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Verlierer Erdogan

Neue Entwicklungen in Syrien, während Maas mit der Türkei kuschelt

07.09.2018

| Lesedauer: 5 Minuten
In der aktuellen Lage kann es auf eine Teilung Syriens hinauslaufen: Ein alawitisch geführter Weststaat und ein kurdisch geführter Oststaat, jeweils garantiert von dem starken Verbündeten.

Am 30. August veröffentlichte ich bei TE einen aktuellen Bericht zur Situation in Syrien. Die Kommentare unserer Leser machten deutlich: An diesem – von unseren MSM zwischenzeitlich weitgehend ausgeblendeten – Konflikt herrscht nach wie vor großes Interesse – und die Entwicklungen zeigen täglich neue Situationen auf. Insofern möchte ich hier anknüpfen an jenen Text zu Schlacht um Idlib.

Der Angriff auf Idlib hat begonnen

Während der Mann von der Saar, der gegenwärtig den Bundesminister des Äußeren gibt und von sich selbst nur im pluralis majestatis spricht, davon träumt, den Angriff der syrisch-russischen Koalition auf die von radikalmuslimischen Gruppen gehaltene Provinz Idlib vermeiden zu können, hat dieser längst begonnen. Syriens Premierminister Imad Khamis ließ in Damaskus wissen, dass die „staatliche Souveränität über die Provinz Idlib bald wieder hergestellt“ sein werde.

Seit dem 5. September fliegen die Russen entlang der Südgrenze der Provinz Angriffe auf Stellungen der Gegner, beschießen Truppen des syrischen Machthabers Assad die Dörfer im Süden der Provinz. Mittendrin die Türkei, die bei Murak einen Beobachtungsposten unterhält – noch ist unklar, ob Erdogan seine Beobachter abziehen wird, um sie nicht sinnlos zu opfern.

Es ist davon auszugehen, dass der Beschuss eine bevorstehende Bodeninitiative vorbereitet. Das russische Außenministerium hat dazu erklärt, dass Russland “die Terroristen vernichtet hat und weiterhin vernichten wird – in Idlib und überall“. In der Folge der Angriffe haben sich mehrere hundert Zivilisten aus der Region Richtung Norden zur Flucht gewandt.

Krieg auch zwischen Assad und den Kurden?

Im Osten Syriens deutet sich derweil der nächste Konflikt bereits an. Am 6. September erklärte ein Vertreter der syrischen Zentralregierung, es werde für den kurdisch beherrschten Norden und Osten Syriens keine Sonderbehandlung geben. Das gelte insbesondere für mögliche Autonomiebestrebungen.

Die Antwort kam prompt. Ein Sprecher der Syrian Democratic Forces (SDF), die zur US-geführten Anti-IS-Koalition gehören und maßgeblich von den kurdischen Einheiten geprägt sind, ließ wissen, man werde umgehend eine unabhängige Einheitsverwaltung für die Gebiete im Osten und Norden Syriens ins Leben rufen. Diese werde unter der Bezeichnung „Self-Administration of Northern & Eastern Syria“ all jene derzeit noch unabhängig voneinander agierenden Verwaltungen in den von ihr beherrschten Gebieten zusammenfassen. Dabei handelt es sich um die syrischen Territorien östlich des Euphrat sowie die an die türkische Besatzungszone angrenzende Region um Manbidj und das südlich der ehemaligen IS-Hauptstadt Raqqa  gelegene Tabqa, das den Zugriff auf den Euphrat-Damm des Assad-Stausees garantiert.

Zwar ist eine „Self-Administration“ noch kein eigener, unabhängiger Staat – doch mit diesem Schritt haben Kurden und die „Syrischen Demokratischen Kräfte“ deutlich gemacht, dass es für sie ein Zurück in die Situation vor dem Krieg nicht geben wird.

Ein Konflikt mit Syriens Machthaber Assad könnte insofern unausweichlich sein – doch sind hier die Karten anders gemischt als bei jenen islamischen Rebellen in Idlib, die lediglich den türkischen Muslimbruder Erdogan hinter sich glauben. Denn während Assad und Putin noch mit diesen Islamkämpfern beschäftigt sind, haben die USA bereits am 5. September auf 200 Transport-LKW schweres Kampfgerät nach Kobane gebracht – jener Grenzstadt zur Türkei, die 2014 gegen den Widerstand Erdogans auf Druck des damaligen US-Präsidenten Barack Obama durch kurdische YPG-Einheiten vom Islamischen Staat befreit worden war.

Am 6. September folgte ein weiterer US-Militärtransport aus dem Irak, dieses Mal zur syrischen Provinzmetropole Ayn Issa. Hochleistungs-Radargeräte waren bereits vor einigen Tagen an der Grenze zur Türkei aufgestellt worden.

Steht ein USA-Russland-Konflikt unmittelbar bevor?

Diese Verlagerung schwerer Waffen aus dem Irak in den Norden Syriens verdeutlicht, dass die USA nicht bereit sind, ein Überrollen ihrer kurdischen Verbündeten hinzunehmen – weder durch Erdogan, noch durch Assad.

Wird hier nun ein Konflikt vorbereitet, der am Ende die USA in den Schlagabtausch mit Russland bringen muss? So scheint es auszusehen, wenn einerseits die russische Regierung öffentlich ihre Solidarität mit einem Assad-Regime erklärt, welches jegliche Zugeständnisse an die Kurden verweigert – und gleichzeitig die USA massiv Kampfgerät nach Westen weit nach Syrien hinein verlegen. Und doch bleibt es dabei, dass weder Putin noch die US-Militärs ein Interesse an einer direkten Konfrontation haben. Insofern dürften sowohl das Säbelrasseln auf der einen wie das Aufrüsten auf der anderen Seite maßgeblich dazu dienen, die eigenen Verhandlungspositionen zu stärken.

Dabei scheinen die USA wie auch Russland daran interessiert, längerfristig in Syrien ihre Positionen zu behaupten. Setzen die einen auf die Alawiten, so finden die anderen ihre Verbündeten bei den Kurden – beides Gruppen, die den sunnitischen Arabern ebenso wie den Türken suspekt sind. Sollten die USA hier nicht doch noch im letzten Moment einen Rückzieher machen, wird eine kurdische Teilautonomie auch durch Assad am Ende kaum noch zu verhindern sein. Denkbar aber auch, dass die Parteien sich stillschweigend auf jenes Modell einigen, welches Russland in der Ost-Ukraine, Transnistrien und Nord-Georgien erfolgreich fährt: Die Kontrahenten verzichten auf gemeinsame Gespräche, nicht aber auf ihre gegenseitigen Ansprüche – der Konflikt wird eingefroren und zur Dauersituation.

In der aktuellen Lage allerdings würde dieses Modell dann allerdings auf eine Teilung Syriens hinauslaufen: Ein alawitisch geführter Weststaat und ein kurdisch geführter Oststaat, jeweils garantiert von dem starken Verbündeten.

Erdogan bleibt der Verlierer

Bei einer solchen Entwicklung wäre einmal mehr der türkische Präsidialdiktator Erdogan der große Verlierer. Er wollte in Syrien die herrschenden Alawiten durch ein den Muslimbrüdern nahestehendes, sunnitisches Regime ersetzen. Und eine kurdische Autonomie an seiner anatolischen Südgrenze wollte er um jeden Preis verhindern. Mit beiden Zielen sieht es derzeit schlecht aus – selbst das besetzte Afrin wird nicht zu halten sein, wenn die Assad-Koalition die sunnitischen Rebellen aus Idlib in die Türkei getrieben haben sollte.

Dafür aber kann sich Erdogan von seinem Vasallen Mevlüt Cavusoglu trösten lassen. Der ist derzeit in der iranischen Hauptstadt Teheran, um mit dem schiitischen Erbfeind Lösungsmöglichkeiten zu sondieren. Diese allerdings müssten bedeuten: Die Türken akzeptieren nicht nur Assad, sondern auch den iranischen Einfluss in Syrien. Erdogans großosmanische Träume wären damit zu Grabe getragen. Dennoch ist auch ein solches Szenario nicht gänzlich aus der Welt, denn die faschistischen Regimes in Iran und Türkei eint ihre Angst vor den Kurden. Eine kurdische Autonomie unter US-Schutz könnte Ausstrahlung bis weit nach Anatolien und in den Nord-Iran hinein entfalten. Hier – und nur hier – läge ein gemeinsamer Nenner der seit Ewigkeiten einander mehr als skeptisch gegenüber stehenden Regionalmächte.

Sollte es allerdings zu einer Einigung zu Lasten der Kurden kommen – der Russland seinen Segen geben müsste – hätte es sich Erdogan mit den USA abschließend verdorben. Und vielleicht dennoch nichts gewonnen, denn die US-Unterstützung der Kurden und der SDF richtet sich mehr noch als gegen Assad gegen den Iran, dessen Verbleiben in Syrien die USA in enger Absprache mit ihrem wichtigsten Verbündeten Israel keinesfalls zulassen werden.

Erdogan kann sich vom Heiko trösten lassen

Wie immer es auch für Erdogan stehen wird – eine Sorge ist er immerhin los. Und daran hat sein Außenminister Mevlüt Cavasoglu erheblichen Anteil. Der nämlich hat den Besuch des Mannes von der Saar dazu genutzt, um dem Heiko das „Du“ überzuhelfen. Nun sind „wir“, also der Heiko, über alle Maßen glücklich, dass „wir“ den Mevlüt Mevlüt nennen dürfen.

Vor lauter Glück fielen dann auch kritische Worte hinsichtlich der Türkei beim offiziellen Antrittsbesuch des Saarländers ins Wasser des Marmara-Meeres. Weder die ohne Grund und Anklage inhaftierten deutschen Staatsbürger noch der rasante Abbau der demokratischen Rechte in der Türkei durch eine rechtsextremistische Regierung  schienen den Heiko noch zu bekümmern, kaum dass ihm sein Amtskollege das anheimelnde „Du“ angeboten hatte. Stattdessen nur noch Kuschelkurs des Heiko mit seinem neuen Kumpel Mevlüt, der die Deutschen noch vor kurzem allesamt als Nazis und braune Rassisten beschimpft hatte. Macht aber nichts unter Duzfreunden – Schwamm drüber.

Und da der Heiko im Moment sowieso die Spendierhosen an hat und den Erdogan-Freunden von der PLO und der Hamas unter die Arme greifen möchte, werden sich bestimmt noch ein paar Milliarden an deutschen Steuergeldern finden lassen, um die von Erdogan und seinen Mittätern an die Wand gefahrene Türkei kräftig zu unterstützen. Von seiner Parteivorsitzenden Andrea Nahles hat Heiko ja bereits die Freigabe der finanziellen Unterstützung des Möchtegernsultans. Und auch seine Kanzlerchefin Angela Merkel ließ wissen: „Deutschland hat ein strategisches Interesse daran, dass sich die Türkei wirtschaftlich vernünftig entwickelt.“

Da ist man doch selbst dann, wenn diese Suche nach der Interessen-Strategie erfolglos bleibt, geneigt, sich an die Drei von der Tankstelle zu erinnern und das Liedchen vom guten Freund zu trällern, welcher bekanntlich das Beste auf der Welt ist. Auf die Deutschen ist eben Verlass: Man mag sie noch so sehr beschimpfen und noch so heftig schmähen, ihre Bürger inhaftieren und seine bei ihnen lebenden Untertanen zur Gegnerschaft aufstacheln – am Ende zücken sie das Portemonnaie und bedanken sich artig mit Bargeld.

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25 Kommentare

  1. Ich finde das Bild ganz wunderbar. Herr Maas ist endlich unter seinesgleichen angekommen. Politisch, intellektuell und charakterlich. Sein Parteigenosse Siggi Popp hat einst den vollumfänglich zutreffenden Begriff verwendet, wie man Teilnehmer solcher „Zusammenrottungen“ wie auf diesem Foto bei ihm zuhause früher nannte. Kleiner Tipp, der Begriff fing mit „P“ an und hörte mit „ck“ auf. Dennoch gibt es für die Deutschen auch bei diesem Bild wieder sehr schlechte Nachrichten, denn Maas kündigte bereits an, nicht dauerhaft bei seinen totalitären Freunden in der Türkei bleiben zu wollen, sondern beabsichtige wieder nach Deutschland zurück zu kommen. Tja, so eng liegen nun einmal Glück und Leid der Deutschen beieinander.

  2. Ein wohltuend sachlicher und die Situation in Syrien verständlich machender Artikel. Wäre man hinsichtlich der Syrienfrage auf Informationen aus den MSM angewiesen, ergäbe sich ein sehr einseitiges und somit völlig falsches Bild. Hinsichtlich des Auftretens unseres Außenministers kann man in der Tat nur noch mit Zynismus oder Ironie reagieren bzw. kommentieren.

  3. Wenn Erdogan verliert, Netanjahu sich aus dem Turk/arabischen Gebiet im Prinzip heraushält, also nur auf die selbstverständliche Sicherheit Israels sich beschränkt und die Kurden eine Chance erhalten, aber auch die sunnitischen – ich vermute, aber nur gethest, stärker „wahabitisch“ einzuschätzenden Arabern Syriens, dann gibt es immerhin eine Entwicklung.
    Ich habe keine Sympathien für Rebellen, die evtl. einen der modernsten Staaten im Nahen Osten zerstörten, aber in Luft auflösen werden sie sich nicht und Europa scheint sie auch nicht alle aufnehmen zu wollen. Der evtl. Bürgerkrieg zwischen eher „Turk“-Gesellschaften(Alawiten, Aleviten, Kurden etc) und Arabern(Saudi-Arabien, Sunniten Syriens, auch des Irak/IS? verläuft evtl. innerhalb Syriens.
    Permanenter Krieg, Krieg überhaupt ist den Menschen nicht zuzumuten.
    Ich bin für eine vernünftige Teilung Syriens.
    Das Vokabular des Autors im Einelnen teile ich nicht, aber der Artikel bietet spannende Informtionen und Überlegungen.

  4. Beobachtung am Rande zu dieser vorzüglichen Analyse, die ARD machte gestern wieder allzu deutlich auf welcher Linie die deutsche Öffentlichkeit gehalten werden soll. Erste Filmsequenz: Fröhlich spielende Kinder, eines lieber als das andere anzusehen, mit großen Kulleraugen, dann ein bärtiger Mann vom Typ der „liebe“ Onkel (vom IS) paßt den Kleinen, die das Ganze in aller Unschuld auch noch spaßig finden, improvisierte Gasmasken an. Zweite Filmsequenz: Explosionswolken vom Rande der Stadt, Angriffe russische Bomber!
    Ich bleibe bei meiner Vermutung, die Beweise für die nächste Ausstrahlung des Stücks: „Assad setzt Giftgas gegen die eigene Bevölkerung ein.“ liegen schon fertig produziert bereit um danach zur letzten Einstellung überzuleiten: die NATO-Engel der gerechten Vergeltung stoßen adlergleich auf den schurkischen Assad und seine russischen Helfershelfer herab und bringen sie hollywoodesk zur Strecke.
    Oder, erwartet jemand etwas anderes?

  5. Guten Abend Herr Spahn,

    das Summit Statement auf INRA spricht für ihre Interpretation, dass die teilnehmenden Parteien gemeinsam die Wiederherstellung der Syrischen Souveränität über das ganze Staatsebiet anstreben.

    Dafür spricht auch, dass alle vier Parteien, d.h. der Iran, Russland, Syrien und die Türkei ein Interesse daran haben, den Einfluß der USA im gesamten, MENA-Bereich zu schwächen. Aber sie wissen, im Orient wird viel geredet, gelächelt, versprochen und … morgen gebrochen!

    Und dagegen spricht auch, das Interesse der Kurden, der Saudis, der Europäer und nicht zuletzt der Amerikaner selbst, die ihre Rolle als Weltmacht unter Trump nicht aufgeben werden.

    Übrigens gibt es bereits eine autonome kurdische Entität im Irak, die vielleicht als ein „Role Model“ für den Westen Syriens dienen könnte, die „Autonome Region Kurdistan“.

    Für uns Europäer jedenfalls wäre es wichtig, dass die Region schnellstmöglich befriedet wird. Wir sehen ja daheim bei uns die Auswirkungen, denen uns unsere Politiker orientierungslos, hilflos ausliefern!

  6. Wie immer brillante Analyse. Aber ich bin der Meinung, die USA haben ihren „Nato Partner“ schon längst aufgegeben. Sind halt auf der Suche nach neuen Stützpunkten.
    Nebenbei, warum brauchen wir 1.500 (Personen) neue Kampftruppen in Deutschland?
    Aber zu dem Heiko, was erwarten sie von einem Leichtmatrosen.

  7. Wenn ich mir den Aussenminister bei seiner selfie Aktion so ansehe, frage ich mich wie der in dieses Amt kommt?
    Kompetenz oder Ausstrahlung?
    Der wirkt auf mich wie auf ner Konfirmandenfreizeit.
    Wir haben wirklich Ministerfachkräftemangel.
    Gibt es eigendlich auch noch Ministerien, die keinen Maschinenschaden oder Ausfall der Ruderanlage melden?
    Wobei auf der Brücke ist der Kompass und die Orientierung schon länger kaputt. Aber der Kapitän sagt wir schaffen das. Und so dümpelt das Schiff da hin und füllt sich langsam…

  8. Wenn man von den USA spricht, so muss man unterscheiden zwischen der Position von Präsident Trump und der Gruppe um den Tiefen Staat.

    1. Es gibt Fotos die den verstorbenen Republikanischen Senator John McCain (No Name = we dont say his name) mit Führern der „moderaten“ Rebellen zeigt.
    2. Präsident Trump ist zwar oberster Befehlshaber, direkt unterstellt sind ihm aber glaube ich nur die US Marines, die ihn auch bewachen. Aufgrund vereinzelter Vorkommnisse bin ich mir bei den anderen Truppenteilen nicht so sicher.
    3. Verschiedene ex Regierungsmitglieder (der Vorgängerregierung) tingeln frisch fröhlich durch die Welt.

    Syrien scheint extrem wichtig zu sein und darum spielen viel zu viele Player ihr Spielchen.
    Und jede dieser Parteien schert sich einen Dreck um die Zivilbevölkerung, dies sollte uns zu denken geben

  9. Eine Teilung Syriens war immer der Schlüssel zu einer zumindest ansatzweise Befriedigung des arabischen Halbmondes. Die Sykes-Picot-Ordnung, die so konfliktträchtig ist wie die Zwangsgemeinschaft Jugoslawien, muss beendet werden. Selbstverständlich wird die Nachfolgeordnung nicht wirklich „gerecht“ sein, der Konflikt zwischen Alewiten/Schiiten und Sunniten im Westen bleibt, er verlangte nach mindestens einem weiteren Staat (im Süden, um Damaskus) und möglicherweise auch nach einer Zerschlagung des Libanon. Letzteres wäre vor allem auch im Interesse Israels. Rußland, das an Damaskus oder Beirut kein Interesse hat und damit leben könnte, es den Haschemiten in Amman/Jordanien zu überlassen, muss es dennoch halten, weil sein Verbündeter Assad darauf besteht. Latakia ist ihm zu klein und zu wenig, Aleppo ist zu zerstört, die Sicherheitsinfrastruktur des Alewiten-Clans in Damaskus konzentriert. Während sich der Oststaat stabilisieren könnte, solange die Türkei ihn nicht erobern oder zerschlagen will, gebe ich dem Westen maximal 5 Jahre, bevor der Krieg dort erneut ausbricht. Es bleibt auch unklar, ob und wie lange Assad sich innerhalb der Alewiten halten kann. Die Drecksarbeit während der letzten 2 Jahre haben andere Kommandanten für ihn gemacht, die nach einem Sieg ihren Anteil und Lohn einfordern werden. Kann er das nicht, wird er gestürzt werden. Ob die Russen das zulassen werden und wie weit ihr Einfluss reicht, sobald die Alewiten wieder die volle Kontrolle über ihre Gebiet haben, muss man abwarten.
    Außerdem bleibt der zweite große Konfliktherd der Region, das Zweistromland aka Irak in der alten Ordnung, die noch nie ohne Gewalt stabil war. Die traditionelle Zerstrittenheit der Kurden hat dort bisher die Sezession des Kurdengebietes verhindert. Die Schiiten im Süden werden sich dem Iran nicht so unterwerfen wie die Hisbollah am Mittelmeer, die Sunniten würden ohne Zugriff auf die Ölgewinne im Süden verarmen. Ständiger Schiitenzuzug nach Bagdad hat dort eine mächte Schiitenenklave inmitten ansonsten sunnitischem Gebiet entstehen lassen. Hier könnten saudische, türkische und iranische Interessen aufeinanderprallen. Solange aber die USA Fracking betreiben, werden sie an der Region keinerlei Interesse mehr haben. Einen Stellvertreter werden sie aber brauchen, da tippe ich auf die Saudis, für die eine Kontrolle Bagdad essentiell sein könnte, um den Iran einzuhegen.
    Wenn in Syrien also Ruhe herrscht, wird es im Irak wieder losgehen.

    • Eine Kleinigkeit haben sie vergessen. Die Russen haben in Syrien ihre einzigen Flottenbasen am Mittelmeer.

  10. Lieber Herr Spahn,

    wäre es nicht auch denkbar, alles liefe auf ein drei-geteiltes Syrien hinaus und könnten die Gespräche der Türkei mit dem Iran nicht der Sondierung dieser Möglichkeit gedient haben?

    Der Norden unter türkischer Kontrolle, mit oder ohne Kurden, der Westen unter alawitischer Herrschaft, unterstützt von Russland und dem Iran und der Osten faktisch unter kurdischer Verwaltung, mit amerikanischer Sicherheitsgarantie?

    Dann hätte der Sultan zumindest einen „cordon sanitaire“ an seiner Südgrenze und sein „Gesicht“ gewahrt. Die Kurden werden immer das Ziel eines eigenen Staates verfolgen, der möglichst alle Kurdengebiete umfassen sollte. Diese Frage wird die Politik noch Jahrzehnte umtreiben und die Region auch weiterhin in Unruhe versetzen.

    Das die deutsche Aussenpolitik den Gesprächsfaden mit der Türkei aufrecht erhält ist eigentlich zu begrüßen und tatsächlich im Interesse Deutschlands. Aber wie das geschieht, ist tatsächlich erbärmlich. Selten hat man unterwürfigeres Verhalten unserer Politikern in den letzten Jahrzehnten gesehen und es wunderte mich nicht, wenn Erdogan diese Politiker, die sich ja von ihm nach Strich und Faden beschimpfen lassen, tatsächlich abgrundtief verachtet.

    Herr Maas ist ja wegen der Erfahrungen des Dritten Reiches und der Shoa in die Politik gegangen und auch Frau Merkel ist im Kampf gegen Rechts ja schwer engagiert. Manchmal aber sagen Fotos mehr als Worte, Unterwerfung eben!

    – Erdogan tanzt mit den Wölfen, ganz ähnlich wie bei uns in den 30-igern:

    https://www.welt.de/politik/ausland/plus179971282/Rechtsruck-in-der-Tuerkei-Erdogan-tanzt-mit-den-Woelfen.html

    – Und Angela Merkel trifft den Grauen Wolf:

    https://www.huffingtonpost.de/entry/merkel-beim-nato-gipfel-dieses-bild-der-kanzlerin-ist-eine-schande_de_5b541d9be4b0de86f48dbbd7

    • Lieber Herr Wittgenstein,
      ginge es nach Vernunft, dann gäbe es Syrien nicht und den Irak nicht und Jordanien und Saudi-Arabien auch nicht. Alles Kunstprodukte infolge franko-englischer Interessen.

      Das aktuelle Statement aus Teheranvom Gipfel Putin-Rohani-Erdogan scheint allerdings darauf hinzudeuten, dass mein Hinweis auf eine Einigung zu Lasten der Kurden auf den Weg gebracht wurde. Erdogan stimmt der territorialen Integrität Syriens und der Vernichtung der islamischen Rebellen zu – im Gegenzug erfolgt die Zusage, keinerlei Separatismus oder ähnliche Bestrebungen zuzulassen, die Syriens Nachbarn in irgendeiner Weise bedrohen könnten. Konkret also: Kein autonomes Kurdistan auf syrischem Staatsgebiet gegen den Verrat an den sunnitischen Oppositionellen in Idlib.

      Die Erklärung finden Sie komplett bei IRNA http://www.irna.ir/en/News/83025706

  11. Auf die USA als Verbündeten kann man sich verlassen: Bei der nächsten Gelegenheit wird man verraten und verkauft. So wird die USA die Kurden für den Ausgleich mit der Türkei opfern.

    Auch wird sich Russland nicht mit den Verbündeten der USA direkt anlegen, um sich die Demütigung zu ersparen.

    Ich vermute, die Kurden bekommen eine Teilautonomie die nichts wert ist, denn der kleinste Nenner ist die Kurden klein zu halten. Assad wäre wohl noch am Großzügigsten, was aber die Kurden nicht realisieren, sondern sich von den „verlässigen“ Amis einwickeln lassen.

    • „So wird die USA die Kurden für den Ausgleich mit der Türkei opfern.“

      Normalerweise würde ich ja sofort zustimmen. Die USA haben die historische Tendenz sich in geopolitischen Konflikten tendenziell auf Seiten der Stärkeren zu positionieren. (Im Gegensatz zum britischen Empire, welches aus der Balance of Power Doktrin heraus üblicherweise die schwächere Seite vorzog.)

      Unter Trump allerdings… fühlt es sich an als ob der sonst so vorhersehbare Maximalopportunismus der Amerikaner nicht mehr gilt.

      Ich bin nicht mehr sicher, ob die Amis die Kurden fallen lassen werden. Vor etwa einem Jahr habe ich noch das Gegenteil behauptet.

  12. Danke, Herr Spahn, dass Sie wieder herausarbeiten, was für ein unkalkulierbares Pulverfass dieser Nahe Osten ist. Wie dankbar müssen wir Gerhard Schröder sein, dass er damals die Courage aufbrachte, Deutschland aus den Irak-Abenteuern der Amerikaner und ihrer Koalition der Willigen herauszuhalten. Die Türkei in der NATO und im westlichen Lager zu halten, wird sehr, sehr schwer werden. Wer sich in die türkische Seele einfühlen möchte, der lese „Schnee“ des türkischen Nobelpreisträgers Orhan Pamuk. Magisches Denken, Irrationalität, eine Neigung zur Gewalt und Anarchie – keine guten Voraussetzungen für ein gedeihliches Miteinander. Gunnar Heinsohn weist immer wieder auf den mörderischen Kriegsindex der arabischen Nationen hin. Dagegen werden auch deutsche Milliardenzahlungen nichts ausrichten können.

    • Die Türkei sollte nicht in der NATO gehalten werden. Diese Basarmentalität braucht Europa nicht, sie kostet mehr als sie bringt.

    • Es stimmt. Sie werden wie immer uns vorbei sinnlos „verbrannt“.

  13. Stimme der Analyse weitestgehend zu. Der Themenwechsel zu den Lustreisen unseres außerordentlich kompetenten Außenministers ist allerdings doch etwas abgehackt. Mit „harter“ Geopolitik rund um Syrien hat das osmanische Siedlungsgebiet Almaniya nix am Hut.

    Wir wissen allerdings: wenn Erdogan fällt, dann fällt Europa. Oder so ähnlich.

    Darum können wir uns auch denken, dass Heikos Besuch eher vom Gedanken getrieben ist alternativlos die Türkei und damit die neuerdings exponierten 12%-Rendite Direktinvestitionen aus EU-Land mit meiner erarbeiteten Steuerknete zu kreditieren.

    Zum Glück hat der Staat gut gewirtschaftet und es wird niemanden etwas weggenommen.

    Denn es gilt: Man darf den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen und muss die Diskussion nach allen Seiten offen führen… das übliche Merkelsprech um Nichtstun und Geldschenkungen für den öffentlich-rechtlich gebildeten Michel als fähige Geopolitik dünken zu lassen.

    • Ich gebe Ihnen insofern recht, als ich mit dem Text einen Spagat gewagt habe. Aber es schien mir dann doch zu viel der Ehre, für den Heiko schon wieder einen eigenen Beitrag zu verfassen. Dessen Glückseligkeit angesichts der Duzerei zu unterschlagen, schien mir aber auch zu schade. Und inhaltlich passt es ja.

  14. Wie schrieb doch vor kurzem die NZZ so treffend: „Die Deutschen testen die Grenzen ihrer eigenen Demütigung aus!“ ?
    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen……….

  15. Abgesehen davon, dass „ der Deutsche“ in Gedanken und Worten der links/ grünen Merkelentourage bestenfalls nicht mehr vorkommt, wenn bei der Nennung nicht dreimal ausgespuckt wird, von den Repräsentanten wohlgemerkt, kann man die psychische Verfassung ( seine Ideologie kennen wir) des Herrn Maas auch an diesem Verhalten wunderbar erkennen. Offenbar sind ziemlich viele unserer Politdarsteller in einer psychologisch interessanten Verfassung, denn auch Frau Merkel schätzt die Sympathien bestimmter Herren über alle Maßen und auch bei den anderen ( grünen ) Damen brechen mitunter biologisch bedingte Affinitäten – natürlich ideologisch verbrämt – durch. Sehr gefährlich wird es für das „ Volk“ -wie man aktuell feststellen muss -immer dann, wenn die psychischen persönlichen Besonderheiten der „VolksvertreterInnen“ die Amtsführung beherrschen. Da braucht es eben mal die „ Freundschaft“ zu einem starken, wenn auch etwas problematischen Kollegen, um sich selbst endlich auch mal wieder stark und wichtig zu fühlen. Die Partnerinnen werden es schätzen. Das sollte uns den Preis der Privatisierung der Politik schon wert sein.

  16. Nun sein Sie mal nicht so Herr Spahn. Der Heiko hat schließlich ganz allein was geschafft. Musste er bei seiner Amerkareise noch zur UN abbiegen, und fand in Washington keine offene Tür, so hatte Mutti den Putin auf Schloß Meseberg abgefangen, und inzwischen halb Afrika bereist. Da bleibt dann für Heiko nur noch, dem Mevlüt seinen Tee zu servieren. Schließlich spricht man Angestellte im Orient nicht als Herr an, ruft sie kurz mit ihrem Jungsnamen, oder es reicht ein Fingerschnippen. …Heiko, bring Tee!

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