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Felix Magath im Interview mit Tichys Einblick

Felix Magath: Wieder kämpfen, statt über Taktik reden

04.09.2018

| Lesedauer: 2 Minuten
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Fußball ist mehr als nur eine x-beliebige Sportart: Bei so vielen Spielern auf dem Feld oder der Couch, Trainern vor dem TV-Gerät und leidenschaftlichen Mitspielern im Stehen, Sitzen, Mitlaufen: Da ist es schon ein Spiegel der Gesellschaft - und der sieht nach der desaströsen WM alt aus...

Bloß keine Karriere machen oder Leistung zeigen, sondern auf die Work-Life-Balance achten! Kein Wunder, dass Wirtschaft, Wissenschaft und eben auch Fußball sich im Sinne dieses Zeitgeists ändern.

Wie ein Raubein aus anderer Zeit wirkt da der gerade 65 Jahre alt gewordene Felix Magath. Kantig, eckig und überaus erfolgreich. Sie nannten ihn „Quälix“, weil er Leistung notfalls lautstark einforderte. Er leistet sich sogar eine eigene Meinung, statt Mainstream zu brabbeln. So lobt er zwar Jogi Löw:

„Jogi hat bisher einen guten Job gemacht. Ich finde es auch lobenswert, dass er sich nach dem verlorenen Spiel gegen Südkorea äußert und sagt: ‚Ich übernehme die Verantwortung.‘ Dann aber im nächsten Satz: ‚Jetzt gehe ich erst einmal für vier Wochen in den Urlaub, ich bin vier Wochen nicht zu sprechen – und anschließend reden wir weiter.‘“

Und dann kommt auf die Frage, was er gemacht hätte:

„Ich hätte mich dann auch verantwortlich gefühlt und meine Position zur Verfügung gestellt. So hätten die Gremien beim DFB sofort handeln können.“

Felix Magath kommt quasi direkt aus China zum Gespräch mit TE. Im bevölkerungsreichsten Land Asiens hatte er gerade im Handstreich die „Chinese Super League“ neu sortiert, als es ihm als Trainer gelang, den in der sieben Millionen Einwohnerstadt Jinan beheimateten Abstiegskandidaten Shandong Luneng binnen weniger Monate zum Topteam umzubauen. Felix Magath wünscht sich das Leistungsprinzip zurück in den deutschen Fußball. Dabei hätte es nicht weiter zu interessieren, ob da einer „als Deutscher, Deutsch-Türke oder Türke“ spielt, der Blick muss alleine auf die Leistung gerichtet sein.

„Im Zusammenhang mit Bundesligaspielen hört man fast nur noch von Taktik. Wie die Taktik war, was die Taktik war und wie man die Taktik verändert hat. Als das bei der Weltmeisterschaft nicht funktionierte, war von Taktik keine Rede mehr. Die anderen Mannschaften haben sich auch nicht an unsere Taktik gehalten und einfach gegen uns gewonnen. Der neue Weltmeister Frankreich hat als Schlüssel für den Erfolg Disziplin, Mannschaftsgeist und Fitness herausgestrichen.“

Aber wer mit Magath sprich erlebt einen leisen, nachdenklichen, abwägenden Gesprächspartner. Ein Raubtier auf leisen Pfoten?

Felix Magath im Gespräch mit Tichys Einblick.
Das ganze Interview lesen Sie im neuen Heft 10-2018 von Tichys Einblick.
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16 Kommentare

  1. Zu glauben es gäbe im Fussball „die Lösung“ bei der Trainerwahl ist naiv. Allerdings sollten gescheiterte Trainer auch die Konsquenzen ziehen, alleine schon um ihrer selbst willen. Ebenfalls ist nicht nachvollziehbar warum Spieler die sichtbar keine bis wenig Leistung und Einsatz gezeigt haben, überhaupt aufgestellt werden.

  2. Gucken Sie doch nicht immer so auffordernd zum Herrn Winter, Herr Tichy. Der sagt schon was, wenn es soweit ist.?

  3. Richtig ist, dass Felix Magath mit dem VFL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister wurde. Einem VFL Wolfsburg, den vorher so niemand richtig ernst nahm und dem eher mit etwas Glück immer ein Platz im zweiten Drittel der Bundesligatabelle prophezeit worden war.
    Richtig ist auch, dass 2008/2009 Leistung, Fitness und Teamgeist absolut im Vordergrund standen. Diese Maxime hat vorher unbekannten Spielern eine Karriere in der Welt ermöglicht, die ohne Magath vielleicht so nicht oder erst sehr viel später hätte stattfinden können (z.B. Edin Dzeko).
    In Wolfsburg bleibt Herr Magath ein Held – trotz des Abgangs nach Schalke, denn dieser Abgang war schon besiegelt, bevor die Meisterschaft auch nur im Entferntesten in Wolfsburg in Betracht gezogen wurde. Es ist auch richtig, dass er bei seiner Rückkehr zum VFL nicht an die Erfolge im Meisterschaftsjahr anknüpfen konnte, aber am Prinzip für langfristigen Erfolg ändert es nichts.
    Im Sport wie in der Politik geht es nicht mehr um Prinzipien, Leistung und Teamgeist, es geht nur noch um die „richtige“ Gesinnung und Darstellung nach außen, dem wird alles untergeordnet.
    Konsequenzen bei Fehlentwicklungen und Mißerfolgen sind nur noch Lippenbekenntnisse, Kritik wird sofort beleidigt mit Totschlagargumenten (Rassismus etc.) ad absurdum geführt.
    Die Parallelen von Fußball und Politik in Deutschland sind für mich unübersehbar.
    Jogi hätte besser beim Fußball bleiben sollen, als sich als politische Figur mißbrauchen zu lassen. Nach früheren Erfolgen nicht dem Größenwahn zu erliegen, sondern auf dem Teppich zu bleiben ist wohl nicht so einfach wie jeder denkt.
    Die einzig ehrliche Konsequenz aus der letzten Weltmeisterschaft wäre der sofortige Rücktritt als Bundestrainer gewesen. Sorry, ich sehe keinen Grund Herrn Löw in Schutz zu nehmen, er ist nicht besser als die vielen Politiker, die auf Teufel komm raus an ihrem Sessel kleben.

  4. Ein nettes lockeres Gespräch, in dem die Herren Tichy und Winter ein wenig vergeblich versucht haben, die Brücke vom Fußball zur Politik zu schlagen. Das könnte zum einen daran gelegen haben, daß wenn man jemanden interviewt, der nie in etwas anderem als Fußball tätig war, eben über Fußball gesprochen wird, oder daß der Herr Magat dann doch zu Medienerfahren ist, um manche direkte Frage auch direkt zu beantworten. Die eine oder andere Lebensweisheit wurde dann aber doch gestreift. Wenn Herr Tichy von „zuviel Watte“ spricht, hat er vollkommen recht, im Fußball wie gesellschaftlich. Allerdings kommen Gespräche mit Fußballern bei TE selbst ein wenig wie Watte daher. Aber immerhin, ein Konservativer (?) als Geprächspartner, der tatsächlich wie eine Gegenentwurf zu Löw wirkt. Jetzt hab ich’s ja mit dem Fußball nicht so sehr, deswegen erwarte ich mit Spannung die nächsten Gespräche von TE, z.B. Wallasch/Kauder, Tichy/Kipping, Herles/Merkel, Steinhöfel/Maas, Röhl/Roth, Douglas/KGE, Paetow/Junker, Tipi/Höcke, Winter/Trump, Spahn/Wagenknecht, Müller-Vogg/Hofreiter, Prinz von Croy/Stegner, Douglas/Baerbock, Goergen/Lindner – also so als Auswahl für’s Erste. Gut, die eine oder andere Menschenrechtsverletzung ist bei diesen Kombinationen nicht ganz auszuschließen und möglicherweise sind meine Vorschläge ja selbst schon eine, aber das Fußballer-Interview hat bei mir eine ganz neue Erwartungshaltung ausgelöst.

  5. Was für ein absolut sympathisch ehrlicher Typ.
    Jemand der durch Leistung oder besser Eigenleistung auffällt. Jemand der die Leistung von sich wie von anderen fordert. Jemand der Arbeit nicht ins Nirwana delegiert so dass die Probleme bleiben. Jemand der Lösungen forciert. Jemand mit Übersicht und Interesse an der Aufgabe. Ein Freund klarer, harter Sprache. Ein Problemlöser.

    Als Anekdote:
    Einer meiner Lehrer hatte eine ähnlich „harte“ Art an sich, trotz eines Schalks(wie Herr Magath) im Nacken. Er ist und bleibt mir bis heute am nachhaltigsten im Kopf und er war mir eindeutig der sympathischste aller meiner Lehrer. Damals habe ich das anders gesehen, nicht komplett anders aber anders.
    Schade dass heute viele Eltern ihrem Nachwuchs keinen Gefallen mehr tun und ihre Schützlinge nur noch zu Schneeflocken verhätscheln. Die Lehrer müssen gar aufpassen dass sie nicht von den Eltern verklagt werden weil ihrem Schneeflöckchen irgendwo in der Schule ein kleines Zäckchen ausgebrochen wurde.

    Andere Zeiten, miese Zeiten, in denen man sich nicht mehr beweisen braucht bzw. kann, zumindest nicht durch Leistung.
    Schließlich sind wir doch alle gleich oder? Ein Kollektiv. Jemand ist auf irgendeinem Gebiet besser? Dann ist er quasi ein Rassist, wenigstens ein Kapitalist.
    Leistung wird kollektiviert, also warum anstrengen? Spätestens der Staat greift jeden Monat beherzt zu und Arbeitet mit dem Geld unter dem Deckmantel der „Demokratie“, „Alternativlos“ gegen einen. Unzufrieden? Warum? Wir sind doch ein „reiches Land“. (absolut unerklärlich dass davon nicht beim Bürger ankommt, dass das Geld sogar gegen ihn verwendet wird.)
    Aber „Wir“ schaffen das.

    Eine Frage die mir bisher niemand beantworten konnte: wenn wir doch alle so gleich sind, warum fordert man im linken Lager dann Multi-Kulti? Bzw. warum sollte Multi-Kulti dann anders bzw. das bessere gleich sein? Ist Multi-Kulti nicht genau das Gegenteil von „alle gleich“? Sehe ich da etwa versteckten Rassismus gegenüber den verschiedenen gleichs?
    Oder geht‘s im linken Lager doch nur darum sich selbst zu verleugnen um damit zu kokettieren – spätestens auf der (internationalen)Klassenfahrt.
    Einfach nur peinlich, weil geistiges Niveau achte bis zehnte Klasse.
    Und derartiges Niveau findet sich im Bundestag, im Jahre 2018.
    Kritisch ist anders, und progressiv schon mal ganz anders.
    Und da ist nun fast einzig die AfD die diese lächerlich zurückgebliebenen Kinder im Bundestag mal vorführt.

    • Kinder lehnen sich gern gegen die Erwachsenen auf. Leider haben wir im Deutschland des Jahres 2018 eine gewaltige Menge Kinder in jeder Altersgruppe, die sich gegen die wenigen verbliebenen Erwachsenen stellen.

  6. Herr Magath hat recht. Es ist zu viel Geld im Spiel. Nur weil ein paar Kamelscheichs nicht wissen wohin mit ihrem Geld ist diese Sportart völlig degeneriert. Die Verdienstmöglichkeiten in diesem Sport sind völlig ausgeartet und stehen in keiner Relation zu den gestellten Anforderungen. Weder geistig, noch körperlich.

  7. Ein wesentliches Problem scheint mir zu sein, das technisch hochbegabte Individualisten, welche den Unterschied ausmachen können, in der Bundesliga regelrecht verpönt sind. In diesem Sinne hat der Herr Magath Recht, wenn er die taktische Zwangsjacke als das Maß aller Dinge als das größte Problem ansieht. Die führt nämlich dazu, das nicht Fußball gespielt, sondern Fußball gearbeitet wird.

  8. Kein gutes Interview, finde ich. Magath soll das sagen, was die Interviewer gerne hören möchten, ihm werden die Antworten in den Mund gelegt. Zum Glück geht er nicht darauf ein.
    Für ein kritisches Interview, für ein journalistisches, hätte man auch mal die Methoden Magaths diskutieren können: zum Beispiel, verletzte Spieler aufs Feld schicken, obwohl der Arzt davon abrät.

  9. Ein Trainer muss zur richtigen Zeit die richtige Mannschaft trainieren. So einfach ist es.
    Carlo Ancelotti war vor seiner Zeit bei Bayern München erfolgreich, trotzdem hat es in München nicht gepasst. Domenico Tedesco war in der vergangenen Saison der richtige Trainer für Schalke. Ob das auch in dieser Saison der Fall ist, muss sich erst noch zeigen.

    Felix Magath wurde 2009 mit Wolfsburg deutscher Meister, konnte allerdings bei seiner Rückkehr 2011 nicht an seinen Erfolg anknüpfen.

    Es gibt einen schönen Satz: Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Wenn der Erfolg eintritt, entwickelt sich eine Eigendynamik, die fast zum Selbstläufer wird. Ist eine Mannschaft erfolgreich, ist alles, was der Trainer macht, richtig. Hierdurch wird dann schnell übersehen, dass die Bedingungen für den Erfolg sich auch verändern können. Notwendige Anpassungen werden dann nicht vorgenommen. Die deutsche Nationalmannschaft ist hierfür das beste Beispiel.

  10. Ehrlich gesagt, interessiert mich diese Kirmestruppe nicht mehr. Frühestens zumEM-Halfinale 2020 schaue ich wieder rein. Und falls ich mal ein paar völlig bescheuerte Frisuren sehen möchte, leihe ich mir bei Oma Krause die neue Brigitte.

  11. Fussballanalysen im Nachhinein haben den „Vorteil“, dass sie nicht mehr falsifizierbar sind.

    Man kann dann munter drauf los schwadronieren, warum die Nationalmannschaft gescheitert ist.

    Vor der WM gab es wenige pessimistische Stimmen.
    Ich glaube, Felix Magath wäre ausgelacht worden, wenn er vor der WM gefordert hätte, man solle die Taktik vergessen.

  12. Ist zwar interessant auf Tichy über Fußball zu lesen, ABER „Wieder kämpfen, statt über Taktik reden“ ist genau das Problem, wieso die Bundesliga so unfassbar schlecht und abgeschlagen ist.

    Außer natürlich der FC Bayern und da hat man dann auch in jedem Spiel von allem etwas.

    Der Großteil der Clubs hat sich leider für ein reaktives Spielsystem festgelegt. „Kein Tor kassieren und kontern“. International sieht man damit aber keinen Stich, da man ab einem gewissen Level einfach das Spiel machen muss, oder wenigstens annehmen.

    Kämpfen kann jeder. Gut spielen muss man üben. Und ja, dafür muss man auch über Taktik reden.

    spielverlagerung.de kann ich da nur wärmstens empfehlen.

  13. MAN MUSS VOR ALLEM GWINNEN WOLLEN, Hunger haben. Der Zweite ist der erste Verlierer. Aber selbst vom Zweiten kann die gegenwärtige Truppe nur träumen. Es gab mal eine Zeit, da hätte man es sich schier nicht vorstellen können, dass unsere Nationalmannschaft mal in der Vorrunde mit nur einem Törchen (noch dazu Standard) rausfliegen würde. Gary Lineker sagte mal: „Fußball ist ganz einfach. 22 Mann, ein Ball und Deutschland gewinnt.“ Michel Platini hat mal vor einem WM-Turnier gesagt: „Wenn die Deutschen gut sind werden sie Weltmeister, wenn sie schlecht sind kommen sie ins Finale.“ Eben, und fliegen nicht in der Vorrunde. Wenn das einem Trainer früher passiert wäre, er hätte wohl seine Koffer gepackt in Richtung Mars. Heute wischt man so eine Katastrophe einfach vom Tisch-als sei nichts gewesen. Naja, wenn unser Land schon vor die Hunde geht, warum der Fußball dann nicht auch?

    • Meine Großmutter sagte : “ wenn der Teufel den Gaul hat kann er auch noch den Zaum
      mitnehmen .“ !

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