffizienz&Unproduktivität prädestiniert, die sekundär adaptierten zivilisatorischen Hemmschnüre dürften dünn sein.

    Allerdings wird man von einem Verein über lange BRD-Jahre politisch selektierter adsentatores atque adulatores docti dazu nicht mehr als die von Ihnen beschriebene „Resolution“ erwarten können. Sie erinnert den historisch Kundigen an Auslassungen gegenüber früheren Regimes, siehe auch die berühmte Erklärung von 1914. Ich denke im übrigen, dass Apologetik genau die Intention der Verfasser ist, wir befinden uns im Lande der säkularen intellektuellen Priesterkaste par excellence.

  11. Ups, zu schnell abgesandt: Der Historiker hieß Mikhail Pokrovskyi.

  12. Man sollte nie vergessen, was der große russische Historiker der 1930er Jahre seinen Studenten einzuschärfen pflegte: „Geschichte ist Politik, gestützt auf die Vergangenheit.“

  13. Wenn ausgerechnet Historiker die Einwanderung aus islamischen Ländern begrüßen sind Sie schlichtweg ziemlich blöde.

  14. Es ist nicht Aufgabe und Beruf der Wissenschaft, Werturteile zu fällen. Es ist Aufgabe der Wissenschaft, uns darüber zu belehren, ob die Mittel, die wir zur Erreichung eines Zieles einsetzen, zweckmäßig sind oder nicht. Die Regierung ist auf „Meinung“ gegründet. Verherrlichung und Rechtfertigung der Politik ist also nicht Aufgabe der Wissenschaft. Die deutsche Historische Schule z.B. hat 80 Jahre lang die eifrigste Propagandaarbeit für den Nationalsozialismus geleistet. Die Professoren haben ihren Auftraggebern zu dienen gesucht: erst den Hohenzollern, dann den Marxisten, schließlich Hitler. Ihrem Glauben hat Sombart die prägnanteste Fassung gegeben, als er Hitler als den Träger göttlichen Auftrags bezeichnete, denn „alle Obrigkeit ist von Gott“. (Quelle: Ludwig von Mises, Erinnerungen, S. 7 – 9)

  15. Diesen „Kulturschaffenden“ ist noch nicht klar, dass die Merkel-Ära im Ausklingen ist. Ich lasse mal die Probleme der letzten Wochen-Revue passieren: Chemnitz und Maaßen, Kauders Abwahl und nun „Sultan“ Erdogan. Eine Pleite nach der nächsten

    Demnächst sind die Wahlen in Bayern und Hessen, die wohl verheerend für die CDU/CSU ausgehen und deren ENDE als Volkspartei einleiten könnten. Es wird wohl im Dezember wohl eine „Nacht der langen Messer“ geben, in der Merkel und ihr Hofstaat abserviert wird.

  16. Die eine Hälfte sind Mitläufer, die andere weiß einfach, wo der Schinken hängt.

  17. Das Wort „Ergebenheitsadresse“ ist durchaus angemessen. Man muss aber auch verstehen, dass angesichts knapper Mittel an den Universitäten und dem Imperialismus der Sozialwissenschaften die Historikerzunft zunehmend ins Hintertreffen gerät. Da ist es allemal besser, etwas mitzugendern und im Einklang und nicht in kritischer Distanz mit den Zeitläuften und ihren Finanziers zu stehen. In einer Hinsicht sind die windschnittigen Geschichtsgelehrten nun doch wieder in „guter“ deutscher Tradition gelandet: wir erleben die Rückkehr des Kathederpropheten aus der Zeit des Kaiserreichs. Konform gehen und sich in der Eitelkeit der eigenen Bedeutung sonnen und dafür den kritischen Verstand an der Garderobe abgeben: dann steht die Mitwirkung am „großen Ganzen“ nichts mehr im Wege. Vorausgesetzt, man weiß überhaupt noch was Kritik bedeutet. Ein weiteres peinliches Dokument neudeutschen Konformismus. Mein Gott, was lehrt nicht alles an deutschen Universitäten!

  18. Deutsche Historiker sind so viel wert wie Sowietunion Historiker. Sie können sich kompetent mit der Antike befassen.

    „Und wenn Historiker der Verniedlichung – so muss man es schon formulieren – des mörderischen NS-Regimes durch einen Herrn Gauland entgegentreten, dann ist das nur recht und billig.“

    Nein, nicht solange sie nicht der Dauerverniedlichung durch den Mainstream entgegentreten. Die Ablehnung unkontrollierter und unbegrenzter Zuwanderung mit dem Völkermord durch die Nazis gleichzusetzen, ist doch das liebste Hobby aller etablierten Politiker und Journalisten. Aber über Gauland regen die Historiker sich auf?

    • die öffentlich prominentesten „Historiker“ sind schon längst, Journalisten und Politikwissenschaftler….forschende Historiker sind unerwünscht, weil man die „Wahrheit“ eh schon kennt und im Übrigen müßten echte Historiker „relativieren“ (in Beziehung setzen), was gar nicht geht….den Indianern geht es heute besser als damals und der Strom kommt aus der Steckdose, mehr muß niemand wissen…

    • Die BRD versteht sich ausdrücklich als Konter-Staat. Als Anti-Staat zum 3. Reich. Da dieser ein weltanschaulicher Staat war, muß dieser Konter-Staat zwangsläufig auch weltanschaulich sein, also ideologisch. Nur eben entgegengesetzt.
      Wenn der Staat ideologisch ist, dann sind es auch alle seine Historiker. Nur die bekommen Lohn und Brot beim Staat, die dessen (Propaganda-) Lied singen. Wie in der DDR.

      Ordentliche Historiker halten sich an den Imperativ Leopold von Rankes: „Der Historiker hat zu erzählen, wie es einmal war.“ Er hat nichts wegzulassen, nichts hinzuzufügen. Er hat nicht zu werten, zu bewerten, zu verurteilen, er hat nur Nachricht zu geben. Ob das heute gefällt oder jemanden empört, ist egal.
      Hier die Erklärung der französischen Historikergruppe „Liberté pour l’Histoire“ von 2008 (anläßlich des Versuches der franz. Regierung weitere Strafgesetze zur Durchsetzung des gewünschten „Staatsgeschichtsbildes“ zu erlassen):
      „Die Geschichte darf kein Sklave der Aktualität sein noch unter dem Diktat konkurrierender Erinnerung geschrieben werden. Es ist nicht die Angelegenheit irgendeiner politischen Instanz, geschichtliche Tatsachen festzustellen oder die Freiheit des Historikers durch Strafandrohung einzuschränken.
      Die verantwortlichen Politiker – die für den Erhalt der kollektiven Erinnerung eintreten – rufen wir dazu auf, sich bewusst zu machen, nicht durch das Gesetz und für die Vergangenheit staatliche Wahrheiten aufzustellen, deren juristische Anwendung schwerwiegende Folgen für die Historiker und die intellektuelle Freiheit im Allgemeinen haben.
      In einer Demokratie ist die Freiheit der Geschichte die Freiheit aller.“

  19. “Folge der Spur des Geldes“ Oder der Macht! Fast alle dieser Historiker sind im Staatsdienst oder wollen mal ein verkäufliches Buch schreiben.
    Die Kirche hält es seit Jahrhunderten so.
    Und außerdem ist es auch Zeitgeist. Gell?

  20. Solche Aufrufe nutzen sich immer mehr ab. Wie viele derartige „Aufrufe“ gab es schon in den letzten Jahren? Zuviele! Auch hier ist eigentlich nur zu sagen, dass sich wohl der ein oder andere Unterzeichner bloss wichtig machen will. Vergessene und längst abgehalfterte „Künstler“ wollen mal wieder ein wenig Rampenlicht einfangen – sich im medialen Jungbrunnen auffrischen. Tutti Frutti aus dem Altenheim! Aber meist eben doch bloss Egoisten, sprich „Gutmenschen“, die sich auf Kosten anderer wichtig machen wollen….

  21. Die Wahrheitstrinker …
    … haben auch die Weisheit mit Löffeln gefressen

    Generell hat sich die Politik der Kirchen und Verbände bemächtigt.
    Staatsferne oder Unabhängigkeit vom Staat können Sie lange suchen.
    Es ist schon unheimlich, wie hier aus allen Ecken und Enden
    eine Gleichschaltung tropft, die selbst die „Nazis“ viel Mühe
    und viele Jahre gekostet hat.

    Diskursverweigerung führt nicht zu Tugend
    sondern zu verheerendem Stillstand.
    Die Welt wartet nicht auf Deutschland
    und seine Historiker. Sondern Deutschland
    büßt seine Souveränität ein auf dem Weg,
    auf dem es sich jetzt befindet.

    Der Verband der Historiker wird zum
    Verband der Hysteriker.
    Er erkennt die Zeichen der Zeit nicht
    oder nicht mehr.

    Was für eine Demokratie soll das sein,
    in der zumindest einem Sechstel der Wähler
    und Parlamentarier komplett die Berechtigung
    zu politischer Betätigung abgesprochen wird ?

    Die Herrschaften sollten vielleicht mal über Folgendes Nachdenken:
    die deutsche und europäische Politik werden mehr und mehr zur

    U R S A C H E

    für die Probleme der Bürger.

    Die Lösungskompetenz ist mehr und mehr verschwunden.

    Die EU funktioniert schlichtweg in zentralen Teilen nicht.
    Sie sichert für Europa und die Europäer weder Zukunft
    noch Wohlstand noch Sicherheit ab. Da sind die Autokraten
    in China fast schon weiter, als die Urdemokraten in Europa.

    Wenn das hier die Erzieher unserer Kinder sind,
    oder die Erzieher der Erzieher unserer Kinder,
    dann gute Nacht Deutschland.

    Die Historikerzunft aus dem Tal der Ahnungslosen will auch die neuen Generationen im Neandertal der Ahnungslosen hausen lassen. Wie die Lemminge sollen sie wirtschaftlich und sozial über die Klippe springen.

    Target 2 ist kein Problem.
    Eine verheerende Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa ist kein Problem.
    Ungewollte Zuwanderung nützt Europa.
    Das hat alles nichts mit politischen Versagen in Sachen Euro, EU und EZB zu tun.
    Und die Erde ist eine flache Scheibe.
    Der Verband zur Erhaltung der Erde als einer flachen Scheibe
    wurde von deutschen Historikern wiederbegründet.

  22. Das Problem ist doch eher, dass man nach 1945 kaum noch traut ein Misstrauensvotum gegenüber der „intellektuellen Klasse“ auszusprechen wagt. Sofort heißt es: „So eine antiintellektuelle Haltung erinnert an die beiden großen Totalitarismen“. Was für ein Unsinn. Auch die großen Totalitarismen gingen Hand in Hand mit einem gleichgeschalteten Lehr und Kulturbetrieb. Und genau das ist im Großen und Ganzen wieder geschehen. Als ob nicht gerade unter Historikern ein unglaublicher Konformitätsdruck herrschen würde, den leider gerade viele selbsteingeschätzte Liberale sogar gutheißen. Und die Argumentation verläuft immer wie in dieser „Resulution“. „Wir retten die Werte des Humanismus, indem wir vorgeben in welchen Bahnen man als guter Weltbürger zu denken hat“. Die Wahrheit ist: Die Situation an den Unis war schon zu E. Noltes Zeiten geistig verengt, doch wenigstens gab es noch große Debatten, wie den „Historikerstreit“. Heute erstickt alles intellektuell lebendige im Sumpf der ideologischen Korrektheit , erfrischende Debatten werden in humanwissenschaftlichen Disziplinen kaum noch geführt, wenn doch werden sie nicht von europäischen Wissenschaftlern (zB Clark) initiiert.

    Ich persönlich habe im Laufe meines Studium jedenfalls leider den anfänglichen Respekt vor der Mehrheit der Professoren verloren. Die meisten schienen mir in erster Linie Aktivisten und Weltverbesserer (Stichwort third Mission) zu sein, als der Wahrheit verpflichtete, unbestechliche Forscher. Deshalb scheint mir auch die Diagnose dieses Artikels leider falsch zu sein. Es ist keine „Regierungsnähe“, es ist eine universitär-mediale Selbstgleichschaltung, der sich die Wirtschaft und in Folge die Politik angepasst hat. Das ist natürlich sehr viel schlimmer, da unsere Gesellschaft diese totalitären Tendezen gar nicht mehr sieht, bestätigt doch ein Teilsystem das andere. Dadurch denken die Mächtigen in ihrer Blase sie wären moderat und zentristisch. Eine Lösung sehe ich leider nicht, im Priznip müssten Konservative eigene Parallelinstitutionen aufbauen, um dagegenzuhalten.

    • Intellektuelle Klasse ***** Ich gehöre dieser Klasse auch an, bedeutungsinhaltlich sowieso (sprich tatsächlich vorhandene Bildung), als auch formal (Ich habe einen Wisch Papier von einer Uni, wo draufsteht, dass es so ist).

      Natürlich gibt es auch noch vernünftige Intellektuelle. Und mit denen zu diskutieren, ist fantastisch. Aber im Allgemeinen rede ich lieber mit den „Ungebildeten“, die „nur“ etwas Handfestes gelernt haben.

      Da muss ich viel dozieren, weil viele Fakten gar nicht bekannt sind. Oder wissenschaftliche Methodiken, Definitionen, etc. Aber das geht gut. Die Leute wissen, dass sie vieles nicht wissen, und sie lernen gern.

      Im Gegensatz zu Intellektuellen, da grassieren die Krankheiten Allwissenheit, Absolutheit, und sogar geistiger Totalitarismus. Wenn ein „Ungebildeter“ kein gutes Argument mehr gegen mich hat, sagt er vielleicht: Ok, du weißt viel mehr als ich und du hast ja irgendwie recht, aber ich glaubs trotzdem nicht. Das kann nicht richtig so sein.
      Ein Intellektueller ist sofort empört: Indiskutabel. Dann kommt höchstens noch Gepöbel, wenn auch in wohlgesetzten Worten. Auf jeden Fall verweigert der Intellektuelle die inhaltliche Diskussion.
      Man kann das ja auch schön bei unserer öffentlichen „intellektuellen“ Klasse im Lande beobachten.

      Deswegen sind die Intellektuellen nicht dumm. Aber sie sind verbohrte Ideologen, und wissen es teilweise nicht mal. Sie haben riesige blinde Flecken. Beispiel: Die Verfassungsrichter sind Top-Juristen. Dass die Fernsehgebühren für Parteienpropaganda ganz offenkundig verfassungswidrig sind, sehen die aber nicht. Staatsfern, unabhängig, so sehen sie die öffentlich rechtlichen Sender tatsächlich.
      Das ist Doublethink. Zwiedenken.

      Unsere Intellektuellen leisten Hervorragendes, solange es völlig unpolitisch ist. Aber im Totalitarismus ist nichts unpolitisch. Haltung zeigen. Das geht in Fleisch und Blut über. So wird denn heute alles, was auch nur entfernt politisch sein könnte, gleich im Wege der Selbstzensur korrigiert. Das Ergebnis ist Pseudowissenschaft an den Unis und eine halbgebildete Klasse von Fachidioten, die sich selbst immer noch für intellektuell hält.

      Dann kommen solch skurrile Aktionen zustande, dass irgendwelche Intellektuellenbündnisse virtue signalling zeigen wollen, gegen räächts, mit strunzdummen Slogans. Was bei den „ungebildeten“ Zuhörerern ankommt ist oft nur die ganze Armseligkeit der Klasse. Abgestochen werden ist kulturelle Bereicherung? Protest ist Nazi? Kritik ist Nazi? Widerspruch ist Nazi? Aber Andersdenkende ausgrenzen, totschweigen und von der Antifa verprügeln lassen ist Toleranz?

      Soo ungebildet sind die Ungebildeten auf Dauer nicht. Irgendwann kriegen die Leute das spitz. Was sollen die Leute dann von der intellektuellen Klasse halten, die ihnen noch erzählt, sie hätten nur nicht richtig verstanden?

      Sie haben völlig recht, lieber wollow. Die Lösung sind Parallelstrukturen. Das waren die Unis einst auch, sie lösten die Scholastik der Klöster ab. Sie entstanden, indem Privatleute sich unabhängig von der Kirche organisierten. Jetzt müssen wieder Privatleute her, denen es um Bildung, Wissenschaft und freies Denken geht.

      Seien wir ehrlich: So etwas wie echte Demokratie gab es noch nie. Ist vielleicht auch gar nicht möglich. Und das ist ok, soll der Adel herrschen und die Kirche lehren, Hauptsache wir können unser normales Leben selbst gestalten. Wir zahlen unsere Pacht und unseren Zehnt, aber dafür bekommen wir etwas. Der Ritter hält die Straße von Räubern frei, die Kirche gibt Almosen, baut schöne Kirchen Dorf und bringt ein paar zweitgeborenen Söhnen lesen bei. Das hat jahrtausendelang funktioniert, schon seit die Kirche zu Amon betete und der König Pharao genannt wurde. Es funktioniert bis heute, unabhängig vom Glauben oder Regierungssystem.

      Aber wenn es dem Volk schlecht geht, dann müssen die Herrschenden was leisten. Sonst gibt es Bauernaufstände und Revolutionen und Bürgerkriege. Selbst die besten und wohlmeinendsten Herrscher sitzen auf einem wackeligen Thron, wenn die Nilflut ausbleibt und dem Volke der Magen knurrt.

      Unsere herrschende Kaste befindet sich bereits im Niedergang, denn sie hat sich verrant. Gegen die Basis, die sie trägt. Gegen ihr Volk. Der Bürger merkt vielleicht nicht wo und wie er manipuliert wird. Aber er spürt, dass er manipuliert wird. Und immer denkt er, so kann es nicht weitergehen. Und gibt seine Wahlstimme den schönen Worten. Toleranz. Offenheit. Frieden. Menschenrechte. Demokratie. Rechtstaatlichkeit. Sozial. Ökologisch. Und immer wieder wird er enttäuscht. Alles geht bergab. Wenn die Rezession zuschlägt, wird sich erneut erweisen, wie sandig die Fundamente der Macht sind.

      Es ist an uns Konservativen, bereits jetzt die neuen Strukturen zu erschaffen. Nicht erst, wenn die alten gegangen sind. Klöster gibt es heute auch noch. Also sollen die Unis existieren, wir müssen bloß Alternativen schaffen. In den USA sprießen neue private Bildungsträger wie Pilze aus dem Boden. Ein Blick auf die Wachtumsraten und man denkt, man hätte es mit Cannabis-Apotheken zu tun. Die alten Unis werden sich reformieren müssen, und wenn sie dazu unfähig sind, werden sie langfristig bedeutungslos.

  23. Es wird immer absurder in diesem kranken und kaputten Land. Solche Ergebenheitsadressen in vorauseilendem Gehorsam waren bislang immer Zeichen der Gleichschaltung der Gesellschaft in Diktaturen.

  24. Lieber Herr Asch, der Tenor ihres Artikels läuft letztendlich auch auf ein virtue signalling hinaus. Das ritualisierte Beinchen heben an der AfD, die Suggestion, antidemokratische Kräfte gebe es nur von rechts und nicht auch von links, der Nationalsozialismus als identitätsstiftendes, nicht historisierbares Solitär. Historiker leben größtenteils vom Staat. Das erklärt eigentlich alles. Geschichte ist das, was man in ihr sehen möchte. Zur Bewertung der konkreten Migration bedürfte es einer rationalen Stellungnahme von Neuropsychologen sowie noch der Empirie zugewandter Soziologen. Soviel Realitätssinn wäre aber tödlich für die Überbringer der schlechten Nachrichten und unerträglich für die, die eines virtue signalling bedürfen. Oberhalb dieser elementaren Grundfragen bleibt aber alles scheinheilige Vermeidung.

  25. Ach ja, unser Lehrer damals hatte einen Doktor in Geschichte und war Sozialdemokrat. Trotzdem wäre einem in seinem Kurs, wenn man Nazi gewesen wäre, kein Nachteil widerfahren. Wenn man steile Thesen mit Begründungen abseits der gängigen Geschichtsforschung anbrachte, fand er es „Interessant!“. Eins konnte er nicht ausstehen, wenn Schūler sich aufspielten im Dritten Reich wären sie Widerstandskämpfer gewesen. Er wüsste nicht, in jener Zeit aufgewachsen, ob er nicht auch mitmarchiert wäre.

      • Der wird wohl schon in Rente sein, der war damals schon ein wenig grau;) Er wollte auch, dass sich die Schüler jede Unterrichtsstunde umsetzen. Bloss kein Konformismus.

    • Meine Sozi-Geschichtslehrerin hatte keinen Doktor in Geschichte und war das exakte Gegenteil. Und natürlich wären sie alle im Widerstand gewesen.
      Respekt vor ihrer Lehrerin.

  26. …….wer oder was wird als nächster gleichgeschaltet?

  27. EU-(Auf)lösungen … Selbst wenn man einen Vielvölkerstaat, wie das einstige Jugoslawien, und seine „Teilrepubliken“ bzw. die Nachfolgestaaten in der EU meint auflösen zu können und dies Stück für Stück glaubt zu tun durch Aufnahme in unter Unwerfung durch die EU-Bürokratie, kann man sich in einem sicher sein: Komme niemand in Brüssel auf die Idee, Teile eines dieser autonomen Gebiete heute oder in Zukunft unter die Herrschaft eines Nachbarn zu stellen, und seien es nur ein paar Quadratmeter. Da können sich Kulturschaffende und Historiker noch so sehr an ihren kurzgedachten Utopien erfreuen und wedeln was die Lunte hergibt. Es wird immer wieder knallen. Und wenn das sogar in eng verwandten Kulturkreisen wie denen der Ukrainer und Russen passiert und gerade aufgrund von Ansiedlungen in der Historie, sollten gerade bei Historikern die Alarmsirenen angehen. Auch ist es ja nicht so, dass im Nahen Osten nicht seit Jahrtausenden dort lebende Jesiden, Christen und Juden, lange vor muslimischer Zeitrechnung dort, vertrieben werden. HEUTE.

  28. Das alles erinnert doch sehr an die McCarthy-Ära. Oder noch schlimmer und leider viel länger dauernd: Die Zeit der linken Menschenfreunde und Gutmenschen im Osten Europas.

  29. Die Antwort, die man dem Verband der Historiker und den „Kulturschaffenden“ geben muss, lautet:

    „Keiner von Euch moralisch Hochmütigen, die ständig öffentlichkeitswirksam „Refugees welcome“ rufen, hat sein Gästezimmer frei gemacht oder in seinem Garten ein Zelt stehen, in dem er 5 illegale Migranten auf seine Kosten beherbergt.“

  30. Es ist nicht mal eine Migration. Es ist eine ADOPTION.

    Die Migration gab es schon immer. Es geht darum, daß Wildfremde als Hiesige (inkl. aller Annehmlichkeiten), als eine Art „Adoptivkinder“ behandelt werden.

    Das gab es in der Geschichte evtl. noch nie. Deswegen sind die dollen „Historiker“ total überfordert.

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